Die Geschichte und die Bibel zeigen: Der biblische Sabbat ist der Samstag, der wahre siebte Tag der Woche. Die meisten Kirchen versammeln sich heute jedoch am Sonntag zum Gottesdienst. Wie ist es dazu gekommen und warum?
Von Scott Ashley
Gottes Gebot bezüglich des Sabbats ist eindeutig: „Gedenke des Sabbats: Halte ihn heilig! Sechs Tage darfst du schaffen und all deine Arbeit tun. Der siebte Tag ist ein Ruhetag, dem Herrn, deinem Gott, geweiht. An ihm darfst du keine Arbeit tun ... Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbat gesegnet und ihn geheiligt“ (2. Mose 20,8-11; Einheitsübersetzung).
Gott wiederholt die Grundlagen dieses Gebotes in 5. Mose 5, Verse 12-15 und in 3. Mose 23, Vers 3, wo er den wöchentlichen Sabbat als eines der „Feste des Herrn, die ihr ausrufen sollt als heilige Versammlungen“ bezeichnet (alle Hervorhebungen durch uns). Hier erklärt Gott, dass der Sabbat eines seiner Feste ist, der nicht nur für das jüdische Volk oder das alte Israel ist, wie viele meinen. Er erklärt auch, dass es sich um eine „heilige Versammlung“ handelt.
Wir sehen klare Aussagen, dass der Sabbat heilig ist – ausgesondert, wie Gott selbst wiederholt erklärt hat. Es ist ein Tag, an dem wir uns von unserer normalen Arbeit erholen und uns versammeln, um Gott anzubeten und ihn zu ehren.
Doch trotz dieser klaren Anweisungen und der Tatsache, dass Jesus Christus sich selbst zum „Herrn des Sabbats“ erklärt hat (Matthäus 12,8; Markus 2,28), betrachten die meisten Christen heute den Sonntag als Sabbat oder meinen, der Sabbat habe keine Bedeutung mehr. Doch um es ganz klar zu sagen: Der Sonntag ist der erste Tag der Woche, so wie es in den Kalendern von alters her steht (auch wenn seit Januar 1976 der Sonntag durch die Kalenderreform an das Ende der Woche verlegt wurde).
Der biblische Sabbat dauert von Sonnenuntergang am Freitag bis Sonnenuntergang am Samstag, denn die Bibel zählt die Tage so, dass sie bei Sonnenuntergang beginnen (siehe 1. Mose 1,5. 8. 13. 19. 23. 31; 3. Mose 23,32).
Wie und wann hat dieser Wechsel stattgefunden? Wer hat diesen unbiblischen Austausch eingeführt und warum?
Eine Geschichte mit dunkler Vergangenheit
Um die Geschichte zu verstehen, müssen wir ins erste Jahrhundert zurückblicken und die mächtigen Widrigkeiten verstehen, die auf die frühe Kirche einwirkten.
Norbert Brox, Professor für Alte Kirchengeschichte an der Universität Regensburg, beschreibt die frühe Kirche vor der Wende folgendermaßen: „Die ersten [christlichen] Gemeinden stellten damit eine Gruppenbildung innerhalb des Judentums in Palästina dar ... Die Christen glaubten wie zuvor an den Gott Israels, ihre Bibel war die Bibel der Juden ... Denn sie lebten (wie Jesus) weiterhin in der jüdischen Praxis von Tempelkult und Gesetz (Apostelgeschichte 2,46; 21,26) und machten auf Außenstehende den Eindruck eben einer jüdischen Sekte (Apostelgeschichte 24,5. 14; 28,22), nicht den einer neuen Religion. Und sie hatten wohl auch selbst keine andere Meinung von sich als die, Juden zu sein“ (Kirchengeschichte des Altertums, Patmos Verlag, 1998, Seite 12-13).
Dies wird in der Apostelgeschichte deutlich. Die Mitglieder der Urkirche setzten die Praktiken fort, die sie von alters her kannten. Dazu gehörte auch, dem Beispiel Jesu Christi zu folgen und am Sabbat den Gottesdienst zu halten und ihn zu heiligen (Matthäus 12,8; 24,20; Markus 1,21; 2,27-28; 6,2; 16,1; Lukas 4,16; 13,10; 23,56; Apostelgeschichte 13,14. 42. 44; 16,13; 17,1-3; 18,4).
Doch innerhalb weniger Jahrzehnte begannen sich die Dinge zu ändern. Zur Zeit der Apostel führten einige, die von sich behaupteten, treue Diener Christi zu sein, Irrlehren ein. Der Apostel Paulus beschrieb solche Männer und die Methoden, die sie anwandten: „Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter und verstellen sich als Apostel Christi. Und das ist auch kein Wunder; denn er selbst, der Satan, verstellt sich als Engel des Lichts. Darum ist es nichts Großes, wenn sich auch seine Diener verstellen als Diener der Gerechtigkeit“ (2. Korinther 11,13-15).
Im Laufe der Zeit entstand ein großer Schaden durch diese falschen Lehren. Der Apostel Johannes beschrieb am Ende des ersten Jahrhunderts einen falschen Prediger, der eine führende Stellung in einer Gemeinde erlangt hatte. Dieser Mann wies kühn die Boten des Johannes ab und exkommunizierte treue Gläubige (3. Johannes 9-10).
Die Briefe des Johannes vollendeten die Sammlung von Episteln und Schriften, die das Neue Testament ausmachten. Mit dem Tod des Johannes haben wir jedoch keinen zuverlässigen Zeugen mehr für die Veränderungen, die im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung eingeleitet wurden. Stattdessen gibt es für die nächsten Jahrhunderte verwirrende und zum Teil widersprüchliche Überlieferungen.
Verfolgung führt zur Veränderung
Das Fehlen zuverlässiger Informationen aus dieser Zeit kann teilweise auf die Verfolgung der Kirche zurückgeführt werden. Zur Zeit des römischen Kaisers Nero (54-68 n. Chr.) wurde Christen die Schuld für den Brand Roms zur Last gelegt und viele starben als Märtyrer. Einige Jahre später verlangte der Kaiser Domitian (81-96 n. Chr.), dass alle Bewohner des römischen Reichs ihn als Gott anbeten mussten.
Christen und Juden, die diese Anbetung aus Gehorsam gegenüber Gottes Geboten verweigerten, wurden mit Strenge verfolgt. In den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten wurden Christentum und Judentum Opfer blutiger Verfolgungswellen.
Im ersten und zweiten Jahrhundert nach Christus gab es jüdische Aufstände gegen die Römer. Besonders die zweite Rebellion, der Bar-Kochba-Aufstand, resultierte in Verfolgung für Juden und das Judentum. Nach seiner Eroberung Jerusalems zerstörte Kaiser Hadrian (117-138 n. Chr.) die Stadt, baute auf den Ruinen eine neue Stadt auf und verbannte alle Juden permanent aus der Stadt. Außerdem verbot er das Ritual der Beschneidung und das Halten des biblischen Ruhetags.
Professor Brox beschreibt die Auswirkung dieser Maßnahmen auf die Kirche: „Nachdem die Judenchristen Palästinas im Ersten Jüdischen Krieg (66-70) vertrieben, dann aber nach Jerusalem zurückgekehrt waren, mussten sie nach dem Bar-Kochba-Aufstand, dem Zweiten Jüdischen Krieg gegen die Römer (132-135), als Beschnittene das Land verlassen, was das vorläufige Ende dieser [Jerusalemer] Kirche bedeutete“ (Brox, Seite 29).
Anhand der spärlichen geschichtlichen Überlieferungen scheint es der Fall gewesen zu sein, dass eine große Anzahl Christen jeden Anschein einer Verbindung zum Judentum zu meiden begann, um selbst Verfolgung in dieser Zeit der großen Judenverfolgung zu entgehen. In dem öffentlichen Teil des Christentums begann ein bedeutender Wandel von den Lehren der Apostel hin zur antijüdischen religiösen Philosophie.
Frühere Praktiken, die von Jesus und seinen Aposteln gehalten worden waren und im Judentum verwurzelt waren – wie das Ruhen und der Gottesdienst am wöchentlichen Sabbat und das Einhalten der von Gott angeordneten Feste, die in der Bibel zu finden sind –, begannen schnell zu schwinden, als sich neue Bräuche in die Kirche einschlichen. Nur wenige brachten den Mut auf, sich der ständigen Verfolgung auszusetzen, weil sie den biblischen Praktiken, die von den Aposteln Christi überliefert wurden, treu blieben.
In dieser dunklen Zeit entwickelte sich eine ganz andere Version des Christentums, eine Version, die ihren Sitz in Rom hatte und in der sich die gottesdienstlichen Praktiken deutlich unterschieden. Gegen Ende des zweiten Jahrhunderts stellte Bischof Viktor I. von Rom (189-199 n. Chr.) ein Ultimatum, dass alle „der sonntäglichen [Gottesdienst-]Praxis der römischen Kirche zu folgen hätten“ (Brox, Seite 124).
Konstantin vertritt ein anderes „Christentum“
Konstantins Herrschaft als Kaiser (306-337 n. Chr.) änderte in dramatischer Weise die Richtung, in die sich das Christentum fortan bewegte. Unter seiner Herrschaft wurde das Christentum zur Staatsreligion des römischen Reiches und er wurde getauft (wenn auch erst kurz vor seinem Tode).
Unter seiner Oberaufsicht wurde auf dem Konzil von Nizäa (325 n. Chr.) die biblische Feier des Passahs zugunsten des von Menschen geschaffenen Osterfestes verworfen, das mehr und mehr heidnische Bräuche aufnahm.
Konstantin erklärte diejenigen, die sich weigerten, der Führung der römischen Kirche zu folgen, zu Ketzern, die exkommuniziert werden sollten. Der Brief, den er daraufhin schrieb, zeigt, wie empört er über die Praktiken war, die er für „jüdisch“ hielt, die aber in Wirklichkeit biblische Gebote waren.
„Zunächst schien es unwürdig zu sein, jenes hochheilige Fest [Ostern] nach dem Brauch der Juden zu feiern, die ihre Hände durch ihr gottloses Verbrechen befleckt haben und darum mit Recht als Menschen, auf denen Blutschuld lastet, mit Blindheit des Geistes geschlagen sind ... Nichts soll uns also gemein sein mit dem verhassten Volke der Juden!
Denn wir haben vom Erlöser einen andern Weg erhalten, vorgezeichnet ist unserer heiligsten Religion eine Bahn, die gesetzmäßig und gebührend ist, diese wollen wir einmütig einhalten und von jener schimpflichen Gemeinschaft [der Juden] uns trennen, geliebte Brüder!“ (Eusebius, „Vier Bücher über das Leben des Kaisers Konstantin“, 3.18).
Der britische Historiker Paul Johnson fasst zusammen, wie Konstantins Ansatz, religiöse Praktiken zu verschmelzen, ein verfälschtes Christentum hervorbrachte und das Heidentum mit biblischen Elementen vermischte: „Viele Christen machten keinen klaren Unterschied zwischen diesem Sonnenkult [Mithraismus] und ihrem eigenen. Sie ... hielten ihre Gottesdienste sonntags ab, knieten in Richtung Osten nieder und feierten ihr Geburtsfest am 25. Dezember, dem Geburtstag der Sonne zur Wintersonnenwende ... Hat sich das Kaisertum dem Christentum ergeben oder hat sich das Christentum dem Kaisertum prostituiert?“ (A History of Christianity, 1976, Seite 67-69).
Vom Sabbat zum Sonntag
Konstantins Vorliebe für die Sonnenanbetung veranlasste ihn, den wöchentlichen Ruhetag für Christen formell zu ändern: „Im Jahr 321 führte Konstantin den Sonntag als wöchentlichen Ruhetag der von ihm religionspolitisch christianisierten Gesellschaft ein, der arbeitsfrei war ... So griff man auf das Alte Testament zurück und leitete die Arbeitsruhe des christlichen Sonntags aus dem jüdischen Sabbatgebot ab, mit dem der Sonntag an sich nichts zu tun hatte ... So wurde durch spätantike staatliche Gesetzgebung aus dem christlichen Herren- oder Auferstehungstag letztlich der heutige bürgerliche Sonntag“ (Brox, Seite 123).
Eine Zeit lang hielten manche in dem jetzt größtenteils verwandelten Christentum weiter am Sabbat und an den anderen Festen fest, die Jesus und die Apostel gehalten hatten. Das dauerte aber nicht lange. Robin Fox, Dozent für altertümliche Geschichte an der Oxford-Universität, stellt dazu fest: „In den 430er Jahren n. Chr. sprach sich der christliche Rat von Laodizea im Detail gegen die christliche Einhaltung des jüdischen Sabbats ... und ihr Halten jüdischer Feste aus“ (Pagans and Christians, Knopf, New York, 1987, Seite 482).
Das Edikt des Konzils über den Sabbat lautete: „Christen dürfen nicht judaisieren, indem sie am Sabbat ruhen, sondern sie müssen an diesem Tag arbeiten, vielmehr den [Sonntag] ehren und, wenn sie können, dann als Christen ruhen. Wer sich aber als Judaist erweist, der sei anathema [abgeschnitten] von Christus.“
Was folgte, waren Jahrhunderte der Verfolgung durch die nun vereinigte kirchlich-staatliche Macht. Die Einhaltung des Siebenten-Tags-Sabbats wurde weitgehend ausgerottet – mit Ausnahme einer kleinen, verstreuten Minderheit, die weiterhin den Geboten Gottes treu folgte.
Wann und wie änderte sich also der christliche Ruhetag und Gottesdienst?
Die Wahrheit über die Änderung von Gottes Gebot
Kardinal James Gibbons, der Erzbischof von Baltimore im späten 19. Jahrhundert, gibt die Wahrheit über den Wechsel zum Halten des Sonntags anstelle des biblischen Siebenten-Tags-Sabbats zu:
„Ihr möget die Bibel lesen von der Genesis bis zur geheimen Offenbarung und ihr werdet nicht ein einziges Wort finden, welches die Heilighaltung des Sonntags anordnet. Die Schriften fordern die religiöse Einhaltung des Sabbats, eines Tages, den wir nicht mehr heiligen“ (Der Glaube unserer Väter, Verlag Denziger Brothers, New York, 1879, Übersetzung Bistum Basel, Seite 70).
Und The Convert’s Catechism of Catholic Doctrine gibt diese prägnante Frage-Antwort-Erklärung zu der Geschichte, die wir in diesem Beitrag behandeln:
„F: Welcher Tag ist der Sabbat?
A: Samstag ist der Sabbattag.
F: Warum halten wir den Sonntag statt des Samstags?
A: Wir begehen den Sonntag anstelle des Samstags, weil die römisch-katholische Kirche beim Konzil von Laodizea die Heiligkeit des Samstags auf den Sonntag verlegte“ (Peter Geiermann, 1957, Seite 50).
Viele protestantische Konfessionen erkennen ebenfalls an, dass der Samstag der biblische Sabbat ist. Diese Änderung des wöchentlichen Ruhetags wurde von der römisch-katholischen Kirche vorgenommen, und es gibt keine biblische Grundlage für die Einhaltung des Sonntags:
„Da Samstag, nicht Sonntag, in der Bibel festgelegt wird, ist es nicht seltsam, dass Nichtkatholiken, die behaupten, ihre Religion direkt aus der Bibel und nicht von der Kirche zu beziehen, den Sonntag anstelle des Samstags halten?
Ja, natürlich ist das inkonsequent, doch diese Änderung gab es ca. fünfzehn Jahrhunderte vor der Geburt des Protestantismus, bei der dieser Brauch überall beachtet wurde. Die Protestanten haben den Brauch beibehalten, obwohl er auf der Autorität der römisch-katholischen Kirche beruht, nicht auf einem expliziten Bibeltext“ (Dr. John O’Brien, Faith of Millions, Seite 543-544).
Gott überlässt uns nicht die Frage, wie wir ihn anbeten wollen, sondern nur die Frage, ob wir ihn gemäß seiner Anordnung anbeten werden. Es gibt Christen, die Gott treu folgen und die Segnungen genießen, die sich aus der Befolgung seiner Gebote ergeben. Sie haben den „schmalen“ Weg des Lebens entdeckt, den nur wenige finden (Matthäus 7,14). Mögen auch Sie mit Gottes Hilfe seinen Willen suchen und ihm folgen!