Bietet die biblische Prophetie entscheidende Erkenntnisse und Einsichten in eine Welt, die von Tag zu Tag verwirrender und gefährlicher wird? Oder spiegeln die Prophezeiungen der Bibel nur verträumtes Wunschdenken wider?
Von Darris McNeely
Immer wieder werden wir gefragt: „Wo stehen wir heute hinsichtlich der biblischen Prophetie?“ Das ist eine berechtigte Frage, auf die man verschiedene Antworten erhalten wird. Im Grunde wurde Jesus gegen Ende seines Wirkens die gleiche Frage von seinen Jüngern gestellt. Sie wollten wissen, wann die von Jesaja, Jeremia und Hesekiel vorhergesagten Schlüsselereignisse eintreten würden.
Die Evangelien (Matthäus 24, Markus 13 und Lukas 21) berichten von seiner Antwort an seine Jünger. Hier finden wir sowohl Einzelheiten als auch große Tendenzen, die vor dem Ende dieses Zeitalters eintreten müssen. Jesus mahnt zur Geduld in der Erwartung seiner Wiederkunft und der Errichtung seines Reiches, indem er zu seinen Jüngern sagt: „Seht zu und erschreckt nicht. Denn es muss geschehen. Aber es ist noch nicht das Ende“ (Matthäus 24,6; Lutherbibel 2017).
Jesus sagt uns im Wesentlichen: „Seid geduldig und wacht.“ Das geduldige Warten mit Ausdauer und einem wachsamen Verständnis des Weltgeschehens wird uns die Antwort auf die Frage geben, wo wir uns auf der Zeitachse der Ereignisse befinden, die zu seinem zweiten Kommen und zum Anbruch des neuen Zeitalters des Reiches Gottes führen.
Drei große prophetische Trends, angefangen mit dem Nahen Osten
In unserer Zeitschrift Gute Nachrichten präsentieren wir die geopolitischen Ereignisse aus einer biblischen Weltsicht, die auf den wichtigsten prophetischen Aussagen beruht, die wir aus der Bibel lernen können. Dabei geht es insbesondere um drei Schlüsselkomponenten.
Erstens beobachten wir, was im Nahen Osten im Hinblick auf den Staat Israel geschieht. Jerusalem steht im Zentrum der biblischen Prophetie. Auf diesen Ort konzentrierte sich Jesus, als er warnte: „Wenn ihr Jerusalem von feindlichen Heeren eingeschlossen seht, dann seid gewiss: Seine Zerstörung steht bevor“ (Lukas 21,20; Gute Nachricht Bibel). Die Heere, die sich am Ende des Zeitalters zum Kampf versammeln, werden anscheinend nahe Jerusalem sein, im „Tal der Entscheidung“ (Joel 4,14). Damit ist offensichtlich das Kidrontal zwischen der Ostseite der Stadt und dem Ölberg gemeint.
Christus wird zu diesem Berg zurückkehren, von dem er nach seiner Auferstehung aufgestiegen ist. Jesus „wurde ... zusehends aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg. Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern.
Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen“ (Apostelgeschichte 1,9-11; siehe auch Sacharja 14,4).
Geopolitisch gesehen hat der Nahe Osten die Welt im letzten Jahrhundert stark beeinflusst. Mit der Entdeckung des Erdöls auf der arabischen Halbinsel und der zunehmenden Abhängigkeit der Welt von fossilen Brennstoffen hat das, was in dieser Region geschieht, großen Einfluss auf die Welt.
Heute ist die Bedrohung durch Atomwaffen ein Mittel zur Förderung extremer religiöser Ideologien. Der Staat Israel steht meist im Mittelpunkt, wenn regionale Bedrohungen durch Krieg und Unruhen ausbrechen. Die Juden in Israel sind entschlossen, sich nicht aus dem Land vertreiben zu lassen, das den Nachkommen Abrahams vor Jahrtausenden versprochen wurde.
Schauen Sie jedes Mal in die Nachrichten, wenn Sie etwas über Israel, den Iran, Saudi-Arabien oder andere Staaten des Nahen Ostens lesen. Merken Sie sich ihre Namen und sehen Sie sich eine Karte der Region an. Schauen Sie sich einen Globus oder eine Weltkarte an und erkennen Sie die strategische Lage des Nahen Ostens im Verhältnis zu anderen Ländern. Ein großer Teil der Weltgeschichte und der Endzeitprophezeiungen bezieht sich auf diese Region.
Der Aufstieg Babylons zum endgültigen Römischen Reich
Ein zweites Schlüsselelement unserer geopolitischen Weltsicht ist der prophezeite Aufstieg eines Systems, das die Bibel „Babylon die Große“ nennt (vgl. Offenbarung 18,2). Das Zentrum dieses zukünftigen Weltsystems ist Europa. Die historische Rolle Europas als Macht mit weltweitem Einfluss und als Wiege des abendländischen Christentums ist von zentraler Bedeutung für das Verständnis nicht nur der westlichen Zivilisation, sondern auch der prophetischen Botschaften in den biblischen Büchern Daniel und Offenbarung.
Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich in Europa ein Bündnis aus politischer, wirtschaftlicher und religiöser Macht, in dessen Zentrum die wachsende Rolle des römisch-katholischen Papsttums und des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation stand. Mit der Krönung Karls des Großen im Jahr 800 n. Chr. begann eine kirchlich-staatliche Union, die im Laufe der Jahrhunderte aufstieg, fiel und sich immer wieder neu erfand. Europa ist das einzige Weltreich, das bei all seinen Auferstehungen in der Asche jedes Untergangs den Samen seiner erneuten Auferstehung in sich trägt. Der Kontinent hat die moderne Welt entscheidend geprägt.
Wir werden eine weitere Wiederbelebung dieses alten Systems erleben. Offenbarung 13, Vers 3 zeigt, dass die ganze Welt staunen wird, wenn sie den Aufstieg eines neu auferstandenen Römischen Reiches sieht: „An einem Kopf des Tieres sah ich eine tödliche Wunde; aber diese Wunde wurde geheilt. Alle Welt lief dem Tier voller Bewunderung nach“ („Hoffnung für alle“-Bibel). Die Macht und Autorität des Tieres wird sich auf die ganze Erde auswirken.
Seit mehr als 27 Jahren helfen die Artikel und Videos der Gute Nachrichten -Redaktion unseren Lesern, die Hintergründe der Europäischen Union zu verstehen, die sich zu einer Weltwirtschaftsmacht mit einer Währung, die mit dem US-Dollar konkurriert, entwickelt hat. Derzeit sind die USA immer noch die führende Nation in der Welt und Europa ist noch nicht in der Lage, die USA diesbezüglich herauszufordern.
Vom Moloch der Endzeit, wie er in den Prophezeiungen Daniels und der Offenbarung beschrieben wird, ist die heutige Europäische Union weit entfernt. Aber sie ist immer noch eine Großmacht, und die Ereignisse in Europa haben zu einem deutlichen Anstieg der Ausgaben für Rüstung und militärische Verteidigung geführt.
Tatsächlich sind die Ausgaben so hoch wie seit dem Ende des Kalten Krieges vor über 30 Jahren nicht mehr. Ein wichtiger Grund dafür ist die russische Invasion in die Ukraine im Jahr 2022. Die europäischen NATO-Staaten haben erkannt, dass sie mehr Verantwortung für ihre Verteidigung übernehmen müssen.
Unter den EU-Ländern ist Deutschland derzeit der größte Geld- und Waffenlieferant der Ukraine. Damit liegt es an zweiter Stelle nach den USA, die mehr Geld und Waffen liefern als jedes andere Land. Die politische und ökonomische Realität in Europa ist komplex. Um ihren enormen Energiebedarf zu decken, waren Deutschland und andere EU-Staaten auf Russland angewiesen.
Aber jeder Landkrieg in Europa hat Auswirkungen auf die globale Stabilität. Das Vorgehen Russlands war ein Weckruf, der den europäischen Staaten gezeigt hat, dass sie für ihre Verteidigung selbst verantwortlich sind und sich nicht dauerhaft auf die Vereinigten Staaten von Amerika verlassen können.
Die Geschichte lehrt uns, dass wir versuchen sollten, diese Ereignisse zu verstehen. Die biblische Prophetie und Jesus selbst mahnen uns, das Weltgeschehen aufmerksam zu beobachten und mit einer biblischen Weltsicht zu betrachten.
Der Wegfall der Segnungen Abrahams
Ein drittes großes prophetisches Thema, das wir in der Redaktion Gute Nachrichten verfolgen, ist die erstaunliche Rolle, die Amerika und Großbritannien bisher gespielt haben. Durch den göttlichen Plan, der den Patriarchen Abraham gesegnet hat, sind diese Staaten, ihre Völker und damit ein großer Teil der Weltbevölkerung zu Wohlstand gekommen. Die Verheißungen des ersten Buches Mose, die Abraham und seinen Nachkommen eine einzigartige Stellung in der biblischen Geschichte und in der Geschichte der Menschheit einräumten, haben sich im Laufe der Zeit auf diese beiden Länder ausgeweitet.
Dieses Verständnis der Bibel, der Prophezeiungen und der Geschichte ist in unserer Zeit kaum noch im Bewusstsein der Menschen. Aber eine ehrliche Geschichte, verbunden mit der geistlichen Einsicht in diese Verheißung, lässt Gottes Plan und Absicht in seiner ganzen Tiefe erkennen. Geschichte und biblische Prophetie werden nicht nur lebendig, sondern lassen uns auch die Gefahren aktueller Tendenzen erkennen, die unsere gegenwärtige Weltordnung stören.
Ein Trend, der uns geradewegs in eine Abwärtsspirale der Moral führen könnte, ist die LGBTQIA+-Hysterie. Sie ist bemüht, die natürliche Ordnung von Ehe, Familie, Sexualität und Geschlecht – alles gottgegebene Gaben bzw. Werte – neu zu ordnen. Heute exportiert Amerika dieses tödliche Gift. Jedes Jahr im Juni wird das Land mit wachsender Inbrunst mit einer Diät aus „Pride Monat“-Propaganda gefüttert. Sie zielt darauf ab, unsere Sensibilität für Unmoral in einem Ausmaß dessen von „Sodom und Gomorra“ mürbe zu machen.
Letztlich geht es nicht nur um die gesellschaftliche Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Ehen oder um die Rechte von Homosexuellen. Es geht um viel mehr. Dahinter steht eigentlich das Ziel, die Religionsfreiheit und die biblisch begründete Religion in all ihren Ausprägungen aus dem öffentlichen Raum zu verdrängen.
Das ist in Wirklichkeit eine wahrhaft antibiblische Absicht. So etwas hat unsere Generation auch noch nicht erlebt. Um eine Ahnung davon zu bekommen, wohin wir uns bewegen, lesen Sie den Bericht in 1. Mose 19 über die Menschen von Sodom, die die Türen von Lots Haus aufbrachen.
Dies ist das Schlachtfeld, auf dem sich die Zerstörung Amerikas und weiterer Länder abspielt. Jedes Land, das dieser gottfeindlichen Führung folgt, wird das Gericht Gottes erleiden. Wir beobachten diesen schrecklichen Trend, weil wir den wahren Hintergrund hinter Amerikas Entstehung verstehen.
Wir haben Gott vergessen
In diesem Jahr jährt sich zum 40. Mal der Tag, an dem der große sowjetische Dissident Alexander Solschenizyn eine beeindruckende Rede hielt. Nach der Verleihung des Templeton-Preises erzählte er eine Geschichte mit den Worten, die er von alten Menschen gehört hatte. Sie erklärten ihm, warum das Übel des Kommunismus in Russland Einzug gehalten hatte: „Diese Dinge sind geschehen, diese großen Katastrophen sind über Russland hereingebrochen, weil die Menschen Gott vergessen haben.“
Und wie ist es heute um die USA bestellt? Traurigerweise hat ein böser Geist Amerika erfasst, der das Land und mit ihm die Welt von Gott wegführt. Dies wird zu den großen prophetischen Ereignissen führen, die dem Ende dieses Zeitalters und der Wiederkunft Jesu Christi vorausgehen.
In dieser Zeit müssen wir geduldig warten und die Trends beobachten. In diesem Sinn ermahnte Jesus seine Jünger: „Hütet euch aber, dass eure Herzen nicht beschwert werden mit Fressen und Saufen und mit täglichen Sorgen und dieser Tag nicht plötzlich über euch komme wie ein Fallstrick; denn er wird über alle kommen, die auf der ganzen Erde wohnen. So seid allezeit wach und betet, dass ihr stark werdet, zu entfliehen diesem allen, was geschehen soll, und zu stehen vor dem Menschensohn“ (Lukas 21,34-36). Seien wir wachsam und passen wir gut auf, damit wir nicht verführt werden!