An der Schönheit der Schöpfung erkennt man die Existenz eines liebevollen Gottes. Und doch wird das Bild durch Bosheit und Elend befleckt. Warum gibt es das Böse? Ist Gott machtlos dagegen?
Von Victor Kubik
Warum gibt es Schrecken wie Völkermord, Terrorismus, Massenmord, Folterung und Serienmord? Warum toben immer irgendwo sinnlose Kriege, in denen verarmte und verhärmte Menschen massenweise in noch tieferes Elend gestürzt werden oder gar ums Leben kommen? Kann denn Gott nichts dagegen tun? Wird das Böse jemals von der Erde verschwinden?
In den letzten einhundert Jahren gab es einen rasanten Anstieg an solchen Gräueltaten, in deren Folge Hundertmillionen gestorben und Milliarden von Menschen wirtschaftlich und politisch abgestürzt sind.
Wie sehr man sich auch gegen das Böse im Zeichen von Kriegen, Unruhen, Misswirtschaft und gesellschaftlichem Niedergang ausspricht, es wird so gut wie nichts unternommen, um den Missständen entgegenzuwirken. Ganz im Gegenteil: Mit der Entwicklung immer gefährlicherer Waffen wird die Selbstausrottung der Menschheit immer wahrscheinlicher.
Auch die Verhaltensnormen im Umgang einzelner Menschen miteinander verfallen immer mehr. Was früher als sündhaft, schrecklich und verwerflich galt, wird immer mehr akzeptiert. Eine Grafik bei Facebook, die dem Autor und Journalisten Dwight Longenecker zugeschrieben wird, beschreibt diese Entwicklung so: „Zunächst drücken wir vor dem Bösen ein Auge zu. Dann tun wir so, als wäre es in Ordnung. Dann schaffen wir die Gesetze ab, die es verpönen. Dann fördern wir es. Dann feiern wir es. Dann verfolgen wir diejenigen, die es immer noch ,böse‘ nennen.“
Es ist klar, dass wir bereits an dem Punkt angelangt sind, den der Prophet Jesaja im Sinn hatte, als er schrieb: „Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen! Weh denen, die weise sind in ihren eigenen Augen und halten sich selbst für klug!“ (Jesaja 5,20-21).
Ein markantes Beispiel liefert die Praxis der Abtreibung. Im Amerika der 1950er und 1960er Jahre war die Abtreibung einfach verboten. Die Tötung eines neu gezeugten Kindes im Mutterleib war einfach undenkbar. Sie galt als Mord!
Das Gewissen der ganzen Gesellschaft betrachtete das Leben im Mutterleib als heilig und unantastbar. Heute ist das aber ganz anders! Ein Kind mit einem schlagenden Herz im Mutterleib gilt nicht mehr als Mensch, sondern nur noch als „menschliches Gewebe“, das vernichtet und ohne jede Würde in den Müll geworfen werden darf.
Die Abtreibung gilt heute als Recht und wird ohne jede Scham vollzogen. Wenn einer diese Praxis in Frage stellt, muss er mit heftigen Drohungen rechnen, wie zum Beispiel: „Bleiben Sie mit Ihren Gesetzen meinem Leibe fern!“ Was einmal verboten und verpönt war, wird heute erlaubt und gutgeheißen. Es sind denn auch seit 1973 über sechzig Millionen Abtreibungen in den USA vollzogen worden. Nach neuerer Gesetzgebung ist die Abtreibung heute sogar in den letzten Wochen einer Schwangerschaft erlaubt.
Der Apostel Paulus warnte vor einer Zeit, in der eine starke Zunahme an verkehrtem, bösem Denken die Gesellschaft in ihren Grundfesten erschüttern würde:
„Das sollst du aber wissen, dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten kommen werden. Denn die Menschen werden viel von sich halten, geldgierig sein, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, zuchtlos, wild, dem Guten Feind, Verräter, unbedacht, aufgeblasen. Sie lieben die Wollust mehr als Gott; sie haben den Schein der Frömmigkeit, aber deren Kraft verleugnen sie; solche Menschen meide!“ (2. Timotheus 3,1-5; alle Hervorhebungen durch uns).
Wir leben heute in einer solchen Zeit. Täglich in den Nachrichten lesen wir von ungehemmten Zornesausbrüchen, von Hass, von Rache, von Selbstsucht und von psychologischem Trauma, das von bösem Verhalten verursacht wird. Es wird aber noch schlimmer kommen.
Wo kam dieses ganze Böse her? Warum lässt es Gott zu? Und wie wird er mit dem Bösen aufräumen?
Wie kann ein guter Gott das Böse zulassen?
Viele Atheisten begründen ihre Haltung damit, dass sie nicht an einen Gott glauben können, der einerseits gütig und allmächtig sein soll, aber auf der anderen Seite unfähig ist, Krieg, Leiden und Ungerechtigkeit zu verhindern. Wenn er uns nach seinem Ebenbild geschaffen haben soll, sei es unverständlich, dass er böses Tun überhaupt zulässt. Wie kann er denn – so lautet das Argument – derart gefühllos und blind sein?
Ähnliche Fragen stellten auch große Männer der Bibel. Da ist zum Beispiel der Prophet Jeremia: „Herr, wenn ich auch mit dir rechten wollte, so behältst du doch Recht; dennoch muss ich vom Recht mit dir reden. Warum geht’s doch den Gottlosen so gut, und die Abtrünnigen haben alles in Fülle?“ (Jeremia 12,1).
Hiob klagt: „Warum bleiben die Gottlosen am Leben, werden alt und nehmen zu an Kraft? Ihr Geschlecht ist sicher um sie her, und ihre Nachkommen sind bei ihnen. Ihr Haus hat Frieden ohne Furcht, und Gottes Rute ist nicht über ihnen“ (Hiob 21,7-9).
In den Psalmen lesen wir: „Herr, wie lange sollen die Gottlosen, wie lange sollen die Gottlosen prahlen?“ (Psalm 94,3). Vielleicht stört es uns ebenfalls. Dass das Böse ungehemmt und ungehindert weiter blüht, widerspricht unserem Gerechtigkeitssinn. Wenn so viele Philosophen, Religionsgemeinschaften und angebliche Experten sich gegen das Böse ausgesprochen haben, gibt es eine Quelle von einfachen, handfesten Antworten?
Wie wird das Böse zu einem Ende kommen? Wird das Böse überwunden werden oder wird es uns überwinden?
Verschiedene Kulturen und Religionsgemeinschaften haben sich bemüht, den wahrgenommenen Gegensatz zwischen Gut und Böse im Wesen des Menschen zu ergründen. Sie erklären diesen Gegensatz mit Begriffen wie „Dualismus“ oder mit negativen und positiven Kräften. In östlichen Religionen wird von Yin und Yang als gegensätzlichen Kräften gesprochen.
Unter weltlichen und religiösen Denkern gibt es zahlreiche Theorien für die Schattenseiten der menschlichen Natur. Aber was sind die wahren Antworten?
Die Bibel bietet glaubwürdige, deutliche und wahrhaftige Erklärungen als Antworten auf diese Fragen. Wer die Bibel beim Wort nimmt und sich darin vertieft, findet sowohl eine Erklärung als auch einen zeitlichen Rahmen für Entstehung, Blüte und Untergang des Bösen. So wie wir eine Geschichte haben, die mit der Erschaffung des Menschen begann und mit einer Bestimmung in einem künftigen Leben endet, so hat auch das Böse seine eigene Geschichte.
Entstehung und Zukunft des Bösen offenbart
Der Begriff des Bösen spielt in der Bibel eine große Rolle. Die Bibel offenbart, dass es das Böse schon lange vor der Erschaffung des Menschen gab. Die Geschichte des Bösen beginnt mit einem mächtigen Engelwesen, das in der lateinischen Übersetzung der Bibel, der Vulgata, „Luzifer“ genannt wird. Der Prophet Jesaja erzählt vom Hochmut dieses Wesens, der zu einem Putschversuch gegen Gott geführt hat:
„Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern [Vulgata: Luzifer]! Wie wurdest du zu Boden geschlagen, der du alle Völker niederschlugst! Du aber gedachtest in deinem Herzen: Ich will in den Himmel steigen und meinen Thron über die Sterne Gottes erhöhen, ich will mich setzen auf den Berg der Versammlung im fernsten Norden. Ich will auffahren über die hohen Wolken und gleich sein dem Allerhöchsten.
Ja, hinunter zu den Toten fuhrst du, zur tiefsten Grube! Wer dich sieht, wird auf dich schauen, wird dich ansehen und sagen: Ist das der Mann, der die Welt zittern und die Königreiche beben machte, der den Erdkreis zur Wüste machte und seine Städte zerstörte und seine Gefangenen nicht nach Hause entließ?“ (Jesaja 14,12-17).
Ein Jahrhundert nach Jesaja erzählt der Prophet Hesekiel ebenfalls von diesem Aufstand des Schurkenengels. Er war einer der Cherubim gewesen, die den Thron Gottes bedeckten und durch eine Skulptur über der Bundeslade dargestellt worden waren. Hier erfahren wir auch den Ausgang des Putschversuches:
„Du warst das Abbild der Vollkommenheit, voller Weisheit und über die Maßen schön. In Eden warst du, im Garten Gottes, geschmückt mit Edelsteinen jeder Art, mit Sarder, Topas, Diamant, Türkis, Onyx, Jaspis, Saphir, Malachit, Smaragd. Von Gold war die Arbeit deiner Ohrringe und des Perlenschmucks, den du trugst; am Tag, als du geschaffen wurdest, wurden sie bereitet.
Du warst ein glänzender, schirmender Cherub und auf den heiligen Berg hatte ich dich gesetzt; ein Gott warst du und wandeltest inmitten der feurigen Steine. Du warst ohne Tadel in deinem Tun von dem Tage an, als du geschaffen wurdest, bis an dir Missetat gefunden wurde. Durch deinen großen Handel wurdest du voll Frevels und hast dich versündigt. Da verstieß ich dich vom Berge Gottes und tilgte dich, du schirmender Cherub, hinweg aus der Mitte der feurigen Steine.
Weil sich dein Herz erhob, dass du so schön warst, und du deine Weisheit verdorben hast in all deinem Glanz, darum habe ich dich zu Boden gestürzt und ein Schauspiel aus dir gemacht vor den Königen. Weil du mit deiner großen Missetat durch unrechten Handel dein Heiligtum entweiht hast, darum habe ich ein Feuer aus dir hervorbrechen lassen, das dich verzehrte und zu Asche gemacht hat auf der Erde vor aller Augen. Alle, die dich kannten unter den Völkern, haben sich über dich entsetzt, dass du so plötzlich untergegangen bist und nicht mehr aufkommen kannst“ (Hesekiel 28,12-19).
Der Herrscher dieser Welt und der Gott dieses Zeitalters
Diese beiden Bibelabschnitte beschreiben die Entstehung des Bösen, das heißt, des Denkens und Handelns im Gegensatz zu Gott. Es fing damit an, dass Luzifer ein überhebliches Selbstbild entwickelte. Seine Überheblichkeit führte zu Unzufriedenheit, zu Kritik, zu Bitterkeit, zu Rebellion und zu einem misslungenen Versuch, Gott von seinem Thron zu stürzen.
Gott hatte Luzifer und die anderen Engel mit Entscheidungsfreiheit ausgestattet. So konnten sie zwischen den beiden grundsätzlichen Lebenswegen wählen: dem Weg der Liebe, der aktiven Rücksichtsnahme und Fürsorge auf der einen Seite, und dem Weg der Selbstsucht auf der anderen.
Luzifer und seine engelhaften Anhänger, die dadurch zu Dämonen wurden, entschieden sich für den Weg des Egoismus. Luzifer hieß fortan „Satan“ und „Teufel“, was so viel heißt wie „Feind“ bzw. „Verleumder“.
Der Aufstand Satans und seiner Dämonen – das war ein Drittel der Engel – wurde niedergeschlagen. Die Rebellierenden wurden auf die Erde geworfen: „Und es erschien ein anderes Zeichen am Himmel, und siehe, ein großer, roter Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Häuptern sieben Kronen [das sind Sinnbilder für weltliche Mächte, die aus ihm kommen], und sein Schwanz fegte den dritten Teil der Sterne des Himmels [symbolisch für die Heerscharen der Engel] hinweg und warf sie auf die Erde“ (Offenbarung 12,3-4; siehe auch Lukas 10,18).
Nur wenige Verse weiter erfahren wir von einem zukünftigen Krieg im Himmel (Offenbarung 12,7-8), in dessen Verlauf Satan und seine Diener wieder auf die Erde geworfen werden sollen: „Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, und er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen“ (Vers 9).
Seit seinem Aufstand gegen Gott ist Satan von Hass gegen Gott und den Menschen erfüllt und verdirbt die Erde, auf die er verbannt wurde. Sein Sinnen und Trachten sind auf die Zerstörung der Schöpfung und die Vereitelung des göttlichen Heilsplanes ausgerichtet.
Dieses böse Wesen wird in der Bibel auch „der Herrscher dieser Welt“, „der Mächtige, der in der Luft herrscht“, „Baalsebub“, „Belial“, „der Vater der Lüge“ und „der Versucher“ genannt.
Die Welt, in der wir leben, ist der Herrschaftsbereich Satans – zumindest vorläufig. Paulus erklärt uns, was Satan unter den Menschen der Welt heute anstellt, „den Ungläubigen, denen der Gott dieser Welt den Sinn verblendet hat, dass sie nicht sehen das helle Licht des Evangeliums von der Herrlichkeit Christi, welcher ist das Ebenbild Gottes“ (2. Korinther 4,4).
Paulus erinnert die Christen daran, dass auch sie einst der Verführung Satans auf den Leim gegangen waren:
„Auch ihr wart tot durch eure Übertretungen und Sünden, in denen ihr früher gelebt habt nach der Art dieser Welt, unter dem Mächtigen, der in der Luft herrscht, nämlich dem Geist, der zu dieser Zeit am Werk ist in den Kindern des Ungehorsams. Unter ihnen haben auch wir alle einst unser Leben geführt in den Begierden unsres Fleisches und taten den Willen des Fleisches und der Sinne und waren Kinder des Zorns von Natur wie auch die andern“ (Epheser 2,1-3).
Im Bericht des Lukas über die Versuchung Jesu durch den Teufel erfahren wir, dass Satan über alle Reiche der Welt herrschte. Er war aber bereit, sie Jesus zu unterstellen, wenn sich Jesus ihm nur untertan machte. Damit verfolgte der Teufel weiterhin seinen Plan, Gott von seinem Thron zu stürzen:
„Und der Teufel führte ihn hoch hinauf und zeigte ihm alle Reiche der Welt in einem Augenblick und sprach zu ihm: Alle diese Macht will ich dir geben und ihre Herrlichkeit; denn sie ist mir übergeben und ich gebe sie, wem ich will. Wenn du mich nun anbetest, so soll sie ganz dein sein“ (Lukas 4,5-7).
Doch Jesus lehnte das Angebot ab, und Satan zog sich zurück.
Das Böse hält Einzug ins Leben des Menschen
Kehren wir nun zurück zum Anfang der Geschichte des Menschen. Dort erfahren wir, dass der Mensch mit göttlichen Eigenschaften und Merkmalen ausgestattet wurde: „Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau“ (1. Mose 1,27). Von allen Kreaturen wurde der Mensch für eine höhere Bestimmung ausgewählt als alle anderen Lebewesen: Er sollte eine besondere Beziehung zur Gottfamilie haben.
Gott stellte die ersten Menschen in den Garten Eden, eine ideale Umgebung, in der sie unmittelbaren und persönlichen Zugang zu ihrem Schöpfer hatten. Wie wir aus 1. Mose 2 wissen, gab es in diesem Garten zwei besondere Bäume. Gott ließ den Zugang zu diesen Bäumen absichtlich offen und gab dem Menschen ausdrückliche, einfache Anweisungen.
Hier begegnen wir zum ersten Mal in der Bibel dem Begriff des Bösen. Einer dieser besonderen Bäume hieß „der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen“, der andere hingegen „der Baum des Lebens“. Adam und Eva sagte Gott, sie dürften nach Herzenslust vom Baum des Lebens essen. Aber wenn sie vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen essen sollten, dann sollten sie sterben. Sie mussten sich entscheiden. Beides konnten sie nicht haben.
Wie aus seinem Namen zu ersehen ist, stellte der Baum des Lebens die Verlängerung des Lebens dar. Der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen war ein Sinnbild dafür, dass man selbst über Gut und Böse entscheidet. Er stellt einen empirischen Ansatz dar, nach dem der Mensch dieses und jenes ausprobiert, um festzustellen, was gut und was böse ist. Dieser Ansatz führt bekanntlich zu fraglichen und unsicheren Ergebnissen.
Nachdem Gott Adam und Eva seine Anweisungen gegeben hatte, zog er sich zurück, um das Paar aus der Ferne zu beobachten.
Aus diesem Anlass erschien eine Schlange, das heißt Satan der Teufel, wie wir aus Offenbarung 12, Vers 9 wissen, und schlich sich durch den Garten, um das erste Menschenpaar anzusprechen. Satans Herrschaftsbereich war immer noch die Erde. Die Anweisungen, die Gott den beiden Menschen gegeben hatte, zog er umgehend in Zweifel.
Er warf Gott außerdem vor, Adam und Eva das vorzuenthalten, was er selbst begehrte, nämlich Gott zu sein und alles zu haben: „Gott weiß: an dem Tage, da ihr davon esst, werden eure Augen aufgetan, und ihr werdet sein wie Gott“ (1. Mose 3,5). Satan konnte seine Machtgier einfach nicht bändigen.
Eva und Adam taten genau das, was ihnen Gott untersagt hatte. Sie aßen die verbotene Frucht – mit katastrophalen Folgen. Sie wurden aus dem Garten Eden vertrieben und büßten jeden Zugang zum Baum des Lebens ein. Sie wurden in die Welt des Satans gestoßen, der sie verführt hatte: „Deshalb, wie durch einen Menschen die Sünde in die Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben“ (Römer 5,12). Den Tod und das, was zum Tode führt, haben auch wir geerbt.
Die Welt, die sich Adam und Eva wählten, war ganz anders als das Paradies, das sie am Anfang bewohnt hatten. Diese neue Heimat sollte bald von noch mehr Sünde und auch von Gewalt überzogen werden. Kain, der erstgeborene Sohn des ersten Elternpaares, schlug seinen Bruder Abel tot. Die Welt machte 1600 Jahre lang weiter, und dann kam die Sintflut in den Tagen Noahs. Gottes Urteil über die damalige Welt lautete:
„Als aber der Herr sah, dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war immerdar, da reute es ihn, dass er die Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen“ (1. Mose 6,5-6).
Um die Bosheit der Menschen der damaligen Zeit einzuschränken, ließ Gott eine Überschwemmung kommen, die nur acht Menschen überlebten. Es war nicht Gottes Absicht, alles Böse auszurotten. Die Familie Noahs vermehrte sich und bevölkerte die Erde neu.
Aber auch die Nachkommen Noahs standen schwer unter dem Einfluss von Satans bösem Geist! Sowohl die weltliche als auch die biblische Geschichte des Menschen seither ist eine endlose Litanei an Streitigkeiten, Kriegen und bösen Handlungen jeder vorstellbaren – und unvorstellbaren – Art.
Schert sich Gott denn überhaupt?
Gott ist zwar allmächtig und könnte jederzeit allem Bösen ein Ende bereiten, aber das würde seinem Heilsplan zuwiderlaufen. Denn zu diesem Heilsplan gehört, dass der Mensch mit Entscheidungsfreiheit ausgestattet ist, was darauf hinausläuft, dass der Mensch die Freiheit besitzt, auch verwerfliche Entscheidungen zu treffen.
Solche Entscheidungen ziehen selbstverständlich böse Folgen nach sich, aber gerade das ist geeignet, dem Menschen zu helfen, Einsicht in die Dummheit seines Tuns zu gewinnen. Der Sog zum Bösen, der von Satan ausgeht, sorgt schon für schlimme Zustände in der Welt, aber er hilft denen, die sich dagegen stemmen, göttlichen Charakter zu bilden.
Gott lässt das Böse nur für eine begrenzte Zeit zu. Er lässt es so lange zu, bis seine Absichten damit erfüllt sind
Es ist Gott ganz bestimmt nicht gleichgültig, was Sie und ich in dieser Welt erleben, die unsere Heimat ist. Jesus Christus wurde ein Mensch aus Fleisch und Blut, um die Leidens- und Todesstrafe auf sich zu nehmen, welche die Folge der Bosheit ist – für diejenigen, die zur Abkehr vom Weg der Selbstsucht bereit sind.
Jesus wird wiederkehren, um sein globales Friedensreich zu errichten. Die Herrschaft Satans ist darauf ausgerichtet, alles zu durchkreuzen, was Gott auf der Erde unternimmt. Aber Sie können sich darauf verlassen, dass ihm das nicht gelingen wird. Und Satans böse Herrschaft wird bald zu Ende gehen!
Jesus kehrt zur Erde zurück, um die Herrschaftsordnung Gottes wiederherzustellen. In dem Mustergebet, das Christus seinen Jüngern gab, und in seiner Bergpredigt hält er uns dazu an, nach dem Reich Gottes zu trachten und ständig für dessen Kommen zu beten: „Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt. Dein Reich komme . . . Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit“ (Matthäus 6,9-10. 33).
Das Reich Gottes wird kommen und Satan entmachten. In dem Mustergebet heißt es auch, dass wir Gott bitten sollen, „uns von dem Bösen“ zu erlösen. Wir sollen um Schutz vor unserer gefährlichen Umgebung und ihrem feindseligen Herrscher bitten.
Satan und seine Dämonen werden während der gerechten Herrschaft Jesu Christi über die Erde eintausend Jahre lang gefesselt sein. Danach werden sie für eine kurze Zeitspanne wieder auf freien Fuß gesetzt werden:
„Und ich sah einen Engel vom Himmel herabfahren, der hatte den Schlüssel zum Abgrund und eine große Kette in seiner Hand. Und er ergriff den Drachen, die alte Schlange, das ist der Teufel und der Satan, und fesselte ihn für tausend Jahre und warf ihn in den Abgrund und verschloss ihn und setzte ein Siegel oben darauf, damit er die Völker nicht mehr verführen sollte, bis vollendet würden die tausend Jahre. Danach muss er losgelassen werden eine kleine Zeit“ (Offenbarung 20,1-3).
Auch diese kurze Zeitspanne wird dazu dienen, den Menschen zu helfen, aus ihren Fehlern zu lernen und im Widerstand gegen Versuchungen stärker zu werden.
Satans Tage werden zu Ende gehen, wenn er und seine Dämonen in einen feurigen Pfuhl geworfen werden (Verse 7-10; Matthäus 25,41). Ein ähnliches Schicksal werden auch die Menschen erleben, die Gott hartnäckig ablehnen und nichts von einer Lebensumkehr wissen wollen. Das Feuer wird sie vernichten (Offenbarung 20,13-15; 21,8). Dann wird es mit der Bosheit endgültig vorbei sein.
Einen Einblick in die Zeit nach der Beseitigung alles Bösen vermittelt uns das Buch Offenbarung: „Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen“ (Offenbarung 21,3-4).
Das Böse in der Welt ist Gott gar nicht gleichgültig! Alles Böse und alles Leid, das daraus entsteht, wird vertilgt werden. Der Baum des Lebens wird wieder zugänglich sein (Offenbarung 22,1-3. 14).
Das ganze Elend, das die bösen Handlungen der Menschen mit sich gebracht haben, wird in ein rechtes Licht gerückt werden. Denn so schlecht wie die Umstände auch sein können, haben wir folgenden Trost von Paulus: „Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll. Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden“ (Römer 8,18-19). Letzten Endes wird alles, was die Menschen in diesem Leben ertragen haben, sich auch gelohnt haben.
Das Böse wird auf ewig ausgerottet sein. Möge Gott diese wunderbare Aussicht bald wahr machen! Lassen wir unsere Sehnsucht danach in unserem täglichen Gebet zum Ausdruck kommen: „Dein Reich komme!“