Geht Ihre Familie richtig mit den elektronischen Massenmedien um? Wir zeigen Ihnen zehn Prinzipien, die Ihnen helfen können, die Kontrolle zu behalten und den Medienmißbrauch auszuschalten.
Von Howard Davis
Ob Sie es glauben oder nicht, Ihre Familie wird mit großer Wahrscheinlich manipuliert, und zwar von einem Verführer, der mit Ihrer Zustimmung bei Ihnen zu Hause wirkt.
„Wie ist das möglich?“ werden Sie wohl fragen. Wenn man zuläßt, daß sich Außenstehende in die eigenen Familienangelegenheiten einmischen und durch ihren Einfluß die negative Seite der menschlichen Natur ausnutzen. Viele lassen sich nämlich unbewußt von Medienmachern – den Produzenten und Vermarktern von Fernsehprogrammen, Videos, Musik- und Computerspielen – mißbrauchen, indem sie deren Wertvorstellungen kritiklos übernehmen.
Obwohl die Unterhaltungsmedien informativ und positiv sein können, gibt es auch schlechte Unterhaltung. Wir müssen lernen, die gute zu nutzen und die schlechte zu meiden. Man sollte auch wissen, daß zu viel des Guten schlecht sein kann.
Wie groß ist der Medieneinfluß auf die Familie? Einer Studie des Südwestdeutschen Rundfunks zufolge sehen Kinder im Alter von 3 bis 13 Jahren im Jahr 120 Stunden Zeichentricksendungen, 56 Stunden Informationen (dazu zählen auch die täglichen Talk-Shows), 54 Stunden Werbung, 40 Stunden Unterhaltung und 12 Stunden Sport. Darüber hinaus verbringen sie einen großen Teil ihres Tages damit, Musik im Radio, auf Kassetten oder CDs zu hören und Video- und Computerspiele zu spielen.
Nicht selten müssen auch Erwachsene zugeben, daß sie durch einen passiven Medienkonsum viel Zeit und Gesundheit vergeuden – sie lassen zu, daß Fernsehen, Videos und weitere elektronische Geräte ihre Zeiteinteilung bestimmen und sie von sportlichen und anderen produktiven Aktivitäten, selbst von genügend Schlaf, abhalten.
Untersuchungen zeigen, wie exzessiver Fernsehkonsum im engen Zusammenhang mit Gewaltausübung, Depressionen und Übergewicht steht. Obwohl manche Menschen meinen, das Fernsehen sei ein gutes Mittel gegen Streß, haben Wissenschaftler herausgefunden, daß das Fernsehen nicht selten Streß auslösen kann, während es zugleich die Motivation nach produktiven Unternehmungen drastisch senkt.
Die Kontrolle zurückgewinnen
Wie sieht es in Ihrer Familie aus? Leider wird zu selten erkannt, daß das Leben viel schöner sein kann, wenn wir anfangen, den Medienkonsum zu kontrollieren, anstatt uns von den Medien kontrollieren zu lassen. Viele erkennen nicht, daß man den Mißbrauch durch Medien am besten stoppt, indem man feste Familienregeln setzt, die diplomatisch eingeführt werden.
Massenmedien sind dazu geschaffen, unseren Verstand zu stimulieren bzw. zu kontrollieren, um unsere Aufmerksamkeit gefangenzunehmen – und zwar bis zu einem Punkt, an dem Wissenschaftler ihre Auswirkungen mit süchtig machenden Drogen gleichsetzen. Wenn man sich nicht bewußt dafür entscheidet, den eigenen Medienkonsum innerhalb eines beständigen und positiven Lebensstils mit Bedacht zu lenken, wird man kaum verhindern können, ein Opfer der Medien zu werden.
In manchen Ländern wird der Ruf nach einer positiven Mediennutzung, auch Medienkompetenz genannt, immer lauter. Ironischerweise haben die Bemühungen um die Medienkompetenz in den Vereinigten Staaten den geringsten Erfolg.
Bei den Bestrebungen, Medienkompetenz in der Bevölkerung zu erreichen, geht es darum, Schülern und Eltern zu helfen, ein kritisches Denken zu erlernen, um der Kultur entgegenzuwirken, welche uns dazu konditioniert, passiv alles zu akzeptieren und kritiklos aufzunehmen.
Psychologische Studien und Analysen von Gehirnströmen haben ergeben, daß der Konsum von Fernsehen und anderen elektronischen Medien – dazu gehören Video- und Computerspiele –, die Konsumenten nach nur wenigen Minuten in einen milden Trancezustand versetzt. Einige nennen dies die passive Gedankenlosigkeit.
Akademische Untersuchungen sind weiterhin zu dem Schluß gelangt, daß feste aber faire Familienregeln, die unter anderem Gewalt und Sex aus dem Medienkonsum verbannen, sehr wichtige Faktoren sind, um Schülern beim Erreichen hoher akademischer Leistungen zu helfen.
Zehn Prinzipien der gesunden Mediennutzung
Die gute Nachricht ist, daß man negative Verhaltensweisen ändern kann. Sie können nämlich abgelegt werden! Ihre Familie kann lernen, die Medien zum eigenen Vorteil zu nutzen. Dies erfordert im allgemeinen den Bruch mit vielen unserer alten Gewohnheiten.
Es nicht überraschend, daß der amerikanische Lehrerverband und die US-Akademie der Kinderärzte (repräsentiert 55 000 Kinderärzte) sowie viele von der Regierung in Auftrag gegebenen Studien in ihrem Rat bezüglich des Konsums von Massenmedien mit den Ratschlägen der Bibel übereinstimmen.
Wenn Sie erst einmal einen festen Beschluß getroffen haben und diese Prinzipien einen Monat lang eingehalten haben, ist es, ohne bestimmte Bibelstellen oder akademische Studien zu zitieren, nicht schwierig, die folgenden Grundprinzipien zu verstehen und zu befolgen.
Sofern Sie als Eltern Ihr Leben verändern wollen, sollten Sie dies mit Ihren Kindern besprechen, weil nicht selten große Änderungen in dem Verhalten der ganzen Familie erforderlich sein werden. Eltern sollten gemeinsam Regeln aufstellen und sie ihren Kindern erklären.
1. Lieber selbst etwas tun, als nur zuzuschauen. Um ein reiches und ausgeglichenes Leben zu garantieren, das auf Gedankenaustausch und Unternehmungen basiert, binden Sie sich und Ihre Familie in eine Reihe von Aktivitäten ein. Begrenzen Sie den passiven Konsum in allen Lebensbereichen. Genauso wie zu viel Junkfood ungesund ist, wird der Medienkonsum zu einem Problem, wenn er unser Leben aus dem Gleichgewicht bringt. Ihre Familie sollte mehr tun, als nur passiv und gedankenlos aufzusaugen, was ihr gerade vorgesetzt wird.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfiehlt, Kleinkinder bis zu 5 Jahren täglich nicht mehr als 30 Minuten fernsehen zu lassen, Kinder bis zu 9 Jahren nicht mehr als 60 Minuten. Kinder bis zu 13 Jahren sollten nicht mehr als 90 Minuten fernsehen. Erwachsene sollten dabei mit gutem Beispiel vorangehen.
2. Stellen Sie Ihren Fernseher mit Bedacht auf. Stellen Sie Ihren Fernseher dort auf, wo Sie und Ihre Familie sich bewußt bemühen müssen, ihn zu benutzen. Wenn nicht das Fernsehen und das Internet Ihre ganze Zeit einnehmen sollen, dann stellen Sie Ihren Fernseher und Computer nicht dort auf, wo sie leicht zugänglich sind. Das bedeutet, die Geräte aus Schlaf- und Kinderzimmern herauszuhalten. Weise Eltern stellen den Fernseher dort auf, wo sie Einfluß auf die Programmauswahl ihrer Kinder nehmen können. Vielleicht sollten Sie den Fernseher in einen Fernsehschrank stellen, damit das Gerät nicht rund um die Uhr läuft.
Auch wenn Sie befürchten, einen Familienkrieg auszulösen – immerhin besitzen ca. 50 Prozent der Schulkinder in den neuen Bundesländern einen Fernseher im Kinderzimmer, in den alten hat jedes dritte Kind ein eigenes Gerät –, erklären Sie Ihren Kindern geduldig, welche Nachteile das Fernsehen im Kinderzimmer haben kann.
Die Experten sind sich darin einig, daß ein Fernseher im Kinderzimmer zu mehr Fernsehkonsum, vernachlässigten Hausaufgaben, Übergewicht und einer wachsenden Isolation gegenüber der Familie führen kann. Gerade die Isolation unter Jugendlichen in der Familie ist heute ein wachsendes Problem.
3. Stellen Sie Familienregeln auf. Die Regeln sollten realistisch sein und eingehalten werden. Beispielsweise könnten Sie Ihren Kindern das Fernsehen erlauben, nachdem sie ihre Hausaufgaben und Pflichten im Haushalt erledigt haben. Einige Eltern erlauben nicht mehr als eine Stunde Fernsehen vor dem Abendessen oder vor dem Zubettgehen. Einige erlauben kein Fernsehen, Internetsurfen oder elektronische Spiele nach 22.00 Uhr.
Welche Regeln Sie auch aufstellen, halten Sie sie ein. Seien Sie aber nicht unnötig inflexibel, wenn die Umstände mal eine Abweichung erforderlich machen. Natürlich meint man häufig, ein bestimmtes Medienangebot würde es einfach erfordern, die Regeln zu brechen. Glauben Sie dies aber nicht. Mit nur ganz wenigen Ausnahmen kann fast alles auf Video aufgenommen werden, damit man es sich zu einem späteren Zeitpunkt ansehen kann.
Viele Erwachsene, deren Eltern den Fernsehkonsum in ihrer Kinder- und Jugendzeit erheblich eingeschränkt hatten, danken ihnen heute für diese scheinbar sehr strengen, aber im nachhinein sehr weitsichtigen Familienregeln. Sie erkennen, daß sie ihre Zeit nutzen konnten, um eine Reihe von Fähigkeiten zu lernen, wie z. B. im künstlerischen, sportlichen oder musikalischen Bereich. Statt die Zeit mit vorgefertigter audiovisueller Unterhaltung zu verschwenden, lernten sie bei ihren verschiedenen Aktivitäten, wie etwa beim Lesen, selbständig zu denken, und sie entwickelten wertvolle Fähigkeiten für ihr späteres Leben.
Diejenigen, die als Kind wenig ferngesehen haben, wuchsen im allgemeinen aktiver auf. Sie wurden produktive Erwachsene mit höheren Ansprüchen, und sie haben ein Gefühl entwickelt, etwas erreicht zu haben. Natürlich wollen solche Menschen als Erwachsene auch ihre eigenen Kinder davor bewahren, ihre Jugend mit einem passiven Medienkonsum zu vergeuden. Deshalb gehören diese Eltern zu den stärksten Befürwortern von festen Regeln bei der Nutzung elektronischer Medien.
4. Planen Sie Ihr TV-Programm. Entscheiden Sie im voraus, welche Programme Sie als Familie in den kommenden Wochen sehen wollen, und bleiben Sie dabei. Mit Ausnahme von Berichterstattungen über Katastrophen oder sonstige besondere Übertragungen können alle Sendungen durch Aufzeichnung mittels eines Videorecorders im voraus geplant werden.
Schalten Sie den Fernseher beim Essen aus. Das ist sehr wichtig für die Gesundheit und das Wohlergehen der Familie. Opfern Sie auf keinen Fall Ihre Familienmahlzeiten für das Fernsehen!
5. Vermitteln Sie Ihren Kindern Medienkompetenz. Sprechen Sie in der Familie darüber, was Sie und die anderen Mitglieder gerne im Fernsehen sehen oder welche Musik Sie hören. Weisen Sie Ihre Kinder darauf hin, welchen Einfluß Fernsehen und Musik auf die eigene Einstellung, das Denken und die Gefühle haben können. Fragen Sie Ihre Kinder. Die Antworten werden Ihnen Aufschluß darüber geben, ob sie die Informationen, die sie gesehen oder gehört haben, richtig verarbeiten können.
6. Fernsehen soll Spaß machen. Einige Fernsehprogramme bereiten eine Menge Spaß, sind aber zugleich auch lehrreich. Doch selbst wenn sie nicht lehrreich sind, manchmal tut es auch gut, wieder einmal richtig laut zu lachen.
7. Sprechen Sie über Mediengewalt und destruktiven Sex. Erklären Sie den Unterschied zwischen produziertem Horror und dem wirklichen Leiden. Erklären Sie, daß Sex außerhalb der Ehe immer negative Nebenwirkungen hat – ganz im Gegensatz zu der harmlosen Art und Weise, wie viele Fernsehsendungen, Kinofilme und die Musikindustrie Sex darstellen. Sprechen Sie über die vielen gewaltverherrlichenden Darstellungen, die scheinbar immer ohne Folgen für die Helden und Schurken bleiben.
8. Wählen Sie qualitativ wertvolle Fernseh-, Video- und Computerprogramme aus. Machen Sie es sich zur Gewohnheit, lehrreiche Fernseh- und Videoprogramme zu sehen. Es gibt viele geschichtliche, biographische, kulturelle und wissenschaftliche Programme, die uns bereichern, informieren und sogar amüsieren und inspirieren können.
9. Gehen Sie mit gutem Beispiel voran. Entscheiden Sie als Erwachsener bewußt, was Sie sich anschauen. Erklären Sie Ihren Kindern und deren Freunden, die zu Besuch kommen, daß die Fernsehgewohnheiten des Haushalts im Einklang mit den Familienwerten stehen. Ihnen muß bewußt sein, daß Ihre Kinder nicht bereit sein werden, auf Programme, die sie selbst gerne sehen möchten, zu verzichten und sich den Familienregeln zu unterwerfen, wenn die eigenen Eltern es nicht selbst tun.
10. Nutzen Sie TV, DVDs oder Videokassetten, um biblische Werte zu unterstützen. Wählen Sie den Inhalt Ihrer Medien danach aus, ob er mit Ihren Familienwerten übereinstimmt. Schlechte Medien sollten nicht in Ihr Haus oder Ihr Leben eindringen können, sondern Ihr Medienkonsum sollte Ihnen dabei helfen, ein gutes Leben zu führen. Analysieren und diskutieren Sie den Medieninhalt, wenn er von Ihren Idealen und den Zielen, die Sie sich gesetzt haben, abweicht.
Wenn mindestens eines dieser Prinzipien nicht mit Ihrem Lebensweg übereinstimmt, hängt es von dem Alter Ihrer Kinder ab, wie diplomatisch und geduldig Sie bei der Einführung dieser Prinzipien vorgehen sollten. Die richtigen Prinzipien anzuwenden, erfordert viel Überlegung und Planung. Die Ergebnisse sind aber die Mühe wert.
Alle zehn Prinzipien können uns zu einem besseren und produktiveren Leben verhelfen. Wir leben heute im Zeitalter der Massenmedien, im dem wir uns 24 Stunden lang unterhalten lassen können. Allerdings brauchen wir uns nicht zu Sklaven der Massenmedien machen zu lassen.
Die Kontrolle über ein Problem zu gewinnen, um eine Veränderung herbeizuführen, erfordert drei einfache Schritte: das Problem zu erkennen, sich für eine Lösung zu entscheiden und diese dann konsequent umzusetzen.