Als der katholische Mönch Martin Luther die römisch-katholische Kirche mit seinen 95 Thesen herausforderte, konnten nur wenige die Unruhen und Spaltungen vorhersehen, die dadurch entstehen würden. Könnten wir heute, 500 Jahre später, die Wiedervereinigung des Christentums erleben? Weist uns die biblische Prophetie auf ein wiedervereinigtes Christentum in der nahen Zukunft hin?

Von Peter Eddington

Hat es je eine Spaltung in Ihrer Kirchengemeinde gegeben? Historisch gesehen wäre das keine große Überraschung, denn es ist eine traurige Tatsache des christlichen Lebens, dass es in den letzten 2000 Jahren, seit Jesu Gründung der Kirche, immer wieder Spaltungen gegeben hat. Die europäische Geschichte zeugt davon, als vor fünf Jahrhunderten das traditionelle abendländische Christentum ein ernsthaftes Schisma erfuhr.

Damals verursachte der Priester und Theologe Martin Luther eine Abspaltung von der römisch-katholischen Kirche. Grund für sein Handeln waren manche Lehren und Praktiken seiner Kirche, die er ablehnte. Unter anderem bestritt Luther vehement die vorherrschende Sichtweise, dass man sich die Sündenvergebung durch Geld erkaufen könne, wie es mit dem Ablasshandel praktiziert wurde.

Das Jahr 2017 feiert das 500-jährige Jubiläum der 95 Thesen Martin Luthers, die er am 31. Oktober 1517 an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg genagelt hat. Diese Thesen waren der Auftakt zur Reformation. Luther wurde später exkommuniziert und seine Thesen wurden 1520 von Papst Leo X. zurückgewiesen. Dies war die zweite große Spaltung des Christentums nach dem Morgenländischen Schisma des 11. Jahrhunderts zwischen den orthodoxen Kirchen und der römisch-katholischen Kirche.

Heute, 500 Jahre später, bleiben wichtige Fragen hinsichtlich der Effektivität der lutherischen Reform unbeantwortet. Wir fragen, ob sie auch in Zukunft andauern wird.

Wird die Reformation wieder rückgängig gemacht werden? Kann die 500-jährige Spaltung überwunden und Katholiken und Protestanten wieder vereint werden?

Das große Jubiläum der Reformation wird dieses Jahr gefeiert, obwohl die lutherischen Kirchen leise von einer Strömung durchzogen werden, die von einer wachsenden Unterstützung für die römisch-katholische Kirche gekennzeichnet ist und die irgendwann einmal ein Ende von Luthers Bewegung bedeuten könnte.

Lutheraner und Katholiken empfangen gemeinsam die Kommunion

Wenn man die heutige Beziehung zwischen Katholiken und Lutheranern untersucht, fällt auf, dass die Differenzen, die diese zwei Glaubensrichtungen 1517 auseinandergetrieben haben, mit der Zeit schwächer geworden sind. Der Keil, der die Gläubigen ursprünglich getrennt hat, wird nach und nach herausgezogen. Verliert die Reformation ihre Identität?

Am 5. Juli 2017 unterzeichneten die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen (mit mehr als 80 Millionen Gläubigen) und der Lutherische Weltbund (mit über 74 Millionen Christen) das „Wittenberger Zeugnis“ und schlossen sich gleichzeitig der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre an. Sie gilt als Meilenstein der christlichen Ökumene, in der sich Katholiken und Lutheraner am Reformationstag 1999 darauf einigten, dass sie durch den Glauben an Christus ein gemeinsames Verständnis der Rechfertigung aus Gottes Gnade teilen.

Der Sekretär des Päpstlichen Einheitsrats, Bischof Brian Farrell, verlas eine Grußbotschaft von Papst Franziskus, der die Unterzeichnung als weiteren wichtigen Schritt auf dem Weg vom Konflikt zur Gemeinschaft begrüßte. Bischof Brian Farrell sagte vor 800 Delegierten, dass die historische Unterzeichnung „eine neue Ära des Vertrauens zwischen den Kirchen geöffnet hat – eine Zeit der Heilung, Versöhnung und der Wiederentdeckung der Gemeinsamkeiten“ (Anli Serfontein, „Pope Francis Hails Declaration Signed at Reformed Churches Gathering in Germany“, Ecumenical News, 5. Juli 2017).

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, verkündete in seinem Eingangsvotum zu dem Festgottesdienst in der Wittenberger Stadtkirche: „Als Kirche setzen wir ein Zeichen für die Einheit in einer zerrissenen Welt. 500 Jahre nach Beginn der Reformation haben wir verstanden, dass wir uns mit der Trennung der Kirche nie abfinden können. Wir haben verstanden, dass wir dazu aufgerufen sind, die Trennung zu überwinden und mutige neue Wege zu gehen, im Bemühen um die Einheit der Kirche“ (5. Juli 2017, www.presseportal.de).

Ein weiteres beredtes Beispiel der ökumenischen Bewegung: Am 15. Januar 2016 wurde einer Gruppe finnischer Lutheraner die Kommunion von einem katholischen Priester während einer Messe im Petersdom angeboten, nachdem sie sich mit Papst Franziskus getroffen hatte. Bischof Samuel Salm bestätigte, dass er die Kommunion angenommen hatte und dass dies „kein Zufall“ gewesen sei („Lutherans Receive Communion at Vatican After Meeting With Pope: Report“, LifeSiteNews.com, 21. Januar 2016).

Am 12. Dezember 2015 sagte Jens Martin Kruse, Pfarrer der deutschen Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Rom, in einem Interview der Zeitung National Catholic Register: „Ich glaube, dass es typisch für Papst Franziskus ist, Türen zu öffnen. Und jetzt haben wir als Kirchen die Pflicht, Wege zu finden, diese offenen Türen mit mehr Leben der ökumenischen Einheit zu füllen“ („Revolution: Rome Lutheran Pastor Says Pope Francis ,Opened Door‘ to Intercommunion“, LifeSiteNews.com, 16. Dezember 2015; Hervorhebung durch uns).

Es scheint, dass leise an einer Wiedervereinigung der Christen durch die Ökumene gearbeitet wird. 500 Jahre der Trennung sollen überwunden werden. Wo führen solche Entwicklungen hin?

Weltweiter Aufruf an Katholiken und Lutheraner

Im Oktober 2016 unterzeichneten Papst Franziskus und Bischof Munib Younan, Präsident des Lutherischen Weltbunds, eine Gemeinsame Erklärung anlässlich des 500-jährigen Jubiläums der Reformation in der lutherischen Kathedrale von Lund. Hier einige Auszüge aus ihrer Gemeinsamen Erklärung:

„Mit dieser Gemeinsamen Erklärung bringen wir Gott unsere frohe Dankbarkeit für diesen Augenblick des gemeinsamen Gebets in der Kathedrale von Lund zum Ausdruck und beginnen damit das Gedenken an 500 Jahre Reformation. 50 Jahre ununterbrochener und fruchtbarer ökumenischer Dialog zwischen Katholiken und Lutheranern haben uns geholfen, viele Unterschiede zu überwinden, und haben unser gegenseitiges Verständnis und Vertrauen vertieft . . .

[Wir] verpflichten uns selbst, in der Gemeinschaft, die in der Taufe wurzelt, weiter zu wachsen, indem wir uns bemühen, die verbleibenden Hindernisse zu beseitigen, die uns davon abhalten, die volle Einheit zu erlangen . . . Wir sehnen uns danach, dass diese Wunde im Leib Christi geheilt wird. Dies ist das Ziel unserer ökumenischen Bemühungen.“

Die Gemeinsame Erklärung schloss mit einem Appell: „Wir wenden uns an alle lutherischen und katholischen Gemeinden und Gemeinschaften, unerschrocken und schöpferisch, freudig und hoffnungsvoll bezüglich ihres Vorsatzes zu sein, die große Reise, die vor uns liegt, fortzusetzen. Mehr als die Konflikte der Vergangenheit wird Gottes Gabe der Einheit unter uns die Zusammenarbeit leiten und unsere Solidarität vertiefen. Indem wir uns im Glauben an Christus näher kommen, indem wir miteinander beten, indem wir aufeinander hören und Christi Liebe in unseren Beziehungen leben, öffnen wir uns, Katholiken und Lutheraner, der Macht des Dreieinen Gottes.“

Was geschieht gerade vor unseren Augen? Soll die Reformation wieder aufgehoben werden? Noch wichtiger: Ist die römisch-katholische Kirche dabei, ein Szenario zu erfüllen, vor dem die Bibel schon vor fast 2000 Jahren gewarnt hat?

Vor 450 Gästen in der Kathedrale von Lund erinnerte Papst Franziskus an das durch die Reformation verursachte Leid und die Spaltung: „Die Voraussetzungen, den Weg zur Einheit weiter zu gehen, seien nun jedoch besonders günstig, so Franziskus. ,Jetzt haben wir im Rahmen des gemeinsamen Gedenkens der Reformation von 1517 eine neue Chance, einen gemeinsamen Weg aufzunehmen‘, sagte er. Dies sei die ,Gelegenheit, einen entscheidenden Moment unserer Geschichte wiedergutzumachen, indem wir Kontroversen und Missverständnisse überwinden‘.“ („Gemeinsam unterwegs in Sachen Ökumene“, www. Katholisch.de).

Das 500. Jubiläum der Reformation wurde weltweit gefeiert und sorgte offensichtlich für neue religiöse Impulse! Die Ökumene lebt und es geht ihr gut. Könnte es sein, dass die römisch-katholische Kirche damit konsequent ein fundamentales Ziel verfolgt?

Römische Geschichte mit schwerwiegenden Folgen

Hat die Ökumene zwischen Katholiken und Protestanten eine prophetische Bedeutung? Obwohl Einheit und Ökumene oberflächlich gut aussehen: Könnten die Folgen am Ende gefährlich sein und unvorhergesehene Konsequenzen mit sich bringen? Könnte es sein, dass irgendwann in der Zukunft nur noch eine offizielle Religion zugelassen wird und andere verbannt werden?

In seiner Prophezeiung auf dem Ölberg warnte Jesus wenige Tage vor seiner Kreuzigung (Matthäus 24; Markus 13; Lukas 21) vor einem gefälschten Christentum, als Zeichen seiner bevorstehenden Rückkehr. „Seht zu, dass euch nicht jemand verführe. Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin der Christus, und sie werden viele verführen“ (Matthäus 24,4-5). Fast von Anfang an haben Verführer versucht, die neutestamentliche Kirche zu beeinflussen und bei ihr einzudringen.

Es dauerte nicht lange, bis noch im ersten Jahrhundert unterschiedliche Formen des Christentums Fuß fassten. Eine Gruppe blieb der biblischen Wahrheit und den Lehren Christi treu, die anderen vermischten die Bibel mit anderen Religionen und Philosophien. Diese Verschmelzung wird auch Synkretismus genannt. So mancher vorherrschende christliche Brauch, der dem ursprünglichen Christentum hinzugefügt wurde, hat seinen tatsächlichen Ursprung in alten babylonischen Traditionen.

Nur ein paar Jahrzehnte nachdem Jesus seine Kirche gegründet hatte, traten die Dinge ein, vor denen er gewarnt hatte. Um 50 n. Chr. warnte der Apostel Paulus vor falschen Lehrern, die schon einen „ anderen Jesus“ und ein „anderes Evangelium“ predigten: „Mich wundert, dass ihr euch so bald abwenden lasst von dem, der euch berufen hat in die Gnade Christi, zu einem andern Evangelium, obwohl es doch kein andres gibt; nur dass einige da sind, die euch verwirren und wollen das Evangelium Christi verkehren“ (Galater 1,6-7; 2. Korinther 11,4;). Im späten ersten Jahrhundert gingen einige so weit, den Apostel Johannes abzulehnen und wahre Christen aus der Kirche zu verbannen (3. Johannes 1,9-10).

Eine neue Kirche gewinnt an Macht

Das Christentum veränderte sich also schon sehr früh. Die sichtbare Kirche unterschied sich sehr von der Kirche, die ursprünglich von Jesus und seinen Aposteln gegründet worden war. Der Historiker Jesse Hurlbut nennt diese Zeit „das Zeitalter der Schatten“:

„Nach dem Tod von St. Paulus hängt fünfzig Jahre lang ein Vorhang über der Kirche, durch den wir vergeblich durchzuschauen versuchen; und als der Vorhang schließlich um 120 n. Chr. mit den Schriften der frühen Kirchenväter aufging, finden wir eine Kirche vor, die sich in vielen Aspekten von der aus der Zeit von St. Petrus und St. Paulus unterschied“ (The Story of the Christian Church, 1970, Seite 33).

Im vierten Jahrhundert entschied der römische Kaiser Konstantin, das Christentum zur offiziellen Staatsreligion zu machen, um sein Reich weiter zu vereinen und zu stärken. Um dies zu erreichen, benutzte er seine Macht, um verschiedene Fraktionen zusammenzubringen, die unterschiedliche Lehren predigten, von denen viele nicht zu den Lehren Jesu gehörten. Am Ende wurden verschiedene Glaubensrichtungen offiziell anerkannt, die in vielerlei Hinsicht der populären heidnischen Sonnenanbetung ähnelten.

Zum Beispiel hatte die Mehrheit der sichtbaren Kirche den ersten Tag der Woche, den Sonntag, als wöchentlichen Tag der Anbetung angenommen, zu Ehren der unbesiegbaren Sonne. Damit wurde der biblische Sabbat, der siebte Tag der Woche (von Freitag bei Sonnenuntergang bis zum Sonnenuntergang am Samstag) ersetzt. Auf ähnliche Weise wurde das römische Fest zum Geburtstag der Sonne am 25. Dezember umbenannt und galt jetzt dem angeblichen Geburtstag des Sohnes Gottes. Dieser Tag wurde zum weltweit beliebtesten Feiertag überhaupt – Weihnachten!

Die von Konstantin staatlich geförderte Kirche dehnte sich aus und gewann an Macht. Sie wurde als römisch-katholische Kirche bekannt – „katholisch“ stammt vom lateinischen Wort catholicus, was universal bedeutet. Es sollte die universelle Religion des Römischen Reiches werden.

Zu manchen Zeiten hatte der Bischof von Rom bzw. Papst solch eine große politische als auch religiöse Autorität, dass er Kaiser entthronen und entmachten konnte. Die Kirche kontrollierte den Staat! Aufgrund dieser engen Beziehung zwischen Kirche und Staat wurde das Römische Reich über einige Jahrhunderte lang das Heilige Römische Reich genannt.

Während die Kirche immer mächtiger wurde und sich mit dem Staat verbündete, wurden andere Christen sowohl von der Kirche als auch vom Staat verfolgt – besonders diejenigen, die sich an die ursprünglichen Lehren Jesu hielten. Diejenigen, die nicht zur römischen Kirche gehörten, wurden in dieser Zeit schonungslos tyrannisiert.

Die römisch-katholische Kirche nahm eine Regierungsform an, die sehr der des alten Römischen Reiches ähnelte. Darum sehen einige Historiker die römische Kirche als Spiegelbild des Römischen Reiches.

Aber wie am Anfang dieses Beitrags erwähnt, kam es vor 500 Jahren zu einer Spaltung in der römisch-katholischen Kirche, als Martin Luther seine 95 Thesen 1517 an eine Kirchentür nagelte.

Wird diese Spaltung, diese Wunde, je wieder geheilt werden können, wozu die Gemeinsame Erklärung von 2016 aufrief?

Lassen Sie uns zur Quelle gehen. Was sagt die biblische Prophezeiung uns zu diesem Thema?

Die Vergangenheit als Schlüssel zum Verständnis der Zukunft

Steht eine angeordnete, weltumfassende Religion schon am Horizont bereit? Kann die Schrift uns eine Antwort geben? Werden alle Völker dieser Welt eines Tages sich einem zukünftigen Kirchenstaat unterordnen, der dem Reich Konstantins ähnelt?

Seit dem Fall des Römischen Reiches vor mehr als 1500 Jahren gab es immer wieder Versuche, das Reich wieder auferstehen zu lassen. Justinian, Karl der Große, Otto der Große, Karl V., Napoleon und Hitler zusammen mit Mussolini versuchten Europa als wiederauferstandenes Römisches Reich zu vereinen. Alle konnten eine Zeit lang unterschiedliche Erfolge erzielen. Aber es wird noch einen weiteren Versuch geben.

Die Geschichte zeigt uns, dass das Römische Reich praktisch zur zivilen Macht der römisch-katholischen Kirche wurde. Das Buch der Offenbarung beschreibt das Reich als ein „Tier“. In Kapitel 13 hat sich die Kirche mit dem Tier zusammengetan und wird als „das Bild des Tieres“ bezeichnet – ein Spiegelbild bzw. etwas, das dem Original stark ähnelt.

Die Geschichte zeigt, dass diese Kirche auch die ehemalige Verwaltungs- und Regionalstruktur des Reiches übernahm. „Im 4. Jahrhundert folgte die Kirche dem Beispiel des Römischen Reiches. Kaiser Konstantin teilte die Kirche in Diözesen auf, nach dem Muster der römischen Provinzen. [Das Wort Diözese leitete sich von einem säkularen Begriff ab, der sich auf größere Verwaltungsgebiete des Römischen Reiches bezog.] Später richtete Papst Gregor I. die Geistlichkeit der gesamten Kirche nach dem römischen Gesetz aus“ (Frank Viola und George Barna, Pagan Christianity? Exploring the Roots of Our Church Practices, 2008, Seite 119).

Damit wurde die Kirche zum Spiegelbild des Originals – die römische Kirche ahmte das Römische Reich nach. Der Historiker Will Durant stellt in seinem Werk Kulturgeschichte der Menschheit fest: „Das Christentum . . . wuchs durch die Aufnahme heidnischer Glaubenssätze und Riten, und es wurde eine triumphierende Kirche, indem es das organisatorische Gefüge und das Organisationsgenie von Rom übernahm . . .

Vor allem schenkte Rom der Kirche ein ausgedehntes Rahmenwerk der Regierungsführung, das beim Niedergang der weltlichen Herrschaft der kirchlichen Herrschaft das Grundgefüge lieferte. Bald hatten die Bischöfe, und nicht mehr die römischen Präfekten, in den Städten die Macht inne; die Metropoliten oder Erzbischöfe unterstützten – wenn sie sie nicht ersetzten – die römischen Provinzstatthalter, und die Synode der Bischöfe sollte bald an die Stelle der Provinzversammlungen treten.

Die römische Kirche folgte den Fußstapfen des römischen Staates; sie eroberte sich die Provinzen, verschönerte die Hauptstadt und stellte von Grenze zu Grenze Disziplin und Einheit her. Rom starb und schenkte dabei der Kirche das Leben; die Kirche reifte an der Übernahme der Verantwortlichkeiten von Rom heran“ (1985, Band 5, Weltreiche des Glaubens, Seite 142, 184).

Eine zukünftige kombinierte Macht von Kirche und Staat

Die biblische Prophetie zeigt, dass wir in der Endzeit einen erneuten Versuch erleben werden, die Probleme der Menschheit mit einer starken Verbindung zwischen Kirche und Staat zu lösen – auch wenn diese nur von kurzer Dauer sein wird.

In einer göttlichen Vision sah der Apostel Johannes ein Bildnis, das eine endzeitliche Macht zwischen Kirche und Staat symbolisierte: „Und ich sah ein Tier aus dem Meer steigen, das hatte zehn Hörner und sieben Häupter und auf seinen Hörnern zehn Kronen und auf seinen Häuptern lästerliche Namen. Und das Tier [eine letzte endzeitliche globale Supermacht], das ich sah, war gleich einem Panther und seine Füße wie Bärenfüße und sein Rachen wie ein Löwenrachen. Und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Thron und große Macht“ (Offenbarung 13,1-2).

Was können wir sofort aus diesen zwei Versen erkennen?

Das Tier ist gotteslästerlich – und nicht von Gott.

Das Tier benimmt sich wie ein wildes Tier – wie ein wilder Panther, Bär oder Löwe – und zeigt keine menschliche Güte.

Das Tier empfängt seine Macht vom Teufel (und der Teufel wird sogar angebetet – Vers 4).

„Wer ist dem Tier gleich?“

Dieses zukünftige Reich besteht aus einem Regierungssystem mit großer Einflusssphäre, weil es von einem mächtigen Militär unterstützt wird: „Sie beteten den Drachen [den Teufel] an, weil er dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich und wer kann mit ihm kämpfen?“ (Vers 4).

Wie lange wird dieses blasphemische Tier mit seiner ganzen Macht regieren können? „Und es wurde ihm ein Maul gegeben, zu reden große Dinge und Lästerungen, und ihm wurde Macht gegeben, es zu tun zweiundvierzig Monate lang“ (Vers 5). Dreieinhalb Jahre lang wird diese Macht unseren Planeten dominieren. (Dies scheint auch eine duale Prophezeiung zu sein, da diese Macht schon einmal im Mittelalter eine lange Vorherrschaft ausgeübt hat und somit ein Vorbote für die Erfüllung in der Endzeit war.)

Und dann wurden einige sehr beunruhigende prophetische Worte für uns niedergeschrieben, über die wir nachdenken sollen: „Und ihm wurde Macht gegeben, zu kämpfen mit den Heiligen und sie zu überwinden; und ihm wurde Macht gegeben über alle Stämme und Völker und Sprachen und Nationen“ (Vers 7). Hier wird das Volk Gottes – diejenigen, die etwas anderes als die etablierte Religion glauben – für seinen biblischen Glauben verfolgt!

Ein „Gesetz“ wird den Gehorsam gegenüber dem vom Drachen eingesetzten Tier verfügen. Das Buch der Offenbarung zeigt, dass jeder dieses Tier anbeten wird, bis auf diejenigen, deren Namen in Jesu Buch des Lebens geschrieben wurden: „Und alle, die auf der Erde wohnen, werden es anbeten, deren Namen nicht geschrieben stehen im Buch des Lebens des Lammes, das geschlachtet worden ist von Grundlegung der Welt an“ (Vers 8; Schlachter-Bibel).

Wie können wir diese sechs Verse zusammenfassen?

Dieses Tier wird von einem überaus starken Militär unterstützt.

Dieses Tier wird die Macht und Autorität erhalten, um 3½ Jahre lang zu regieren.

Dieses Tier wird die wahren Heiligen Gottes rigoros verfolgen.

Dieses Tier wird jeden zur Unterwerfung und zum Gehorsam zwingen.

Das Tier und sein mächtiger religiöser Partner

Der Apostel Johannes gibt uns auch einen Einblick in die religiöse Macht, die große Kirche, die hinter der Regierung des Tieres steht:

„Und ich sah ein zweites Tier aufsteigen aus der Erde; das hatte zwei Hörner wie ein Lamm und redete wie ein Drache. Und es übt alle Macht des ersten Tieres aus vor seinen Augen und es macht, dass die Erde und die darauf wohnen, das erste Tier anbeten, dessen tödliche Wunde heil geworden war“ (Offenbarung 13,11-12).

Die Botschaft, die von dem zweiten Tier (welches ein Spiegelbild des ersten Tieres ist, Vers 15) verkündet wird, stammt wieder vom Drachen – dem Teufel selbst. Und die ganze Menschheit wird es ebenfalls anbeten müssen. Es handelt sich hier um die große Wiederbelebung der Kirche, die sich wieder mit dem ersten Tier – dem Römischen Reich – zu einer globalen Supermacht verbindet, in der Kirche und Staat praktisch eine Einheit bilden. Offenbarung 19 nennt den Führer des zweiten Tieres – dieser Kirche des Römischen Reiches – den falschen Propheten.

Zu beachten ist, dass dieses politisch-religiöse System sehr überzeugend sein wird. Die ganze Menschheit wird von ihm verführt werden. Werden auch Sie zu den Verführten gehören?

Das zweite Tier wird unglaubliche, überwältigende Wunder vollbringen, die viele Menschen überzeugen werden! „Und es tut große Zeichen, sodass es auch Feuer vom Himmel auf die Erde fallen lässt vor den Augen der Menschen; und es verführt, die auf Erden wohnen, durch die Zeichen, die zu tun vor den Augen des Tieres ihm Macht gegeben ist; und sagt denen, die auf Erden wohnen, dass sie ein Bild machen sollen dem Tier, das die Wunde vom Schwert hatte und lebendig geworden war“ (Verse 13-14).

Das erste Tier benutzt seine Militärmacht und Regierungsautorität, um eine einheitliche globale Religion durchzusetzen: „Und es wurde ihm [dem ersten Tier] Macht gegeben, Geist zu verleihen dem Bild des Tieres [des zweiten Tieres, der Kirche des Römischen Reiches, d. h. der weltweiten Religion], damit das Bild des Tieres reden und machen könne, dass alle, die das Bild des Tieres nicht anbeteten, getötet würden“ (Vers 15).

Es geht hierbei wirklich um Leben und Tod! Und dann spricht der Apostel Johannes über das berüchtigte „Zeichen des Tieres“:

„Und es macht, dass sie allesamt, die Kleinen und Großen, die Reichen und Armen, die Freien und Sklaven, sich ein Zeichen machen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn und dass niemand kaufen oder verkaufen kann, wenn er nicht das Zeichen hat, nämlich den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens . . . Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tieres; denn es ist die Zahl eines Menschen, und seine Zahl ist sechshundertundsechsundsechzig“ (Verse 16-18).

Wie können wir diese acht Verse zusammenfassen? Die Zusammenfassung ist überaus ernüchternd:

Zu dem ersten Tier kommt ein zweites, ein religiöses Tier, das auch der falsche Prophet genannt wird.

Das zweite Tier spricht Worte Satans des Teufels.

Das zweite Tier ist ein Spiegelbild des ersten und zwingt jeden, das erste Tier anzubeten.

Das zweite Tier vollbringt überzeugende Wunder, die die ganze Menschheit verführen werden – außer den wahren Heiligen Gottes.

Das erste und zweite Tier vereinigen sich zu einer Macht, die Kirche und Staat miteinander verbindet. Diese Macht wird eine globale Religion erzwingen und kontrollieren.

Diejenigen, die sich dieser Religion nicht unterordnen, werden verfolgt werden.

Ja, diese Religion wird durchgesetzt werden. Andere Glaubensrichtungen werden gesetzlich verboten werden – einschließlich der wahren Kirche Gottes mit ihren biblischen Lehren. Erinnern Sie sich daran, dass diejenigen, die sich an den biblischen Glauben hielten, in den ersten Jahrhunderten nach Jesu Auferstehung systematisch von verschiedenen Kaisern, wie beispielsweise Konstantin, verfolgt und ausgerottet wurden. Dies geschah auch später, als Kirche und Staat eine machtvolle Einheit bildeten.

Eindeutig ein endzeitliches Szenario

Manche Schüler der biblischen Prophetie meinen, dass diese Ereignisse schon vollständig erfüllt worden sind oder dass es sich hierbei nur um Allegorien handelt. Allerdings zeigt Offenbarung 17 sehr deutlich, dass diese Ereignisse kurz vor der Rückkehr Jesu Christi als König der Könige eintreffen werden. Jesus wird zurückkehren, um die Menschheit vor der unmittelbar bevorstehenden Selbstausrottung zu bewahren (Matthäus 24,21-22).

„Und die zehn Hörner, die du gesehen hast, das sind zehn Könige, die ihr Reich noch nicht empfangen haben; aber wie Könige werden sie für eine Stunde Macht empfangen zusammen mit dem Tier. Diese sind eines Sinnes und geben ihre Kraft und Macht dem Tier. Die werden gegen das Lamm [Jesus Christus] kämpfen und das Lamm wird sie überwinden, denn es ist der Herr aller Herren und der König aller Könige, und die [wahre Christen] mit ihm sind, sind die Berufenen und Auserwählten und Gläubigen“ (Offenbarung 17,12-14).

Diese Worte zeigen deutlich, dass die Allianz der zehn „Könige“ (Führer verschiedener Staaten oder Ländergruppen), die ihre Souveränität an einen Alleinherrscher (der auch das „Tier“ genannt wird) abgeben, noch in der Zukunft liegt. Diese Vereinigung wird Teil von geopolitischen Ereignissen sein, die die ganze Welt verändern werden und kurz vor Jesu Christi Rückkehr stattfinden werden.

Biblische Prophetie zeigt uns, dass das Tier für eine kurze Zeit eine einzige globale Religion in der Endzeit durchsetzen wird. Dieses Tier wird ein System aus Kirche und Staat etablieren, dessen Wurzeln im alten Römischen Reich liegen. Ist es nur Zufall, dass die römisch-katholische Kirche daran arbeitet, seine abgefallenen Kinder durch einen Vorstoß in der Ökumene zurückzubringen? Dieser Vorstoß soll 500 Jahre Entfremdung, die mit Martin Luther begann, überwinden. Die Reformation, die das christliche Abendland gespalten hat, wird letztendlich in einer Art Wiedervereinigung enden. Biblische Prophetie lässt uns das klar voraussagen!

Wie ist es mit Ihnen? Lieben Sie die Wahrheit?

Die Prophezeiungen enthalten eine wichtige Warnung für Sie und mich. Die Bibel warnt uns an verschiedenen Stellen vor einem endzeitlichen Abfall von der Wahrheit. In der Endzeit wird es einen großen Aufruf geben, um die Mehrheit der Menschheit zu verführen.

Der Apostel Paulus schrieb den Christen in Thessalonich über die Rückkehr Jesu Christi auf die Erde: „Lasst euch von niemand in irgendeiner Weise verführen! Denn es muss unbedingt zuerst der Abfall kommen und der Mensch der Sünde geoffenbart werden, der Sohn des Verderbens“ (2. Thessalonicher 2,3; Schlachter-Bibel). Paulus erklärt „den Abfall“ dann in weiteren Einzelheiten, als er den „Menschen der Sünde“ beschreibt.

Dieser endzeitliche „Mensch der Sünde“ wird sich als Gottes Diener ausgeben und sogar vorgeben, Gott zu sein – und die Menschen werden ihm glauben! Warum? „Weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, dass sie gerettet würden. Darum sendet ihnen Gott die Macht der Verführung, sodass sie der Lüge glauben“ (2. Thessalonicher 2,9-11).

Offenbarung 19, Vers 20 bezeichnet diesen mächtigen religiösen Führer als falschen Propheten, der mit dem politischen Führer zusammenarbeitet, der das „Tier“ genannt wird. Daniel 7 offenbart sogar, dass diese religiöse Figur zusammen mit der Staatsgewalt „die Heiligen des Höchsten vernichten [wird] und wird sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern“ (Vers 25). Genau dies tat der römische Kaiser Konstantin. Kirchenführer folgten seit jeher seinem Beispiel!

Die Endzeitverführung wird sowohl mächtig als auch allumfassend sein! Weil Satan der Teufel weiß, dass seine Herrschaft auf der Erde zu Ende geht, wird er einen endzeitlichen Aufruf starten, um die Menschen zu verführen – selbst die Gläubigen Gottes werden darauf hereinfallen, wenn sie die Wahrheit nicht lieben. Sie und ich sind also gewarnt! Halten Sie die Gebote! Lieben Sie die Wahrheit!

Sie und ich müssen in einer Gesellschaft rein bleiben, die Wahrheit und Fälschung vermischt – die religiösen Synkretismus akzeptiert. Wir dürfen nicht von scheinbar überzeugenden Argumenten eingenommen werden – und auch nicht von übernatürlichen Wundern, die es in Zukunft geben wird. Glauben Sie der Lüge nicht. Lieben Sie stattdessen die Wahrheit!

Das Zeichen und die Zahl des Tieres

Das zweite Tier in Offenbarung 13 wird verursachen, dass „sie allesamt, die Kleinen und Großen, die Reichen und Armen, die Freien und Sklaven, sich ein Zeichen machen an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn und dass niemand kaufen oder verkaufen kann, wenn er nicht das Zeichen hat, nämlich den Namen des Tieres oder die Zahl seines Namens“ (Offenbarung 13,16-17).

Was verbirgt sich hinter dieser seltsam erscheinenden Vorhersage? Welche Auswirkungen wird dies auf die Menschen kurz vor der Zeit des Endes haben?

Viele haben Spekulationen über die Bedeutung dieser rätselhaften Prophezeiung angestellt. Einige interpretieren sie im Sinne moderner Technologie wie Mikrochips. Doch die Bedeutung kann symbolisch zu verstehen sein. In 5. Mose 6, Verse 6-8 steht der Gehorsam gegenüber Gott in Verbindung mit einem „Zeichen“ an den Händen und einem „Merkzeichen“ an der Stirn: „Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst. Und du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein.“ Die Hand und Stirn stehen also symbolisch für Handlungen und Gedanken, die der Anbetung Gottes gewidmet sind.

Das Zeichen des Tieres kann daher den Ungehorsam gegenüber Gott darstellen. Viele treue Bibelgelehrte glauben, dass ein erzwungenes Halten des Sonntags ein mögliches Erkennungszeichen des Tieres sein wird. Sonntag ist der Tag, der ursprünglich der Anbetung der Sonne zur Vergötterung gewidmet war, im Gegensatz zum Sabbat Gottes am siebten Tag der Woche als Erkennungsmerkmal des Volkes Gottes (2. Mose 31,12-17).

Diese Sicht wird im Buch der Offenbarung durch die Tatsache bestärkt, dass andere Prophezeiungen zeigen, wie ein großer, falscher religiöser Führer und ein großes, gefälschtes religiöses System in entscheidender Weise dazu beitragen werden, die Menschen zu verführen. Sie werden zu jener Zeit Satans Handlanger sein.

Die Bibel gibt keine Auskunft über die vom Tier eingesetzte Methode zur Identifizierung derjenigen, die die Berechtigung zur Teilnahme am Wirtschaftsleben der Endzeit erhalten werden. Es ist jedoch klar, dass es dabei auch um Kompromisse mit und ein Brechen von Gottes Geboten geht. Ein Beweis dafür, dass man auf irgendeine Weise offiziell dem Tier angeschlossen ist, wird notwendig sein, damit man am Geschäftsleben überhaupt teilnehmen kann.

Für die Zahl 666 gibt es eine frühe Interpretation von Polykarp, dem Jünger des Apostels Johannes. Danach ergibt die Summe der numerischen Werte der Buchstaben im griechischen Wort für Römer, Lateinos, die Zahl 666. Satans religiös-politisches System der Endzeit wird eine letzte Wiederbelebung des einstigen Römischen Reiches sein.

Wie genau die Zahl 666 in der Endzeit eingesetzt werden wird, ist bisher noch nicht klar erkennbar. Aber auf irgendeine Weise wird sie mit dem Namen des Tieres in Verbindung stehen und bei seinen bösen Aktivitäten eingesetzt werden.