Gott schätzt und kümmert sich sogar um kleine Vögel, die wir oft kaum zur Kenntnis nehmen. Welche Lektion können wir daraus für uns ziehen? Interessiert sich Gott auch für uns?
Von Robin Webber
Wenn es um die Annahme seiner Aufforderung „Folgt mir nach!“ ging, war Jesus Christus immer sehr offen hinsichtlich der damit verbundenen Herausforderungen. Er sagte: „Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind’s, die ihn finden!“ (Matthäus 7,14).
Er wies darauf hin, dass viele berufen, aber nur wenige auserwählt sind (Matthäus 22,14). Er nannte diejenigen, die an ihn als den göttlichen Sohn Gottes glauben und ihm nachfolgen, die „kleine Herde“ (Lukas 12,32).
Aus diesen Zitaten geht hervor, dass die wahre Nachfolge Jesu Christi zeitweise zur Vereinsamung und Isolierung führen kann. Das beste Beispiel hierfür ist Jesus selbst, den seine Jünger nach seiner Verhaftung in der Nacht fluchtartig allein gelassen haben. Obwohl eine menschliche Isolierung möglich ist, dürfen wir einen anderen hilfreichen Aspekt der Nachfolge Christi nicht außer Acht lassen.
Ist jemand da oben?
In der Zeitschrift Gute Nachrichten befassen wir uns oft mit dem aktuellen Weltgeschehen vor dem Hintergrund der biblischen Prophetie. Dabei weisen wir manchmal auf den wachsenden Abstand zwischen der Menschheit und ihrem Schöpfer hin.
Die Prophezeiungen der Bibel offenbaren das große Bild vom kommenden Reich Gottes, das Jesus bei seiner Wiederkunft auf dieser Erde etablieren wird. Das ist die große Verheißung, die Gott uns Menschen gegeben hat, auch wenn die meisten von dieser Zukunft keine Ahnung haben. Die heute Berufenen sehnen zwar diese prophezeite göttliche Herrschaftsordnung herbei, doch sie sollten aber auch verstehen, dass Gott sich heute um seine „kleine Herde“ kümmert. Unser himmlischer Vater und sein Sohn kennen genau ihre „Schafe“, d. h., wer von den 7,6 Milliarden Menschen diejenigen sind, in deren Leben sie eingegriffen haben und zurzeit wirken.
Diese Erkenntnis ist wichtig, denn als Jesu Nachfolger fühlen wir uns manchmal allein und fragen: Warum ich? Warum bin ich jetzt berufen? Ist jemand wirklich da oben? Sorgt sich Gott überhaupt um mich? Hat er mich vergessen? Wir können uns manchmal wie der Prophet Elia vorkommen, der sich in einer dunklen Höhle versteckte und meinte, Gott hätte sich von ihm verabschiedet (vgl. dazu 1. Könige 19).
In dieser Zeitschrift weisen wir auf die lebenswichtigen biblischen Einsichten in Lehre und Prophetie hin. Dieses Wissen wird uns aber wenig nützen, wenn wir nicht davon überzeugt sind, dass Gott für uns in einer Welt da ist, die von großen kulturellen Verwerfungen und geopolitischen Herausforderungen betroffen ist. Gott will, dass seine Fürsorge für uns ständiger Bestandteil unseres Bewusstseins ist. Gott interessiert sich nicht nur für die wunderbare Welt von morgen unter Jesu Herrschaft, er kümmert sich heute um sein Volk, die „kleine Herde“!
Kleine Dinge offenbaren Gottes große Anteilnahme
Zur Veranschaulichung des Themas in diesem Beitrag stelle ich eine Frage: Haben Sie jemals einen Sperling gesehen, den Sie nicht mochten? Sperlinge sind winzige, niedliche kleine Vögel, munter und scheinbar stets in Bewegung. Man könnte meinen, Gott erschuf sie, um uns zum Lächeln zu bringen.
Die Erschaffung von Sperlingen muss Gott besondere Freude bereitet haben, denn er erschuf reichlich viele! Seit Jahren erreicht der Sperling bei der jährlichen Vogelzählung des NABU den Spitzenplatz. Manchen Menschen fallen diese kleinen Vögel in unserer hektischen modernen Welt kaum auf, doch die wachsamen Raubvögel lassen sie nicht außer Acht.
Wenn wir uns allein gelassen vorkommen – „wie ein einsamer Vogel auf dem Dach“ (Psalm 102,8) –, müssen wir uns daran erinnern, dass dies nicht der Fall ist. Jesus benutzte den winzigen Sperling als Beispiel für Gottes unbeirrbare Aufmerksamkeit den Menschen gegenüber, die er zur Annahme seiner Aufforderung „Folgt mir nach!“ beruft.
Der scheinbar unbedeutende Sperling war für die Zeitgenossen Jesu ein passendes Sinnbild für die Lektion über Gottes Fürsorge, die Jesus hervorheben wollte. Man kann sagen, dass wir Menschen wie Sperlinge sind, aber mit einem unermesslich größeren Potenzial!
In Matthäus 10, Vers 29 lesen wir die ermutigenden Worte Jesu an seine Jünger: „Kauft man nicht zwei Sperlinge für einen Groschen? Dennoch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne euren Vater.“ Es geschieht nichts, ohne dass Gott davon Kenntnis nimmt, auch wenn es sich nur um einen Sperling handelt, der auf die Erde fällt. Das ist aber nur ein Teil dessen, was Jesus vermitteln wollte.
Gott vergisst die Sperlinge nicht
In seiner Wiedergabe der Worte Jesu ergänzt Lukas unsere Perspektive: „Verkauft man nicht fünf Sperlinge für zwei Groschen? Dennoch ist vor Gott nicht einer von ihnen vergessen“ (Lukas 12,6). Unsere westliche Denkweise kann uns beim Erfassen der Bedeutung der Worte Jesu hindern, da Jesus nach rabbinischer Tradition eine Frage stellt, die zugleich die Antwort auf die Frage beinhaltet. Warum ist ihm die Betonung der Tatsache so wichtig, dass wir nicht übersehen bzw. vernachlässigt werden?
Wenn wir die beiden Verse bei Matthäus und Lukas kombinieren, sehen wir, dass man mit einer Münze jener Zeit zwei Sperlinge, aber mit zwei Münzen derselben Art fünf Sperlinge kaufen konnte. Bei den Sperlingen gab es anscheinend einen Mengenrabatt, denn bei Lukas sollte es, bei gleichem Wert, vier Sperlinge für zwei Groschen sein. Der Wert eines Sperlings scheint damals nicht immer gleich gewesen zu sein, für Gott hingegen schon, denn vor ihm ist „nicht einer von ihnen vergessen“.
Jesus benutzte Gottes Fürsorge für diese winzigen Vögel, um etwas viel Wichtigeres hervorzuheben. Er fuhr fort: „Aber auch die Haare auf eurem Haupt sind alle gezählt. Darum fürchtet euch nicht; ihr seid besser als viele Sperlinge“ (Lukas 12,7; alle Hervorhebungen durch uns).
Gottes Fürsorge für uns bedeutet, dass er sogar die kleinsten Details unseres persönlichen Daseins kennt. In seiner Bergpredigt sagte Jesus: „Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?“ (Matthäus 6,26; vgl. dazu Lukas 12,24).
In den Psalmen hatte Israels König David bereits Gottes Fürsorge in poetischer Sprache beschrieben: „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine schützende Hand über mir. Dass du mich so genau kennst, übersteigt meinen Verstand; es ist mir zu hoch, ich kann es nicht begreifen! Wie könnte ich mich dir entziehen; wohin könnte ich fliehen, ohne dass du mich siehst?“ (Psalm 139,5-7; „Hoffnung für alle“-Übersetzung). Ja, Gott nimmt alles zur Kenntnis, was in unserem Leben passiert, auch wenn wir uns manchmal im hektischen Betrieb des täglichen Lebens allein und verlassen vorkommen.
Wir sind ganz sicher nicht die ersten, die solche Gefühle erleben. Ich denke an den amerikanischen Dichter des 19. Jahrhunderts Walt Whitman, der seine Gedanken in einer Zeit zu Papier brachte, als die Industrialisierung Amerikas voranschritt und manche Menschen ihren Wert als Einzelne in Frage stellten.
Er drückte dieses Empfinden in seinem Werk Grashalme wie folgt aus: „Oh ich, oh Leben! Auf alle diese wiederkehrenden Fragen, auf diesen unendlichen Zug der Ungläubigen, auf die Städte, die voller Narren sind . . . Was habe ich darauf für eine Antwort – oh ich, oh Leben? Dies aber ist die Antwort: Du bist hier, damit das Leben blüht und die Persönlichkeit, damit das mächtige Schauspiel weitergeht und du deinen Vers dazu beitragen kannst“ („Oh me, oh life“, Grashalme, 1892).
Klein, aber mit großem Potenzial
In dem von den Römern besetzten Judäa des ersten Jahrhunderts n. Chr. sah man den römischen Adler an prominenter Stelle dort, wo die Autorität Roms vertreten war. Als Kontrast zu diesem dynamischen Symbol benutzte Jesus den kleinen, scheinbar unbedeutenden Sperling, um Gottes Fürsorge für seine Schöpfung darzustellen – besonders für die Menschen, die er nach seinem eigenen Bild schuf.
In der Welt des Sports haben Mannschaften großartig klingende Namen wie „Löwen“, „Tiger“, „Haie“, „Adler“ usw., aber „Sperlinge“ kommt nicht vor! So gesehen passt der Sperling zu den Worten des Apostels Paulus hinsichtlich der in dieser Zeit Berufenen: „Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehene sind berufen. Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist; und das Geringe vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist, damit er zunichte mache, was etwas ist“ (1. Korinther 1,26-28).
Warum arbeitet Gott auf diese Weise? Die Antwort finden wir im nächsten Vers: „. . . damit sich kein Mensch vor Gott rühme“ (Vers 29). Im Vergleich zu Gott sind wir alle winzig – wie Sperlinge. Doch der große Gott, der das ganze Universum erschuf und allen Lebewesen ihr Leben schenkte, arbeitet heute mit einer „kleinen Herde“ der Berufenen, die alle „ihren Vers beitragen“ sollen, indem sie sich dem perfekten Willen Gottes unterordnen.
Auf Gott ist immer Verlass und diese Erkenntnis hilft uns, Zweifel zu überwinden. „Des Herrn Augen schauen alle Lande, dass er stärke, die mit ganzem Herzen bei ihm sind“ (2. Chronik 16,9). Wir können wie König David beten: „Beweise deine wunderbare Güte, du Heiland derer, die dir vertrauen gegenüber denen, die sich gegen deine rechte Hand erheben. Behüte mich wie einen Augapfel im Auge, beschirme mich unter dem Schatten deiner Flügel“ (Psalm 17,7-8).
Die Sperlinge haben sogar ein Zuhause am Tempel Gottes: „Wie liebenswert ist deine Wohnung, du Herr der Heerscharen! Meine Seele verzehrt sich in Sehnsucht nach den Höfen des Herrn. Mein Herz und mein Fleisch, sie jubeln dem lebendigen Gott entgegen. Auch der Sperling fand ein Haus und die Schwalbe ein Nest, wohin sie ihre Jungen gelegt hat – deine Altäre, Herr der Heerscharen, mein Gott und mein König“ (Psalm 84,2-4; Einheitsübersetzung). Wenn sie dort Platz finden, um wie viel mehr wird Gott dafür sorgen, dass wir aufgenommen werden!
Zum Schluss habe ich eine Aufgabe für Sie. Wenn Sie das nächste Mal einen Sperling sehen, beobachten Sie ihn intensiv einige Minuten lang. Lassen Sie ihn nicht aus den Augen! Wissen Sie was? Auf diese Weise hat Gott Sie nicht nur vorübergehend, sondern kontinuierlich im Blick. Wenn Sie in Zukunft einen Sperling sehen, werden Sie an Gottes Liebe und Fürsorge erinnert werden.
Ja, es sind nur wenige, die Jesu Aufforderung „Folgt mir nach!“ beherzigen. Auf dem schmalen Weg, zu dem sie berufen sind, werden sie aber von einem fürsorglichen Hirten begleitet: „Das ist aber der Wille dessen, der mich gesandt hat, dass ich nichts verliere von allem, was er mir gegeben hat, sondern dass ich’s auferwecke am Jüngsten Tage“ (Johannes 6,39).