Ähnelt unsere Kultur der Zeit vor der Sintflut? Was wäre, wenn Gottes Strafgericht wieder nahe bevorstünde, mit großen Auswirkungen auf Ihr Leben? Wären Sie darauf vorbereitet?
Von Darris McNeely
Kürzlich besuchte ich mit meinen Enkelkindern die „Ark Encounter“, eine originalgroße Nachbildung der Arche Noah im Norden des Bundesstaats Kentucky. Es war ein unvergessliches Erlebnis und eine ernüchternde Erinnerung daran, dass unsere Welt heute der Zeit Noahs sehr ähnlich ist.
Die Arche war das Schiff, das Gott Noah bauen ließ, um seine Familie – und damit die Menschheit – vor dem Gericht zu retten, das Gott wegen ihrer Sünden über die Welt bringen würde. Um zu zeigen, dass die Bibel wahr ist, hat eine evangelikale Gemeinde diese Nachbildung als Teil ihrer Öffentlichkeitsarbeit gebaut. Die Attraktion wurde nach den in 1. Mose 6 angegebenen Maßen gefertigt und ist angeblich die größte freistehende Holzkonstruktion der Welt, woran ich nach meinem Besuch nicht zweifle.
Die Handwerkskunst bei diesem Schiff ist erstaunlich. Was diese Bauleute mit ihrer Interpretation dieses antiken Bauwerks geleistet haben und wie es mit Menschen und Tieren an Bord funktioniert haben könnte, ist wirklich bemerkenswert. Ich gewann ein tieferes Verständnis für den technischen Stand der vorsintflutlichen Welt Noahs. Sie war offensichtlich weitaus fortschrittlicher, als man heute im Allgemeinen meint. Das originalgroße Arche-Modell zeigt, dass die Aufrechterhaltung tierischen und menschlichen Lebens in der Arche während der Sintflut trotz der logistischen Herausforderungen möglich war.
Mein Besuch brachte mich dazu, wieder über Noah und die Sintflut, die Gott über die damalige Welt brachte, nachzudenken. Mich hat tief beeindruckt, dass die Themen aus der Zeit Noahs auch heute noch Schlagzeilen machen bzw. von großer Bedeutung sind. Schauen wir uns einmal an, was die Bibel dazu sagt und was das für uns heute bedeutet.
Eine Welt, in der es ständig Böses gibt
Die Bibel liefert ein düsteres Bild vom Zustand der Welt zur Zeit Noahs: „Der Herr aber sah, dass die Bosheit des Menschen groß war auf Erden und dass alles Sinnen und Trachten seines Herzens allezeit nur böse war. Da reute es den Herrn, dass er den Menschen gemacht hatte auf Erden, und es bekümmerte ihn in seinem Herzen. Und der Herr sprach: Ich will den Menschen, den ich geschaffen habe, vom Erdboden vertilgen, den Menschen samt dem Vieh, den Kriechtieren und den Vögeln des Himmels, denn es reut mich, dass ich sie gemacht habe . . .
Und die Erde verdarb vor Gott, und die Erde wurde voll von Gewalttat. Und Gott sah die Erde, und sieh, sie war verdorben, denn der Weg allen Fleisches war verdorben auf Erden. Da sprach Gott zu Noah: Das Ende allen Fleisches ist bei mir beschlossen, denn durch sie ist die Erde voller Gewalttat. So verderbe ich sie zusammen mit der Erde“ (1. Mose 6,5-7. 11-13; Zürcher Bibel).
Es ist ein düsteres Bild – eine Zeit der Gewalt und des Bösen, die aus dem unerbittlichen Drang der Menschheit resultiert, Gott zu verwerfen. Aus den vorangegangenen Versen geht hervor, dass die verdorbene Moral der Gesellschaft Gottes Absicht bedrohte, die er für die nach seinem Bild geschaffenen Menschen vorgesehen hatte. Inmitten dieser korrupten Gesellschaft fand ein Mann Gunst und Gnade vor Gott – Noah.
Noah erhielt die Anweisung, eine Arche zu bauen, ein großes Schiff mit gewaltigen Ausmaßen. Es sollte dazu dienen, menschliches Leben vor der großen Sintflut zu bewahren, die Gott zur Zerstörung der Welt schicken würde. Es war eine Welt voller Menschen, die jede moralische Orientierung verloren hatten und ihr Verhalten nicht ändern wollten.
In 1. Mose 6, Vers 3 heißt es, dass den Menschen von damals noch 120 Jahre bis zur Sintflut blieben. In diesen Jahren baute Noah die Arche und warnte seine Generation vor dem kommenden Unheil. Noah wird in 2. Petrus 2, Vers 5 als „Prediger der Gerechtigkeit“ beschrieben. Ein Teil seiner Arbeit bestand darin, den Menschen seiner Zeit ihre Sünden vor Augen zu führen und sie vor Gottes Strafgericht zu warnen. So hätten sie dem, was kommen würde, durch Umkehr entgehen können. Letztlich wurden aber nur Noah, seine Frau, ihre drei Söhne und deren Frauen gerettet – nur acht Menschen.
Durch Noahs Arbeit am Bau der Arche und seine Verkündigung der Gerechtigkeit Gottes gab Gott der Welt die Gelegenheit, umzukehren und ihn als Schöpfer anzuerkennen. Die Arbeit, die Noah 120 Jahre lang leistete, ist ein Beispiel dafür, wie Gott menschliche Werkzeuge benutzen kann, um die Menschen zu lehren, zu warnen und sie dahin zu führen, ihre Abhängigkeit von ihm anzuerkennen.
Ein Werk über mehrere Generationen
Wie bekannt war Noah zu seiner Zeit? Man kann sich vorstellen, dass die Menschen die Geschichte eines Mannes, der vor einer Katastrophe auf der Erde warnte, erzählten. Er sagte ihnen, dass sie sich alle, wenn sie nicht umkehrten, beim Gericht Gottes verantworten müssten. Das Problem jener Generation war ähnlich wie bei uns heute, denn die Menschen glaubten damals auch nicht, dass sie für ihre Taten jemals zur Rechenschaft gezogen würden.
Unter allen Menschen auf der Erde war Noah von Gott dazu berufen zu erkennen, was auf die Menschheit zukommt. Er tat, was Gott ihm aufgetragen hatte. Er begann zu bauen und zu predigen. Die Menschen hörten seine Predigt und wurden von dem großen Projekt angezogen, wenn auch nur aus Neugierde.
In der 120-jährigen Bauzeit hatte wohl mehr als eine Generation direkten Kontakt mit Noahs Baustelle. Es war ein riesiges Projekt, an dem Menschen aus vielen Regionen beteiligt waren. Die Materialien wurden aus weit entfernten Gebieten zusammengetragen und zum Bauplatz der Arche transportiert.
Vielleicht waren Dutzende oder sogar Hunderte von Menschen zu verschiedenen Zeiten an der Ausführung beteiligt. Im unmittelbaren Umfeld dieses riesigen Schiffs mögen ganze Familien und Gemeinschaften entstanden sein. Kinder wuchsen auf, heirateten und zogen ihre eigenen Kinder im Schatten der Arche auf. Handwerker aus der Ferne hörten vom Bau eines riesigen Schiffes und machten sich auf den Weg zur Baustelle, um sich vielleicht mit ihrem Handwerk an der Arbeit zu beteiligen.
Haben einige sogar an Noahs Botschaft einer kommenden Sintflut geglaubt, nur um schließlich ihren Glauben aufzugeben? Vielleicht kamen einige zu dem Schluss: „Es wird keine Sintflut geben. Das Leben und die Welt werden so weitergehen, wie es schon immer der Fall war. Die Vorstellung, dass wochenlang Wasser die Erde bedeckt, ist absurd. Das hat es noch nie gegeben, warum sollten wir also glauben, dass es jetzt passieren wird?“
Der Apostel Petrus tadelt alle, die meinen, dass die Welt einfach so weitergeht wie bisher. Er betont, dass sie damit vorsätzlich die Lektion der Sintflut Noahs hinsichtlich der Gewissheit eines kommenden Gerichts ignorieren. Petrus erklärt, dass der Grund für eine scheinbare Verzögerung göttlichen Eingreifens darin liegt, dass Gott den Menschen Zeit geben will, ihm zu vertrauen und umzukehren (2. Petrus 3,1-9). Gott will die Menschen retten! Dafür müssen sie ihn aber bei seinem Wort nehmen und daran festhalten.
Der Bau der Arche war ein Werk des Glaubens. Dazu heißt es in Hebräer 11, Vers 7: „Durch den Glauben hat Noah Gott geehrt und die Arche gebaut zur Rettung seines Hauses, als er ein göttliches Wort empfing über das, was man noch nicht sah; durch den Glauben sprach er der Welt das Urteil und hat ererbt die Gerechtigkeit, die durch den Glauben kommt.“
Jesus Christus bestätigte die Geschichte Noahs
Warum ist die Geschichte Noahs und der Arche für Christen relevant? In Jesu Prophezeiung auf dem Ölberg in Matthäus 24, in der er bestimmte Zeichen nennt, die seiner Wiederkunft zur Erde vorausgehen werden, hat er die Zeit Noahs mit verblüffender Klarheit mit unserem 21. Jahrhundert verknüpft:
„Von dem Tage aber und von der Stunde [der Wiederkunft Christi] weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater. Denn wie es in den Tagen Noahs war, so wird auch sein das Kommen des Menschensohns. Denn wie sie waren in den Tagen vor der Sintflut – sie aßen, sie tranken, sie heirateten und ließen sich heiraten bis an den Tag, an dem Noah in die Arche hineinging; und sie beachteten es nicht, bis die Sintflut kam und raffte sie alle dahin –, so wird es auch sein beim Kommen des Menschensohns“ (Matthäus 24,36-39; Hervorhebung durch uns).
Sind wir in unserer modernen Welt an einem solchen Punkt angelangt? Die Menschen damals glaubten Noahs Warnung vor dem kommenden Gericht als Reaktion auf ihre Sünden nicht. Heute ist es nicht anders. Die meisten leben ohne das Bewusstsein, dass Sünde Konsequenzen hat oder dass Gott eine Zeit des Gerichts bringen wird. Das überrascht nicht, denn die Menschheit lehnt Gott und seine Gesetze zunehmend ab.
Um unsere Welt heute richtig einschätzen zu können, müssen wir sie aus der Perspektive Gottes sehen, was ernüchternd sein kann. Jesus warnt uns davor, uns so sehr mit unserem Alltag zu befassen, dass wir das bald kommende Reich Gottes vergessen. Wir dürfen nie so sehr mit unserem täglichen Leben beschäftigt sein, dass uns das Bewusstsein verloren geht, dass Leben und Tod in Gottes Hand liegen. Gott beruft Erstlinge in dieser Zeit, die sich auf sein Reich vorbereiten sollen. Diese Vorbereitung soll jeden Tag stattfinden, wie es in Jesu Mustergebet heißt: „Dein Reich komme“ (Matthäus 6,10).
Christus fährt fort: „Darum wachet; denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Das sollt ihr aber wissen: Wenn ein Hausvater wüsste, zu welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, so würde er ja wachen und nicht in sein Haus einbrechen lassen. Darum seid auch ihr bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, da ihr’s nicht meint“ (Matthäus 24,42-44).
Unsere Welt heute
Unsere Welt entfernt sich immer mehr von biblischen Moralvorstellungen. Themen wie Homosexualität, Bisexualität, Transsexualität und freizügiges Sexualverhalten unterminieren die göttliche Ordnung von Geschlecht und Familie. Manche können nicht einmal mehr so etwas Einfaches wie männlich und weiblich definieren, geschweige denn richtig und falsch!
Die Abtreibung – legalisierter Kindermord – ist überall in unseren „fortschrittlichen“ westlichen Demokratien erlaubt. In den USA ist es sogar möglich, ein Kind noch kurz vor der Geburt abzutreiben. Der Prophet Jesaja schrieb: „Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen“ (Jesaja 5,20). Ist „Der Weg allen Fleisches war verdorben auf Erden“ (1. Mose 6,12; Zürcher Bibel) nicht auch die zutreffende Beschreibung unserer Zeit?
Wir ähneln der Zeit Noahs auch auf andere Weise, denn Gott wurde aus dem öffentlichen Raum entfernt. Eine Diskussion über Gott und die Anwendung bzw. Akzeptanz seines Gesetzes im öffentlichen Austausch zu den großen Fragen des Tages, die uns plagen und spalten, ist undenkbar. Es würde als regressiv sowie Förderung von Bigotterie und sogar als „Hassrede“ angesehen werden. Wir möchten, dass Gott Naturkatastrophen und Leiden verhindert, aber ihm gehorchen wollen wir nicht. Wie zur Zeit Noahs haben die Menschen heute wenig oder gar keine Angst vor einer Verurteilung wegen Sünde. Wer solche Themen anspricht, wird verlacht und verachtet.
Als Herausgeber der Zeitschrift Gute Nachrichten sind wir verpflichtet, uns mit diesen Themen auseinanderzusetzen. Wir sehen es als unsere Aufgabe, vor der moralischen Abwärtsspirale, die unsere Welt erlebt, zu warnen, auch wenn das weder einfach noch populär ist. So vieles, was aus der Perspektive göttlicher Moralvorstellungen falsch ist, wird mit der Zeit mehr und mehr akzeptiert, sogar gefeiert. Dazu gehören Themen, deren Behandlung in der Öffentlichkeit vor nur wenigen Generationen undenkbar gewesen wäre. Wir kommen nicht umhin, uns zu fragen, ob wir nicht wirklich in einer Zeit leben, wie Noah sie damals erlebte.
Gnade bei Gott finden
Als die Menschen das Leben auf der Erde so sehr verdarben, dass eine grundlegende Umkehr nicht mehr möglich war, ließ Gott die Gesellschaft durch eine weltweite Flut untergehen. Doch durch Noah bewahrte er die menschliche Rasse und anderes Leben auf der Erde. Gottes Handeln war eine bemerkenswerte Kombination von Absicht, Gericht und Gnade. Noahs rechtschaffenes Leben, das im Mittelpunkt von Gottes Aufmerksamkeit und Gunst stand, ermöglichte der Menschheit Sicherheit und Rettung. Die Sünde hatte zu jener Zeit solche Ausmaße angenommen, dass Gottes Eingreifen nötig war, denn seit der Erschaffung des Menschen ist es Gott immer um das Herz, die Gedanken, die Geisteshaltung und die Motivation des Menschen gegangen.
In der Geschichte des Menschen gaben bestimmte Fragen immer Anlass zu Kontroversen: Wie soll der Mensch leben? Was ist die Definition von „gut“? Was bedeutet es, ein „guter“ Mensch zu sein? Gott hat diese Fragen im Alten Testament nicht ignoriert, noch hat er es uns Menschen überlassen, die Antworten auf diese Fragen durch Volksabstimmungen oder Meinungsumfragen selbst zu bestimmen.
Tatsächlich gibt Gott unmissverständlich klare Antworten auf diese Fragen in seinem Wort, der Bibel. Die Verhaltensmaßstäbe, die Gott heute von uns erwartet, sind die gleichen wie vor Tausenden von Jahren. Gottes Lebensweise – seine „Art“ zu existieren – und seine Gebote in der Schrift definieren, was richtig ist.
Als „alles Dichten und Trachten ihres Herzens war nur böse immerdar“ (1. Mose 6,5), traf Gott eine unumkehrbare Entscheidung: alles menschliche Leben bis auf Noahs Familie in einer großen Überschwemmungskatastrophe, der „Sintflut“, auszulöschen. Mit seiner Entscheidung unterschied Gott klar zwischen den bösen Gedanken der Menschheit und der gerechten Lebensführung Noahs.
Gott verabscheute die eine Denkweise; die andere war ihm wohlgefällig. Die Tragweite der Sintflut zu einem frühen Zeitpunkt in der menschlichen Geschichte offenbarte Gottes Willen, wonach eine schwere Strafe für böse Gedanken und Taten verhängt und physische Errettung den wenigen gerechten Menschen ermöglicht wurde.
Vor der Wiederkunft Christi wird die Sünde erneut wuchern (vgl. 2. Timotheus 3,1-5). Ein Tag des Gerichts steht wieder bevor. Wir sollten uns fragen, wie Gott uns sieht. Würden wir, so wie damals Noah, mit unserer Lebensführung „Gnade“ bei Gott finden?