Glauben Sie, dass Jesus Christus Sie vor einer kommenden globalen Krisenzeit schrecklichen Ausmaßes retten wird, indem er Sie zuvor durch eine „Entrückung“ in den Himmel holt? Wenn ja, was haben Sie für den Fall vor, dass Sie nicht entrückt werden?
Von Gary Petty
Stellen Sie sich pilotlose Flugzeuge vor, die auf die Erde stürzen, fahrerlose Autos, die Unfälle auslösen, und ängstliche „Zurückgelassene“, die verzweifelt nach ihren plötzlich verschwundenen Angehörigen suchen. So wird es jedenfalls in der „Finale“-Bücherreihe des evangelikalen Autors Timothy LaHay dargestellt. Wer daran glaubt, ist davon überzeugt, dass die Bibel dieses Szenario voraussagt, und zwar durch eine „Entrückung“ wahrer Christen, um sie vor der prophezeiten Endzeitkrise zu retten. Aber lehrt die Bibel die Entrückung?
Viele Bibelleser sind mit den Voraussagen einer Zeit vernichtender Kriege, Seuchen und Naturkatastrophen vor der verheißenen Wiederkehr Jesu Christi vertraut. Diese Ereignisse führen in der Sprache der Bibel zur „großen Trübsal“, auf die der „Tag des Herrn“ folgen wird. Das Buch der Offenbarung beschreibt den „Tag des Herrn“ als göttliches Eingreifen in die Angelegenheiten des Menschen, bei dem Engel nacheinander sieben Posaunen blasen werden. Die Posaunen kündigen große Ereignisse an, die letztendlich in der Wiederkehr Jesu als König der Könige gipfeln werden (Offenbarung, Kapitel 8 und 9 bzw. Kapitel 11, Vers 15).
Manche Christen glauben, dass ihnen diese schrecklichen Umwälzungen erspart bleiben werden, weil sie sieben Jahre vor Jesu Wiederkehr – oder dreieinhalb Jahre bzw. nur einige Monate zuvor, wie einige meinen – entrückt werden. Laut dieser Auslegung biblischer Texte werden sämtliche gläubigen Christen von einem Augenblick auf den anderen in einer Art Himmelfahrt von der Erde verschwinden, um sie vor der „großen Trübsal“ zu bewahren.
Gehören Sie zu den Christen, die an die Entrückung glauben? Wie werden Sie reagieren, wenn die in der Bibel prophezeiten Endzeitereignisse beginnen und Sie und Ihre Glaubensfreunde doch nicht entrückt werden? Das könnte eine schwere persönliche Krise auslösen. Sie könnte Ihr Vertrauen auf Gott in Frage stellen!
Deshalb fragen wir: Was lehrt die Bibel wirklich über die Entrückung? In diesem Beitrag behandeln wir vier Bibelabschnitte, mit denen die Verfechter der Entrückung ihren Standpunkt begründen. Wenn wir die Bedeutung der sieben Posaunen der Offenbarung analysieren, werden wir sehen, dass die allgemeine Vorstellung der Entrückung nicht bibelkonform ist.
Beim Posaunenstoß in die Wolken entrückt
Glauben Sie an die Entrückung, mögen Sie an dieser Stelle einwenden: „Dieser Autor irrt sich, denn der Apostel Paulus erwähnt die Entrückung in seinem Brief an die Gläubigen in Thessalonich.“ Lesen wir deshalb die Worte des Apostels in 1. Thessalonicher 4, Verse 13-17:
„Wir wollen euch aber, liebe Brüder, nicht im Ungewissen lassen über die, die entschlafen sind, damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die, die entschlafen sind, durch Jesus mit ihm einherführen. Denn das sagen wir euch mit einem Wort des Herrn, dass wir, die wir leben und übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, denen nicht zuvorkommen werden, die entschlafen sind.
Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit.“
Diese Verse sind für Verfechter der Entrückung der wichtigste Bibeltext, denn es heißt, dass die noch lebenden Christen „entrückt werden“. Allerdings wird in diesem Zusammenhang auch „die Posaune Gottes“ erwähnt, womit die Vorstellung, dass die Entrückung vor der großen Trübsal erfolgt, sich als falsch herausstellt. Das erkennen wir, wenn wir diesen Abschnitt mit drei anderen Passagen des Neuen Testaments vergleichen, in denen die gleichen Ereignisse beschrieben werden.
Die Trompete bei Christi Wiederkehr erschallt erst nach der großen Trübsal
Manche Christen meinen, dass die Entrückung und die Wiederkehr Jesu zwei durch Jahre getrennte Ereignisse sind. Was sagte aber Jesus Christus selbst über seine Wiederkehr und das Einsammeln der zu der Zeit lebenden Christen? Seine Vorhersage finden wir in seiner Prophezeiung auf dem Ölberg, die er, auf dem Ölberg stehend, nur wenige Tage vor seinem Tod gegeben hat (Matthäus, Kapitel 24-25; Markus 13; Lukas 21).
Jesu Beschreibung dieser Zeit finden wir in Matthäus 24, Verse 29-31: „Sogleich aber nach der Bedrängnis jener Zeit wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen. Und dann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohns am Himmel. Und dann werden wehklagen alle Geschlechter auf Erden und werden sehen den Menschensohn kommen auf den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit. Und er wird seine Engel senden mit hellen Posaunen, und sie werden seine Auserwählten [treue Christen] sammeln von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum andern.“
Einige meinen, dass sich Jesu Worte allein auf solche Menschen beziehen, die sich während der Trübsal zu Gott bekehren. Demnach wären andere Christen bereits vor der Trübsal entrückt worden. Andere Bibelstellen zeigen uns hingegen, dass nur ein kurzer Augenblick die Auferstehung bereits verstorbener Christen von der Verwandlung der zum Zeitpunkt der Wiederkehr Jesu noch lebenden Christen trennt. Es gibt keinen Hinweis in der Bibel auf eine dritte Gruppe, die bereits vorher entrückt wurde und damit in das ewige Leben eingegangen sei.
Die Prophezeiung Jesu in Matthäus 24 ähnelt in bemerkenswerter Weise den Worten von Paulus in 1. Thessalonicher, Kapitel 4. Paulus schrieb, dass lebende Christen bei Christi Wiederkehr nicht als erste in die Wolken emporsteigen werden, denn zuerst werden die Toten in Christus auferstehen.
Darüber hinaus sagte Jesus, dass seine treuen Nachfolger „von den vier Winden“, also von überall auf der Erde, gesammelt werden. Das geschieht erst „nach der Bedrängnis jener Zeit“, d. h. erst nach der Trübsal!
Jesus und Paulus beschreiben dasselbe Ereignis. Zwei weitere Bibelabschnitte enthalten zusätzliche Details zum besseren Verständnis dieses Themas.
Zur Zeit der letzten Posaune: die Auferstehung und die Verwandlung
Der Apostel Paulus ist auch der Autor des dritten Abschnitts, den wir uns ansehen. Wir finden ihn in 1. Korinther 15, Verse 50-53:
„Das sage ich aber, liebe Brüder, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können; auch wird das Verwesliche nicht erben die Unverweslichkeit. Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden; und das plötzlich, in einem Augenblick, zur Zeit der letzten Posaune. Denn es wird die Posaune erschallen und die Toten werden auferstehen unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dies Verwesliche muss anziehen die Unverweslichkeit, und dies Sterbliche muss anziehen die Unsterblichkeit.“
Beachten Sie, dass Paulus die Posaune, die er hier erwähnt, als die letzte Posaune beschreibt. Die Verse hier beschreiben ebenfalls dasselbe Ereignis, das in den beiden bisher behandelten Abschnitten (1. Thessalonicher 4 und Matthäus 24) vorkommt. In allen drei Fällen geht es um die letzte Posaune! Unsere vierte bzw. letzte Passage vervollständigt das Bild.
Die Auferstehung folgt erst nach den sieben Posaunen der Offenbarung
In Matthäus 24 lesen wir, dass dramatische himmlische Zeichen unmittelbar auf die Trübsal folgen werden. Das Buch Offenbarung sagt dasselbe voraus (vgl. dazu Offenbarung 6, Verse 9-14). Die Offenbarung zeigt, dass der große Tag von Gottes Zorn als Nächstes stattfindet (Offenbarung 6,17), der in anderen Bibelstellen der „Tag des Herrn“ genannt und ungefähr ein Jahr lang dauern wird (siehe Jesaja 34,8).
Kapitel 8 und 9 der Offenbarung beschreiben sechs Schlüsselereignisse am Tag des Herrn, gefolgt von einem siebten Ereignis in Offenbarung 11, Vers 15. Wie bereits erwähnt, leiten sieben Posaunen diese Geschehnisse ein. Bei der letzten bzw. siebten Posaune kehrt Jesus Christus als König der Könige wieder, begleitet von seinen auferstandenen und verwandelten Nachfolgern (Judas 1,14).
In Kapitel 20 beschrieb der Apostel Johannes treue Christen, die zur Zeit der Wiederkehr Christi wieder zum Leben erweckt werden:
„Und ich sah Throne und sie setzten sich darauf, und ihnen wurde das Gericht übergeben. Und ich sah die Seelen derer, die enthauptet waren um des Zeugnisses von Jesus und um des Wortes Gottes willen und die nicht angebetet hatten das Tier und sein Bild und die sein Zeichen nicht angenommen hatten an ihre Stirn und auf ihre Hand; diese wurden lebendig und regierten mit Christus tausend Jahre.
Die andern Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis die tausend Jahre vollendet wurden. Dies ist die erste Auferstehung. Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung. Über diese hat der zweite Tod keine Macht; sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre“ (Offenbarung 20,4-6).
An der ersten Auferstehung, die eine von zwei Auferstehungen in diesem Kapitel ist, nehmen alle Heiligen aus vergangenen Epochen teil, zusammen mit den Nachfolgern Christi, die den Märtyrertod in der großen Trübsal erleiden werden. Die Gerechten steigen also nur einmal empor, um den wiederkehrenden Jesus in den Wolken zu treffen: nicht vor der Trübsal, sondern erst zum Schluss am Tag des Herrn.
Der Inhalt der vier Bibelabschnitte, die wir behandelt haben, ist derselbe. Die Christen in 1. Thessalonicher, Kapitel 4 gehen den Toten nicht voraus, denn zuerst werden die Toten auferstehen. Die Toten leben aber erst bei der siebten Posaune wieder, die Jesu Wiederkehr ankündigt. Erst dann werden die Lebenden in Christus verwandelt und an der Auferstehung teilnehmen.
Fazit: die Entrückung ist nicht bibelkonform
Unsere Analyse dieser Bibelstellen zeigt, dass eine Entrückung von Christen vor der großen Trübsal keine Lehre der Bibel ist. Die Heiligen werden zwar Jesus Christus bei seiner Wiederkehr entgegengerückt, aber das geschieht erst nach der Trübsal, bei der siebten Posaune am Tag des Herrn. Beim Erschallen dieser Posaune erhalten alle treuen Diener Gottes, die bereits Verstorbenen und die noch Lebenden, gemeinsam das ewige Leben. Die siebte bzw. letzte Posaune liefert einen wichtigen Schlüssel zum Verständnis der Reihenfolge der Ereignisse bei der Wiederkehr Jesu Christi.
Die Toten in Christus werden auferstehen, und Jesu noch lebende Jünger werden verwandelt. Zusammen fahren sie dann hoch, „auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen“. Sie bleiben aber nicht „auf den Wolken“, noch fahren sie von dort aus in den Himmel, wie einige meinen. Stattdessen werden sie Jesus bei seiner Wiederkehr zur Erde begleiten.
Ein richtiges Verständnis von Gottes großem Plan für die Menschen, einschließlich der Auferstehung der Gerechten bei Jesu Wiederkehr, ist für alle Jünger Jesu wichtig. Jesu Ölbergprophezeiung und das Buch der Offenbarung lassen übereinstimmend das Ertönen der siebten Posaune und die Auferstehung zeitlich nach der Trübsal geschehen – auf dem Höhepunkt vom „Tag des Herrn“. Es handelt sich hier beide Male um dieselbe Posaune, nicht um zwei verschiedene. Für eine Entrückung bleibt gar kein Platz mehr.
Jesus Christus kommt ein zweites Mal auf diese Erde, um die Menschheit vor der Selbstvernichtung zu retten und das Reich Gottes als weltumspannende Regierung zu etablieren. Das ist die große Hoffnung aller treuen Nachfolger Jesu!