In seinem Kern hat der Nahostkonflikt mit einer historischen Frage zu tun, auf die bis jetzt niemand eine für beide Seiten zufriedenstellende Antwort gefunden hat.
Von Paul Kieffer und Cecil Maranville
Mit der Entführung zweier israelischer Soldaten Ende Juni durch die radikale Hisbollah-Miliz wurde die neueste Runde des Nahostkonflikts eingeleitet. Es folgten fünf Wochen des Raketenbeschusses und des Bombardements. Die Waffenruhe, die beide Seiten nach einer Resolution des UN-Sicherheitsrates akzeptierten, ist wohl „zwischen den Runden“ leider nur eine weitere Pause, die nicht ewig halten wird.
Als Israel auf die Entführung seiner Soldaten militärisch reagierte, warnte der Iran vor einem Angriff auf Syrien. Kommentatoren sprachen von einem „Stellvertreterkrieg“. Man dachte unweigerlich an die Forderung des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad, der Staat Israel solle von der Landkarte verschwinden und die dort lebenden Juden nach Europa oder Nordamerika verlegt werden.
Zu der Forderung Ahmadinedschads nach einer Verlegung Israels meinte Ende 2005 Raanan Gissin, ehemaliger Sprecher des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon: „Ich will gern nach Alaska reisen, wenn er mein Flugticket bezahlt, aber danach komme ich hierher zurück (nach Israel), weil dies unsere Heimat ist, und die werden wir nie verlassen.“
Die Sichtweise Gissins ist jedoch absolut unvereinbar mit der Überzeugung vieler Palästinenser und anderer Muslime, wonach Palästina das unveräußerliche Erbe des Islams sei. Das ist, auf einen einfachen Nenner gebracht, das Kernproblem im Nahostkonflikt seit der Gründung des Staates Israel vor fast 60 Jahren. Keines der beiden betroffenen Völker ist bereit, den Anspruch totaler territorialer Kontrolle durch die andere Seite zu akzeptieren.
Hintergrund des Disputs
Wie bei jedem komplexen Streit gibt es verschiedene Möglichkeiten, die zugrundeliegenden Probleme zu präsentieren. Selbst ein neutraler Versuch, die Hintergründe des Konflikts darzulegen, kann mit Vorwürfen der Voreingenommenheit und Einseitigkeit zurückgewiesen werden. Wir versuchen es trotzdem.
Einige behaupten, daß die Palästinenser aus ihrem Land vertrieben und dadurch um das betrogen wurden, was rechtmäßig ihnen gehört. Andere sagen, daß die Israelis ein Recht auf ihren Staat haben, einschließlich der in kriegerischen Handlungen eroberten Gebiete. Die Europäische Union und die gegenwärtige US-amerikanische Administration sprechen in bezug auf die israelische Präsenz in palästinensischen Städten von „Besetzung“ und deuten damit an, daß die Israelis in fremdes Gebiet eingedrungen sind.
„Palästina“ ist ein Begriff, der sich im wesentlichen auf ein Gebiet im Südwesten Asiens am östlichen Ende des Mittelmeers bezieht. Dieselbe Region enthält den modernen Staat Israel. Seit Gründung ihrer Nation 1948 haben die Israelis eine fruchtbare, produktive und wohlhabende Nation aus einer Wüstenregion geschaffen. Sie haben sich als herausragende Verwalter ihres Heimatlandes erwiesen.
„Palästinenser“ ist ein allgemein gebräuchlicher Begriff für die Nachkommen von ungefähr 780 000 Arabern, die 1948 als Resultat eines Krieges zwischen fünf arabischen Ländern und dem neugegründeten Staat Israel zu Heimatlosen wurden. Am Anfang des Krieges verließen einige Araber ihre Häuser aus Angst, während andere in dem Glauben gingen, daß sie eines Tages zurückkehren würden. Natürlich haben sie nicht erwartet, daß die Israelis diesen Krieg gewinnen würden, und schon gar nicht so einen eindeutigen Sieg. Seit dieser Zeit wohnen diese entwurzelten Menschen und ihre Nachkommen in „vorübergehenden“ Flüchtlingslagern, ohne ein Land, das sie ihr eigen nennen können.
Doch wem gehört das Land wirklich? Die Antwort wird uns vielleicht überraschen.
Vorgeschichte der Staatsgründung Israels
Die Israelis glauben, daß sie aus verschiedenen Gründen ein legitimes Recht auf eine Heimat im Nahen Osten haben. Einer der wichtigsten ist, daß sie das Land erfolgreich im 1948er Krieg und in den nachfolgenden Kriegen verteidigt haben. Gehört das Land deshalb ihnen, weil sie in der Lage waren, es zu verteidigen? Wie kamen sie überhaupt in den Besitz des Landes?
Vor der Gründung des israelischen Staates befand sich Palästina unter britischer Kontrolle. Die Briten versprachen aus politischen Gründen den Bewohnern des Landes – sowohl Arabern als auch den jüdischen Immigranten – eine „palästinensische“ Heimat. Die Araber hatten den Briten geholfen, die osmanischen Türken zu besiegen, und man versprach ihnen im Gegenzug die Kontrolle über Palästina. Somit könnten die palästinensischen Araber also mit Recht sagen, daß Palästina ihr Land sei. Aber macht dieser Umstand es wirklich zu ihrem Land?
Zur selben Zeit waren die Briten aber auch daran interessiert, die politische Unterstützung der Juden in verschiedenen Teilen des britischen Empires auszudehnen. So versprachen sie den Juden als Bewohnern Palästinas dasselbe Land!
Die Briten verstanden nicht, wie wichtig beiden Völkern das Land war. Sie sahen deshalb nicht voraus, daß die arabischen Palästinenser und die Juden jeweils für sich einen Anspruch auf dasselbe Land erheben würden.
Als die britisch-arabische Allianz Jerusalem 1917 von der osmanischen Herrschaft befreite, überstieg die Zahl der arabischen Palästinenser die der jüdischen Siedler um eine Vielzahl, obwohl seit den letzten 20 Jahren des 19. Jahrhunderts immer mehr jüdische Einwanderer in die Gegend gekommen waren.
Aufgrund des ansteigenden Antisemitismus hatte Theodor Herzl 1897 die zionistische Weltorganisation gegründet, die vorsah, daß europäische Juden nach Palästina auswandern konnten, um so der Verfolgung zu entkommen.
In den 1930er Jahren, als das Naziregime seinem Höhepunkt zustrebte und die Sympathien gegenüber den Juden weltweit abnahmen, verließen immer mehr Juden ihre Heimatländer in Europa. Die Briten versuchten aus Rücksicht auf ihre arabischen Verbündeten die jüdische Emigration nach Palästina zu begrenzen. In diesem Klima versprachen sie dann sowohl den Arabern als auch den Juden das Land Palästina. Heute will sich Israel vor palästinensischen Selbstmordattentätern schützen. In der Zeit vor dem arabisch-israelischen Krieg von 1948, der mit der Kontrolle Israels über fast ganz Palästina endete, wurde der Terrorismus von beiden Seiten praktiziert. Einer der jüdischen Terroristen, der damals Anschläge gegen die britischen Truppen plante und ausführte, wurde später zum Premierminister von Israel – Menachem Begin. Er war bekannt dafür, Palästina „Judäa“ oder „Samaria“ zu nennen, Namen aus der Zeit, als das alte Israel in biblischer Zeit im Land wohnte.
Weil sie nicht in der Lage waren, eine befriedigende Lösung für beide Seiten zu finden, wandten sich die Briten auf der Suche nach Hilfe an die Vereinten Nationen. 1947 schlug die UNO die Aufteilung des Landes unter beiden Völkern vor. Die damaligen jüdischen Immigranten akzeptierten den Vorschlag. Der Mufti von Jerusalem, Sprecher der palästinensischen Araber, wies diese Lösung zurück. Daraufhin rief sich Israel selbst am 14. Mai 1948 zum Staat aus.
Obwohl sie zahlenmäßig überlegen waren, flohen die palästinensischen Araber aus Israel und zählten auf ihre arabischen Brüder, diesen neuen jüdischen Staat im Keim zu ersticken und Palästina wieder in ihre Hände zu geben. Dies ist nicht eingetreten.
Wer war zuerst da?
Wenn man versucht, die palästinensische Frage dadurch zu lösen, „wer zuerst da war“, stößt man unweigerlich auf Schwierigkeiten. Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert waren es die Araber, die zuerst in Palästina waren. Gehört das Land damit rechtmäßig ihnen? Nicht so schnell. Gehen wir noch ein bißchen weiter zurück – einige tausend Jahre weiter.
Historiker meinen, daß das Land zuerst von den Kanaanitern bewohnt wurde. Demnach gehörten ihnen und ihren Nachkommen das Land. Aber ein militärisch mächtiges Volk, bekannt als die Philister, eroberte das kanaanitische Land. Wenn die Nachfahren der Philister immer noch das dominierende Volk in Palästina wären, könnten sie deshalb einen rechtmäßigen Anspruch auf das Land erheben, weil ihre Vorfahren zuerst „da“ waren? So einfach ist es nun auch wieder nicht.
Ein anderes Volk kam in das Land Kanaan. Sie waren die Nachfahren eines Mannes namens „Eber“, dessen Name „die andere Seite“ bedeutet. Das Volk wurde als die „Hebräer“ bekannt, welche von „der anderen Seite“ des Euphrats nach Kanaan kamen. Ihr berühmter Patriarch war Abraham.
Das erste Buch Mose, Kapitel 12 berichtet von Abrahams Immigration nach Kanaan. Als er und seine Familie in diesem Land ankamen, geschah etwas Erstaunliches. Der Schöpfergott erschien Abram, wie er damals hieß, und gab ein unglaubliches Versprechen: „Deinen Nachkommen will ich dies Land geben“ (Vers 7). Eine höhere Autorität als diese kann es nicht geben – größer noch als die militärischen Philister, höher als das große Britische Reich, den Vereinten Nationen überlegen – der allmächtige Gott verschenkte das Land. Besitz bedeutet also nicht das Recht auf Besitz. Das Land sollte den Kanaanitern weggenommen werden.
Da die Juden aber Abrahams Kinder sind, gehört ihnen dann nicht doch das Land? Nein, so einfach ist es nicht. Zwei große Völker stammten von Abrahams Söhnen Isaak und Ismael ab. Von Isaak stammte Jakob ab, später auch Israel genannt, und von diesem zwölf Stämme. Die Juden sind die Nachfahren nur eines dieser Stämme, nämlich Juda. Die Araber sind aber die Nachfahren Ismaels! Wer hat also das Recht auf das Land Palästina?
Das Volk des Bundes
Gottes Versprechen an Abraham wurde gegenüber Isaak und Jakob (Israel) wiederholt, um Gottes Absicht deutlich zu machen, daß die Linie Isaaks das Land erben sollte. Später verknüpfte Gott gegenüber dem Volk Israel sein Versprechen mit einem Bund. Sinngemäß sagte er: „Ich, für meinen Teil, verspreche euch das Land Kanaan [Palästina] zu geben. Euer Teil ist es, nach den Regeln oder dem heiligen Gesetz zu leben, das ich euch gebe. Wenn ihr euren Teil des Bundes brecht, bin ich nicht mehr länger an mein Wort gebunden.“
Von den Angehörigen des Bundesvolkes wurde erwartet, daß sie „seine Gebote hielten und seine Gesetze bewahrten“ (Vers 45). Mit der Zeit entfernte das alte Volk Israel sich von seinen Verpflichtungen. Großzügig und gnädig arbeitete Gott viel länger mit ihm, als er es hätte tun müssen. Es kam aber die Zeit, in der er den Bund für gebrochen erklärte: „Die Erde ist entweiht von ihren Bewohnern; denn sie übertreten das Gesetz und ändern die Gebote und brechen den ewigen Bund“ (Jesaja 24,5).
Was war im Falle des Ungehorsams vorgesehen? Der Verlust der besonderen Beziehung zu Gott! Dazu gehörte auch die neue Heimat Israels, das Gelobte Land.
Das „Haus Israel“, das nur fünf Jahre nach Salomos Tod gegründet wurde und zehn der zwölf Stämme Israels umfaßte, existierte weitere 200 Jahre, bevor es von den Assyrern in Gefangenschaft verschleppt wurde. Was geschah mit dem „Haus Israel“ – den zehn Stämmen des Nordens – nach ihrer Verschleppung nach Assyrien? Im allgemeinen geht man davon aus, daß diese israelitischen Stämme untergegangen sind.
Daher wird oft von den „zehn verlorenen Stämmen“ gesprochen. Die vorherrschende Meinung in der Gelehrtenwelt ist, daß sie entweder von heidnischen Völkern aufgesogen wurden oder einfach ausgestorben sind. Im Gegensatz zu den Juden hatten die Bürger der zehn Stämme des Nordreichs nach der Trennung vom restlichen Israel den Sabbat nicht mehr gehalten; folglich verloren sie ihre völkische Identität.
Heute nehmen viele fälschlicherweise an, die Juden machten das gesamte Israel der Antike aus, was aber keineswegs der Fall ist. Die meisten Christen sind sich nicht bewußt, daß die heutigen Juden nur einen kleinen Prozentsatz der Nachkommen des alten Volkes Israel darstellen. Jakob (bzw. Israel) hatte zwölf Söhne. Jeder von ihnen wurde zum Vater eines Clans oder eines Stammes. Juda war einer dieser zwölf Söhne und ist der Vorfahre der heutigen Juden. Von diesem Anteil stellen die heute in Israel lebenden Juden eigentlich nur eine Minderheit aller Juden dar.
Mit seiner Bezeichnung Palästinas als „Samaria“ wollte Menachem Begin anscheinend einen religiösen Anspruch der Juden auf diese Region geltend machen. Er irrte sich jedoch in seinem historischen Verständnis: Samaria war nie das verheißene Stammesgebiet Judas oder die Heimat des Hauses Juda, sondern des Hauses Israel.
Religiöser Anspruch der Muslime
Religion spielt auch aus palästinensischer Sicht eine Rolle. Schätzungsweise sind 75 Prozent der Palästinenser Muslime. Im 7. Jahrhundert n. Chr. begann die 1300jährige Herrschaft der Muslime über das Gebiet, das ursprünglich als „Filastin“, ein Vorläufer von „Palästina“, bekannt war. (Eine sprachliche Verbindung zu der Bezeichnung der alten Philister scheint offensichtlich zu sein.)
Palästina ist den Muslimen heilig, weil der Prophet Mohammed Jerusalem zur ersten qibla (die Gebetsrichtungen der Muslime) bestimmt hatte. Man glaubt auch, daß er während einer nächtlichen Reise von Salomos Tempel aus in den Himmel aufgefahren ist, von der Stelle, wo später der Felsendom gebaut wurde. Jerusalem wurde so zur drittheiligsten Stadt des Islams.
Moshe Sharon, Professor für mittelalterliche islamische Geschichte, wies in einem Vortrag auf den Zusammenhang hin zwischen dem „Islam und dem Territorium“, nach den strengsten Regeln des Islams: „Diese Kultur schuf eine sehr wichtige, fundamentale Regel bezüglich des Territoriums. Alle Gebiete unter islamischer Herrschaft können nicht wieder ,entislamisiert‘ werden. Selbst wenn zu irgendeinem Zeitpunkt ein [nicht-muslimischer] Feind ein Gebiet unter islamischer Herrschaft erobert, wird es doch für immer als islamisch angesehen. Deshalb geht es bei arabisch-israelischen Konflikten immer um die Gebiete, das Territorium. Es gibt andere Aspekte, doch das Territorium ist sehr wichtig“ (www.mjaa.org).
Deshalb glauben viele palästinensische Muslime, daß auch sie ein religiöses Recht auf das Land Palästina haben. Deshalb kämpfen sie so entschlossen darum.
Die Zukunft des Heiligen Landes
Also, wem gehört das Land? Niemand geringeres als der Schöpfergott erhob Anspruch auf das Land und das Recht, den Erben zu nennen. Wem gab er das Land?
Welchen Nachkommen Abrahams gehört nun das Land Palästina? Diejenigen, denen Gott es zuerst gab, brachen den Bund und sind nie zu ihren Bundesverpflichtungen zurückgekehrt. So haben die Nachkommen Jakobs heute – ob Jude oder Nichtjude – keinen Anspruch auf das Land vor irgendeiner anderen ethnischen Gruppe.
Um Mißverständnissen vorzubeugen, geht es uns in diesem Artikel überhaupt nicht darum, die Existenz des Staates Israel in Frage zu stellen. Der souveräne Staat Israel existiert in Übereinstimmung mit dem heutigen Völkerrecht und unterhält diplomatische Beziehungen zu fast allen Ländern außerhalb der islamischen Einflußsphäre.
Uns geht es vielmehr um die Frage, ob der jüdische Staat ein biblisch verbürgtes Besitzrecht auf Palästina hat. Existiert der Staat Israel aufgrund einer tiefen geistlichen Reue seiner Bürger? Nein, politische Intrigen, fremde Mächte und Krieg verhalfen der modernen Nation Israel zu ihrer Geburt. Bedeutet dies, daß Gott überhaupt keinen Einfluß auf die Staatsgründung Israels ausübte?
Überhaupt nicht, denn die jüdische Präsenz in Palästina schafft den Rahmen für prophetische Vorhersagen wie diese: „Siehe, ich will Jerusalem zum Taumelbecher zurichten für alle Völker ringsumher, und auch Juda wird’s gelten, wenn Jerusalem belagert wird. Zur selben Zeit will ich Jerusalem machen zum Laststein für alle Völker. Alle, die ihn wegheben wollen, sollen sich daran wund reißen; denn es werden sich alle Völker auf Erden gegen Jerusalem versammeln“ (Sacharja 12,2-3).
Nach den Prophezeiungen der Bibel kommt die Zeit, wenn Gott ganz Israel wieder in das Gelobte Land zurückbringen wird – alle zwölf Stämme. Dann werden alle Nachkommen des alten Israels – weit mehr als nur die Juden – als eine Nation wiedervereinigt. So prophezeite Hesekiel:
„So spricht Gott der Herr: Siehe, ich will die Israeliten herausholen aus den Heiden, wohin sie gezogen sind, und will sie von überall her sammeln und wieder in ihr Land bringen und will ein einziges Volk aus ihnen machen im Land auf den Bergen Israels, und sie sollen allesamt einen König haben und sollen nicht mehr zwei Völker sein und nicht mehr geteilt in zwei Königreiche“ (Hesekiel 37,19-22).
Bei seiner Wiederkehr wird Jesus die zwölf Stämme Israels zur Reue führen und wieder in das verheißene Land zurückbringen, wie Mose es prophezeit hat: „Wenn du bis ans Ende des Himmels verstoßen wärst, so wird dich doch der Herr, dein Gott, von dort sammeln und dich von dort holen und wird dich in das Land bringen, das deine Väter besessen haben, und du wirst es einnehmen“ (5. Mose 30,4-5).
Erst dann wird ganz Israel – alle zwölf Stämme – wieder in der Lage sein, einen biblischen Anspruch auf das göttliche Erbe Palästina zu erheben.
Sind alle Israeliten Juden?
Heute identifiziert fast jeder den Namen Israel mit den Juden. Dabei drängt sich die namentliche Verbindung mit dem Staat Israel im Nahen Osten auf, dessen Gründung im Zusammenhang mit Bemühungen um die Schaffung eines jüdischen Staates bzw. des Judenstaates (frei nach Theodor Herzl) zu sehen ist.
Viele Menschen nehmen an, daß die heutigen Juden die einzigen noch vorhandenen Nachkommen der alten Nation Israel sind. Diese Annahme ist jedoch völlig falsch. Ihrer Abstammung nach sind die Juden die Nachkommen von zwei israelitischen Stämmen: Juda und Benjamin, zuzüglich eines beträchtlichen Teils von etwa einem Drittel des priesterlichen Stammes Levi.
Den meisten Menschen ist unbekannt, daß die zehn anderen Stämme des alten Israel nie Juden genannt wurden. Diese nördlichen Stämme waren historisch und politisch deutlich getrennt von den Juden, ihren südlichen Brüdern, die das Königreich Juda bildeten, woraus der Name „Jude“ abgeleitet wurde.
Die nördliche Koalition von Stämmen, das Königreich oder Haus Israel, war schon eine vom Haus Juda getrennte unabhängige Nation geworden, noch bevor das Wort Jude erstmalig in der biblischen Schilderung erscheint. So ist es eine Tatsache, daß dieser Begriff in der Bibel das erste Mal zu finden ist, als sich Israel mit den Juden im Krieg befand (2. Könige16,5-6; Elberfelder Bibel und Schlachter-Bibel; Luther übersetze den Namen mit „Judäer“).
Sind alle Israeliten Juden? Nein! Die Juden – die Bürger und Nachkommen des Königreichs Juda – gehören zwar zu den Israeliten, aber nicht alle Israeliten sind Juden.
Da alle zwölf Stämme, einschließlich der Juden, Nachkommen ihres Vaters Israel (Jakob) sind, können wir den Ausdruck „Israelit“ auf alle Stämme anwenden. Der Ausdruck „Jude“ ist jedoch nur für die Stämme zutreffend, die das Königreich Juda und ihre Nachkommen umfaßten.