Was ist der wahre Ursprung Ihrer religiösen Überzeugung? Warum tun Sie das, was Sie tun? Warum glauben Sie das, was Sie glauben? Haben Sie sich diese Fragen jemals gestellt?
Von Scott Ashley
Søren Kierkegaard, dänischer Schriftsteller und religiöser Philosoph des 19. Jahrhunderts, stellte einmal fest, dass „das Christentum des Neuen Testamentes einfach nicht existiert“. Er fragte, wie sich das heutige Christentum so weit von den neutestamentlichen Praktiken der ersten Christen entfernen konnte.
Kierkegaards Standpunkt mag manchen Leuten heute wie eine Provokation erscheinen. Ist es wirklich möglich, dass das heutige Christentum grundsätzlich anders ist als die Lehren der Apostel? Manche Gelehrte und ernsthafte Bibelforscher erkennen, dass die Praktiken der frühen Kirche sich bedeutend von denen des heutigen Christentums und dessen Traditionen unterscheiden.
Norbert Brox, Professor für Alte Kirchengeschichte an der Universität Regensburg, beschreibt den Standpunkt der frühen Kirche:
„Die ersten [christlichen] Gemeinden stellten damit eine Gruppenbildung innerhalb des Judentums in Palästina dar . . . Die Christen glaubten wie zuvor an den Gott Israels, ihre Bibel war die Bibel der Juden . . . Denn sie lebten [wie Jesus] weiterhin in der jüdischen Praxis von Tempelkult und Gesetz (Apostelgeschichte 2,46; 10,14) und machten auf Außenstehende den Eindruck eben einer jüdischen Sekte (Apostelgeschichte 24,5. 14; 28,22), nicht den einer neuen Religion. Und sie hatten wohl auch selbst keine andere Meinung von sich als die, Juden zu sein“ (Kirchengeschichte des Altertums, Patmos Verlag, 1998, Seite 12-13).
Diese Beschreibung der frühen Kirche galt aber nur wenige Jahrzehnte, denn bereits im zweiten Jahrhundert n. Chr. hatte sich die Kirche in entscheidender Weise geändert. Dazu der Historiker Jesse Hurlbut: „Wir nennen die letzte Generation des ersten Jahrhunderts von 68 bis 100 n. Chr. ,Das Zeitalter der Schatten‘, teilweise deshalb, weil die Trübsal der Verfolgung über der Kirche lag, aber mehr noch weil von all den Epochen in der Kirchengeschichte dies diejenige ist, über die wir am wenigsten wissen. Wir haben nicht länger mehr das klare Licht der Apostelgeschichte als Anleitung; und kein Autor aus jener Zeit hat die Lücken in der Geschichte geschlossen . . .
Fünfzig Jahre nach dem Leben des Paulus hängt ein Vorhang über der Kirche, durch den wir vergeblich zu schauen suchen. Wenn er sich am Ende etwa 120 n. Chr. durch die Schriften der frühesten Kirchenväter öffnet, finden wir eine Kirche vor, die sich in vielerlei Hinsicht von der Kirche zur Zeit des Petrus und Paulus deutlich unterscheidet“ (The Story of the Christian Church, 1970, Seite 33; alle Hervorhebungen durch uns).
Wie kam es zu der Verwandlung christlicher Praktiken in den nachfolgenden Jahrhunderten?
Große Veränderungen im Christentum
Nur wenige Jahrzehnte nach dem Tod Jesu Christi führten einige Lehrer, die sich als treue Prediger Christi ausgaben, allmählich ketzerische Gedanken in den christlichen Gemeinden ein. Paulus beschrieb diese Männer und ihre Methoden: „Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter und verstellen sich als Apostel Christi. Und das ist auch kein Wunder; denn er selbst, der Satan, verstellt sich als Engel des Lichts. Darum ist es nichts Großes, wenn sich auch seine Diener verstellen als Diener der Gerechtigkeit“ (2. Korinther 11,13-15).
Diese Lehrer schienen Christus in einer Zeit zu vertreten, als die Massen keine bedeutende Schulbildung besaßen. Ihren ungebildeten Zeitgenossen im Glauben schienen die Vorstellungen dieser falschen Lehrer glaubwürdig zu sein, ja sogar richtig. In Wirklichkeit aber waren diese Lehrer Werkzeuge Satans in Sachen Verführung. Sie selbst mögen nicht immer ihre eigenen falschen Lehren und Motive erkannt haben.
Im Laufe der Zeit war der Schaden groß. Der Apostel Johannes, anscheinend der in den 90er Jahren des ersten Jahrhunderts einzige Überlebende der ursprünglichen zwölf Apostel, beschrieb einen falschen Prediger, der eine führende Stellung in einer Gemeinde erlangt hatte. Dieser Mann wies kühn die Boten des Johannes ab und exkommunizierte treue Gläubige (3. Johannes 1,9-10) – ein schockierendes Beispiel der Umstände in der Kirche nur ca. sechs Jahrzehnte nach Jesu Tod.
Die Briefe des Johannes vollendeten die Sammlung von Episteln und Schriften, die das Neue Testament ausmachten. Mit dem Tod des Johannes haben wir jedoch keinen zuverlässigen Zeugen mehr für die Veränderungen, die im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung eingeleitet wurden. Stattdessen gibt es für die nächsten Jahrhunderte verwirrende und zum Teil widersprüchliche Überlieferungen.
Die Verfolgung führt zu Veränderungen
Das Fehlen zuverlässiger Informationen aus dieser Zeit kann teilweise auf die Verfolgung der Kirche zurückgeführt werden. Zur Zeit des römischen Kaisers Nero (54-68 n. Chr.) wurde Christen die Schuld für den Brand Roms zur Last gelegt und viele wurden getötet – darunter auch die Apostel Paulus und Petrus. Einige Jahre später verlangte Kaiser Domitian (81-96 n. Chr.), dass alle Bewohner des römischen Reichs ihn als Gott anbeten mussten. Christen und Juden, die diese Anbetung aus Gehorsam gegenüber Gottes Geboten verweigerten, wurden mit Strenge verfolgt.
Im ersten und zweiten Jahrhundert nach Christus gab es jüdische Aufstände gegen die römische Herrschaft. Besonders die zweite Rebellion resultierte in Verfolgung für Juden und das Judentum. Nach seiner Eroberung Jerusalems zerstörte Kaiser Hadrian (117-138 n. Chr.) die Stadt, baute auf den Ruinen eine neue Stadt auf und verbannte alle Juden permanent aus Jerusalem. Außerdem verbot er das Ritual der Beschneidung und das Halten des biblischen Ruhetags.
Professor Brox beschreibt die Auswirkung dieser Maßnahmen auf die Kirche: „Nachdem die Judenchristen Palästinas im Ersten Jüdischen Krieg (66-70) vertrieben, dann aber nach Jerusalem zurückgekehrt waren, mussten sie nach dem Bar-Kochba-Aufstand, dem Zweiten Jüdischen Krieg gegen die Römer (132-135), als Beschnittene das Land verlassen, was das vorläufige Ende dieser [Jerusalemer] Kirche bedeutete“ (Brox, Seite 29).
Anhand der spärlichen geschichtlichen Überlieferungen scheint es der Fall gewesen zu sein, dass eine große Anzahl Christen, um selbst Verfolgung in dieser Zeit einer Judenverfolgung zu entgehen, jeden Anschein einer Verbindung zum Judentum zu meiden begann. In dem sichtbareren Teil des Christentums begann eine bedeutende Abkehr von den Lehren der Apostel hin zur antijüdischen religiösen Philosophie.
Frühere Praktiken der Kirche, die auch unter den Juden bekannt waren – wie z. B. der Sabbat und die biblischen Festtage –, wurden schnell aufgegeben und durch neue Traditionen ersetzt, die sich in die Kirche einschlichen. Nur wenige hatten den Mut, sich der ständigen Verfolgung für ihre Treue gegenüber den Bräuchen, die von den Aposteln Christi überliefert worden waren, auszusetzen.
Passah kontra Ostern
In seiner Beschreibung des Konzils von Nizäa erwähnt der Kirchenhistoriker Eusebius einen Disput des zweiten Jahrhunderts zwischen Polykarp, einem Jünger des Apostels Johannes, und Aniket, der Bischof von Rom war (155-166 n. Chr.). Johannes ermahnte Christen, an dem Halten des Passahs als Gedenken des Todes Christi festzuhalten. Aniket setzte sich hingegen für das Feiern der Auferstehung Christi am Ostersonntag ein.
Später verkündete der römische Bischof Viktor I. (189-199 n. Chr.) ein Ultimatum, wonach alle christlichen Minderheiten „sich der Sonntagspraxis der römischen und der meisten anderen Kirchen anzuschließen“ hatten (Brox, Seite 142).
In Nizäa siegte der neue Osterbrauch über das biblische Passah. Der römische Kaiser Konstantin erklärte, dass alle, die sich der Führung der römischen Kirche widersetzten, Ketzer waren, mit der Folge, dass sie exkommuniziert wurden. Seine Verlautbarung offenbart die Tiefe seiner Gefühle über Praktiken, die nach seiner Meinung „jüdisch“ waren:
„Zunächst schien es unwürdig zu sein, jenes hochheilige Fest [Ostern] nach dem Gebrauch der Juden zu feiern, die ihre Hände durch ihr gottloses Verbrechen befleckt haben und darum mit Recht als Menschen, auf denen Blutschuld lastet, mit Blindheit des Geistes geschlagen sind . . . Nichts soll uns also gemein sein mit dem verhassten Volke der Juden! Denn wir haben vom Erlöser einen andern Weg erhalten . . . Da es also angezeigt war, diesen Punkt dahin zu berichtigen, dass wir keine Gemeinschaft mit dem Volk jener Mörder unseres Vaters und Herrn hätten . . . keine Gemeinschaft mit den meineidigen Juden“ (Eusebius, Das Leben Konstantins, Buch III, Kapitel 18 und 19, Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 9, München, 1913).
Konstantins Bekehrung
Konstantins Herrschaft als Kaiser (306-337 n. Chr.) änderte in dramatischer Weise die Richtung, in der sich das Christentum fortan bewegte. Unter seiner Herrschaft wurde das Christentum zur Staatsreligion des römischen Reiches, und er wurde getauft (wenn auch erst kurz vor seinem Tode).
Was waren aber die Merkmale des Christentums, das er förderte? Zu Konstantins Lebzeiten war manches im Christentum bereits anders geworden. Charles Guignebert, Professor für die Geschichte des Christentums an der Universität Paris, stellt dazu fest:
„Bei einer Überlegung der christlichen Kirche zu Beginn des vierten Jahrhunderts wird man es zum Teil schwer haben, in ihr die Gemeinschaft aus apostolischer Zeit wiederzuerkennen, oder man wird es überhaupt nicht erkennen können“ (The Early History of Christianity, Twayne Publishers, New York, 1927).
Hinzu kommen die Recherchen des britischen Historikers Paul Johnson über Konstantin: „Er selbst scheint ein Sonnenanbeter gewesen zu sein, [Angehöriger] einer der spätheidnischen Kulte, die gemeinsam mit den Christen feierten. Auf diese Weise verehrten die Anhänger von Isis eine Madonna, die ihr heiliges Kind stillte; der Kult von Attis und Cybele feierte einen Tag des Blutes und des Fastens, gefolgt von dem Fest der Hilaria-Auferstehung, einem Tag der Freude am 25. März; die elitären Mithras-Anhänger, von denen viele Militäroffiziere waren, aßen ein heiliges Mahl.
Konstantin war mit fast an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Mithras-Anhänger, und sein Triumphbogen, der nach seiner ,Bekehrung‘ errichtet wurde, zeugt von dem Sonnengott bzw. der ,unbesiegten Sonne‘.
Viele Christen trafen keine klare Unterscheidung zwischen diesem Sonnen-Kult und ihrer eigenen Anbetung. Sie bezogen sich auf Christus, der ,seinen Wagen am Himmel vorbeifuhr‘; sie hielten ihren Gottesdienst am Sonntag ab, knieten in Richtung Osten nieder und hielten ihr Geburtsfest am 25. Dezember, dem Geburtstag der Sonne zur Sonnenwende im Winter. Während der späteren heidnischen Erneuerung unter dem Kaiser Julian fiel es vielen Christen aufgrund dieser Verwirrung leichter, untreu zu werden . . . Konstantin gab die Sonnenanbetung nie auf und behielt die Sonne auf seinen Münzen . . . Ohne Zweifel teilte [Konstantin] die Meinung, die unter römischen Soldaten populär war, dass alle religiösen Kulte zu respektieren waren, um damit ihre jeweiligen Götter zu besänftigen . . . viele seiner kirchlichen Vereinbarungen zeigen, dass er eine Staatskirche mit Geistlichen als Bediensteten des Staates wollte.
Seine eigene Rolle leugnete nicht ganz die heidnische Verehrung des Kaisers als Gott. Davon zeugen die kolossalen Häupter und Statuen Konstantins, die er in seinem Reich großzügig verteilte, obwohl er selbst die Vorstellung des Kaisers als Priester vorzog.
Wie konnte die christliche Kirche diesen seltsamen Größenwahnsinnigen als Teil ihres theokratischen Systems akzeptieren, was sie anscheinend sehr willig tat? Gab es eine bewusste Vereinbarung? Welche Seite hatte die meisten Vorteile von dieser unziemlichen Ehe zwischen Kirche und Staat? Anders ausgedrückt: Ergab sich das Reich dem Christentum, oder verkaufte sich das Christentum an das Reich?“ (A History of Christianity, Atheneum, New York, 1976, Seite 67-69).
Vom Sabbat zum Sonntag
Konstantins Vorliebe für die Sonnenanbetung veranlasste ihn, den wöchentlichen Ruhetag für Christen formell zu ändern: „Im Jahr 321 führte Konstantin den Sonntag als wöchentlichen Ruhetag der von ihm religionspolitisch christianisierten Gesellschaft ein, der arbeitsfrei war . . . So griff man auf das Alte Testament zurück und leitete die Arbeitsruhe des christlichen Sonntags aus dem jüdischen Sabbatgebot ab, mit dem der Sonntag an sich nichts zu tun hatte . . . So wurde durch spätantike staatliche Gesetzgebung aus dem christlichen Herren- oder Auferstehungstag letztlich der heutige bürgerliche Sonntag“ (Brox, Seite 123).
Eine Zeit lang hielten manche in dem jetzt größtenteils verwandelten Christentum weiter am Sabbat und an den biblischen Festen fest, die Jesus, die Apostel und die ersten Christen gehalten hatten. Das dauerte aber nicht lange. Robin Fox, Dozent für altertümliche Geschichte an der Oxford-Universität, stellt dazu fest: „In den 430 Jahren sprach sich der christliche Rat von Laodizäa im Detail gegen die christliche Einhaltung des jüdischen Sabbats, ihre Annahme ungesäuerten Brotes von den Juden und ihr Halten jüdischer Feste aus“ (Pagans and Christians, Knopf, New York, 1987, Seite 482).
Vom Heidentum verwandelt
Während die Praktiken der Apostel verbannt wurden, wurden Traditionen anderer Religionen eingeführt und mit der neuen Etikette „christlich“ versehen.
„Auf so subtile Weise eingeführt, dass die Bischöfe selbst sie nicht merkten, zogen die alten Götter wie die Mittelmeerluft in ihre Kirchen ein, und sie leben immer noch im christlichen Ritual, in den Ikonen und den Festen des Christentums . . . Das alte Lebenszeichen, das ankh, das die Götter in ihren Skulpturen seit Jahrtausenden begleitet hatten, wurde leicht in das christliche Kreuz verwandelt. Die Darstellung von Isis beim Stillen ihres Kindes Horus, Isis Lactans, wurde zur Figur der Jungfrau mit Jesus an ihrer Brust . . .
In Rom wurden Romulus und Remus gegen die biblischen Heiligen Petrus und Paulus eingetauscht. Noch im fünften Jahrhundert musste der Papst die Frühankömmlinge der Gemeinde Petri davon abhalten, die Stufen zur Kirche rückwärts zu begehen in ihrem Versuch, den Sol, den aufgehenden Sonnengott, nicht zu beleidigen.
In ähnlicher Weise war der 25. Dezember, nun Christi Geburtstag, auch der Festtag Sol Invictus, der durch das Abschneiden grüner Zweige, an denen kleine Lichter gehängt wurden, und das Beschenken im Namen dieses Gottes gefeiert wurde. Sols Wochenfest Sol-Tag – Sonntag – wurde zum christlichen Sabbat“ (John Romer, Testament: The Bible and History, Henry Holt and Co., New York, 1988, Seite 230-231).
Um die Macht und den Einfluss der universellen Kirche auszudehnen, hießen die Geistlichen viele Neubekehrte – und viele neue Praktiken – willkommen. Professor Guignebert kommentiert diesen Prozess:
„Zu Beginn des fünften Jahrhunderts traten die Ungebildeten und Halbchristen in großer Zahl in die Kirche ein . . . Sie hatten keinen ihrer heidnischen Bräuche vergessen . . . Die Bischöfe jener Zeit mussten sich damit begnügen, mit der schockierenden Missbildung des christlichen Glaubens, die sie wahrnahmen, nach besten Kräften durch Experimentieren fertig zu werden . . .
[Neubekehrte richtig einzuweisen] kam nicht in Frage; sie mussten damit zufrieden sein, sie nichts mehr als das Sinnbild der Taufe zu lehren und dann in Massen zu taufen. Verschoben auf einen späteren Zeitpunkt wurde das Ausmerzen ihres Aberglaubens, den sie intakt bewahrt hatten . . .
Dieser ,spätere Zeitpunkt‘ kam nie, und die Kirche passte sich so gut sie es konnte ihren Bräuchen und ihrem Glauben an. Auf der anderen Seite waren [die Neubekehrten] damit zufrieden, ihr Heidentum in einem christlichen Gewand zu kleiden“ (Guignebert, Seite 208-210).
Guignebert beschreibt die bizarre Synthese, die das Christentum jetzt ausmachte: „Die alten Feste [werden jetzt] als Feiertage in ländlichen Gebieten gehalten, und die Kirche kann sie nur dadurch neutralisieren, indem sie sie zu ihrem eigenen Vorteil verwandelt. So gesehen gibt es nichts Seltsameres als den Auftrag, den Gregor der Große dem Mönch Augustinus gab, seinem Gesandten in England.
Er soll die Tempel in Kirchen umwandeln, nachdem diese feierlich gereinigt worden sind, und die Dämonenopfer durch Prozessionen zur Ehre eines Heiligen mit einem Opfer von Ochsen zur Ehre Gottes ersetzen, wobei das Fleisch in der Gemeinde verteilt wurde.
Darüber hinaus trägt der König Ostenglands, Rotwald, nach seiner Taufe und seinem christlichen Bekenntnis Sorge, gegenüber dem Altar in seiner Kirche, vor dem die Messe gefeiert wird, einen anderen Altar zu haben, vor dem die von den alten Göttern verlangten Opfer durchgeführt werden“ (ebenda, Seite 214).
Er stellt dazu fest: „Es ist oft sehr schwierig festzustellen, von welchem heidnischen Ritual ein bestimmtes christliches Ritual abgeleitet wird, aber es bleibt sicher, dass der Geist heidnischen Ritualismus stufenweise dem Christentum aufgedrückt wurde in einem Umfang, dass er zum Schluss als Ganzes in den [christlichen] Zeremonien wiedergefunden werden mag“ (ebenda, Seite 121).
Was sagt die Bibel dazu?
In diesen ersten Jahrhunderten verwandelte sich das Christentum in radikaler Weise. Spätere Kirchenführer übersahen die biblische Ermahnung, die Praktiken anderer Völker bei der Anbetung ihrer „Götter“ nicht zu befolgen (5. Mose 12,30 bis 13,1).
Die Apostel und die ersten Christen hingegen verstanden die biblische Ermahnung und widerstanden standhaft den Veränderungen, die später in die Kirche eindrangen. Schließlich war diese Ermahnung Teil der „heiligen Schrift“, die ihre Bibel zur damaligen Zeit darstellte (2. Timotheus 3,14-17).
Fazit: Viele Traditionen und Praktiken des abgewandelten Christentums unserer Zeit haben ihren Ursprung nicht in der Bibel, sondern im Heidentum, wie es sogar eine nur oberflächliche Untersuchung bestätigen wird.
Es ist beklagenswert, dass heutige Konfessionschristen dank der Preisgabe der Praktiken Jesu und seiner Apostel auf den wahren biblischen Glauben der ersten Christen verzichten.
Jesus warnte vor einer Abkehr von der Wahrheit
Jesus Christus warnte vor einer Veränderung seiner Lehren. Nicht nur Jesus, sondern auch seine Apostel warnten vor Irrlehren und Veränderungen. Waren die Warnungen Jesu und seiner Apostel berechtigt? Kann es sein, dass sich das Christentum seit dem ersten Jahrhundert n. Chr. auf radikale Weise verwandelt hat – wie sie es vorausgesagt haben?
In der Bergpredigt, kurze Zeit nachdem Jesus zu predigen begonnen hatte, warnte er seine Jünger bereits vor Irrlehrern: „Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe“ (Matthäus 7,15).
Jesus ergänzte seine Warnung: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: Herr, Herr!, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen tun meines Vaters im Himmel. Es werden viele zu mir sagen an jenem Tage: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben? Haben wir nicht in deinem Namen viele Wunder getan? Dann werde ich ihnen bekennen: Ich habe euch noch nie gekannt; weicht von mir, ihr Übeltäter!“ (Verse 21-23).
Jesus wusste, dass manche ihm gegenüber Treue vortäuschen würden, aber ihre Taten offenbaren ihre Motive: „Was nennt ihr mich aber Herr, Herr, und tut nicht, was ich euch sage?“ (Lukas 6,46).
Wenige Tage vor seinem Tod beschrieb Jesus die Zustände, die in seiner Wiederkunft zur Erde gipfeln werden. Er warnte erneut vor Irrlehrern, die „viele verführen“ werden (Matthäus 24,11). Diese Irrlehrer werden behaupten, in Jesu Namen zu predigen (Vers 5), doch ihre Botschaft wird eine andere sein. Jesus sagte voraus, dass viele auf ihre verführerischen Worte hereinfallen werden. Interessant ist, dass sich die Verführung auf die Person Christi konzentrieren wird. Die Irrlehrer werden zu Recht sagen, dass Jesus der Messias ist, aber ihm den Gehorsam verweigern (Lukas 6,46). Zur wahren Anbetung Gottes gehört immer das Halten der Gebote Gottes.
Kurz vor Jesu Wiederkunft werden sogar „falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, sodass sie, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführten“ (Matthäus 24,24). Ihr Wirken wird derart verführerisch sein, dass selbst diejenigen, die die biblische Wahrheit kennen, der Gefahr der Täuschung ausgesetzt sein werden.
Gab es diese Verführung in der Kirche, vor der Jesus gewarnt hatte? Ja, ganz gewiss, denn der Apostel Paulus warnte die Christen in Korinth vor Betrügern. Diese waren laut Paulus „falsche Apostel, betrügerische Arbeiter und verstellen sich als Apostel Christi. Und das ist auch kein Wunder; denn er selbst, der Satan, verstellt sich als Engel des Lichts. Darum ist es nichts Großes, wenn sich auch seine Diener verstellen als Diener der Gerechtigkeit; deren Ende wird sein nach ihren Werken“ (2. Korinther 11,13-15).
„Es regt sich schon das Geheimnis der Bosheit“, schrieb Paulus an die Thessalonicher. Gemeint war u. a. die Ablehnung von Gottes Gesetz, die sich fortsetzen wird, bis Jesus ihr bei seiner Wiederkunft Einhalt gebietet (Vers 8).
Der Apostel Petrus warnte ebenfalls vor verführerischen Einflüssen in der Gemeinde seiner Zeit: „Es waren aber auch falsche Propheten unter dem Volk, wie auch unter euch sein werden falsche Lehrer, die verderbliche Irrlehren einführen und verleugnen den Herrn, der sie erkauft hat; die werden über sich selbst herbeiführen ein schnelles Verderben“ (2. Petrus 2,1).
Der Apostel Johannes richtete eine ähnliche Warnung an seine Leser: „Ihr Lieben, glaubt nicht einem jeden Geist, sondern prüft die Geister, ob sie von Gott sind; denn es sind viele falsche Propheten ausgegangen in die Welt“ (1. Johannes 4,1).
Vor dem Hintergrund dieser Warnungen sind wir gut beraten, die Traditionen und Praktiken des modernen Christentums zu hinterfragen, um sicher zu sein, dass wir nicht von den prophezeiten Irrlehren beeinflusst worden sind!
Die Lehren und Praktiken der ersten Christen
In der Apostelgeschichte lesen wir einen Augenzeugenbericht der Entwicklung in der Kirche in den ersten drei Jahrzehnten ihrer Existenz, angefangen mit der Zeit unmittelbar nach dem Tode Christi bis hin zu ca. 60 n. Chr. Das zweite Kapitel beschreibt den Gründungstag der neutestamentlichen Gemeinde.
Viele Bibelleser kennen die wunderbaren Ereignisse jenen Tages – die Versammlung der Nachfolger Christi an einem Ort, als das Rauschen eines gewaltigen Windes wahrgenommen wurde und sich Feuerzungen auf die Anwesenden setzten. Ein weiteres dramatisches Wunder fand statt, als diese Menschen, jetzt vom Geist Gottes erfüllt, in den Sprachen der in Jerusalem versammelten Juden zu sprechen begannen, damit diese sie verstehen konnten.
Gelegentlich gerät der Tag selbst, an dem diese Ereignisse stattfanden, in Vergessenheit – Pfingsten (Apostelgeschichte 2,1), eines der Feste, die Gott viele Jahrhunderte zuvor seinem Volk zu halten geboten hatte (3. Mose 23). Bei der Verkündigung dieser Feste hatte Gott gesagt: „Dies sind die Feste des Herrn, die ihr ausrufen sollt als heilige Versammlungen; dies sind meine Feste ..., die ihr ausrufen sollt als heilige Versammlungen an ihren Tagen“ (Vers 2 bzw. 4). Gott sagte seinem Volk, dass die Feste „eine ewige Ordnung“ sind, auch bei den „Nachkommen“ der Israeliten (Verse 14, 21, 31 und 41).
Die Evangelien zeigen uns, dass Jesus Christus die gleichen Feste hielt (Matthäus 26,17-19; Johannes 7,10-14. 37-38). Sowohl die Apostelgeschichte als auch die Paulusbriefe berichten, dass die Apostel diese Feste in den Jahrzehnten nach dem Tode Christi hielten.
Die meisten Kirchen vertreten jedoch die Auffassung, dass diese Feste „ans Kreuz genagelt wurden“, d. h., dass sie durch den Tod Jesu Christi annulliert wurden. Doch der unverkennbare Bericht der Bibel ist, dass die frühe Kirche sie nach wie vor hielt, aber mit einem tieferen Verständnis ihrer geistlichen Bedeutung.
Der Apostel Paulus legte der Gemeinde zu Korinth nahe – einer gemischten Gruppe von Heiden- und Judenchristen –, eines dieser von Gott gegebenen Feste zu halten: „Darum lasst uns das Fest feiern nicht im alten Sauerteig, auch nicht im Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern im ungesäuerten Teig der Lauterkeit und Wahrheit“ (1. Korinther 5,8). Welches religiöse Fest meinte Paulus? Freilich war es das Fest der Ungesäuerten Brote. Er erklärte ihnen auch die Bedeutung des Passahs (Vers 7) und gab ihnen Anweisungen darüber, wie man diese Zeremonie in der richtigen Weise begehen soll (1. Korinther 11,23-28).
Da Jesus, die Apostel und die ersten Christen diese Feste hielten und sie eine tiefe geistliche Bedeutung haben, ist es schon merkwürdig, dass die heutigen Kirchen sie weitgehend ignorieren. Unsere kostenlose Broschüre Gottes Festtage – der Plan Gottes für die Menschen enthält zusätzliche Informationen über diese Feste.
Die Evangelien und die Apostelgeschichte sind gleichermaßen eindeutig in dem Bericht, dass Christus, die Apostel und die ersten Christen den wöchentlichen Ruhetag von Freitagabend bis Samstagabend als siebten Tag der Woche hielten (Markus 6,2; Lukas 4,16. 31; 13,10; Apostelgeschichte 13,14-44; 18,4). Jesus nannte sich sogar den „Herrn über den Sabbat“ (Markus 2,28).
Es war Jesu Christi Gewohnheit, jeden Sabbat in die Synagoge zu gehen, um Gott anzubeten (Lukas 4,16). Im Gegensatz zur Lehre derjenigen, die meinen, Paulus hätte den Sabbat verworfen, war es auch seine Gewohnheit, jeden Sabbat in die Synagoge zu gehen und dort die Gelegenheit zu nutzen, über Jesus Christus zu predigen (Apostelgeschichte 17,1-3).
Der wöchentliche Ruhetag ist ein weiteres der Feste Gottes. Eigentlich steht er an erster Stelle in der Auflistung der biblischen Feste (3. Mose 23,1-4) und ist Teil der Zehn Gebote (2. Mose 20,8-11; 5. Mose 5,12-15). Der Sabbat wurde jedoch lange vor Sinai geschaffen (1. Mose 2,2-3), und die Israeliten wurden an dessen Einhaltung vor der Verkündung der Zehn Gebote erinnert (2. Mose 16,23-30).
Wie bei den anderen Festen Gottes wird auch der Sabbat von der überwiegenden Mehrheit der heutigen Kirchen ignoriert. Statt Gottes Ruhetag an dem von ihm gebotenen siebten Tag der Woche zu halten, halten die meisten Kirchen den ersten Tag der Woche – Sonntag –, der nirgends in der Bibel als Tag der Anbetung vorgeschrieben wird. Warum? Wenn wir einen Tag in der Woche als Tag der Ruhe und Anbetung Gottes halten wollen, sollte es nicht der gleiche Tag sein, den Jesus Christus und die Apostel hielten?
Wir stellen auch andere Unterschiede in der Lehre fest. Viele Kirchen lehren, dass der Gehorsam gegenüber Gottes Gesetz nicht mehr notwendig ist, dass Christus das Gesetz für uns hielt oder dass es bei Christi Tod „ans Kreuz genagelt“ wurde. Diese Ideen widersprechen Christi eigenen Worten (Matthäus 4,4; 5,17-19) und der Lehre und der Handlungsweise der Apostel (Apostelgeschichte 24,14; 25,18; Römer 7,12-22; 1. Korinther 7,19; 2. Timotheus 3,15-17).
Dem Beispiel Christi folgend predigten die Apostel kraftvoll über die Rückkehr Jesu Christi zur Erde, um das Reich Gottes aufzurichten (Lukas 4,43; 8,1; 21,27. 31; Apostelgeschichte 1,3; 8,12; 14,22; 19,8; 28,23. 31). Aber Paulus musste schon zu seinen Lebzeiten vor denjenigen warnen, die ein anderes Evangelium predigten (2. Korinther 11,4; Galater 1,6).
Auch heute gibt es viel Verwirrung über den Inhalt des Evangeliums. Die meisten sehen es als Botschaft über Christi Geburt, Leben und Tod, jedoch predigen sie nicht das Evangelium vom Reich Gottes, das Jesus selbst predigte (Markus 1,14-15).
Ein weiteres Beispiel ist die Tatsache, dass Jesus und die Apostel nicht lehrten, die Gerechten würden beim Tod in den Himmel fahren (Johannes 3,13; Apostelgeschichte 2,29. 34). Sie verstanden, dass der Mensch keine unsterbliche Seele hat (Hesekiel 18,4. 20; Matthäus 10,28).
Darüber hinaus werden nirgends in der Bibel die beliebten religiösen Feiertage unserer Zeit wie Weihnachten, Ostern und die Fastenzeit erwähnt, geschweige denn geboten. Jesus, die Apostel und die ersten Christen kannten diese Bräuche nicht.
Damit weisen wir auf einige der Unterschiede zwischen dem heutigen Christentum und dem Glauben der ersten Christen hin.