Wir leben in einer Welt des Leidens. Es befällt die Gerechten und die Ungerechten. Es trifft uns alle zu bestimmten Zeiten. Philosophen, Denker und Theologen haben sich dieses Themas seit Jahrtausenden angenommen. Wir brauchen Antworten auf die Frage, warum die Menschen leiden.
Von Noel Horner
Leiden ist kein angenehmes Gesprächsthema, aber ein wichtiges und notwendiges. Leiden definiert sich als ein Zustand der Qual oder der Schmerzen, die ein Mensch erfährt – das Ertragen von Verletzungen, einem Verlust oder seelischer Belastung. Unsere Welt ist von Leiden geplagt. In seinen vielen Formen beeinträchtigt es uns physisch, psychisch und emotional. Welche Erscheinungsform es auch haben mag, Leiden kann Körper und Geist zerstören.
Das Leiden befällt Gerechte und Ungerechte. Es befällt unschuldige Opfer. Diese unangenehme Tatsache erschwert es uns, solche offensichtliche Ungerechtigkeit mit der Existenz oder der Gerechtigkeit eines intelligenten göttlichen Wesens in Einklang zu bringen.
Manche sind von diesem Tatbestand so verstört, dass sie versuchen, diese Situation zu beheben. Sie verwenden einen großen Teil ihrer Energie auf gemeinnützige Arbeit, die darauf abzielt, unverdientes Leiden zu lindern. Sie sehnen sich danach, die Welt zu einem gerechteren und faireren Lebensraum zu machen.
Aber so lobenswert solche Bemühungen auch sind, gute Werke werden die Probleme der Welt nicht lösen. Es scheint, als würden unsere Bemühungen, das Leiden zu beenden, das Unvermeidliche im besten Fall lediglich hinauszögern. Und, wie es scheint, hat niemand eine glaubwürdige Erklärung dafür, warum so viel menschliches Elend andauert.
Was ist die Antwort? Warum ist das Leiden so willkürlich? Warum erfasst es nicht nur diejenigen, die es verdienen? Warum leiden Unschuldige unter Handlungen und Ereignissen, über die sie keine Kontrolle haben und die sie oft nicht vorhersehen können?
Denker und Philosophen haben sich dieser Fragen seit Jahren angenommen. Es ist ihnen aber nicht gelungen, eine befriedigende, rationale Antwort darauf zu finden. Diejenigen, die leiden – darunter manche, die diesen Artikel lesen werden – brauchen Antworten auf ihre Fragen.
Schwere Fragen in Bezug auf Gott
Wenn Gott wirklich ein Gott der Liebe und der Gnade ist, warum greift er nicht ein? Manche sind zu dem Schluss gekommen, dass Gott ganz einfach nicht existiert. Die Antwort ist aber viel komplizierter. Was offenbart die Bibel über die Ursachen von Leiden?
Der britische Autor und Historiker Paul Johnson berichtet über die größten theologischen Dilemmas der Menschheit in seinem Buch The Quest for God. Er schreibt: „Ich habe den Verdacht, dass die Frage des Bösen mehr nachdenkliche Menschen von der Religion abgebracht hat als jedes andere Problem“ (1996, Seite 61).
Viele Menschen glauben, dass Gott, wenn er wirklich ein Gott der Liebe und Gnade ist, durch seinen eigenen Charakter und seine Prinzipien dazu verpflichtet wäre, Leiden in der Welt zu verhindern. Das wirft eine gute Frage auf. Warum greift Gott nicht ein, um Leiden zu verhindern?
Das Böse, das Gott erlaubt, und die Tragödien, die er bewusst nicht verhindert, bringen viele dazu, die Weisheit, Güte und sogar die Existenz Gottes in Frage zu stellen. Manche Atheisten führen die Tatsache des Bösen als ihren Trumpf bei ihren Argumenten gegen die Existenz Gottes an. Julian Huxley, ein führender Vertreter der Evolution im 20. Jahrhundert, äußerte die Meinung, dass die Existenz des Bösen „eine Herausforderung für Gottes moralischen Charakter ist“ (Religion Without Revelation, 1957, Seite 109).
Huxley kam zu dem Schluss, dass es keine göttliche Offenbarung und keinen göttlichen Offenbarer gibt. (Für den Beweis, dass Gott in der Tat real und die Evolution ein Märchen ist, lesen sie bitte unsere kostenlosen Broschüren Die alles entscheidende Frage: Gibt es einen Gott? und Schöpfung oder Evolution: Kennen Sie alle Fakten?.)
Warum lässt Gott das Böse zu? Jeder, der jemals Schmerzen gefühlt oder eine Tragödie erlebt hat, stellt sich diese Frage. Theologen, Philosophen, Historiker und Wissenschaftler haben über diese Frage gegrübelt. Wir wollen uns einige ihrer Schlussfolgerungen ansehen.
Ein böser Gott oder ein guter Gott?
Der gnostische Lehrer des zweiten Jahrhunderts Marcion, der aufgrund seiner Ansichten zum Ketzer erklärt wurde, glaubte, dass es zwei Götter gäbe, die miteinander konkurrierten. Der eine wäre ein tyrannischer Schöpfer und Gesetzgeber des Alten Testaments. „Der andere wäre hingegen ein unbekannter Gott der Liebe und Gnade, der Jesus sandte, um das Heil vom Schöpfergott zu erkaufen“ (Webster Encyclopedia, einbändige Ausgabe, 1985, Seite 561).
Marcions Sichtweise zufolge war der gesetzgebende Gott für die Existenz von Leiden und Bösem verantwortlich und das Werk des Heilands bestand darin, die Welt von dem Leiden und dem Bösen, das dieser Gott verursacht hatte, zu erlösen. Paradoxerweise wurde diese irrige Sichtweise von anderen modifiziert bzw. verfeinert und wurde allmählich zum Bestandteil des Lehrgebäudes der etablierten Kirche. Ihr Einfluss sorgt bis heute für Verwirrung und Missverständnisse.
Viele gehen davon aus, dass Gott im Zorn eingreift, um uns immer dann zu bestrafen, wenn wir falsch handeln. In Wirklichkeit erlaubt er es uns, die Folgen unseres selbstsüchtigen, kurzsichtigen Verhaltens zu erleiden (vgl. dazu Jeremia 2,19 bzw. 10,23 in der Schlachter-Bibel).
Den meisten Menschen entgeht die Tatsache, dass Gott nicht jedes Mal, wenn wir sündigen, direkt eingreift. Die geistlichen Gesetze, die er in Gang gesetzt hat, setzen sich von selbst durch und bringen ihre eigene Strafe in der Form von schmerzhaften Konsequenzen mit sich, wenn wir sie brechen.
Eine Welt des Bösen als Werk Gottes?
Historiker haben den scheinbaren Widerspruch einer Welt angesprochen, die von Gott geschaffen wurde, aber voll des Bösen ist. Der englische Historiker Arnold Toynbee schrieb, dass „eine der Schlussfolgerungen menschlicher Beobachter des moralisch Bösen im Universum ist, dass dieses Gruselkabinett nicht Gottes Werk sein kann“ (A Study of History, gekürzte Ausgabe, 1957, Band 10, Seite 300).
Toynbee erkannte, dass ein Großteil des Leidens in der Welt von der Missherrschaft von Tyrannen verursacht wird. Die Bibel zeigt, dass Gott böse Männer ihrer Macht entheben kann (Daniel 2,21). Er demütigte Babylons König Nebukadnezar, den mächtigsten Herrscher seiner Zeit, und setzte ihn ab. Als Herrscher über viele eroberte Völker „tötete [er], wen er wollte“ (Daniel 5,18-19). Gott hat ihn aber in seine Schranken verwiesen und seinen Einfluss sieben Jahre lang aufgehoben.
Warum handelt Gott nicht öfter so? Nebukadnezar mit seinem Prunk und seiner Arroganz hat nur einen Bruchteil des Elends verursacht, das in unserer Zeit von manchen diktatorischen Herrschern ausgelöst wird.
Der Physiker Paul Davies reflektiert über diese Seite des Arguments über Gut gegen Böse. Er stellt die Frage, warum Gott, wenn er wirklich allmächtig ist, nicht einfach eingreift und alles Böse beendet. „Steht es Gott frei, Böses zu verhindern?“, fragt sich Davies. „Wenn er allmächtig ist, dann ja. Warum versagt er dann darin, das zu tun?“ (God and the New Physics, 1983, Seite 143).
Davies’ Fragen sind verständlich. Ist Gott machtlos angesichts des Leidens? Wenn er existiert, warum handelt er dann nicht, um das Böse und das Leiden von der Erde zu entfernen? Die Fragen sind beunruhigend, aber nicht deshalb, weil sie schwer zu verstehen wären. Sie sind verstörend, weil die Antworten auf die Fragen nicht das sind, was wir gerne hören möchten.
Stattdessen zwingen sie uns, unsere Vorstellungen über Gott und seinen Plan und sein Vorhaben für uns zu überdenken. Wenn wir diese verstehen, dann verstehen wir auch, dass Gott seine Gründe dafür hat, zurzeit nicht einzugreifen.
Ein höherer Zweck?
Warum verbannt Gott das Böse nicht einfach? Um die Antwort darauf zu verstehen, müssen wir die Folgen bedenken, die ein solcher Eingriff mit sich bringen würde.
Um zu verstehen, warum Gott das Böse und das damit einhergehende Leiden erlaubt, ist ein grundsätzliches Verständnis von einer der größten Gaben Gottes erforderlich – und davon, wie der Mensch diese Gabe kontinuierlich missbraucht hat.
Die Gabe ist der freie Wille des Menschen – gemeinhin als Entscheidungsfreiheit bekannt. Gott hat unseren ersten Eltern, Adam und Eva, diese Freiheit bei der Schöpfung zugestanden. Aber im Laufe der Jahrtausende haben wir uns als klägliche und unfähige Hüter dieses kostbaren Geschenks und der damit verbundenen weitreichenden Verantwortung erwiesen.
Wie Gott dem alten Israel erklärt hat, ist die Entscheidungsfreiheit entscheidend für die Entwicklung von gerechtem Charakter (5. Mose 30,15-19). Ohne Entscheidungsfreiheit wären wir wenig mehr als Roboter. Unser Verhalten wäre entweder vorprogrammiert und unveränderbar oder von einer äußeren Kraft, wie Gott selbst, in allen Einzelheiten vorgeschrieben.
Aber das ist nicht Gottes Absicht. Er erwartet wegen des viel höheren Vorhabens mit uns ein entsprechendes Verhalten unsererseits. Er will, dass wir uns für seinen Weg entscheiden und ihm von Herzen gehorchen. Gott erwartet, dass wir seine Werte akzeptieren, die auf zwei übergeordneten Prinzipien beruhen – dass wir ihn von ganzem Herzen und den Nächsten wie uns selbst lieben (Matthäus 22,35-40).
Wir haben jedoch die Freiheit, anders zu handeln. Wie wir noch sehen werden, ist die Tatsache, dass wir uns doch für den Gehorsam gegenüber Gott entscheiden, von entscheidender Bedeutung für die Zukunft, die Gott für uns vorgesehen hat.
Entscheidungen auf unterschiedlichen Ebenen
Unter den physischen Geschöpfen der Erde, die Gott erschaffen hat, ist der Mensch das einzige Wesen, das mit freiem Willen ausgestattet ist. Einfachere Lebensformen sind darauf programmiert, auf bestimmte Reize in bestimmter Weise zu reagieren. Sie verhalten sich im Einklang mit ihrer Umwelt und haben praktisch keine unabhängigen Entscheidungsfreiheiten, über die der Mensch verfügt. Die Handlungen von komplizierten Lebensformen wie Säugetieren sind weitgehend vom Instinkt bestimmt, auch wenn sie elementare Entscheidungen fällen, auf Reize reagieren und sich an Umstände anpassen.
Unter den irdischen Geschöpfen hat allein der Mensch einen fortgeschrittenen Begriff der Zeit. Prediger 3, Vers 11 sagt, dass Gott „die Ewigkeit in ihr Herz gelegt“ hat. Mit anderen Worten, wir können über die Zukunft nachsinnen. Wir treffen weitreichende Entscheidungen und planen unser Leben Monate und Jahre im Voraus.
Wir studieren auch die Vergangenheit; wir haben ein Bewusstsein für Geschichte. Wir lernen Lektionen aus unseren Erfahrungen und den Erfahrungen anderer. Gott gab unter all seiner irdischen Schöpfung allein dem Menschen die Kapazität zu einer fortgeschrittenen Entscheidungsfähigkeit.
Gott hat die Menschen dazu entworfen, Entscheidungen zu treffen. Aber wir haben nie gelernt, beständig weise und ausreichend fundierte Entscheidungen zu treffen. Wir haben auch nicht gelernt, wie wir unsere Emotionen, Motive und Begierden und deren Einfluss auf unsere Entscheidungen effektiv bestimmen können.
Eine Grundsatzentscheidung am Anfang der Menschheitsgeschichte
Unsere Freiheit zu entscheiden, was wir tun wollen, kann zu guten oder bösen Taten führen. Gott gab uns die Freiheit, entweder unseren Mitmenschen zu helfen oder eigennützig auf eine Weise zu handeln, die uns selbst und anderen schadet.
Wir üben unsere Entscheidungsfreiheit oft auf falsche Weise aus und wir ernten die entsprechenden Folgen, die oft in Form von unerwarteten Strafen kommen. Das ist nichts Neues; es geschah im Garten Eden mit den ersten Menschen, Adam und Eva.
Gott pflanzte zwei Bäume im Garten. Der eine war der Baum des Lebens und der andere der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Gott sagte Adam, dass er von dem erstgenannten Baum essen durfte, aber nicht vom letzteren: „Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben“ (1. Mose 2,16-17).
Wie die Offenbarung erklärt, symbolisierte der Baum des Lebens Gehorsam Gott gegenüber, der letztendlich zu ewigem Leben führen wird (Offenbarung 2,7; 22,1-2). Der andere Baum – der Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen – verkörperte die Ablehnung von Gottes Gesetz, indem man selbst bestimmt, was gut und böse ist. Diese Wahl führt letztendlich zum Tod.
Eva übte ihren freien Willen auf unkluge Weise aus und wurde verführt (2. Korinther 11,3). Der Apostel Paulus sagt uns aber, dass Adam nicht verführt wurde. Dieser hat sich von seiner Frau überreden lassen, Gott gegenüber ungehorsam zu sein (1. Mose 3,17).
Dass Adam sich seiner Handlungen voll bewusst war, machte ihn umso schuldiger für das, was geschah. Gott machte ihn noch mehr als Eva dafür verantwortlich. Nichtsdestoweniger haben die beiden sich gemeinsam dafür entschieden, auf die Schlange, die in Offenbarung 12, Vers 9 als der Teufel und Satan identifiziert wird, zu hören und ihr zu folgen.
Adam und Eva ernteten die Folgen ihrer Sünde. Gott sagte ihnen, dass sie sterben würden. Sie sind auch später gestorben. Die unmittelbare Folge war, dass Gott sie aus dem Garten vertrieb. Jetzt mussten sie in einer unter Satans Einfluss stehenden Welt selbst zurechtkommen. Sie waren auf ihre eigene Weisheit angewiesen – ihr eigenes Urteilsvermögen. Aufgrund ihrer Rebellion gegen Gottes klare Anweisungen beinhaltete das Leben von dem Punkt an Leiden, Schmerzen und Mühe.
Seit jener Zeit sind die Menschen „allesamt Sünder“ (Römer 3,23; 5,12) und haben die Strafen geerntet, die Adam und Eva über sich gebracht haben.
Manche Menschen schätzen die Bibel gering, weil sie Berichte über das schlechte Verhalten von Menschen enthält. Wir sollten aber verstehen, dass die Schrift zum Teil ein historischer Bericht über den sündhaften Lebensweg ist, den der Mensch gewählt hat, als er sich dazu entschloss, Gottes Gebote abzulehnen und die daraus resultierenden Konsequenzen erntete.
Die Wahl zwischen Segen und Fluch
Etwa 2500 Jahre nach Adam und Eva bot Gott den Israeliten konkrete Befreiung von ihren Leiden an. Er begann mit ihnen zu wirken, als sie sich noch in ägyptischer Gefangenschaft befanden. Er verhieß ihnen nicht nur, sie aus der Sklaverei zu befreien, sondern auch ihnen die Gelegenheit zu geben, eine Vorbildnation zu werden, die andere würden nachahmen wollen (5. Mose 4,5-8).
Als Teil von Gottes Vereinbarung mit ihnen sollten sie sein gehorsames Volk sein. Gott verkündete ihnen die zehn grundlegenden Punkte seines ewigen Gesetzes – die Zehn Gebote (2. Mose 20). Er gab ihnen zusätzliche Gesetze, die wir hauptsächlich in den von Mose verfassten Büchern (dem Pentateuch) finden. Durch dieses Gesetz, so sagte er ihnen, würden sie als „weise und verständig gelten bei allen Völkern“ (5. Mose 4,6).
Gott sagte den Israeliten, dass sie die Freiheit hätten, zwischen zwei Lebenswegen zu wählen: „Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, damit du das Leben erwählst und am Leben bleibst, du und deine Nachkommen, indem ihr den Herrn, euren Gott, liebt und seiner Stimme gehorcht und ihm anhangt. Denn das bedeutet für dich, dass du lebst und alt wirst und wohnen bleibst in dem Lande“ (5. Mose 30,15).
Viele der Flüche, die Gott ihnen als Resultat ihres Ungehorsams ankündigte (5. Mose 28,15-68), sind praktisch identisch mit den Leiden, die unsere modernen Nationen plagen. Einige dieser Leiden betrafen die Nation als Ganzes, andere führten im Leben einzelner Israeliten sowohl zu körperlichen als auch zu geistigen Leiden.
Fazit: Israel war ungehorsam und hat das schreckliche Elend geerntet, das Gott vorhergesagt hatte. Dies schloss landwirtschaftliche Katastrophen, Armut, Familienprobleme, schlechte Gesundheit, Verbrechen und Gewalt, militärische Niederlagen und letztendlich die Gefangenschaft mit ein.
Jahrhundertelang experimentierten die Israeliten mit der Entscheidungsfreiheit. Zum Schluss ignorierten sie Gott und lebten nach eigenem Gutdünken. Ihre Entscheidungen führten sie in einen Zustand der nationalen Versklavung zurück.
Oft übersehen: Ursache und Wirkung
Gott hat oft versucht, dem Menschen das entscheidende Prinzip einzuprägen, dass jede Wirkung eine Ursache hat. Uns fällt es aber schwer, diese Wahrheit zu begreifen. Deshalb leiden wir an den lähmenden Folgen unserer Übertretungen.
Wir können viele Tragödien und viele Leiden auf unsere eigenen allzu menschlichen Handlungen und Entscheidungen zurückführen. In einer Welt der Entscheidungsfreiheit führen manche Entscheidungen zu schädlichen und schmerzhaften Folgen.
Handlungen haben Konsequenzen. Viele Menschen kennen den Spruch „Man erntet, was man sät“, aber sie wissen nicht, dass er der Bibel entstammt (siehe Galater 6,6-7). Wenn wir das Phänomen des Leidens analysieren, dann können wir viel davon lernen, wenn wir die Umstände zu ihrer Ursache zurückverfolgen. Dabei brauchen wir oft nicht weiter als auf uns zu schauen – auf unsere Entscheidungen und Handlungen. Auf die eine oder andere Weise ist Sünde gewöhnlich die zugrunde liegende Ursache und Leiden ist die Wirkung.
Ursachen für Elend
Einzelpersonen und ganze Nationen erleiden viel Elend aufgrund von Unkenntnis und Ungehorsam gegenüber den gleichen geistlichen Gesetzen Gottes, denen Israel ungehorsam war. Gottes Gebote sind lebendige Gesetze mit universeller Geltung, die Vorteile für Gehorsam und Strafen für Ungehorsam mit sich bringen. Die Bibel sagt uns, dass diejenigen, die Gottes Gesetz lieben, „großen Frieden“ haben (Psalm 119,165). Der Weg der Gesetzlosen und Treulosen ist dagegen hart (Sprüche 13,15; Schlachter-Bibel).
Die Bibel verweist auf viele qualvolle menschliche Erfahrungen, die die direkte Folge von Sünde sind. Ein solches Beispiel ist militärische Aggression. Der Apostel Jakobus schrieb über den Ursprung von bewaffneten Auseinandersetzungen: „Woher kommen Kriege und woher Streitigkeiten unter euch? Nicht daher: aus euren Lüsten, die in euren Gliedern streiten? Ihr begehrt und habt nichts; ihr tötet und neidet und könnt nichts erlangen; ihr streitet und führt Krieg“ (Jakobus 4,1-2; Elberfelder Bibel).
Diese Worte treffen genauso auf Nationen wie auf Einzelne zu. Nationen sind einfach Gruppen von Menschen, die ihre eigenen Interessen im Auge haben. Aggressoren starten Kriege, weil sie ihre Macht und ihren Wohlstand steigern wollen. Dabei stoßen sie das Gesetz, Ethik, Moral und den Frieden beiseite. Sie töten und fügen bleibende Schäden zu, um ihre Ziele zu erreichen. Sie praktizieren das Prinzip, dass Macht vor Gesetz geht und Beute dem Sieger gehört.
In ihrem Buch The Lessons of History schrieben Will and Ariel Durant: „Die Gründe für den Krieg sind die gleichen, wie die Gründe für den Konkurrenzkampf zwischen Einzelpersonen: Habgier, Kampflust und Stolz; das Verlangen nach Nahrung, Land, Materialien, Kraftstoffe, Herrschaft“ (1968, Seite 81).
Paradoxerweise erleiden Nationen, die sich für Gewalt einschließlich Krieg entscheiden, oft ein ähnliches Schicksal wie die Länder, die sie unterwerfen. Jesus verstand das, als er sagte: „Wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen“ (Matthäus 26,52). Die Geschichte ist eine Chronik einer Abfolge von Weltreichen, die erobern und erobert werden. Die Menschheit ist dazu verurteilt, diesen Kreislauf so lange zu wiederholen, wie Ungehorsam gegenüber Gott der gewählte Weg bleibt.
Entscheidungen haben Konsequenzen
Viele Formen des Leidens sind einfach die unausweichlichen Konsequenzen persönlicher Entscheidungen. In vielen westlichen Industrieländern gibt es trotz der Milliarden an Steuergeldern, die zur Linderung bzw. Behebung der Armut ausgegeben wurden, immer noch Armut.
Oft kann diese Armut auf individuelle Entscheidungen zurückgeführt werden. Schüler verlassen die Schule, kürzen ihre Ausbildung ab und liefern sich damit einem Leben voller schwieriger Beschäftigungsverhältnisse, geringer Löhne, finanzieller Not und gescheiteter Ambitionen aus.
Viele Jugendliche werden sexuell aktiv mit dem Resultat, dass uneheliche Kinder auf die Welt kommen, die vielleicht nie ihre Väter sehen werden. Studien haben gezeigt, dass Kinder, die von ihren Vätern verlassen werden, mit weitaus höherer Wahrscheinlichkeit schon in jungen Jahren zu Drogen, Alkohol und Tabak greifen, kriminelles Verhalten entwickeln und auch selbst wiederum sexuell freizügig werden und Leiden über sich und andere bringen.
Viele junge Mütter – oft unverheiratet, weil der Vater sich seiner Verantwortung nicht stellen will – finden sich im Niedriglohnsektor gefangen, während sie junge Kinder zu ernähren haben. Sie sehen sich oft gezwungen, sich auf Almosen, meist vom Staat oder Wohlfahrtsorganisationen, zu stützen, um zu überleben. Dieses Muster wiederholt sich in einem Armutskreislauf, der Generationen umfasst, häufig aufgrund kurzsichtiger persönlicher Entscheidungen und Handlungen.
Unsere Gesundheit und Entscheidungsfreiheit
Unzählige Gesundheitsprobleme plagen uns aufgrund unserer individuellen Entscheidungen. Wir essen und trinken schlecht, treiben keinen Sport, konsumieren schädliche Substanzen und verletzten uns selbst und andere leichtsinnig durch Unfälle. Viele leiden unter geistigen Gebrechen als Folge davon, dass sie Prinzipien verletzt haben, die in der Bibel klar dargelegt werden und gute Beziehungen fördern.
Physische und psychische Probleme können durch den Missbrauch von Alkohol und anderen Drogen resultieren. Drogenabhängige Menschen riskieren nicht nur, ihr eigenes Leben um Jahre zu verkürzen, ihre Gewohnheiten fordern auch einen hohen Tribut von ihren Familien und Freunden. Noch tragischer ist, dass viele Abhängige an Unfällen beteiligt sind, die unschuldige Zuschauer verkrüppeln oder sie das Leben kosten.
Der physische Schaden, der durch Rauchen verursacht wird, ist klar dokumentiert. Mit dem Rauchen in Zusammenhang stehende Erkrankungen fordern in Deutschland jährlich ca. 140 000 Menschenleben und weitere Millionen weltweit. Viele dieser Tode sind unerträglich schmerzhaft und langsam. Wir alle wissen, dass die beste Heilung für das vom Rauchen verursachte Leid darin besteht, einfach mit dem Rauchen aufzuhören. Aber viele sind so abhängig, dass sie diese offensichtliche Lösung nicht schaffen.
Rauchen ist aber nur eine von vielen Verhaltensweisen, die Leiden verursachen können. Der amerikanische Gesundheitsberater Dr. Paul Brand nennt einige der schweren verhaltensbasierten Gesundheitsprobleme, die in unserer westlichen Welt alltäglich sind. Dazu gehören „Herzleiden und durch Stress verschärfter Bluthochdruck, Magengeschwüre, Krebserkrankungen im Zusammenhang mit einer toxischen Umwelt, AIDS, Geschlechtskrankheiten, durch Tabakkonsum verursachtes Emphysem und Lungenkrebs, fetale Schädigung durch mütterlichen Alkohol- und Drogenmissbrauch, Diabetes und andere ernährungsbedingte Erkrankungen, Gewaltverbrechen und Autounfälle, bei denen Alkohol im Spiel war“ (The Gift Nobody Wants, 1993, Seite 226-227).
Wenn wir Entscheidungen treffen, die zu solchen Problemen führen, machen uns unsere Körper oft auf die Gefahren aufmerksam. Brand konstatiert, dass „ein erstaunlicher Anteil der Gesundheitsprobleme von Verhaltensentscheidungen stammen, die eine Missachtung der klaren Signale des Körpers darstellen“ (Seite 226).
Wir ernten, was wir säen
Das Fazit sollte offensichtlich sein. Viel Leid wird durch falsche Entscheidungen verursacht. Die Bibel bietet uns eine Anleitung, wie wir leben sollten. Aber so weit zurück wie Adam und Eva haben auch wir Gottes Anweisungen wiederholt abgelehnt und enormes Leid und Kummer über uns gebracht.
Die Bibel bietet für nahezu alle Aspekte des Lebens praktische Ratschläge. Viele ihrer Prinzipien zeigen, wie man Leiden vermeidet – und bis zu einem gewissen Grad lindert. (Wir haben einen großen Teil dieser Anleitung in unserer kostenlosen Broschüre Das Leben meistern zusammengefasst. Darin zeigen wir, dass viele Dinge im Leben besser gelingen, wenn wir einfach nur die Prinzipien anwenden, die wir in der Bibel finden.)
Wir können nicht weitgehend frei von Leiden leben, bis wir nicht mit Gott und seinen Geboten versöhnt sind: „Mein Sohn, vergiss meine Weisung nicht, und dein Herz behalte meine Gebote, denn sie werden dir langes Leben bringen und gute Jahre und Frieden“ (Sprüche 3,1-2; Hervorhebung durch uns).
Würden wir Gottes Anweisungen auf nationaler Ebene folgen, würden wir einen sofortigen und drastischen Rückgang bei der Kriminalität, den Krankheiten, der Feindseligkeit zwischen den Nationen, der Umweltverschmutzung, den Unfällen, Geisteskrankheiten, zerrütteten Familien, zerstörten Beziehungen und vielen anderen Phänomenen sehen, die uns Kummer bereiten. Gottes Gesetz ist nicht hart oder auf lästige Art einschränkend. Es ist ein Gesetz der Freiheit (Jakobus 1,25), das den Großteil des Leidens dieser Welt eliminieren würde, wenn es universell eingehalten würde.
Wann wird sich das Bild ändern?
Als Jesus Christus vor zwei Jahrtausenden auf die Erde kam, erhielt er einen Einblick in das Elend, das ihn umgab. Er wurde Zeuge der Notlage der ausgestoßenen Leprakranken, sah bedürftige Witwen und Menschen mit kräftezehrenden psychischen Störungen. Er reagierte voller Mitleid und linderte das Elend.
Jesu Sorge und Mitgefühl wurden deutlich, als er bei seiner letzten Reise nach Jerusalem offen weinte (Lukas 19,41-44). Er konnte das grausame Leiden vorhersehen, das der geliebten Stadt und ihren Bewohnern in den Jahren 67-70 n. Chr. bevorstanden. Ein jüdischer Aufstand führte zur Belagerung und Einnahme der Stadt durch römische Truppen – mit schrecklichen Folgen.
Jesus verstand, dass Leiden ein unabwendbarer Bestandteil des physischen Lebens in einer Welt ist, die Gottes Weg ablehnt. Er erinnerte seine Nachfolger: „In der Welt seid ihr in Bedrängnis“ (Johannes 16,33; Einheitsübersetzung). Doch er verkündete, dass er gekommen ist, „zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen, und den Blinden, dass sie sehen sollen, und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen“ (Lukas 4,18).
Wann kommt diese Zeit? Bei seiner Wiederkehr wird Jesus Christus eine neue Weltordnung etablieren, die sich auf die Liebe zu Gott und zum Nächsten gründen wird. So wird das Leiden in der tausendjährigen Herrschaft Christi allgemein beendet und dann ganz verbannt (Offenbarung 21,4)!
Ein Sitzplatz in der ersten Reihe beim Leiden der anderen
Die Technologie hat uns ein Geschenk von zweifelhaftem Wert gebracht – die Fähigkeit, Menschen bei Liveübertragungen von Nachrichtensendungen leiden zu sehen, fast überall auf diesem Planeten. Wir sehen Menschen voller Schmerzen nicht nur in unserer eigenen Umgebung, sondern haben auch einen Sitzplatz in der ersten Reihe, wenn es darum geht, das Elend zahlloser Menschen überall auf der Welt zu beobachten.
Unsere medienversessene Welt ermöglicht diese Art von Berichterstattung. Manchmal können wir ihr kaum entkommen. Durch das stets wache Auge der modernen Kommunikation werden wir zu Zeugen der Brutalität der Menschen in schillerndsten Farben. Uns wird der Schrecken des Krieges in der Behaglichkeit unseres Wohnzimmers vor Augen geführt.
Wir sehen zu, während die Boshaftigkeit degenerierter Personen auf der Weltbühne aufgeführt wird. In den vergangenen Jahrzehnten haben uns die Medien mit Berichten über Sensationsmorde durch Psychopathen überschüttet. Serienmorde und Massenmorde, die früher selten waren, scheinen heutzutage fast alltäglich zu sein.
Welche Wirkung hat es auf uns, wenn wir ständig solcher dekadenten und deprimierenden Kost ausgesetzt sind? Eine Auswirkung ist, dass wir geistig leiden, ob wir uns dessen bewusst sind oder nicht. Ständig Informationen über die Ausschreitungen und Amokläufe geistesgestörter Menschen ausgesetzt zu sein ist bereits für Erwachsene schwer genug. Es übt aber einen noch weitaus schädlicheren Einfluss auf den Verstand von Jugendlichen in ihren Entwicklungsjahren aus.
Auch wenn es unmöglich ist, unsere Kinder von jedem unangenehmen Aspekt der Gesellschaft abzuschirmen, kann es sie emotional schädigen, wenn sie so viel willkürlicher Gewalt schon früh im Leben ausgesetzt sind. Wiederholt echter oder fiktiver Gewalt in Nachrichten- und Unterhaltungssendungen ausgesetzt zu sein, verhärtet uns gegen das echte Leiden unserer Mitmenschen.
Satans Mitverantwortung für menschliches Leiden
Ein Hauptgrund für das menschliche Leiden ist Satan der Teufel. Der Glaube an Satan als real existierendes Wesen gilt in manchen Kreisen als kindisch. Manche sehen den Teufel lediglich als Symbolfigur für die Unmenschlichkeit des Menschen gegenüber seinen Mitmenschen.
Die Bibel hingegen offenbart Satan als buchstäbliches Wesen, ein Geistwesen, das großen Schaden anrichten kann. Aufgrund der Ablehnung des Teufels als reales Wesen ist er die unerkannte Ursache vieler Leiden.
Die Bibel nennt Satan den „Drachen“ bzw. „die alte Schlange, das ist der Teufel und der Satan“ (Offenbarung 20,2). Er herrscht über die Menschheit als der „[Fürst] der Macht der Luft, des Geistes, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt“ (Epheser 2,2; Elberfelder Bibel). Als „der Gott dieser Welt“ (2. Korinther 4,4) ist Satan der Verursacher eines Großteils des Elends auf Erden.
Petrus warnt Christen: „Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge“ (1. Petrus 5,8). Jesus erzählt uns in dem Gleichnis von dem Sämann, dass immer dann, wenn viele Menschen Gottes Wort erklärt bekommen, „der Satan sogleich kommt und nimmt das Wort weg, das in sie gesät war“ (Markus 4,15).
Der Apostel Paulus wies Timotheus an, die „Widerspenstigen“ zu unterweisen und zu ermahnen, damit sie „wieder nüchtern . . . werden aus der Verstrickung des Teufels, von dem sie gefangen sind, zu tun seinen Willen“ (2. Timotheus 2,25-26). Jesus Christus sandte Paulus zu den Heiden, „um ihnen die Augen aufzutun, dass sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Gewalt des Satans zu Gott“ (Apostelgeschichte 26,18).
Aus diesen Abschnitten können wir erkennen, dass Satan eine enorme und überzeugende Macht über die Menschheit ausübt. In der Bibel lesen wir: „Die ganze Welt aber ist in der Gewalt des Satans“ (1. Johannes 5,19; Gute Nachricht Bibel).
Kurz vor der Rückkehr Christi werden Satan und seine Dämonen eine Zeit der Unruhe anstiften, die schrecklicher sein wird als jede Tragödie, die die Menschen je erfahren haben (Matthäus 24,21-22). Ein unvorstellbares Leiden wird damit einhergehen.
Zu dieser Zeit wird Satan die Menschheit durch einen „Gesetzlosen“ verführen, dessen Einfluss „gemäß der Wirksamkeit des Satans . . . mit jeder Machttat und mit Zeichen und Wundern der Lüge und mit jedem Betrug der Ungerechtigkeit [erfolgt]“ (2. Thessalonicher 2,9-10; Elberfelder Bibel).
Satans Einfluss verursacht große Feindschaft zwischen Nationen, Rassen, Religionen und einzelnen Menschen. Die Bibel nennt ihn den „Versucher“ (Matthäus 4,3). Er nutzt unsere Schwächen aus, um uns in die Sünde zu locken (1. Korinther 7,5). Dadurch initiiert er Einstellungen und Verhaltensweisen in den Menschen, die Konflikte, Verletzungen, Leiden und Tod bringen.
Gott begrenzt aber die Macht Satans über die Menschen (Hiob 1,12; 2,6). Auch wird er Satan nicht erlauben, seinen Plan zur Errettung der Menschheit zu vereiteln, und deshalb behält Gott die oberste Kontrolle.
Können wir alles Leiden erklären?
Eine der Folgen der Entscheidung für die allgemeine Ablehnung einer Gott wohlgefälligen Lebensweise ist eine Welt, in der wir den Taten bzw. der Willkür anderer und den Tücken von Zeit und Umständen ausgeliefert sind. Das vielleicht am schwersten zu begreifende Leiden taucht scheinbar aus dem Nichts und ohne erkennbare Gründe auf.
Wir müssen uns bewusst sein, dass sich persönliche Tragödien ereignen können, über die wir keine Kontrolle haben und die wir unmöglich vorhersehen können. In solchen Fällen ermutigt die Bibel uns dazu, Gott im Gebet darum zu bitten, das Problem zu entfernen bzw. zu verringern oder uns zu helfen, mit den Schwierigkeiten umzugehen und aus ihnen zu lernen.
Unser himmlischer Vater gibt uns in seiner Weisheit nicht immer die Antwort, die wir wollen. Nur selten offenbart er den spezifischen Grund für seine Entscheidung. Er hat aber immer einen guten Grund dafür.
Zum Beispiel hat Gott den Apostel Paulus aus vielen Prüfungen befreit, aber bei zumindest einer griff er trotz der inbrünstigen Gebete von Paulus nicht ein (2. Korinther 12,7-10). In dieser Situation war die Antwort an Paulus: „Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“
In diesem Fall war die Stärkung eines Aspekts der geistlichen Perspektive oder des Charakters von Paulus letztendlich wichtiger als sein persönlicher Komfort.
Dieses Beispiel sollte uns helfen zu verstehen, dass Gottes Perspektive sich von der unseren unterscheidet (siehe Jesaja 55,8-9; 2. Petrus 3,8). Er erteilt manchmal die Charakterlektionen, die wir in schwierigen Umständen über unseren physischen und geistigen Komfort lernen sollen. Zu solchen Zeiten denken wir vielleicht, dass Gott unsere Gebete nicht hört, aber er tut es. Wir wollen nur oft nicht akzeptieren, dass seine Antwort „Nein“ oder „Noch nicht“ lautet – oder, wie im Fall des Apostel Paulus: „Ich habe etwas Besseres mit dir vor.“
Wir müssen uns Gottes Versprechen bewusst sein, dass er uns nie über unsere Kraft versuchen lassen wird (1. Korinther 10,13). Paulus gibt hier ein großartiges Beispiel. Er vertraute einfach auf Gottes Weisheit und entschloss sich dazu, das Werk fortzusetzen, zu dem Gott ihn berufen hatte.
Wenn wir jemals mit Leiden belastet werden, das Gott nicht bald beendet – vor allem wenn es von Umständen außerhalb unserer Kontrolle verursacht wird –, sollten wir diesen vernünftigen biblischen Rat von Petrus beherzigen: „Darum sollen alle, die nach dem Willen Gottes leiden müssen, Gutes tun und dadurch ihr Leben dem treuen Schöpfer anbefehlen“ (1. Petrus 4,19; Einheitsübersetzung).
Sehen wir hier den bestimmten Bereich des Leidens, den Petrus im Sinn hatte: „Wenn ihr wegen des Namens Christi beschimpft werdet, seid ihr selig zu preisen; denn der Geist der Herrlichkeit, der Geist Gottes, ruht auf euch. Wenn einer von euch leiden muss, soll es nicht deswegen sein, weil er ein Mörder oder ein Dieb ist, weil er Böses tut oder sich in fremde Angelegenheiten einmischt. Wenn er aber leidet, weil er Christ ist, dann soll er sich nicht schämen, sondern Gott verherrlichen, indem er sich zu diesem Namen bekennt“ (1. Petrus 4,14-16; ebenda).
Wenn das Leiden jedes Einzelnen direkt auf seine eigene Übertretung eines spezifischen Gesetzes zurückzuführen wäre, dann wäre es leichter, es als eine gerechte Folge zu sehen und zu akzeptieren. Aber es ist selten so einfach.
Indem Gott uns Entscheidungsfreiheit gegeben hat, hat er uns den Freiraum eingeräumt, seine Leitung anzunehmen oder abzulehnen, uns für Rebellion oder Unterordnung zu entscheiden, törichte oder weise Entscheidungen zu treffen. In dem er dies tat, hat er uns eine nicht festgelegte Zukunft gegeben.
Es steht uns frei, vorsichtig Auto zu fahren oder uns im angetrunkenen Zustand hinter das Steuer zu setzen. Es steht uns frei, Gifte in unsere Umwelt abzuladen oder unkluge Ess- und Trinkgewohnheiten zu haben. Jeder von uns hat diese Freiheit, und unsere Nachbarn haben sie ebenso wie alle anderen Menschen. Alle Handlungen haben Konsequenzen. Manchmal leiden wir wegen unserer eigenen Entscheidungen – und manchmal wegen der Entscheidungen unseres Nachbarn. Das Gegenteil trifft ebenfalls zu. Die Entscheidungsfreiheit ist eine großartige Gabe, aber wir haben sie nur selten auf verantwortliche Weise ausgeübt, wie sich aus unserer unglücklichen, leidenden Welt ersehen lässt.
Dies gibt uns ein gewisses Verständnis davon, warum die Unschuldigen, kleine Kinder eingeschlossen, manchmal als Folge von schlechten Entscheidungen anderer leiden. In solchen Situationen brauchen wir die tröstende Hilfe eines liebenden Gottes und die Unterstützung von Familie und Freunden am meisten.
Keiner von uns ist gegen die Folgen von Handlungen gefeit. Die Person, die eine Krankheit entwickelt, die nicht auf ihr spezifisches Verhalten zurückzuführen ist, und das Kind, das mit einem Geburtsfehler geboren wird, leiden, aber nicht unbedingt deshalb, weil sie etwas getan haben.
Diejenigen, die in Unfällen und Naturkatastrophen verletzt oder getötet werden, sind auch oft unschuldige Opfer. Nicht alles Leiden ist die Folge von persönlichem Ungehorsam oder verantwortungslosem Verhalten desjenigen, der leidet. Selbst in den Zehn Geboten erinnert uns Gott daran, dass die Konsequenzen von falschen Handlungen die eigenen Nachkommen mehrere Generationen lang in Mitleidenschaft ziehen können (2. Mose 20,5).
Oft können die spezifischen Ursachen bei bestimmten Leidensfällen einfach nicht klar erklärt werden – zumindest nicht in diesem Leben. Manchmal ist es das Beste, zu akzeptieren, dass die Erklärung nur darin liegen kann, was die Bibel „Zeit und Glück“ nennt (Prediger 9,11). Auch wenn Gott keine Unfälle verursacht, kontrolliert er auch nicht das Leben jedes Menschen so sehr bis in die kleinsten Details, dass er alles verhindert. Paulus sagt uns, dass wir in diesem Leben durch „einen Spiegel ein dunkles Bild“ sehen (1. Korinther 13,12). Wir werden während dieses Lebens bestimmte Dinge nie völlig verstehen, aber wir werden sie in der kommenden Welt begreifen.
Wir sollten einsehen, dass selbst Leiden, das die Folge von Zeit und Glück ist, nicht ohne Ursache ist. Wenn es nicht mit einem bestimmten Verhalten in Verbindung gebracht werden kann, ist es oft dennoch die Folge von einem oder mehreren Verhaltensmustern, denen die menschliche Rasse seit der Schöpfung gefolgt ist.
Mit seiner Sünde wandte sich Adam von Gott ab. Der Rest der Menschheit hat den gleichen Weg eingeschlagen: „Deshalb, wie durch einen Menschen [Adam] die Sünde in die Welt gekommen ist und der Tod durch die Sünde, so ist der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, weil sie alle gesündigt haben“ (Römer 5,12).
Eine der Folgen der Entscheidung der Menschheit, entgegen Gottes Anweisungen zu leben, ist eine Welt, die der Willkür und den Launen von Zeit und Umständen und den Handlungen anderer unterworfen ist. Dieses Muster wird sich fortsetzen, bis Christus wiederkehrt, um das Reich Gottes auf Erden zu errichten. Die ganze Welt wird dann von dem Wissen über Gott und seine gerechten Gesetze erfüllt sein (Jesaja 11,9). Die gesamte Menschheit wird zuletzt in einer Welt, die gerecht und fair ist, leben und gedeihen.