In den letzten sechs Jahren hat sich der Wert des Euros gegenüber dem US-Dollar fast verdoppelt. Welche Konsequenzen ergeben sich aus dem schwachen Dollar – besonders für die Amerikaner?
Von Melvin Rhodes
Hätte man vor sechs Monaten nur das Morgenprogramm des US-Fernsehsenders ABC gesehen, wäre einem kaum bewusst gewesen, dass der Kurs des US-Dollars wieder deutlich gefallen war und der Preis für Erdöl mehr als 100 Dollar pro Barrel betrug. (Mittlerweile nähert sich der Ölpreis sogar langsam der Marke von 150 Dollar pro Barrel.) Stattdessen war die „große“ Nachricht des Tages, dass Caroline Kennedy, die Tochter des ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy, den amerikanischen Schlagersänger Neil Diamond zu seinem Hit „Sweet Caroline“ inspiriert haben soll.
Auch meine lokale Tageszeitung im US-Bundesstaat Michigan klärte mich ebenfalls nicht über die Lage des Dollars auf. Dank der Londoner Financial Times bin ich über die andauernde finanzelle Krise informiert worden, eine Krise, „die durch die Tatsache, dass Millionen von Menschen mit ihren Hypothekenzahlungen in Verzug geraten sind, und die durch den stetigen Verfall des Wertes der US-Währung noch wesentlich verschlimmert wird“.
Für mich lösten diese jüngsten finanziellen Nachrichten ein Déjà-vu-Erlebnis aus.
Ich wurde an die Zeit erinnert, als ich vor 40 Jahren bei einer britischen Bank arbeitete. Am dritten Samstagabend des Monats wurde das Fernsehprogramm durch die Eilmeldung unterbrochen, dass die britische Währung, das Pfund Sterling, um vierzehn Prozent abgewertet werden sollte. Zum Vergleich: Die amerikanische Währung verlor im November vergangenen Jahres innerhalb von nur wenigen Wochen sechzehn Prozent an Wert.
Vor vierzig Jahren hatten die Währungen festgelegte Wechselkurse, die höchstens ein oder zwei Prozent nach oben oder unten schwankten. Kurz nach der Abwertung des britischen Pfunds – und teilweise wegen dieser Abwertung – wurden freie Wechselkurse mit sich täglich ändernden Werten zur Norm. Heute können sich die Kurse mehrmals am Tag ändern – und oft geschiecht das auch.
Eine 40 Jahre alte britische Nachrichtenmeldung mag heutzutage nicht allzu wichtig erscheinen. Darin sind aber Lektionen enthalten, die auch bei der heutigen Dollar-Krise mitschwingen. Um das wirklich verstehen zu können, müssen wir sogar noch einige Jahre weiter zurückgehen.
Eine Lektion aus der Geschichte
Vor einem Jahrhundert war die britische Währung, das Pfund Sterling, die internationale Handels- und Reservewährung. Eine Reservewährung muss stabil sein. Nur so können sich andere Länder bei ihren internationalen Handelsbeziehungen auf sie stützen.
Wenn zum Beispiel vor dem Ersten Weltkrieg China Güter in Frankreich oder Deutschland erwerben wollte, dann erfolgte die entsprechende Bezahlung in Pfund Sterling, nicht in einer der nationalen Währungen. Nur beim Pfund konnte man darauf vertrauen, dass sein Wert von der Zeit der Bestellung bis zur Zeit des Zahlungseingangs stabil bleiben würde.
Der internationale Status des Pfunds wurde durch die Tatsache unterstützt, dass diese Währung auf dem Goldstandard beruhte. Das bedeutete, dass Pfundnoten gegen Gold eingetauscht werden konnten. Die britische Zentralbank garantierte dies und Großbritannien verfügte über so viel Gold, dass die Währung auf diese Weise völlig abgesichert war, egal wie viele Menschen Papier in Edelmetall umtauschen wollten.
Zur Zeit der Großen Depression mussten die Briten den Goldstandard für ihre Währung aufgeben. Trotzdem blieb das Pfund weiterhin eine wichtige Handelswährung. Zu der Zeit wurde aber auch bereits der Dollar im internationalen Handel eingesetzt.
Großbritannien verarmte durch den Zweiten Weltkrieg erheblich. Aber selbst nach dem Krieg wurde die britische Währung weiterhin als Handelswährung eingesetzt, vor allem in Ländern, die britische Kolonien gewesen waren. Das war ungefähr ein Viertel aller Nationen der Welt – Länder, die immer noch viel Handel mit dem Mutterland und auch untereinander betrieben. Dieses System war für Großbritannien von Vorteil, weil verschiedene Nationen dabei beachtliche Finanzreserven in London unterhielten.
Großbritannien hatte jedoch ernsthafte finanzielle Probleme. Die Industrieproduktion war zurückgegangen. Um den Fertigungssektor zu stärken, beschloss die damalige Labor-Regierung im Jahr 1967, die britische Währung abzuwerten. Dadurch wurden die Exporte verbilligt und konkurrenzfähiger. Diejenigen, die diese Entscheidung trafen, konnten nicht vorhersehen, dass dies den Niedergang der britischen Währung als internationale Handelswährung einleiten würde.
Steht dem Dollar ein ähnliches Schicksal bevor?
Seit dem Zweiten Weltkrieg war der amerikanische Dollar die Welthandelswährung. Wenn Ghana in Westafrika Öl von seinem Nachbarn Nigeria kauft, dann wird der Preis für dieses Öl in US-Dollar festgelegt und die Bezahlung erfolgt in der amerikanischen Währung, nicht im ghanaischen Cedi oder dem nigerianischen Naira.
Keine dieser beiden Währungen kann im internationalen Handel eingesetzt werden. Sie gelten als weiche Währungen – sie können weltweit an keinem Bankschalter umgetauscht werden. Die meisten nationalen Währungen sind genau das – weiche Währungen, die außerhalb der eigenen Landesgrenzen nicht akzeptiert werden.
Nur wenige Währungen gelten als harte Währungen. Sie können fast überall auf der Welt umgetauscht werden. Dazu gehören der amerikanische Dollar, der Euro, das britische Pfund, der kanadische und australische Dollar und der japanische Yen. Ein Grund, warum dies harte Währungen sind, ist, dass sie im Allgemeinen ihren Wert behalten und deshalb zuverlässig sind.
Hinzu kommt, dass der US-Dollar auch die Reservewährung der Welt ist. Die Preise für viele Rohstoffe, Öl eingeschlossen, werden in Dollar festgelegt. Nur die wenigsten Amerikaner verstehen die Konsequenzen, die sich für sie aus einer Abkehr vom Dollar als Weltreservewährung ergeben würden. Im vergangenen November wurde offen über eine solche Änderung diskutiert.
Als sich die OPEC-Staaten in Saudi Arabien trafen, wurden Forderungen laut, den Ölpreis künftig in Euro oder einem „Währungskorb“ festzulegen. Nur die Intervention der saudischen Delegation stoppte die Diskussion. Als der ecuadorianische Präsident Rafael Correa ausführte, die „Opec müsste ihr Öl in einer ,starken Währung‘ abrechnen, fasste er damit eine Unzufriedenheit zusammen, die von vielen Opec-Mitgliedern geteilt und am wortreichsten von Iran und Venezuela zum Ausdruck gebracht wird. ,Wenn wir darin fortfahren, in einer schwachen Währung [dem Dollar] Handel zu treiben . . . dann müssen wir mehr von unserem Öl verkaufen, um die gleiche Menge an Gütern und Dienstleistungen einkaufen zu können‘ “ (Financial Times, 19. November 2007).
Wenn Erdöl in Euro abgerechnet werden würde, müssten die Amerikaner mehr für ihr importiertes Öl ausgeben. Sollte der Dollar jemals wegen seiner Schwäche als Zahlungsmittel abgelehnt werden, müssten die USA sogar damit beginnen, in Euro zu bezahlen. Amerika müsste dann genügend Güter an Europa verkaufen und dafür Euro annehmen, um Nahost-Öl kaufen zu können.
Die Amerikaner genossen den Luxus billigeren Öls teilweise deswegen, weil diese kostbare Flüssigkeit seit dem Zweiten Weltkrieg in Dollar abgerechnet wurde. Andere Länder haben manchmal Versorgungsengpässe erlebt, weil sie erst einmal die entsprechenden Dollarbeträge überhaupt aufbringen mussten.
Die USA könnten bald das gleiche Problem mit dem Euro haben. Beispielsweise sind die USA laut des Nachrichtenmagazins Newsweek bei einem weltweiten Tourismusboom „das einzige große Land der Welt, das zurückgehende Besucherzahlen hat . . . Jeder Amerikaner, der mit jemandem aus dem Ausland befreundet ist, hat irgendeine Geschichte über die absurden Schwierigkeiten und Demütigungen, die mit einer Einreise in die USA oder einer Ausreise verbunden sind, zu hören bekommen“ (26. November 2007).
Was steckt wirklich dahinter?
Die Grundursache des Problems kann mit einem Wort zusammengefasst werden: Schulden. Die Amerikaner haben seit Jahrzehnten über ihre Verhältnisse gelebt – im öffentlichen sowie auch im privaten Sektor. Seit Jahren ist es das Ausland, das diese Schulden finanziert.
Nur die USA konnten sich solche Verantwortungslosigkeit erlauben, und zwar genau deshalb, weil der Dollar die Handelswährung der Welt ist. Andere Länder waren bereit, den US-Dollar als Zahlungsmittel für ihre Güter zu akzeptieren. Diese Dollar haben sie dann sozusagen „auf die hohe Kante“ gelegt, um so für die eigenen, zukünftigen Bedürfnisse Vorsorge zu treffen.
In letzter Zeit wächst jedoch weltweit die Erkenntnis, dass der Dollar an Wert abnimmt. Als Folge wollen manche Länder ihre Dollar-Reserven abstoßen – aber langsam, um keine Panik auszulösen, die den Wert des Dollars weiter nach unten treiben würde. China, das über beträchtliche Dollar-Reserven verfügt, tut das bereits. Das Land diversifiziert jetzt seine Reserven, indem es in anderen Währungen investiert.
Schulden sind der Hauptgrund für die aktuelle Dollarschwäche. Die Hypothekenkrise war der Auslöser und zeigte erneut, dass zu viele Amerikaner weit über ihre Verhältnisse leben. Die Banken sind ebenfalls mitschuldig, denn sie haben es den Menschen durch Kreditkarten und Privatkredite ermöglicht, über ihre Verhältnisse zu leben.
Amerika ist nicht das einzige Land, das von dieser Krise betroffen ist. Dicht hinter den USA sind Großbritannien und Australien die nächsten beiden Länder mit der höchsten Privatverschuldung. Allen drei Ländern stehen in der nahen Zukunft ziemlich raue finanzielle Stürme bevor.
Viele Amerikaner scheinen keine Ahnung vom Niedergang des Dollars zu haben. Die Lage der Binnenwirtschaft Amerikas bereitet der US-Notenbank Kopfzerbrechen. Wall Street fordert eine weitere Senkung der Leitzinsen, die von der US-Notenbank festgelegt werden. Der Rest der Welt will aber, dass die Leitzinsen entweder gleich bleiben oder sogar erhöht werden, um den Dollar zu stabilisieren. Dieses Dilemma veranlasste die Financal Times zu einer ungewöhnlichen Schlagzeile: „US-Notenbank und Märkte streiten sich über Zinsen.“
Welche Richtung wird die US-Notenbank einschlagen? Wird sie versuchen, den Dollar zu stützen und seine Funktion als Weltreservewährung zu bewahren? Oder wird sie sich dem inländischen Ruf nach weiteren Zinssenkungen für die schuldengeplagten Amerikaner beugen und damit an der Schuldenspirale drehen? Nachdem Sie diesen Artikel gelesen haben, können Sie das Verhalten der US-Notenbank beobachten und ein besseres Verständnis für die langfristigen Konsequenzen ihrer Entscheidungen haben.
Wussten Sie, dass die Prophezeiungen der Bibel für die Zeit kurz vor Christi Rückkehr den Aufstieg einer neuen geopolitischen Macht in Europa voraussagen? Darüber hinaus sagen sie im Gegenzug den Niedergang der Nationen voraus, die von Großbritannien abstammen – die USA und Australien eingeschlossen. Die anhaltende Schwäche des Dollars ist ein Indiz für diese Entwicklung. Ohne ein fundiertes Verständnis der biblischen Prophetie werden die meisten Menschen von dieser Zukunft völlig überrascht werden. Deshalb empfehlen wir Ihnen unsere kostenlose Broschüre Amerika und Großbritannien: Was sagt die Bibel über ihre Zukunft?, die wir Ihnen auf Anfrage gern zusenden.
Unsere Zeitschrift Gute Nachrichten wird Sie weiterhin über die wahren Hintergründe des heutigen Weltgeschehens informieren und Ihnen dabei zeigen, in welche Richtung sich die Ereignisse entwickeln werden.