Eine Science-Fiction-Serie im Fernsehen wurde vor Jahren zum beliebten Fernsehabenteuer: Raumschiff Enterprise, eine Schöpfung Gene Roddenberrys. Die Serie dreht sich um eine Weltraumodyssee von Menschen des 25. Jahrhunderts, die den weniger entwickelten Bewohnern anderer Galaxien zeigen sollen, wie man in Frieden und Eintracht leben kann.
Schon vor Platon haben Menschen an die Möglichkeit geglaubt, eine Zivilisation aufzubauen, die allen Anhängern einer bestimmten Weltanschauung Frieden, Glück und Wohlstand bringen würde. In der Serie Raumschiff Enterprise ist Frieden auf Erden bereits eine vollendete Tatsache. Der Auftrag der „Federation“ ist es nunmehr, Gesellschaften in anderen Teilen des Weltalls zu befrieden. In den neueren Folgen der Sendung nehmen die Offiziere und Mannschaften verschiedener Raumschiffe Verbindung mit zahlreichen, vergleichsweise unterentwickelten Gesellschaften auf und bemühen sich, ihre Botschaft des Friedens zu verbreiten. Die fortschrittlichen moralischen Argumente der an der Akademie der Sternenflotte ausgebildeten Offiziere machen in der Regel einen starken Eindruck auf krisengeschüttelte Kulturen, und ihre aufgeklärten Ansichten setzen sich meistens durch.
Der Mensch hat schon immer von einer Gesellschaft geträumt, in der das Böse dem Guten gewichen ist. Die Anziehungskraft von Fernsehserien wie Raumschiff Enterprise erklärt sich daraus, daß man anscheinend unlösbare Probleme der menschlichen Gesellschaft in den Weltraum verlagert, wo man sie dank des gewonnenen Abstands und mit Hilfe traumhafter Technik doch lösen kann.
Ja, Lösungen sind gefragt. Und wer von uns möchte nicht lieber in einer guten Welt leben? Die schier endlos grausame Geschichte von Unmenschlichkeit den Mitmenschen gegenüber hat philosophisch Veranlagte unter uns Menschen von jeher von einer Welt träumen lassen, aus der alle unerwünschten Eigenschaften unserer Gesellschaft verbannt sind.
Ungestillte Sehnsucht
Warum ist es dem Menschen trotz aller schon ausprobierten Regierungsformen und Weltanschauungen bisher nicht gelungen, eine bessere Welt für alle herbeizuführen? Die Unfähigkeit, in Frieden und Glück zu leben, hat eine Ursache, die den wenigsten bekannt oder bewußt ist. Wenn wir der Bibel glauben wollen, fing die Menschheitsgeschichte unter idealen Bedingungen im Garten Eden an. Aber unsere Ureltern entschieden sich, ein Leben ohne Einmischung ihres Schöpfers zu gestalten. Leider. Denn mit seiner Hilfe hätten sie das werden können, wozu sie geschaffen worden waren: Sie hätten den rechtschaffenen Charakter Gottes annehmen können. Die Folgen davon wären Frieden, Eintracht und Glück gewesen. Adams und Evas Entscheidung, vom Baum der (eigenen) Erkenntnis des Guten und Bösen zu essen, war typisch für ihre Haltung, das Glück ohne göttliche Hilfe zu suchen, sozusagen „auf eigene Faust“.
Unsere Natur spiegelt diesen Urfehler wider. Wir wollen gut sein und Gutes tun, können aber nicht über den eigenen Schatten springen. Wie Paulus schreibt: „Denn ich weiß, daß in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt. Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht. Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich“ (Römer 7,18-19).
Die Grenzen utopischer Vorstellungen
Dieser Hang zum Bösen, den Paulus so wortgewandt beschreibt, läßt die Bemühungen des Menschen um eine heile Welt ziemlich aussichtslos erscheinen. Es ist ja auch noch niemandem gelungen, eine Gesellschaft aufzubauen oder eine Weltanschauung zu verwirklichen, die der Welt dauerhaften Frieden und Glück gebracht hat. Alle Ideen scheiterten immer wieder an den Menschen.
Wird diese Sehnsucht der Menschen nach einer idealen Welt jemals Wirklichkeit werden? Bestimmt. Die Zukunft wird schlußendlich gut sein, aber eine perfekte Gesellschaft kann nicht durch menschliche Bemühungen allein entstehen. Wir sind nicht in der Lage, uns ständig so zu verhalten, wie es dazu nötig wäre. Soll die Gesellschaft gut sein, muß jedes einzelne Mitglied seinen Hang zum Bösen im Zaum halten und das Richtige und Gute tun. Das wäre eine Grundvoraussetzung in Richtung Utopia, ist aber noch niemals vorgekommen.
Können wir unsere Natur ständig in die richtigen Bahnen lenken? Nun, wenn wir es könnten, hätten wir es schon längst getan. Den meisten utopischen Vorstellungen liegt die Annahme zugrunde, man könne der menschlichen Natur doch beikommen, wenn man bei der Umwelt und Gesellschaft ansetze. Damit ist nicht nur die Pflege der physischen Umwelt gemeint. Gemeint sind auch gerechte Regierungsformen, gerechte soziale und volkswirtschaftliche Verhältnisse, Beseitigung von Armut und eine gerechte Bodenverteilung. Aber wie der Schriftsteller Lewis Mumford in The Story of Utopias treffend feststellt: „Je mehr der Mensch die Gewalt über die physische Umwelt gewinnt, desto dringender müssen wir uns fragen, welche Kraft denn unter dem Himmel den Menschen selbst bändigen soll.“ Der menschliche Sinn müßte gelenkt werden, und zwar nach allgemein akzeptierten Maßstäben. Aber wer soll wen lenken, und nach welchen Maßstäben soll er es tun? In welches menschliche Parteiprogramm würden sich alle einordnen?
Wenn der Mensch auf göttlich offenbarte Erkenntnisse verzichtet, bleibt es ihm überlassen, Gesellschaften und Zivilisationen nach seinen eigenen Vorstellungen zu errichten und Philosophien, Programme mit seiner begrenzten Verstandeskraft zu erfinden. Die Erfahrung lehrt uns, daß es dabei zu gefährlichen Irrwegen kommen kann. Die Geschichte ist voll von visionären Führern, die anderen weniger raffinierten Menschen geschickt ihre Weltanschauung eingeflößt haben.
Da man überzeugt ist, den einzig richtigen Weg gefunden zu haben und insofern der Zweck die Mittel heiligt, schreckt man auch nicht einmal vor Gewalt, im schlimmsten Fall vor Eroberungskriegen zurück. Der vielleicht ehrlich gemeinte, aber irregeleitete Drang vieler Fanatiker, eine heile Welt nach ihren Vorstellungen (die man dann auch oft Gott unterstellt) herbeizuführen, hat viel Leid über die Menschheit gebracht. Glauben und Überzeugung können niemals durch Gewalt vermittelt werden.
Wir sollten folgendes bedenken: Nur der Schöpfergott selbst ist fähig und berechtigt, dem Menschen Verhaltensnormen vorzuschreiben. Da er ja selbst den Menschen erschaffen hat, weiß er, welche Lebensweise zu guten Ergebnissen führt.
Der Mensch wurde aus dem Garten Eden verbannt und war beim Aufbau seiner eigenen Gesellschaft auf sich allein gestellt, weil er die bewußte, schicksalhafte Grundsatzentscheidung traf, seine eigenen Verhaltensnormen und seinen eigenen Weg allein bestimmen zu wollen. Er übersah, daß er sein Potential ohne die Hilfe Gottes nicht entfalten konnte. Inzwischen ernten wir die Folgen unserer Unfähigkeit, eine heile Welt ohne göttliche Maßstäbe und Unterstützung zu schaffen.
Man sollte meinen, dieser Mißerfolg würde den Menschen dazu bringen, sich an seinen Schöpfer zu wenden; aber wie man sieht, sind wir davon noch weit entfernt. Vielmehr setzt man zum Teil darauf, daß zunehmende gemeinsame Erkenntnis und Erfahrung einen neuen Menschen reifen lassen würde und wir dadurch in die Lage versetzt würden, eine Gesellschaftsordnung zu finden, die unseren Sehnsüchten entspricht.
Die gute Nachricht ist trotzdem, daß die Sehnsüchte des Menschen gestillt werden. Aber Gott hat seine eigenen Vorstellungen, wie das geschehen wird.
Der springende Punkt
Der griechische Philosoph Platon schreibt in seinem Der Staat über eine Welt, in der Frieden und Wohlstand herrschen. Aber schon lange vor ihm kündigten die Propheten der Bibel ein Zeitalter an, in dem Krankheit, Hunger, Krieg und Ungerechtigkeit durch Gesundheit, Wohlstand, Schönheit, Sicherheit und Gerechtigkeit ersetzt würden. Ein Beispiel dafür finden wir bei Micha 4, Verse 1-4:
„In den letzten Tagen aber wird der Berg, darauf des Herrn Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über die Hügel erhaben. Und die Völker werden herzulaufen, und viele Heiden werden hingehen und sagen: Kommt, laßt uns hinauf zum Berge des Herrn gehen und zum Hause des Gottes Jakobs, daß er uns lehre seine Wege und wir in seinen Pfaden wandeln! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem. Er wird unter großen Völkern richten und viele Heiden zurechtweisen in fernen Landen. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen. Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken. Denn der Mund des Herrn Zebaoth hat’s geredet.“
Das ist mehr als nur Dichtung eines antiken Träumers. Es ist eine von vielen biblischen Darstellungen einer neuen Welt, die Gott für alle Menschen vorsieht. Man sieht in dieser Passage mehrere Elemente utopischen Denkens: kein Krieg, eine vollkommene Regierung, Sicherheit, eine gerechte Bodenverteilung und allgemeingültige Verhaltensregeln. Es fällt dabei auf, daß die ganze Gesellschaft in dieser Darstellung die Regeln anerkennt. Das ist etwas, was den Philosophen verständlicherweise unmöglich erscheinen würde.
Aber das ist der springende Punkt. Utopistische Denker versuchen – zweifellos mit guter Absicht –, die Hoffnung wachzuhalten, die menschliche Natur sei zu mehr Gutem fähig, als die Geschichte bisher glauben läßt. Der Grundgedanke dabei ist, daß der Mensch sich doch ändern kann und wird, wenn er nur genug Zeit und die richtigen Bedingungen hat.
Dem widerspricht die Bibel ganz entschieden: „Denn fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft gegen Gott, weil das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag’s auch nicht“ (Römer 8,7). Dies ist die tragische Folge davon, daß der Mensch Gott verworfen hat. Der Mensch kann seinen Hang zur Sünde nur dann steuern, wenn seine Natur mit Hilfe einer höheren Quelle geändert wird. Zur göttlichen Erneuerung des Menschen gehört, daß der Schöpfer den Menschen aus der Gewalt der Sünde befreit und ihn befähigen wird, nach einem besseren Gerechtigkeitsmaßstab zu leben (Römer 6,18).
Die Änderung der menschlichen Natur
Die prophetische Darstellung Michas zeigt einen Menschen, der die Mängel in seiner Natur erkennt und anfängt, so zu denken und zu handeln, daß es seinem Nächsten Nutzen bringt. Diese Änderung des Denkens und Handelns wird nicht von einer Änderung der Umweltbedingungen durch gesellschaftspolitische und gentechnische Experimente abhängen. Gott wird eine „Wurzelbehandlung“ durchführen und dem Menschen von innen her helfen, sich zu ändern – durch einen Zusatz zu unserem begrenzten Verstand, den heiligen Geist: „Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun“ (Hesekiel 36,26-27).
Er verspricht: „Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben“ (Jeremia 31,33). „Sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Und ich will ihnen einerlei Sinn und einerlei Wandel geben, daß sie mich fürchten ihr Leben lang, auf daß es ihnen wohlgehe und ihren Kindern nach ihnen“ (Jeremia 32,38-39). Wenn einmal die Natur des Menschen von innen her geändert ist, wird sich auch seine Umwelt ändern. Erst wenn unsere Gesinnung umgekrempelt ist, werden die Probleme der menschlichen Gesellschaft sich zum Besseren wenden. Dies können wir Menschen nicht alleine schaffen, dafür brauchen wir Gottes Hilfe.
Die biblischen Darstellungen sind von Gott selbst eingegeben worden. Sie sind weit von den leeren Hoffnungen ohnmächtiger Menschen entfernt, wie wir ihnen in utopischen Schriften begegnen. Gottes neue Welt wird von Dauer sein. Es wird sich nicht um ein Experiment handeln. Das ist der Unterschied zwischen göttlich inspirierten Visionen und rein menschlichen Hoffnungen.
Es wird ein Utopia, eine ideale Welt wirklich geben.