Seit undenklichen Zeiten sucht der Mensch nach einer idealen Gesellschaft. Utopia ist aber ein Traum geblieben.
Ende der 1960er Jahre gab es Berichte über junge Aussteiger und Weltverbesserer, die in Kommunen und abgeschiedenen Wohngemeinschaften ihre Vorstellungen über eine ideale Gesellschaft umsetzen wollten. Ein Beispiel war eine Dorfgemeinschaft am Rand eines Sees im dünnbesiedelten schottischen Hochland. Die Dorfbewohner beteiligten sich alle bei den anfallenden Arbeiten. Jeder brachte seine Talente und Fähigkeiten zum Wohle aller ein.
Ein solcher Lebensstil übte damals eine große Anziehungskraft auf junge Menschen aus. In Europa waren die Studenten in Aufruhr; in den Vereinigten Staaten zogen sie gegen den Vietnamkrieg zu Felde. Damals sah mancher Idealist seinen Platz außerhalb der Gesellschaft. Eine schlechte Nachricht jagte die andere, und die Vorstellung eines idyllischen Lebens in einer Kommune war äußerst verlockend.
Doch die Kommunen jener Zeit lösten sich alle auf. Die Dorfgemeinschaft im schottischen Hochland soll später im Streit auseinandergegangen sein. Der Versuch der jungen Menschen von damals, eine ideale Welt aufzubauen – wenigstens im kleinen –, war gescheitert.
Ist die Suche nach einer neuen Welt, einer für alle lebenswerten Gesellschaft für alle Zeiten grundsätzlich ein unrealistischer Traum, eine Utopie? Wird es denn die Menschheit nie schaffen, gemeinsam zu Eintracht, Frieden und Ruhe zu finden? Den Traum haben Menschen in vielen Generationen geträumt. Die Sehnsucht nach einer friedlichen Welt ohne Mißstände kennt keine Grenzen.
Die Suche geht weiter
Die Suche nach Utopia geht weiter. Vor allem zu Beginn des neuen Jahrtausends machte sich wieder eine Art Weltfluchtfieber bemerkbar. Manche suchen eine „New Age“-Antwort. Wieder andere sehen es als die alleinige Aufgabe des Staates und der menschlichen Gesellschaft an, alle Mißstände zu beseitigen. Ein Leben in einer anderen Welt, abseits der Leiden und Probleme dieser Zeit, war schon immer das erstrebte Ziel der meisten gläubigen Menschen, ganz gleich welcher Richtung sie anhingen.
Dieser Traum von Utopia findet gewissermaßen im Nirwana des Buddhismus, im kosmischen Brahmanprinzip des Hinduismus, im jüdischen Jenseits, in der beseeligenden Gottesschau der katholischen Kirche und im evangelischen Himmel seinen Niederschlag. Die christliche Welt orientiert sich an einem Buch, das die wenigsten genau kennen – der Bibel. Da die Bibel das weitverbreitetste Buch der Welt ist, ist es sicher interessant, dieses Buch näher kennenzulernen.
Die Zeitschrift Gute Nachrichten versucht, dem aufgeschlossenen Leser eine realistische, verständliche Sicht der Bibel zu vermitteln. Unsere Autoren bemühen sich, konfessionelle Einseitigkeit und Engstirnigkeit zu vermeiden. In der Zeitschrift Gute Nachrichten geht es uns nicht um Mitgliederwerbung für eine bestimmte Glaubensgemeinschaft, sondern um Werbung für die lebensnahen Inhalte der Heiligen Schrift.
Gibt es Hoffnung auf eine bessere Welt? Hoffnung, die mehr ist als nur verzweifeltes Wunschdenken? Lassen Sie sich positiv überraschen!
Ruhe und Frieden angekündigt
Die Bibel ist bekannterweise ein zum Teil prophetisches Buch. Allein das Wort Prophetie hört sich für viele schon düster an. Zahlreiche Passagen des Alten und Neuen Testamentes enthalten Aussagen über die Zukunft. Eine Vielzahl dieser Vorhersagen sind nicht düstere Warnungen vor Plagen und Unheil. Ganz im Gegenteil: Viele sind erfreulich und ermutigend – gute Nachrichten. Sie stellen eine konkrete Welt in Aussicht, in der alles Gute wieder blüht, während Trauer und Tränen, Leid und Tod nicht mehr vorkommen. Klingt nach Utopia, nicht wahr?
In diesen Vorhersagen lesen wir von wiederaufgebauten Städten, von Kindern, die in Ruhe und Sicherheit spielen, von allgemeinem Wohlstand. Sollen wir in solchen Ankündigungen automatisch nur einen Ausdruck von verzweifelten, enttäuschten und besorgten Menschen der damaligen Welt sehen? Oder könnte es sich um die inspirierten Worte unseres Schöpfers handeln, die er – und nur er – wahrmachen kann und wird?
Nun, die ersten Autoren des Neuen Testamentes haben diese Prophezeiungen offenbar als verläßliche, konkrete Verheißungen Gottes betrachtet. In der Apostelgeschichte, dem Buch, das die Anfänge der Kirche beschreibt, heißt es über Jesus Christus: „Ihn muß der Himmel aufnehmen bis zu der Zeit, in der alles wiedergebracht wird, wovon Gott geredet hat durch den Mund seiner heiligen Propheten von Anbeginn“ (Apostelgeschichte 3,21).
In den Augen der ersten Nachfolger Christi hatten die Propheten Israels die Wiederherstellung der Welt, ähnlich dem Garten Eden, der paradiesischen Heimat unserer Ureltern, in Aussicht gestellt. In dieser Welt würden Frieden und Eintracht herrschen, da jeder nach dem Lebensweg Gottes leben würde. Diese Wiederherstellung des Paradieses wurde in Verbindung mit der Wiederkehr Jesu zur Erde gesehen. Offensichtlich hatten die Propheten etwas gesagt, was für die Christen damals eine unmißverständliche Bedeutung hatte.
Ein Prophet schildert die Zukunft
Einer der führenden Männer Gottes im alten Israel war der Prophet Jesaja. Seine prophetischen Botschaften werfen Licht auf die Zeit von 740 bis 681 v. Chr., eine Schlüsselepoche in der Geschichte des damaligen Volkes Gottes. Jesaja sprach Probleme an, welche die israelitische Gesellschaft von innen her zerstörten. Seine Botschaft an Israel enthielt aber auch die Ankündigung einer zukünftigen Hoffnung, eines weltweiten Paradieses, an dem alle Völker teilhaben sollten.
Darüber, ob man die Worte Jesajas für bare Münze nehmen kann, ist viel diskutiert worden. Manche Gelehrten vertreten die Meinung, des Propheten Schilderung einer idealen Welt sei nur symbolhaft zu verstehen. In Jesaja 35 zum Beispiel, wo von der Verwandlung der Wüste in fruchtbares, wasserreiches Land zu lesen ist, seien lediglich in bildhafter Sprache ausgedrückte Segnungen geistlicher Art gemeint.
Diese Auslegungshaltung wird aber nicht von allen Forschern geteilt. So finden wir in The Bible Knowledge Commentary folgenden Satz: „Obwohl manche Kommentatoren diese Ankündigungen als Bilder für geistliche Segnungen verstehen, spricht mehr dafür, sie wörtlich zu nehmen“ (John F. Walvoord und Roy B. Zuck, Scripture Press Publications, Inc., Wheaton, Illinois, 1983 und 1985, Kommentar zu Jesaja 35,5-7).
Gott fordert die Skeptiker heraus
Ob Prophezeiungen wörtlich verstanden werden sollen oder nicht, ist eine wichtige Frage, die man stellen kann. Letzten Endes entscheiden Vertrauen und Glauben darüber, ob wir sie als Worte des Schöpfers oder als das Wunschdenken weltfremder Utopisten begreifen. Lesen wir aber Gottes eigene Herausforderung, die der Prophet Jesaja für uns festgehalten hat: „Ich bin der Erste, und ich bin der Letzte, und außer mir ist kein Gott. Und wer ist mir gleich? Er rufe und verkünde es und tue es mir dar! Wer hat vorzeiten kundgetan das Künftige? Sie sollen uns verkündigen, was kommen wird!“ (Jesaja 44,6-7).
Aus diesen Worten geht ganz klar hervor: Die Beweislast trifft den Kritiker der Prophezeiungen Gottes. Er soll erst beweisen, daß er selbst in der Lage ist, die Zukunft herbeizuführen und dadurch die Kraft Gottes zu schmälern oder gar in Frage zu stellen.
Der moderne Mensch geht davon aus, daß antikes Denken und primitives Denken gleichbedeutend sind. So stellen kritische Forscher weite Teile der Bibel auf eine Stufe mit kuriosem Aberglauben und kultureller und denkschulmäßiger Voreingenommenheit. Aber wie kommt ein Skeptiker, der die Erwartung eines von Gott geschaffenen Utopias als „gefährlich“ bezeichnet, mit folgender unmißverständlicher Passage im Buch des Propheten Jesaja zurecht?
„So spricht der Herr, dein Erlöser, der dich von Mutterleibe bereitet hat: Ich bin der Herr, der alles schafft, der den Himmel ausbreitet allein und die Erde festmacht ohne Gehilfen; der die Zeichen der Wahrsager zunichte macht und die Weissager zu Narren; der die Weisen zurücktreibt und ihre Kunst zur Torheit macht; der das Wort seiner Knechte wahr macht und den Ratschluß vollführt, den seine Boten verkündigt haben“ (Jesaja 44,24-26).
Diese starken Worte sind eine ernste Herausforderung an jeden Menschen, der den Schöpfer des Universums in Frage stellt. Es ist Gottes Wunsch, die ganze Welt von Schmerz und Leid zu erlösen: „Wendet euch zu mir, so werdet ihr gerettet, aller Welt Enden; denn ich bin Gott, und sonst keiner mehr“ (Jesaja 45,22). Das sind nicht bloß Worte eines Menschen, der keine Macht hat, seine Ankündigungen wahrzumachen.
Herausforderungen für das Überleben der Menschheit
Was für eine Welt stellt uns dieses Wesen in Aussicht? Es kündigt eine Welt an, in der alles, was heute das Überleben der Menschheit in Frage stellt, beseitigt sein wird. Nach Angaben der Umweltorganisation „Worldwatch Institute“ sind der Menschheit in drei Bereichen Grenzen gesetzt, an die wir bald stoßen werden:
• die Menge der Fische, die aus den Weltmeeren gefangen werden kann, ohne daß die weltweiten Fischgründe auf Dauer versiegen;
• die Menge des sauberen Trinkwassers, die dem Menschen zur Verfügung steht;
• die Menge der Erstragssteigerungen in der Landwirtschaft, die durch den Einsatz von Kunstdünger möglich ist.
Was den ersten Punkt betrifft, hat die FAO, die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO, vor einigen Jahren ermittelt, daß eine jährliche Fangmenge, die 100 Millionen Tonnen übersteigt, zu einem dauerhaften Abbau der Fischvorräte führen muß. Nach neuesten Berichten wird diese Grenze bald überschritten, wenn es nicht schon jetzt der Fall ist.
Beim sauberen Trinkwasser haben wir ebenfalls ein ernstes Problem. Zwei Drittel der Weltvorräte an Süßwasser aus Flüssen und wasserführenden Gesteinsschichten werden für die Bewässerung im Ackerbau verwendet. Wenn also die Bevölkerung in einem Gebiet wächst, wo das Wasser knapp ist, muß die landwirtschaftliche Produktion zurückgeschraubt werden.
Das sieht man am Beispiel der Stadt Las Vegas im US-Bundesstaat Nevada. Jeden Monat ziehen 4000 Menschen in die Gegend in und um diese Stadt. Um diese wachsende Bevölkerung mit Wasser zu versorgen, muß man die Wassermenge, die für den Ackerbau zur Verfügung steht, einschränken. Nevada ist nämlich Teil eines Wüstengebiets.
Das Problem mit dem Kunstdünger besteht darin, daß in Gebieten, wo er schon stark verwendet wird, eine Erhöhung der Düngermenge zu keinen Ertragssteigerungen mehr führt, zumindest nicht bei den Getreidearten, die dem Menschen bis jetzt bekannt sind. Wenn die Wissenschaft nicht mit neuen Getreidearten aufwartet, die auf einen Düngemitteleinsatz mit vermehrtem Ertrag reagieren, müssen wir uns daran gewöhnen, daß weniger Nahrung als bisher zur Verfügung steht. Das Risiko ist hier sehr groß, denn wir Menschen haben bisher wenig Neigung gezeigt, dem Boden mehr zu geben, als wir von ihm nehmen. Es werden heute auch Methoden angewendet, mit denen man hohe Erträge ohne diese Nachteile erwirtschaften kann, aber leider noch zu selten, um eine globale Lösung darzustellen.
Göttliche Lösungen für menschliche Probleme
Die prophetischen Ankündigungen einer besseren Welt, wie wir sie bei Jesaja und anderen Lehrern im alten Israel finden, offenbaren einen Schöpfer, der für diese Probleme eine Lösung verspricht.
Eine weitere stets gegenwärtige Gefahr für das Überleben der Menschheit ist das Gespenst eines Weltkrieges. Eine der bekanntesten Prophezeiungen der Bibel bringt unsere ungestillte Sehnsucht nach Frieden zum Ausdruck. Dieser Wunsch nach Frieden ist auch am Sockel eines Standbildes vor dem UNO-Gebäude in New York in Stein gemeißelt: „Wir werden unsere Schwerter zu Pflugscharen machen“ heißt es da. Die 1960 eingeweihte Statue ist das Werk eines russischen Künstlers, dem die Entbehrungen und Leiden, die ein Krieg mit sich bringt, sicherlich bekannt waren.
Gerade diesen Wunsch des Menschen nach Frieden wird der Gott der Bibel in der kommenden Welt erfüllen: „[Er] wird richten unter den Heiden und zurechtweisen viele Völker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen“ (Jesaja 2,4).
Wie steht es mit den anderen bald erreichten Grenzen des Wachstums, die wir oben genannt haben? Gibt uns die Bibel Antwort? Lassen wir nochmals den Gott der Bibel sprechen: „Die Elenden und Armen suchen Wasser, und es ist nichts da, ihre Zunge verdorrt vor Durst. Aber ich, der Herr, will sie erhören; ich, der Gott Israels, will sie nicht verlassen. Ich will Wasserbäche auf den Höhen öffnen und Quellen mitten auf den Feldern und will die Wüste zu Wasserstellen machen und das dürre Land zu Wasserquellen“ (Jesaja 41,17-18).
Durch den Propheten Amos kündigt Gott folgendes an: „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, daß man zugleich ackern und ernten, zugleich keltern und säen wird. Und die Berge werden von süßem Wein triefen, und alle Hügel werden fruchtbar sein“ (Amos 9,13).
Auf Gottes Verheißungen ist Verlaß
Diese Prophezeiungen, die an das alte Israel gerichtet waren, sind Ausdruck der liebevollen Fürsorge Gottes für das Wohlergehen aller Menschen. Zur Wiederkehr Jesu lesen wir: „Der Herr verzögert nicht die Verheißung, wie es einige für eine Verzögerung halten; sondern er hat Geduld mit euch und will nicht, daß jemand verloren werde, sondern daß jedermann zur Buße finde“ (2. Petrus 3,9).
Die ideale Welt, das Utopia, das Gott für uns geplant hat, wird auf seinem perfekten Gesetz basieren. Gott selbst verspricht, daß es dort keine Gewalt mehr geben wird, dafür aber Erkenntnis der richtigen Art, und zwar in überfließendem Maße: „Man wird nirgends Sünde tun noch freveln auf meinem ganzen heiligen Berge; denn das Land wird voll Erkenntnis des Herrn sein, wie Wasser das Meer bedeckt“ (Jesaja 11,9). Es wird eine göttliche Gesellschaft sein, wie wir sie seit dem Garten Eden suchen.
Der französische Mathematiker und Religionsphilosoph Blaise Pascal schlug einmal vor, wir sollten auf die Existenz Gottes wetten. Falls es ihn gebe, würden wir unheimlich viel gewinnen. Falls es ihn nicht gebe, würden wir nichts verlieren. Obwohl Pascal diesen Vorschlag wohl ironisch meinte, ist er für den ersten Schritt auf dem Weg zur einzigen idealen Welt, an die man mit Ernst glauben kann, eine recht brauchbare Überlegung.
Angesichts der großen Probleme, denen die Menschheit heute gegenübersteht, wäre Pascals Wette sogar eine Möglichkeit, Trost zu schöpfen. Für viele dieser Probleme gibt es kaum Aussichten auf eine dauerhafte und gerechte Lösung für alle Menschen, obwohl es in Einzelfällen gelingen kann, für einige Linderung oder Besserung zu schaffen.
Wäre es nicht an der Zeit, uns mit den zahlreichen Bibelpassagen zu beschäftigen, in denen Gott eine Welt beschreibt, die ganz anders ist als alles, was menschliche Weltverbesserungsversuche bisher hervorgebracht haben? Wäre es nicht an der Zeit, daß wir Gott beim Wort nehmen und an das Utopia glauben, das er uns versprochen hat?
Sie können damit anfangen, indem Sie als erstes die Glaubwürdigkeit der Bibel auf die Probe stellen. Dazu bieten wir Ihnen unsere kostenlose Broschüre Die Bibel – Wahrheit oder Legende?, die wir Ihnen auf Anfrage gerne zusenden.
Der Begriff Utopia
1872 erschien in England ein satirischer Roman mit dem Namen „Erewhon“. Der Titel ist ein Wortspiel, das englische Wort „nowhere“ („nirgend-wo“) rückwärts geschrieben, wenn man „wh“ als einen Buchstaben betrachtet. Der Autor, Samuel Butler, hielt in dieser Geschichte der viktorianischen Gesellschaft einen Spiegel in der Hoffnung vor, zu einem Abbau von Mißständen beizutragen.
„Erewhon“ gehört zur gleichen Gattung wie das 1516 erschienene Buch „Utopia“ von Thomas Morus, das eine ideale Gesellschaft beschreibt. Der von Morus gewählte Titel war bewußt unklar. Die Vorsilbe „u-“ entsprach wahlweise dem griechischen „ou“ („nicht“) oder „eu“ („gut“). Die Zusammenstellung mit „topos“ („Ort“) ergab dann die Bedeutung „kein Ort“ bzw. „guter Ort“. War Utopia ein „guter Ort“ oder „kein Ort“? Um das ganze noch komplizierter zu machen, schrieb Morus auf Latein. Wozu dann der griechische Titel? Vielleicht des Klanges wegen: „Nusquam“ („nirgendwo“ auf Latein) klingt ja längst nicht so schön wie „Utopia“.
Utopia existierte natürlich nicht, wie der Name schon andeutete. Wie Butler später schrieb, war es ja nirgendwo. Diejenigen, die über solche idealen Gesellschaften schreiben, erkennen meistens, daß die radikalen Veränderungen, die sie sich wünschen, in der Regel unwahrscheinlich zu erreichen sind. Deswegen werden Begriffe wie „utopisch“, „Utopie“ und „Utopist“ als unmöglich erscheinende, idealisierte Vorstellungen angesehen.
Die Suche nach einer perfekten Gesellschaft beschäftigt die Menschheit schon seit Anbeginn. Die Bibel berichtet über die ehrgeizigen Bemühungen des Kriegerkönigs Nimrod, die ersten Städte der Erde zu bauen. Wir können davon ausgehen, daß er, wie jeder andere messianische Führer, vollkommene Lebensbedingungen für die Menschen schaffen wollte. Dieser „gewaltige Jäger vor dem Herrn“ gewann eine Gefolgschaft und errichtete die berühmte mesopotamische Stadt Babylon sowie die drei weniger bekannten Städte Erech, Akkad und Kalne. Danach zog er nach Assyrien, wo er weitere Städte gründete: die Hauptstadt Ninive und Rehobot-Ir, Kelach und Resen. Das waren führende Städte zu Beginn der menschlichen Geschichtsschreibung. Wir lesen davon im zehnten Kapitel des biblischen Buches der Ursprünge, das ist das erste Buch Mose.
Seit undenklichen Zeiten sucht der Mensch nach einer idealen Gesellschaft. Utopia ist aber ein Traum geblieben.