Zusätzlich zum arabisch-jüdischen Konflikt gibt es auch andere ernsthafte Konflikte, die den Nahen Osten plagen und ihren Ursprung in der fernen Vergangenheit haben.

Von Melvin Rhodes

Die Spaltung zwischen den sunnitischen und schiitischen Zweigen des Islams besteht seit der Zeit kurz nach dem Tod des Propheten Mohammed im Jahr 632 n. Chr. und dreht sich darum, wer seine rechtmäßigen Nachfolger sein sollten. Jahrhunderte der Ablehnung und des Misstrauens zwischen diesen beiden Zweigen haben oft zu Gewaltausbrüchen geführt, wie die Welt das in den letzten Jahren im Irak sehen konnte.

Über 85 Prozent der Muslime sind Sunniten, aber manche Länder im Nahen Osten – wie etwa Iran, Jemen, Aserbaidschan und Bahrain – sind überwiegend schiitisch. Der Irak ist ebenfalls zu etwa 60 Prozent schiitisch, wurde aber seit Jahrzehnten von einem Sunniten regiert – Ahmad al-Bakr und dann Saddam Hussein. Nach der von den USA angeführten Invasion des Landes spielen jetzt die Schiiten eine wichtigere Rolle. Das könnte in der Zukunft zu einer engeren Beziehung zwischen dem Irak und Iran führen.

Der Iran befindet sich seit 1979 unter der Herrschaft islamischer Fundamentalisten und ist jetzt dabei, Atomwaffen zu entwickeln. Nicht nur Israel fürchtet diese Entwicklung, sondern auch die Länder, die Anhänger des sunnitischen Islams sind, insbesondere Ägypten, Saudi-Arabien und die Türkei.

Irans Einfluss reicht weit über seine Grenzen hinaus. Im Libanon wird die schiitische Terrororganisation Hisbollah vom Iran unterstützt. Die Iraner unterstützen auch die radikale Hamas-Bewegung, die die Palästinenser im Gazastreifen regiert. Sie haben auch viele Unterstützer im Westjordanland. Die USA und die Europäische Union haben Hamas zur terroristischen Vereinigung erklärt.

Der radikale Islam hat zum ersten Mal 1979 mit der iranischen Revolution, durch die das prowestliche iranische Schah-Regime gestürzt wurde, Weltaufmerksamkeit erregt. Der Iran wurde zu einer von den Ayatollahs, den religiösen Führern, dominierten theokratischen Republik.

Die Terrororganisation El Kaida hat einen radikalen sunnitischen Ursprung. Sie ist östlich vom Iran sowohl in Pakistan als auch in Afghanistan aktiv. Die Taliban, die früheren Herrscher von Afghanistan, gewährten El Kaida vor, während und nach den Anschlägen vom 11. September 2001 Unterschlupf, wurden aber im gleichen Jahr durch eine von den USA angeführte Invasion des Landes in die Flucht getrieben.

Gleichzeitig gibt es andere regionale Konflikte. Im Sudan, dem südlichen Nachbarn Ägyptens, herrscht seit seiner Unabhängigkeit von Großbritannien 1956 ein fortlaufender Bürgerkrieg. Somalia war in den letzten zwei Jahrzehnten ein unregierbarer Staat. Der Jemen leidet unter Konflikten zwischen seinen Stämmen. Und die verschiedenen Splittergruppen im Libanon geraten oft aneinander.

Zusätzlich zu diesen fortlaufenden Konflikten, die jederzeit ausufern können, leiden viele islamische Nationen der Region unter grausamen und despotischen Diktaturen. Das hat es radikalen Muslimen ermöglicht, an Einfluss zu gewinnen, da sie unter den einfachen Leuten aktiv sind und sie mit dem versorgen, was ihnen ihre jeweiligen Regierungen nicht bieten. Es besteht also eine allgegenwärtige Gefahr, dass der radikale Islam sich ausbreitet und in unterschiedlichen Ländern an Macht gewinnt. Außer Israel ist es schwer, ein Land in der Region zu finden, das wirklich stabil ist!

Bedenkenswert ist auch, dass die Türkei, das Land, das nach Israel die engsten Beziehungen zum Westen unterhält (und das früher einmal ein guter Freund des jüdischen Staates war), eine Kursänderung vorzunehmen scheint und anscheinend im Begriff ist, sich vom Westen abzuwenden. Seit 1952 Mitglied der Nato, bemüht sich die Türkei seit über 20 Jahren um eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union (es hat seine erste Bewerbung um Aufnahme am 14. April 1987 eingereicht). Eine Vollmitgliedschaft für die Türkei ist in der EU nicht unumstritten, deshalb werden die Verhandlungen „ergebnisoffen“ geführt.

Zusätzlich zu Vorbehalten in der EU hat der Auswärtige Ausschuss des US-Repräsentantenhauses am 5. März 2010 dafür gestimmt, die Verfolgung der Armenier im Jahr 1915 als Völkermord statt als kriegerische Handlung, wie die Türken das Ereignis sehen, zu bezeichnen. Das wird zweifellos negative Auswirkungen auf die amerikanisch-türkischen Beziehungen haben. Die Türkei hat sich seit einigen Monaten um engere Beziehungen zu anderen islamischen Staaten bemüht. Diese Entwicklung wird sich wahrscheinlich fortsetzen.

Der gesamte Nahe Osten, der sich kulturell und religiös bis nach Nordafrika und Südasien erstreckt, bleibt weiterhin sehr explosiv. Der arabisch-israelische Konflikt hat seit der Staatsgründung Israels im Jahr 1948 zu einer Reihe von Kriegen geführt. Es bleibt das gefährlichste ungelöste Problem in der gefährlichsten Region der Welt. Der in den Prophezeiungen der Bibel vorhergesagte endzeitliche „König des Südens“ könnte als Folge von Unruhen in dieser Region aufkommen.