In den Ländern des einstigen Arabischen Frühlings gewinnen Islamisten immer mehr an Einfluss. Was können wir für den Fall erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzt? Zeichnet sich am Horizont der islamische Traum ab – ein wiederhergestelltes islamisches Imperium? Was bedeutet das für den Nahen Osten – und für uns im Westen?
Von Tom Robinson
Statt eines Arabischen Frühlings der freiheitlichen Ideale nach westlichem Muster, wie ihn optimistische Enthusiasten erwartet haben, wird der Nahe Osten eher zunehmend von einem islamistischen Winter heimgesucht. Islamisten gewinnen immer mehr an Einfluss in Ländern wie Ägypten und Libyen.
Natürlich hat die islamistische Herrschaft im Nahen Osten eine lange Geschichte und geht bis auf Mohammed, den Begründer des Islams, im siebten Jahrhundert zurück. Er setzte ein Beispiel für die Verbreitung seiner neuen Religion durch das Schwert und übernahm innerhalb von zehn Jahren die Kontrolle über die gesamte Arabische Halbinsel (622-632).
Nach seinem Tod folgten auf ihn andere Herrscher, die Kalifen genannt wurden, was dem arabischen khalifah entstammt, was „Nachfolger“ (von Mohammed) oder „Repräsentant“ (von Allah, der Menschheit gegenüber) bedeutet. Und der Herrschaftsbereich des Kalifen wurde das Kalifat (auf arabisch khilafa und auf türkisch Hilafet) genannt. Unter dem Kalifen wurde das Herrschaftsgebiet von einer religiösen Hierarchie regiert, die dem islamischen Gesetz und der islamischen Rechtsprechung folgte – der Scharia.
Nach den ersten vier Raschidun oder „recht geleiteten“ Kalifen ging das Kalifat an Herrschaftsdynastien. Die Umayyaden (7. bis 8. Jahrhundert) und die Abbasiden (8. bis 13. Jahrhundert) herrschten auf ihrem Höhepunkt über ein Gebiet, das sich von Spanien bis nach Indien erstreckte. Die rivalisierenden schiitischen Fatimiden (10. bis 12. Jahrhundert) übernahmen eine Zeit lang einen großen Teil des Territoriums.
Nach der mongolischen Invasion aus dem Osten im 13. Jahrhundert war die Autorität des Kalifats gebrochen. Aber es wurde unter den türkischen Osmanen wiederbelebt, als sie die Kontrolle über die meisten arabischen Gebiete übernahmen (16. bis 20. Jahrhundert).
Nach dem Fall des Osmanischen Reiches am Ende des Ersten Weltkriegs zwang Kemal Atatürk der Türkei einen weltlichen Staat auf und machte sie zu einem Teil der westlich beeinflussten Welt. Unterschiedliche Könige und Diktatoren übernahmen die Macht in den arabischen Staaten. Diese ließen in unterschiedlichem Ausmaß zu, dass Prinzipien der Scharia in nationales Recht umgesetzt wurden, allerdings nicht annähernd so weitgehend, wie es sich die meisten Muslime in der Region wünschten. Und auf jeden Fall versagten sie darin, eine einzige ummah (übernationale Gemeinschaft) unter einem einzigen Kalifen herzustellen.
Träume von einem wiederhergestellten Kalifat
Seit dem Fall der Osmanen haben manche Islamisten von der Wiedererrichtung des Kalifats geträumt. Einer dieser Träumer war der ägyptische Hassan al-Banna, der 1928 die Muslimbruderschaft gründete, die Organisation, die am meisten von den Aufständen während des Arabischen Frühlings profitierte. Es bleibt das erklärte Ziel der Bruderschaft, das Kalifat wiederherzustellen.
Das Kalifat war auch in letzter Zeit ein wiederkehrendes Thema bei Reden von islamistischen Führern. Nach der Wahl Mohammed Mursis zum ägyptischen Präsidenten behauptete ein gefeierter Prediger der Bruderschaft, dass die Wahl Mursis ein Vorspiel für die Entstehung eines islamischen Kalifats war. Es sollen die Vereinigten Staaten der Araber sein, mit Jerusalem als Hauptstadt, so der Prediger. Und Mursi hat nichts unternommen, um die Aussage seines Glaubensbruders zu entkräften. Stattdessen ließ er sie im Raum stehen.
Viele im Westen können es einfach nicht begreifen, dass solche Rhetorik durchaus ernst gemeint ist. Sie wollen es, selbst nachdem Mursi eine an der Scharia orientierte Verfassung durchgedrückt hat, nicht einmal akzeptieren, dass er als ein islamistischer Hardliner regiert. Sie sind davon überzeugt, dass er sich der üblichen ägyptischen Politik anpassen wird, sobald die Realität des Regierens erst einmal eingetreten ist.
Der frühere amerikanische Bundesanwalt Andrew McCarthy kommentiert diese Sichtweise in seinem neuen Buch Spring Fever: The Illusion of Islamic Democracy:
„Dann gibt es da die ewigen Optimisten, die versuchen sich selbst als nüchterne Pragmatiker auszugeben. Ihre Theorie ist, dass das Regieren den Herrscher der Öffentlichkeit gegenüber rechenschaftspflichtig macht. Folglich werden die praktischen Verantwortungen des Amtes, in das sie gewählt wurden, islamistische Politiker zähmen. Sie werden sich weiterentwickeln und einsehen, dass die Scharia und antisemitische und antiwestliche Feindseligkeit nicht mit Regierungsverantwortung in der modernen Welt vereinbar sind. Das Regieren wird aus ihnen Moderate machen . . .
Ist der Iran [aber] in den letzten dreißig Jahren moderater geworden? Hat der Wahlerfolg der Hamas in Gaza . . . dazu beigetragen, dass sich diese Terrororganisation weiterentwickelt hat? . . . Die Wahl von islamischen Vorherrschaftsideologen in der Türkei hat das Land weiter in Richtung Extremismus bewegt, nicht weg davon“ (2013, Seite 19).
Tatsächlich vermitteln uns die Türkei und andere Demokratieversuche der letzten Zeit in der muslimischen Welt Anhaltspunkte für Entwicklungen, die auf die Wahl von Islamisten als Machthaber in den arabischen Nationen zu erwarten sind. Zudem zeigen die Prophezeiungen der Bibel, wie wir noch sehen werden, in welche Richtung sich die Ereignisse bewegen werden. Werden sie zu einem wiederhergestellten Kalifat führen? Oder wird zu guter Letzt Frieden im Nahen Osten einkehren?
„Das türkische Modell“
Wir sollten uns kurz mit der Türkei befassen, da diese von vielen im Westen als ein Modell für die arabische Welt angesehen wird – „der gelbe Ziegelsteinweg zum zauberhaften Land der ,islamischen Demokratie‘ “ (ebenda, Seite 75). Der US-Präsident Barack Obama schätzt seine Freundschaft mit dem türkischen Premierminister Recep Tayyip Erdogan – sein Ansprechpartner im Nahen Osten, an den er sich um Rat bei regionalen Fragen gewandt hat, den Arabischen Frühling eingeschlossen.
Das Problem mit der Sicht der Türkei als solches Modell ist, dass die Tradition der Demokratie nichts mit dem Islam zu tun hat. Das genaue Gegenteil trifft zu. Kemal Atatürk verwandelte die Türkei in einen säkularen Staat, obwohl die Bevölkerung weiterhin überwiegend muslimisch blieb.
Erdogan ist dagegen ein Islamist – „ein Muslimbruder, der die Lektionen seines Meisters Hassan al-Banna tief verinnerlicht hat“ (ebenda, Seite 2). Seit er 2003 zum Ministerpräsidenten gewählt wurde – ein Jahr nachdem seine islamistische „Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung“ (die türkische Abkürzung ist AKP) an die Macht gekommen war –, hat Erdogan den Säkularismus in der Türkei geschwächt.
Für den Westen und besorgte Bürger in seinem eigenen Land hat sich Erdogan manchmal als jemand ausgegeben, der den Säkularismus aufrechterhält, während allein dem Islam gestattet ist, sich im öffentlichen Raum frei zum Ausdruck zu bringen. Das ist aber der Mann, der 1998, vier Jahre bevor seine Partei die Macht übernahm, im Grunde gesagt hat: „Die Demokratie ist nur der Zug, in den wir einsteigen, um unser Ziel zu erreichen.“
Und welches Ziel ist das? Vielleicht können uns da seine Worte, die aus einem nationalistischen Gedicht abgeleitet sind, einen Hinweis geben: „Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Kuppeln unsere Helme, die Minaretts unsere Bajonette und die Gläubigen unsere Soldaten.“
Natürlich ist die Rückführung der Türkei ins islamistische Lager keine Aufgabe, die von heute auf morgen bewältigt werden kann. Sie mag sich jedoch als weitaus leichter erweisen als die frühere Aufgabe von Atatürk, der seinem Land den Säkularismus aufgezwungen hat. Eine Spaltung bei den nichtreligiösen Parteien hat es der AKP ermöglicht, das Parlament mit nur einem Drittel aller Wählerstimmen zu übernehmen.
In dem darauf folgenden Jahrzehnt hat es Erdogan aber verstanden, bei mehreren Anlässen zu punkten und langfristig den kemalistischen Staat in seiner Tiefe zu überwinden, auf der Ebene des inneren Allerheiligsten der vom Militär gestützten Staatsbediensteten. Denen war es lange Zeit gelungen, die säkulare Ordnung gegen islamistische Übergriffe zu verteidigen.
Eine schleichende islamistische Machtübernahme in der Türkei?
Wo steht die Türkei also heute? Erdogan hat sich auf eine Erziehung, die islamische Prinzipien fördert, konzentriert. Seine AKP-Partei hat darauf abgezielt, viele neue Universitäten mit islamistischen Führungskräften zu etablieren – Teil eines Versuches, die Kultur umzugestalten.
Zudem schreibt McCarthy: „Der Premierminister hat auch bewirkt, dass das Alter für eine Zwangspensionierung bei verschiedenen Kategorien von Regierungstechnokraten gesenkt wurde, [was] den Islamisten ermöglicht hat, Tausende Amtsinhaber von ihren Stellen abzulösen – über 40 Prozent der 9000 Richterämter in der Republik eingeschlossen.
An ihrer Statt wurden Anhänger der islamistischen Ideologie der AKP eingesetzt. In der Zwischenzeit hat er sich, um die entscheidende Rolle der Justiz bei der Aufrechterhaltung der säkularen Ordnung zu schwächen, geweigert, richterliche Anordnungen umzusetzen und damit gedroht, das Verfassungsgericht, einen wesentlichen Bestandteil des ,tiefen Staates‘, aufzulösen“ (ebenda, Seite 80).
Die Türkei gilt heute als einer der weltweit schlimmsten Kerkermeister von Journalisten. Dort sitzen viele von ihnen hinter Gittern mit Strafen, die bis zu 166 Jahre umfassen. Und die Situation hat sich auf jeden Fall durch die Unterdrückung der Frauen in dem Land durch die Scharia deutlich verschlimmert:
„Während die Frauenbeschäftigung stark abgenommen hat, haben die Morde an Frauen um 1400 Prozent zugenommen. 2002, als die AKP zum ersten Mal gewählt wurde, gab es 66 gemeldete Fälle von ,Ehrenmorden‘ – Morde an Frauen und Mädchen durch Familienmitglieder, die sich der Schande ausgesetzt fühlten, wenn Normen der Scharia verletzt wurden. In den ersten sieben Monaten von 2009 lag diese Zahl bereits bei 953“ (ebenda, Seite 83; Hervorhebung des Originals).
Im Bereich der Außenpolitik hat Erdogan langfristige Beziehungen zu Israel gekappt und Israel des Staatsterrorismus beschuldigt. Gleichzeitig hat er Beziehungen zum Iran geknüpft (wie der ägyptische Präsident Mursi auch). Und der türkische Regierungschef hat sich sogar als Leumundszeuge für den sudanesischen Präsidenten Umar al-Baschir angeboten, der wegen seiner Kampagne zur ethnischen Säuberung in Darfur wegen internationaler Kriegsverbrechen angeklagt ist. Erdogans Kommentar: „Ein Muslim kann niemals Völkermord begehen.“
Er hat die Türkei sogar Hunderte von Millionen Dollar an die Regierung von Gaza spenden lassen, wo die Terrorgruppe Hamas an der Macht ist. „Das heißt, die Türkei finanziert nun die Hamas. Erdogan hat sein Land von einem NATO-Partner in einen Terror-Unterstützer verwandelt“ (ebenda, Seite 116).
Glauben wir, dass es in Ägypten und den anderen Ländern des Arabischen Frühlings, wo Islamisten an die Macht gelangt sind, besser verlaufen wird? Wenn überhaupt, dann wird es in diesen Ländern, wo die Menschen an autoritäre Herrschaft und Scharia-Prinzipien gewohnt sind, viel leichter sein, eine islamische Herrschaft zu etablieren, als es für Erdogan war, die säkulare Demokratie in der Türkei nach Jahrzehnten aufzuweichen.
Demokratische Experimente in Irak und Afghanistan als Vorausschau
Vielleicht am vergleichbarsten mit den Ländern des Arabischen Frühlings sind die beiden Länder, die die USA und andere westliche Nationen von diktatorischer Herrschaft befreit und denen sie neue Verfassungen und demokratische Prozesse ermöglicht haben. Was hat sich daraus ergeben?
Sie sind jetzt, wie McCarthy es beschreibt, „ein Paar Scharia-Staaten, den amerikanischen Interessen feindlich gesinnt (Irak ist ein iranischer Satellitenstaat und Afghanistan steht kurz vor einer Rückeroberung durch die Taliban). Sie lassen sich von einer regionalen Kavalkade von Dschihadisten und totalitären Islamisten mitreißen, die jetzt ihre souveräne Legitimität aufgrund der Unterordnung einer demokratischen Kultur unter demokratische Verfahren erlangt haben. Das ist in etwa so, als ob durch die Wahl eines Klassensprechers in der dritten Klasse eine ,Demokratie‘ und aus den Rabauken auf dem Schulhof eine ,politische Partei‘ entstehen würden“ (ebenda, Seite 41; Hervorhebungen durch uns).
Der von den USA gestützte afghanische Präsident Hamid Karzai hat sogar vorgeschlagen, Mullah Omar, den durch die US-Invasion gestürzten Talibanführer, für die nächste Präsidentenwahl aufzustellen!
Wir sollten auch nicht die Notlage der Christen vergessen. In den vergangenen Jahren wurden Tausende Christen im Irak ermordet und weitere Hunderttausende sind aus Angst in andere Länder geflüchtet.
In Afghanistan mussten die USA zweimal enormen Druck ausüben, um Menschen zu retten, die hingerichtet werden sollten, weil sie sich vom Islam zum Christentum bekehrten. Einer von ihnen wurde unter dem Vorwand freigelassen, dass er „geistesgestört“ wäre. Laut einer Umfrage des Pew-Instituts aus dem Jahr 2011 fordern 84 Prozent der Ägypter die Todesstrafe für jeden, der sich vom Islam abwendet – 84 Prozent! Der Prozentsatz ist auch in anderen muslimischen Ländern sehr hoch.
Und wie sieht es mit den Rechten der Frauen in Afghanistan aus? „Ende 2011 hat Karzais Büro verkündet, dass der Präsident in seiner Großmut die Gefängnisstrafe einer neunzehnjährigen Frau herabgesetzt hat, die von einem afghanischen Gericht zu zwölf Jahren Haft verurteilt wurde, nachdem sie außerehelichen Geschlechtsverkehrs für schuldig befunden worden war . . . mit einem Verwandten, der sie vergewaltigte. Karzais Gründe für den Straferlass? Die Frau hat ihren Fehltritt dadurch wettgemacht, dass sie einer Heirat mit dem Vergewaltiger zustimmte, dessen Kind sie beim Absitzen ihrer Strafe auf die Welt brachte“ (ebenda; Seite 47; Hervorhebungen des Originals).
Das sind die Ergebnisse der Demokratie in Ländern, in denen die Mehrheit die islamische Herrschaft wünscht. Und schrecklicherweise befürwortet und unterstützt der Westen, die USA eingeschlossen, solche Bestrebungen.
Was kommt als Nächstes?
Die Folgen des arabischen Aufstands werden sicherlich weiterhin eine deutliche Rolle spielen. Sie können auch mit einem zunehmenden Einfluss der Scharia in Ägypten, dem Rest der arabischen Welt und in anderen muslimischen Nationen rechnen – und mit weiteren irreführenden Versicherungen von westlichen Politikern und Medien, dass es keinen Grund gibt, sich Sorgen zu machen.
Sie können auch weitere Flächenbrände dort erwarten, wo die Revolution sich noch nicht stabilisiert hat. Libyen ist voller Waffen und viele davon gelangen in die Nachbarländer. Al Kaida in Nordafrika und andere Terroristen wurden gestärkt.
Die Franzosen haben im Januar 2013 in Mali eingegriffen, um eine Machtübernahme durch islamische Terroristen, die bereits einen Großteil des Landes erobert hatten, zu verhindern. Und kurz nachdem so viele Menschen während der algerischen Geiselkrise ums Leben gekommen waren, sagte der britische Premierminister David Cameron, dass die islamistische Bedrohung in dieser Region ein „Eingreifen, das Jahre oder sogar Jahrzehnte und nicht nur Monate dauern würde“, erfordern würde.
Zudem besteht eine ernsthafte Bedrohung durch chemische Waffen, die Baschar al-Assad in Syrien bei seinem Überlebenskampf angeblich bereits eingesetzt hat. Andere machen sich wiederum Sorgen, dass seine Chemiewaffen und der Rest seines umfangreichen Arsenals, sollte er gestürzt werden, Dschihadisten in die Hände fallen könnten.
Die Ausbreitung der islamistischen Revolution
Wie steht es um die arabischen Monarchien wie Jordanien und Saudi-Arabien? Bisher sind sie von den arabischen Aufständen nicht bedroht worden. Aber die Muslimbruderschaft sorgt für Unruhen in diesen Ländern, um die Revolution weiter zu verbreiten. Zahlreiche Analysten glauben, dass diese Länder als nächste fallen werden.
Die amerikanische Regierung behauptete, dass aus Sorge um die syrische Situation US-Sondereinsatzkräfte in Jordanien stationiert wurden. Die im Libanon geborene Autorin und Kommentatorin Brigitte Gabriel meinte dagegen: „Die Wahrheit ist, dass unsere Spezialeinheiten in Jordanien stationiert sind, um König Abdullah zu beschützen, weil König Abdullah zurzeit nur noch zwei Prozent Zustimmung in seinem Land genießt. Der Großteil der Menschen würde für die Muslimbruderschaft stimmen, wenn heute in Jordanien gewählt werden würde“ (zitiert von Chad Groening, „Prediction: Jordan the Newest ,Arab Spring‘ Addition“, OneNewsNow.com, 11. Dezember 2012).
Im Januar 2013 gab es Wahlen in Jordanien, aber die Bruderschaft boykottierte sie, weil die Wahlordnung die Monarchie begünstigt. Natürlich wird die Bruderschaft auch weiterhin auf Änderungen drängen, die ihren Kandidaten den Sieg ermöglichen.
Unter den Palästinensern zeichnet sich eine Annäherung zwischen den rivalisierenden Lagern Fatah und Hamas ab, eine Annäherung an die israelischen Juden kommt aber nicht in Frage. Im Einklang mit kürzlichen Aufrufen der Muslimbruderschaft in Ägypten sagte Tayseer Al-Tamimi, der Oberste Richter des islamischen Gerichts in den palästinensischen Gebieten, Folgendes:
„Das Kalifat wird wiederhergestellt werden, nachdem diese tyrannische Herrschaft [durch Israel] ihr Ende gefunden hat. Das ist bereits der Beginn vom Ende der tyrannischen Herrschaft. Die arabischen Revolutionen gegen Ungerechtigkeit, Tyrannei und Unterdrückung werden ihr Ende herbeiführen und das Kalifat wird wiedererrichtet werden. In Ägypten sehen wir dessen Geburtswehen. Es ist der Kampf zwischen dem Islam und anderen und all den Verschwörungen, die darauf abzielen, den Zug, der bereits in Richtung der Befreiung von Jerusalem und der Wiederherstellung der islamischen Herrschaft abgefahren ist, anzuhalten. Jerusalem wird die Hauptstadt des Kalifats sein, so Allah will“ (am 7. Januar 2013 auf der Webseite des „Middle East Media Research Insitute“ veröffentlicht).
Das ist ein Widerhall von Erdogans früheren Bemerkungen über die Demokratie als einen Zug, der in den islamistischen Zielbahnhof einfahren wird. Und das letztendliche Ziel ist in der Tat ein wiederhergestelltes Kalifat auf dem Weg zur Machtübernahme über die gesamte Welt. Angesichts der Geschwindigkeit, mit der die Ereignisse ablaufen, ist der Zug vielleicht bereits unterwegs.
Prophetische Hinweise
Eine Prophezeiung in Psalm 83 scheint uns mitzuteilen, dass die Welt ein Bündnis von Völkern im Nahen Osten erleben wird, deren Ziel es ist, Israel auszumerzen. Das Bündnis wird offensichtlich die Araber, die Palästinenser, die Türken und andere in der Region umfassen.
Daniel 11 erwähnt in ähnlicher Weise einen endzeitlichen „König des Südens“, der den jahrhundertealten Kampf gegen eine Macht aus dem Norden anheizen wird – eine Macht, die seit der Zeit des Römischen Reiches ihren Mittelpunkt in Europa hat. Israel wird dabei zwischen die Fronten geraten. Das wird zu einem Vergeltungskrieg führen, dessen Folge eine europäische Besatzung in vielen Ländern im Nahen Osten sein wird, Israel eingeschlossen.
Dieses Bündnis und die südliche Macht in diesen Prophezeiungen könnten sehr wohl ein wiederhergestelltes islamisches Kalifat sein, auch wenn das keine biblische Bedingung ist. Die Bibel erwähnt nur die Völker und Länder, die daran beteiligt sind. Angesichts der Identität dieser Völker und ihrer Heimat scheint der Islam der wahrscheinlichste Faktor für ihren Zusammenhalt zu sein. Er ist auf jeden Fall in der heutigen Zeit die mächtigste Triebfeder in der Region, wie es seit mehr als 1300 Jahren nicht mehr der Fall gewesen ist.
Einige Analysten sehen die Islamisierung des Nahen Ostens in der nahen Zukunft als fast unvermeidlich an. Angesichts des Versagens der militärischen Diktaturen erscheint der Islam vielen Muslimen als vielversprechendes Ideal. Es scheint so, als müssen sie zuerst unter seiner erdrückenden Herrschaft leben, bevor sie ihre Versklavung erkennen und sich innerlich von ihm befreien können. Leider werden aber nicht alle in der Lage sein, ihre eigene, durch ihre Religion ausgelöste Misere zu erkennen. Sie werden weiterhin von ihrem falschen Denken unterjocht bleiben.
Ein Frühling des Friedens kommt
Am 2. Dezember 2012 hat die Frau eines Parlamentsmitglieds der Hamas in einem Interview mit dem palästinensischen Fernsehen Folgendes über die Rolle der Frau in ihrer Kultur gesagt:
„Sie [die Mutter] erzieht ihren Kindern die Liebe zum Dschihad und dem Märtyrertum um Allahs willen an. Wenn jede Mutter ihren Sohn davon abhalten würde, im Dschihad um Allahs willen zu kämpfen, wer würde dann im Dschihad kämpfen? Wer würde Palästina unterstützen? Palästina ist uns lieb und teuer, und sein Preis wird mit unseren Gebeinen und unserem Lebensblut bezahlt. Wir beten, dass Allah uns das Paradies gönnen möge.“
Wie kann man gegen diese Überzeugung, die Millionen von Menschen in islamischen Ländern beeinflusst, argumentieren? Sie ist nicht rational, sondern das Produkt einer Programmierung über Generationen hinweg. Sie lässt jegliche Hoffnung auf Frieden in einem vom Islam dominierten Nahen Osten schwinden. Tatsache ist, dass etwas Welterschütterndes geschehen muss, um die Muslime von solchen Gedanken zu befreien. Und es wird etwas geschehen!
Die Bibel prophezeit eine unvorstellbare Verheerung, die die Welt befallen wird (Matthäus 24,21-22). Dabei werden die Menschen mehr als jemals zuvor unter Tyrannei zu leiden haben. Dann, so sagt uns Jesaja 19, Verse 20-21, werden die Ägypter „zum HERRN schreien vor den Bedrängern, so wird er ihnen einen Retter senden; der wird ihre Sache führen und sie erretten. Denn der HERR wird den Ägyptern bekannt werden, und die Ägypter werden den HERRN erkennen zu der Zeit.“
Zu jener Zeit wird Ägypten endlich in Frieden mit Israel leben (Vers 24-25). Ja, zu guter Letzt wird Jesus Christus die Ägypter und die gesamte Menschheit retten. Dann werden alle den wahren Gott erkennen.
Heute sind alle Menschen zu einem bestimmten Grad durch falsches Denken versklavt. Unter der Herrschaft Jesu Christi wird der Teufel mit seinem bösen Einfluss verbannt werden. Dann wird die Irreführung ein Ende finden und alter Hass aufhören. Von Jerusalem wird Weisung ausgehen, und die ganze Welt wird die Wege Gottes kennenlernen (Jesaja 2,1-4). Ein wahrer Frühling des Friedens steht uns bevor. Möge er bald anbrechen!