Unsere Gesellschaft hat sich in vielen Hinsichten von den moralischen Werten Jesu Christi abgewandt und sich der Heuchelei verschrieben. Was können wir tun, um schädlichen Denkweisen und Einflüssen zu entkommen und göttliche Reinheit zu erlangen?
Von Gary Petty und Steve Myers
Der ungetrübte Anblick eines reinen Gewässers, sei es ein Fluss, ein See oder auch ein Meer, wo man keinen Schwemmsand und keinen Schutt sieht, kann herrlich und erhebend sein. Klares, sauberes Wasser ist doch etwas Besonderes. Noch schöner aber ist ein reiner, lauterer Geist.
Zum Wesen des Christseins gehört das Streben nach Reinheit des Geistes. Dieses Streben kann aber sehr viel Mühe erfordern, und selbst wenn wir sie aufbringen, werden wir hin und wieder scheitern. In diesem Beitrag wollen wir deswegen Herangehensweisen besprechen, wie wir unsere Schwächen im Zaum halten können.
Wir nehmen jede Woche am Gottesdienst teil, wir hören uns die Predigt an und bei unserer regelmäßigen Lektüre der Bibel begegnen wir Beispielen vorbildlichen Verhaltens und Denkens. Wir wissen also zur Genüge, wie wir sein sollten. Und dennoch gehen wir ständig Kompromisse ein. Die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen und wir reden uns ein, dass manches doch nicht so schlecht sein könne, wie es wirklich ist.
Vielleicht sind wir keine Ehebrecher im engeren Sinn, aber ein gelegentlicher Blick in eine zwielichtige Illustrierte, ist er nicht auch für uns schädlich? Vielleicht sind wir meistens nüchtern, aber hin und wieder einen über den Durst zu trinken, ist das wirklich so harmlos?
Was hindert uns daran, so zu sein, wie wir wirklich sein wollen – und sollen? Der Einfluss der Gesellschaft, in der wir leben, ist mächtig und drängt uns ständig zu bösem Denken und Handeln. Unsere eigene menschliche Natur hilft da auch kräftig nach. Vielleicht tun wir etwas wider besseres Wissen, weil wir nicht die Kraft aufbringen, uns gegen schlechte Einflüsse zu stemmen und dann, anstatt Reue zu empfinden, rechtfertigen wir unser böses Verhalten nachträglich. Das, was wir wollen, verdrängt das, was Gott für uns – und zu unserem Besten – will.
Wie können wir unser christliches Leben konsequenter führen? „Was haben denn Gottes Gerechtigkeit und die Gesetzlosigkeit dieser Welt miteinander zu tun? Was haben Licht und Finsternis gemeinsam? Wie passen Christus und der Teufel zusammen? Oder was verbindet einen Glaubenden mit einem Menschen, der von Gott nichts wissen will?“ (2. Korinther 6,14-15; „Hoffnung für alle“-Übersetzung).
Wenn wir nur halbe Christen sind, wie können wir uns für ganze Christen halten? Gibt es einen Mittelweg zwischen richtigem Verhalten und Sünde? Natürlich nicht, und zwar in beiden Punkten. Wir müssen in dieser Sache klar denken, damit wir mit Gottes Hilfe auch rein denken können.
Keine Kompromisse!
Der Apostel Paulus führt weiter aus: „Darum befiehlt Gott: Verlasst sie und trennt euch von ihnen! Rührt nichts Unreines an! Dann will ich euch annehmen. Ich werde euer Vater sein, und ihr werdet meine Söhne und Töchter sein. Das sage ich, der Herr, der allmächtige Gott“ (2. Korinther 6,17-18; ebenda).
Wir sehen hier, dass ein unsicheres Hin und Her zwischen den Wegen der Welt und den Wegen Gottes einfach nicht geht. Wir müssen uns vor geistiger Ansteckung schützen. Die Denk- und Verhaltensweisen der Gesellschaft stellen uns ständig unter Druck, etwas Falsches zu tun.
Die Unreinheit taucht in vielfältigen Formen auf. Vielleicht schauen Sie sich als Mann Bilder von spärlich bekleideten Frauen im Internet an, oder Sie sind eine junge Mutter, die sich zwielichtige Filme ansieht, wenn Ihre Kinder schlafen. Oder vielleicht sind sie eine Großmutter, die heiße Romane verschlingt. Was auch immer der Fall ist, alle solchen Handlungen sind Ausdruck der Unreinheit. Unterschätzen Sie nicht die Bedeutung solcher Verfehlungen! Sie sind eine ernste Angelegenheit: „Ihr gehört nun zu Gott. Da passt es selbstverständlich nicht mehr, sich sexuell unmoralisch zu verhalten, ausschweifend zu leben oder alles haben zu wollen. Über so etwas sollt ihr nicht einmal reden!“ (Epheser 5,3; ebenda).
Jede Art unreinen Denkens und Handelns müssen wir mit Stumpf und Stiel ausrotten! Wir müssen unsere bösen Gedanken durch gute Gedanken und unsere bösen Verhaltensweisen durch gute Verhaltensweisen ersetzen. Der Anfang dieser Veränderung geschieht in unserem Geist.
Gefärbte Flüsse
Kehren wir wieder zum Bild klaren Wassers zurück. Unseren Geist könnten wir mit einem Fluss vergleichen, denn in ihm ist ein ständiger Gedankenfluss im Gange. Jeder Fluss hat eine besondere Farbe. Hier sind einige Beispiele dafür:
Der Gelbe Fluss in China wird so genannt, weil er gelblich gefärbt ist. Das kommt daher, dass er eine flache Landschaft durchfließt, in der es viel gelben Sand gibt, der vom Wind aufgewirbelt wird. Manches davon landet im Wasser des Flusses.
Der südamerikanische Rio de la Plata ist bräunlich gefärbt. Das liegt an Schwemmsand, der von den Flüssen Parana und Uruguay kommt. An der Stelle aber, wo der Rio de la Plata in den Südatlantik einmündet, ist die Farbe des Meerwassers ein schönes Blau.
Der Sava in Slovenien ist seit Menschengedenken grünlich-grau gefärbt. Diese Färbung verdankt er Mineralien, die im Flussbett lagern.
Dann gibt es noch den Schwarzen Fluss in Alaska. Seine Färbung kommt von organischen Stoffen, die er vom Boden aufnimmt.
Wie diese Flüsse eine bestimmte Färbung durch mitgenommene Mineralien oder organische Stoffe erhalten, so erhält unser Denken eine bestimmte Färbung durch das, was wir durch unsere Sinne hereinlassen, sei es durch das Sehen, das Lesen oder das Hören.
Böses in jeder Form – ob durch Pornografie, unsittliche oder unbescheidene Gesellschaft, schmutzige Sprache oder vieles andere mehr – hinterlässt Spuren in unserem Geist. Je mehr wir uns solchen Einflüssen aussetzen, desto mehr wird unser Geist von ihnen geprägt. Der Fluss unserer Gedanken entspricht nicht mehr reinem, gesundem Wasser, sondern wird trübe und giftig.
Vor den Wegen der Welt fliehen
Es ist wichtig, dass wir allen Einflüssen aus dem Weg gehen, die unser Denken verderben. Wenn in uns ein böser Gedanke aufkommt – und mag er sich noch auf den leisesten Sohlen hereinschleichen –, müssen wir ihn sofort und ohne Wenn und Aber vor die Tür setzen.
Wir können das Notwendige mit einem weiteren Bild vergleichen: mit der Flucht vor einer Gefahr. Und tatsächlich wird dieses Bild in der Bibel häufig verwendet. So sollen wir vor der Hurerei, dem Götzendienst, der Geldgier, der Habgier und den jugendlichen Begierden fliehen (1. Korinther 6,18; 10,14; 1. Timotheus 6,11; 2. Timotheus 2,22). Als Volk Gottes sind wir, bildlich gesprochen, ständig auf der Flucht! Wovor? Vor allen Umständen und Einflüssen, die uns zur Sünde verleiten könnten. Wohlgemerkt, „fliehen“ ist ein stärkerer Ausdruck als „laufen“. In einem Wettrennen um eine Medaille zu laufen ist schon viel, aber um dem Verderben zu entfliehen ist noch mehr.
Wir können uns die Lage so vorstellen: Die Sünde jagt uns nach und es geht um unser Leben. Wir müssen also mit aller Kraft fliehen. Was bedeutet das im Klartext? Es bedeutet, dass wir uns immer und immer wieder schädlichen Einflüssen entziehen. Es bedeutet, dass wir ständig auf der Hut sind und uns auf keinen Fall anstecken lassen. Das mag sich zwar schwer anhören, ist aber sehr wohl möglich.
Die Sucht nach Sünde überwinden
Sich gegen Versuchung und Verführung zu wehren ist gar nicht einfach. So ist es kein Wunder, dass wir uns hin und wieder ablenken lassen. Wenn es aber vorkommt, dürfen wir uns nicht nachträglich rechtfertigen, wie wenn wir uns mit jemandem vergleichen, der in unseren Augen noch schlechter ist als wir.
Jesus sagte: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht“ (Johannes 8,34).
Nun, es wäre falsch zu behaupten, dass jede sündige Tat Ausdruck einer Sucht ist oder zu einer Sucht führt. Das würde zu weit gehen. Aber es stimmt, dass wir Menschen eine Sucht nach Sünde im Allgemeinen haben. So heißt es bei Jeremia: „Es ist das Herz ein trotzig und verzagt Ding; wer kann es ergründen?“ (Jeremia 17,9).
Unser normaler Zustand ist ein krankhafter, sündhafter Zustand, vergleichbar mit einer Sucht. Was können wir nun tun? Wir müssen nicht nur dem Bösen entfliehen. Wir müssen auch dem Guten nachjagen: „Er wende sich ab vom Bösen und tue Gutes; er suche Frieden und jage ihm nach“ (1. Petrus 3,11).
Ähnlich heißt es auch bei Paulus: „Seht zu, dass keiner dem andern Böses mit Bösem vergelte, sondern jagt allezeit dem Guten nach untereinander und gegen jedermann“ (1. Thessalonicher 5,15).
Dem Guten nachjagen
Die Sünde jagt uns nach, aber wir müssen dem Guten nachjagen. Auf unseren Geist bezogen bedeutet das, dass wir böse Gedanken durch gute Gedanken ersetzen müssen. Wenn wir aufhören, der Sünde davonzulaufen, wird die Sünde uns einholen und das Gute uns entkommen. Diese Erkenntnis gilt nicht nur für Menschen, die eine echte Sucht nach Rauschgift, Alkohol, Pornografie oder sonst noch etwas haben, sondern auch für alle Christen. Im Kampf gegen die Sünde dürfen wir also nicht nachlassen.
Wie steht Gott zu denen, die der Sünde davon- und dem Guten nachlaufen? „Des Gottlosen Weg ist dem Herrn ein Gräuel; wer aber der Gerechtigkeit nachjagt, den liebt er“ (Sprüche 15,9). Gott liebt den Menschen, der dem Guten nachjagt.
Wir müssen uns fragen: Wonach soll ich streben? Worauf soll ich meine Kraft verwenden? Was beschäftigt mich am meisten? Dreht sich das Leben nur um Erfolg im Beruf und um materielle Güter? Das ist der springende Punkt: Leben wir in erster Linie für dieses Leben, oder leben wir für Gott und das ewige Leben?
Paulus ermahnte seinen jüngeren Kollegen Timotheus, „der Gerechtigkeit, der Frömmigkeit, dem Glauben, der Liebe, der Geduld [und] der Sanftmut“ nachzujagen (1. Timotheus 6,11). Ein ähnlicher Gedanke kommt auch im Hebräerbrief zum Ausdruck: „Jagt dem Frieden nach mit jedermann und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird“ (Hebräer 12,14). Ein Christ zeichnet sich durch das aus, was er meidet und was er sucht, wovor er flieht und wonach er strebt. Gott stellt hohe Anforderungen an uns, aber er hilft uns auch, sie zu erfüllen. Denn er hat uns nicht zum Scheitern, sondern zum Gelingen berufen:
„Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen“ (Sprüche 3,5-6; alle Hervorhebungen durch uns). Darauf können wir bauen!
Die Mühe lohnt sich
Wenn wir unsere alten Wege bereuen und uns in allem Gott hingeben, hilft er uns, mit den Schwierigkeiten und Hindernissen des Lebens fertigzuwerden: „Seid getrost und unverzagt, fürchtet euch nicht und lasst euch nicht vor ihnen grauen; denn der Herr, dein Gott, wird selber mit dir ziehen und wird die Hand nicht abtun und dich nicht verlassen“ (5. Mose 31,6).
Gott will, dass wir mit Begeisterung auf seinen Wegen gehen, denn der Lohn dafür ist groß. Dazu gehören geistige Vorteile, wie Befreiung von Schuld, Befreiung von emotionalen Wunden, die uns ein Leben lang herunterziehen könnten, sowie Befreiung von Sorgen und Ängsten.
Das ist aber längst nicht alles. Wenn wir uns um reines Denken bemühen, verwandeln sich unsere Beziehungen. Wir eignen uns neue Werte an. Unser Charakter und unser Selbstbild werden anders. Am Wichtigsten aber ist, dass unsere Beziehung zu Gott anders wird. Anstatt halbe Christen zu sein, können wir mit einem reinen Gewissen vor Gott stehen. Wir können seinen Willen für unser Leben erkennen. Außerdem werden wir vom Wunsch geleitet, eine rechte, reine und wachsende Beziehung zu ihm zu entwickeln. Solche Reinheit ist in Reichweite. Wir sind aber nicht auf uns selbst gestellt. Gott ist da und bereit, uns zu helfen.
Kein Christ ist perfekt und keiner schafft das allein. Paulus schrieb: „Weil ihr Gottes reiche Barmherzigkeit erfahren habt, fordere ich euch auf, liebe Brüder und Schwestern, euch mit eurem ganzen Leben Gott zur Verfügung zu stellen. Seid ein lebendiges Opfer, das Gott dargebracht wird und ihm gefällt. Ihm auf diese Weise zu dienen ist der wahre Gottesdienst und die angemessene Antwort auf seine Liebe“ (Römer 12,1; „Hoffnung für alle“-Übersetzung).
In der damaligen Gesellschaft wurde ein Tier als Opfer getötet. Wenn also Paulus uns auffordert, ein lebendiges Opfer zu werden, heißt es, dass wir aufs Ganze gehen müssen. Jeder Aspekt unseres Lebens muss dem Ziel gewidmet sein, wie Christus zu werden und unserem himmlischen Vater zu gefallen.
Paulus führt weiter aus: „Passt euch nicht den Maßstäben dieser Welt an, sondern lasst euch von Gott verändern, damit euer ganzes Denken neu ausgerichtet wird. Nur dann könnt ihr beurteilen, was Gottes Wille ist, was gut und vollkommen ist und was ihm gefällt“ (Römer 12,2; ebenda).
Dass unser „ganzes Denken neu ausgerichtet wird“, setzt das Wirken des Geistes Gottes voraus. Es ist der heilige Geist, der uns hilft, die Sünde in jeder Form zu überwinden, auch wenn wir manchmal den Mut verlieren.
Wir haben echte Hoffnung. Wir haben es nicht nötig, unsere Verfehlungen zu beschönigen oder zu rechtfertigen. Wir können nicht aufrichtig behaupten, Christ zu sein, wenn wir ständig Kompromisse zwischen unseren Begierden und den Anforderungen der Reinheit eingehen: „Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen aber: wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und ein jeder, der solche Hoffnung auf ihn hat, der reinigt sich, wie auch jener rein ist“ (1. Johannes, 3,2-3).
Wir wollen also darauf achten, mit ganzem Herzen das Gute zu suchen, anstatt uns selbst zu schaden. Unsere Gedanken können rein werden, wie klares Wasser. Mit Gottes Hilfe können wir uns ändern. Wir wollen also allem entfliehen, was uns gefangen nehmen will, und stattdessen dem Guten und Göttlichen nachjagen!