Haben Forscher die Existenz Jesu Christi, seines irdischen Vaters Josef und eines seiner Halbbrüder nachgewiesen? Ein faszinierender Fund trägt ihre Namen.
Von Mario Seiglie
Zunächst war es der Name des römischen Statthalters Pontius Pilatus, der 1961 in der Inschrift eines Monumentes in Cäsarea, Israel entdeckt wurde. Dazu kam 1990 die Entdeckung eines Ossariums [Beinhaus] in Jerusalem, das den Namen Kaiphas trug, der Hohepriester, der Jesus verurteilte.
Vor wenigen Monaten scheint der spektakulärste aller Funde zum Leben Jesu entdeckt worden zu sein. Ein weiteres Ossarium wurde gefunden, das die Namen Jesus, Jakobus und Josef trägt – drei der bekanntesten Persönlichkeiten des Neuen Testamentes. Die aramäischen Worte auf dem Kalksteinkasten nennen „Jakobus, Sohn Josefs, Bruder Jesu“ als dessen Eigentümer.
Ende Oktober 2002 gab André Lemaire, Spezialist für altertümliche Inschriften und Professor an der Sorbonne in Paris, die Entdeckung des steinernen Behälters mit seinem bemerkenswerten Wortlaut bekannt. Ein israelischer Sammler, Obed Golan, hatte den Kasten vor mehr als zehn Jahren von einem arabischen Antiquitätenhändler erworben, ihn aber nicht für wichtig gehalten. Erst bei der Untersuchung durch Professor Lemaire wurde der Wert des Artefakts erkannt.
Der Verkäufer beschrieb Herrn Golan die „Entdeckung“ des Kastens: Bei Bauarbeiten im Süden Jerusalems sei ein Bulldozer versehentlich auf ein Gelände mit Gräbern und Knochenkästen aus der Zeit des Neuen Testamentes gestoßen. Der Fund wurde also nicht von Archäologen und Forschern entdeckt. Statt dessen wurde der Kasten heimlich von seiner ursprünglichen Ruhestätte entfernt und – wie bei vielen archäologischen Funden in Israel – auf dem Antiquitätenmarkt verhökert.
Beweise für die Echtheit
In diesem Fall scheint eine Fälschung unwahrscheinlich zu sein. Vor der Bekanntgabe der Entdeckung wurde der Kalksteinkasten einer gründlichen wissenschaftlichen Überprüfung unterzogen. Experten des staatlichen geologischen Dienstes in Israel untersuchten den Kasten und seine Inschrift mit Mikroskopen und konnten keine Hinweise auf eine Bearbeitung mit modernen Werkzeugen finden. Wie auf dem Kasten selbst befindet sich auch auf der Inschrift eine dünne Schicht einer korpuskularer Substanz, als Patina bekannt. Die auf dem Kasten befindliche Patina zeugt von seiner Aufbewahrung in einer Höhle und läßt auf ein Alter von 2000 Jahren schließen.
Die Beschaffenheit des Artefakts gestattet es, sein Alter zuverlässig zu ermitteln. Solche Knochenkästen wurden in der Zeit zwischen 20 v. Chr. bis 70 n. Chr. benutzt. Nach jüdischem Brauch wurden Verstorbene zunächst in Höhlen oder in Felswände gehauene Grabstätten beerdigt. Nach der Verwesung des Körpers wurden die Knochen später in einen Knochenkasten umgebettet.
Professor Lemaire konnte das Alter noch genauer durch eine auf dem Kasten befindliche kursive Schriftart eingrenzen. Diese Schrift wurde nur in den Jahrzehnten unmittelbar vor 70 n. Chr. benutzt, als die Römer Jerusalem zerstörten. Die Inschrift paßt deshalb zum Zeitpunkt des Todes von Jakobus, dem Halbbruder Jesu, im Jahr 62 n. Chr.
Hershel Shanks, Herausgeber der archäologischen Fachzeitschrift Biblical Archaeology Review, die den Fund bekanntgab, führt Joseph Fitzmyer als weiteren Zeugen für die Echtheit des Kastens an. Fitzmyer ist führender Gelehrter für die aramäische Sprache des 1. Jahrhunderts und arbeitet beispielsweise an der Auswertung der Schriftrollen vom Toten Meer. Professor Fitzmyer stolperte zunächst über die Schreibweise des Wortes Bruder. Diese wies eine Form des Plurals auf, die erst Jahrhunderte später verwendet wurde.
Die weitere Forschung zeigte jedoch, daß die fragliche Form auch in einer der Schriftrollen vom Toten Meer und auf einem nachweislich aus dem 1. Jahrhundert n. Chr. stammenden Ossarium gefunden wurde. „Ich habe mich eines Besseren belehren lassen“, meinte Professor Fitzmyer dazu.
Ein mutmaßlicher Fälscher müßte Aramäisch besser kennen als Professor Fitzmyer, was sehr unwahrscheinlich ist. Hershel Shanks stellte dazu fest: „Mir war dies einer der schlagendsten Beweise für die Echtheit der Jakobus-Inschrift“ (Biblical Archaeology Review, November-Dezember 2002, Seite 33). „Es scheint sehr wahrscheinlich“, so Professor Lemaire, „daß wir es mit dem Ossarium des Jakobus des Neuen Testaments zu tun haben“ (ebenda).
Weitere Indizien
Es gibt auch andere Überlegungen, die auf die Echtheit des Jakobus-Kastens hinweisen. Dr. Lemaire führte dazu aus, daß Josef und Jesus (Hebräisch: Jeschua oder Josua) gewöhnliche jüdische Namen in dem Jahrzehnt vor der Zerstörung des Tempels (70 n. Chr.) waren. Der Name Jakobus (Ja’akov) kam weniger oft vor. Hinzu kommt, daß man den Bruder eines Verstorbenen auf einer Grabinschrift gewöhnlich nicht nannte, es sei denn, er war gut bekannt. Nach Dr. Lemaire ist die Wahrscheinlichkeit, daß es mehr als eine Person namens Jakobus gab, mit einem Josef als Vater und einem gut bekannten Bruder Jesus, verschwindend gering.
„Es ist eine Sache, einen einzigen Grund für eine gewisse Wahrscheinlichkeit zu haben“, erklärt John Meier, Professor an der „Catholic University of America“ in Washington, D.C. und Experte in bezug auf den Judaismus des 1. Jahrhunderts n. Chr. in Palästina. „Es ist jedoch eine ganz andere Sache, mehrere Ausgangspunkte mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zu haben, bei denen es um das gleiche Thema geht“ (UPI-Meldung vom 25. Oktober 2002).
Der entscheidende Beweis für Herausgeber Schanks war, daß der Bruder des Verstorbenen benannt war. Von den bisher ca. 800 entdeckten Knochenkästen aus der fraglichen Ära weisen nur 223 Inschriften auf der Außenseite auf. Darin wird in ganz wenigen Fällen ein Bruder genannt, und davon gibt es nur eine einzige Inschrift in Aramäisch. Geht man davon aus, so Hershel Schanks, daß der benannte Bruder ein Prominenter und nicht lediglich der für die Beisetzung Verantwortliche war, ist die Wahrscheinlichkeit überwältigend, daß es sich bei dem Bruder um Jesus von Nazareth handelt.
Das Leben des Jakobus
Wer war Jakobus? Nur wenigen ist die Geschichte dieses Halbbruders Jesu bekannt. Nach der Bibel war Jesus der Sohn von Maria und Josef, wobei seine Zeugung das Resultat der Einwirkung des heiligen Geistes war (siehe dazu Matthäus 1,18-25). Entgegen einer weitverbreiteten Sichtweise blieb Maria nicht Zeit ihres Lebens eine Jungfrau. Zusammen mit ihrem Ehemann Josef hatte sie später andere – eigene – Kinder.
Als Jesus in Nazareth predigte, fragten die Bewohner der Stadt: „Ist er nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria? und seine Brüder Jakobus und Josef und Simon und Judas? Und seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns?“ (Matthäus 13,55-56; alle Hervorhebungen durch uns). Jesus hatte vier Brüder und mindestens zwei Schwestern und war deshalb kein Einzelkind, wie eine kirchliche, aber biblisch falsche Tradition besagt.
Während seiner Jahre als Mensch wurde Jesus von seinen Halbbrüdern nicht als Retter und Messias angenommen (Johannes 7,5). Nach seiner Auferstehung ist er jedoch seinem Halbbruder Jakobus erschienen, der gläubig wurde und eine führende Stellung in der neutestamentlichen Kirche einnahm. In Apostelgeschichte 1, Vers 14 gehört Jakobus, zusammen mit seinen älteren Brüdern und ihrer Mutter Maria, zu den ersten Mitgliedern der Kirche Jesu, auf die zu Pfingsten der heilige Geist ausgegossen wurde (Apostelgeschichte 2,1-4).
Später wird Jakobus als Apostel bezeichnet und diente in führender Funktion in der Jerusalemer Gemeinde. Auf dem Konzil zu Jerusalem, bei dem es um die Frage der Notwendigkeit der Beschneidung für Heidenchristen ging, war er maßgeblich beteiligt (Apostelgeschichte 15,13-21). Am Ende einer seiner Reisen besuchte Paulus Jakobus in Jerusalem (Apostelgeschichte 21,18). Paulus nannte ihn eine der „Säulen“ in der Jerusalemer Gemeinde (Galater 2,9). Jakobus gehörte anscheinend zu den von Paulus angeführten „Brüdern des Herrn“, die verheiratet waren (1. Korinther 9,5), womit übrigens klar gezeigt wird, daß die Notwendigkeit des Zölibats für geistliche Führer in der Kirche kein Gebot oder eine Empfehlung der Bibel ist.
Darüber hinaus schrieb Jakobus den gleichnamigen Brief im Neuen Testament (Jakobus 1,1). Einer seiner Brüder, ebenfalls ein Halbbruder Jesu, nämlich Judas, schrieb den nach ihm benannten Brief Judas (Judas 1,1).
Der Tod des Jakobus
Der Tod von Jakobus, dem Halbbruder Jesu, wird nicht in der Bibel erwähnt. (Jesu Halbbruder darf man nicht mit zwei gleichnamigen Aposteln unter den ursprünglichen zwölf Aposteln verwechseln, vgl. dazu Matthäus 10,2-3.) Josephus, jüdischer Historiker des 1. Jahrhunderts n. Chr., beschreibt seinen Tod folgendermaßen: „Zur Befriedigung dieser seiner Hartherzigkeit glaubte Ananus [der Hohepriester] auch jetzt, da Festus [der römische Statthalter] gestorben, Albinus [Festus’ Nachfolger] aber noch nicht angekommen war, eine günstige Gelegenheit gefunden zu haben. Er versammelte daher den hohen Rat zum Gericht und stellte vor dasselbe den Bruder des Jesus, der Christus genannt wird, mit Namen Jakobus, sowie noch einige andere, die er der Gesetzesübertretung anklagte und zur Steinigung führen ließ“ (Jüdische Altertümer, XX, 9. Kapitel, 1. Absatz).
In seiner Kirchengeschichte geht Eusebius, Historiker des 4. Jahrhunderts n. Chr., ausführlicher auf Jakobus’ Tod ein: „Sie zitierten ihn und verlangten von ihm, daß er vor dem ganzen Volk den Glauben an Christus abschwöre. Als nun aber Jakobus wider aller Erwartungen offen und frei vor der ganzen Menge, wie man es nicht vermutet hatte, bekannte, Jesus, unser Erlöser und Herr, sei der Sohn Gottes, da vermochten sie das Zeugnis dieses Mannes nicht mehr zu ertragen, zumal er überall wegen der Strenge seiner sittlichen und religiösen Auffassung als der gerechteste Mann galt, und sie töteten ihn ... Der oben angeführte Bericht des Klemens, Jakobus sei von der Zinne des Tempels herabgestürzt und mit einem Stück Holz erschlagen worden, hatte uns bereits Aufschluß über die Art seines Todes gegeben“ (Kirchengeschichte, Kösel-Verlag, München, 1981, Seite 142).
Andere biblische Persönlichkeiten namentlich genannt
Obwohl alles darauf hindeutet, daß die auf dem kürzlich ausgewerteten Knochenkasten namentlich genannten Personen tatsächlich der Jesus, Jakobus und Josef der Bibel sind, kann dies nicht mit absoluter Gewißheit bewiesen werden. Vielleicht werden in Zukunft weitere Prüfverfahren entwickelt, die die Echtheit des Fundes zusätzlich untermauern.
Trotzdem scheint das Ossarium eine beeindruckende Bestätigung der Genauigkeit der in den Evangelien enthaltenen Berichte über Jesus von Nazareth und seiner leiblichen Familie zu sein. Der Fund ist keineswegs einzigartig. 1993 fanden Archäologen in Nordgaliläa „eine bemerkenswerte Inschrift aus dem 9. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, in der sowohl vom ,Haus‘ als auch vom ,König Israel‘ die Rede ist“ („ ,David‘ Found at Dan“, Biblical Archaeology Review, März-April 1994, Seite 26).
Die Entdeckung war so sensationell, daß sogar die New York Times auf ihrer Titelseite davon berichtete. Die Inschrift zeigt, daß Israel und Juda wichtige Königreiche des 9. Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung waren. Bis zu dieser Entdeckung hatten einige Gelehrte den Standpunkt vertreten, Israel und Juda seien niemals bedeutende Reiche und zu keiner Zeit unter König David geeint gewesen. Diese Sicht war nun nicht mehr haltbar.
Jahrelang hatten Kritiker auch biblische Namen wie den des Königs David als jüdische Legenden bezeichnet. Mit dem Fund in Galiläa reihte sich David nunmehr unter die vielen Könige Israels und Judas ein, deren Namen in den Inschriften der Nachbarvölker gefunden wurden. Zu diesen Herrschern gehören Ahab, Ahas, Ahasja, Hiskia, Hosea, Jojachin, Jehu, Joasch, Manasse, Menahem, Omri, Pekach und Usija. Für das Neue Testament haben archäologische Entdeckungen die Existenz mancher Personen nachgewiesen, wie z. B. Herodes der Große, Herodes Agrippa, Pontius Pilatus, Kaiphas und viele andere. (Viele dieser Funde behandeln wir in unserer Artikelreihe über die biblische Archäologie.)
Der britische Historiker Paul Johnson stellt eine Neuorientierung der Wissenschaftler fest, auch was die frühesten Ereignisse der Bibel betrifft: „Die Wissenschaft der Archäologie ... dient sogar zur Bestätigung der ältesten biblischen Texte. Die Bibelkritik des 19. Jahrhunderts ... neigte dazu, die Geschichtlichkeit des Alten Testaments in Frage zu stellen. Vor allem die Bücher Moses wurden auf das Niveau von Märchen und Stammeslegenden herabgesetzt. Seit 50 Jahren geht der Trend in die entgegengesetzte Richtung ... Die archäologische Forschung liefert inzwischen einen festen geschichtlichen Hintergrund zu der im ersten Buch Mose beschriebenen patriarchischen Gesellschaft“ (Paul Johnson, The Quest for God, Seite 12).
Den Archäologen gelang es bisher, nur einen winzigen Bruchteil aller biblisch relevanten Stätten auszugraben. Die Suche nach Hinweisen auf eine bestimmte Person gleicht der Suche nach einer Nadel in einem riesigen Heuhaufen. Doch die wenigen bisherigen Entdeckungen haben sehr zur Untermauerung der biblischen Darstellung beigetragen. Die objektive Handhabung der Archäologie wird auch in Zukunft die Wahrhaftigkeit und Zuverlässigkeit der Bibel untermauern.
Einst sagte Jesus: „Ich sage euch: Wenn diese [seine jubelnden Jünger] schweigen werden, so werden die Steine schreien“ (Lukas 19,40). Nach 2000 Jahren ist es zunehmend interessant, wie die Steine heute mit ihrem Bericht sinnbildlich „schreien“ und so den biblischen Bericht bestätigen.
Das Wort Bruder als Streitthema der Kirchen
Die Bekanntgabe der Inschrift mit den Namen Jakobus, Jesus und Josef rief die alte Debatte darüber, ob Jakobus wirklich der Halbbruder Jesu ist, wieder ins Leben. Die römisch-katholische Kirche lehrt, daß Jesu Mutter Maria auch nach seiner Geburt Jungfrau geblieben sei und keine weiteren Kinder zur Welt gebracht habe. Um diese Lehre der bleibenden Jungfräulichkeit von Maria aufrechtzuerhalten, vertreten Katholiken die Meinung, Jakobus sei nur der Cousin Jesu gewesen.
Der biblische Bericht hingegen identifiziert Jakobus als Halbbruder Jesu, nicht als Cousin. Maria war seine Mutter und Josef sein Vater. Die Bibel nennt Jesus nicht den einzigen Sohn der Maria, sondern ihren ersten Sohn: „Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge“ (Lukas 2,7).
Daß Josef seine Verlobte Maria vor der Geburt Jesu nicht „berührte“, läßt den Schluß zu, daß er sie nach der Geburt „berührte“, womit normaler Geschlechtsverkehr unter Eheleuten gemeint ist (vgl. Matthäus 1,24-25).
In den Evangelien werden die anderen Kinder von Josef und Maria mehr als einmal erwähnt. In Markus 6, Vers 3 lesen wir: „Ist er [Jesus] nicht der Zimmermann, Marias Sohn, und der Bruder des Jakobus und Joses und Judas und Simon? Sind nicht auch seine Schwestern hier bei uns? Und sie ärgerten sich an ihm.“
Der Apostel Paulus nennt Jakobus „des Herrn Bruder“ (Galater 1,19). Das in diesem Fall benutzte Wort im Urtext ist adelphos. Es bedeutet Bruder und nicht Cousin. In Kolosser 4, Vers 10 benutzt Paulus ein anderes griechisches Wort, anepsios, mit der Bedeutung Cousin: „Es grüßt euch Aristarch, mein Mitgefangener, und Markus, der Vetter des Barnabas ...“ (Hervorhebung durch uns). Die Meinung, Jakobus sei Jesu Cousin gewesen, entbehrt jeglicher biblischen Grundlage.
Die griechisch-orthodoxe Kirche vertritt eine weitere Sichtweise, wonach Maria Jungfrau geblieben und Jakobus der Sohn Josefs aus einer früheren Ehe gewesen sei. Danach wäre er Jesu Stiefbruder und ohne direktes Verwandtschaftverhältnis gewesen.
Als Josef mit seiner Familie nach Ägypten geflohen ist, um dem bevorstehenden Massaker an männlichen jüdischen Kleinkindern in Bethlehem zu entkommen, lautete die diesbezügliche Aufforderung eines Engels wie folgt: „Steh auf, nimm das Kindlein und seine Mutter mit dir und flieh nach Ägypten und bleib dort, bis ich dir’s sage; denn Herodes hat vor, das Kindlein zu suchen, um es umzubringen“ (Matthäus 2,13). Zur Zeit dieser Aufforderung gab es keine weiteren Angehörigen der Familie Josefs, sondern nur seine Frau Maria und ihren Sohn Jesus, das erste von mehreren Kindern in dieser Ehe. Es gab keine Kinder aus einer früheren Ehe Josefs.
Auch eine prophetische Aussage des Alten Testamentes bestätigt unseren Standpunkt. Israels König David war der Autor von Psalm 69, den Bibelkommentatoren und Theologen richtigerweise als eine Vorausschau auf das Leiden des Messias deuten. Zu dem Leiden von Jesus gehörte auch die vorübergehende Entfremdung von seiner eigenen Familie: „Ich bin fremd geworden meinen Brüdern und unbekannt den Kindern meiner Mutter“ (Vers 9).
Jakobus war genau das, was die Bibel ihn nennt: Jesu leiblicher Bruder.