Dem Vorbild Jesu Christi der demütigen Unterwerfung ging das Beispiel einer hingebungsvollen Mutter voraus, die Gottes Bestimmung für ihr Leben bereitwillig annahm.
Von Robin Webber
Um Jesu Aufforderung „Folgt mir nach!“ besser verstehen zu können, müssen wir uns sein Gebet vor seiner Kreuzigung ansehen. Er fleht seinen himmlischen Vater an: „Mein Vater, ist’s möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber.“ Er fährt aber fort: „Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst!“ (Matthäus 26,39).
Jesu Gebet erinnert an eine Antwort, die mehr als drei Jahrzehnte zuvor von einer jungen Jüdin auf andere Weise geäußert wurde. Wir könnten uns fragen: Wurden ihre Worte erst viel später dem Verfasser des Lukasevangeliums mitgeteilt, oder erzählte sie ihrem Sohn diese bedeutsamen Worte, als er alt genug war, sie zu verstehen und zu verinnerlichen?
Befassen wir uns mit der jungen Frau namens Maria, deren gewöhnliches Leben sich in einem Augenblick für immer veränderte. Sie wurde vom Engel Gabriel besucht, der sie ansprach: „Sei gegrüßt, du Begnadigte! Der Herr ist mit dir, du Gesegnete unter den Frauen!“ (Lukas 1,28; Schlachter-Bibel).
Verblüfft fragte sie sich, was das zu bedeuten hatte. Gabriel erklärte ihr kurz und bündig, was geschehen sollte: „Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden“ (Verse 31-32).
Das sollte ihr Leben verändern! Aber sie fragte sich, wie sie ohne Mann schwanger werden konnte (Vers 34). Dann verkündete Gabriel das Unvorstellbare: „Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden“ (Vers 35). Und er erklärte ihr, wie sie als Jungfrau schwanger werden könnte: „Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich“ (Vers 37).
Ihre Antwort? „Mir geschehe, wie du gesagt hast“ (Vers 38; alle Hervorhebungen durch uns). Durch ihren Glauben und ihre freiwillige Hingabe an die göttliche Führung, die ihre Zukunft neu bestimmt, akzeptierte Maria den von Gott vorgesehenen unmittelbaren Verlauf ihres Lebens.
Was können wir von Marias Erfahrung lernen, wenn wir uns ihre Antwort als Jünger ihres Sohnes zu eigen machen? Betrachten wir drei Schlüsselfaktoren in Bezug auf Marias Unterwerfung unter die göttliche Weisung, damit wir in der Lage sind, der Aufforderung ihres Sohnes „Folgt mir nach!“ nachzukommen.
1. Unterwerfung unter Gottes Willen
Maria erklärte sich einverstanden, sie stellte sich ganz dem Willen Gottes zur Verfügung. Ihre Haltung ist atemberaubend und inspirierend! Sie akzeptierte diesen geheimnisvollen Plan für ihr Leben trotz ihrer verständlichen Frage nach dem biologischen Wie.
Maria war zweifellos ein Produkt ihrer Erziehung. Ihr wurde beigebracht, dass sie Teil einer großen Geschichte ist, die sich im Leben ihres Volks täglich fortsetzte und in deren Mittelpunkt die Eingriffe Gottes in die Geschicke ihrer Vorfahren stehen.
Ihr Gott – unser Gott! – kann jederzeit etwas Neues schaffen. „Siehe, ich wirke Neues!“, sagt er (Jesaja 43,19; Elberfelder Bibel). Und sein größtes Wunder besteht darin, aus dem vermeintlichen Nichts etwas zu erschaffen, um seine Herrlichkeit zu erfüllen. Gott schuf das Licht aus der Finsternis, er schuf den Menschen aus der Erde, er schuf die Frau aus der Seite des Mannes, er zog eine Linie durch das Rote Meer und schuf damit einen Weg der Befreiung, er segnete Sara, Hanna und Elisabeth mit Kindern aus einem vermeintlich unfruchtbaren Mutterleib.
Nun würde Gott, der Neues wirkt, vom Himmel aus ein neues Leben in Marias Mutterleib erzeugen – ohne die Mitwirkung eines Mannes –, um die wichtigste Geburt aller Zeiten herbeizuführen. Das ließ Maria fragen, wie so etwas möglich sei, aber sie war mit der Erklärung Gabriels einverstanden. Vielleicht dachte Maria über die Worte Jesajas in Bezug auf Gottes Wirken in unserem Leben nach:
„Aber nun, Herr, du bist doch unser Vater! Wir sind Ton, du bist unser Töpfer, und wir alle sind deiner Hände Werk“ (Jesaja 64,7).
In diesem Sinn lasst uns das Unerwartete erwarten, wenn Gott uns für seine Zwecke und sein Wohlgefallen formt, und lasst unsere Reaktion die ergebene Antwort von Jesaja, Maria und Jesus widerspiegeln: „Und ich hörte die Stimme des Herrn, wie er sprach: Wen soll ich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach: Hier bin ich, sende mich!“ (Jesaja 6,8).
2. Lob und Demut gehen Hand in Hand
Marias Demut zeigt sich auf liebevolle Weise beim Besuch ihrer Verwandten Elisabeth. Die Worte, die sie bei ihrem Besuch sagte, stehen im krassen Gegensatz zur heutigen narzisstischen Kultur des „Schaut mich an!“, wie sie in den sozialen Medien zum Ausdruck kommt. Wenn jemand „persönliche Neuigkeiten“ zu verkünden hatte, dann war es Maria, die werdende Mutter des prophezeiten Messias, des Sohnes Gottes, der bald geboren würde.
Natürlich wäre es damals gefährlich gewesen, solche Nachrichten weiterzugeben. Auf jeden Fall zeigte sich Maria nicht selbstbewusst, sondern vertraute auf Gott. Die Heilige Schrift berichtet uns, wie Maria reagierte: „Maria aber bewahrte all das Gehörte in ihrem Herzen und dachte viel darüber nach“ (Lukas 2,19; Gute Nachricht Bibel). Elisabeth erkannte Marias Denkweise und sagte: „Und selig bist du, die du geglaubt hast! Denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist von dem Herrn“ (Lukas 1,45).
Marias Lobpreis, der uns durch die Jahrhunderte erhalten geblieben ist, zeigt, wie sehr sie sich an Gott orientierte:
„Mein Herz preist den Herrn, alles in mir jubelt vor Freude über Gott, meinen Retter! Ich bin nur seine geringste Dienerin, und doch hat er sich mir zugewandt. Jetzt werden die Menschen mich glücklich preisen in allen kommenden Generationen; denn Gott hat Großes an mir getan, er, der mächtig und heilig ist. Sein Erbarmen hört niemals auf; er schenkt es allen, die ihn ehren, von einer Generation zur andern. Jetzt hebt er seinen gewaltigen Arm und fegt die Stolzen weg samt ihren Plänen. Jetzt stürzt er die Mächtigen vom Thron und richtet die Unterdrückten auf. Den Hungernden gibt er reichlich zu essen und schickt die Reichen mit leeren Händen fort“ (Lukas 1,46-53; Gute Nachricht Bibel).
Verhält sich Maria prahlerisch, wenn sie sagt, dass jeder sie glücklich preisen wird? Im Life Application Bible Commentary finden wir eine gute Antwort auf diese Frage: „Maria erkannte und akzeptierte das Geschenk, das Gott ihr gemacht hatte ... Stolz ist, wer sich weigert, Gottes Gaben anzunehmen oder Gottes Handeln als eigenes Handeln ansieht und die Lorbeeren für sich haben will. Demut ist hingegen, wenn man die Gaben annimmt und sie benutzt, um Gott zu loben und zu dienen“ (Anmerkung zu Lukas 1,51-53). Marias nach oben gerichteter aufrichtiger Lobpreis zeigt, dass sie ein demütiges und williges Gefäß im Dienst Gottes war und blieb.
Wenn wir Gott aus einer Haltung der Demut heraus loben und anbeten, öffnet sich unser Herz, um ihn zu hören und seinen Willen anzunehmen. Wenn wir uns auf die Größe unseres Schöpfers konzentrieren, können wir Zweifel und Angst überwinden. Die geistliche Realität ist, dass der Lobpreis die Kluft zwischen uns und unserem Schöpfer – dem Meistertöpfer, der uns immer weiter formt – wirklich schließt.
3. Loslassen und Gott wirken lassen
Maria folgte der wahren und herausfordernden Ermahnung, „loslassen und Gott wirken lassen“. Das Erlangen einer solchen geistlichen Reife geschieht nicht über Nacht, sondern entwickelt sich Stück für Stück auf dem Weg unserer geistlichen Pilgerschaft zum Reich Gottes hin. Hat Maria alles, was ihr durch das in ihr von Gott geschaffene Leben bevorstand, im Voraus verstanden? Bestimmt nicht!
Wir dürfen heute auf ihre vollendete Geschichte zurückblicken, aber sie erlebte es sozusagen in Echtzeit, ohne genau zu wissen, was es für sie im Einzelnen bedeutet. Würde es jemals einfach sein? Schauen wir auf einige Begebenheiten, die Maria erlebte. Es gab die Flucht vor Herodes, das Leben in Ägypten und Simeon, der Folgendes prophezeite: „Dieses Kind ist von Gott dazu bestimmt, viele in Israel zu Fall zu bringen und viele aufzurichten ... Du aber wirst um dieses Kind viele Schmerzen leiden müssen; wie ein scharfes Schwert werden sie dir ins Herz schneiden“ (Lukas 2,34-35, Gute Nachricht Bibel).
Als Mutter musste sie mehrmals „loslassen und Gott wirken lassen“. Im Alter von zwölf Jahren sagte ihr Sohn zu ihr und Josef: „Warum habt ihr mich denn gesucht? Habt ihr nicht gewusst, dass ich im Haus meines Vaters sein muss?“ (Lukas 2,49; ebenda). Das führte schließlich dazu, dass sie als Mutter seiner Kreuzigung zusah, als sein himmlischer Vater zuließ, dass sein Sohn für ihre und unsere Sünden geopfert wurde.
Die Lektion, die wir lernen können, wenn wir die Einladung Jesu „Folgt mir nach!“ annehmen, besteht darin, Gott weiterhin zu vertrauen, auch wenn die Umstände unmöglich erscheinen. Widmen Sie sich und bereiten Sie sich darauf vor, ein „lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer“ zu sein (Römer 12,1), ganz gleich, wie sich der Weg, den Sie für Ihr Leben vorgesehen haben, dadurch ändert. Jesus, unser größtes Vorbild, hat nie gesagt, dass unsere Lebensführung als Berufene einfach sein würde, aber er hat gesagt, dass sie sich lohnen würde!
Stellen Sie sich die Freude vor, die auf Marias Gesicht zum Ausdruck gekommen sein muss, als sie ihren auferstandenen Sohn sah! Sie war nicht nur seine Mutter, sondern für den Rest ihres Lebens auch seine Jüngerin (Apostelgeschichte 1,14). Ja, Jesus wurde von seinem Vater aus dem Himmel als Gott in Menschengestalt gesandt (Matthäus 1,23), aber er lebte auch als Sohn Marias auf der Erde.
Maria wurde zu einem leuchtenden Beispiel für alle Zeiten als treue Frau, die Gottes Auftrag annahm, und antwortete: „Mir geschehe, wie du es gesagt hast.“