Im Norden Israels gibt es einen legendären Ort, der vielleicht das am meisten umstrittene Territorium der Welt darstellt. Die Bibel sagt für diesen Ort einen weiteren Kampf ungeheuren Ausmaßes voraus.
Von Darris McNeely
Ein felsiger Hügel ragt aus der ländlichen Idylle des Jesreel-Tales heraus, der die Überreste einer Stadt beherbergt, deren Fundamente viele Jahrtausende alt sind. Auf einer modernen Landkarte wird dieses Gebiet als Tel Megiddo bezeichnet. Ein „Tel“ ist eine geographische Besonderheit, ein Hügel, der oft aus einer flachen Ebene hervorragt und den Standort einer antiken Stadt offenbart. Das Gebiet um Megiddo hat vielleicht mehr Schlachten erlebt als irgendein anderer Ort der Welt.
In Offenbarung 16, Vers 16 lesen wir, daß die Armeen der Könige des Ostens an einem Ort versammelt werden, „der auf Hebräisch Harmagedon heißt“. Dies ist die einzige Bibelstelle, in der der Begriff „Harmagedon“ erwähnt wird. „Harmagedon“ entstammt der griechischen Version des hebräischen Namens Har Megiddo (die hebräische Vorsilbe Har bedeutet „Hügel“ oder „Berg“). Um verstehen zu können, weshalb die Armeen der Welt sich dort versammeln werden, müssen wir die Geschichte dieses Ortes und seine Bedeutung in der Welt der Antike kennen.
Heute ist das Gebiet von Megiddo eine der Kronjuwelen der israelischen Archäologie. Bisher wurden die Überreste von über 25 Städten entdeckt, die fast jedes Zeitalter der antiken Geschichte des Landes Israel abdecken. Megiddo hatte die Kontrolle über die enge, strategisch wichtige Straße Via Maris inne, den „Meeresweg“, eine in der antiken Welt wichtige Handelsroute.
Diese Straße erstreckte sich von Ägypten bis nach Babylon in Mesopotamien und verband so die wichtigsten Reiche und Handelsstraßen seiner Zeit. Seine geographische Lage an der Via Maris machte Megiddo zum Engpaß. Wer auch immer Megiddo unter seiner Kontrolle hatte, kontrollierte damit auch den Handel entlang dieser Straße und beherrschte so die umliegenden Reiche.
Im Laufe der Geschichte fanden bei Megiddo viele Schlachten statt. Im Jahre 1479 v. Chr. griff der ägyptische Pharao Thutmosis III. militärisch in der Nähe von Megiddo ein, um seine Herrschaft über die Region in und nördlich von Kanaan zu festigen.
Thutmosis führte seine Armeen nach Norden und legte direkt südlich von Megiddo eine Pause ein, um mit seinen Generälen einen Kriegsrat abzuhalten. Die ägyptischen Generäle schlugen vor, über einen Umweg anzugreifen, der leichten Zugang zu Megiddo und das angrenzende breite Jesreel-Esdraelon-Tal bot, das auch als das Tal oder die Ebene von Megiddo bekannt war (2. Chronik 35,22; Sacharja 12,11). Thutmosis wagte aber eine direktere Route. Seine Generäle fragten ihn: „Wie soll es denn möglich sein, auf dieser Straße, die sich verengt, zu marschieren?“
Aber Thutmosis hielt an seinem Plan fest und konnte so die kanaanitischen Truppen überraschen und leicht besiegen. Am Ende fiel Megiddo an die Ägypter, die die Kontrolle über diesen wichtigen Standort erneut gewannen.
Das „Harmagedon“ der Bibel
In 1. Könige 9, Vers 15 finden wir einen Hinweis auf die umfangreichste Bauperiode in der Geschichte von Megiddo, die während der Herrschaft von König Salomo stattfand. Salomo machte Megiddo zu einer Bezirkshauptstadt und einer seiner drei wichtigsten Festungsstädte.
Archäologen haben Hinweise auf mehrere Bauwerke ausgegraben, die von Salomo als Garnison für seine Soldaten mit ihren Pferden und Streitwagen errichtet wurden. Die massiven Tore, die heute noch am Eingang von Megiddo stehen, stammen aus jener Zeit und sind der Beweis dafür, daß die Stadt für die Region von strategischer Bedeutung gewesen ist.
Zur Zeit von König Josia in Juda kam ein weiterer ägyptischer Pharao, Necho, nach Megiddo, um gegen den König von Assyrien zu kämpfen. Josia nahm an dieser Schlacht teil und wurde getötet (2. Könige 23,29). Josias Tod bei Megiddo war ein schwerer Schlag für Juda. Er war der letzte gerechte König vor der Zerstörung der Nation durch die Babylonier. In der Zeit der Babylonier und Perser verlor Megiddo allmählich an Bedeutung.
Der Ort hat aber auch in moderner Zeit Schlachten erlebt. Sowohl Napoleon (1799) als auch der britische General Allenby (1918) haben dort die türkischen Streitkräfte besiegt. Heute ist Megiddo eine wichtige archäologische Fundstätte für Informationen über vergangene Zivilisationen. Es ist aber die Zukunft von Megiddo, die unsere besondere Aufmerksamkeit verdient. Die Gegend hat nie ihre Bedeutung als Knotenpunkt für die Kontrolle über die angrenzenden Regionen verloren. Die Bibel offenbart uns, daß es sich hierbei um mehr als nur eine weitere Touristenstadt voller Staub und Knochen aus der Vergangenheit handelt.
Die lebendigen Worte Gottes im Buch der Offenbarung eröffnen denjenigen, die verständnisbereit sind, daß hier die größte Ansammlung von Streitkräften der Weltgeschichte noch stattfinden wird. Am Ende des Zeitalters wird das Jesreel-Tal, in dem Megiddo liegt, der Sammelplatz für eine gewaltige Armee sein, die den wiederkehrenden König der Könige, Jesus Christus, den Messias, bekämpfen wird.
Megiddo und die letzte Schlacht
Das Szenario dieser Schlacht wird in Offenbarung 16 beschrieben, wo wir „die Schalen des Zornes Gottes“ auf die Erde ausgegossen sehen. Die sieben „Schalen“ voller Plagen stellen Gottes letztes schreckliches Gericht über eine reuelose Menschheit dar. Es ist die sechste dieser sieben Schalen, die mit einem Aufmarsch von Streitkräften bei Megiddo im Zusammenhang steht:
„Und der sechste Engel goß aus seine Schale auf den großen Strom Euphrat; und sein Wasser trocknete aus, damit der Weg bereitet würde den Königen vom Aufgang der Sonne. Und ich sah aus dem Rachen des Drachen und aus dem Rachen des Tieres und aus dem Munde des falschen Propheten drei unreine Geister kommen, gleich Fröschen; es sind Geister von Teufeln, die tun Zeichen und gehen aus zu den Königen der ganzen Welt, sie zu versammeln zum Kampf am großen Tag Gottes, des Allmächtigen ... Und er versammelte sie an einen Ort, der heißt auf hebräisch Harmagedon“ (Offenbarung 16,12-14. 16).
Mächtige Dämonen bewegen die politischen und religiösen Führer der Welt dazu, Armeen in dieses Gebiet des modernen Staates Israel zu entsenden. Zuvor wird bereits Krieg zwischen den Nationen geherrscht haben, möglicherweise auch mit dem Einsatz von Atomwaffen. Truppen werden dabei in diese Region einfallen (Offenbarung 9; Daniel 11,40-45).
Dieses Ringen um die Weltherrschaft umfaßt die Armeen des Tieres und Armeen von jenseits des Flusses Euphrat, die alle auf diese letzte Konfrontation zusteuern werden. Es ist die letzte Schlacht, die Jesus Christus vorhergesagt hat, als er prophezeite, daß ohne göttliches Eingreifen alles Leben ausgelöscht werden würde (Matthäus 24,22).
Allgemein wird diese letzte Schlacht als die Schlacht von Harmagedon bezeichnet. Harmagedon wurde so zum Begriff für den letzten Krieg aller Kriege. Beachten Sie aber hier, daß Offenbarung 16, Vers 14 dies als den „Kampf am großen Tag Gottes, des Allmächtigen“ bezeichnet.
Bei Megiddo erfolgt lediglich der Aufmarsch der Streitkräfte. Andere Bibelstellen zeigen uns, daß die letzte Schlacht etwa 80 Kilometer weiter südlich, vor Jerusalem, stattfinden wird. Die weite, flache Ebene des Tals Jesreel stellt das ideale Aufmarschgebiet für diese Schlacht dar.
Wir können uns vorstellen, wie sich europäische Streitkräfte über den wenige Kilometer nördlich gelegenen Hafen von Haifa in dieses Gebiet ergießen. Transportflugzeuge, Truppentransporter, Hubschrauber und Panzer werden Menschen und Material in diese Region befördern. Östliche Streitkräfte werden, nachdem sie den Euphrat überquert haben, aus dem Norden und Osten kommen.
In dieser Schlacht zwischen der europazentrierten Tiermacht und dem Osten werden zweifellos Kampfflugzeuge und Raketen eingesetzt werden. Doch dann wird sich die Aufmerksamkeit plötzlich auf eine Streitmacht richten, die aus unerwarteter Richtung auftaucht – dem Himmel über Jerusalem. In ihrer Torheit und Verführtheit werden sich die Armeen verbünden, um gegen Jesus Christus zu kämpfen.
Die Worte der biblischen Propheten
Sacharja 14 vermittelt uns weitere Details darüber, wo sich dies alles abspielen wird: „Siehe, es kommt für den Herrn die Zeit, daß man in deiner Mitte unter sich verteilen wird, was man dir geraubt hat. Denn ich werde alle Heiden sammeln zum Kampf gegen Jerusalem“ (Verse 1-2; alle Hervorhebungen durch uns).
Der Prophet Joel fügt hinzu: „Blast die Posaune zu Zion, ruft laut auf meinem heiligen Berge! Erzittert, alle Bewohner des Landes! Denn der Tag des Herrn kommt und ist nahe“ (Joel 2,1). Jerusalem ist der Ort, wo sich Zion und Gottes heiliger Berg befinden.
Joel deutet auch an, wo genau in Jerusalem sich dieses ereignen wird: „Denn siehe, in jenen Tagen ... will ich alle Heiden zusammenbringen und will sie ins Tal Joschafat hinabführen und will dort mit ihnen rechten wegen meines Volks und meines Erbteils Israel, weil sie es unter die Heiden zerstreut und sich in mein Land geteilt haben“ (Joel 4,1-2).
Die Schlacht am großen Tag Gottes, des Allmächtigen, wird also in Jerusalem ausgetragen werden. Das steile Tal, das heute Kidron heißt und sich zwischen der Altstadt Jerusalems und dem Ölberg befindet, wird dabei im Mittelpunkt des Geschehens stehen.
Jesus Christus wird mit einer Armee von Geistwesen herabsteigen und die Kelter seines Zornes treten (Offenbarung 19). Es wird in der Tat eine große Schlacht sein, die in den Frieden des Reiches Gottes münden wird.
Eine Warnung vor Verführung
Die Situation, die in diesen Prophezeiungen geschildert wird, ist angesichts der modernen geopolitischen Gegebenheiten nur schwer vorstellbar. Es geht dabei nicht darum, daß wir unsere Augen vor der Möglichkeit verschließen, daß der andauernde Nahostkonflikt schnell wieder zum Krieg führen könnte, möglicherweise sogar mit dem Einsatz von Atomwaffen.
Wie aber sollten politische Führer von Nationen in Europa und Asien durch trügerische geistliche Mächte dazu veranlaßt werden, massive Streitkräfte gegen Jerusalem zu schicken und dann sogar gegen den wiederkehrenden Jesus Christus zu kämpfen?
Die Antwort ist vielleicht in einem Vers zu finden, den wir bei Offenbarung 16 übersprungen haben. Beachten Sie hier, daß Vers 15 einen Gedanken darstellt, den Jesus hier einschiebt: „Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig ist, der da wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt gehe und man seine Blöße sehe.“ Jesus weist hier auf den Weg hin, wie wir es vermeiden können, von dieser großen endzeitlichen Verführung überrascht zu werden.
Erinnern wir uns: Megiddo war ein wichtiger Ort an der Via Maris. Wer auch immer Megiddo kontrollierte, beherrschte auch diesen wichtigen Knotenpunkt des regionalen Handels. Gibt es etwas an Megiddo und seiner Geschichte, das uns dabei helfen kann, diese bevorstehende große Verführung zu verstehen?
Vielleicht findet sich ein Schlüssel zu dieser Frage in dem Standort des antiken Megiddo. Wir befassen uns damit in der Fortsetzung dieses Artikels in der nächsten Ausgabe.