Mit der möglichen Ausnahme der USA ist kein Land so sehr feindseliger Kritik ausgesetzt wie der Staat Israel. Dabei drohen ihm einige Länder offen die Vernichtung an. Israel ist nur 75 Jahre alt und sein Überleben ist heute keineswegs garantiert. Hat die Bibel etwas zu diesem Thema zu sagen?
Von John Ross Schroeder
Adolf Hitlers Herrschaft über einen Großteil des kontinentalen Europas von 1939 bis 1945 bedeutete Zerstörung und Verfolgung, besonders für die Juden. Heute staunt man, dass bei Umfragen in einigen der damals eroberten Ländern fast 60 Prozent der Befragten als Antwort auf die Frage, welches Land die zurzeit größte Bedrohung für den Weltfrieden darstellt, den Staat Israel nennen.
Israels Legitimation zu leugnen und sein Existenzrecht in Frage zu stellen ist heute zunehmend in Mode – sogar in Ländern, die früher unter dem Dritten Reich zu leiden hatten.
Es wäre eine leichte Aufgabe für jeden Journalisten, Zitate aus feindseligen arabischen Nationen zusammenzustellen, die zur Vernichtung Israels aufrufen.
Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad bringt diese Einstellung vielleicht am freimütigsten zum Ausdruck mit seinem Aufruf „Israel muss von der Landkarte getilgt werden“ (2005) oder mit Kommentaren wie „das zionistische Regime geht der Vernichtung entgegen … [es] ist ein verrotteter, ausgetrockneter Baum, der durch einen einzigen Sturm ausgelöscht werden wird“ (2006), „die Vereinigten Staaten und das zionistische Regime in Israel werden bald das Ende ihrer Existenz erleben“ (2007) und „die Weltmächte haben diese schmutzigen Bakterien, das zionistische Regime, etabliert, das nach den Nationen in der Region wie ein wildes Tier ausschlägt“ (2008).
Könnte Israel einen atomaren Schlagabtausch überleben?
In einer Rede vom 14. Dezember 2001 hat der ehemalige iranische Präsident Ali Akbar Rafsandschani – der eigentlich als ein „gemäßigter“ muslimischer Führer angesehen wird – offen einen atomaren Erstschlag gegegen Israel angedroht: „Falls eines Tages die islamische Welt ebenfalls mit [atomaren] Waffen ausgestattet sein sollte, wie sie Israel heute besitzt, würde der Einsatz auch nur einer atomaren Bombe innerhalb Israels alles vernichten. Dies würde die islamische Welt jedoch nur schädigen [= nicht vernichten]. Es ist nicht irrational, eine solche Möglichkeit in Betracht zu ziehen.“
Die amerikanische Journalistin Suzanne Fields hat Rafsandschanis einfache mathematische Formel auf folgende Weise zusammengefasst: „Bei einem atomaren Schlagabtausch mit Israel könnte sein Land fünfzehn Millionen Menschen verlieren, eine Anzahl, die ein kleines ,Opfer‘ unter den einer Milliarde Muslimen weltweit darstellen würde, als Austausch für das Leben von fünf Millionen israelischen Juden“ („Confronting the New Anti-Semitism“, The Washington Times, 25. Juli 2004).
Mit anderen Worten: Rafsandschani hielt den hohen Preis für gerechtfertigt, einen Atomkrieg mit Israel zu beginnen, wenn das zwar zum Tode von fünfzehn Millionen Muslimen führen würde, dabei aber auch die fünf Millionen Juden Israels vernichtet werden könnten. Es würde dann ja weltweit immer noch eine Milliarde Muslime geben, aber nur einige wenige überlebende Juden in anderen Ländern. Und es gäbe dann keinen Staat Israel mehr.
Es ist schwer, sich in die Denkweise mancher Menschen hineinzuversetzen, wenn sie mit der kaltblütigen Logik solcher Rechenbeispiele argumentieren.
Israel kann sich die Art von Atomkrieg, mit der die iranischen Führer das Land bedrohen, einfach nicht leisten. Ein solcher Krieg könnte und würde dem Iran und der arabischen Welt beträchtlichen Schaden zufügen, sollte er jemals erfolgen. Aber Israel würde ihn aller Wahrscheinlichkeit nach nicht überleben.
Allein ein Krieg mit dem Iran würde eine geografische Quote von fast 80 zu 1 mit sich bringen. Dazu trägt ein sehr bedeutender Faktor bei: Israel hat nur sehr wenig Lebensraum zur Verfügung, vor allem wenn man die Situation mit den weitreichenden Landflächen der arabischen Länder vergleicht, die zusammengenommen etwa 650-mal die Größe des winzigen Israels haben.
Letztendlich ist es so, dass auch nur zwei oder drei atomare Explosionen in Israel das Land völlig zerstören und für viele Generationen unbewohnbar machen würden. Was für eine skrupellose Katastrophe würde das für die Welt bedeuten, wenn man sich den allgemeinen Beitrag dieser Nation zur Weltgemeinschaft auf wissenschaftlicher, technischer, humanitärer und kultureller Ebene vor Augen führt!
Eine Welt ohne Israel ist vielen Menschen heute ein unvorstellbarer Gedanke. Aber genau das haben viele Feinde Israels im Laufe der Geschichte ernsthaft erwogen. Wir brauchen hier nur die Bitte zu lesen, die Asaf, der oberste Musikdirigent von König David, vor etwa 3000 Jahren an Gott gerichtet hat:
„Gott, schweige doch nicht! Gott, bleib nicht so still und ruhig! Denn siehe, deine Feinde toben, und die dich hassen, erheben das Haupt. Sie machen listige Anschläge wider dein Volk und halten Rat wider die, die bei dir sich bergen. Wohlan!, sprechen sie, Lasst uns sie ausrotten, dass sie kein Volk mehr seien und des Namens Israel nicht mehr gedacht werde!“ (Psalm 83,2-5; Hervorhebung durch uns). Die Bibel beschreibt da auf exakte Weise Zustände, die auch auf unsere heutige Welt zutreffen.
Die nachfolgenden Verse beschreiben die Art von Mächten, die sich gegen Israel gewendet haben. Im Lichte der zeitgenössischen Geschichte gesehen, zeigt diese Passage, dass die umgebenden Nationen Israels natürliche Feinde waren: „Denn sie sind miteinander eins geworden und haben einen Bund wider dich gemacht“ (Vers 6).
In den Versen 7 bis 9 werden die antiken Namen der Nachbarstaaten Israels erwähnt. Das Prinzip ist dabei immer noch klar: Israel wird von seinen Nachbarn erheblich unter Druck gesetzt werden. 1956 wurde die kurzlebige Vereinigte Arabische Republik als Zusammenschluss von Ägypten und Syrien gegründet. Steht ein weiterer Zusammenschluss feindseliger muslimischer Länder kurz bevor?
Die vielfachen Lasten des modernen Israels
Der Staat Israel musste sich seit seiner Gründung in einem feindseligen Umfeld behaupten. Die Feindseligkeit gegen Israel drückt sich seit Jahren durch schreckliche Terroranschläge und in letzter Zeit auch durch ein kontinuierliches Bombardement mit Raketen und Mörsergranaten weit in seine südlichen Gebiete hinein aus. Mittlerweile befindet sich dabei auch die Küstenstadt Aschkelon, zwischen dem Gazastreifen und Tel Aviv gelegen, in Reichweite der Raketen.
Die terroristische Vereinigung Hamas hat nun die Kontrolle über Gaza übernommen und ist für den Raketenbeschuss auf Israel verantwortlich. Diese „islamische Widerstandsbewegung“ wurde 1987 gegründet und ist für ihre Selbstmordattentate berüchtigt. Die Charta von Hamas drückt unverblümt aus, dass „es keine Lösung für die Palästinenserfrage gibt, außer durch den Dschihad“ und dass „Israel existiert und weiterhin existieren wird, bis der Islam es auslöscht“. Hamas hat sich eindeutig der Vernichtung des Staates Israel verpflichtet.
Der britische Historiker Martin Gilbert hat eines von Israels Hauptproblemen seit seiner Gründung treffend zusammengefasst: „Die israelische Gesellschaft hatte mit einer Kombination von Belastungen zu kämpfen, die für jede Nation ungewöhnlich sind: die Belastungen einer kontinuierlichen und massiven Immigration; fünf Kriege; die unvorhersehbare Grausamkeit von Terroranschlägen (darunter auch Selbstmordanschlägen); und einem Gefühl der Isolation und der Verletzbarkeit einer kleinen Nation, in der jede Generation geliebte Menschen im Krieg und durch Terror verloren hat.
Israel ist nicht nur eine Nation, die in den ersten drei Jahrzehnten ihrer Existenz von verschworenen Feinden umgeben war, sondern auch eine, die nach einem siegreichen Krieg im Jahre 1967 einen Teil seines eigenen Gebietes mit einem anderen Volk teilen musste“ (Israel: A History, 1999, Seite 21).
Die Nation musste sich auch mit den schrecklichen Erinnerungen an den Holocaust auseinandersetzen. Die israelische Bevölkerung hat sich wohl oft gefragt, welche Talente und Möglichkeiten diese Männer und Frauen und ihre nie geborenen Nachkommen zum nationalen Reichtum und Wohl hätten beitragen können.
Stattdessen fielen sie ohne eigene Schuld den schlimmsten Auswüchsen des Antisemitismus im 20. Jahrhundert zum Opfer. Sechs Millionen Bäume (der „Wald der Märtyrer“) wurden in einer Bewaldung der judäischen Hügel zum Gedenken der Holocaustopfer gepflanzt. Aber die Feindseligkeit gegenüber den Juden geht heute durch einen ebenso giftigen arabischen und muslimischen Hass weiter.
Die verstorbene amerikanische Historikerin Barbara Tuchman schrieb: „Die Araber sind gütige und attraktive Menschen, Fremden gegenüber freundlich und zuvorkommend, voller Würde, Anmut und Humor. Beim Thema Israel reagieren sie aber paranoid. Israel hat keinen Platz auf arabischen Landkarten“ (Practicing History, 1981, Seite 128).
Trotz des Überlebenskampfes, der Israel seit seiner Gründung als Nation im Jahre 1948 aufgezwungen wird, hat das Land auch nationale Vorteile.
Israels nationale Vorteile
Die Geschichte Israels ist keineswegs einseitig. Barbara Tuchman kommt zum Beispiel zu folgender historischer Bewertung: „Trotz all seiner Probleme hat Israel einen beeindruckenden Vorteil – das Gefühl einer Bestimmung: das eigene Überleben. Das Land hat ein Comeback zuwege gebracht. Es hat Verfolgungen überstanden und ein Exil überlebt, um zur einzigen Nation der Welt zu werden, die unter eigener Regierungsgewalt in dem gleichen Staatsgebiet lebt und unter dem gleichen Namen [obwohl Juda hier der zutreffendere Name wäre], mit der gleichen Religion und der gleichen Sprache, die es vor dreitausend Jahren innehatte.
Das Land ist sich der Erfüllung seiner Sendung bewusst. Es weiß, dass es jetzt nicht untergehen darf, dass es durchhalten muss“ (ebenda, Seite 134). Gott hat in der Tat einen großen Plan für die moderne Nation Israel, sogar die Erfüllung von endzeitlichen Bibelprophezeiungen betreffend. Zur Erfüllung biblischer Prophezeiungen musste es wieder eine jüdische Präsenz im Nahen Osten geben.
Martin Gilbert fügt hinzu: „Obwohl es mit vielen Problemen zu kämpfen hat, ist Israel von einem starken Willen beseelt, erfolgreich zu sein und zu wachsen, sein energiegeladenes und erfüllendes tägliches Leben aufrechtzuerhalten und die Kritiker zu erstaunen, welche die externen und selbst verursachten Probleme für unlösbar halten“ (Gilbert, Seite 13).
Die US-Regierung hat Israel während seiner sechzigjährigen Geschichte stets unterstützt. Der frühere amerikanische Bildungsminister William Bennet schrieb: „Wir halten zu Israel, weil Israel ein Leuchtturm für Freiheit und Hoffnung ist – für die Welt im Allgemeinen und noch wichtiger für den Nahen Osten . . . Israel ist dem Versprechen seiner Gründung treu geblieben [im Jahr 1948], einer Gründung, die vielleicht mehr die Gründung Amerikas widerspiegelt als die Gründung irgendeiner anderen Nation“ („Why I Stand With Israel“, Alan Dershowitz, Herausgeber, What Israel Means to Me, 2006, Seite 39).
Einer der Gründerväter Israels, der israelische Premierminister David Ben-Gurion (1886-1973), bezeichnete Israel als „geschätztes Volk“. Welchen Schatz stellt Israel aber dar? Der Bürgerrechtler und ehemalige Knesset-Abgeordnete Shulamit Aloni nannte Israel „einen Schatz [an] Ethik, Wissen, Kultur, Kunst, Wissenschaft, Literatur, Offenheit und dem Zuhören und dem Respekt gegenüber jeder einzelnen Person, ob Mann, Frau oder Kind als in Freiheit geborenen Menschen, nach dem Bild Gottes geschaffen“ (Seite 23).
Israels demografisches Dilemma
Bennet hat klar erklärt: „Wir können niemals die Tatsache vergessen, dass eine Niederlage Israels in seinem Krieg gegen den Terrorismus auch den Verlust seiner Existenz bedeuten wird“ (Seite 41). Es geht hier um sehr viel!
Aber nicht jeder Feind ist ein militärischer. Die ganz einfache Demografie wird bereits zu einer wichtigen Sorge für Israels Führung. Die jüdische Identität innerhalb der Nation ist sogar in Gefahr.
Israel Harel ist der Gründer des Rates der jüdischen Gemeinden in Judäa. Er verfasst auch eine wöchentliche Kolumne für die israelische Zeitung Ha’aretz. Er beschreibt die Bedrohung folgendermaßen:
„Als Erstes gibt es in Israel eine große Minderheit (20 Prozent der Landesbevölkerung, die 30 Prozent der Erstklässler stellt), die arabische Minderheit, die die Identität – und manchmal sogar die Existenz – Israels als eines jüdischen Staates ablehnt. Diese Minderheit empfindet sich als ein Teil des palästinensischen Volkes. Die meisten Araber in Israel identifizieren sich mit ihrem Volk, das einen grausamen und uneingeschränkten Terrorkrieg gegen Israel führt“ („The Image and Significance of Contemporary Zionism“, Jewish Quarterly, Winter 2007, Seite 52).
Mortimer Zuckerman, der Chefredakteur des amerikanischen Nachrichtenmagazins U.S. News and World Report, „erinnert uns daran, dass es [Jassir] Arafat war, der ,Gesamtpalästina‘, das ganz Israel mit einschließt, als einen ,heiligen Waqf‘ bezeichnet hat, d. h ein islamisches Treuhandvermögen, das nicht vergeben werden kann“ („Denial and Hope in the Mideast“, 8. Oktober 2007).
Erfassen wir wirklich die weitreichende Bedeutung dieser gegensätzlichen Gebietsansprüche und ihre wichtigen historischen, gegenwärtigen und zukünftigen Implikationen?
Viele europäische Beobachter möchten den Staat Israel sogar seiner jüdischen Identität beraubt sehen. Die bekannte Londoner Kolumnistin Melanie Phillips schreibt zum Beispiel: „Die [britische] Bevölkerung glaubt nicht länger, dass die Juden einen Anspruch auf das Land Israel haben.“ Phillips meint, dass diejenigen, die diese Sichtweise vertreten, „eines Besseren belehrt werden“ sollen (The Jewish Chronicle, 11. November 2007).
Sie führt dazu aus: „Lange vor dem Holocaust hat die Welt entschieden, dass die Juden in ihr angestammtes Heimatland in Palästina – das aus den Gebieten besteht, die heute Israel, Jordanien, die Westbank und Gaza umfassen – wegen ihres übermächtigen Anspruchs auf das Land zurückgeführt werden sollten. Das beruhte nicht auf der biblischen Verheißung, sondern darauf, dass der jüdische Nationalstaat Jahrhunderte vor der Entstehung des Islams bestanden hat“ (ebenda).
Um seine Sicherheitslage zu verbessern, hat Israel in den letzten Jahrzehnten das Prinzip vertreten, dass die in dem Sechstagekrieg hinzugewonnenen Gebiete gegen Frieden getauscht werden können. Ist das die Lösung zum Nahostproblem?
Land gegen Frieden?
Israels Gründerpioniere wie David Ben-Gurion und Levi Eschkol sind fast ganz von der Bühne abgetreten. Eine neue israelische intellektuelle Generation ist mittlerweile aufgekommen, die anscheinend bereit ist, jeden Kompromiss einzugehen, den sie für das Erreichen von Frieden für notwendig hält. Land für Frieden wurde zum neuen Motto. Man ging sogar so weit, Gaza einseitig aufzugeben. Aber die sogenannte Demokratie in Gaza führte zur Wahl der Hamas, die seitdem einen Raketenhagel auf israelische Bürger im südlichen Grenzgebiet losgelassen hat.
Yossi Klein Halevi, ein leitender Wissenschaftler am „Shalem Center“ in Los Angeles, schrieb in der Los Angeles Times, dass die Intifada von 1987-92 „einen substanziellen Block an Israelis hervorgebracht hat, die, von Schuldgefühlen geplagt, bereit sind, fast jedes Risiko für den Frieden einzugehen“. Das führte zu einer Situation, wo „eine Mehrheit der Israelis früher undenkbare Zugeständnisse in Erwägung gezogen hat, wie die Auflösung jüdischer Siedlungen in der Westbank bzw. in Gaza und eine Neuverteilung der Stadt Jerusalem“ („The End of the ,Guilty Israeli‘ “, 2. März 2008).
Als Folge dieser Stimmung zog sich Israel Ende 2005 aus dem Gazastreifen zurück, den es 1967 im Sechstagekrieg erobert hatte. Das besetzte Gebiet wurde der Palästinensischen Autonomiebehörde übergeben. Doch einige Monate später errang Hamas bei Wahlen in Gaza einen Überraschungssieg und begann einen eingeschränkten Bürgerkrieg gegen die früheren Machthaber der Fatah. Seitdem wurden von Gaza aus naheliegende Gebiete im südlichen Israel regelmäßig mit Raketen und Mörsergranaten beschossen.
Halevi bezeichnet Hamas als eine unnachgiebige Terrororganisation, „deren Theologie zur Zerstörung Israels und zu einem weltweiten Krieg gegen die Juden auffordert und deren Terroranschläge eine geringe Vorerfüllung ihrer völkermörderischen Bestrebungen darstellen . . . Gaza war ein Testfall für einen israelischen Rückzug und das Experiment endete als Katastrophe. Hätten die Bewohner des Gazastreifens zu diesem Zeitpunkt damit begonnen, aus ihrem neuen Gebiet einen friedlichen Staat zu schaffen, hätte die israelische Öffentlichkeit mit großer Wahrscheinlichkeit ernsthafte Verhandlungen über einen Rückzug aus der Westbank unterstützt.“
Man sollte auch bedenken, dass „von biblischen Zeiten bis 1948 die Westbank, die Altstadt von Jerusalem (einschließlich der Westmauer) und Hebron (wo die biblischen Patriarchen begraben sind) immer Teil des Landes Israel war“ (Gush Emunim, „West Bank Versus Judea and Samaria“, Jewish Literacy, 2001, Seite 343).
Das spiegelt die gewöhnliche israelische Sichtweise wider. Die Israelis wissen aber, dass eine von der Hamas geführte Westbank durchaus zu einer Startrampe für Raketenangriffe auf die Stadt Jerusalem und seine Umgebung werden könnte.
Tony Blairs ernüchternde Bilanz
Letzten Sommer wurde der frühere britische Premierminister Tony Blair zum Sondergesandten des „Nahost-Quartetts“ (Uno, EU, USA und Russland) ernannt. Indem er mehr Zeit als jemals zuvor in der Region verbrachte, konnte er ein wesentlich besseres Verständnis für die hartnäckigen regionalen Probleme entwickeln.
Er sagte: „Ich verstehe die hiesigen Probleme jetzt besser, als ich sie verstanden habe, als ich noch Premierminister war. Ich würde zögern, die Westbank nach dem Albtraum, den Israel seit seinem Rückzug aus Gaza erlebt hat, den Palästinensern zu überlassen.“
Die Formel „Land für Frieden“, die die Grundlage für die bisherigen arabisch-israelischen Friedensgespräche bildete, hat sich durch das Debakel mit Gaza als Fehlschlag erwiesen. Blair gesteht nun ein, dass „der Charakter des palästinensischen Staates“ einen entscheidenden Faktor für den Frieden darstellt. „Es wird keinen palästinensischen Staat geben, es sein denn, er wird auf schlüssige Weise regiert und verwaltet“ (zitiert von Mortimer Zuckerman, „The Elusive Mideast Peace“, U.S. News and World Report, 17. Januar 2008).
Starke Worte aus dem Mund eines ehemaligen britischen Premierministers angesichts der allgemeinen Vorliebe Großbritanniens für die arabische Welt.
Die größte Bedrohung der langfristigen Existenz Israels
Was bereitet der israelischen Regierung, ungeachtet der gegenwärtigen Gefahren, die durch Hamas in Gaza oder die Hisbollah im Libanon, die Palästinenser oder sogar Syrien drohen, die meisten Sorgen?
Die gefährlichste vorhersehbare Bedrohung sind die iranischen Atompläne und der oft ausgesprochene Wunsch, Israel auszulöschen. Mitte Februar hat sich der israelische Premierminister Ehud Olmert mit der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel zu bilateralen Gesprächen in Berlin getroffen. Laut der International Herald Tribune sagte er, dass „Iran weiterhin Atomwaffen anstreben würde“. Olmert forderte zu „größeren internationalen Anstrengungen auf, Teheran von einem entsprechenden Erfolg abzuhalten“. Er deutete an, dass „Israel sich ,sicher‘ sei, dass die Iraner mit einer ,ernsthaften‘ und ,geheimen‘ Operation versuchen, eine [atomare] Kapazität zu entwickeln“ (3. Februar 2008).
Mehrere Journalisten haben bereits erhebliche Zweifel an der Gültigkeit der amerikanischen „National Intelligence Estimate“ angemeldet, die vor einigen Monaten zu folgendem Schluss kam: „Wir kommen mit hoher Zuversicht zu dem Urteil, dass Teheran sein Atomwaffenprogramm im Herbst 2003 eingestellt hat.“
Obwohl der UN-Sicherheitsrat vor Kurzem mit vierzehn zu null Stimmen einer Resolution mit weiteren Sanktionen gegen Iran zugestimmt hat, neigen erfahrene Beobachter zu der Einschätzung, dass Iran bei den neuen Maßnahmen wieder einmal mit einem blauen Auge davongekommen ist.
Dazu The Wall Street Journal: „In der Zwischenzeit missachtet der Iran weiterhin die Hauptforderung des Sicherheitsrates, sein Urananreicherungsprogramm auszusetzen. Die Produktion von ausreichenden Mengen an spaltbarem Material ist eine der drei Schlüsselkomponenten in einem nuklearen Waffenprogramm, eine Tatsache, der in der ,U.S. National Intelligence Estimate‘ [NIE] vom Dezember, in der behauptet wird, Iran hätte sein Atomwaffenprogramm im Herbst 2003 eingestellt, nur die Wichtigkeit einer Fußnote zugemessen wurde.
Auch das fortlaufende ballistische Raketenprogramm, die zweite Schlüsselkomponente, wurde in der NIE nicht erwähnt. Stattdessen besteht die Kernbehauptung darin, dass Iran die Arbeit an einem Waffenprogramm eingestellt hätte, was laut aller Experten der am wenigsten anspruchsvolle Teil eines Atomwaffenprogramms ist“ („Irresolution on Iran“, 10. März 2008).
Interessanterweise hat Tony Blair den Iran von heute mit den aufkommenden faschistischen Mächten der 1930er Jahre verglichen. Aufgrund der räumlichen Nähe ist die iranische Bedrohung für die Israelis viel größer als für Amerika oder Großbritannien.
Eine neue Runde tödlicher Kriege ist im Kommen
Unser Bild von Israels Zwickmühle wäre ohne die Vorhersagen der Bibel nicht vollständig. Es ist unmöglich, das Land Israel von der Bibel zu trennen. Sogar ungläubige weltliche Juden verlassen sich auf die hebräische Bibel, wenn es darum geht, ihre historischen und geografischen Ansprüche zu formulieren.
Sowohl die Bibel als auch die weltliche Geschichte zeigen, dass das Land Israel (vor allem Jerusalem) zu den am meisten umstrittenen Gebieten auf dem Planeten Erde zählt. Die Stadt selbst ist im Laufe ihrer aufgezeichneten Geschichte mehr als zwanzig Mal feindlichen Truppen in die Hände gefallen. Seit der Gründung Israels im Jahre 1948 war jedoch kein Eindringling erfolgreich.
Die biblischen Prophezeiungen, die der Endzeit gewidmet sind, machen deutlich, dass es eine jüdische Präsenz im Heiligen Land – besonders in Jerusalem – geben wird. Der Prophet Sacharja sagte beispielsweise voraus, dass Jerusalem kurz vor dem zweiten Kommen Jesu Christi der Mittelpunkt eines globalen Konflikts sein wird: „Siehe, es kommt ein Tag für den Herrn, an dem man in deiner Mitte verteilt, was man bei dir erbeutet hat. Denn ich versammle alle Völker zum Krieg gegen Jerusalem“ (Sacharja 14,1-2; Einheitsübersetzung).
Diese prophezeiten Ereignisse könnten ohne die physische Präsenz des Stammes Juda (heute Israel genannt) im Heiligen Land nicht stattfinden. Die Präsenz der Juden in diesem Gebiet – besonders in Jersusalem – ist Anlass zu dauerhaften internationalen Spannungen und Unruhen. Das ist eine zutreffende Beschreibung der Lage in dieser Region seit der Staatsgründung Israels vor 60 Jahren.
Jerusalem wird erneut der Schauplatz schrecklicher Unruhen sein. Sacharja fährt in Vers 2 fort: „Die Stadt wird erobert, die Häuser werden geplündert, die Frauen geschändet. Die Hälfte der Stadt zieht in die Verbannung; aber der Rest des Volkes wird nicht aus der Stadt vertrieben“ (Einheitsübersetzung).
Obwohl Israel die Stadt im 1967er Sechstagekrieg vereint hat, sagt uns die biblische Prophezeiung, dass eine gewaltsame Teilung Jerusalems bevorsteht. Diese Stadt ist dazu bestimmt, im Mittelpunkt der Ereignisse am Ende dieses Zeitalters zu stehen – die Bühne für Harmagedon und die Wiederkehr Jesu.
Und Jesus Christus wird in der Tat persönlich und direkt eingreifen: „Doch dann wird der Herr hinausziehen und gegen diese Völker Krieg führen . . . Seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der im Osten gegenüber von Jerusalem liegt . . . Dann wird der Herr, mein Gott, kommen und alle Heiligen mit ihm“ (Verse 3-5; Einheitsübersetzung).
Sacharja 14, Vers 12 und Offenbarung 19, Verse 17-18 und 21 beschreiben das Ende jener Armeen, die sich gegen Jerusalem versammelt haben und gegen den Messias, Jesus Christus, bei seiner Rückkehr kämpfen werden. Sie werden ihm nicht standhalten können, wenn Christus eingreift, um nicht nur Israel, sondern die gesamte menschliche Rasse vor der Vernichtung zu retten.
Jerusalem: Die zukünftige Hauptstadt der Welt
Andere Prophezeiungen lassen uns wissen, dass Jerusalem nach diesen Turbulenzen ein Friedenszentrum für alle Nationen auf Erden sein wird. Sacharja fügt hinzu: „So spricht der Herr: Ich kehre wieder auf den Zion zurück [gemeint ist das zweite Kommen Jesu Christi] und will zu Jerusalem wohnen, dass Jerusalem eine Stadt der Treue heißen soll und der Berg des Herrn Zebaoth ein heiliger Berg“ (Sacharja 8,3; vgl. auch Jeremia 3,17).
Der jüdische Prophet Jeremia hat Folgendes vorausgesagt: „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David einen gerechten Spross [der Messias, Jesus Christus] erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird“ (Jeremia 23,5).
Nationen werden selbst aus weit entfernten Gebieten Vertreter nach Jerusalem entsenden, um Gottes Wege zu erlernen und sie dann ihren Völkern mitzuteilen. Wie wir in Jesaja 2, Vers 2 nachlesen können: „Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des Herrn Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben, und alle Heiden werden herzulaufen.“
In der biblischen Prophetie beziehen sich „Berge“ und „Hügel“ oft auf Regierungen und Nationen. Hier wird uns gesagt, dass die Regierung Jesu Christi, die in Jerusalem errichtet werden wird, über alle Nationen auf Erden herrschen wird.
Jesaja fährt dann fort und beschreibt eine Welt, die von dem wundervollen Wissen über Gottes Lebensweise verwandelt sein wird: „Viele Völker werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns auf den Berg des Herrn gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Steigen! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des Herrn Wort von Jerusalem“ (Vers 3).
Unter Jesu Christi Herrschaft als Friedensfürst werden alle Kriege, Waffen und sogar Militärakademien abgeschafft werden (Vers 4). Alle Völker werden von Jerusalem in Frieden und mit Gerechtigkeit regiert werden.
Leider sind diese sicheren biblischen Prophezeiungen weit von der Realität der heutigen Zustände im Heiligen Land entfernt – einer Region, die von Gewalt, Korruption, Gewaltherrschaft und blutigem, wahllosem Terrorismus geplagt wird. Aber diese Prophezeiungen über die Friedensherrschaft Jesu Christi versichern uns: „Es sollen hinfort wieder sitzen auf den Plätzen Jerusalems alte Männer und Frauen, jeder mit seinem Stock in der Hand vor hohem Alter, und die Plätze der Stadt sollen voll sein von Knaben und Mädchen, die dort spielen“ (Sacharja 8,4-5).
Die Bibel beschreibt eine herrliche Zukunft, mit einem friedlichen Leben in diesem so lange geplagten Land. Wenn Christus auf Erden herrscht, werden alle in Sicherheit leben. Jeremia 23, Vers 6 verheißt: „Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen.“ Möge Gott das Kommen jener Tage beschleunigen!
Der Staat Israel: klein aber bedeutend
Touristen, die Israel besuchen, sind manchmal erstaunt darüber, wie klein das Land ist. Mark Twain schrieb 1869 nach seinem Besuch im Heiligen Land: „Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein so kleines Land eine solch große Geschichte haben kann“ (The Innocents Abroad, 1984, Seite 385). Eine beträchtliche Zahl an Touristen setzt normalerweise Größe mit Bedeutung gleich.
Mit seinen knapp 21 000 Quadratkilometern ist der Staat Israel etwa gleich groß wie das Bundesland Hessen. Wie kann ein Land so dominant in den Weltnachrichten sein, aber so unbedeutend auf der Weltkarte aussehen?
Die Antwort liegt letztendlich in Israels geistigem, historischem und literarischem Vermächtnis. Wie es der bekannte israelische Autor Amos Elon ausdrückte: „Noch außergewöhnlicher ist der Umstand, dass die [hebräische] Bibel, wie sie in Jerusalem verfasst wurde, ungleich jedem anderen Buch anderer antiker Völker, nicht die Literatur einer Großmacht oder regionalen Macht oder auch nur einer herrschenden Elite darstellte, sondern die Literatur eines [im Vergleich dazu] unbedeutenden, entfernten Volkes“ (Jerusalem: City of Mirrors, 1991, Seite 19).
Das Neue Testament selbst spricht diesen übergroßen historischen Beitrag zur Menschheit an. Der Apostel Paulus fragte: „Was ist nun der Vorzug der Juden . . .? Er ist groß in jeder Hinsicht. Vor allem: Ihnen sind die Worte Gottes anvertraut“ (Römer 3,1-2; Einheitsübersetzung). Der Begriff „Worte“ ist hier eine Übersetzung des griechischen logion, was „Worte“ oder „Reden“ bedeutet, was dann das gesamte Alte Testament umfasst.
Ein großer Teil des Neuen Testaments wurde ebenfalls im Heiligen Land verfasst oder beschreibt dortige Ereignisse. Damit stellt das Heilige Land den geografischen Ort dar, aus dem die Bibel entstanden ist. Israel ist wahrhaftig das Land „des Buches“; von den Völkern bewohnt, die Gott dazu benutzt hat, unter seiner Inspiration die hebräische Bibel zu verfassen und zu bewahren. Zudem wurden hier die Schriftrollen vom Toten Meer gefunden, die das Alte Testament bestätigen.
Sind alle Israeliten Juden?
Heute identifiziert jeder den Namen Israel mit den Juden. Die meisten Menschen gehen davon aus, dass das jüdische Volk die einzigen verbleibenden Nachkommen der alten Nation Israel darstellt. Diese Annahme ist jedoch unzutreffend.
Technisch gesehen sind die Juden im Prinzip die Nachkommen zweier israelitischer Stämme, Juda und Benjamin, mit einem wesentlichen Teil eines dritten, des priesterlichen Stammes Levi.
Den meisten Menschen ist nicht bekannt, dass die anderen zehn Stämme des alten Israels nie Juden genannt wurden. Diese nördlichen Stämme Israels sind historisch von den Juden zu unterscheiden und lebten zwei Jahrhunderte politisch getrennt von ihren Brüdern im Süden. Die Juden stellten das Königreich Juda dar, von dem sich der Begriff Juden ableitet.
Diese nördliche Stammesvereinigung, das Königreich oder Haus Israel, war zu der Zeit, als das Wort „Juden“ im biblischen Bericht erscheint, bereits zu einer unabhängigen Nation geworden, getrennt von dem Haus Juda. Das erste Mal, als der Begriff „Juden“ in manchen deutschen Bibelübersetzungen auftaucht, befand sich Israel in einem Krieg mit den Juden (siehe 2. Könige 16, Verse 5-6; Elberfelder Bibel).
Sind alle Israeliten Juden? Nein. Juden – die Bürger und Nachkommen des Königreichs Juda – sind in der Tat Israeliten, aber nicht alle Israeliten sind Juden. Da alle zwölf Stämme, die Juden eingeschlossen, Nachkommen ihres Vaters Israel (Jakob) sind, können wir den Begriff Israeliten auf all diese Stämme anwenden. Der Begriff „Juden“ trifft nur auf das Volk zu, das das Königreich Juda und seine Nachkommen umfasste.
Unsere kostenlose Broschüre Krisenherd Nahost: Was sagt die Bibel über seine Zukunft? befasst sich mit der Identität der zehn Stämme Israels, die keine Juden sind.
Antisemitismus richtet sich jetzt gegen den Staat Israel
Der britische Chefrabbiner Sir Jonathan Sacks hat die Welt vor Kurzem auf eine neue Form von Antisemitismus aufmerksam gemacht. In einem Vortrag in London warnte er: „Antisemiten haben schon unsere Religion und unsere Rasse angegriffen. Jetzt verfolgen sie die jüdische Nation.“
Mit anderen Worten ist eine neue Mutation des Antisemitismus entstanden. Wie Sacks ausführt: „Anders als seine Vorläufer konzentriert sich dieser neue Antisemitismus nicht auf das Judentum als Religion oder die Juden als Rasse, sondern auf die Juden als Nation“ („We Face a New Kind of Hatred“, The Jewish Chronicle, 16. November 2007, Seite 30).
Das jüdische Volk ist anscheinend die einzige ethnische Gruppe, die kein Anrecht auf einen eigenen Staat hat. Mit einem Verweis auf ein Zitat des israelischen Historikers Amos Oz schrieb Sacks: „In den 1930er Jahren erklärten die Antisemiten ,Die Juden nach Palästina!‘. Heute rufen sie ,Juden raus aus Palästina!‘ . . . Sie wollen uns dort nicht haben; sie wollen uns hier nicht haben; sie wollen eben nicht, dass wir existieren“ (ebenda).