In seiner Offenbarung an den Apostel Johannes ergänzte Jesus seine Bergpredigt mit sieben weiteren „Seligpreisungen“, die für den christlichen Wandel wichtig sind.
Von Robin Webber
Einst fragte ein eifriger junger Mann Gott: „Wie sind eine Million Jahre für dich?“ Gott antwortete geduldig: „Mein Sohn, mir sind sie wie eine Sekunde.“ Der junge Mann hakte nach: „Und wie sind eine Million Euro für dich?“ Wieder antwortete Gott: „Mir sind eine Million Euro wie ein Cent.“
Der junge Mann kombinierte schnell und stellte seine letzte Frage: „Gott, kannst du mir nur einen Cent geben?“ „Ja, mein Sohn, aber erst musst du eine Sekunde warten“, erwiderte Gott lächelnd.
Sind wir im übertragenen Sinn wie der junge Mann in der Anekdote? Manche, die Jesu Aufforderung „Folgt mir nach!“ beherzigen, möchten gleich einen „Cent“ an Erkenntnis von Gott in Bezug auf das Reich Gottes erhalten. Wie der junge Mann müssen wir uns aber in Geduld üben, wenn wir ein volles Maß an Erkenntnis haben wollen.
Wir neigen dazu, alles sofort haben zu wollen! In seiner großen Weisheit lässt Gott aber etwas Besonderes in uns entstehen – seine Liebe und Geduld und denselben Glauben, den Jesus als Mensch auf dieser Erde hatte. Das gewünschte Resultat erfordert also Zeit.
Viele von uns kennen die Seligpreisungen in Jesu Bergpredigt (Matthäus 5,1-11). Es sind die Feststellungen, die mit „Selig sind“ beginnen, wie z. B. „Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen“ (Vers 8). Mit den Seligpreisungen setzte Jesus hohe charakterliche Maßstäbe für alle, die ihre Berufung annehmen, wies aber auch zugleich auf den Segen hin, der mit gerechtem Charakter einhergeht. Sinngemäß sagte Jesus seinen Nachfolgern: „Selig seid ihr, wenn ihr so lebt.“
Er wusste, dass seine Jünger gegen geistliche Trägheit würden ankämpfen müssen, weil ihnen seine verheißene Wiederkehr noch als sehr weit weg erschien. Ca. 60 Jahre nachdem er seine Bergpredigt hielt, gab der auferstandene Jesus Christus den Gläubigen zusätzliche Seligpreisungen, die wir in der Offenbarung finden. Damit wollte er sie ermutigen, dass sich ihre Ausdauer letztendlich lohnen würde.
Viele Bibelleser kennen das letzte Buch der Bibel mit seinem Umriss prophetischer Ereignisse: sieben Siegel, sieben Trompeten und die letzten sieben Plagen. Wussten Sie aber, dass Jesu sieben letzte Seligpreisungen, die wir in unserem christlichen Wandel beherzigen sollen, auch in der Offenbarung enthalten sind?
Sieben herausfordernde Juwelen der Ermutigung
Jesus wusste bereits vor der Gründung seiner Kirche, dass seine Nachfolger im Verlauf der Jahrhunderte Wegweiser der Ermutigung für ihren Weg mit Gott brauchen würden. Jesu Jünger erleben in dieser Welt ein gefährliches Minenfeld der tagtäglichen menschlichen Natur, des Potenzials der Verführung durch Irrlehrer und der Gefahren des Weltgeschehens mit Kriegen, Hungersnöten, Seuchen und Naturkatastrophen. Vor diesem Hintergrund finden wir in dem Buch, das Gottes Offenbarung an die Menschen abschließt, sieben Juwelen der Ermutigung, die Jesus mit einer Ermahnung hinsichtlich unserer Verantwortung versehen hat.
Viele Bibelkommentatoren halten die Zahl Sieben für ein Sinnbild der Vollständigkeit bzw. der Vollendung. Jesu sieben letzte Seligpreisungen dürfen wir deshalb als Hinweis auf die notwendige Vollendung unseres Charakters sehen, damit wir uns auf den Tag unserer endgültigen Erlösung und Belohnung freuen können.
1. „Selig ist, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was darin geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe“ (Offenbarung 1,3).
Die Bibel zu lesen oder sie von jemand vorgelesen zu bekommen ist etwas ganz anderes als die Verinnerlichung ihres Inhalts, der dann als Kompass zur Bestimmung unserer Lebensausrichtung dient. „Was darin geschrieben ist“ handelt von der bevorstehenden Wiederkehr Jesu Christi und dem Etablieren von Gottes Reich auf der Erde. Wer das weiß und fest daran glaubt, wird sich Gott nähern und sein Leben im Einklang mit göttlichen Prinzipien führen.
Als das Buch der Offenbarung niedergeschrieben wurde, verfolgte der römische Kaiser Domitian die Gemeinde. Für diejenigen, die dieser Verfolgung ausgesetzt waren, war die Zeit in der Tat nahe! Aber ganz gleich in welchem Zeitalter Christen leben, sind sie nur einen Atemzug von Gottes ewigem Reich entfernt. Gott gewährt den heute Berufenen einen Vorsprung beim Lauf ins Reich Gottes, der aber nur dann fruchtet, wenn wir die kostbare Wahrheit, die er uns offenbart hat, beherzigen und danach leben.
2. „Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an. Ja, spricht der Geist, sie sollen ruhen von ihrer Mühsal; denn ihre Werke folgen ihnen nach“ (Offenbarung 14,13).
Ein wesentlicher Aspekt unserer Berufung ist die Erkenntnis, dass dieses physische Leben kein Zweck an sich ist. Christen akzeptieren den Tod als Sinnbild, denn bei der Taufe sind sie der Sünde gestorben (Römer 8,11).
Christen verstehen, dass die Nachfolger Christi ihr ewiges Leben finden werden, wenn sie ihr physisches Leben verlieren (Matthäus 10,39). Sie wissen, dass manche Christen den Tod buchstäblich als Märtyrer Christi erlitten und damit in den Fußstapfen Jesu nachfolgten. Wir haben die Verheißung Gottes, dass er unsere Treue nicht vergessen wird.
Die Pharaonen Ägyptens versuchten vergeblich, ihre irdischen Besitztümer ins nächste Leben mitzunehmen. Die Wahrheit ist, dass Gott uns, wenn wir sozusagen unsere Welt aufgeben und uns zur Nachfolge Jesu verpflichten, einen unvorstellbar reichen und bedeutungsvollen Schatz in der kommenden Welt bereithält – viel mehr als all das, was wir jemals an Besitz in diesem Leben anhäufen könnten!
Er bezeichnete sich selbst als „die Auferstehung und das Leben“ (Johannes 11,25). Er offenbart uns, dass Leben und Tod nicht unzertrennliche Gegensätze sind, sondern ihm unterstellt sind. Er sagt uns, dass er uns für unsere Treue belohnen wird, und zwar jenseits dieses Lebens durch eine Auferstehung zu einem neuen Leben.
3. „Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig ist, der da wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt gehe und man seine Blöße sehe“ (Offenbarung 16,15).
Wir sollen auch verstehen, dass Christus niemals gesagt hat, dass das Ende bereits hier ist, sondern dass es nahe ist. In allen Generationen seit der Gründung der Kirche Jesu vor fast 2000 Jahren sehnten Christen das Ende dieses Zeitalters herbei. Die meisten erwarteten wohl die Wiederkehr Jesu zu ihrer Lebzeit. Sie beteten inbrünstig dafür. Doch Jesus sagte selbst, dass nur sein Vater den Tag und die Stunde weiß. Es wird wie bei einem Dieb sein, der mitten in der Nacht in ein Haus einbricht (Matthäus 24,42-44).
Wir sollen schon wachen – schließlich gab uns Jesus viele prophetische Hinweise auf sein Kommen. Noch wichtiger aber als das Verfolgen prophetischer Zeichen ist die Wachsamkeit hinsichtlich unseres christlichen Charakters. Wenn unsere Gedanken und Taten nicht göttliche Werte reflektieren, wird uns die Analyse des Weltgeschehens im Hinblick auf das Herannahen der Wiederkehr Jesu nichts nützen. Ebenso werden uns unsere Bemühungen um die Verbreitung des Evangeliums vom Reich Gottes nicht angerechnet, wenn wir die ersten Seligpreisungen Jesu in Matthäus 5 in unserer persönlichen Lebensführung nicht beherzigen.
4. „Und er sprach zu mir: Schreibe: Selig sind, die zum Hochzeitsmahl des Lammes berufen sind. Und er sprach zu mir: Dies sind wahrhaftige Worte Gottes“ (Offenbarung 19,9).
Gott hat nie gesagt, dass der christliche Weg einfach ist. Er hat aber gesagt, dass er sich lohnen wird. Die Bibel vergleicht Jesu zweites Kommen mit einem Hochzeitsfest. In der Antike war ein solches Fest ein Höhepunkt des dörflichen Lebens und konnte mehrere Tage dauern. Man freute sich darauf, bereitete es bis ins Detail vor und genoss es in reicher Fülle.
Gottes Einladung an uns – unsere Berufung – bedarf auch der Planung bzw. Überlegung. Jesus nannte es das Überschlagen der Kosten (Lukas 14,26). In 2. Korinther 11, Vers 2 schrieb der Apostel Paulus: „Ich habe euch verlobt mit einem einzigen Mann, damit ich Christus eine reine Jungfrau zuführte.“ Bei der Auferstehung zur Zeit der Wiederkehr Jesu wird er diese Beziehung ewig zementieren, indem wir in das Reich Gottes eingehen und das ewige Leben erhalten. Unsere Freude wird dann unbeschreiblich sein, eine Zeit zum Feiern!
5. „Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung. Über diese hat der zweite Tod keine Macht; sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre“ (Offenbarung 20,6).
Als diese Worte niedergeschrieben wurden, erlitten viele Christen den Märtyrertod durch Domitians Verfolgung. In den Jahrhunderten danach wurden noch mehr Christen hingerichtet. Auch in der Endzeit werden manche als Märtyrer sterben (Offenbarung 6,9-11).
Dem Tod dieser Christen stellt Jesus in dieser Verheißung eine wunderbare Zukunft gegenüber. Auf das schmerzvolle Ende ihres physischen Lebens werden eintausend Jahre der Herrschaft mit Christus auf der Erde folgen, die in ein physisches Paradies verwandelt wird. Darüber hinaus werden sie in aller Ewigkeit leben, denn der zweite Tod hat keine Macht über sie. Wie Paulus schrieb, lässt sich unser Leiden in diesem Leben mit der Herrlichkeit, die wir in der kommenden Welt erleben werden, nicht vergleichen (Römer 8,18)!
6. „Siehe, ich komme bald. Selig ist, der die Worte der Weissagung in diesem Buch bewahrt“ (Offenbarung 22,7).
Diese Seligpreisung spiegelt die erste zu Beginn der Offenbarung wider. Bemerkenswert an dieser Seligpreisung ist aber, dass Jesus sie als gedanklichen Einschub gibt. Jesus unterbricht seine Offenbarung an Johannes, um etwas Besonderes zu betonen. Auch wenn die verheißene Wiederkehr Jesu sich manchmal lange hinzuziehen scheint, läuft Gottes Eingreifen genau nach Plan ab.
Zum Schluss der Offenbarung erkennen wir, dass nichts das Vorhaben Gottes aufhalten kann – sei es der Tod, falsche Propheten, die Reiche der Menschen, Satan oder selbst die Zeit. Deshalb werden Jesu Nachfolger „die Worte der Weissagung in diesem Buch“ bewahren wollen. Gott besitzt die Zeit und agiert immer im Jetzt und Heute. Das sollen Jesu Nachfolger erkennen. Jetzt ist die Zeit, um sich Jesus hinzugeben. Jetzt ist die Zeit, um unseren Nächsten wie uns selbst zu lieben! Jetzt ist die Zeit – nicht morgen –, um sich auf die Ewigkeit vorzubereiten!
7. „Selig sind, die ihre Kleider waschen, dass sie teilhaben an dem Baum des Lebens und zu den Toren hineingehen in die Stadt“ (Offenbarung 22,14).
Zum Schluss der Heiligen Schrift schließt sich der Kreis zu deren Anfang im Garten Eden in 1. Mose 1, Kapitel 1-3. Gott hat eine großartige Zukunft für uns vorgesehen, die jedoch davon abhängt, dass wir uns von der richtigen Quelle ernähren. Der Baum des Lebens ist diese Quelle, mit Gottes Geboten als Grundlage einer gerechten Lebensführung. Wir entscheiden uns bewusst für diesen Baum, anstatt dem Beispiel von Adam und Eva – dem Beispiel der Selbstbestimmung – zu folgen. Ihr Weg orientierte sich an den trügerischen Schätzen dieses Lebens, die, wie bei den Pharaonen von einst, uns nur bis zum Grab begleiten.
Wie viele erlagen bereits der Versuchung, Schätze für dieses Leben zu sammeln, anstatt auf den „Cent“ zu warten, den Gott uns später schenken will?
Wollen wir unseren Schatz jetzt oder später?
Die Anekdote zu Beginn dieses Beitrags ist natürlich erfunden, aber ich hoffe, dass sie Ihr Interesse geweckt hat. Im Gegensatz dazu ist die nachfolgende Ermahnung Jesu Christi nicht erfunden, sondern seine ernste Ermahnung an alle, die seiner Aufforderung „Folgt mir nach!“ nachkommen wollen.
„Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen und wo die Diebe einbrechen und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe nicht einbrechen und stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz“ (Matthäus 6,19-21).
Was wollen wir? Ein Schatz in diesem Leben oder ein Schatz für die Ewigkeit? Mögen wir die Frage im Sinne Gottes beantworten!