Von der Redaktion
In unserer Leserpost finden wir ab und zu die Frage, warum unsere Zeitschrift Gute Nachrichten heißt, wenn wir gelegentlich die negativen Trends und Meldungen unserer Gesellschaft behandeln. Oder anders gefragt: Ist unsere Lieblingsfarbe denn schwarz?
Die Frage ist berechtigt. Wir meinen jedoch, daß man die heutige Welt nicht einfach durch eine rosarote Brille sehen und so die Probleme unserer Zeit ignorieren kann. Wer Probleme lösen will, muß als erstes deren Existenz anerkennen.
In diesem Zusammenhang war das Beispiel der Teilnehmer beim Millenniumsgipfel der Vereinten Nationen interessant. Der Gipfel, der Anfang September in New York stattfand, ist Gegenstand unseres Leitartikels. Die Anwesenden trugen keine Scheuklappen; sie gaben die bittere Armut in den Entwicklungsländern, die für die Mehrheit der dort lebenden Menschen mangelnden Bildungsmöglichkeiten, die unzureichende medizinische Versorgung und mehr offen zu und beschlossen mit konkreten Zielvorgaben eine Verbesserung in diesen Bereichen. Diese Ziele sind positiv und lobenswert; werden sie umgesetzt, wird etlichen Menschen geholfen.
Andererseits fragten viele Beobachter, ob die UNO überhaupt in der Lage ist, die gesteckten Ziele zu erreichen. Wir stimmen mit Vorbehalt den vielen Staatsmännern der letzten Jahre zu, die die Schaffung einer Weltregierung für notwendig halten, um eine bessere Welt herbeiführen zu können. Die UNO ist freilich keine Weltregierung; sie hat ab und zu Mühe, den Jahresbeitrag ihres mit großem Abstand reichsten Mitglieds zu verbuchen und so die Fortsetzung ihrer Arbeit zu sichern.
Die vorgeschlagene Weltregierung allein wäre aber nicht die vollständige Lösung unserer Probleme. Probleme zu erkennen ist eine Sache, deren wahre Ursache zu erkennen und diese dann zu beheben eine ganz andere. Das Erkennen der Probleme und der gute Wille allein reichen nicht aus; es fehlt uns an dem notwendigen Durchsetzungsvermögen. Dabei denken wir fast unwillkürlich an ein Wort des biblischen Apostels Paulus: „Wollen habe ich wohl; aber das Gute vollbringen kann ich nicht.“
Als krasses Beispiel für dieses Unvermögen weisen wir auf die neuesten Unruhen zwischen israelischen Truppen und Palästinensern in dem Palästinensischen Autonomiegebiet hin. Die Unruhen brachen nur wenige Tage nach dem Ende des Millenniumsgipfels aus, an dem der Vorsitzende der Autonomiebehörde, Yassir Arafat, und der israelische Ministerpräsident, Ehud Barak, teilnahmen. Übrigens gehört der Gaza-Streifen zu den ärmsten Gebieten des Nahen Ostens; eine Umsetzung der Gipfelziele dort hätte bestimmt hohe Priorität.
Mit der Zeitschrift Gute Nachrichten weisen wir auf die Überzeugung der ersten Christen hin, die an eine zukünftige Weltregierung und auch an die Lebensweise, die diese Weltregierung lehren wird, glaubten. Diese Lebensweise kann man heute schon erleben. Sie schließt eine Veränderung unserer Gesinnung mit ein, damit wir das wahre Christentum des Neuen Testamentes, das nach Meinung des dänischen Philosophen Soren Kierkegaard heute nicht mehr existiert, mit Erfolg praktizieren und so den inneren Frieden erleben können, der für unsere Welt so wichtig wäre. Diese Art Problemlösung läßt uns die Zukunft alles andere als schwarz sehen.