Ist das Neue Testament die größte Vertuschung der Geschichte? Diesen Eindruck bekommt man, wenn man Bücher wie „Sakrileg“ liest. Wie zuverlässig ist der Bericht des Neuen Testaments?
Von John Ross Schroeder
Der Bestseller Sakrileg, mittlerweile auch auf der großen Leinwand verfilmt, und ähnliche Werke haben viele Fragen über die frühe Kirche aufgeworfen.
Die Religionsprofessorin Elaine Pagels von der Elite-Universität Princeton fasste das durch Sakrileg erweckte Interesse an der Glaubwürdigkeit der Kirchengeschichte wie folgt zusammen: „Was ich daran [Sakrileg] so interessant finde, ist, dass der Autor eine sehr wichtige Frage aufwirft. Wenn die Führer der Kirche einen solchen großen Teil der frühen christlichen Geschichte unterdrückt haben, was wurde uns dann sonst noch vorenthalten? ... Ich glaube, dass das eine wirklich wichtige Frage ist, denn die Antwort darauf ist von großer Bedeutung“ („Secrets of the Da Vinci Code“, U.S. News and World Report, Sonderausgabe 2006, Seite 36).
Den Anfang der Kirchengeschichte finden wir im Neuen Testament. Wenn die wahre Kirchengeschichte unterdrückt wurde – so die Meinung einiger –, wie zuverlässig ist dann das Neue Testament selbst?
Warum sprach Sakrileg so viele Menschen an?
Warum haben Leser und Filmbesucher diese erfundene Geschichte so ernst genommen, als handle es sich um einen Tatsachenbericht? Warum haben das Buch und der Film so viel Aufmerksamkeit erregt und so viele Menschen in ihren Bann gezogen? Ja, das Buch ist gut und spannend geschrieben und der Hauptdarsteller des Films ist der Hollywoodstar Tom Hanks. Gibt es aber im Hintergrund noch etwas weitaus Wichtigeres als diese offensichtlichen Gründe?
Melanie Phillips, die für die britische Daily Mail schreibt, entdeckte bei Sakrileg etwas, das uns alle angeht. Während die erfundene Geschichte ihren Lauf nimmt und das Rätsel gelöst wird, nutzt das Buch geschickt ein Bedürfnis, das alle Menschen haben: Wir wollen den wahren Sinn unseres Lebens entdecken. Wie Frau Phillips es ausdrückt: „Es gibt in der westlichen Welt einen tiefen geistlichen Hunger, welcher aus verschiedenen Gründen von der Kirche nicht mehr gestillt wird.“
Während die Jahre so dahinrauschen und wir in einem endlosen Kreislauf unsere tägliche Routine durchlaufen und Pflichten erfüllen, ist es nur natürlich, dass wir uns irgendwann die Frage stellen, ob es irgendeinen echten Sinn im Leben gibt. Frau Phillips fährt fort: „Diese Suche nach Sinn sorgt für den immer wiederkehrenden, weitverbreiteten Wunsch, zu wissen, ob die Bibel wahr ist oder nicht.“
Das Problem ist nur, dass so viele Menschen niemals die Gelegenheit zu finden scheinen, die Bibel selbst zu lesen bzw. zu studieren. Stattdessen vertrauen sie darauf, was Filme, Bücher, Gelehrte, Politiker oder sonstige vermeintliche Experten über die Bibel zu sagen haben. Oft haben die angeblichen Experten diese aber nie studiert oder selbst gelesen. Wir sollten deshalb diese Aufgabe, die für uns von höchster Wichtigkeit ist, niemals einfach anderen überlassen (vgl. dazu Apostelgeschichte 17,11)!
Warum nehmen Sie also nicht einfach Ihre alte Bibel aus dem Regal, blasen ihr den Staub ab und beginnen ihren Inhalt selbst zu lesen und zu studieren?
Was die Bibel über sich selbst zu sagen hat
Da Sakrileg Ereignisse in der biblischen Welt des ersten Jahrhunderts n. Chr. in Frage stellt, befasst sich der vorliegende Artikel vor allem mit der Glaubwürdigkeit des Neuen Testaments. Es gilt jedoch zu bedenken, dass das Alte Testament große Bedeutung für die Beurteilung der Zuverlässigkeit des Neuen Testaments hat.
Ein ganzes Drittel des Neuen Testaments besteht aus Zitaten aus dem Alten Testament oder aus Hinweisen darauf. Das Neue Testament erwähnt die Erfüllung vieler alttestamentlicher Prophezeiungen, einschließlich derer, die sich auf die Geburt und die Tätigkeit Jesu Christi beziehen, sowie auf sein Leiden und seine Kreuzigung als Messias.
In Bezugnahme auf das Alte Testament – die einzige „Bibel“, die es zur damaligen Zeit gab – sagte Jesus selbst: „Die Schrift kann doch nicht gebrochen werden“ (Johannes 10,35). Es ist interessant hier zu sehen, dass das Alte Testament nirgendwo eine menschliche Ehe des kommenden Messias vorhersagt, viele andere Aspekte seines Lebens jedoch eindeutig prophezeit wurden (siehe Lukas 24,25-26).
Der jüdischen Gemeinde war „anvertraut, was Gott geredet hat“ (Römer 3,2). Bei deren offiziellen Repräsentanten lag zu Jesu Zeiten die Verantwortung für alle religiösen Fragen (Matthäus 23,2-3), bis zu der Zeit, zu der ihnen „das Reich Gottes ... genommen und einem Volk gegeben werden [würde], das seine Früchte bringt“ (Matthäus 21,43). Das war eine Anspielung auf die Entstehung der neutestamentlichen Kirche, wie der Apostel Petrus es später beschrieb: „Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht; die ihr einst nicht ein Volk wart, nun aber Gottes Volk seid, und einst nicht in Gnaden wart, nun aber in Gnaden seid“ (1. Petrus 2,9-10; alle Hervorhebungen durch uns).
Mit Hilfe seiner auserwählten Apostel bereitete Jesus zu seinen Lebzeiten den Aufbau der Kirche vor (Matthäus 16,18-19; 18,18). Später schrieben seine Apostel und andere Autoren aus der damaligen Zeit ihre Erfahrungen als das nieder, was zum Neuen Testament geworden ist.
Die Apostel und der Kanon des Neuen Testaments
Da sich die Auseinandersetzung bei Sakrileg um die Frage der Wahrheit und Korrektheit des Neuen Testaments dreht, ist es wichtig, dass wir verstehen, wie diese Bücher ausgewählt wurden. Welche Bücher wurden gemäß den Anweisungen Gottes zum Teil seines Wortes?
Der Begriff „Kanon“ fußt auf dem griechischen Wort kanon, was einen Stab oder ein Lineal bzw. einen Maßstab bedeutet. Die Kanonisierung der Bibel konnte nur mit Hilfe des richtigen Maßstabes erfolgen. Das Neue Testament zeigt, dass die Apostel an den Anfängen dieses Prozesses der Kanonisierung in einem weitaus größeren Ausmaß beteiligt waren, als allgemein angenommen wird.
Der Apostel Paulus teilt uns mit, dass die Kirche auf dem Fundament der Apostel (die den Großteil der Bücher des Neuen Testaments verfasst haben) und der Propheten (die die Bücher des Alten Testaments verfasst haben) aufgebaut ist, wobei Jesus der „Eckstein“ ist (Epheser 2,20).
Jesus übertrug eine wesentliche Rolle bei der Gründung und den Lehren der Kirche an die Apostel und sagte ihnen: „Wahrlich, ich sage euch auch: Wenn zwei unter euch eins werden auf Erden, worum sie bitten wollen, so soll es ihnen widerfahren von meinem Vater im Himmel“ (Matthäus 18,18).
Der Beitrag des Petrus zur Kanonbildung
Kurz vor seinem Märtyrertod sorgte sich Petrus um die Bewahrung der Lehren der Apostel: „Darum will ich’s nicht lassen, euch allezeit daran zu erinnern, obwohl ihr’s wisst und gestärkt seid in der Wahrheit, die unter euch ist. Ich halte es aber für richtig, solange ich in dieser Hütte [Leib] bin, euch zu erwecken und zu erinnern“ (2. Petrus 1,12-13).
Sehen Sie nun diese Schlüsselstelle, die wir in Vers 15 finden: „Ich werde aber darauf bedacht sein, dass ihr auch nach meinem Abschied jederzeit imstande seid, euch diese Dinge ins Gedächtnis zu rufen“ (Elberfelder Bibel). Wie könnte so etwas ermöglicht werden, wenn nicht durch die gezielte Bewahrung eines schriftlichen Werkes?
Im dritten Kapitel fährt Petrus dann damit fort, die Gläubigen an grundlegende doktrinäre Wahrheiten zu erinnern: „Dies ist nun der zweite Brief, den ich euch schreibe, ihr Lieben, in welchem ich euren lauteren Sinn erwecke und euch erinnere, dass ihr gedenkt an die Worte, die zuvor gesagt sind von den heiligen Propheten [im Alten Testament], und an das Gebot des Herrn und Heilands, das verkündet ist durch eure Apostel [die Anfänge des Neuen Testaments]“ (2. Petrus 3,1-2).
Die abschließenden Worte von Petrus machen deutlich, dass er sehr genau erkannte, was bis zu diesem Zeitpunkt niedergeschriebene Bestandteile der Bibel waren und dass es sich dabei nicht nur um das Alte Testament handelte.
„Erkennt doch: Der Herr bringt euch so viel Geduld entgegen, damit ihr gerettet werdet! Das hat euch ja auch schon unser lieber Bruder Paulus gesagt, dem Gott in all diesen Fragen viel Weisheit geschenkt hat. Er schreibt in seinen Briefen mehrfach darüber. Allerdings ist manches davon nur schwer zu verstehen. Und deshalb haben Leute, die entweder unwissend oder im Glauben noch nicht gefestigt sind, vieles verdreht und verfälscht. So machen sie es ja auch mit den anderen Heiligen Schriften und stürzen sich damit selbst ins Verderben“ (Verse 15-16; „Hoffnung für alle“-Übersetzung).
Petrus hat also offensichtlich die Briefe des Apostels Paulus den biblischen Texten gleichgesetzt. Darüber hinaus wird hier angedeutet, dass diese Briefe höchstwahrscheinlich bereits in einer kopierten, gesammelten und weiterverbreiteten Form existierten. Vielleicht hatte sie Petrus sogar in seinem Besitz, während er diese Worte niederschrieb.
Die beiden Petrusbriefe wurden geschrieben „an die Auserwählten Gottes, die als Fremde in Pontus, Galatien, Kappadozien, der Provinz Asien und Bithynien leben“ (1. Petrus 1,1; „Neues Leben“-Übersetzung; siehe auch 2. Petrus 3,1). Außer Galatien sind das nicht die Orte, an die Paulus die meisten seiner Briefe ursprünglich gerichtet hatte. Die eindeutige Schlussfolgerung aus den abschließenden Versen des zweiten Petrusbriefes ist aber, dass die Paulusbriefe – die, wie gesagt, höchstwahrscheinlich in gesammelter Form vorlagen – mittlerweile die gleichen Orte erreichten, an die Petrus selbst seine Schreiben richtete.
Der Beitrag des Paulus zur Kanonbildung
Sehen wir uns einmal die Umstände an, unter denen Paulus kurz vor seinem Märtyrertod seinen zweiten und letzten Brief an Timotheus schrieb: „Denn ich werde schon geopfert, und die Zeit meines Hinscheidens [Tod] ist gekommen“ (2. Timotheus 4,6). Seine letzten Anweisungen an den jungen Evangelisten waren unter anderem: „Den Mantel, den ich in Troas ließ bei Karpus, bringe mit, wenn du kommst, und die Bücher, besonders die Pergamente“ (Vers 13).
Der verstorbene britische Bibelgelehrte F. F. Bruce kommentierte diese Bibelstelle folgendermaßen: „Wir können nicht sicher wissen, was die Pergamente waren, die Paulus so dringend von Timotheus gebracht haben wollte, aber wir können mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass es sich dabei um Teile der Heiligen Schrift handelte“ (The Books and the Parchments, 1963, Seite 12). Darunter befanden sich dann sicherlich auch Kopien der eigenen Briefe des Paulus.
Paulus war ein gebildeter Mann, der viele Briefe schrieb, von denen einige nicht in den Kanon des Neuen Testaments aufgenommen wurden. Da er seinen letzten Brief an Timotheus schrieb, während ihm schon die unmittelbar bevorstehende Hinrichtung drohte, ist es nur schwer vorstellbar, dass Paulus keine Schritte unternommen hat, um sicherzustellen, dass seine Briefe für zukünftige Generationen der Kirche bewahrt werden würden.
Einige Bibelexperten haben sogar darauf hingewiesen, dass sich der von Paulus erwähnte „Mantel“ wahrscheinlich nicht auf ein wärmendes Kleidungsstück bezieht, sondern vielmehr auf eine Hülle oder eine Mappe, die die Pergamente enthielt. Das griechische Wort kann beides bedeuten. Auch im Deutschen kann ein Mantel ein Kleidungsstück sein. Wir kennen aber auch den Begriff „Buchmantel“ als altes Wort für ein Bucheinband.
Die Paulusbriefe stellen auch ein frühes Zeugnis über Jesu Lehren dar. Um die angebliche Zeitspanne von 40 und mehr Jahren, die zwischen den Predigten Jesu und dem Abfassen der Evangeliumsberichte vergangen sein sollen, wurde viel Aufhebens gemacht. N. T. Wright, der anglikanische Bischof von Durham, kommentiert dies wie folgt: „Die Gelehrten waren, was die Datierung der Evangelien anbelangt, in der Vergangenheit ziemlich dogmatisch gewesen, aber je mehr wissenschaftliche Forschung betrieben wurde, desto weniger können wir uns da noch so sicher sein, wie wir früher glaubten. Hinzu kommt, dass die Evangelien wiederum von in der Tat äußerst frühen Traditionen abhängen ...
Die früher einmal beliebte Gelehrtentradition, die Evangelien später und später anzusiedeln und ihren Inhalt mit mehr und mehr Skepsis zu betrachten, wurde aus verschiedenen Richtungen her radikal in Frage gestellt“ (Decoding Da Vinci, 2006, Seite 18).
Das Zeugnis des Paulus über wichtige Ereignisse ist übersehen worden, wenn es um das übliche zeitliche Szenario ging. Manche Gelehrte schätzen, dass Paulus seine Briefe weniger als 20 Jahre nach Christi Kreuzigung zu schreiben begann. Einige datierten den Galaterbrief, der für den ersten der Paulusbriefe gehalten wird, auf einen so frühen Zeitpunkt wie 48 n. Chr. – also nur 17 Jahre nach dem Tod und der Auferstehung Christi.
Da Paulus in seinen Briefen selten aus den vier Evangelien oder anderen neutestamentlichen Büchern zitiert (in 1. Timotheus 5,18 wird Lukas 10,7 zitiert), gehen die meisten seiner Briefe anscheinend zeitlich diesen neutestamentlichen Schriften voraus. Die Paulusbriefe bestätigen aber eindeutig die Botschaft der vier Evangelien.
Zum Beispiel zeigen seine Briefe, dass Jesus, bevor er verraten wurde, das neutestamentliche Passah mit den neuen Symbolen Brot und Wein eingeführt hat (1. Korinther 11,23-26) und vor Pontius Pilatus ein gutes Zeugnis abgegeben hat (1. Timotheus 6,13). Paulus bestätigte auch, dass Christus durch eine Kreuzigung starb, begraben wurde und durch eine Auferstehung von den Toten wieder lebendig wurde (Galater 2,20; 1. Korinther 15,3-5; Philipper 2,8) – wonach er dann in den Himmel aufgefahren ist (Epheser 4,9-10).
Das letzte Evangelium und die Offenbarung des Johannes
Es ist eindeutig, dass Petrus und Paulus, die beide um 67-68 n. Chr. starben, den Märtyrertod erlitten, bevor die letzten Bücher des Neuen Testaments verfasst wurden. Der auferstandene Jesus stellte aber sicher, dass einer der wichtigsten Apostel am Leben blieb, um das Neue Testament zu vervollständigen. Anscheinend sollte Johannes vor allem aus diesem Grund Petrus überleben (Johannes 21,18-23).
Das volle Verständnis des Evangeliums und dessen, „was zukünftig ist“, war noch nicht offenbart worden (Johannes 16,13). Das Johannesevangelium, das Buch der Offenbarung und vielleicht die drei Johannesbriefe sollten erst noch geschrieben werden.
Sehen Sie hier die Einschätzung von F. F. Bruce: „Gegen Ende des Jahrhunderts war Johannes möglicherweise der letzte überlebende Weggefährte Jesu, der Jesus noch als Mensch gekannt hatte. Johannes schreibt seine Erinnerungen über das Leben und die Lehren seines Herrn und Meisters, zusammen mit seinen eigenen Gedanken und Überlegungen darüber, in einer Weise nieder, die die früheren Evangelien ergänzt“ (Bruce, Seite 107). Das erklärt, warum dieses Evangelium so anders ist als die anderen drei. Johannes schrieb sein Evangelium viel später und hat sozusagen in vielerlei Hinsicht die noch bestehenden Lücken gefüllt.
Zum Schluss seines Evangeliums bemerkte Johannes als früher Augenzeuge: „Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben das Leben habt in seinem Namen“ (Johannes 20,30-31).
Ganz am Ende des Buches wiederholte er sein Selbstzeugnis als Augenzeuge: „Dies ist der Jünger, der dies alles bezeugt und aufgeschrieben hat, und wir wissen [der Plural weist hier auf andere Gläubige hin], dass sein Zeugnis wahr ist“ (Johannes 21,24; vgl. dazu 1. Johannes 1,1-3).
Johannes wurde zudem von Jesus speziell aufgetragen, das Buch der Offenbarung niederzuschreiben. Er erhielt Anweisungen darüber, was darin enthalten sein und an wen es gesandt werden sollte (Offenbarung 1,9-11). Es ist „die Offenbarung Jesu Christi“, die ihm der Vater gegeben hat (Vers 1). Jesus teilte sie dann dem Apostel Johannes persönlich mit.
Seine Schlussbemerkungen schließen eine ernsthafte Warnung an all diejenigen mit ein, die entweder zu diesem letzten Buch des Neuen Testaments etwas hinzufügen oder etwas davon wegnehmen werden (Offenbarung 22,18-19). Das Buch vermittelt so den Eindruck einer gewissen Endgültigkeit. Im Prinzip trifft seine Warnung sicherlich auf die gesamte Bibel zu. Gottes Wort muss respektiert werden (Jesaja 66,2; Sprüche 30,5-6).
Hilfreiche Gelehrtenmeinungen
Warum hat Jesus, der die Apostel und ihre Nachfolger bei der Auswahl anleitete, manche Bücher mit ins Neue Testament aufgenommen, andere aber nicht? Der wesentliche Maßstab ist die sogenannte „Apostolizität“. Jedes einzelne Buch des Neuen Testaments ist entweder von einem Apostel Christi oder einigen wenigen ihrer engen Mitarbeiter verfasst worden.
„So sehen wir Markus, den Begleiter und Übersetzer des Petrus, wie er das Evangelium, so wie Petrus es gewohnheitsgemäß verkündet hat ... in Schriftform festhält ... und Lukas, den Begleiter des Paulus, wie er in zwei Büchern [dem Lukasevangelium und der Apostelgeschichte] für die heidnischen Leser einen Bericht über die Anfänge des Christentums schreibt, beginnend mit der Geburt von Johannes dem Täufer bis zum zweijährigen Aufenthalt des Paulus in Rom“ (Bruce, Seite 107).
Dr. Peter Head ist Dozent für neutestamentliche Studien an der theologischen Fakultät der Universität Cambridge. Er erklärt unmissverständlich: „Keines der nicht kanonischen Evangelien bietet irgendeine unabhängige Information über Jesus, die von irgendwelcher Substanz wäre ... Unsere Schlussfolgerung muss daher sein, dass es, wenn wir nach historischer Information über Jesus suchen, keine realistische Alternative zu unseren vier Evangelien gibt“ (Is the New Testament Reliable? [„Ist das Neue Testament zuverlässig?“], 2003, Seite 17).
Lukas war nicht nur Arzt (Kolosser 4,14), sondern auch Gelehrter und ein sehr sachkundiger Historiker, der sowohl seinen eigenen Evangeliumsbericht verfasste als auch die Apostelgeschichte. Sehen Sie, wie er hier in seinem Vorwort zu seinem Evangelium sein sorgfältiges und methodisches Vorgehen bei dieser Aufgabe erläutert:
„Viele haben es schon unternommen, Bericht zu geben von den Geschichten, die unter uns geschehen sind, wie uns das überliefert haben, die es von Anfang an selbst gesehen haben und Diener des Worts gewesen sind. So habe auch ich es für gut gehalten, nachdem ich alles von Anfang an sorgfältig erkundet habe, es für dich, hochgeehrter Theophilus, in guter Ordnung aufzuschreiben, damit du den sicheren Grund der Lehre erfahrest, in der du unterrichtet bist“ (Lukas 1,1-4).
Ist die Bibel glaubwürdig?
Der verstorbene Professor F. F. Bruce war ein hochkompetenter Bibelgelehrter, der sich bei seinen lebenslangen Studien hauptsächlich mit dem Neuen Testament befasste. Er schrieb in seinem Vorwort zu der fünften Auflage von The New Testament Documents: Are They Reliable? [„Sind die neutestamentlichen Dokumente zuverlässig?“]: „Die Gründe für eine Akzeptanz des Neuen Testaments als glaubwürdig lassen sich sehr vorteilhaft mit den Gründen vergleichen, aus denen heraus Studierende der Klassiker die Echtheit und die Glaubwürdigkeit vieler antiker Dokumente akzeptiert haben“ (1975, Seite 5).
An anderer Stelle schreibt er in seinem Buch: „Die Beweise sind bei unseren neutestamentlichen Schriften viel umfassender als die Beweise für viele andere Schriften klassischer Autoren, bei denen niemand auch nur im Traum daran denken würde, ihre Authentizität anzuzweifeln“ (Seite 15).
Dr. Peter Head stimmt mit F. F. Bruce darin überein: „Die Fülle an Materialien, die den Text des Neuen Testaments untermauern, ist überwältigend ... Die dokumentarischen Beweise für das Neue Testament sind weitaus stärker als für irgendein vergleichbares Werk aus der Zeit der antiken Welt“ (Head, Seite 8 bzw. 10).
Der biblische Bericht wird in vielen kleinen Details durch archäologische Funde bestätigt. Inschriften, Siegel, Gräber, historische Aufzeichnungen und andere Artefakte belegen die Existenz von mindestens siebzig in der Bibel aufgelisteten Personen, von denen viele nur nebenbei erwähnt wurden.
In unserer kostenlosen Broschüre Die Bibel – Wahrheit oder Legende? finden Sie viele Beispiele aus den Bereichen Archäologie, Astronomie, Geschichte und Wissenschaft, die die Glaubwürdigkeit der Bibel untermauern. Auf Anfrage senden wir sie Ihnen gerne zu.
Das Neue Testament: Von mündlicher Überlieferung zur Niederschrift
Jesus sagte selbst voraus, dass seine Worte Bestand haben würden: „Himmel und Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen“ (Markus 13,31). Wie zuverlässig sind Jesu Worte? Schließlich gab es eine gewisse Zeitspanne zwischen der Äußerung seiner Worte und deren späterer Niederschrift.
In seinem Buch How We Got the Bible [„Wie uns die Bibel überliefert wurde“] beschreibt Dr. Neil Lightfoot, Professor für neutestamentliche Studien an der „Abilene Christian University“ in Texas, die Perspektive der frühen Kirche. Diese Perspektive hatte maßgeblichen Einfluss auf die Entstehung des Neuen Testaments:
„Zur Zeit ihrer Entstehung hatte die Kirche Christi keinen Gedanken an ein Neues Testament. Ihre Bibel war das Alte Testament. Ihre neuen Lehren gründeten sich auf die Autorität Christi, wie diese durch die Apostel vermittelt wurde. Es dauerte nicht lange, bis [von Gott] inspirierte Männer anfingen, diese göttliche Unterweisung sowohl für Gemeinden als auch für Einzelpersonen niederzuschreiben. Es war unvermeidlich, dass diese schriftliche Unterweisung normativ wurde ... So wurden die Paulusbriefe in einer einzigen Sammlung zusammengefasst. Als Nächstes folgte die Sammlung der vier Evangelien und anschließend folgten alle anderen [Schriften]“ (2003, Seite 156).
Wie sieht es aber mit der Verzögerung zwischen der ursprünglichen Überlieferung der neuen Lehren und deren Niederschrift aus? Warum gab es überhaupt eine Zeit der mündlichen Überlieferung? Wurden die authentischen Worte Jesu durch diese Verzögerung entstellt?
Unsere Antwort auf diese Fragen ist mit dem Wirken des heiligen Geistes verknüpft. Über diesen Geist hatte Jesus gesagt: „Aber der Tröster, der heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe“ (Johannes 14,26).
Der neutestamentliche Gelehrte David Ewert kommentiert diesen Vers wie folgt: „Das Neue Testament ist die Niederschrift der Worte Jesu. Gott wirkte in der Kirche und wachte über Jesu Wort“ (From Ancient Tablets to Modern Translations [„Von altertümlichen Tafeln zu modernen Übersetzungen“], 1983, Seite 125).
Der Mensch sucht aber nach einer rationalen Erklärung für die Entstehung des Neuen Testaments. In den ersten Jahren der Kirche wirkten die Apostel, die selbst Augenzeugen der Taten und Worte Jesu waren. In der jüdischen Gesellschaft war es ohnehin üblich, dass Traditionen mündlich überliefert wurden. Dabei verwendete man Erzählungen, die sich leicht merken ließen. Jesus hatte seine Zuhörer daran erinnert: „Ihr habt gehört“ (Matthäus 5,27). Wie oft hatte er gesagt: „Wer Ohren hat, der höre“?
In den ersten Jahren der Kirche wäre es daher absolut normal gewesen, dass die Lehren Jesu mündlich weitergegeben wurden. Es kann aber sein, dass ein Apostel wie Matthäus noch zu Lebzeiten Jesu Aufzeichnungen machte. Schließlich war Matthäus Zöllner gewesen und es daher gewohnt, eine schriftliche Fassung von Transaktionen zu führen. Ein anderes Beispiel ist der neutestamentliche Autor Lukas, dessen historische Zuverlässigkeit längst nicht mehr in Frage gestellt wird.
Der englische Historiker William Ramsay zweifelte zunächst an der Echtheit des Lukasevangeliums und der Apostelgeschichte. Nach jahrelangem, intensivem Studium archäologischer Entdeckungen gelangte er jedoch zu einem bemerkenswerten Schluss: Sämtliche geschichtlichen und archäologischen Beweise sprechen dafür, dass Lukas die Apostelgeschichte doch zur Zeit der Apostel im ersten Jahrhundert n. Chr. geschrieben hat. Für Ramsay war Lukas nun kein Betrüger mehr, und er kam zu dem Ergebnis, „den Verfasser der Apostelgeschichte unter die allergrößten Historiker einzuordnen“ (Sir William Ramsay, St. Paul the Traveller and the Roman Citizen, Hodder & Stoughton, London, 1925, Seite 4).
Trotz solcher Zeugnisse ist die Überzeugung, dass die Lehren Jesu und seiner Apostel zuverlässig überliefert wurden, letztendlich eine Frage des Glaubens. Glauben wir, dass Jesus wie versprochen in der Lage war, seine Worte zu übermitteln und dass der heilige Geist dabei die wirkende Kraft war? Auch wenn archäologische Funde und geschichtliche Berichte die Bibel bestätigen, bleibt das Christentum eine Religion des Glaubens.