Manchmal stößt man beim Lesen der Bibel auf schwierige Fragen. Die Erklärung lässt sich finden, wenn man danach sucht und dabei gewisse Prinzipien beachtet.
Von John Ross Schroeder
Agnostiker und Atheisten greifen die Bibel mit der Behauptung an, sie könne nicht von Gott inspiriert sein, denn sie enthalte Widersprüche, Ungereimtheiten und Unstimmigkeiten. Vielleicht sind Sie auch schon mit dieser Behauptung konfrontiert worden. Oder Sie sind selbst auf solche vermeintlichen Widersprüche in der Bibel gestoßen.
Aber Zweifel an der Echtheit, Autorität und Inspiration des Wortes Gottes sind unangebracht. Gewisse Schwierigkeiten lassen sich überwinden. Den Glauben an Gott und sein Wort kann man durch die Anwendung einiger einfacher Regeln stärken.
Die Bibel ist die Grundlage allen rechten Wissens. Sie offenbart das Wesen Gottes, seine Absicht und seinen Willen. Gott hat sehr viel mehr Wissen, Weisheit und geistliche Kraft als der Mensch. Und doch hat Gott dem unvollkommenen Menschen sein offenbartes und inspiriertes Wort geschenkt – mit der Bibel.
Für Menschen muss es zwangsläufig schwierig sein, die Offenbarungen eines unendlichen, allmächtigen und allwissenden Gottes zu verstehen. Bei unseren Bemühungen sind wir etwa in der Lage eines Kindes, das die Vorlesung eines Professors zu verstehen versucht. Vielleicht kennt es die Bedeutung der einzelnen Worte, aber den Inhalt des Vortrags kann es nicht erfassen.
Fragen wird es geben
Sie werden bestimmte Teile der Bibel schwer verständlich finden. Das ist zu erwarten. Der Apostel Petrus bemerkte, in den Paulusbriefen seien „etliche Dinge schwer zu verstehen, welche die Ungelehrigen und Ungefestigten verdrehen, wie sie es auch bei den anderen Schriften tun zu ihrer eigenen Verdammnis“ (2. Petrus 3,16).
Sie werden merken, dass einige Bibelstellen zuerst recht schwer verständlich sind. Sie werden vielleicht einige scheinbar widersprüchliche Aussagen entdecken, die Sie für unvereinbar halten. Aber lassen Sie sich dadurch nicht zu der Annahme verleiten, die Bibel sei voller Fehler. Fassen Sie solche Schwierigkeiten ins Auge und suchen Sie nach einer Erklärung: „Suchet in der Schrift“ (Johannes 5,39).
Viele Schwierigkeiten entstehen einfach durch Nichtbeachtung von Tatsachen. Aber wer seinen Glauben an die göttliche Herkunft und Inspiration der Bibel verliert, weil er einige Fakten nicht miteinander in Einklang bringen kann, ist wirklich ein recht oberflächlicher Denker. Und wer den göttlichen Ursprung und die Autorität der Bibel verneint und dies zu begründen versucht, stößt auf viel größere und schwerwiegendere Probleme als der, welcher nachweisen will, dass die Bibel tatsächlich von Gott inspiriert wurde.
Wenn Sie nicht in der Lage sind, eine vermeintliche Unstimmigkeit aufzuklären, so heißt das noch nicht, dass es nicht möglich ist. Wenn Sie persönlich keine Lösungsmöglichkeit sehen, dürfen Sie nicht gleich daraus den Schluss ziehen, es gäbe überhaupt keine Lösung.
Würde ein Anfänger in Algebra, der einige Stunden lang vergeblich versucht hat, zu einem Ergebnis zu gelangen, erklären, es gäbe keine Lösung, nur weil er sie selbst nicht findet? Natürlich nicht! Und auch diejenigen, die die Bibel lesen, sollten nicht annehmen, dass die Bibel unüberwindliche Schwierigkeiten birgt, nur weil sie selber nicht in der Lage sind, solche Schwierigkeiten zu überwinden.
Wenn manche Leute auf eine problematische Bibelstelle stoßen, unterstellen sie dem unklaren Text sofort eine bestimmte Bedeutung. Und da sie sich hinsichtlich der Bedeutung dieses speziellen Textes so rasch eine feste Meinung gebildet haben, müssen sie ihre Meinung über die Bedeutung anderer Texte revidieren, um diese dann mit dem neuen in Übereinstimmung zu bringen. Der sicherste Weg, die Bibel ganz und gar falsch zu verstehen, ist der, selbst etwas hineinzuinterpretieren.
Halten Sie sich mit einem Urteil in Bezug auf schwer zu verstehende Bibelstellen zurück. Lehnen Sie eine Wahrheit oder die Bibel selbst nicht gleich ab, nur weil Sie einige Verse nicht verstehen. Wer wegen einiger unbedeutender Punkte, die er nicht begreift, ein großes Geschrei anstimmt, übersieht nur allzu leicht den wichtigen Zweck, zu dem die Bibel geschrieben wurde.
Je mehr Sie die Bibel studieren, umso mehr Antworten auf offene Fragen werden Sie finden. Die Schwierigkeiten vermindern sich in dem Maße, wie Ihr Wissen zunimmt. Nach dem Willen Gottes sollen wir die ganze Bibel verstehen.
Warum gibt es beim Lesen Schwierigkeiten?
Warum enthält die Bibel vermeintliche Widersprüche und Ungereimtheiten? Warum lässt Gott sie überhaupt zu? Wozu sind sie gut? Diese Fragen könnten Ihnen in den Sinn kommen, und wir sollen sie beantworten können.
Die scheinbaren Widersprüche und Ungereimtheiten in der Bibel regen zum Nachdenken an. Sie veranlassen die Menschen, die Heilige Schrift nach einer Antwort zu durchforschen.
Die offenbaren Widersprüche und Unvereinbarkeiten in der Bibel sollen darüber hinaus auch als Steine des Anstoßes für diejenigen dienen, die heute noch nicht von Gott berufen sind. Wie Sie wissen, offenbart Gott in unserer Zeit noch nicht allen Menschen seine Wahrheit. Die Augen der meisten Menschen sind verschlossen. Das tat Gott, indem er die Bibel auf eine Weise schreiben ließ, dass sie nur für diejenigen verständlich ist, die sie unermüdlich mit demütigem, aufnahmebereitem Verstand und mit der Hilfe von Gottes heiligem Geist untersuchen.
Beispielsweise dienten die Gleichnisse, die Jesus erzählte, eigentlich dem Verbergen der wahren Bedeutung seiner Lehren (Matthäus 13,13-15). Die Bibel wurde nicht in systematisch geordneter, übersichtlicher Form geschrieben. Sie war dazu bestimmt, heute nur wenigen Menschen verständlich zu sein. Deshalb musste sie auf eine Weise geschrieben werden, die sie nach Belieben interpretierbar machte und es den Atheisten, Agnostikern und Kritikern erlaubte, Fehler darin zu finden, „denn sie stoßen sich, weil sie an das Wort nicht glauben, wozu sie auch verordnet sind“ (1. Petrus 2,8; siehe auch Jesaja 28,9-13).
Aber täuschen Sie sich nicht! Ist die Bibel von Gott inspiriert, so können die ursprünglichen Niederschriften keine Fehler enthalten. Gott macht keine Fehler. Die Bibel sagt klipp und klar: „Die Schrift kann doch nicht gebrochen werden“ (Johannes 10,35).
Die Bibel kann sich nicht selbst widersprechen! Es gibt in der Bibel keine wirklichen Widersprüche. „Es sollte nicht vergessen werden, dass entgegen den Behauptungen vonseiten der Kritiker noch nie ein Beweis erbracht worden ist für das Vorhandensein irgendeines Fehlers oder eines Widerspruchs in den von Gott eingegebenen ursprünglichen Schriften“ (Scripture of Truth, Sidney Collet, London, 1905, Seite 81).
Dass die Bibel so schwer zu verstehen ist, liegt hauptsächlich an einer nachlässigen Art des Bibelstudiums. Eine andächtige, demütige Haltung ist jedoch erforderlich.
Um den Schwierigkeiten zu begegnen, ist es also notwendig, die Bibel auf die richtige Art und mit der rechten Einstellung zu studieren.
Unsere Einstellung ist wichtig
Wer sich mit der Bibel nur beschäftigt, um darin Fehler zu finden, wird sie nie richtig verstehen können. Solche Leute können den Sinn bzw. Zweck von Gottes Wort nicht begreifen. In 2. Timotheus 3, Vers 16 wird darauf hingewiesen: „Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Aufdeckung der Schuld, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit.“
Wenn Sie die Autorität der Bibel als inspiriertes Wort des allmächtigen Schöpfers anerkennen und sie in der Absicht studieren, um herauszufinden, was Sie falsch machen, und um die rechten Hinweise zu finden, wie Sie zu geistlicher Reife gelangen können, werden die vermeintlichen Widersprüche und anderen biblischen Schwierigkeiten kein Problem mehr für Sie sein.
Wir müssen also mit der richtigen Einstellung des Herzens und Verstandes an das Bibelstudium herangehen. Gott sagt: „Ich sehe aber auf den Elenden und auf den, der zerbrochenen Geistes ist und der erzittert vor meinem Wort“ (Jesaja 66,2).
Lässt Gottes Wort Sie erzittern? Flößt die Autorität und Kraft dieses Wortes Ihnen so viel Respekt ein, dass Sie davor zurückscheuen, die Bibel zurückzuweisen oder zu missachten? Wenn ja, dann haben Sie die richtige Einstellung und können aus Ihrem Bibelstudium den größtmöglichen Nutzen ziehen. Versuchen Sie nicht, die Bibel zu korrigieren oder zu verbessern! Lassen Sie sich stattdessen von der Bibel korrigieren, zurechtweisen und belehren!
Der Schlüssel zum Verständnis
Viele haben beim Bibelstudium diverse Schwierigkeiten, weil sie nicht wissen, wie sie dabei vorgehen sollen. Doch wenn man die Wahrheit finden will, muss man sich mit der Bibel befassen. Der Apostel Paulus sagte: „Bemühe dich darum, dich vor Gott zu erweisen als einen rechtschaffenen und untadeligen Arbeiter, der das Wort der Wahrheit recht austeilt“ (2. Timotheus 2,15).
Das Studium der Bibel sollte mit Eifer betrieben werden! Man muss mit dem ganzen Herzen dabei sein. Widmen Sie Ihre Zeit und Ihre Gedanken dem Bibelstudium uneingeschränkt. Gott sagt: „Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu; denn bei den Toten, zu denen du fährst, gibt es weder Tun noch Denken, weder Erkenntnis noch Weisheit“ (Prediger 9,10).
Bibelstudium und Gebet gehören zusammen. Wenn das Bibelstudium erfolgreich sein soll, muss es von Gebet begleitet sein. Bitten Sie Gott, dass er Sie führt und Ihren Verstand öffnet. Bitten Sie ihn, dass er Ihnen die wahre Bedeutung seines Wortes offenbart und verlassen Sie sich darauf, dass er es tun wird.
Der Mensch kann von sich aus Gott nicht begreifen, ja er kann Gottes Wort ohne geistliche Führung nicht verstehen. Jeremia sagte: „Ich weiß, Herr, dass des Menschen Tun nicht in seiner Gewalt steht, und es liegt in niemandes Macht, wie er wandle oder seinen Gang richte“ (Jeremia 10,23).
Der heilige Geist ist notwendig, um geistliche Wahrheit verstehen zu können, denn der natürliche Verstand des Menschen kann geistliche Offenbarungen nicht begreifen. Paulus erklärte dies in 1. Korinther 2, Vers 14: „Der natürliche Mensch [das ist der natürliche, unbekehrte Verstand] aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muss geistlich verstanden sein.“ In Vers 10 wird auf die Offenbarung des Geistes hingewiesen: „Uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist.“ Der uns innewohnende heilige Geist ist der Schlüssel, der allein die Türen zum Verständnis der Heiligen Schrift öffnen kann.
Aber der heilige Geist wird nur denen gegeben, die Gott gehorchen (Apostelgeschichte 5,32). Je mehr man Gott gehorcht, umso besser wird man die Bibel verstehen können.
Zugang zur Bibel finden Sie, wenn Sie jeweils ein ganzes Buch durcharbeiten, um sich einen Gesamtüberblick über dessen Inhalt zu verschaffen. Finden Sie heraus, von wem das jeweilige Buch geschrieben wurde. Wann, wo und für wen wurde es geschrieben? Unter welchen Umständen entstand das Buch? Enthält es Gesetze, religiöse Instruktion oder Prophezeiungen? Welche praktischen Prinzipien kann man davon ableiten? In welchem Zusammenhang steht dieses Buch mit anderen Teilen der Heiligen Schrift? Zu welcher Zeit wurden die geschilderten Ereignisse niedergeschrieben?
Es ist nicht nur wichtig, das jeweils in Angriff genommene Buch von Anfang bis Ende zu lesen, es ist auch wichtig, im Anschluss daran die damit im Zusammenhang stehenden Bücher durchzulesen, um den Leitgedanken völlig zu verstehen, der alle diese Schriften durchzieht.
Man sollte die Bibel systematisch und gewissenhaft studieren. Ohne ein wirklich systematisches Studium könnte man einige der in den tiefgründigsten Stellen verborgenen Goldklumpen übersehen. Man sollte über nichts von dem, was Gott in der Bibel aufzeichnen ließ, leichtfertig hinweggehen.
Das Gelesene analysieren
Beim Lesen der Bibel sollten Sie daher ständig sozusagen auf Schatzsuche sein. Analysieren Sie ein Kapitel nach dessen Lektüre und schreiben Sie sich den Inhalt stichwortartig auf. Damit prägen Sie sich das Gelesene besser ein.
Studieren Sie jeden einzelnen Vers im Sinne vom 2. Timotheus 3, Verse 16-17. Fragen Sie sich: Was dient hier der Aufdeckung meiner Schuld, was ist zu meiner Besserung und Erziehung nütze? Beziehen Sie biblische Aussagen auf sich persönlich. Nehmen Sie diesen klar und einfach formulierten Bibelvers so, als wäre er speziell für Sie geschrieben. Glauben Sie, dass die Bibel eine Offenbarung Gottes für Sie ist, und handeln Sie entsprechend.
Wenn Sie das Bibelstudium in diesem Sinne angehen, werden Sie in der Lage sein, alle auftauchenden Unstimmigkeiten oder scheinbaren Widersprüche beseitigen zu können. Für jede vermeintliche Schwierigkeit oder Diskrepanz, auf die man beim Bibelstudium stoßen mag, gibt es eine einfache und vernünftige Erklärung.