Welche Gesetze des Alten Testaments sind nicht mehr notwendig oder wurden geändert? Welche Gesetze müssen wir heute noch halten? Studieren wir die Bibel aufgeschlossen und ohne Vorurteile, um eine Antwort auf diese Frage zu erhalten!
Von Martin Fekete
Ein Sprichwort sagt: „Was hilft Laufen, wenn man nicht auf dem rechten Weg ist?“ Dieses Sprichwort lässt sich auch auf unser Leben anwenden, wenn es darum geht, ob wir auf dem richtigen Weg sind. Denn das geistliche Wachstum eines Christen beruht in nicht geringem Maße darauf, wie gut er eine grundlegende Frage versteht: „Welche Gesetze des Alten Testaments sind heute noch gültig?“
Im Matthäusevangelium lesen wir, was Jesus seinen Jüngern sagte: „Er aber antwortete und sprach: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht“ (Matthäus 4,4). Jesus zitiert hier einen Vers aus dem Alten Testament.
Es gibt eine weitere klare Aussage Jesu Christi an seine Jünger in der Bergpredigt: „Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Weisungen der Propheten außer Kraft zu setzen. Ich bin nicht gekommen, um sie außer Kraft zu setzen, sondern um sie zu erfüllen und ihnen volle Geltung zu verschaffen. Ich versichere euch: Solange Himmel und Erde bestehen, wird kein i-Punkt und kein Komma im Gesetz gestrichen. Das ganze Gesetz muss erfüllt werden“ (Matthäus 5,17-18; Gute Nachricht Bibel; alle Hervorhebungen durch uns).
Die ganze Bibel ist ein Wegweiser und ein Lehrbuch für das christliche Leben. Welche Gesetze des Alten Testaments wurden geändert oder sind nicht mehr notwendig? Auf diese grundlegende Frage können wir eine Antwort erhalten, wenn wir aufgeschlossen und ohne Vorurteile die Bibel studieren.
Die Heilige Schrift zur Zeit der Apostel
Der einfachste Weg zum Verständnis, in welcher Weise das Alte Testament auf Christen zutrifft, besteht darin zu sehen, was die Apostel zu diesem Thema gelehrt haben. Schließlich waren es diese Männer, die Jesus Christus am nächsten standen, viel Zeit mit ihm verbrachten und von ihm persönlich belehrt wurden.
Der Apostel Petrus war führend unter den Aposteln und er schrieb zwei Briefe, die beide Anfang der 60er Jahre des ersten Jahrhunderts verfasst wurden. In seinem ersten Brief zitierte er das Alte Testament mehr als ein Dutzend Mal als ein Fundament des christlichen Glaubens.
Seinen zweiten Brief schrieb Petrus kurz vor seinem Tod: „Ich weiß, dass ich meine Hütte bald verlassen muss, wie es mir auch unser Herr Jesus Christus eröffnet hat. Ich will mich aber bemühen, dass ihr dies allezeit auch nach meinem Hinscheiden im Gedächtnis behalten könnt“ (2. Petrus 1,14-15).
In den Versen 20-21 dieses Briefs erinnert uns Petrus daran, dass die alttestamentlichen Propheten in ihren Aussagen von der Inspiration durch Gottes heiligen Geist geleitet waren: „Und das sollt ihr vor allem wissen, dass keine Weissagung in der Schrift eine Sache eigener Auslegung ist. Denn es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorgebracht worden, sondern getrieben von dem heiligen Geist haben Menschen im Namen Gottes geredet“ (2. Petrus 1,20-21).
Der Apostel Paulus schrieb in seinem zweiten Brief an Timotheus: „Du kennst auch seit deiner Kindheit die heiligen Schriften. Sie können dich den Weg zur Rettung lehren, die dir zuteil wird durch den Glauben, der sich auf Jesus Christus gründet. Sie dienen dir aber auch bei deiner Aufgabe als Lehrer der Gemeinde.
Denn jede Schrift, die von Gottes Geist eingegeben wurde (wörtlich: ‚von Gott eingehaucht‘), ist nützlich für die Unterweisung im Glauben, für die Zurechtweisung und Besserung der Irrenden, für die Erziehung zu einem Leben, das Gott gefällt. Mit den heiligen Schriften in der Hand ist der Mensch, der sich Gott zur Verfügung gestellt hat, ausgerüstet für alle Aufgaben seines Dienstes“ (2. Timotheus 3,15-17; Gute Nachricht Bibel).
Die heiligen Schriften, die zur Zeit der Apostel zur Verfügung standen, waren die Schriften des Alten Testaments. Die Heilige Schrift wurde zur Zeit Christi von den jüdischen Schriftgelehrten in drei Bereiche eingeteilt: Das Gesetz, die Propheten und die Schriften.
Jesus Christus selbst bezieht sich auf diese Einteilung, auch nach seiner Kreuzigung und Auferstehung, und zeigte seinen Jüngern die Wichtigkeit der Heiligen Schrift: „Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen. Da öffnete er ihnen das Verständnis, sodass sie die Schrift verstanden“ (Lukas 24,44-45).
Als Jesus vom „Gesetz und den Propheten“ sprach, bezog er sich auf das Alte Testament, auf die fünf Bücher Mose, die „Thora“, oder oft auch nur „Das Gesetz“ genannt. Dieser Teil wurde von Mose geschrieben.
Der zweite Bereich bestand aus den Propheten. Es gab die „früheren“ und die „späteren“ Propheten (die späteren wurden auch die „großen Propheten“ genannt) – und dann noch die zwölf „kleinen“ Propheten.
Der dritte Hauptteil des Alten Testaments war bekannt als die „Schriften“ oder die „Psalmen“. Da die Schriften (in dem traditionellen hebräischen – masoretischen Text) – mit den Psalmen beginnen, werden die restlichen Bücher in ihrer Gesamtheit oft als „Psalmen“ bezeichnet.
Das war die ganze Heilige Schrift, die damals zur Verfügung stand. Heute kennen wir diesen Teil als das Alte Testament, auf das Jesus Christus und die Apostel immer wieder hinwiesen. In einer Zusammenstellung in der Complete Jewish Bible von David Stern werden 695 verschiedene Stellen anführt, in denen Abschnitte aus dem Alten Testament im Neuen Testament zitiert werden.
Sowohl Jesus als auch die Apostel hielten die Lehren des Gesetzes, die unser Herz, unseren Verstand und unser Verhalten betreffen, aufrecht. Diese Grundprinzipien des Gesetzes bleiben für alle Ewigkeit gültig. Sie offenbaren nicht nur, was Sünde ist, sondern auch die wahre Gerechtigkeit, die Gott in unser Herz und unseren Verstand schreiben möchte: „Das ist der Bund, den ich mit ihnen schließen will nach diesen Tagen, spricht er: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben, und in ihren Sinn will ich es schreiben“ (Hebräer 10,16).
Wozu sollte Gott sein Gesetz in unser Herz schreiben, wenn es nicht mehr zu halten ist?
Der Übergang vom Alten zum Neuen Testament
Das Alte und das Neue Testament, die beiden Teile des Wortes Gottes, gehen nahtlos ineinander über und enthalten gemeinsam Gottes vollständige Offenbarung an die Menschheit, als ein Lehrbuch oder eine „Gebrauchsanweisung“, wie die Menschen in Frieden miteinander leben können.
Obwohl zwischen dem Abschluss des Alten und der Niederschrift des Neuen Testamentes ein Zeitraum von 400 Jahren liegt, ist der enge Zusammenhang zwischen den Schriften der Propheten und denen der Apostel offensichtlich. So gehen Schlussworte des Alten Testamentes ganz natürlich in die Eröffnungsworte des Neuen Testamentes über.
Maleachi, der allgemein als letzter Prophet angesehen wird, kündigt im Zusammenhang mit der Ermahnung, an das Gesetz Gottes zu gedenken, einen künftigen Elia an: „Gedenkt an das Gesetz meines Knechtes Mose, das ich ihm befohlen . . . Siehe, ich will euch senden den Propheten Elia“ (Maleachi 3,22-23).
Dieser angekündigte Elia war Johannes den Täufer, der im Geist des Propheten Elia kam. Jesus selbst bestätigte dies in einer Aussage über Johannes: „Denn alle Propheten und das Gesetz haben geweissagt bis hin zu Johannes; und wenn ihr’s annehmen wollt: er ist Elia, der da kommen soll“ (Matthäus 11,13-14).
Bei diesem Übergang vom Alten zum Neuen Testament stellt sich die Frage: Welche Gesetze vom Alten Testament sind heute noch gültig?
Erstens: Die Zehn Gebote
Gottes grundlegendes geistliches Gesetz, das das menschliche Leben regelt, ist „heilig, recht und gut“, schreibt der Apostel Paulus (Römer 7,12-14). Dieses Gesetz ist in den Zehn Geboten zusammengefasst, die Gott Israel am Berg Sinai gab. Die Zehn Gebote waren nicht neu – neu war nur die geschriebene, kodifizierte Form, in der Gott sie verkündete und niederschrieb.
Der Patriarch Abraham kannte diese Gebote und hielt sie: „. . . weil Abraham meiner Stimme gehorsam gewesen ist und meine Rechte, meine Gebote, meine Satzungen und meine Gesetze gehalten hat“ (1. Mose 26,5; Schlachter-Bibel).
Auch Israels König David wurde inspiriert zu schreiben: „Unwandelbar sind alle seine Gebote, festgestellt für immer, für ewig, gegeben mit Treue und Redlichkeit“ (Psalm 111,7-8; Menge-Bibel). Welche Gebote sind denn hier gemeint?
Es sind die geistlichen Gesetze, die den wahren Charakter Gottes beschreiben. Sie versetzen uns in die Lage zu erkennen, wie Gott denkt und handelt. Da Gott seine Denkweise nicht ändert und sich auch charakterlich nicht wandelt (Maleachi 3,6; Hebräer 13,8), können sich auch Gottes geistliche Gesetze nicht ändern – sie bleiben für immer und ewig gültig.
Diese Grundprinzipien der Gesetze bleiben für alle Ewigkeit gültig! Diese Prinzipien müssen Sie verstehen, wenn Sie wissen wollen, welche Gesetze des Alten Testamentes auch heute noch Gültigkeit haben.
Jakobus nennt Gottes Gesetz vollkommen und königlich: „Wer aber durchschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und dabei beharrt und ist nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter, der wird selig sein in seiner Tat“ (Jakobus 1,25).
Damit meint Jakobus die Liebe, die Gott als Grundlage der Zehn Gebote gelegt hat: „Wenn ihr das königliche Gesetz erfüllt nach der Schrift: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, so tut ihr recht“ (Jakobus 2,8).
Die Zehn Gebote können in zwei Teile eingeteilt werden: die Liebe zu Gott und die Liebe zu unseren Mitmenschen. Die ersten vier Gebote zeigen uns, wie wir Gott verehren und anbeten sollen. Die letzten sechs Gebote zeigen uns, wie wir unsere Mitmenschen behandeln und lieben sollen, damit wir alle in Frieden und Harmonie zusammenleben können.
Ein Beispiel sehen wir in Matthäus 22, Verse 36-40, als Jesus sagte, dass die zwei großen Gebote die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten seien. Wissen Sie, woher Jesus diese Gesetze zitierte? Aus der Thora, aus dem Gesetz Mose. Das waren jene Gesetze, die Mose dem Volk verkündete: „Du sollst dich nicht rächen noch Zorn bewahren gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; ich bin der Herr“ (3. Mose 19,18).
Johannes schreibt in seinem Brief an die Gläubigen, sie sollen diesen beiden grundlegenden Gesetzen gehorchen, die Gott durch Mose dem Volk verkünden ließ: „Wenn jemand spricht: Ich liebe Gott, und hasst seinen Bruder, der ist ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, der kann nicht Gott lieben, den er nicht sieht. Und dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe“ (1. Johannes 4,20-21).
Gottes Gesetze sind zeitlose Prinzipien, die alles menschliche Handeln und Denken in allen Zeiten und in allen Kulturen umfassen. Die Liebe als Grundprinzip dieser Gesetze bleibt für alle Ewigkeit gültig!
Zweitens: Das Gesetz Mose
Was ist das Gesetz Mose? Der Unterschied zwischen dem Gesetz des Mose und den Zehn Geboten ist der, dass Gott persönlich die Zehn Gebote niederschrieb, Mose jedoch die Satzungen und die Rechtsordnungen den Israeliten überbrachte.
Das Gesetz Moses bestand aus zwei verschiedenen Teilen, aus dem Zivilgesetz (in einigen Aspekten dem bürgerlichen Gesetzbuch eines Staates ähnlich) und dem Ritualgesetz, das um der Sünden willen hinzukam (darauf kommen wir später zurück).
Diese von vielen gläubigen Christen nicht erkannte Tatsache, dass das Gesetz Mose aus zwei verschiedenen Teilen bestand – dem zivilrechtlichen und dem rituellen Teil –, ist oft ein Grund, weshalb die meisten bekennenden Christen so viele Schwierigkeiten haben, wenn es darum geht, das Gesetz Moses zu verstehen.
Ein Teil des Gesetzes Mose ist noch immer in Kraft! Nehmen wir zuerst das Zivilgesetz.
Das Zivilgesetz im Gesetz des Mose
Das Gesetz Mose enthielt Vorschriften, die eine Art „Gesetzbuch“ für die zivile Regierung im alten Israel war. Das zivilrechtliche Gesetz, das Gott durch Mose dem Volk vorlegte, enthielt Rechtsordnungen, Satzungen und andere Gebote, die sich auf das Leben der Israeliten bezogen. Es waren bindende Entscheidungen, die sich auf das Fundament der Zehn Gebote gründeten. Gott offenbart uns dadurch, wie diese zehn Grundgebote angewendet werden sollen.
In der Bibel werden diese Gesetze gleich nach den Zehn Geboten erwähnt. In 2. Mose 21, Vers 1 lesen wir die Anordnung Gottes an Mose: „Dies sind die Rechtsordnungen, die du ihnen vorlegen sollst.“
Natürlich müssen wir bedenken, dass wir heute kein Staat sind, wie damals die Israeliten – und die kulturellen Bedingungen waren auch anders als heute! Sind dann diese Gesetze „wertlos“ für uns heute?
Wir sollen diesen Teil des Gesetzes halten, wie Gott es beabsichtigt hat, das heißt, nach dem „Geist des Gesetzes“. Verordnungen zum Beispiel, die Strafen für bestimmte Übertretungen festlegten, fallen in diese Kategorie. Solche nationalen Verordnungen stellen auch weiterhin gute gottgefällige Beispiele und Urteile dar.
Das zivile Gesetz des Mose erweitert die Zehn Gebote, indem es offenbart, wie die zehn Grundprinzipien angewendet werden sollen. Sie zeigen uns den Geist des Gesetzes und die Absicht, die Gott mit dem Gesetz verfolgte.
Einige Beispiele des Zivilgesetzes
Wir lesen in 2. Mose 23, Vers 8: „Du sollst dich nicht durch Geschenke bestechen lassen; denn Geschenke machen die Sehenden blind und verdrehen die Sache derer, die im Recht sind.“ Dieses Gebot gilt heute noch, weil es unseren Verstand und unser Verhalten betrifft.
Die geistliche Zielsetzung und die Absicht, die hinter dem Gesetz steht – der Zweck des Gesetzes – können auf die gesamte Menschheit angewandt werden. Es handelt sich um grundlegende Prinzipien, die dauerhaft nützlich sind.
Ein anderes Beispiel, das bei vielen Menschen oft nur Kopfschütteln hervorruft, lesen wir in 2. Mose 21, Verse 24-25: „Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brandmal um Brandmal, Beule um Beule, Wunde um Wunde.“
Bedeutet diese Aussage nun „Wie du mir, so ich dir“? Mit anderen Worten, wenn jemand beim Einparken unser Auto beschädigt, sollen wir dann auch sein Auto beschädigen, ihm das Gleiche zufügen? Nein, es muss sinngemäß angewendet werden, nach dem „Geist des Gesetzes“. Es geht darum, den Schaden in angemessenem Verhältnis zu ersetzen.
Ein weiteres Beispiel finden wir in 5. Mose 22, Vers 8: „Wenn du ein neues Haus baust, so mache ein Geländer ringsum auf deinem Dache, damit du nicht Blutschuld auf dein Haus lädst, wenn jemand herabfällt.“ Ein ähnliches Gesetz gibt es auch heute in Deutschland, Österreich und in anderen Ländern.
Schon Abraham kannte Gottes Gesetz und die dazugehörigen Grundprinzipien, nach denen er sein ganzes Leben ausrichtete und von Gott gesegnet wurde: „Weil Abraham meiner Stimme gehorsam gewesen ist und gehalten hat meine Rechte, meine Gebote, meine Weisungen und mein Gesetz“ (1. Mose 26,5).
Das Halten dieser Gesetze wurde ihm als Gerechtigkeit angerechnet und er wurde zum Freund Gottes: „Abraham hat Gott geglaubt und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden, und er wurde ein Freund Gottes“ (Jakobus 2,23).
Die zivilen Satzungen und die Rechtsordnungen gründeten sich auf die Zehn Gebote und waren bindende Entscheidungen, die Gott Mose gab, um sie an das Volk weiterzugeben.
Die Gesetze Gottes, die festlegen, was Sünde ist, werden nicht zu den Ritualgesetzen gezählt. Gottes Gesetze, die Gerechtigkeit und Sünde definieren, sind nicht symbolisch oder vorübergehend, darum sind sie auch heute noch gültig.
Diese Grundprinzipien von den verschiedenen Gesetzen müssen wir verstehen, wenn wir wissen wollen, welche Gesetze des Alten Testaments auch heute noch gültig sind!
Gott weist uns eindringlich in der Botschaft vom Propheten Maleachi auf den ursprünglichen Teil dieses Gesetzes hin: „Gedenkt an das Gesetz Moses, meines Knechtes, das ich ihm auf dem Horeb für ganz Israel befohlen habe, an die Satzungen und Rechte!“ (Maleachi 3,22; Schlachter-Bibel).
Gott erwartet von uns, dass wir an dieses Gesetz denken. Diese Satzungen und Rechtsordnungen dürfen wir nicht vergessen, sondern wir sollen sie beachten und nach dem „Geist des Gesetzes“ anwenden. Gottes Gesetze im Alten Testament, die Gottes Lebensweise und Sünde definieren, sind noch immer für Christen zu halten. Diese Grundprinzipien des Gesetzes bleiben für alle Ewigkeit gültig!
Das Zivilgesetz des Mose, das die Sünde definiert, wurde nie von den Aposteln in Frage gestellt. Dieser Teil des Zivilgesetzes, das Gottes Charakter, seine Lebensweise und die Sünde definiert, das im alten Israel buchstäblich angewandt worden war, ist heute nach dem „Geist des Gesetzes“ und gemäß der Absicht Gottes zu halten.
Der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Gläubigen in Korinth: „Nicht dass wir tüchtig sind von uns selber, uns etwas zuzurechnen als von uns selber; sondern dass wir tüchtig sind, ist von Gott, der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes“ (2. Korinther 3,5-6).
Durch den heiligen Geist gibt Gott seinem Volk, in dessen Herz nun das Gesetz geschrieben wird, die Fähigkeit zu erkennen, wie Gottes Gesetz richtig auf das eigene Leben angewendet werden soll. Paulus schreibt an die Gläubigen in Philippi: „Und ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher werde an Erkenntnis und aller Erfahrung, sodass ihr prüfen könnt, was das Beste sei, damit ihr lauter und unanstößig seid für den Tag Christi“ (Philipper 1,9-10).
Die Teile vom Gesetz Mose, die sich beispielsweise auf das Zehntenzahlen, die Speisegesetze (reine und unreine Tiere) und die jährlichen Festtage Gottes (3. Mose 23) beziehen, sind noch immer für die Kirche Gottes des Neuen Testaments in Kraft. Sie waren nicht Teil des zeremoniellen Ritualgesetzes.
Beim Gesetz des Mose geht es also darum, den Sinn und die Absicht einer Rechtsordnung bzw. Satzung zu erkennen, um zu wissen, ob sie auch heute noch dem Geiste nach Gültigkeit haben.
Wir kommen nun zum Ritualgesetz.
Das Ritualgesetz im Gesetz des Mose
Als Mose zum zweiten Mal vom Berg Sinai herunterkam – beim ersten Mal hatte er die Steintafeln zerbrochen – und den Israeliten die Satzungen und die Rechtsordnungen verkündete, waren mit dem Gesetz Mose keine Opfergaben verbunden. In Jeremia 7, Vers 22 wird uns berichtet: „Ich aber habe euren Vätern an dem Tage, als ich sie aus Ägyptenland führte, nichts gesagt noch geboten von Brandopfern und Schlachtopfern.“
Der Apostel Paulus erklärt ganz deutlich in seinem Brief an die Galater, warum die Rituale hinzugekommen sind: „Was soll dann das Gesetz (das Ritualgesetz)? Es ist hinzugekommen um der Sünden willen, bis der Nachkomme da sei, dem die Verheißung gilt, und zwar ist es von Engeln verordnet durch die Hand eines Mittlers [d. h. durch Mose]“ (Galater 3,19).
In der Schlachter-Bibel wird der eine Satzteil klarer übersetzt: „. . . durch Engel übermittelt worden in die Hand eines Mittlers“.
Man kann sagen, dass das Opfergesetz eine Art „Belehrungsinstrument“ für die Israeliten war, das sie an ihre Sünden erinnern sollte. Später wurden dem Ritualgesetz andere Weisungen oder Satzungen hinzugefügt, die solche physischen Rituale regelten. Beispiele sind die Darbringung von Opfergaben, das Anzünden von Kerzen, das Verbrennen von Weihrauch und verschiedene Waschungen für die Unreinen.
Muss dieses Ritualgesetz heute noch beachtet werden? Nein, denn es ging nur um „äußerliche Satzungen“ als Teil einer Ordnung, die deshalb existierte bzw. eingeführt wurde, weil es keine Möglichkeit der Sündenvergebung gab. In Hebräer 9, Vers 10 lesen wir: „Dies sind nur äußerliche Satzungen über Speise und Trank und verschiedene Waschungen, die bis zu der Zeit einer besseren Ordnung auferlegt sind.“
Nachdem Jesus das Sühneopfer vollbracht hatte, waren diese Opfer, Tempelzeremonien und Rituale nicht länger notwendig. Jesus war nicht wie der Hohepriester, der „alle Jahre mit fremdem Blut in das Heiligtum geht; sonst hätte er [Jesus] oft leiden müssen vom Anfang der Welt an.
Nun aber, am Ende der Welt, ist er ein für alle Mal erschienen, durch sein eigenes Opfer die Sünde aufzuheben“ (Hebräer 9,25-26).
Gott hatte ursprünglich von den Israeliten nur das „Passah-Opfer“ gefordert, das auf Jesus Christus als unser Passahlamm hindeutete. Es wurde noch in Ägypten eingesetzt, bevor der Bund am Berg Sinai geschlossen wurde.
Dies erklärt auch, weshalb keines der Opfer vom Ritualgesetz im Neuen Testament weitergeführt wurde. Nur das Passah wird weiterhin in der neutestamentlichen Kirche gefeiert – mit den neuen Symbolen Brot und Wein, die Jesus selbst eingesetzt hat.
Gottes Gesetze, die Gerechtigkeit und Sünde definieren, sind nicht symbolisch oder vorübergehend und waren niemals Teil des Ritualgesetzes.
Sie entscheiden für Ihr Leben
Wenn wir diese Grundprinzipien beachten, dann wird uns das Verständnis leichter fallen, welche Gesetze des Alten Testaments auch heute noch gültig sind. Wir müssen uns entscheiden und es liegt an uns, ob wir alle Gebote Gottes halten wollen.
Salomo wusste, wer ihm zur rechten Erkenntnis verhelfen konnte, darum betete er zu Gott: „Schenke mir ein Herz, das auf deine Weisung hört, damit ich dein Volk leiten und gerechtes Urteil sprechen kann“ (1. Könige 3,7. 9; Gute Nachricht Bibel).
Durch den heiligen Geist, den Gott denjenigen zur Verfügung stellt, die das Übertreten seiner Gesetze bereuen, können diese geistlichen Gesetze der Liebe verstanden und ins Herz geschrieben werden (Jeremia 31,33). Denn Gott gibt seinen Geist nur denen, die ihm gehorchen: „Und wir sind Zeugen dieses Geschehens und mit uns der heilige Geist, den Gott denen gegeben hat, die ihm gehorchen“ (Apostelgeschichte 5,32).
Der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Gläubigen in Ephesus und betont die Grundlage für unseren Glauben, als Nachfolger Christi:
„So seid ihr nun nicht mehr Fremdlinge und Gäste, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen auferbaut auf der Grundlage der Apostel und Propheten, während Jesus Christus selbst der Eckstein ist, in dem der ganze Bau, zusammengefügt, wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn“ (Epheser 2,19-22, Schlachter-Bibel).
Die Apostel stehen für das Neue Testament, die Propheten stehen für das Alte Testament. Als das Haupt der Gemeinde wird Jesus Christus hier als der „Eckstein“ für das ganze Wort Gottes bezeichnet, der alle Gläubigen zusammenhält und sie durch den heiligen Geist zu einem heiligen Tempel Gottes verbindet.
Jesus und auch die Apostel lehrten die Teile des Gesetzes, die unseren Verstand und unser Verhalten betreffen, denn sie bleiben für alle Ewigkeit gültig. Gottes Gesetze im Alten Testament, die Gottes Lebensweise und Sünde definieren, sind noch immer für Christen zu halten.
Von Christen wird erwartet, dass sie den „Geist des Gesetzes“ – die ursprüngliche Absicht und geistliche Zielsetzung, aus der heraus ein bestimmtes Gesetz erlassen wurde – richtig verstehen und bereitwillig in ihrem Leben umsetzen.
Diese Grundprinzipien des Gesetzes, die Gottes Charakter, seine Lebensweise und Sünde definieren, bleiben für alle Ewigkeit gültig! Diese Prinzipien müssen Sie verstehen, wenn Sie wissen wollen, welche Gesetze vom Alten Testament auch heute noch gültig sind.
„Auge um Auge, Zahn um Zahn“
Die Absicht und das dem Gesetz zugrunde liegende Prinzip ist die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten (Matthäus 22,36-40). Jesus Christus zeigte seinen Nachfolgern, wie wir unsere Mitmenschen behandeln sollen. Die Rechtsordnungen, die Mose von Gott bekommen hat, hatten zum Ziel, eine menschliche Gesellschaft mit all ihren Fehlern auf faire und gerechte Art zu regieren. Diese Prinzipien sind auch noch in Kraft.
Viele haben die Anordnungen in 2. Mose 21, Verse 24-25 mit entsetztem Erstaunen über den Gott des Alten Testaments gelesen: „Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brandmal um Brandmal, Beule um Beule, Wunde um Wunde.“ Viele Menschen kennen diesen Ausspruch, aber nur wenige verstehen den Sinn und die Bedeutung dieser Aussage im Gesetz Mose.
Sie nehmen an, dass jeder, der an dem Verlust des Auges eines anderen durch einen Unfall schuld ist, sofort ergriffen wird, damit man ihm als gerechte Vergeltung sein Auge ausstechen würde! Ist dies ein richtiges Verständnis des Verses?
Der Zusammenhang, in dem wir diese Anweisung „Auge um Auge, Zahn um Zahn“ finden, erklärt das Prinzip einer gerechten Wiedergutmachung für getanes Unrecht. Schon der nächste Vers zeigt, dass ein Mensch, der an dem Verlust des Auges oder Zahns seines Sklaven schuld ist, diesen als Bezahlung für die Verletzung, freilassen muss – also eine Unfallentschädigung!
Die Verse 18-19 von 2. Mose 24 befassen sich mit dem Fall, dass einer einen anderen verletzt hat. Welche Strafe erfolgte darauf? „Wenn Männer miteinander streiten und einer schlägt den andern mit einem Stein oder mit der Faust, dass er nicht stirbt, sondern zu Bett liegen muss und wieder aufkommt und ausgehen kann an seinem Stock, so soll der, der ihn schlug, nicht bestraft werden; er soll ihm aber bezahlen, was er versäumt hat, und das Arztgeld geben.“
Auch zeigt uns Vers 22, dass jemand bestraft werden soll, der daran schuld ist, dass eine schwangere Frau eine Fehlgeburt erleidet. Was ist die Strafe in diesem Fall? „Wenn Männer miteinander streiten und stoßen dabei eine schwangere Frau, sodass ihr die Frucht abgeht, ihr aber sonst kein Schaden widerfährt, so soll man ihn um Geld strafen, wie viel ihr Ehemann ihm auferlegt, und er soll’s geben durch die Hand der Richter.“
Der gesamte Zusammenhang des „Auge um Auge, Zahn um Zahn“-Befehls befasst sich mit einer gerechten Wiedergutmachung oder Bezahlung für zugefügte Verletzungen – den „Wert eines Auges“ für ein Auge, oder den „Wert eines Zahnes“ für einen Zahn.
Die „Knechtschaft“ des Gesetzes
Außer Jesus Christus gibt es keinen Menschen, der ohne Sünde gelebt hat: „Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten“ (Römer 3,23). Daher führte der Alte Bund mit seiner fehlenden Sündenvergebung in die Knechtschaft, in die Gefangenschaft der Sünde und damit zum Tode, weil es ja keine Vergebung der Sünde gab.
Damit war der Sünder verflucht. Er stand unter dem Fluch der Sünde (Galater 3,10). Und der Fluch der Sünde war die Strafe für die Sünde, nämlich der ewige Tod. Der Fluch war nicht das Gesetz. Der Fluch war die Strafe für die Sünde, für die Übertretung des Gesetzes.
Nicht in Knechtschaft der Sünde, nicht ein Sklave der Sünde, nicht ein Gefangener der Sünde, nicht unter dem Fluch wäre also nur derjenige gewesen, der während seines ganzen Lebens alle Gebote des Gesetzes gehalten hätte und somit auch kein Sündopfer hätte darbringen müssen. Dieser wäre dann frei gewesen von der Knechtschaft der Sünde.
Hier würde dann die Bibelstelle in Galater 3, Vers 12 zutreffen, wo es heißt: „Der Mensch, der es tut, wird dadurch leben.“ Derjenige hätte dann zu den Freien gezählt und hätte nicht losgekauft werden müssen.
Die Bibel zeigt aber, dass kein Mensch in der Lage ist, völlig ohne Sünde zu leben. So war der Zwang im Alten Bund, sündenfrei zu leben, ein Joch der Knechtschaft. Nicht, weil das Gesetz nicht gut gewesen wäre. Nein, weil jeder, bei dem Versuch, nach dem Gesetz zu leben, scheitern musste und dann ohne Ausweg in der Knechtschaft, in der Sklaverei der Sünde landen musste.
Weil nach dem Alten Bund eine tadellose Lebensführung einfach nicht zu schaffen war, warnte Paulus in Galater 5, Vers 1 und auch Petrus in Apostelgeschichte 15, Vers 10 davor, dieses Joch der Knechtschaft wieder auf sich nehmen zu wollen. Das war einfach zu schwer. Es sollte keinem auferlegt werden.
Die Apostel wollten klar machen, dass jeder, der durch die Sündopfer, also durch eigene Werke, von Sünden frei werden zu können glaubte, im Irrtum sei, und dass nur durch das Opfer Jesu Christi die Vergebung der Sünden möglich war. Daran sollten die Jünger glauben.
Im Alten und auch im Neuen Bund war bzw. ist man aufgerufen, gesetzeskonform zu leben. Im Alten Bund gab es jedoch keine Möglichkeit zur Vergebung einer Sünde, einer Verfehlung gegenüber dem Gesetz. Man war verflucht, wenn man nicht alle Worte des Gesetzes erfüllte (5. Mose 27,26).
Im Neuen Bund hat aber jeder durch das Opfer Jesu Christi die Möglichkeit, Sündenvergebung zu erlangen und dadurch frei zu werden von der Todesstrafe für die Sünde. Da wir uns durch keinerlei eigene Anstrengungen selbst von der Sünde befreien können, ist die Vergebung durch das Opfer Christi eine Gnade, ein wunderbares Geschenk Gottes.