Viele Experten erkennen eine Zunahme an der zerstörerischen Kraft von Naturkatastrophen.
Von Rod Hall
Im Januar 1999 erschütterte ein Erdbeben das südamerikanische Land Kolumbien, und Hunderte von Menschen kamen ums Leben. Die massive Zerstörung erinnerte an kriegsähnliche Auswirkungen: 200 000 Obdachlose, von denen viele kein sauberes Trinkwasser, keine ausreichende Nahrung und keine Stromversorgung hatten. Ende 1998 hinterließ der Hurrikan „Mitch“ 23 500 Tote und Vermißte in Zentralamerika. Die negativen Auswirkungen von Wetterphänomenen wie El Niño und La Niña sind uns bekannt.
In einem in der amerikanischen Illustrierten Life kürzlich erschienenen Artikel hieß es: „Seit den Tagen der ,Staubschüssel‘ in den 30er Jahren hat das Wetterchaos die Gedanken der Menschen und die Schlagzeilen nicht mehr so stark beeinflußt wie heute ... Die heimtückische pazifische Strömung, als El Niño bekannt, fing an, weltweit Chaos auszulösen. Indonesiens Dschungel brannte, während es sintflutartige Regenfälle in der chilenische Atacama-Wüste gab. In Guadalajara schneite es zum ersten Mal seit 1881. Kanada erlebte seinen schlimmsten Eissturm aller Zeiten. Überschwemmungen töteten Tausende in Afrika. In Peru schufen langanhaltende Regenfälle einen Binnensee von 4000 km². Wirbelstürme suchten Moskau heim. Der durch Regenfälle angeschwollene Yangtze-Fluß tötete mehr als 400 Menschen, als er eine breite Schneise durch Zentralchina aushob.“
Dieses Wetterchaos ist beunruhigend. Obwohl es stimmt, daß es große Wetterkatastrophen in unserem Jahrhundert gegeben hat, sind die Häufigkeit, weite Verbreitung und Unterschiedlichkeit von kürzlichen unvorhersagbaren Wetterauswüchsen außergewöhnlich. Das vergangene Jahr rangiert als drittschlimmstes Wetterjahr im vergangenen Jahrzehnt und kommt 1982-83 als einem der schlimmsten Jahre in diesem Jahrhundert gleich.
Nehmen Wetter- und andere Naturkatastrophen weltweit zu? Gibt es für sie einen geistlichen Hintergrund oder sind sie allein das Resultat des Zufalls in unserer Umwelt? Haben Naturkatastrophen irgendeine Bedeutung für die Menschheit heute? Es gibt Menschen, die in solchen Ereignissen ein natürliches „Kontrollsystem“ des Gleichgewichts sehen. Andere meinen, es handelt sich um zufällige „Unfälle“, die ohne tieferen Grund Teil unseres Universums sind.
Jesus stellte jedoch fest, daß Naturkatastrophen – wie wir sie heute nennen – ein trauriges Kapitel in der menschlichen Geschichte seien und in ihren Ausmaßen in der Zeit vor seiner Rückkehr zunehmen würden. Dazu sagte er voraus: „Es werden Erdbeben geschehen hier und dort, es werden Hungersnöte sein. Das ist der Anfang der Wehen“ (Markus 13,8). Erdbeben, Seuchen und großen Wetterstörungen – einschließlich Dürren, Überschwemmungen, großer Flutwellen mit zerstörerischer Kraft, Wirbelstürmen und Hurrikans – werden zahllose Menschen weltweit heimsuchen.
Größere Zerstörungskraft?
Es ist schwierig festzustellen, ob Erdbeben und andere Naturkatastrophen heute häufiger vorkommen und größere Zerstörungskraft besitzen. Es gibt oft nur ungenaue Angaben über die weit zurückliegende Vergangenheit. Manche meinen, daß es nur eine scheinbare Zunahme an Naturkatastrophen gäbe, die in Wirklichkeit nur das Resultat besserer Aufzeichnungen und einer besseren Berichterstattung seien.
Das nationale Erdbeben-Informationszentrum der US-Bundesbehörde für Geologie stellt dazu fest: „Von vielen Leuten weltweit hören wir immer wieder, daß es eine Zunahme bei der Häufigkeit von Erdbeben gäbe. Obwohl wir allem Anschein nach mehr Erdbeben haben, ist die Häufigkeit von Erdbeben der Stärke 7,0 oder mehr [auf der Richterskala] in diesem Jahrhundert verhältnismäßig konstant geblieben, und nach unseren Daten scheint sie in den letzten Jahren eigentlich abgenommen zu haben.“
Darüber hinaus wies das Zentrum darauf hin, daß die vermutete Zunahme an der Häufigkeit von Erdbeben vielleicht darauf zurückzuführen ist, daß in den letzten 20 Jahren mehr Erdbeben registriert worden seien, weil die Zahl der seismographischen Stationen stark zugenommen hat und die globale Kommunikation besser wurde.
Jedes Jahr stellen diese Wissenschaftler 12 000 bis 14 000 seismographische Bewegungen fest, im Durchschnitt sind das ca. 35 pro Tag. Auf der anderen Seite gestehen die Wissenschaftler ein, daß die Auswirkungen von Erdbeben zugenommen haben. Obwohl die Bauvorschriften in erdbebengefährdeten Regionen verbessert wurden, sind die Sach- und Personenschäden größer. Nach Meinung der Wissenschaftler hängt dies mit der Zunahme der Weltbevölkerung und Immobilien zusammen. Ungeachtet der Häufigkeit von Erdbeben und anderen Naturkatastrophen kann die Steigerung der durch sie ausgelösten Schäden nicht bestritten werden.
Es gibt andere Experten, die auch eine Zunahme bei dem Ausmaß der durch Naturkatastrophen verursachten Zerstörungen feststellen, besonders in den letzten Jahrzehnten. Dr. William H. Hooke, Direktor des US-Büros für Wetterforschung (Teil der US-Bundesbehörde für See- und Luftverwaltung) stellte kürzlich in einer Rede die Frage: „Täuscht der Eindruck, daß die Zahl von Naturkatastrophen zunimmt?“ Seiner „Ja“-Antwort auf die Frage legte er die Zunahme bei der jährlichen Statistik über Schäden als definitiven Beleg zugrunde.
Obwohl die Zahl von Jahr zu Jahr Schwankungen unterliegt, hat die Gesamtzahl an Schäden in den letzten Jahren im Jahresdurchschnitt 50 Milliarden US-Dollar betragen, also ca. 1 Milliarde US-Dollar pro Woche. Anlaß zu Sorge sind die längerfristigen Trends, die auf eine Verdoppelung bzw. Verdreifachung der Gesamtschäden in einem Jahrzehnt hinweisen, gemessen an den letzten 35 Jahren.
Dr. Hooke wies darauf hin, daß die Zunahme an Schäden mit Veränderungen in der Gesellschaft wie die zunehmende „Verstädterung“ und technologische Abhängigkeit zu tun haben. Obwohl die durch Naturkatastrophen verursachten Schäden in den USA nicht jedes Jahr gleich sind, wird allgemein erwartet, daß sie zunehmen werden, im Verhältnis zu ihrem Anteil am Bruttosozialprodukt des Landes. Außerdem stellte er fest, daß die Häufigkeit, Stärke und Dauer von Naturkatastrophen wie Stürmen, Überschwemmungen, Dürren und Waldbränden von „längerfristigen globalen Veränderungen“ abhängen, ob durch natürliche Veränderungen oder durch von Menschen herbeigeführte Veränderungen.
Zufällige Naturkatastrophen
Heute scheinen viele Naturkatastrophen „normale“ Umweltereignisse zu sein, bedingt durch die natürlichen Umstände, die als Teil der Schöpfung Gottes existieren. Gott steht nicht unmittelbar hinter allen Naturkatastrophen. Viele sind zufällige Ereignisse, die unerwartet zuschlagen. Im allgemeinen überläßt Gott der Natur ihren vorgegebenen Verlauf, und Gott läßt die Menschheit die Früchte ihrer eigenen Wege erleben. Ein weiser König Salomo stellte einst fest: „Zum Laufen hilft nicht schnell sein, zum Kampf hilft nicht stark sein, zur Nahrung hilft nicht geschickt sein, zum Reichtum hilft nicht klug sein; daß einer angenehm sei, dazu hilft nicht, daß er etwas gut kann, sondern alles liegt an Zeit und Glück. Auch weiß der Mensch seine Zeit nicht, sondern wie die Fische gefangen werden mit dem verderblichen Netz und wie die Vögel mit dem Garn gefangen werden, so werden auch die Menschen verstrickt zur bösen Zeit, wenn sie plötzlich über sie fällt“ (Prediger 9,11-12).
Jesus erläuterte dieses Prinzip des unglücklichen Zufalls, indem er das Beispiel von Pilatus anführte, der einige Galiläer tötete, um deren Blut zusammen mit seinem Opfer zu vermischen: „Meint ihr, daß diese Galiläer mehr gesündigt haben als alle andern Galiläer, weil sie das erlitten haben? Ich sage euch: Nein; sondern wenn ihr nicht Buße tut, werdet ihr alle auch so umkommen“ (Lukas 13,2-3; alle Hervorhebungen durch uns). Außerdem erwähnte er ein weiteres Beispiel, bei dem ein Turm in Siloah umstürzte und 18 Menschen dabei ums Leben kamen. Vielleicht war es ein Erdbeben, der den Turm zum Einsturz brachte. Jesus betonte, daß Naturkatastrophen, Unfälle oder unglückliche Umstände den Tod für die Menschen bedeuten können, die davon betroffen sind.
Wie Jesus klarstellte, bedeutet dies absolut nicht, daß diejenigen, die ein solches Schicksal erleben, böser sind als andere Menschen. Solche Desaster können aber eine Warnung für uns sein. Wir sollten umkehren und Gottes Schutz suchen, während es noch Zeit gibt: „Was ist euer Leben? Ein Rauch seid ihr, der eine kleine Zeit bleibt und dann verschwindet“ (Jakobus 4,14).
Zeichen göttlicher Kraft
Erdbeben und andere Ereignisse in der Umwelt können aber auch das Resultat göttlicher Kraft sein. Gottes Erscheinung auf dem Berg Sinai, um die Zehn Gebote zu verkünden, wurde von Naturerscheinungen „begleitet“: „Der ganze Berg Sinai aber rauchte, weil der Herr auf den Berg herabfuhr im Feuer; und der Rauch stieg auf wie der Rauch von einem Schmelzofen, und der ganze Berg bebte sehr“ (2. Mose 19,18). Als Jesus Christus starb, fand ein großes Erdbeben statt, das Gottes Gegenwart und Kraft bestätigte (Matthäus 27,54).
Gelegentlich läßt Gott rebellische Menschen von Erdbeben oder Naturkatastrophen heimsuchen, um ihnen eine Lektion zu erteilen oder sie sein gerechtes Gericht erleben zu lassen. Zum Beispiel benutzte Gott ein Erdbeben, um die Rebellion von Kora gegen Mose niederzuschlagen: „Und als er alle diese Worte beendet hatte, zerriß die Erde unter ihnen und tat ihren Mund auf und verschlang sie mit ihren Sippen, mit allen Menschen, die zu Korach gehörten, und mit all ihrer Habe“ (4. Mose 16,31-32).
Die Bibel hält andere Beispiele fest, wie Gott in der Vergangenheit in den Verlauf der Geschichte eingriff, um Segnungen für Gehorsam und Flüche für Ungehorsam zu senden. Dem alten Israel sagte er: „Werdet ihr mir aber nicht gehorchen und nicht alle diese Gebote tun ... daß ich euren Stolz und eure Halsstarrigkeit breche, und will euren Himmel wie Eisen und eure Erde wie Erz machen. Und eure Mühe und Arbeit soll verloren sein, daß euer Land sein Gewächs nicht gebe und die Bäume im Lande ihre Früchte nicht bringen ... und [ich] will ein Racheschwert über euch bringen, das meinen Bund rächen soll. Und wenn ihr euch auch in eure Städte flüchtet, will ich doch die Pest unter euch senden und will euch in die Hände eurer Feinde geben. Dann will ich euch den Vorrat an Brot verderben“ (3. Mose 26,14. 19-20. 25-26).
Satanische Mittel?
Es ist auch schon vorgekommen, daß Gott Satan diverse Naturkatastrophen benutzen ließ, um Menschen zu schaden. Hiob und seine Familie, Knechte, Tiere und Eigentum waren Opfer eines direkten Angriffs Satans. An einem Tag erschlugen Räuber seine Knechte und stahlen sein Vieh, Feuer fiel vom Himmel und tötete weitere Knechte und seine Schafe, und zum Schluß ließ ein gewaltiger Wind sein Haus einstürzen, wodurch seine Kinder starben (Hiob 1,9-13). Um Hiob eine wichtige Lektion zu erteilen, ließ Gott zu, daß Satan Hiob demütigte.
In der Endzeit wird Satan seinen Diener, den falschen Propheten, inspirieren, Naturphänomene einzusetzen, wie Feuer vom Himmel (Offenbarung 13,13). Dazu schreibt der Apostel Paulus: „Der Böse aber wird in der Macht des Satans auftreten mit großer Kraft und lügenhaften Zeichen und Wundern und mit jeglicher Verführung zur Ungerechtigkeit bei denen, die verloren werden, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, daß sie gerettet würden“ (2. Thessalonicher 2,9-10).
Zeichen der Endzeit
Erdbeben und andere Naturkatastrophen werden wichtige Zeichen der Kraft Gottes sein, wenn der „Countdown“ prophetischer Ereignisse in der Endzeit läuft. Gottes endzeitliche Diener, die zwei Zeugen, werden Feuer vom Himmel einsetzen, um ihre Feinde zu töten. Diese Zeugen werden Macht haben, „den Himmel zu verschließen, damit es nicht regne in den Tagen ihrer Weissagung, und haben Macht über die Wasser, sie in Blut zu verwandeln und die Erde zu schlagen mit Plagen aller Art, sooft sie wollen“ (Offenbarung 11,6). Darüber hinaus werden „Donner und ... Blitze und Erdbeben“ die sieben Posaunen einleiten, in deren Verlauf diverse Plagen stattfinden (Offenbarung 8,5-13; 11,19; 16,1-21).
Auch nach Christi Rückkehr wird Gott die Umwelt durch das Wetter beeinflussen, um die Nationen zum Gehorsam zu ermutigen (Sacharja 14,16-19). Die gute Nachricht ist aber, daß Gott danach im Millennium die Umwelt segnen wird, um den Gehorsam der Völker zu belohnen und eine wahrhaftige Utopie der physischen Fülle für alle Menschen herbeizuführen (Jesaja 41,17-18; Micha 4,3-4). Gott wird unsere Umwelt in den Zustand zurückversetzen, wie Adam sie im Garten Eden erlebte, und den Menschen wird es eine Freude sein, Gottes Weg zu gehen.