Wie müßte ein Prophet Gottes auftreten, um unsere moderne Welt zu erreichen?
Von der Redaktion
Wie alt sollte ein Prophet Gottes sein? Wie soll er sich kleiden? Aus welchem Land soll er kommen und im Namen welcher Religion soll er auftreten? Soll er einen gebieterischen Ton an den Tag legen oder sanft und salbungsvoll reden?
Schließen Sie Ihre Augen und versuchen Sie, sich vorzustellen, wie ein Prophet Gottes aussehen sollte. Ist er jung, alt, Europäer oder Afrikaner, Nordamerikaner oder Asiat? Trägt er einen Anzug oder ein langes Gewand? Hat er einen Hut oder eine sonstige Bedeckung auf seinem Kopf?
Stellen Sie sich diesen imaginären Propheten beim Predigen vor. Wie hört sich seine Stimme an? Kündigt er mit lauter Stimme eine bevorstehende Plage an? Oder spricht er im normalen Unterhaltungston zu seinen Zuhörern?
Unsere Vorstellung spiegelt sehr wahrscheinlich unsere persönliche Erwartung und unsere religiöse Erziehung – oder deren Mangel – wider. Wie soll aber ein Prophet aussehen und auftreten, den die ganze Welt anerkennt und akzeptiert? Damit meine ich jeden Menschen aus allen Ländern, ganz gleich, wie die persönliche Überzeugung und Erziehung aussieht. Kann man sich einen solchen Propheten überhaupt vorstellen?
Beschränken wir unsere Vorstellung auf die Propheten der Bibel. Wer würde Ihnen spontan als Beispiel einfallen? (Dazu später einiges mehr.)
Was ist ein Prophet Gottes? Das Wort bezieht sich auf jemanden, der „vor der Zeit spricht“ bzw. Ereignisse vorhersagt. Ein Prophet Gottes spricht die Worte Gottes über Ereignisse, die noch nicht eingetreten sind.
Gibt es heute überhaupt Propheten? In unserer Vorstellung mögen wir einen älteren, bärtigen Mann mit einem Stock sehen. Das ist Ausdruck einer Erwartung aus einer anderen Kultur, einer Kultur der Vergangenheit. Uns fällt es wahrscheinlich schwer, einen modernen Propheten im Computerzeitalter vorzustellen.
Unsere Welt braucht einen Propheten
Die Welt braucht dringend einen Boten Gottes – jetzt! Wäre es nicht schön, wenn Gott uns seinen Boten senden würde, um uns zu zeigen, wie wir beispielsweise die Aids-Seuche, die China, Rußland und Indien mit noch mehr Härte als Afrika heimzusuchen droht, stoppen können?
Wir brauchen einen Boten Gottes, der den Ländern Lateinamerikas sagt, wie sie den totalen wirtschaftlichen Kollaps abwenden können. Die Länder des Nahen Ostens haben diesen Propheten nötig, damit sie erfahren, wie ein wahrer Frieden in ihrer Region zu etablieren ist.
Die armen Länder brauchen diesen göttlichen Boten, damit sie erfahren, wie sie genügend Nahrung, Kleidung und Obdach für all ihre Bürger garantieren können. Paradoxerweise brauchen die wohlhabenden Länder Gottes Propheten, um zu erfahren, wie sie Wohlstand ohne Wohlstandsprobleme haben können. Wie widersprüchlich es ist, daß die armen Länder aufgrund ihrer Armut krank sind, während die reichen Länder an ihrem Wohlstand erkranken.
Wir brauchen einen Propheten, der kriegslüsternen Staatschefs und internationalen Terrorbanden Einhalt gebietet, damit alle Menschen in Frieden leben können.
Ein Prophet für persönliche Probleme
Die Menschen brauchen einen Propheten Gottes für die persönliche Lebensführung. Sie sollen erfahren, wie man sich von den Geißeln Alkoholmißbrauch, Rauschgift- und Nikotinsucht, Pornographie, Depression und zerrütteten zwischenmenschlichen Beziehungen befreit. Wir brauchen einen Propheten, der den in ihrem Leben ganz unten Angekommenen sagen kann, wie der Weg nach oben zu Gesundheit, liebevollen Beziehungen und materiellem Wohlergehen aussehen kann.
Können solche Dinge zur Botschaft eines Propheten Gottes gehören? Ja, ganz bestimmt. Manche sehen in einem Propheten einen Revolutionär, einen Führer, der die Unterdrückten von ihren ungerechten Herren befreit. Die Evangelien zeigen uns, daß Jesu eigene Jünger Erwartungen von ihm hatten, die nicht in Erfüllung gingen.
Die meisten Menschen erwarten wohl von einem Propheten, daß er ihnen sagt, was als nächstes passieren wird. Ob gute oder schlechte Nachrichten, Naturkatastrophen oder Wunder: Würden nicht Millionen von Menschen ihren Fernseher einschalten, um einen Propheten zu sehen, der ihnen am Vortag die Ereignisse des nächsten Tages ankündigt? In einer Gesellschaft, für die Unterhaltung einen sehr hohen Stellenwert hat, wäre das der Gipfel an Unterhaltung!
Ein Prophet Gottes ist jedoch weder ein Revolutionär noch ein Unterhalter. Obwohl unsere Welt einen wahren Propheten Gottes dringend braucht, wissen die Menschen heute nicht, was ein Prophet Gottes wirklich ist. Unsere Welt würde ihn weder erkennen noch akzeptieren, ganz gleich, wie alt er ist, wie er sich anzieht oder mit welchem Akzent er spricht. Ob er leise oder laut spräche, die Kranken heilte oder das nächste Erdbeben genau vorhersagte: Ein wahrer Prophet Gottes würde nicht von der ganzen Welt akzeptiert werden.
Das Bild eines wahren Propheten
Wie heißt der biblische Prophet, der Ihnen zu Beginn dieses Artikels eingefallen ist? Für manche Leser war es Jeremia, einer der bekanntesten biblischen Propheten. Doch Jeremia paßt nicht zum Stereotyp eines Propheten, wie sich ihn viele Menschen vorstellen. Als Gott ihn zu seinem Prophetenamt berief, war Jeremia jung, vielleicht ca. 20 Jahre alt. Die International Standard Bible Encyclopedia beschreibt ihn als „sanftmütig und gütig in seiner Wesensart, voller Mitleid“ (Ausgabe 1996).
Prophetische Botschaften sind nicht wie Fernsehsendungen oder Spielfilme, die man in verhältnismäßig kurzer Zeit sehen kann. Jeremias Arbeit umfaßte einen Zeitraum von 40 Jahren. Die Menschen, die seine Botschaft hörten, hatten viel Zeit zum Nachdenken. Vielleicht verbinden Sie ihn mit schlechten Nachrichten. Im Englischen hat sein Name die sprichwörtliche Bedeutung von „jemandem, der die Gegenwart pessimistisch einschätzt und eine katastrophale Zukunft voraussieht“ (Merriam-Webster’s Collegiate Dictionary, Ausgabe 2002).
Die Botschaft, die Jeremia von Gott überbrachte, lautete: „Kehrt zum Gesetz Gottes zurück. Ihr habt es auf jeder Gesellschaftsschicht ignoriert, mißachtet und mit Füßen getreten. Die Mißachtung des Gesetzes zieht eine automatische Strafe nach sich, aber trotzdem verspricht Gott, diese automatischen Strafen zu intensivieren. Dies wird er tun, um euch zu helfen, den Ernst eures Vergehens zu erkennen und dadurch zur Reue zu kommen.“
In den „schlechten“ Nachrichten Jeremias war auch die Botschaft der Gnade enthalten – die gute Nachricht, daß die Menschen ihre Mißachtung der Wege Gottes bereuen und Gottes Vergebung erlangen können. Jeremia ging mit den religiösen Lehrern seiner Zeit ins Gericht, die die persönliche Verantwortung jedes einzelnen Menschen in bezug auf die Sünde herunterzuspielen versuchten und dadurch die Konsequenzen für die Übertretung des Gesetzes Gottes verniedlichten.
Propheten und das Gesetz
Gottes Propheten betonen sein Gesetz. Das schreckt selbst bekennende Christen ab, die die gesetzesfeindliche Haltung unserer Gesellschaft und teilweise auch der christlichen Theologie angenommen haben. Ihre Vorurteile gegenüber dem Gesetz Gottes verhindern, daß sie das Wirken eines Propheten Gottes wirklich verstehen.
Einige dieser Vorurteile spiegeln die Behauptung wider, daß das Halten des Gesetzes „legalistisch“ sei, womit man meint, daß man durch die eigene Leistung – das Halten des Gesetzes – Gottes Wohlgefallen erlangen oder gar das ewige Leben verdienen könnte. Die Gegner des Gesetzes verkennen jedoch den großen Unterschied zwischen einem „Leistungsevangelium“ und dem Evangelium vom Reich Gottes, zu dessen Kern das Gesetz Gottes gehört, das „heilig, gerecht und gut“ ist (Römer 7,12) und die Liebe Gottes widerspiegelt.
Vergleichen wir Gottes Familie mit einer menschlichen Familie, so wird die Haltlosigkeit der gesetzesfeindlichen Argumente offenbart. In einer gesunden Familie stecken liebevolle Eltern den Rahmen annehmbaren Verhaltens für ihre Kinder ab. Die durch diesen Rahmen vorgegebenen Grenzen sind Ausdruck der bedingungslosen Liebe der Eltern zu ihren Kindern.
Die Kinder wiederum erwidern die elterliche Fürsorge durch liebevollen Gehorsam. Mit diesem Gehorsam „verdienen“ die Kinder nichts, aber er fördert und zementiert eine gute Beziehung zwischen Eltern und Kindern und macht es den Eltern möglich, die guten Dinge des Lebens mit ihren Kindern zu teilen. Ungehorsam belastet die familiäre Beziehung und hindert die Eltern am Teilen mit ihren Kindern.
Gottes Umgang mit uns ist ähnlich. Er hat vernünftige „Hausregeln“ aufgestellt und erwartet, daß wir uns an diese Regeln halten. Unsere Beachtung seiner Regeln ist der gesunde Ausdruck unserer Wertschätzung seiner Liebe zu uns. Damit vertieft sich unsere Beziehung zu Gott, woraus großer Segen für uns erwächst.
In unserer Gesellschaft nennen wir diejenigen, die menschliche Gesetze kontinuierlich mißachten, Verbrecher! Andererseits sind wir, wenn wir die Gesetze beachten, gute Staatsbürger. Wie traurig ist es, daß manche, die Gott zu vertreten behaupten, die Ansicht verbreiten, daß „geistliche Verbrecher“ im Reich Gottes willkommen sein werden. Jesus hatte dazu eine andere Meinung:
„Ihr sollt nicht meinen, daß ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. Denn wahrlich, ich sage euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis es alles geschieht. Wer nun eines von diesen kleinsten Geboten auflöst und lehrt die Leute so, der wird der Kleinste heißen im Himmelreich; wer es aber tut und lehrt, der wird groß heißen im Himmelreich. Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht besser ist als die der Schriftgelehrten und Pharisäer, so werdet ihr nicht in das Himmelreich kommen “ (Matthäus 5,17-20).
Ein Prophet für heute
Vor 3500 Jahren sagte Mose dem Volk Israel: „Einen Propheten wie mich wird dir der Herr, dein Gott, erwecken aus dir und aus deinen Brüdern; dem sollt ihr gehorchen“ (5. Mose 18,15). 1500 Jahre später identifizierte der Apostel Petrus Jesus als diesen Propheten (vgl. dazu Apostelgeschichte 3,22-26).
Ein Abonnent unserer Zeitschrift Gute Nachrichten wollte sein Abonnement kündigen, weil wir in einem Artikel Jesus als Prophet bezeichneten. Der Leser verstand uns dahingehend, daß Jesus nur ein Prophet und nicht der Sohn Gottes gewesen sei. Wir klärten das Mißverständnis: Jesus war sowohl Mensch als Gott, und als Mensch war er in der Tat ein Prophet.
Interessanterweise brauchte die Welt zur Zeit Jesu vor 2000 Jahren einen Propheten genauso dringend, wie wir ihn heute brauchen. Die Bibel berichtet, daß die Kranken Schlange standen, um von Jesus geheilt zu werden, und von der weltlichen Geschichte erfahren wir, daß bis zur Hälfte der im Hoheitsgebiet des Römischen Reiches lebenden Menschen Sklaven waren. Daran können wir das Ausmaß der persönlichen Armut und der Verneinung grundlegender Menschenrechte erkennen.
Das Römische Reich steckte noch in den Kinderschuhen, da es nur wenige Jahre vor der Geburt Jesu gegründet worden war. Die Ausbreitung dieses Reiches brachte Kriege und Gerüchte von Kriegen mit sich. Das tägliche Leben vieler Menschen war damals ein Existenzkampf. Sie waren deshalb willens, lange Strecken zu reisen und sogar auf Nahrung zu verzichten, um Jesus predigen zu hören.
Ein Bedürfnis, das unerfüllt bleiben wird
27 n. Chr. war die Welt voller korrupter Führer in den Sektoren Politik, Religion und Wirtschaft. Sie hätte einen Propheten Gottes gut gebrauchen können. Wenn die Welt damals auf Jesus gehört hätte, wäre ihr viel Leid und Unglück erspart geblieben. Aber sie erkannte Jesus und seine Botschaft nicht an und lebte deshalb auch nicht danach.
Vielleicht fällt Ihnen die Vorstellung schwer, daß Jesus ein Prophet war. Freilich trägt Jesus eine andere Verantwortung, die unseres Retters. Ein Prophet Gottes erfindet nicht seine eigene Botschaft, sondern er überbringt eine Botschaft von Gott. Genau das tat Jesus: „Denn ich habe nicht aus mir selbst geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich tun und reden soll“ (Johannes 12,49).
Wie bei Jeremia und den anderen Propheten, die Gott in früheren Zeiten sandte, lautete die Botschaft Jesu sinngemäß: „Kehrt zum Gesetz Gottes zurück, weil die Zeit des Gerichts kommt. Die Konsequenzen der Mißachtung meiner Worte werden katastrophal sein, sowohl in persönlicher als auch in nationaler Hinsicht.“
Wie die Botschaften der anderen Propheten galt auch Jesu Botschaft der Zukunft. Wir warten heute immer noch auf die endgültigen Konsequenzen des Ungehorsams. Wie zur Zeit Jeremias ist Vergebung für diejenigen möglich, die auf die Botschaft Jesu hören und entsprechend reagieren. Seine Botschaft zeigt, wie einzelne Menschen und ganze Nationen wieder in Harmonie mit den Prinzipien – dem Gesetz Gottes – leben können, die zu Frieden, persönlichem Glück und nationalem Wohlergehen führen.
Die Botschaften der Propheten Gottes betonen die individuelle Verantwortung zum Handeln. Sinngemäß heißt es in diesen Botschaften: „Dies sind die Fakten. Sie müssen nun entscheiden, was Sie damit anfangen werden. Niemand wird Sie zu einer Entscheidung zwingen. Treffen Sie jedoch die falsche Entscheidung, werden Sie die Konsequenzen tragen müssen.“
Die Worte der Propheten Gottes dienen als Motivationshilfe für die Veränderung der persönlichen Lebensführung. Sie sollen dazu dienen, daß Menschen sich in normalen Zeiten ändern und Gott gehorchen wollen.
Gute Nachrichten für alle!
Die Bibel offenbart die erstaunliche Zukunft, die Gott für die Menschen vorgesehen hat. Zum Kern des Vorhabens Gottes mit der Menschheit gehören viele großartige Verheißungen. Diese Verheißungen lassen sich auf einen gemeinsamen Nenner bringen – auf eine einzelne grundlegende Verheißung.
Gott verspricht, uns alles Notwendige zur Verfügung zu stellen, damit wir eine Beziehung zu ihm haben und diese dann als seine Kinder in alle Ewigkeit pflegen können. Nichts liegt unserem Schöpfer mehr am Herzen als diese Verbindung. Durch die Prophezeiungen der Bibel können wir erkennen, wie logisch und realistisch Gottes Absicht ist, das Leiden und die Probleme der Menschheit, die – wie die Geschichte zur Genüge beweist – wir aus eigener Kraft heraus nicht lösen können.
Die in der Bibel offenbarte Zukunft wird nicht eher abgeschlossen sein, bis alle Menschen die Gelegenheit bekommen haben, ein ewiges Erbe auf einer neugestalteten Erde anzutreten oder aber dieses Erbe und die Gnade Gottes abzulehnen (Offenbarung 20,14-15).
Unsere Welt braucht einen wahren Propheten Gottes und die Worte, die Gott ihm zum Verkünden gibt. Gottes wahre Prediger verkündigen immer noch die prophetische Botschaft Jesu. Aber diese Welt ist heute genauso wenig bereit, diese Botschaft anzunehmen, wie sie es zur Zeit Jesu war. Leider werden die Menschen Erstaunliches und zugleich Schreckliches erleben müssen, bevor sie bereit sind, auf die Botschaft Gottes zu hören.