Die biblischen Feste sind für die von Gott Berufenen ein besonderer Anlaß. Im Laufe der Jahre können sie jedoch zur Routine werden. Wie kann man das verhindern?
Von der Redaktion
Wie war das vergangene Jahr für Sie? Haben Sie nicht manchmal den Eindruck, daß das Leben ein Kampf ist? Die alltäglichen Herausforderungen des Lebens können unsere Kraft stark in Anspruch nehmen, und gerade in dem Augenblick, wenn wir meinen, alles wieder in Griff zu haben, stehen wir erneut vor einer unerwarteten Krise.
Die Sorgen des Alltags können unseren Blick für die Zukunft trüben. Wir vergessen, worum es im Leben wirklich geht. Wir sind wie ein Flügel, der ruckartig bewegt wurde und dadurch verstimmt ist.
Wie sieht Ihre Zukunftsvision aus? Sehen Sie das Ziel klar vor Augen? Wie alle anderen Feste Gottes ist das Laubhüttenfest eine Zeit der Erneuerung unserer Vision vom Reich Gottes und der Zukunft, die eines Tages durch dieses Reich Realität wird.
Die Feste Gottes sollen uns helfen, den Plan Gottes für die Menschen zu verstehen. Dieser Plan sieht vor, daß die Menschen, die heute Fleisch und Blut bzw. sterblich sind, zu Angehörigen der Familie Gottes werden und ewig leben. Jedes der Feste Gottes versinnbildlicht einen bestimmten Abschnitt in diesem großen Plan Gottes.
Die Feste, die jedes Jahr im Herbst stattfinden, stellen zukünftige Ereignisse dar, angefangen mit der verheißenen Wiederkehr von Jesus Christus als König der Könige, um das Reich Gottes auf der Erde zu etablieren. Diese herrliche Zukunftsperspektive soll uns anspornen, uns den Kämpfen unseres Alltags mit Zuversicht zu stellen.
Manchmal frage ich mich jedoch, ob diese Perspektive heute im Leben der Berufenen so lebendig ist wie vor 20 oder 30 Jahren. Wie sieht es bei uns allen aus? Gehen wir heute genauso eifrig die Wege Gottes wie zur Zeit unserer ursprünglichen Berufung?
In bezug auf die Feste Gottes hat die Kirche in den letzten 70 Jahren eine beachtliche Entwicklung durchgemacht. Zunächst gab es zum Laubhüttenfest nur einen Festort in den USA, und manche Gläubigen legten für die Reise dorthin mehr als 3000 km zurück – per Auto, Bus oder Bahn. Damals packte man die ganze Familie ins Auto und fuhr los.
Manche wohnten die achte Tage des Festes in Zelten – im Regen, in der Kälte und der Hitze. Niemand hatte viel am Festort, aber man teilte miteinander, und so hatten alle genug. Keiner ging ungesättigt nach Hause – weder physisch noch geistlich. Jeder wußte, warum er zum Fest gefahren war, und man war bereit, für die Teilnahme am Fest ein persönliches Opfer zu bringen.
Wie sich das alles in den letzten Jahren geändert hat! Heute haben wir viele Festorte weltweit. Die wenigsten müssen heute mehr als einige hundert Kilometer für die Reise zum Fest in Kauf nehmen, und die Transportmittel sind bequemer geworden. Für Reiselustige gibt es sogar die Möglichkeit, zum Fest ins Ausland zu fahren. Das Laubhüttenfest ist für manche fast wie ein Urlaub geworden. Das alles ist durchaus in Ordnung, aber wissen wir noch, warum wir zum Fest fahren? Schließlich wurden die Israeliten vor dem Einzug ins Gelobte Land ermahnt, Gott nicht zu vergessen, wenn sie später in ihrer neuen Heimat materiellen Segen genießen würden.
Warum fahren wir jedes Jahr zum Laubhüttenfest?
Warum gebietet Gott uns, seine Feste jährlich zu halten? Im Gegensatz zu Tieren haben wir Menschen keinen Instinkt. Deshalb ist unser Verhalten angelernt. Gewohnheiten entwickeln sich, wenn wir im Laufe der Zeit bestimmte Dinge regelmäßig wiederholen. Gott legt großen Wert darauf, daß wir die Wichtigkeit seines Vorhabens mit den Menschen immer vor Augen haben, indem wir seine Festtage halten, die ein Sinnbild dieses Vorhabens sind.
Immer wieder ermahnt uns Gott, seiner Güte uns gegenüber zu gedenken. Wir sollen uns an bestimmte wichtige Dinge erinnern, die wir sonst vielleicht vergessen würden. Es dient unserem Wohlergehen, an Gottes Wirken in unserem Leben zu denken. Für uns Menschen sind Nachlässigkeit und Vergeßlichkeit keine Kunststücke, deshalb müssen wir uns bemühen, Gott nicht zu übersehen bzw. zu vergessen.
Mehr als 40mal wurde das Volk Israel ermahnt, Gott nicht zu vergessen. Die Israeliten vergaßen Gott immer wieder, bis sie schließlich in Gefangenschaft gerieten. Es ist eine Tatsache, daß die Israeliten Gottes Feste und seinen Sabbat über längere Zeiträume hinweg nicht gehalten haben. In solchen Zeiten vergaßen die Israeliten, was Gott alles für sie getan hatte und mit ihnen vorhatte. Sie verloren ihn langsam aus ihren Augen.
Gott weiß, daß sein Volk durch das regelmäßige Halten seiner Feste an seinen Plan erinnert wird. Deshalb sollten die Israeliten „das Fest halten an der Stätte, die der Herr erwählen wird“ (5. Mose 16,15), und zwar jedes Jahr. Selbst in der tausendjährigen Herrschaft Jesu Christi auf der Erde werden die Völker „jährlich“ nach Jerusalem pilgern, um das Laubhüttenfest zu halten (Sacharja 14,16). Jedes Jahr erleben die von Gott Berufenen den Plan Gottes mit den Menschen sozusagen aufs Neue, indem sie die Feste Gottes halten. Gottes Absicht dabei ist, daß sich dieser Plan in unseren Sinn derart einprägt, damit wir ihn nie vergessen – wie es in der Vergangenheit so oft geschehen ist.
Das Fest ist eine Zeit zum Lernen
Was erwarten wir vom Halten des Laubhüttenfestes jedes Jahr? Warum sagt Gott, daß sein Volk an den Ort reisen soll, an dem er „seinen Namen wohnen“ läßt? In einem Sinne ist das Laubhüttenfest wie eine Pilgerfahrt für Gottes Kirche. Es hat etwas Besonderes an sich, wenn wir uns von unserem Alltag und unserem vertrauten Umfeld entfernen und uns am Festort aufhalten.
Dieser „Szenenwechsel“ versetzt uns in die Lage, Gott auf eine besondere Weise anzubeten. Während des Festes wollen wir uns auf ihn, sein Wort und die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten konzentrieren und nicht auf unsere normale Arbeit bzw. unseren normalen Tagesablauf. Es ist also eine besondere Zeit, die wir mit dem Volk Gottes erleben und die uns während des restlichen Jahres so nicht möglich ist.
Wenn wir zum Fest fahren, dient unsere Reise vornehmlich der Anbetung Gottes. Das Fest ist eine angeordnete Zusammenkunft, eine „heilige Versammlung“: „Sage zu den Israeliten: Am fünfzehnten Tage dieses siebenten Monats ist das Laubhüttenfest für den Herrn, sieben Tage lang. Am ersten Tage soll eine heilige Versammlung sein; keine Arbeit sollt ihr tun“ (3. Mose 23,34-35; alle Hervorhebungen durch uns). Der Anlaß für unsere Zusammenkunft ist also ein besonderer: Wir versammeln uns sozusagen als Familie, um Gott anzubeten.
Der Wortlaut der Anweisung Gottes in Vers 39 zeigt uns, daß wir das ganze Fest halten sollen, nicht nur den ersten und letzten Tag: „Am fünfzehnten Tage des siebenten Monats, wenn ihr die Früchte des Landes einbringt, sollt ihr ein Fest des Herrn halten sieben Tage lang. Am ersten Tage ist Ruhetag und am achten Tage ist auch Ruhetag.“ Wir sollen die ganze Zeit anwesend sein, und nicht nur – wie es sich in den letzten Jahren eingeschlichen hat – am Nachmittag des ersten und am Vormittag des letzten Tages.
Unsere Bereitschaft, das Laubhüttenfest (und die anderen Feste Gottes) zu halten, zeugt von unserer Gottesfurcht: „Du sollst alle Jahre den Zehnten absondern von allem Ertrag deiner Saat, der aus deinem Acker kommt, und sollst davon essen vor dem Herrn, deinem Gott, an der Stätte, die er erwählt, daß sein Name daselbst wohne, nämlich vom Zehnten deines Getreides, deines Weins, deines Öls und von der Erstgeburt deiner Rinder und deiner Schafe, auf daß du fürchten lernst den Herrn, deinen Gott, dein Leben lang“ (5. Mose 1,22-23). Bei dieser Furcht handelt es sich nicht um Terror, sondern um den ehrfurchtsvollen Respekt, der dem Schöpfergott gebührt. Der Plan Gottes mit den Menschen spiegelt sich in der Symbolik der Feste wider. Unser Halten der Feste bezeugt deshalb auch unseren Respekt vor diesem großen Plan.
Gott möchte, daß das Laubhüttenfest ein freudiger Anlaß ist: „Das Laubhüttenfest sollst du halten sieben Tage, wenn du eingesammelt hast von deiner Tenne und von deiner Kelter, und du sollst fröhlich sein an deinem Fest, du und dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, der Levit, der Fremdling, die Waise und die Witwe, die in deiner Stadt leben“ (5. Mose 16,13-14). Ein Teil unserer Freude beim Laubhüttenfest besteht in dem Verständnis der symbolischen Bedeutung dieses Festes.
Es versinnbildlicht die tausendjährige Herrschaft Jesu Christi auf der Erde. Die Gerechten werden dann mit ihm herrschen: „Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf, und ihnen wurde das Gericht übergeben ... diese wurden lebendig und regierten mit Christus tausend Jahre“ (Offenbarung 20,4). Diejenigen, die heute das Laubhüttenfest halten, haben die Hoffnung, daß sich diese Vorhersage für sie in Zukunft erfüllen wird.
Die Teilnahme am Laubhüttenfest wurde im alten Israel durch den Zehnten finanziert. Dieser Zehnte – den wir heute allgemein den „Festzehnten“ nennen – diente der physischen Freude durch Speise und Trank am Fest: „Du sollst alle Jahre den Zehnten absondern von allem Ertrag deiner Saat, der aus deinem Acker kommt, und sollst davon essen vor dem Herrn, deinem Gott, an der Stätte, die er erwählt [am Festort], daß sein Name daselbst wohne ... gib das Geld für alles, woran dein Herz Lust hat, es sei für Rinder, Schafe, Wein, starkes Getränk oder für alles, was dein Herz wünscht, und iß dort vor dem Herrn, deinem Gott, und sei fröhlich, du und dein Haus“ (5. Mose 14,22-23. 26).
Dieser Festzehnte als „Finanzierungssystem“ im alten Israel zeigt uns, daß Gott unsere finanzielle Vorbereitung auf seine Feste erwartet. Wer dieser Verantwortung nicht nachkommt, wird höchstwahrscheinlich nicht in der Lage sein, „fröhlich“ am Laubhüttenfest zu sein, geschweige denn überhaupt anwesend. Unsere finanzielle Vorbereitung auf das Fest ist Ausdruck unseres Glaubens an die Wichtigkeit der biblischen Feste und ihre Bedeutung. Jakobus lehrt uns, daß Glaube ohne Werke tot ist, also wird jeder, der einen lebendigen Glauben besitzt, sich finanziell auf das Laubhüttenfest vorbereiten.
Geistliches Fest oder Urlaub?
Bei der Auswahl der Festorte weltweit ist man bemüht, landschaftlich schöne Gegenden zu finden, die familiengerecht sind und eine Vielzahl von Freizeitgestaltungsmöglichkeiten anbieten. Auch das ist Teil der Freude beim Fest. Wenn wir uns auf die Reise zum Festort vorbereiten, sollen wir uns die Frage stellen: „Fahre ich an den Ort, an dem das Laubhüttenfest gehalten wird, oder fahre ich an einen Ort, an dem ich mich entspannen, eine schöne Zeit genießen und ab und zu an einer Versammlung teilnehmen kann?“
Was sind unsere Prioritäten? Sie spiegeln sich in unserer Zeiteinteilung am Fest wider. Die geistliche Stärkung, die wir für die Wochen und Monate nach dem Laubhüttenfest brauchen, erhalten wir nur dann, wenn geistliche Motive im Vordergrund stehen: Predigten, Bibelgespräche und die Pflege der christlichen Gemeinschaft mit Gleichgesinnten.
Es ist absolut nichts daran auszusetzen, die schöne Landschaft und die Freizeitgestaltungsmöglichkeit zu genießen, die uns der Festort Schluchsee bietet. Sie sollen aber nicht der Grund sein, warum wir nach Schluchsee fahren! Wer diese Unterscheidung aus den Augen verliert, läuft Gefahr, den Gottesdienst am Fest als etwas Störendes oder Langweiliges zu sehen, das ihn von seiner Freizeitgestaltung abhält. Bei einigen ist das leider bereits vorgekommen.
So kann das Laubhüttenfest zu einer Belastung werden. Wer anfängt, so zu denken, wird eines Tages kein Fest mehr halten.
Unser Licht soll leuchten
Jesus Christus sagt uns, daß wir das Licht der Welt sind. Wir sollen unser Licht in der Welt leuchten lassen (Matthäus 5,14-16). Das Laubhüttenfest bietet uns eine gute Gelegenheit dazu. Wir sind als Gruppe an einem Ort, und als Gruppe fallen wir in den Geschäften und Gaststätten auf. Unser Beispiel sagt viel über unsere Kirche und den Lebensweg Gottes aus.
In diesem Sinne sollen wir an eine Ermahnung des Apostels Petrus denken, die sich auf das öffentliche Bild, das wir beim Fest abgeben, beziehen läßt: „Euer Leben mitten unter den Menschen, die Gott nicht kennen, muß einwandfrei sein ... [Sie] sollen eure guten Taten sehen und von ihren eigenen Augen eines Besseren belehrt werden. Vielleicht kommen sie dann zur Besinnung und preisen Gott für ihre Rettung am Tag seines Gerichts“ (1. Petrus 2,12; Gute Nachricht Bibel).
Seien wir höflich und zuvorkommend – wie Christen es immer sein sollen –, wenn es beim Einkauf oder bei der Essensbestellung im Restaurant mal nicht so schnell geht. Ein solches Licht fällt in einer Zeit, in der Rücksichtnahme oft fehlt, klar auf.
Enthusiasmus fürs Fest!
Freuen Sie sich aufs Laubhüttenfest? Sind Sie in der Lage, andere mit Ihrem Enthusiasmus für das Fest anzustecken? Das Wort Enthusiasmus leitet sich vom Griechischen en-theos ab und hat die Bedeutung „Gott in uns“. Vor seinem Tod versprach Jesus seinen Jüngern die innewohnende Präsenz Gottes, und zwar mittels des heiligen Geistes: „Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen“ (Johannes 14,23).
Gott freut sich auf sein Fest! Wenn wir die richtigen Prioritäten setzen und Gott in uns wirken lassen, dann werden auch wir voller Enthusiasmus dem Laubhüttenfest entgegensehen. Mit jedem Jahr kommen wir dem prophezeiten Ende dieser „bösen, gegenwärtigen Welt“ (Galater 1,4) näher. Nutzen wir die Gelegenheit, die Gott uns durch das Laubhüttenfest gibt, uns auf das Reich Gottes vorzubereiten.