Wie sieht es bei Ihnen aus? Wissen Sie, was Glaube eigentlich ist? Ist er blindem Vertrauen gleichzusetzen? Oder gründet er sich auf etwas anderes?
Von John Ross Schroeder
Eine der grundlegendsten Aussagen der Bibel hat mit Glauben zu tun, denn ohne Glauben können wir Gott nicht gefallen: „Aber ohne Glauben ist’s unmöglich, Gott zu gefallen; denn wer zu Gott kommen will, der muß glauben, daß er ist und daß er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt“ (Hebräer 11,6; alle Hervorhebungen durch uns).
Es überrascht daher nicht, daß „Glauben an Gott“ zu den fundamentalen Lehren des Christseins gehört (Hebräer 6,1). Jeder Christ soll deshalb der Aufforderung des Apostels Paulus nachkommen und sich fragen, wie es in seinem Leben mit dem Glauben bestellt ist: „Erforscht euch selbst, ob ihr im Glauben steht; prüft euch selbst!“ (2. Korinther 13,5).
Beispiele des Glaubens
Mit Hilfe einiger Beispiele können wir Glauben veranschaulichen. Nehmen wir Abrahams Glauben unter die Lupe: Wie äußerte er sich? Nach der Bibel sollte Abraham „ein Vater werden aller, die glauben“, ob beschnitten oder unbeschnitten (Römer 4,11-12). Sein Beispiel hilft uns zu verstehen, worin echter Glaube besteht.
Gott versprach Abraham, er werde ihn zum „Vater vieler Völker“ machen (Römer 4,17). Abraham war aber schon neunundneunzig Jahre alt und ohne den verheißenen Nachkommen. Er hatte zwar sozusagen „auf eigene Faust“ versucht, in Ismael einen Nachkommen zu schaffen. Nun war seine Frau Sara weit über das Alter hinaus, in dem man Kinder bekommen kann.
Die scheinbare Unmöglichkeit, daß ihre im fortgeschrittenen Alter befindlichen Körper noch einmal Leben erzeugen könnten, ließ Abraham nicht verzweifeln. Er vertraute auf die Verheißung Gottes, der versprochen hatte, er sollte noch Vater werden.
„Und er wurde nicht schwach im Glauben, als er auf seinen eigenen Leib sah, der schon erstorben war, weil er fast hundertjährig war, und auf den erstorbenen Leib der Sara. Denn er zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern wurde stark im Glauben und gab Gott die Ehre und wußte aufs allergewisseste: was Gott verheißt, das kann er auch tun“ (Römer 4,19-21).
Damit sind wir bei der biblischen Definition des Glaubens. Im Hebräerbrief wurde den Judenchristen dem Sinne nach dasselbe gesagt, wenn auch in anderen Worten: „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht“ (Hebräer 11,1). Alles, was Abraham zum „Nichtzweifeln“ brauchte, war die Verheißung Gottes, die er zwar noch nicht „sehen“ konnte, von deren Erfüllung er jedoch voll überzeugt war.
Demzufolge wäre Glaube an etwas, das man bereits sehen kann, eigentlich kein echter Glaube. Glaube hat vielmehr mit Dingen zu tun, die man nicht sieht – Dinge, die man noch nicht besitzt bzw. hat. In Römer 8, Verse 24-25 ergänzt Paulus diese Sichtweise: „Denn wir sind zwar gerettet, doch auf Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man auf das hoffen, was man sieht? Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld.“
Paulus war auch ein Beispiel lebendigen Glaubens. Als Gefangener wurde er auf ein Schiff gebracht, mit dem er nach Italien zu einer Gerichtsverhandlung vor dem römischen Kaiser gebracht werden sollte. Paulus warnte den Kapitän vor Gefahren auf der Reise, aber man glaubte ihm nicht. Kurze Zeit später geriet das Schiff in ein dreitägiges Sturmwetter, das allen an Bord jede Überlebenshoffnung raubte – außer Paulus.
Obwohl alle Anhaltspunkte – das, was man sehen konnte (den tobenden Sturm) – dagegen sprachen, stand Paulus auf und erklärte der Besatzung: „Seid unverzagt; denn keiner von euch wird umkommen, nur das Schiff. Denn diese Nacht trat zu mir der Engel des Gottes, dem ich gehöre und dem ich diene, und sprach: Fürchte dich nicht, Paulus, du mußt vor den Kaiser gestellt werden; und siehe, Gott hat dir geschenkt alle, die mit dir fahren. Darum, liebe Männer, seid unverzagt; denn ich glaube Gott, es wird so geschehen, wie mir gesagt ist“ (Apostelgeschichte 27,22-25).
Paulus hatte „Glauben an Gott“. Er vertraute Gott fest. Er war der unerschütterlichen Überzeugung, daß Gott alles, was er verheißt, auch in Erfüllung gehen läßt.
Die Bibel enthält viele Beispiele solch standfesten „Glaubens an Gott“ in der Zeit vor Paulus, beispielsweise bei Noah, dessen fester Glaube an Gott in Hebräer 11, Vers 7 geschildert wird: „Durch den Glauben hat Noah Gott geehrt und die Arche gebaut zur Rettung seines Hauses, als er ein göttliches Wort empfing über das, was man noch nicht sah; durch den Glauben sprach er der Welt das Urteil und hat ererbt die Gerechtigkeit, die durch den Glauben kommt.“
Unter Kennern der Bibel gilt Hebräer 11 als „das Glaubenskapitel“, eine Bezeichnung, die zu dem Inhalt dieses Kapitels gut paßt. Es enthält nämlich eine Reihe von Beispielen aus dem Leben von gläubigen Menschen – Patriarchen, Propheten, Königen, Richtern usw. Es lohnt sich, dieses aufschlußreiche Kapitel erneut genau zu lesen.
Glauben Sie Gott, oder glauben Sie nur an ihn?
Wer Gott glauben will, soll auch verstehen, daß „Glaube an Gott“ nicht allein den Glauben an die Existenz Gottes umfaßt. Sonst müßte man Satan dem Teufel und den Dämonen großen Glauben bescheinigen: „Du glaubst, daß nur einer Gott ist? Du tust recht daran; die Teufel glauben’s auch und zittern“ (Jakobus 2,19). Wahrer Glaube hat damit zu tun, daß man Gott glaubt – daß man ihn beim Wort nimmt und an das glaubt, was er sagt. Dazu ein weiteres Beispiel, diesmal negativer Art.
Unsere Ureltern wußten aus eigener Erfahrung, daß Gott existiert. Sie wußten auch, daß er ihr Schöpfer war und daß er den Garten Eden angelegt hatte. Mit eigenen Augen sahen und mit eigenen Ohren hörten sie Dinge, die keinem von uns heute zu hören und zu sehen vergönnt sind.
Diesen unseren Stammeltern hatte Gott gesagt, sie würden sterben, wenn sie von der verbotenen Frucht essen würden. Adam und Eva aber glaubten Gott nicht. Adam und Eva hatten offensichtlich keinen wahren Glauben an Gott, denn sie glaubten nicht an das, was Gott ihnen gesagt hatte. Ihnen war das, was der Teufel ihnen vorgaukelte, glaubwürdiger. So hörten sie lieber auf Satans Lüge von der unsterblichen Seele (1. Mose 3,4). Seither hat die Menschheit – darunter auch die überwiegende Mehrheit des Christentums – es ihnen nachgetan und an die eine oder andere Form der unsterblichen Seele geglaubt.
Die Wichtigkeit des Glaubens im christlichen Leben kann man nicht überbetonen. Glaube ist absolut notwendig, um zum ewigen Leben zu gelangen. Ohne Glauben wird keiner Teil der Gottfamilie werden können.
Ein wesentlicher Aspekt dieses Glaubens ist Jesus Christus. Vor den versammelten Ältesten von Ephesus erklärte Paulus, wie er den Juden und Griechen „die Umkehr zu Gott und den Glauben an unsern Herrn Jesus“ bezeugt hatte (Apostelgeschichte 20,21).
Wer „die Umkehr zu Gott“ vollziehen will, muß an die Bedeutung des Todes Christi für unsere Sünden glauben. Natürlich muß man auch glauben (und wissen), daß Gott existiert (Hebräer 11,6). Darüber hinaus muß man glauben, daß Gott seinen Sohn Jesus Christus auf die Erde sandte, damit wir das ewige Leben erlangen können (Johannes 3,16).
Paulus zeigt uns, daß das Erlangen des ewigen Lebens mit der Annahme des versöhnenden Opfers Jesu zur Vergebung unserer Sünden verknüpft ist: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, daß Christus, als wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist. Vielmehr nun, da wir jetzt durch sein Blut gerechtfertigt sind, werden wir durch ihn vom Zorn gerettet werden. Denn wenn wir, als wir Feinde waren, mit Gott versöhnt wurden durch den Tod seines Sohnes, so werden wir viel mehr, da wir versöhnt sind, durch sein Leben gerettet werden“ (Römer 5,8-10; Elberfelder Bibel).
Wir müssen also an Christi Opfer glauben als historisches Ereignis, das Gott auch heute zugunsten des reumütigen Sünders gelten läßt. Dabei hat keiner von uns Jesus persönlich erlebt. Unsere Errettung hängt jedoch von dem festen Glauben ab, daß Jesus eine historische Gestalt war, daß er um unserer Sünden willen litt, blutete und starb und daß er schließlich zum ewigen Leben auferstand. So werden wir an den ungläubigen Thomas erinnert, der nicht glauben wollte, daß Jesus wirklich von den Toten auferstanden war. Jesus sagte ihm: „Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ (Johannes 20,29).
Glauben Sie der Botschaft, die Jesus predigte?
Der Glaube an Jesu Sühneopfer für unsere Sünden schließt nun aber auch den Glauben ein an das, was Jesus selbst predigte. Man kann nicht wirklich sein Opfer für sich ernst nehmen, ohne die Botschaft, für die Jesus schließlich getötet wurde, zu akzeptieren: das Evangelium vom Reich Gottes. Gleich zu Beginn seines öffentlichen Predigens betonte Jesus das Reich Gottes, das den Mittelpunkt seiner Botschaft darstellte: „Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“ (Markus 1,15).
Die gute Nachricht zeigt den Weg zu einem erfüllten Leben, zu wahrem Frieden und beständigem Glück. Wer das Reich Gottes annimmt, hat verstanden, wie kurzsichtig und materialistisch die Ziele sind, die heute in unserer Gesellschaft gelten. Wer begriffen hat, daß diese materialistischen Ziele letztlich zum Tode führen, der wird mit festem Glauben an der Botschaft Christi vom Reich Gottes festhalten. So hört die Sinnlosigkeit des Lebens auf! Statt dessen gibt es nur immer mehr Freude und Wohlergehen für einen selbst sowie letztendlich für alle Menschen. Ein solcher Glaube ist dazu bestimmt, uns von allem Übel zu erlösen.
Hat ein Mensch einmal das wahre Evangelium vom Reich Gottes gehört und mit entsprechender Reaktion angenommen – hat er bereut, sich taufen lassen und den heiligen Geist als Gabe Gottes empfangen (siehe Apostelgeschichte 2,38) –, so verleiht Gott diesem Menschen den Glauben, den auch Jesus Christus selbst hatte.
„Denn aus Gnade seid ihr gerettet worden durch den Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es“, schrieb Paulus (Epheser 2,8). Diesen rettenden Glauben an Gott kann man sich nicht selbst erarbeiten. Er wird einem, wenn man sich aufrichtig bekehrt, von Gott geschenkt.
Und wie kann man zu dieser Art „Glauben an Gott“ kommen? Zunächst bereut man den bisherigen Wandel der Ablehnung der Wege Gottes. Dann muß man sich taufen lassen zum Zeichen seines Glaubens an das Opfer Christi, das unsere vergangenen Sünden tilgt: das alte Ich wird dabei symbolisch begraben: „Oder wißt ihr nicht, daß alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, die sind in seinen Tod getauft? So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod, damit, wie Christus auferweckt ist von den Toten durch die Herrlichkeit des Vaters, auch wir in einem neuen Leben wandeln. Denn wenn wir mit ihm verbunden und ihm gleichgeworden sind in seinem Tod, so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein“ (Römer 6,3-5). Nach der Taufe wird einem dann der Glaube zuteil, den Jesus Christus selbst hatte; ein Glaube, der, nährt man ihn richtig, schließlich die Grundlage dazu bildet, daß man die endgültige Errettung erlangt – das ewige Leben im Reich Gottes.
In der Apostelgeschichte finden wir das Beispiel des Kämmerers aus Äthiopien, dem Philippus „das Evangelium von Jesus“ predigte. Der Kämmerer nahm die Botschaft an und stellte dann die Frage, die jeder stellen sollte, der wirklich wahren Glauben an Gott hat: „Siehe, da ist Wasser; was hindert’s, daß ich mich taufen lasse?“ (Apostelgeschichte 8,36).
Wie sieht es in Ihrem Leben aus? Sind Sie bereit, die Aufforderung des Apostels Paulus anzunehmen: „Erforscht euch selbst, ob ihr im Glauben steht; prüft euch selbst!“ (2. Korinther 13,5).