Jesus kannte die Werke der Christen in Philadelphia und versprach ihnen eine große Belohnung für ihr treues Festhalten an der Wahrheit und am Werk Gottes.
Von Paul Kieffer
Heute sind bestimmte Menschen besonders gefragt. Es sind Menschen, die anders sind – Menschen, die treu sind und mit der Wahrheit Gottes keine Kompromisse eingehen. Es sind Menschen mit festem Charakter, die gewillt sind, für eine Sache Opfer zu bringen. Gehören Sie dazu?
Die meisten Menschen in unserer Gesellschaft entsprechen nicht dieser Beschreibung. Ihre Priorität ist es, mit ihrem Geld gut auszukommen, ein sorgenfreies Leben zu führen (warum auch nicht?), einen guten Lebensstandard zu verdienen, in einem gemütlichen Heim mit ausreichendem Komfort zu leben, ein ordentliches Auto zu fahren, sich um die Familie und die Haustiere zu kümmern oder eine gute Ausbildung zu erlangen, die zu einer besseren Arbeitsstelle führt. Vielleicht ist es ihr Ziel, für regelmäßigen attraktiven Urlaub zu sparen. Damit soll nicht gesagt werden, dass solche Ziele verkehrt sind, doch ist dies die Größe des geistigen Horizonts vieler Menschen.
Leider leben wir in einer Welt moralischer Kompromisse in den Bereichen, die wirklich zählen. Überall fallen Standards. Werte werden zersetzt. Es ist ein Prozess, der seit einiger Zeit im Gange ist. Eine Gesellschaft, die früher als moralisch beschrieben werden konnte, änderte ihre Moral und ist nun weitgehend amoralisch geworden.
Das Ergebnis ist, dass wir in einer Welt leben, in der die Probleme einfach nicht weggehen. Es ist eine komplexe, schnelllebige Welt, in der technologiebedingte Änderungen uns mit einer halsbrecherischen Geschwindigkeit vorwärts treiben, doch in ihrem Kielwasser folgen zunehmende Probleme. Es ist unbestreitbar eine aufregende Zeit, in der wir leben, vorausgesetzt, man hat das nötige Geld, die neuesten Geräte und technologische Zauberei zu nutzen.
In der Zwischenzeit scheinen unsere sozialen Probleme nur noch schlimmer zu werden. Die Geißel von Arbeitslosigkeit, der schädliche Einfluss des Lebens in Ballungsgebieten, Kriminalität, die Not der Obdachlosen, wachsende Schichten von Armut – nichts davon verschwindet. Gelegentlich gibt es eine kurzzeitige Erleichterung und Besserung, aber früher oder später setzt sich der unerbittliche Trend fort.
Zerrüttete Familien, sich hochschraubende Scheidungsraten, rassische und ethnische Spannungen – die Litanei unserer wachsenden Probleme könnte endlos fortgesetzt werden. Die Belastung durch die Komplexität, das Tempo und den Druck unserer Gesellschaft nähert sich immer stärker dem Punkt des Zusammenbruchs.
In ihrem Kern sind alle diese Probleme moralischer Art. Die meisten Menschen sind fast völlig unwissend in Bezug auf diesen grundlegenden Bereich des Lebens und der Lebensführung. Wir mögen gewisse Ideale von unseren Eltern, der Schule oder der Kirche angenommen haben, aber selbst hier gibt es eine wachsende und betäubende Stille.
Wer ist da, der aufsteht und kraftvoll wahre Werte lehrt? Überraschenderweise sind die Kirchen – jene Institutionen, die bei der Vermittlung biblischer Werte im Vorfeld stehen sollten – oft still, ihre Stimmen angesichts der Lawine weltlicher Prioritäten gedämpft.
Gesucht: Eine besondere Art von Person
Was benötigt wird, ist eine besondere Art von Person: jemand, der gewillt ist, aufzustehen und ins Gewicht zu fallen, dessen Glauben und Überzeugungen den Winden der Weltlichkeit, die so machtvoll wehen, widerstehen können; jemand, der sein Leben den Werten und Prioritäten Gottes weiht.
Wie könnten wir so eine Person beschreiben? In der Offenbarung, Kapitel 2 und 3, sind Botschaften an sieben Gemeinden des ersten Jahrhunderts in Städten entlang einer Postroute in Kleinasien. Aber die Botschaft an jede einzelne hat eine umfangreichere Zuhörerschaft. Jede Botschaft schließt mit den Worten: „Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt“ (Offenbarung 2,7. 11. 17. 29; 3,6. 13. 22). Gott sagt zu Ihnen und zu mir: „Höre zu! Öffne deine Ohren und deinen Verstand dem, was ich zu sagen habe.“
Die Bibel ist nicht nur ein historisches Buch, irgendein staubiger Wälzer, der sich auf vergangene Dinge bezieht. Sie ist ein lebendiges Buch. Sie ist für heute geschrieben – für Sie und für mich! „Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben“ (Römer 15,4). „Dies widerfuhr ihnen als ein Vorbild. Es ist aber geschrieben uns zur Warnung, auf die das Ende der Zeiten gekommen ist“ (1. Korinther 10,11).
Die Botschaft an die Gemeinde zu Philadelphia
Von diesen sieben Botschaften hebt sich eine von den restlichen besonders ab: die Botschaft an die Gemeinde zu Philadelphia (Offenbarung 3,7-13). Nur diese spricht in sehr positiven Ausdrücken zu ihren Lesern. Bestimmt hatten die Christen dort auch Probleme oder Herausforderungen, mit denen sie fertig werden mussten. Das gibt es im Leben aller Christen. Sie werden aufgefordert, zu überwinden wie jede der anderen Gemeinden. Gott sagt: „Ich kenne deine Werke“ (2,2. 19; 3,1. 8. 15), also hatten sie wertvolle Merkmale. Aber im Gegensatz zu jeder anderen Botschaft war der große Ritterschlag für die Christen in Philadelphia, dass sie „mein [Jesu] Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet“ (Offenbarung 3,8) haben.
Wie wir in Offenbarung 2 und 3 lesen, möchte Gott, dass wir unser eigenes Leben bewerten. Er möchte, dass wir unseren Verstand, unsere Augen und unsere Ohren bezüglich unserer geistlichen und moralischen Verfassung öffnen.
Jede der sieben Gemeinden repräsentiert eine bestimmte Haltung, eine Veranlagung – einen bestimmten Geist. Philadelphia war stark. Sie hatte einen treuen Geist. Die Christen dort waren voll von Gottes heiligem Geist. Wir alle brauchen mehr von demselben heiligen Geist, um unsere Denkweise umzuformen. Jene Christen in Philadelphia schlossen keine Kompromisse mit Gottes Wahrheit. Sie hielten daran fest trotz Widerständen und Prüfungen. Sie hatten einen hervorragenden Geist wie jener von Daniel (Daniel 5,12; 6,3). Haben wir heute den Geist von Philadelphia? Möchten Sie nicht, dass Gott Sie so sieht? Das sollen alle Christen anstreben, und mit Gottes Hilfe können wir es erreichen!
Dieser Geist ist das einzige Gegenmittel für eines der beunruhigendsten Ereignisse, die für unsere Zeit prophezeit sind. Gott sagt uns (2. Thessalonicher 2), dass kurz vor der Rückkehr Jesu Christi die Kirche eine sehr schwere Prüfung durchmachen wird. Satan wird durch menschliche Mitwirkung einen Versuch inszenieren, die Kirche zu übernehmen und zu stürzen. Viele werden nicht auf der Hut sein. Das Ergebnis ist der große Abfall (Vers 3).
Im Griechischen ist das Wort für Abfall apostasia. Abfallen bedeutet, sich absetzen, rebellieren, sich trennen. Es bedeutet, die Kirche bzw. die Wahrheit Gottes zu verlassen.
Wie könnte solch eine Katastrophe geschehen? Die Antwort finden wir im selben Kapitel: „. . . weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, dass sie gerettet würden“ (Vers 10; alle Hervorhebungen durch uns). Weil sie nicht den Geist Philadelphias, Gottes Wort treu zu sein und die Wahrheit zu lieben, hatten, waren sie dafür anfällig, irregeführt zu werden. „Deshalb liefert Gott sie dem Irrtum aus, sodass sie der Lüge Glauben schenken“ (Vers 11; Gute Nachricht Bibel). Das muss einer der beunruhigendsten Verse in der ganzen Bibel sein. Was für eine Warnung an uns! Lieben Sie wirklich die Wahrheit?
Ein geeignetes Gegenmittel
Im gleichen Kapitel weist Paulus auch auf das Mittel hin, mit dem wir dem Abfall von der Wahrheit widerstehen können: „So steht nun fest, liebe Brüder, und haltet euch an die Lehre, in der ihr durch uns unterwiesen worden seid, es sei durch Wort oder Brief von uns“ (Vers 15). Mit Lehre meint Paulus christliche Doktrinen im Allgemeinen, die überliefert wurden (griechisch paradosis: eine Überlieferung).
Die Bedeutung dieser Stelle ist, dass die Wahrheiten, die der Apostel Paulus lehrte, nicht von ihm selbst stammen, sondern göttliche Autorität haben. Christen sind aufgerufen, an der Wahrheit festzuhalten – an allem, was überliefert wurde und was stichhaltig auf der Lehre der Schrift beruht.
Die Wahrheit Gottes zu lieben ist das Gegenmittel gegen den Abfall! Die Wahrheit zu lieben bedeutet, Gottes Wort zu kennen und danach zu leben. Das werden einige Christen in der Endzeit nicht tun: „Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden; sondern nach ihren eigenen Gelüsten werden sie sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken, und werden die Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Fabeln zukehren“ (2. Timotheus 4,3-4).
Die Christen in Philadelphia kannten den Unterschied zwischen Wahrheit und Irrtum. Sie waren nicht irregeführt. Wie sonst konnte Gott sagen, dass er jene, die einen falschen Einfluss und falsche Werte verbreiten, dazu bringt, „dass sie kommen sollen und zu deinen Füßen niederfallen“ (Offenbarung 3,9)?
Lassen Sie uns alle danach streben, den Geist von Philadelphia zu verkörpern. Er schließt keine Kompromisse mit der Wahrheit Gottes. Er ist auch nicht darüber selbstgerecht. Er ist einfach völlig verpflichtet, Gottes Lebensweise inmitten einer Generation, in der Kompromisse mit traditionellen Werten normal sind, hochzuhalten.
Lassen Sie uns alle an diesem Standard messen und genau unsere Einstellung und unseren Geist überprüfen. Lassen Sie uns alle das Ideal von Philadelphia wiedererlangen. Gott gibt uns, einzeln und gemeinsam, „eine kleine Kraft“ (Offenbarung 3,8). Er sorgt für eine offene Tür – die Möglichkeit, das Evangelium in der ganzen Welt zu verkündigen (Vers 7; vgl. dazu Matthäus 24,14).
Ein Christ „zu Philadelphia“ ist vollkommen dem geweiht, seinen Teil in diesem mächtigen und überwältigenden Unternehmen zu tun. Es ist eine Herausforderung, die mit Gottes Kraft möglich ist, nicht mit unserer eigenen (Sacharja 4,6). Lassen Sie uns alle diesem Ziel geweiht sein – seien wir diese Art von Person!
Die Welt verlangt dringend nach Menschen, die den Geist von Philadelphia haben. Stellen Sie sicher, dass Sie diese Veranlagung haben. Lassen Sie nicht nach, und geben Sie nicht auf. Gott sagte über Philadelphia: „Du hast mein Wort bewahrt . . . mein Wort von der Geduld“ (Offenbarung 3,8. 10). Er möchte, dass wir das Gleiche tun.
Jesus verspricht Christen mit der inneren Haltung von Philadelphia besonderen Schutz in der Zeit einer großen schweren Prüfung: „Du hast meine Aufforderung befolgt, geduldig auszuhalten. Deshalb will ich dich auch in der schweren Prüfung bewahren, die über die ganze Erde kommen wird, um alle Menschen auf die Probe zu stellen“ (Offenbarung 3,10; „Hoffnung für alle“-Übersetzung). In seiner Prophezeiung auf dem Ölberg beschreibt Jesus diese Zeit wie folgt: „Denn es wird eine Schreckenszeit sein, wie die Welt sie noch nie erlebt hat und auch nie wieder erleben wird. Wenn diese Zeit der Not nicht abgekürzt würde, würde die gesamte Menschheit umkommen. Doch wegen der Auserwählten Gottes wird sie abgekürzt werden“ (Matthäus 24,21-22; „Neues Leben“-Übersetzung). In diesem Zusammenhang weist Jesus auf die Treue der Auserwählten zur Wahrheit Gottes: „Denn es werden falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder tun, sodass sie, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten verführten“ (Vers 24).
Die zukünftige Belohnung, die Gott jenen mit dieser Einstellung von Philadelphia verspricht, ist ehrfurchtgebietend. „Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler im Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen, und ich will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen des neuen Jerusalem, der Stadt meines Gottes, die vom Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen Namen, den neuen“ (Offenbarung 3,12). Gott möge uns allen helfen, den Geist von Philadelphia zu haben!