Fast jeder Christ kennt die Seligpreisungen Jesu in der Bergpredigt. Wußten Sie, daß es sieben weitere Seligpreisungen Jesu gibt – im letzten Buch der Bibel?
Von Robin Webber
Eine alte Geschichte berichtet von einem eifrigen jungen Mann, der Gott einmal fragte: „Wieviel ist eine Million Jahre für dich?“ Gott antwortete geduldig: „Mein Sohn, sie ist wie eine Sekunde für mich.“ Der junge Mann fragte daraufhin: „Und wieviel ist dann eine Million Euro für dich?“ Gott antwortete: „Eine Million Euro ist wie ein Cent für mich.“ Nach einer Weile fragte der Mann: „Gott, kannst du mir nicht einen von deinen Cent geben?“ Gott überlegte kurz, lächelte und antwortete dann: „Ja, mein Sohn, aber du mußt eine Sekunde warten!“
Wir alle würden gerne wie der junge Mann einen von Gottes „Cent“ haben, besonders dann, wenn wir den geistlichen Reichtum von Gottes Reich erahnen. Allerdings müssen auch wir uns wie der junge Mann dem Zeitrahmen Gottes unterordnen. Gott weiß das; und so müssen wir diese Realität akzeptieren.
Als Menschen neigen wir dazu, alles sofort haben zu wollen. Gott macht es aber in seiner Weisheit möglich, daß erst mit der Zeit eine besondere Entwicklung in uns stattfindet – die Entstehung seiner Liebe, seiner Geduld und des Glaubens Jesu Christi. Leider geht es nicht anders, als daß die Entstehung dieser Dinge Zeit erfordert.
Selig sind alle, die diese Dinge tun
Viele kennen die Seligpreisungen der Bergpredigt, die Christus seinen Jüngern gab. Er wußte, was denen bevorstehen würde, die seinem Ruf folgen würden. Deshalb legte er das Maß, das den Charakter seines Reiches widerspiegelt, unglaublich hoch an. Denjenigen, die ihn beim Wort nehmen und ihm nachfolgen, bietet er einen reichen Segen an.
Jesus erkannte, daß seinen Nachfolgern die notwendige Zeit sehr lang vorkommen würde. Es kann deshalb vorkommen, daß sie von anderen Gläubigen enttäuscht werden oder unter dem Druck des Alltags verzweifeln und dann letztendlich aufgeben. Deshalb sagte Christus seinen Jüngern sinngemäß: „Glückselig seid ihr, wenn ihr diese Dinge tut und dabei bleibt, denn am Ende wartet der Segen auf euch.“
Wußten Sie, daß Jesus Christus fast 60 Jahre nach seiner Bergpredigt weitere Seligpreisungen bekanntgab, um seine Nachfolger darin zu bestärken, den christlichen Weg nicht aufzugeben? Er wollte, daß sie durchhielten. Obwohl es nicht leicht war, ein Christ im Jahr 90 n. Chr. zu sein, war es doch alle Mühen wert. Daran hat sich nichts geändert.
Vielleicht ist es Ihnen noch nicht aufgefallen, aber im Buch der Offenbarung, dessen wahrer Autor Jesus ist, gibt es – neben den sieben Sendschreiben an die Gemeinden, sieben Siegeln, sieben Wiederbelebungen eines tierähnlichen Königreichs und den sieben Posaunen – auch sieben Seligpreisungen. Jesus möchte uns damit in unserem täglichen Wandel mit ihm ermutigen.
Sieben Juwelen, eingerahmt in Ermutigung
Vor langer Zeit erkannte Jesus, daß seine Nachfolger aus allen Zeiten einige Zeichen am Wegrand brauchen würden, um sie durch das Minenfeld der alltäglichen menschlichen Natur zu lenken und zu ermutigen – nicht zu vergessen sind auch das prophezeite Auftreten falscher Prediger, die Entstehung eines despotischen Machtblocks und die Zerstörung der ökologischen Ressourcen. Deshalb bietet er uns sieben Juwelen der Herausforderung und Verantwortung an, die in Ermutigung eingerahmt sind.
Die Zahl Sieben wird häufig als eine biblische Zahl angesehen, mit der Vollständigkeit symbolisiert wird. Sehen wir uns also an, wie wir nach Gottes Aussagen vollständig werden können, während wir uns auf den Tag freuen, an dem er uns seinen „Cent“ schenkt.
Gottes Wort behalten
Die erste Seligpreisung finden wir in Offenbarung 1, Vers 3: „Selig ist, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was darin geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe“ (alle Hervorhebungen durch uns).
Gottes Wort zu lesen oder es von einer anderen Person zu hören, unterscheidet sich sehr von dem Zustand, wenn es tief in unserem Inneren eingebettet ist und wir zulassen, daß es zum wegweisenden Kompaß in unserem Leben wird. Diese erste Seligpreisung in der Offenbarung erinnert uns an Jesu Antwort, als er vom Teufel versucht wurde: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeden Wort, das aus dem Mund Gottes geht“ (Matthäus 4,4).
Die Dinge, „die darin geschrieben sind“, handeln von der Rückkehr Jesu Christi und der Aufrichtung des Reiches Gottes. Wenn man dies weiß und daran mit ganzem Herzen glaubt, dann wird man Gott näher kommen und ganz anders leben. Diese Worte wurden in der Zeit aufgeschrieben, als der römische Kaiser Domitian die Kirche verfolgte – die Zeit war tatsächlich sehr nah!
Ganz gleich in welcher Zeit wir leben, sind wir alle als sterbliche Wesen nur einen Atemzug von dem Zeitpunkt entfernt, wenn Gottes Reich für alle Zeiten errichtet wird. Als Christen hat Gott uns einen Vorsprung gegeben. Wir brauchen jedoch nicht nur die richtige Einstellung, sondern auch das richtige Herz, um nach der Offenbarung, die uns geschenkt wurde, zu leben.
Es gibt mehr als nur dieses Leben
Unsere nächste Seligpreisung finden wir in Offenbarung 14, Vers 13: „Und ich hörte eine Stimme vom Himmel zu mir sagen: Schreibe: Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an. Ja, spricht der Geist, sie sollen ruhen von ihrer Mühsal; denn ihre Werke folgen ihnen nach.“
Es ist eine ständige Herausforderung, auf himmlische Dinge zu achten, statt nur die eigenen Interessen zu verfolgen und von den vielen Reizen dieser Welt abgelenkt zu werden. Der Apostel Paulus ermahnt uns diesbezüglich: „Wenn ihr nun mit Christus auferweckt seid, dann orientiert euch nach oben, wo Christus ist! Gott hat ihm den Ehrenplatz an seiner rechten Seite gegeben. Richtet also eure Gedanken nach oben und nicht auf die irdischen Dinge!“ (Kolosser 3,1-2; Gute Nachricht Bibel). Wenn es uns gelingt, unsere Gedanken „nach oben“ zu richten, verstehen wir, daß es mehr als nur dieses Leben gibt.
Der Tod, ob auf natürliche Weise oder durch Märtyrertum für Jesus Christus, ist nichts Fremdes für Christen, sondern ein wichtiger Aspekt im Verständnis eines Gläubigen. Der Tod und die Auferstehung Jesu haben die Tür zu diesem Verständnis geöffnet. Auch wenn wir wissen, daß wir alle sterben werden, haben wir doch das Versprechen, daß Gott die Dinge, die wir in unserem Leben getan haben, nicht vergessen wird.
Die Pharaonen von Ägypten wollten ihre irdischen Besitztümer sozusagen in die nächste Welt mitnehmen. Die Wahrheit ist, daß Jesus, wenn wir unsere Welt an ihm orientieren, uns verspricht, sich daran zu erinnern und uns etwas viel Besseres zu geben als alles, was wir in diesem Leben erlebt haben oder hätten erleben können.
Jesus sagte über sich: „Ich bin die Auferstehung und das Leben“ (Johannes 11,25). Jesus tut immer den Willen des Vaters, der sich in bezug auf das Leben folgendermaßen ausdrückt: „Denn das ist der Wille meines Vaters, daß, wer den Sohn sieht und glaubt an ihn, das ewige Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am Jüngsten Tage“ (Johannes 6,40).
Diese Worte sollen uns wachrütteln! Für Jesus ist der Tod nicht der endgültige Schluß von allem, denn er herrscht mittels der Auferstehung über das Leben. Er verspricht uns, sich im nächsten Leben daran zu erinnern, was wir in diesem Leben für ihn getan haben.
Jesus kommt wie ein Dieb
Offenbarung 16, Vers 15 enthält eine Seligpreisung, die mit Wachsamkeit zu tun hat: „Siehe, ich komme wie ein Dieb. Selig ist, der da wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht nackt gehe und man seine Blöße sehe.“ Die Ermahnung zur Wachsamkeit ist ein häufig wiederholtes Thema im Neuen Testament: „Von den Zeiten und Stunden aber, liebe Brüder, ist es nicht nötig, euch zu schreiben; denn ihr selbst wißt genau, daß der Tag des Herrn kommen wird wie ein Dieb in der Nacht“ (1. Thessalonicher 5,1-2).
Jesus Christus hat nie gesagt, das Ende sei bereits hier. Er hat immer darauf hingewiesen, daß das Ende nahe ist. Zu allen Zeiten haben Gläubige das Ende dieser „gegenwärtigen, bösen Welt“ erwartet (Galater 1,4). Manche haben sogar gemeint, Jesu Rückkehr stehe unmittelbar bevor. So hielten sie Wache und beteten und wurden letztendlich enttäuscht. Doch Jesus sagt, daß niemand die Stunde seines Kommens kennt, genauso wie keiner weiß, wann ein Dieb ins Haus kommt – ob in der Nacht oder während des Tages.
Wir sollen das Weltgeschehen beobachten. Christus erinnert uns jedoch daran, daß es genauso wichtig ist, uns selbst ständig unter die Lupe zu nehmen, um sicher zu gehen, daß unsere innere Einstellung das Reich Gottes widerspiegelt, das er bei seinem zweiten Kommen errichten wird.
Die Einladung zur Hochzeitsfeier
Jesu nächste Seligpreisung sagt unsere Teilnahme an einer Hochzeitsfeier voraus: „Und er sprach zu mir: Schreibe: Selig sind, die zum Hochzeitsmahl des Lammes berufen sind. Und er sprach zu mir: Dies sind wahrhaftige Worte Gottes“ (Offenbarung 19,9).
Gott hat nie gesagt, daß die christliche Lebensführung einfach ist, aber er hat versprochen, daß es die Mühe wert sein wird. Christus vergleicht sein zweites Kommen mit einer Hochzeitsfeier. Zur Zeit Jesu dauerte eine solche Feier mehrere Tage. Jedes Detail des Festes wurde genau geplant und die Kosten sorgfältig überschlagen, damit sich alle Gäste richtig freuen konnten.
Bei der Hochzeitsfeier Jesu hat jeder geladene Gast die Verpflichtung, die Kosten seiner Teilnahme im voraus zu überschlagen. Wir sollen die Kosten der Nachfolge Jesu überschlagen: „Welcher König will sich auf einen Krieg einlassen gegen einen andern König und setzt sich nicht zuvor hin und hält Rat, ob er mit Zehntausend dem begegnen kann, der über ihn kommt mit Zwanzigtausend? Wenn nicht, so schickt er eine Gesandtschaft, solange jener noch fern ist, und bittet um Frieden. So auch jeder unter euch, der sich nicht lossagt von allem, was er hat, der kann nicht mein Jünger sein“ (Lukas 14,31-33).
In einem Brief an die Gemeinde zu Korinth schrieb der Apostel Paulus: „Denn ich habe euch verlobt mit einem einzigen Mann, damit ich Christus eine reine Jungfrau zuführte“ (2. Korinther 11,2). Bei unserer Auferstehung beim zweiten Kommen Christi möchte er mit uns die Ehe eingehen, indem er uns nicht nur seine Hand anbietet, sondern uns auch den Eintritt in sein Reich gestattet. Das wird wirklich ein Anlaß zur großen Freude und zum Feiern sein!
Der zweite Tod hat keine Macht
Jesu fünfte Seligpreisung lesen wir in Offenbarung 20, Vers 6: „Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung. Über diese hat der zweite Tod keine Macht; sondern sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm regieren tausend Jahre.“
Als der Apostel Johannes diese Worte niederschrieb, war eine Christenverfolgung im Gange, die der römische Kaiser Domitian eingeleitet hatte und der viele Christen zum Opfer fielen. Vor dieser Verfolgung zum Schluß des 1. Jahrhunderts n. Chr. waren Christen bereits ermordet worden, und seither starben auch andere Christen als Märtyrer.
Die Worte in Offenbarung zeigen, daß es noch weitere Märtyrer geben wird (Offenbarung 6,11). Christus wollte seine Nachfolger wissen lassen, daß sie für alle Zeiten bei ihm sein werden, wenn sie in solchen flüchtigen, aber sehr schmerzlichen Momenten standhaft bleiben. Er bietet ihnen eine Belohnung an, die weit über die größte menschliche Prüfung hinausreicht (Römer 8,18).
Treue bis zum Schluß
Jesu nächste Seligpreisung spiegelt die allererste wider: „Siehe, ich komme bald. Selig ist, der die Worte der Weissagung in diesem Buch bewahrt“ (Offenbarung 22,7). Beachtenswert ist hier, daß niemand geringerer als Jesus selbst hier den Engel, der die Botschaft der Offenbarung überbringt, unterbricht. Jesus ist hier sehr nachdrücklich. In diesem Schlußkapitel der Offenbarung erkennt der informierte Leser, daß es nichts gibt, was Jesus von der Verwirklichung seines Vorhabens abhalten wird – sei es der Tod, das Tier, der falsche Prophet, Satan oder die Zeit. Deshalb werden wir uns an den Worten dieser Prophezeiung orientieren wollen und sie „bewahren“.
Wir sehen dadurch, daß der Gott, dem die Zeit gehört – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – sich immer im „Jetzt“ bewegt, wenn es sich um seine Kinder handelt. Folglich ist jetzt die Zeit, sich ihm zu unterwerfen. Jetzt ist die Zeit, die Mitmenschen zu lieben. Jetzt ist die Zeit, sich auf die Ewigkeit vorzubereiten – aber schnell, und nicht erst morgen!
Der Kreis schließt sich
Mit Jesu letzter Seligpreisung schließt sich sozusagen der Kreis der biblischen Erzählung: „Selig sind, die ihre Kleider waschen, daß sie teilhaben an dem Baum des Lebens und zu den Toren hineingehen in die Stadt“ (Offenbarung 22,14).
Zum Schluß der Bibel kehren wir dorthin zurück, wo alles angefangen hat: zum Garten Eden. Gott möchte uns ewiges Leben schenken. Allerdings müssen wir uns dafür von der richtigen Quelle ernähren. Wir müssen uns vom Baum des Lebens ernähren, der sich auf die Gebote Gottes gründet. Es ist wichtig, daß wir „auf den Herrn warten“, statt nach falschen Schätzen zu suchen, die uns nur ins Grab begleiten werden. Wie viele sind der Versuchung erlegen, an allem festzuhalten, was sie mit ihren Händen greifen konnten, statt auf einen von Gottes „Cent“ zu warten? Hoffentlich gehören wir nicht dazu!
Den Kurs halten
Als der Prophet Jesaja vor langer Zeit schrieb „Dies ist der Weg; den geht!“ (Jesaja 30,21), konnte er sich kaum vorstellen, daß weitere 2800 Jahre vergehen und die Gläubigen immer noch auf die Ankunft des Messias warten würden.
Wenn wir heute die Gelegenheit hätten, Gott um etwas zu bitten, was wäre unsere Bitte? Ist es nicht ganz offensichtlich, nachdem wir die sieben Seligpreisungen der Offenbarung gelesen haben, daß Gott uns belohnen will? Wenn wir eine Weile warten müssen, ist es doch die Mühe wert. Schließlich wartet ein Segen auf uns – sieben insgesamt!