Unsere Berufung heute dient der Vorbereitung der Gemeinschaft Gottes, die wir im Reich Gottes bei der Wiederkehr Jesu Christi in ihrer Fülle erleben werden.
Von Paul Kieffer
Warum gibt es die Kirche? Was ist ihr Zweck? Was erwartet Gott heute von seinem Volk – von denen, die er berufen hat, von denen, die er die „Auserwählten“ nennt? Warum berief Gott Sie heute zu seinem Volk?
Die heute Berufenen gehören zur Kirche Gottes, nicht zur eigenen Kirche oder der Kirche einer bestimmten Person. Das ist immer das Problem derjenigen gewesen, die ihre eigenen Kirchen gegründet haben. Durch Gottes Wirken wurde seine Kirche ins Leben gerufen, und zwar durch den Einsatz unvollkommener menschlicher Werkzeuge, die sein Wort treu gepredigt haben.
Wir haben schon lange verstanden, dass wir als Erstlinge berufen sind. In Jakobus 1, Vers 18 lesen wir dazu: „Er hat uns geboren nach seinem Willen durch das Wort der Wahrheit, damit wir Erstlinge seiner Geschöpfe seien“ (alle Hervorhebungen durch uns).
In Offenbarung 14 wird die Vision der 144.000 beschrieben, die Gottes Volk symbolisieren, das vor dem Tag des Herrn versiegelt wird: „Diese sind’s, die sich mit Frauen nicht befleckt haben, denn sie sind jungfräulich; die folgen dem Lamm nach, wohin es geht. Diese sind erkauft aus den Menschen als Erstlinge für Gott und das Lamm“ (Vers 4).
Daraus geht die klare Schlussfolgerung hervor, dass die Erstlinge dem Lamm vorbehaltlos folgen. Sie sind diejenigen, die durch die Früchte ihrer Lebensweise den Wunsch ausdrücken, schon jetzt zur Gemeinschaft Gottes zu gehören. Doch sie freuen sich auch auf die größere göttliche Gemeinschaft, die wir als Reich Gottes in seiner Fülle verstehen, das im Millennium und in der Zeit danach existieren wird.
Die Erstlinge sind aber nur die ersten von vielen. Daher gibt es keinen Platz für das Gefühl der Überheblichkeit gegenüber denen, die Gott in seiner Weisheit erst später berufen wird. Jeder, der jemals gelebt hat, wird eine Gelegenheit bekommen, in Gottes Reich zu sein. Jenes Reich wird letztendlich die vollständige Gemeinschaft Gottes sein.
Berufen und auserwählt
Außerdem haben wir schon lange verstanden, dass die Erstlinge auch als die „Auserwählten“ bezeichnet werden. Sind wir Erstlinge, so gehören wir zu den heutigen Auserwählten. Zu den Auserwählten gehören heute aber nicht alle Menschen, denn sonst wäre dieses Wort bedeutungslos.
Auserwählt weist auf die Auswahl von Menschen zu einem bestimmten Zweck hin. In diesem Fall sind es Menschen, die Gott selbst zu der von ihm festgelegten Zeit auserwählt. Paulus schrieb an die Gemeinde zu Rom: „Was Israel sucht, das hat es nicht erlangt; die Auserwählten aber haben es erlangt. Die andern sind verstockt“ (Römer 11,7). Petrus beschreibt die von Gott Berufenen als „auserwählt . . . in der Heiligung des Geistes“ (1. Petrus 1,2; Menge-Übersetzung).
In seinem zweiten Brief schreibt Petrus: „Darum, liebe Brüder, bemüht euch desto mehr, eure Berufung und Erwählung festzumachen. Denn wenn ihr dies tut, werdet ihr nicht straucheln“ (2. Petrus 1,10).
Was meint Petrus, wenn er „dies tut“ schreibt? Der Zusammenhang weist auf seine Ermahnung in den Versen 5-8 hin: „So wendet alle Mühe daran und erweist in eurem Glauben Tugend und in der Tugend Erkenntnis und in der Erkenntnis Mäßigkeit und in der Mäßigkeit Geduld und in der Geduld Frömmigkeit und in der Frömmigkeit brüderliche Liebe und in der brüderlichen Liebe die Liebe zu allen Menschen. Denn wenn dies alles reichlich bei euch ist, wird’s euch nicht faul und unfruchtbar sein lassen in der Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus.“
In Lukas 18, Vers 7 finden wir einen weiteren Hinweis auf die besondere Beziehung, die die Auserwählten in dieser Zeit zu Gott haben: „Sollte Gott nicht auch Recht schaffen seinen Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte er’s bei ihnen lange hinziehen?“
Wir wissen auch, dass die Auserwählten beschützt und eines Tages gesammelt werden: „Und er wird seine Engel senden mit hellen Posaunen, und sie werden seine Auserwählten sammeln von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum andern“ (Matthäus 24,31).
Das Thema unserer Erwählung wird auch von Paulus im Epheserbrief behandelt: „Denn in ihm hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten; in seiner Liebe hat er uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens“ (Epheser 1,4-5).
In diesem Abschnitt benutzt Paulus zwei Wörter in Bezug auf Gottes Erwählung seines Volkes zu dieser Zeit. Das eine Wort wird mit „erwählt“ übersetzt, das andere mit „vorherbestimmt“. Das erste Wort zeigt an, dass Gott uns in Jesus Christus vor der Grundlegung der Welt zu einer bestimmten Lebensweise auserwählte. Das zweite Wort zeigt an, dass Gott vor der Zeit bestimmt hatte, dass sein Volk zu einer besonderen Beziehung zu ihm durch Jesus Christus berufen werden sollte. Beide Wörter drücken das übernatürliche Wesen unserer Berufung aus.
In den Versen 9-10 erklärt Paulus, dass wir das Vorrecht haben, das Geheimnis von Gottes Plan zu verstehen. Er besteht darin, dass die gesamte Schöpfung eines Tages eine Art Einigkeit erfahren wird: „Denn Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluss, den er zuvor in Christus gefasst hatte, um ihn auszuführen, wenn die Zeit erfüllt wäre, dass alles zusammengefasst würde in Christus, was im Himmel und auf Erden ist.“
Der heilige Geist, der in uns wirkt, ist unsere Gewähr, dass wir ein erstaunliches Erbe erhalten werden. In den Versen 13-14 lesen wir: „In ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit – in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem heiligen Geist, der verheißen ist, welcher ist das Unterpfand unsres Erbes, zu unsrer Erlösung, dass wir sein Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit.“
Im späteren Verlauf dieses Kapitels zeigt Paulus durch eine Analogie die Beziehung Christi zu den Berufenen, die auch als die Kirche bekannt sind. Diese Analogie ist die des Leibes Christi: „Und alles hat er unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt der Gemeinde zum Haupt über alles, welche sein Leib ist, nämlich die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt“ (Verse 22-23).
In zwei anderen Analogien in diesem Brief beschreibt Paulus die gleiche Beziehung auf andere Weise. In Kapitel 2 bezeichnet er die Kirche nicht als Leib, sondern als Tempel, mit Jesus als Eckstein, nicht als Haupt. Dann in Kapitel 5 ist die Kirche eine Ehefrau und Christus der Ehemann. Freilich kommt es bei unserer Berufung auf Christus als Mittelpunkt unserer Beziehung zum Vater und auf seine Lebensweise als Leitfaden für unsere Lebensführung an.
Unser himmlisches Bürgerrecht
Im zweiten Kapitel des Epheserbriefs betont Paulus, wie sich die Auserwählten von anderen in der Welt unterscheiden sollen: „Auch ihr wart tot durch eure Übertretungen und Sünden, in denen ihr früher gelebt habt nach der Art dieser Welt, unter dem Mächtigen, der in der Luft herrscht, nämlich dem Geist, der zu dieser Zeit am Werk ist in den Kindern des Ungehorsams. Unter ihnen haben auch wir alle einst unser Leben geführt in den Begierden unsres Fleisches und taten den Willen des Fleisches und der Sinne und waren Kinder des Zorns von Natur wie auch die andern“ (Epheser 2,2-3).
Vers 12 zeigt, dass wir „ohne Christus“ waren, „ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels“. Das Wort Bürgerrecht an dieser Stelle ist interessant. Es wird abgeleitet von dem griechischen Wort für „Bürger“, polites. Das Wort in Vers 12 ist politeia, das „Bürgerrecht“, „Freiheit“ oder „Gemeinschaft“ bedeutet.
Wie die Heiden zur Zeit des Paulus waren auch wir einst außerhalb der geistlichen Gemeinschaft Israels. Wir waren der göttlichen Gemeinschaft fremd. Als Resultat waren wir getrennt, ausgeschlossen, ohne Hoffnung und ohne Gott (Vers 12).
Aber nach unserer Berufung und dem Erhalt des Geistes war es anders: „So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen“ (Vers 19). Wir können sagen, dass wir Bürger der Gemeinschaft oder des Reiches Gottes werden, und ihm gilt unsere Treue.
Paulus erwähnt dieses Konzept auch in Kolosser 1, Vers 13, wo klar wird, dass wir Bürger eines neuen „Hoheitsgebietes“ sind: „Er hat uns errettet von der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines lieben Sohnes.“
Nochmals in Epheser 2 finden wir in den Versen 21 und 22 einen Hinweis auf die Kirche als Tempel. Als dieser Tempel werden wir „miterbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist“.
Dass wir mit unserer jetzigen Lebensführung Bürger einer göttlichen Gemeinschaft sind, finden wir auch im Philipperbrief: „Wandelt nur würdig des Evangeliums Christi, damit – ob ich komme und euch sehe oder abwesend von euch höre – ihr in einem Geist steht und einmütig mit uns kämpft für den Glauben des Evangeliums“ (Philipper 1,27). Der Ausdruck „wandelt nur würdig“ leitet sich von demselben griechischen Wort ab, das wir schon besprachen. In diesem Fall ist es politeuomai, d. h., „sich wie ein Bürger verhalten“.
Auswirkungen auf unser Verhalten in dieser Welt
Also sollen wir uns als Bürger in einer für das Evangelium Christi gebührenden Weise verhalten und leben. Unser Verhalten soll von unserer Zugehörigkeit zur Gemeinschaft Gottes bestimmt werden. Paulus schreibt, dass unser Bürgerrecht im Himmel ist (Philipper 3,20). Das Wort im Urtext ist politeuma. Es kann auch „Gemeinschaft“ bedeuten. Unsere Gemeinschaft ist eine himmlische Gemeinschaft. In einer Übersetzung heißt es, dass unser „Vaterland“ im Himmel ist.
Das erinnert uns an die Beschreibung der Patriarchen, die ein anderes Heimatland suchten. Diese Welt war nicht ihr Ziel: „Diese alle sind gestorben im Glauben und haben das Verheißene nicht erlangt, sondern es nur von ferne gesehen und gegrüßt und haben bekannt, dass sie Gäste und Fremdlinge auf Erden sind. Wenn sie aber solches sagen, geben sie zu verstehen, dass sie ein Vaterland suchen. Und wenn sie das Land gemeint hätten, von dem sie ausgezogen waren, hätten sie ja Zeit gehabt, wieder umzukehren. Nun aber sehnen sie sich nach einem besseren Vaterland, nämlich dem himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott zu heißen; denn er hat ihnen eine Stadt gebaut“ (Hebräer 11,13-16). Auch sie waren auf der Suche nach der Gemeinschaft Gottes im Reich Gottes.
Welche praktischen Auswirkungen hat dies auf die heutige Gemeinde?
Zum einen wird klar, dass Nationalismus und Parteigeist keinen Platz in unserer christlichen Gemeinschaft haben. Wenn unsere Treue als Bürger einer anderen Macht gebührt – nämlich Gott selbst und seinem Reich –, dann gibt es eben keinen Platz für einen Parteigeist. Es kann nur Treue zu der einen göttlichen Gemeinschaft geben. Aber sind wir diese Gemeinschaft, von der wir hier lesen? Es ist auf jeden Fall klar, dass wir sie sein sollten.
Wenn der Geist Gottes in dieser Gemeinschaft aktiv ist, so wird sie eine göttliche Gemeinschaft sein. Der Beweis dafür wird eine Einigkeit des Geistes sein, eine Einigkeit, die durch die Liebe, die einander entgegengebracht wird, durch den Respekt, mit dem man einander behandelt und durch die Fürsorge und Aufmerksamkeit gegenüber anderen offenbar wird. Unsere Bereitschaft, nach dem Geist zu leben, wird durch unsere Handlungsweise unter Beweis gestellt.
Die Gemeinschaft Gottes im Leib Christi
In 1. Korinther 12 beschreibt Paulus die göttliche Gemeinschaft als den Leib Christi – ein Thema, das wir zuvor im Epheserbrief kurz behandelt haben. Vielleicht sollen wir uns in Bezug auf den Leib Christi einmal ansehen, was gesagt wird und was nicht gesagt wird.
Paulus gibt sich große Mühe, um den zerstrittenen Korinthern zu zeigen, wie sie vereint zusammenarbeiten können. Bei der Behandlung der Frage nach dem Wirken des heiligen Geistes in der Gemeinschaft lehrt Paulus, dass der geistliche Leib in Harmonie zusammenarbeiten muss. Es ist kein Leib, der nicht richtig zusammenarbeiten kann bzw. der geistlich behindert wird.
Bei den Geistesgaben geht es nicht um einen Wettbewerb, bei dem jeder dieselbe Funktion hat. Stattdessen übt jeder eine bestimmte Funktion nach dem Willen Gottes aus. Paulus leitet das Thema mit der Feststellung ein, dass der heilige Geist auf mannigfaltige Weise in verschiedenen Personen zum Wohl der Kirche wirkt: „Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen“ (1. Korinther 12,4-6).
Achten wir auf die Betonung der Einigkeit hinter diesen verschiedenen Aspekten vom Wirken des Geistes: ein Geist, ein Herr, ein Gott. Somit ist es klar, dass keiner darauf stolz sein soll, wenn Gott in einer Person anders wirkt als in einer anderen Person. Im Gegenteil: Wir sollen die Bereicherung des Leibes durch dieses Wirken schätzen. Zweifellos schrieb Paulus diesen Abschnitt, weil die Korinther über dieses Thema zerstritten waren.
Achten wir auf seine Betonung der einigenden Wirkung des Geistes, der zum Wohl aller unterschiedlich wirkt: „In einem jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller; dem einen wird durch den Geist gegeben, von der Weisheit zu reden; dem andern wird gegeben, von der Erkenntnis zu reden, nach demselben Geist; einem andern Glaube, in demselben Geist; einem andern die Gabe, gesund zu machen, in dem einen Geist; einem andern die Kraft, Wunder zu tun; einem andern prophetische Rede; einem andern die Gabe, die Geister zu unterscheiden; einem andern mancherlei Zungenrede; einem andern die Gabe, sie auszulegen. Dies alles aber wirkt derselbe eine Geist und teilt einem jeden das Seine zu, wie er [Gott] will“ (1. Korinther 12,7-11).
Die unterschiedlichen Gaben werden betont, die Gott der Kirche zu deren Wohl gibt. Hier gibt es keinen Wettbewerb. Verschiedene Menschen haben verschiedene Gaben von Gott durch seinen Geist erhalten: „Denn wie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obwohl sie viele sind, doch ein Leib sind: so auch Christus“ (Vers 12). Der Leib Christi, die Kirche, hat viele verschiedene Glieder.
Die Glieder sind, wie beim menschlichen Körper, nicht alle gleich und haben nicht alle die gleiche Funktion. Wie Paulus in Vers 14 erklärt, gibt es viele Glieder: „Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele.“
Kein Anlass zu Streit
Als Nächstes beginnt Paulus den Korinthern zu zeigen, wie töricht es wäre, über die verschiedenen geistlichen Gaben zu streiten, die Gott gibt. Beneideten die Korinther einige um ihre Geistesgaben? Drückten sie ihren Neid aus, und verursachten sie damit Zwietracht?
„Wenn aber der Fuß spräche: Ich bin keine Hand, darum bin ich nicht Glied des Leibes, sollte er deshalb nicht Glied des Leibes sein? Und wenn das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, darum bin ich nicht Glied des Leibes, sollte es deshalb nicht Glied des Leibes sein? Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Wenn er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruch? Nun aber hat Gott die Glieder eingesetzt, ein jedes von ihnen im Leib, so wie er gewollt hat“ (1. Korinther 12,15-18).
Dies ist sehr wichtig. Gott bestimmt den Platz eines Gliedes im Leibe. Gott bestimmt die Berufung und die Stellung einer Person in der Gemeinschaft. Gott entscheidet, welche Gabe eine Person zum Wohl des Leibes erhalten soll. Es ist klar, dass jeder eine Funktion hat, aber wir bestimmen nicht selbst, welche Rolle oder Stellung oder Gabe es sein soll.
Nur Gott kann diese Entscheidung treffen. Die Früchte werden zeigen, ob die Entscheidung von Gott kommt oder nicht. Jeder hat eine andere Funktion im Leibe. Wir können nicht alle dieselbe Gabe, Funktion oder Position haben: „Wenn aber alle Glieder ein Glied wären, wo bliebe der Leib? Nun aber sind es viele Glieder, aber der Leib ist einer. Das Auge kann nicht sagen zu der Hand: Ich brauche dich nicht; oder auch das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht.
Vielmehr sind die Glieder des Leibes, die uns die schwächsten zu sein scheinen, die nötigsten; und die uns am wenigsten ehrbar zu sein scheinen, die umkleiden wir mit besonderer Ehre; und bei den unanständigen achten wir besonders auf Anstand; denn die anständigen brauchen’s nicht. Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dem geringeren Glied höhere Ehre gegeben, damit im Leib keine Spaltung sei, sondern die Glieder in gleicher Weise füreinander sorgen“ (Verse 19-25).
Darum geht es: „. . . damit im Leib keine Spaltung sei.“ Das war das Problem in der Gemeinde zu Korinth. War sie zu jenem Zeitpunkt eine göttliche Gemeinschaft? Anscheinend hatte die dortige Gemeinde einige ernsthafte Mängel. Bei den Korinthern zeigte sich, dass in dem Maße, in dem wir nicht in göttlicher Weise miteinander umgehen, wir nicht die Gemeinschaft Gottes sind.
Daher soll unsere christliche Lebensführung auch das Ziel enthalten, mit unseren Glaubensbrüdern und -schwestern eine göttliche Gemeinschaft zu werden. Wir arbeiten jetzt daran, damit wir, wenn wir das Reich Gottes in seiner Fülle bei der Wiederkehr Christi erleben, in der praktischen Anwendung des Gesetzes Gottes bei zwischenmenschlichen Beziehungen erfahren sind.
Einige Kommentatoren meinen, dass die Korinther die Gaben begehrten, die nach ihrer Meinung spektakulärer waren und dadurch mehr Aufmerksamkeit auf die Person mit der betreffenden Gabe lenkten. Stimmt diese Vermutung, so war diese Denkweise freilich eitel und trügerisch. In 1. Korinther 12, Vers 27 schreibt Paulus: „Ihr aber seid der Leib Christi und jeder von euch ein Glied.“
Dann listet er einige der Gaben des Geistes auf, die sich in der Öffentlichkeit zeigen: „Und Gott hat in der Gemeinde eingesetzt erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer, dann Wundertäter, dann Gaben, gesund zu machen, zu helfen, zu leiten und mancherlei Zungenrede.“
Paulus erinnert die Korinther an das persönliche Wesen ihrer von Gott gegebenen Gaben, indem er fragt: „Sind alle Apostel? Sind alle Propheten? Sind alle Lehrer? Sind alle Wundertäter? Haben alle die Gabe, gesund zu machen? Reden alle in Zungen? Können alle auslegen? Strebt aber nach den größeren Gaben! Und ich will euch einen noch besseren Weg zeigen“ (Verse 28-31).
Zum Verständnis von Vers 31 gibt es eine andere Möglichkeit. Vielleicht waren die Korinther übermäßig beeindruckt von den spektakulären Gaben. Daher könnte die Übersetzung lauten: „Aber ihr strebt nach den größeren Gaben!“ Paulus fährt fort und zeigt, dass das Erweisen von göttlicher Liebe – nicht die Zurschaustellung von Eitelkeit – von allen Gaben die beste ist.
Warum berief uns Gott jetzt? Warum gehören wir zu den Auserwählten? Was ist der Zweck der Kirche? Durch den Apostel Petrus erfahren wir die Antwort: „Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht; die ihr einst nicht ein Volk wart, nun aber Gottes Volk seid, und einst nicht in Gnaden wart, nun aber in Gnaden seid. Liebe Brüder, ich ermahne euch als Fremdlinge und Pilger: Enthaltet euch von fleischlichen Begierden, die gegen die Seele streiten, und führt ein rechtschaffenes Leben unter den Heiden, damit die, die euch verleumden als Übeltäter, eure guten Werke sehen und Gott preisen am Tag der Heimsuchung“ (1. Petrus 2,9-12).
Wir sind in der Kirche – herausberufen, auserwählt –, damit wir die Taten Gottes verkünden und auf eine Weise leben können, durch die alle, die mit uns in Berührung kommen, erfahren können, dass wir zur Gemeinschaft Gottes gehören. Es wird allen am Tag der Heimsuchung klar werden, dass wir diese Gemeinschaft sind – dann, wenn Gott die endgültige göttliche Gemeinschaft auf dieser Erde aufrichten wird: das Reich Gottes.
In diesem Artikel haben wir einen Teil unserer Zielsetzung als Christen behandelt. Der andere Teil unserer Zielsetzung hat mit der Verkündigung der guten Nachricht in aller Welt zu tun. Um das zu tun, muss die Kirche in einem Umfeld wirken, das die größte Freiheit zur Erzielung der größten Wirkung ermöglicht. In 2. Thessalonicher 3, Vers 1 schreibt Paulus: „Weiter, liebe Brüder, betet für uns, dass das Wort des Herrn laufe und gepriesen werde wie bei euch.“ Der Ausdruck „laufe“ wird auch mit „freie Bahn haben“ oder „sich schnell ausbreiten“ übersetzt. Damit das Evangelium diese Wirkung in der Welt hat, müssen wir uns frei und ungehindert dieser Aufgabe widmen können.
Die Untersuchung unserer Aussage zur Zielsetzung führt uns auf dieselben Konzepte zurück, die wir in den Briefen von Paulus und Petrus finden – und freilich auch in Christi eigenen Worten, in der offensichtlichsten Zielsetzung für die neutestamentliche Kirche: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie . . . und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Matthäus 28,18-20).