Ein hervorstechendes Merkmal der tausendjährigen Herrschaft Jesu Christi wird der Frieden sein. Die „Friedfertigen“ werden mit Jesus herrschen.
Von John Ross Schroeder
Die tausendjährige Herrschaft Jesu Christi, des „Friede-Fürsten“, wird nach der Bibel dadurch gekennzeichnet sein, „daß seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende“ (Jesaja 9,5-6; alle Hervorhebungen durch uns). In einer wunderbaren Prophezeiung über diese Welt von morgen wird uns gesagt, daß Krieg endlich gebannt wird: „Er [Jesus] wird unter großen Völkern richten und viele Heiden zurechtweisen in fernen Landen. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen“ (Micha 4,3).
Den wahren Nachfolgern Jesu ist verheißen, Jesus in der Welt von morgen zur Seite zu stehen: „Diese wurden lebendig und regierten mit Christus tausend Jahre“ (Offenbarung 20,4). Was für Menschen werden es sein, die Jesus in seiner Friedensherrschaft unterstützen? Die Friedfertigen! Dazu sagte Jesus selbst in der Bergpredigt: „Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen“ (Matthäus 5,9).
Für die heute Berufenen dient dieses Leben als Vorbereitung auf das zukünftige Leben, also auch auf die Herrschaft mit Jesus. Deshalb ist die Frage erlaubt: Kommen Sie immer, zu allen Zeiten, mit jedermann gut aus? Natürlich nicht. Niemand tut das. Streit kommt – leider – bei allen Menschen vor, auch bei Gläubigen.
Jesus sagte selbst, daß Ärgernisse kommen müssen (Matthäus 18,7). Er gab sogar eine Formel, um Christen zu versöhnen, die sich wegen irgendeines unglücklichen Vorfalls überwerfen (Verse 15-20).
Ja, Probleme unter Christen müssen zwangsläufig kommen, sogar in unseren Gemeinden. Bekehrte Menschen zerstreiten sich von Zeit zu Zeit miteinander. Wenn unglückliche Situationen entstehen, versuchen Sie Frieden zu stiften oder sind Sie Teil des Problems? Bringen Sie verletzte Parteien zusammen oder schüren Sie das lodernde Feuer des Zankes? Es ist allzu leicht für uns, Teil dieser Kluft anstatt Friedensstifter und Versöhner zu sein.
Ein geübter Friedensstifter
Werfen wir nun einen Blick auf das Beispiel eines Mannes, der sich im Friedenstiften übte – der den heiligen Geist in sich wirken ließ, um anderen Frieden zu bringen: Barnabas. Sein Leben dient uns als Vorbild für die Geisteshaltung, die in der Welt von morgen gefragt sein wird.
Die erste Erwähnung dieses Mannes finden wir in der Apostelgeschichte: „Josef aber, der von den Aposteln Barnabas genannt wurde – das heißt übersetzt: Sohn des Trostes –, ein Levit, aus Zypern gebürtig, der hatte einen Acker und verkaufte ihn und brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen“ (Apostelgeschichte 4,36-37).
Barnabas erweckte erstmals der Apostel Aufmerksamkeit durch seine großzügige Unterstützung für die Mitglieder der Kirche in Jerusalem. Sein Beispiel war so hervorstechend, daß er als einziger mit Namen erwähnt wird als ein positives Beispiel des Gebens. Barnabas’ Tat steht in völligem Kontrast zum schlechten Beispiel von Hananias und Saphira (Apostelgeschichte 5,1-11).
Barnabas taucht erneut in Apostelgeschichte 9 auf. Hier trifft er Paulus zum erstenmal und findet ihn in einer schwierigen Situation. Paulus war relativ neu im christlichen Glauben. Lukas nimmt die Erzählung für uns auf: „Als er [Paulus] aber nach Jerusalem kam, versuchte er, sich zu den Jüngern zu halten; doch sie fürchteten sich alle vor ihm und glaubten nicht, daß er ein Jünger wäre“ (Vers 26).
Stellen Sie sich die Situation vor. Paulus hatte den Ruf, daß er Christen ins Gefängnis brachte. Die Jünger sahen ihn als Hauptfeind des Evangeliums an – ein Erzverfolger des Glaubens. Wie konnten sie wissen, daß er nicht ein Wolf im Schafspelz war? Unnötig zu betonen, daß die Gläubigen in Jerusalem ihn nicht mit offenen Armen empfingen.
Aber Barnabas kam als Retter! Der Mann von Zypern war bereit, in die Bresche zu springen – für Paulus aufzustehen: „Barnabas aber nahm ihn zu sich und führte ihn zu den Aposteln und erzählte ihnen, wie Saulus auf dem Wege den Herrn gesehen und daß der mit ihm geredet und wie er in Damaskus im Namen Jesu frei und offen gepredigt hätte“ (Vers 27). Barnabas erkannte Paulus’ Bekehrung und war bereit, ihn zu unterstützen.
Wer weiß, was für Probleme Paulus gehabt hätte, wenn Barnabas nicht gewesen wäre? Soweit wir wissen, war das der erste Versuch von Paulus, mit der Kirche Gemeinschaft zu haben. Nur die Rolle eines wahren Friedensstifters machte das Treffen möglich. Paulus wurde von den Christen in Jerusalem angenommen. Beachten Sie das wichtige Ergebnis: „Und er ging bei ihnen in Jerusalem ein und aus und predigte im Namen des Herrn frei und offen“ (Vers 28).
Indem er eingriff, wo Argwohn herrschte, ebnete Barnabas den Weg für Paulus, daß dieser das Evangelium mit außergewöhnlichem Mut und Kraft predigte. Aber die Geschichte von Barnabas hört hier nicht auf.
Christliche Einheit in Antiochien
Bald wurde das Evangelium den Heiden in Antiochien (Syrien) zum ersten Mal gepredigt. Diese gute Nachricht erreichte die Kirche zu Jerusalem. Die Apostel entschlossen sich, Barnabas nach Antiochien zu senden, um zu sehen, was sich dort tat. Beachten Sie nun, was geschah, als er ankam:
„Als dieser dort hingekommen war und die Gnade Gottes sah, wurde er froh und ermahnte sie alle, mit festem Herzen an dem Herrn zu bleiben; denn er war ein bewährter Mann, voll heiligen Geistes und Glaubens. Und viel Volk wurde für den Herrn gewonnen“ (Apostelgeschichte 11,23-24).
Barnabas äußerte seine Zufriedenheit über das, was in Antiochien geschah, und er begann auf der bereits gelegten Grundlage weiterzubauen. Das warme Willkommen, das Barnabas den Heidenchristen in Antiochien entgegenbrachte, wurde nicht durch rassistische Vorurteile (er selbst war ein Levit) gemindert. Das freudige Resultat war, daß mehr Menschen auf Gottes Berufung reagierten. Barnabas verband Antiochien mit der Gemeinde in Jerusalem. Einmal mehr finden wir ihn in der Rolle als „Brückenbauer“.
Und warum konnte Barnabas so positive Früchte hervorbringen? Er „war ein bewährter Mann, voll heiligen Geistes und Glaubens“. Er war ein Mann, der Gottes Nähe suchte!
Aber Barnabas war mit seinen Bemühungen in Antiochien nicht vollauf zufrieden. Gaben, an denen es ihm selbst mangelte, wurden in der dortigen Gemeinde benötigt. Also was tat er? Die nächsten Verse berichten, daß Barnabas nach Tarsus reiste, um Saulus zu suchen. „Und als er ihn fand, brachte er ihn nach Antiochia“ (Vers 26). Barnabas brachte Paulus auf die Bildfläche, als es offensichtlich wurde, daß ein Mann mit seinen Talenten gebraucht wurde.
Das Resultat? „Und sie blieben ein ganzes Jahr bei der Gemeinde und lehrten viele“ (ebenda). Barnabas’ selbstlose Handlungen brachten immer gute Resultate; sie unterstützten die Verbreitung der Evangeliumsbotschaft. Er hatte keine Angst davor, einen Mann als Helfer zu holen, der aufgrund seiner Ausbildung und Talente das Potential hatte, ihn selbst später zu überrunden.
Die Kluft
Aber auch Barnabas war nur ein Mensch. Noch Fleisch und Blut, war auch er nicht perfekt, wie es kein Christ jemals gewesen ist.
Ein paar Jahre später, nicht lange nach dem Jerusalemer Konzil, als Barnabas bereit war, sich Paulus für ihre zweite Reise anzuschließen, passierte ein unglücklicher Zwischenfall.
„Nach einigen Tagen sprach Paulus zu Barnabas: Laß uns wieder aufbrechen und nach unsern Brüdern sehen in allen Städten, in denen wir das Wort des Herrn verkündigt haben, wie es um sie steht. Barnabas aber wollte, daß sie auch Johannes mit dem Beinamen Markus mitnähmen. Paulus aber hielt es nicht für richtig, jemanden mitzunehmen, der sie in Pamphylien verlassen hatte und nicht mit ihnen ans Werk gegangen war“ (Apostelgeschichte 15,36-38). Markus hatte als Begleiter von Barnabas und Paulus die erste Reise aus nicht angegebenem Grunde abgebrochen.
„Und sie kamen scharf aneinander, so daß sie sich trennten. Barnabas nahm Markus mit sich und fuhr nach Zypern. Paulus aber wählte Silas und zog fort, von den Brüdern der Gnade Gottes befohlen. Er zog aber durch Syrien und Zilizien und stärkte die Gemeinden“ (Verse 39-41).
Der biblische Bericht ist an dieser Stelle ziemlich knapp. Nicht viel Hintergrund wird gegeben. Wir wissen jedoch, daß Johannes Markus ein Verwandter von Barnabas war (Kolosser 4,10). Vielleicht beeinflußte diese Blutsverwandtschaft Barnabas, daß er darauf beharrte, ihm nochmals eine Chance zu geben, während Paulus dies hartnäckig als tollkühn erachtete. Schließlich hatte Markus sie beide auf einer früheren Reise verlassen. Was auch immer die Einzelheiten des Zwistes waren, Paulus und Barnabas konnten ihre Differenzen offensichtlich nicht bereinigen.
Es ist jedoch klar, daß Paulus den Segen der Geschwister bei seiner Abreise hatte: „Paulus aber wählte Silas und zog fort, von den Brüdern der Gnade Gottes befohlen“ (Apostelgeschichte 15,40).
Auf jeden Fall war diese Unstimmigkeit – wie klar aus dem Neuen Testament hervorgeht –, obwohl ernst, doch nicht von Dauer. Ca. fünf Jahre nach der Trennung in Antiochia schreibt Paulus: „Oder haben allein ich und Barnabas nicht das Recht, nicht zu arbeiten?“ (1. Korinther 9,6). Hier ist Paulus fähig, Barnabas als einen arbeitenden Kollegen wie sich selbst zu bezeichnen, und er tut es offensichtlich auf eine wohlwollende Art. So ist es sehr fraglich, ob nach diesem Zwischenfall in Antiochien die harten Fronten andauerten.
Alles wurde vergeben und vergessen und ein Geist des Friedens wiederhergestellt. Dabei denkt man an Römer 8, Vers 28, wo es heißt: „Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluß berufen sind.“
In späteren Jahren nannte Paulus Markus seinen „Mitarbeiter“ (Philemon 1,24; Kolosser 4,10-11) und sprach wohlwollend von seiner Hilfe: „Lukas ist allein bei mir. Markus nimm zu dir und bringe ihn mit dir; denn er ist mir nützlich zum Dienst“ (2. Timotheus 4,11).
Paulus war in Rom, bevor der letzte Lebensakt zu Ende ging. Eine seiner letzten Bitten war an Timotheus gerichtet, daß er Johannes Markus mit sich bringe, um das Werk zu tun. Er nennt Markus einen nützlichen Diener des Evangeliums, eine Ansicht, die er zur Zeit des Zwischenfalls in Antiochien nicht vertrat. Offensichtlich hatte sich Markus über eine Zeitspanne bewährt!
Barnabas: Beispiel der Liebe
Zurückblickend erwies sich Barnabas’ Entscheidung langfristig als richtig. Würde Markus je sein Evangelium geschrieben haben, wenn Barnabas nicht für ihn eingetreten wäre? Wir wissen es nicht. Lukas hielt nicht alle Einzelheiten zu diesem Zwischenfall fest.
In der Welt von morgen wird Gott Leute einsetzen, die in diesem Leben Mut zum Frieden bewiesen – Leute, die Frieden stiften können und Mißverständnisse unter Gläubigen versöhnen helfen, statt selbst Teil des Problems zu werden. Ist es nicht interessant, daß der Apostel Paulus in seinem ersten Brief an die Gemeinde zu Korinth die innere Geisteshaltung der Liebe beschreibt? Dazu lesen wir in Kapitel 13: „Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie läßt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu ..., sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles“ (Verse 4-5 bzw. 7).
Durch seinen Partner im Evangelium, Barnabas, erlebte Paulus eine praxisbezogene Anwendung der Liebe. Diese Liebe spiegelt Gottes wahre Absicht hinter seinem Gesetz wider, das in der Welt von morgen der Maßstab erfolgreicher zwischenmenschlicher Beziehungen sein wird: „Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung“ (Römer 13,10).
Sind Sie bereit, dem Beispiel von Barnabas zu folgen?