Wurde Ihr Denken beeinflußt, ohne daß Sie es gemerkt haben?
Von Jerold Aust und Paul Kieffer
Bei der Insolvenz des Kirch-Konzerns wurde mit seltener Offenheit der Einfluß der Medien auf unsere Gesellschaft eingeräumt. In den Wochen nach dem Bekanntwerden der Finanzkrise der Kirch-Gruppe begann die Diskussion darüber, wer an der Stelle von Leo Kirch Ihre Meinung lenken sollte. Sollte es wieder ein inländisches Medienkonsortium sein, oder dürfte ein mächtiger ausländischer Meinungsmacher in das bundesdeutsche Mediengeschäft einsteigen?
Ausgerechnet in einem Wahrkampfjahr ist das Interesse am Ausgang der Kirch-Krise besonders groß. Dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel gegenüber meldete Bundeskanzler Gerhard Schröder Bedenken gegen einen Einstieg des italienischen Ministerpräsidenten und Medienunternehmers Silvio Berlusconi beim angeschlagenen Kirch-Konzern an. Gegen ein Engagement von Rupert Murdoch soll er hingegen keine Einwände haben.
Die Vorbehalte Schröders beim konservativen Regierungschef Italiens sind – aus politischer Sicht – verständlich. Silvio Berlusconi wird vorgeworfen, mit seinem Medieneinfluß die öffentliche Meinung seines Landes für ein EU-Land auf beispiellose Weise zu kontrollieren. Schon kurz nach dem Wahlsieg von Berlusconi äußerte sich Freimut Duve, zuständig bei der OSZE für Medienfreiheit, besorgt über die „Machtkonzentration über Fernsehsender in den Händen einer demokratisch gewählten Regierung“. Seitdem die konservative Regierungskoalition in Italien auch die Mehrheit der Sitze im neuen Aufsichtsrat des staatlichen Senders RAI besitzt, übt Berlusconi direkten oder indirekten Einfluß auf 90 Prozent des Fernsehmarktes seines Landes aus.
Bei Rupert Murdoch teilen nicht alle Beobachter die Meinung des deutschen Bundeskanzlers. Den australischen Medienchef kann man nämlich ebenfalls nicht vom Vorwurf der Machtkonzentration und Einflußnahme freisprechen. Nach Auskunft der Financial Times Deutschland gibt es Bedenken gegen Murdoch wegen seiner Geschäftsmethoden. In England soll Murdoch seine Zeitungen mit Preiskriegen gegen andere Verlage nach oben gebracht und sich dadurch eine einflußreiche Position verschafft haben. Darüber hinaus hält man ihm vor, eigene Blätter – wie die Sun – einzusetzen, um Einfluß auf Wahlen zu nehmen.
Bei alledem geht es freilich nicht um die Frage, ob die Medien auf unsere Meinung einwirken, sondern von wem wir beeinflußt werden.
Die Macht der Medien
Die Möglichkeit der Einflußnahme durch die Medien leitet sich zum einen aus ihrer Dominanz als Informations- und Unterhaltungsquelle in unserer zunehmend medialen Welt ab. Beispielsweise stellte 1998 das Nürnberger Meinungsforschungsinstitut „Gesellschaft für Konsumforschung“ (GfK) fest, daß die Menschen in Deutschland im Durchschnitt sieben Stunden pro Tag mit Medienkonsum verbringen. Davon entfielen 195 Minuten auf das Fernsehen, 175 Minuten auf das Radiohören und 30 Minuten auf das Zeitunglesen.
Bei diesen Werten handelt es sich freilich um Durchschnittszahlen. Die Hausfrau, die den ganzen Tag über passiv oder aktiv fernsieht, der Geschäftsreisende oder Urlauber, der während der Autofahrt ständig das Autoradio eingeschaltet hat oder der Teenager, der nach der Schule drei Stunden lang Musik hört, beeinflussen dieses Ergebnis ebenso wie der, der sich auf das Überfliegen seiner Tageszeitung beschränkt.
Der Medienkonsum bei der wohl am leichtesten zu beeinflussenden Altersgruppe – die der Kinder – verdient besondere Aufmerksamkeit. In seinem Beitrag „Kinder und Medien“ stellt Prof. Dr. Helmut Zöpfl, ein an der Ludwig-Maximilians-Universität in München tätiger Schulpädagoge und Autor, dazu fest: „Wir sind uns dessen bewußt, daß es äußerst problematisch ist, den Fernsehkonsum in Zahlen bringen zu wollen, verweisen aber dennoch darauf, daß in einer Gruppe von 3- bis 13jährigen im Jahr 1999 eine durchschnittliche Sehdauer von 97 Minuten pro Tag festgestellt werden konnte (Quelle u. a. AGF/GfKPC’TV, Mediaperspektiven). Das ist fast ein ganzer Tag in der Woche!“ (25. September 2001).
Der Einfluß der Medien auf unsere Meinung ergibt sich zum anderen aus der Aufgabenstellung des Journalismus. Dazu das Brockhaus Lexikon: „Das Wort Journalismus ist eine Beschreibung von Aktivitäten der Anpassung von Informationen, die für eine breite Öffentlichkeit bestimmt sind ... Mit der Ausbreitung der Massenmedien ist die Bedeutung des Journalismus in der Gesellschaft stark gestiegen. Den meisten Menschen fehlt die Erfahrung im Umgang mit der Fülle der täglichen Informationen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Daher nutzen sie die Massenmedien als Filter, um die für sie relevanten Informationen zu erhalten und zu erfassen. Daher hat der Journalismus in unserer heutigen Gesellschaft eine starke Bedeutung und Verantwortung, da er die Meinungen und Handlungen der Menschen prägt“ (Hervorhebung durch uns).
Die Medien können Meldungen so aufbereiten, daß sie einen bestimmten Standpunkt propagieren. Man denkt da in erster Linie an Länder, in denen es nur Propagandamedien gibt, wie im Irak oder bis vor kurzem bei dem Taliban-Regime in Afghanistan. In solchen Staaten gehen die Menschen weitgehend ahnungslos oder mit einem verdrehten Weltbild durch den Tag, weil sie es schlicht nicht besser wissen. Die ihnen zur Verfügung stehenden Medien haben ihnen die Informationen vorenthalten, die sie zur freien Meinungsbildung gebraucht hätten.
Gewiß findet die mediale Beeinflussung der öffentlichen Meinung nicht allein in totalitären Staaten statt. Die Tagespresse Englands betreibt seit Jahren eine Stimmungsmache gegen den Einfluß des kontinentalen Europas auf Britannien. Mal sind es EU-Einrichtungen, mal der Euro, die den britischen „way of life“ bedrohen. Da hat es selbst die Regierung von Tony Blair bei der Frage nach einem möglichen Beitritt zur Währungsunion schwer, die öffentliche Meinung in ihrem Sinne zu ändern.
Der Einfluß der Medien in Deutschland läßt sich vielleicht am treffendsten durch den Slogan der Bild-Zeitung zusammenfassen – „Bild Dir Deine Meinung“. Die Vorbehalte von Bundeskanzler Schröder bezüglich eines Einstiegs des konservativen italienischen Ministerpräsidenten beim angeschlagenen Kirch-Konzern sind nicht das erste Mal, daß er sich zur Möglichkeit der politischen Einflußnahme in Deutschland meldete. Vor einem Jahr äußerte er die Befürchtung, die CDU und Springer-Medien verbündeten sich gegen seine Regierungskoalition. Die „neuen Leute bei Springer“, so der Kanzler, wollten den Verlag „offenkundig politisch einsetzen“. Schröder sagte jedoch voraus, „diese Kampagne wird die Regierung weder beeindrucken noch zu Fall bringen“ (Die Zeit, 1. Februar 2001).
Auch Peter Hahne, stellvertretender Leiter des ZDF-Hauptstadtstudios in Berlin und Ratsmitglied der EKD, äußerte sich in der Vergangenheit in Vorträgen zur „Macht der Meinungsmacher“. Hahne kritisierte einst, daß manche Journalisten im Zuge eines „Missionsjournalismus“ ihr eigenes politisches Weltbild über die Medien an den Mann bringen möchten.
Die geschilderten Fälle im In- und Ausland zeugen von der Einflußnahme der Medien auf die öffentliche Meinung und sind nichts Neues. Das Interesse der Zeitschrift Gute Nachrichten gilt jedoch nicht vordergründig der Politik. Wichtig für uns ist die redaktionelle Philosophie der unterschiedlichen Medienkonzerne, die sie mittels ihrer Berichterstattung an den Mann bringen möchten. Es geht eigentlich um die Frage, wie sollten wir nach Meinung der Medien denken?
Das „Evangelium“ der Medien
Am Beispiel der New York Times in den USA erkennt man das Bestreben eines führenden Medienhauses, die öffentliche Meinung auch in Fragen der allgemeinen Weltanschauung in ihrem Sinne zu lenken. Die Times hat als Tageszeitung die höchste Auflage landesweit und dient als Flagschiff einer Nachrichtenorganisation, die mehr als 20 Regionalzeitungen und -fernsehsender Amerikas besitzt.
Die Reichweite der Times beschränkt sich jedoch nicht allein auf die USA. Mittels ihrer Presseagentur verteilt die Times ihre Meinungen und Beiträge an 2000 Nachrichtenagenturen in mehr als 50 Ländern. Die International Herald Tribune (IHT), die als internationale Zeitung weltweit an Kiosken – auch in Deutschland an Flughäfen und allen größeren Bahnhöfen – erhältlich ist, wird gemeinsam von der Times und der Washington Post produziert und enthält eine Auswahl ihrer Artikel und Meinungen. Die englischsprachige Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wird übrigens als Beilage der IHT in Deutschland verteilt.
Die weltweite Verbreitung der Times – und anderer einflußreicher Publikationen – wäre einerseits nicht hervorhebenswert, wenn sie nur die Nachrichten weitergäben. Die Gefahr besteht in der selektiven Weitergabe bestimmter Meldungen, die Teil der eigenen sozialpolitischen oder moralischen Tagesordnung sind (siehe dazu „Ein Mord, der nicht so wichtig war“ auf Seite 6).
In seinem Buch The Gospel According to The New York Times [„Das Evangelium nach der New York Times“] setzt sich der Journalist William Proctor mit dem weitreichenden Einfluß der Zeitung auf die USA und andere Länder auseinander. Proctor zufolge ist die New York Times ein gut durchdachtes Glaubenssystem, das jeden Lebensbereich berührt. „In Wirklichkeit werden Sie einem Evangelium ausgesetzt, aber eines, das keine Ähnlichkeit hat mit der traditionellen frohen Botschaft, die man in Matthäus, Markus, Lukas and Johannes findet. Statt dessen wurzelt dieses Evangelium in einer Art säkularer Theologie, die unfehlbare soziale, moralische und politische Wahrheit vermitteln soll – eine Wahrheit, die die Zeitung mit dem Eifer des überzeugtesten Bekehrers propagiert“ (Seite 11-12, Hervorhebung durch uns).
Für die Times bedeutet ihr Slogan „Alle Nachrichten, die vermittelnswert sind“ die Nachrichten, die ihrer Meinung nach von Amerikanern gelesen werden sollen. Dazu schreibt Proctor: „Man kann davon ausgehen, daß ein einseitig auf eine neue Abtreibungspille ausgerichteter Artikel, in Verbindung mit positiven Stellungnahmen auf der Meinungsseite, ein mit Bedacht geschnürtes Paket ist, das den Leser auf die sanfte Tour zur Veränderung seiner persönlichen Überzeugung bewegen soll“ (ebenda, Seite 36).
Auf der anderen Seite gibt es auch sachliche Berichte in den Medien, welche einem neutralen Informationsaustausch dienen. Proctor zitiert jedoch den alttestamentlichen Propheten Jesaja, um manche Bemühungen der Medien zur Einflußnahme in moralischen Fragen zu beschreiben: „Weh denen, die Böses gut und Gutes böse nennen“ (Jesaja 5,20).
Medien und Moral
Kennen Sie jemanden, der in den 1950er oder 60er Jahren starb? Vielleicht einer Ihrer eigenen Großeltern? Stellen Sie sich vor, die Person würde heute wieder leben. Sie bieten ihr Ihren Lieblingssessel vor dem Fernseher an und drücken ihr die Fernbedienung in die Hand. Wie würde sie auf die im Fernsehen gebotene Darstellung von Sex und Gewalt und die heute übliche Vulgärsprache reagieren? Im Jahr 1950 löste Hildegard Knef mit einer sekundenkurzen Nacktszene in dem Film des Regisseurs Willy Forst „Die Sünderin“ den ersten deutschen Filmskandal aus. Heute erlebt man hingegen zur Mittagszeit Talkshows mit Themen wie „Sex ist mein Hobby“. Wie sich die Dinge in nur 50 Jahren geändert haben!
Vor zwei Jahren, kurz vor seinem Tode, kommentierte Steve Allen, Pionier des amerikanischen Fernsehens in den 1950er Jahren, diesen erstaunlichen Wandel der in den Medien dargestellten moralischen Werte: „Es hat schon immer einen Markt für Vulgarität und Zügellosigkeit gegeben, aber heute kann man nicht leugnen, daß die Film- und Musikindustrie, das Theater und Fernsehen, der Rundfunk und zu einem gewissen Anteil auch der Journalismus enthusiastische Teilnehmer am allgemeinen Verfall der Maßstäbe und des Verhaltens sind. Einige mögen heute kaum daran glauben, daß das Fernsehen in den 1950er Jahren ein moralisch bewundernswertes Medium war ... von wenigen Ausnahmen abgesehen hat das kommerzielle Amerika heute nicht nur seine einstige Beteiligung an der Aufrechterhaltung der allgemeinen geistigen Gesundheit aufgegeben, sondern hat sich zu denen gesellt, die sie unterminieren wollen“ (Vulgarians at the Gate: Trash TV and Raunch Radio, 2001, Seite 32 bzw. 34, Hervorhebung durch uns).
Es ist eine Tatsache, daß die für die Massenmedien tätigen Meinungsmacher oft moralische Vorstellungen vertreten, die sich von den Werten der Gesellschaft im allgemeinen klar unterscheiden. Beispielsweise ergab eine vor der Jahrtausendwende durchgeführte Befragung von 240 in New York und Washington, D.C. tätigen Journalisten folgendes:
• 50 Prozent bezeichneten sich als nichtreligiös.
• 86 Prozent gingen nie oder nur selten zum Gottesdienst.
• 90 Prozent befürworteten Abtreibung.
• 54 Prozent sahen nichts Verkehrtes an Ehebruch.
• 75 Prozent sahen nichts Verkehrtes an Homosexualität.
• 15 Prozent konnten die Feststellung bejahen, Ehebruch, Homosexualität und Abtreibung seien unmoralisch.
In seinem 1992 veröffentlichten Buch Hollywood vs. America hat Michael Medved, der erste Filmkritiker des Nachrichtensenders CNN, durch seine These, Hollywood habe moralische Grenzen überschritten, den Nerv einer breiten Öffentlichkeit getroffen – nicht nur in Amerika, sondern auch in Europa. Medved berichtete, die Möglichkeiten der Unterhaltungsindustrie, „unser Handeln zu beeinflussen, leitet sich von ihrer Fähigkeit ab, normales Verhalten neu zu definieren“. Unterhalter, so Medved, „sind zu Leitfiguren der Gesellschaft geworden. Die künstlichen Gestalten, die uns auf Bildschirm und Leinwand Vergnügen bereiten oder mit Liedern durch Radio und CD berieseln, sie bestimmen, was als schick und was als abartig zu gelten hat“ (Hollywood vs. America, Harper-Collins, New York, 1992, Seite 261; Hervorhebungen durch uns).
Daß die Medien „normales Verhalten ... neu definieren“ bedeutet für Medved das Infragestellen allgemein verbindlicher Werte oder moralischer Verhaltensmaßstäbe. „In allen wichtigen Fragen der heutigen Gesellschaft legt es die Unterhaltungsindustrie darauf an, herkömmliche Vorstellungen von Sitte und Anstand in Frage zu stellen“ (ebenda, Seite 10). Dabei sind verbindliche Werte eine Grundlage praktischer Regeln in Sachen rücksichtsvollen Benehmens. Sie helfen, unsere Ethik und Ideale zu formen. Sie machen es möglich, daß die Gesellschaft in Frieden und Sicherheit zugunsten aller funktionieren kann. Ohne sie ist die für alle verbindliche Unterscheidung von richtig und falsch verschwommen.
Nach Medved geschieht die Aushöhlung gesellschaftlicher Normen durch die Unterhaltungsindustrie allmählich, aber unentwegt: „Alle Forscher sind sich einig, daß die bedeutsamsten Änderungen in winzigen Schritten vonstatten gehen. Sie zeigen erst nach längerer Zeit ihre Wirkung ... Die vollen Auswirkungen der Medienbotschaften, denen wir heute ausgesetzt sind, werden wir also erst in ein paar Jahren erkennen“ (Medved, Seite 260).
Dabei sind Kinder und Jugendliche wohl am leichtesten zu beeinflussen. Internet und Fernsehen werden zu einer der mächtigsten Meinungsbildungsagenturen unserer Gesellschaft für diese Altersgruppen. Der Einfluß dieser Medien kann größer sein als manche direkte Einflußnahme von seiten des Elternhauses oder der Schule. Wie Michael Medved ist auch Horst Petri, Arzt für Neurologie sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie, der Meinung, daß der gewaltige Einfluß der Medien heute noch nicht voll zu erkennen ist: „Durch die sinnliche, kognitiv kaum zu verarbeitende Suggestivkraft der Bilder entwickelt sich das Fernsehen zu einer Bewußtseinsindustrie, wie sie in ihrer Breitenwirkung bisher kein anderes Medium erreicht hat. Zweifelsohne macht dieser imperiale Machtzugriff des Fernsehens vor der Kindheit nicht halt, im Gegenteil findet durch das gesamte Sendeangebot einschließlich einer psychologisch hochentwickelten Kinderzentriertheit des Mediums eine Transformation bisheriger Kinderkultur statt, die einen wesentlichen Beitrag zur ‚Modernisierung der Kindheit‘ leistet. Die seelischen und psychosozialen Auswirkungen dieses Umbruchs sind heute noch schwer einzuschätzen und konnten auch von einer breiten Medienforschung nicht geklärt werden“ („Frißt der Bildschirm unsere Kinder?“, Mut, August 2001, Seite 8).
Das sich Anmaßen der Definition „richtigen Verhaltens“ durch die Medien drückt sich unweigerlich in der Ablehnung traditioneller Werte aus, besonders wenn sie von einem religiösen Glaubenssystem herrühren. „Die Verzerrung und Beleidigung“ von Religion in Film und Fernsehen, schreibt Michael Medved, „wird unvermindert fortgesetzt, solange unsere populäre Kultur weiterhin ihre gesamte Kampagne gegen Urteilsvermögen und Werte richtet. Ein Krieg gegen Maßstäbe führt logischerweise und unvermeidbar zu Feindseligkeiten gegenüber Religion, weil es der religiöse Glaube ist, der die endgültige Grundlage für alle Maßstäbe setzt“ (Medved, Seite 89)
Die antireligiöse Haltung der Medien ist ein Paradox, da der Glaube am Naturalismus, eine pseudowissenschaftliche Religion an sich, die Grundlage ihrer moralischen Perspektive ist. Phillip Johnson, Professor für Rechtswissenschaft an der University of California in Berkeley und Autor von drei Büchern über Schöpfung und Evolution, sieht in Naturalismus eine Philosophie, die die Natur ohne Intelligenz an die Stelle eines intelligenten Schöpfers setzt. „Diese Philosophie“, so Dr. Johnson, „setzt voraus, daß es keinen persönlichen Gott gibt, der den Kosmos erschuf ... Wenn es überhaupt Gott gibt, dann agiert er allein durch die unveränderbaren Gesetze der Natur und fügt diesen nichts hinzu. Diese Philosophie bestimmt akademische Forschung nicht nur in den Naturwissenschaften, sondern auf allen Gebieten, einschließlich Jura, Literatur und Psychologie. Sie wird im ganzen Bildungssystem und durch die Medien gefördert“ (The Wedge of Truth, Seite 13-14, Hervorhebung durch uns).
Der Macht der Medien sind jedoch Grenzen gesetzt, wenn nachdenkliche Bürger die in Film und Fernsehen vermittelten Werte nicht vorbehaltlos akzeptieren. In den letzten zehn Jahren hat Medveds Buch Wirkung gezeigt (siehe das Interview auf Seite 8).
Welche Werte bestimmen Ihr Denken und Handeln? Bestimmen die Medien, die Ihnen „Ihre Meinung“ vorgefertigt in schick aufgemachten, verführerischen Beiträgen präsentieren, Ihre Entscheidung? Oder sind Sie nach sorgfältiger Abwägung der Sachlage zu einer eigenen Meinung gelangt? Wenn Sie Kinder haben, lassen Sie zu, daß die Medien Ihren elterlichen Einfluß bei der Vermittlung von Werten und Verhaltensmaßstäben ersetzen?
Als Hilfestellung bieten wir Ihnen unsere kostenlose Broschüre Die Zehn Gebote an. Die Meinung der Medien zu diesem Thema ist Ihnen wahrscheinlich bekannt. Möchten Sie auch unsere Meinung kennenlernen? Leseprobe ...
Ein Mord, der nicht so wichtig war
Matthew Shepard, ein 21jähriger Student an der Universität von Wyoming, starb im Oktober 1998 auf grausame Weise. Beraubt, brutal mißhandelt und an einen Zaun gefesselt, wurde er von einem Fahrradfahrer entdeckt. In das Poudre Valley Hospital (Fort Collins, Colorado) mit schwersten Kopfverletzungen eingeliefert, lag er fünf Tage im Koma, bevor er starb. Matthew Shepard wurde anscheinend wegen seiner sexuellen Orientierung angegriffen: Er war nämlich homosexuell. Zahllose Zeitungsartikel und Fernsehreportagen schilderten seinen Fall immer wieder.
Der Name Jesse Dirkhising hingegen ist nur wenigen bekannt. Der Schüler aus dem US-Bundesstaat Arkansas starb elf Monate später im September 1999, ebenfalls auf grausame Weise. Daß nur wenige Menschen von seinem Tod erfuhren überrascht nicht, denn die Medien, die über die Zusammensetzung der Nachrichten entscheiden, hielten die Umstände seines Todes nicht für beachtenswert.
Warum die unterschiedliche Behandlung der beiden Todesfälle? Die beiden Männer, die den 13jährigen Jesse fesselten, mit seiner eigenen Unterwäsche knebelten und wiederholt sexuell mißbrauchten, bevor er erstickte, waren nämlich Homosexuelle. Nach dem Tod Matthew Shepards wurde der Ruf laut nach strengeren Gesetzen gegen Haßverbrechen. Als Jesse Dirkhising ermordet wurde, gab es nur ganz wenige Presseagenturen, die über den Mord berichteten, geschweige denn einen Ruf nach besseren Gesetzen propagierten.
In The New Republic vom 2. April 2001 wurde die heuchlerische Doppelmoral der Medien angeprangert: „Von diesem Fall haben Sie wahrscheinlich nichts gehört. The New York Times hat sie bis jetzt mit keinem Beitrag gewürdigt. Die Washington Post veröffentlichte dazu nur einen kurzen Artikel ... und die Stellungnahme eines Ombudsmanns darüber, warum der Fall keine weitere Berichterstattung verdient ...
In dem Monat nach dem Mord an Shepard [veröffentlichten die Medien] 3007 Artikel über seinen Tod. In dem Monat nach dem Mord an Dirkhising [gab es] 46 Berichte zu dessen Tod. Im vergangenen Jahr erschien nur ein Artikel über Dirkhising in einer führenden Zeitung, The Boston Globe. Im gleichen Zeitraum ignorierte The New York Times ... diesen Fall gänzlich, während The New York Times 45 Berichte über Shepard veröffentlichte ... Diese Diskrepanz ... ist umwerfend ...
Warum die Besessenheit mit Shepard und die Gleichgültigkeit gegenüber Dirkhising? Die Antwort lautet: Politik. Shepards Tod wurde aus politischen Gründen hochgepeitscht, um Unterstützung für die Einbeziehung Homosexueller in einem Bundesgesetz gegen Haßverbrechen zu gewinnen. Der Fall Dirkhising wurde aus politischen Gründen ignoriert: Empfindlichkeit in bezug auf eine Meldung, die antihomosexuelle Vorurteile genährt hätte und der Mangel an aktuellen Gesetzesvorlagen, für die Unterstützung gebraucht würde.
Mancher Tod – wenn er eine politisch schutzwürdige Gruppe betrifft – ist [anscheinend] wertvoller als andere. Der Tod eines Menschen, der nicht ins politische Profil paßt, gerät in Vergessenheit. Die führende Interessengruppe unter Homosexuellen, das ‚Human Rights Campaign‘, das durch die Ausbeutung von Shepards grausamem Tod große Geldsummen eingetrieben hat, schwieg bisher zum Fall Dirkhising.“
Solche Beispiele sind der Beweis für unsere Behauptung, daß die Medien nicht immer alle Nachrichten weitergeben, sondern nur diejenigen, die Sie nach ihrer Meinung hören sollen.
Das alternative Evangelium der Medien
Nach William Proctor haben die großen Medienorganisationen ihre eigenen Vorstellungen über richtig und falsch, die sie mittels ihrer Berichterstattung bzw. ihrer veröffentlichten Meinungen fördern oder verurteilen. Dabei schlössen sich die meisten Agenturen der Meinung des Medienschwergewichts The New York Times an, die ihre eigene „Sündenliste“ habe. In seinem Buch The Gospel According to The New York Times nennt Proctor einige dieser „Sünden“:
• religiöse Gewißheit, besonders dann, wenn sie auf dem Christentum fußt;
• politischer Konservatismus jeglicher Art;
• die Einschränkung der Pressefreiheit oder freien Meinungsäußerung;
• die Einschränkung des Rechts auf Abtreibung.
Andererseits setzt sich das „Evangelium“ der Zeitung aus der gegenteiligen Meinung zu diesen Punkten zusammen. So vertritt die New York Times konsequenterweise nachfolgende Standpunkte:
• Es gibt keine absoluten Wahrheiten, besonders wenn es um religiösen Glauben geht. Wir müssen allen Meinungen und Verhaltensweisen gegenüber tolerant sein, es sei denn, sie gründen sich auf klare biblische Maßstäbe oder konservative Meinungen. Diese sollten konsequent abgelehnt werden.
• Liberalismus gilt als aufgeklärt, Konservatismus und Konservative hingegen sind selbstsüchtig, voreingenommen und mitleidslos.
• Die Gesellschaft als ganzes trägt die Verantwortung für kriminelles Verhalten, deshalb ist die Todesstrafe in sich ungerecht.
• Die Freiheit der Presse und freien Meinungsäußerung ist absolut und wichtiger als alle anderen Rechte und Freiheiten.
• Die sexuelle Freiheit, einschließlich der Freiheit von ungewollten Konsequenzen wie Schwangerschaft, ist ein universelles Recht.
Stimmt Proctors Beurteilung der Medien? Urteilen Sie selbst, indem Sie auf die in den Medien veröffentlichten Standpunkte bzw. Beiträge zu diesen und ähnlichen Themen achten. Generell werden Sie feststellen, daß oft Meinungen vertreten werden, die auf eine Schwächung der Familie hinauslaufen und die persönliche Verantwortungslosigkeit in moralischen Fragen fördern.
Die heutigen Massenmedien in den westlichen Gesellschaften sind wohl zum einflußreichsten Gegner traditioneller Werte geworden, Werte, die von einer klaren christlichen Perspektive abgeleitet sind.