Von der Redaktion
Seit mehr als fünf Monaten liegt ein Entwurf für die EU-Verfassung vor, die sich die Mehrheit der EU-Bürger nach Umfragen wünscht. Bei der Vorlage des Entwurfs am 28. Oktober 2002 meinte der Präsident des Konvents zur Reform der EU, Frankreichs Altpräsident Valéry Giscard d’Estaing, es handele sich um ein „Gerüst für einen Verfassungsvertrag“.
Zwischenzeitlich liegen ca. 1000 Änderungswünsche für die ersten 16 Kapitel des Entwurfs vor, so daß der ursprüngliche Zeitplan für die Verabschiedung der europäischen Verfassung wohl nicht mehr einzuhalten ist. Einigen Europäern ist unangenehm aufgefallen, daß der Entwurfstext keinen Bezug zu Gott und Religion enthält.
Darunter sind hohe Vertreter Polens, das als EU-Beitrittsland nur eine beratende Funktion in dem 105 Mitglieder zählenden EU-Verfassungsgremium hat. Der polnische Staatspräsident Alexander Kwasniewski und die römisch-katholische Kirche Polens teilen die Auffassung, daß ein Hinweis auf Gott in eine Verfassung für die Europäische Union gehöre, wie eine Stellungnahme nach einem Treffen des Präsidenten mit dem polnischen Primas, Kardinal Josef Glemp, lautete.
Daß auch der Vatikan die Erwähnung Gottes und der Religion vermißt, dürfte nicht überraschen. Ein Sprecher des Vatikans meinte, offensichtlich sei weder das Drängen von Papst Johannes Paul II. noch der Wunsch mehrerer europäischer Staaten berücksichtigt worden. Gegenüber der Wochenzeitung „Die Zeit“ meinte Giscard jedoch, ein „Bezug auf Gott“ sei nicht angebracht. Die Europäer hätten zwar ein religiöses Erbe, sie lebten aber in einem rein weltlich-politischen System, in dem die Religion keine Rolle spiele, so Giscard weiter.
Hat Giscard recht? Nun steht Ostern, vermeintlich das Fest zum Gedenken an die Auferstehung Jesu Christi, wieder vor der Tür. In einer vor einem Jahr von der „Welt am Sonntag“ im Auftrag durchgeführten Umfrage meinten nur 38 Prozent der befragten Deutschen, sie glaubten den Schilderungen in den Evangelien des Neuen Testaments in bezug auf die Auferstehung Jesu. Im Osten Deutschlands lehnten 79 Prozent die diesbezügliche biblische Aussage ab, ebenso 73 Prozent der gesamtdeutschen 18-29jährigen. Wer die Auferstehung Jesu ablehnt, kann nach der Bibel gar kein Christ sein, da sein „Glaube nichtig“ ist (1. Korinther 15,17).
Wer hingegen Ostern ablehnt, handelt keineswegs gegen den christlichen Glauben. Es ist kein Geheimnis, daß die Feiertage des heutigen Christentums erst lange nach dem Ableben von Jesus und den Aposteln eingeführt wurden. Diese Feste sind also, was ihren Ursprung angeht, überhaupt nicht christlich. Gerade Ostern ist ein gutes Beispiel dafür. Der Name Ostern leitet sich bekanntlich von einer antiken Göttin ab, die in Europa als Ostara, die Göttin des Frühlings, bekannt war. Bei Ausgrabungen im Nahen Osten fand man Darstellungen dieser Göttin. In Babylon nannte man sie Ischtar. Von diesem Namen leitet sich übrigens die Bezeichnung der englischsprachigen Völker für ihr Osterfest, Easter, ab.
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