Als wären eine Pandemie und eine angeschlagene Volkswirtschaft mit Massenarbeitslosigkeit nicht schon genug, wird Amerika nun wieder durch Rassengegensätze und gewaltsame Proteste in seinen Grundfesten erschüttert.

Von Victor Kubik

Der Schmerz ging durch Mark und Bein. Die USA waren bereits von den Verheerungen der Corona-Pandemie und den unermesslichen wirtschaftlichen Schäden erschöpft, welche die Restriktionen mit sich brachten, als ein Polizeibeamter in Minneapolis vor den Augen der Weltöffentlichkeit einen unbewaffneten schwarzen Mann grausam zu Tode erstickte.

Das wurde zum Gipfel der Schrecken dieses albtraumartigen Jahres und löste eine Welle der Empörung aus, die sich in zahlreichen Demonstrationen und Gewalttätigkeiten in amerikanischen Städten entlud. George Floyd, das Opfer dieser polizeilichen Gewalt, wurde über Nacht zu einem Symbol für schreckliches Unrecht.

Viele Amerikaner fragten: Wie können wir Frieden erlangen und unser Land heilen?

Am eigenen Leib

Mir gingen die Nachrichten über dieses Verbrechen unter die Haut. Ich wurde in einem Flüchtlingslager in Deutschland geboren und entkam als Kind mit meinen ukrainischen Eltern in den 1940er Jahren den Trümmern des kriegszerrütteten Europas durch eine Auswanderung nach Amerika.

Es war ausgerechnet in Minneapolis, der Stadt, in der George Floyd sein Leben genommen wurde, wo ein selbstloser Wohltäter meiner Familie die Einwanderung in die USA finanzierte. Damals war Amerika ein Land, in dem die Zukunft rosig aussah.

Die beiden Städte, Minneapolis und St. Paul, die dicht nebeneinander liegen, haben nicht nur meiner Familie, sondern zahlreichen anderen Flüchtlingen aus aller Welt einen neuen Anfang ermöglicht. Dass ihr wohlverdienter Ruf als Hort der Heimatlosen durch die brutale Gewalt eines Polizisten großen Schaden erlitten hat, bereitet mir unermessliche Schmerzen.

Meine eigene Erfahrung hat in mir eine Leidenschaft für Unterdrückte entfacht. Im Zusammenhang mit meinem Hauptberuf als Seelsorger habe ich mit meiner Frau in vielen Ländern gelebt und gearbeitet. Dabei haben wir an zahlreichen Hilfsprojekten mitgewirkt, an solchen mit Kindern in Tschernobyl in der ukrainischen Heimat meiner Vorfahren, in Südamerika, Asien und Schwarzafrika. Zu den afrikanischen Ländern, in denen wir gelebt und gearbeitet haben, gehören Malawi, Sambia und Simbabwe – Staaten, die zu den ärmsten in der ganzen Welt gerechnet werden.

Bei alledem zogen wir mit Menschen unterschiedlicher Hautfarbe, unterschiedlicher Volkszugehörigkeit und unterschiedlicher Kulturen an einem Strang. Wir haben überall Menschen kennen- und lieben gelernt, und das ohne Rücksicht auf ihre gesellschaftliche, wirtschaftliche oder sonstige Stellung. Aus eigener Anschauung wissen wir, was Paulus meinte, als er im ersten Jahrhundert n. Chr. schrieb: „Da ist nicht mehr Grieche oder Jude, Beschnittener oder Unbeschnittener, Nichtgrieche, Skythe, Sklave, Freier, sondern alles und in allen Christus“ (Kolosser 3,11).

Absage an Rassismus

Bei Gott gibt es kein Ansehen der Person (Römer 2,11). Das heißt, dass Hautfarbe und völkische Abstammung seine Beurteilung eines Menschen nicht beeinflussen. Durch das Opfer Jesu Christi hat jeder Mensch unbeschränkten Zugang zu ihm. Als Leiter der Organisation, die hinter dieser Zeitschrift steht, kann ich Ihnen mit aller Bestimmtheit versichern, dass wir ohne Wenn und Aber den Rassismus verurteilen. Mit der Vorstellung, dass Menschen weißer Hautfarbe anderen überlegen sind, haben wir nichts im Sinn. Sowohl Rassismus wie auch Überlegenheitswahn sind Gott zuwider.

Die Bibel beschäftigt sich ausführlich mit der Ungerechtigkeit menschlicher Herrschaft in unserem Zeitalter. So bringt es der Prophet Amos auf den Punkt: „[Ihr verkehrt] das Recht in Wermut und [stoßt] die Gerechtigkeit zu Boden“ (Amos 5,7).

Wenn aber unsere Welt vor Ungerechtigkeit strotzt, so wäre es ein Fehler, diese Ungerechtigkeit durch Gewalt beseitigen zu wollen. Die Erfahrung lehrt, dass Gewalt in der Regel die Lage nur noch verschlimmert.

Viele Staaten tun sich schwer, zwischen den Wohlhabenden und Benachteiligten einen Ausgleich zu finden. Selbst die Vereinigten Staaten, die lange Zeit als Zeichen der Freiheit galten, ließen nach der Verabschiedung der 13., 14. und 15. Zusätze ihrer Verfassung fast einhundert Jahre verstreichen, bis mit John F. Kennedy ein Präsident auftrat, der ihre Verwirklichung forderte. Diese drei Verfassungszusätze ächten die Einschränkung von Bürgerrechten auf Grund von Rasse, aber erst mit dem Bürgerrechtsgesetz [„Civil Rights Act“] von 1964, das nach der Ermordung Kennedys verabschiedet wurde, erlangte dies Gesetzeskraft. Trotz guter Vorsätze vieler Menschen lässt menschliche Herrschaft noch viel Raum für Verbesserungen.

Es gibt jedoch einen besseren Weg.

„Dunkelheit kann Dunkelheit nicht vertreiben“

Im selben Jahr 1964 erklärte der Bürgerrechtler Martin Luther King: „Ich möchte eine bessere Welt sehen. Ich möchte Gerechtigkeit sehen . . . Wer eine bessere Welt und Gerechtigkeit sehen will, kann unmöglich für Gewalt eintreten. Mit Gewalt kann man zwar einen Mörder ermorden, aber Mord als solches kann man nicht ermorden . . . Mit Dunkelheit kann man die Dunkelheit nicht vertreiben. Die Dunkelheit kann man nur mit Licht vertreiben . . . Die einzige Lösung für die Probleme der Menschheit ist die Liebe . . . Ich habe viel zu viel Hass gesehen . . . Das Gute findet man nur durch Liebe.“

Im Zusammenhang mit den Worten des Apostels Johannes in 1. Johannes 4, Verse 7-8 erklärte King: „Johannes hatte Recht. Gott ist tatsächlich Liebe. Wer einen Mitmenschen hasst, der kennt Gott nicht. Aber wer andere liebt, hat den Schlüssel, mit dem sich die Tür zur Bedeutung der ultimativen Realität öffnen lässt.“

Aus biblischer Sicht stellt die „Bedeutung der ultimativen Realität“ einen besseren Lebensweg dar.

Wie aus Johannes 4, Vers 8 eindeutig hervorgeht, ist Gott die Liebe in Person. Er gibt dem Begriff der Liebe seinen Inhalt. Das ist wichtig zu wissen, denn, wie Paulus uns ermahnt, sollen wir „Gottes Beispiel als die geliebten Kinder“ folgen und „in der Liebe [leben]“ (Epheser 5,1-2). Da ist absolut kein Raum mehr für Rassismus vorhanden.

Gott hält für den Menschen die unbeschreibliche Aussicht auf ewiges Leben als Kinder in seiner Familie bereit (1. Johannes 3,1). Es ist seine Absicht, „viele Söhne zur Herrlichkeit“ zu führen (Hebräer 2,10). Mit „viele[n] Söhne[n]“ sind hier sowohl Frauen als auch Männer gemeint. Es handelt sich um Menschen aller Schichten, die heute in dieser Welt und morgen im Reich Gottes zusammengeführt werden sollen.

Wie können wir in einer Zeit, in der die Weltwirtschaft zusammenbricht und Gewalt starke Risse durch unsere Gesellschaft zieht, lernen, andere zu lieben? Wie entdecken oder erleben wir die „Bedeutung der ultimativen Realität“?

Zum Glück haben wir einen Vorreiter, einen bemerkenswerten Lehrer, von Gott gesandt, der uns den Weg weist.

Friedensstifter

Vor mehreren tausend friedenshungrigen Menschen machte Jesus Christus eines klar: Es reiche nicht, sich den Frieden zu wünschen, sich nach Frieden zu sehnen, den Frieden zu lieben. Nein: „Selig, die Frieden stiften;denn sie werden Kinder Gottes genannt werden“ (Matthäus 5,9; Einheitsübersetzung; alle Hervorhebungen durch uns).

Wie können wir aber wissen, ob wir Friedensstifter sind? Wir brauchen dafür feste, deutliche Maßstäbe, und diese Maßstäbe müssen in unserem Geist verankert sein; sie müssen unser Sinnen und Trachten steuern.

Die Verinnerlichung solcher Maßstäbe ist die Grundlage des Neuen Bundes: „Das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein und ich will ihr Gott sein“ (Jeremia 31,33). Solche Maßstäbe stehen uns in der Tat zur Verfügung!

Vor einem Jahrhundert schrieb der britische Staatsmann Winston Churchill über die Bibel und ihre Lehren: „Den Juden verdanken wir eine Sittenordnung, die auch ohne jeden Hinweis auf Gott das mit Abstand kostbarste Gut des Menschen wäre, denn sie ist mehr wert als alle menschliche Weisheit und Erkenntnis zusammengenommen.“

Zu dieser Sittenordnung gehören folgende Anweisungen:

„Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzemHerzen, von ganzer Seele und mit alldeiner Kraft“ (5. Mose 6,5).

„Du sollst dich nicht rächen noch Zorn bewahren gegen die Kinder deines Volks. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst;ich bin der Herr“ (3. Mose 19,18).

Nachdem er die Friedensstifter als Gott wohlgefällig bezeichnet hat, erklärt Jesus Christus diese beiden Anweisungen zur Kernlehre der Bibel. Er nennt sie die höchsten und größten Gebote (Matthäus 22,36-40). Sie sind der Dreh- und Angelpunkt von allem, was im Alten Testament gelehrt wird (Vers 40). Sie gelten nicht nur für das Volk Israel, sondern auch für alle Menschen – alle Kulturen, ungeachtet ihrer Volkszugehörigkeit!

Den Frieden finden, den Frieden sichern

Wenn wir Frieden mit anderen Menschen finden wollen, müssen wir zuerst Frieden mit Gott schließen. Von diesem Frieden mit Gott spricht Paulus, wenn er schreibt: „Denn [Christus] ist unser Friede . . . [der] die Feinschaft durch sich selbst [tötete]“ (Epheser 2,14. 16).

Um Friedensstifter zu sein, müssen wir sowohl Gott als auch unsere Mitmenschen lieben. Voraussetzung aber dafür ist die Erkenntnis, dass wir das bisher nicht getan haben und deswegen durch Jesus Christus mit Gott versöhnt werden müssen. Wir müssen erkennen, dass wir Gott und sein Wort von uns gewiesen haben, dass wir uns dadurch von ihm abgeschnitten haben, dass wir umkehren und unser Leben ihm widmen müssen. Wenn wir das alles tun, erfahren wir die Gnade Gottes. Gott schenkt uns eine neue Denkweise, die sich nach ihm richtet. Unser Herz und unser Sinn werden bewahrt vom göttlichen Frieden, der höher ist als alle Vernunft (Philipper 4,7).

Diese Welt braucht dringend die Wahrheit Gottes. Denn leider gilt für viele der Satz: „Sie kennen den Weg des Friedens nicht, und Unrecht ist auf ihren Pfaden“ (Jesaja 59,8).

Der einzuschlagende Weg mag in Nebel und Dunkel verhüllt sein. Die Suche nach dem richtigen Pfad mag insgesamt sinnlos erscheinen. Denn sollte es wirklich einem einzelnen Menschen möglich sein, in dieser argen Welt etwas zu bewegen? Doch, es ist möglich! Jeder Mensch kann zu einem Vorbild für viele werden. Also wollen wir unser Leben nach den richtigen Maßstäben ausrichten! Wir wollen das Richtige und Wichtigste vor allem anderen tun! Wir wollen die richtigen Entscheidungen treffen! Wenn wir das alles tun, können wir darauf vertrauen, dass Gott uns das Gelingen gibt.

„Ja, aber wie sieht das denn konkret aus?“, mögen Sie fragen. Eine Antwort finden wir beim Propheten Micha: „Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott“ (Micha 6,8).

Es gibt einen besseren Weg! Wie werden Sie sich entscheiden? Lehnen Sie die Ungerechtigkeit und die Gewalt in dieser Welt ab! Schließen Sie Frieden mit Gott durch Jesus Christus! Erweisen Sie allen Menschen, denen Sie begegnen, die Liebe Gottes!