Ist es möglich, Gott vergeblich zu dienen? In der christlichen Welt freuen sich viele Menschen über Weihnachten, den angeblichen Geburtstag Jesu Christi. Feierten auch Jesus, seine Apostel und die ersten Christen seinen Geburtstag am 25. Dezember?
Von Mario Seiglie und Alfred Riehle
Es mag sich für viele Christen vielleicht seltsam anhören: Es gibt religiöse Feste, die mit Christi Namen in Verbindung gebracht werden, die es aber schon „vor Jesus“ gegeben hat. So wurde beispielsweise das Weihnachtsfest bereits lange vor Jesu Geburt gefeiert. Der Ursprung weihnachtlicher Traditionen und Bräuche kann bis in die Zeit der alten Ägypter, der Babylonier und des Römischen Reiches zurückverfolgt werden. Diese Tatsache wirft keinen Schatten auf Jesus, sondern auf die religiös Verantwortlichen, die wider besseres Wissen mit ganzer Kraft an einer Feier heidnischen Ursprungs, die in der ganzen Welt als Weihnachtsfest bekannt ist, festhalten.
Woher stammen denn die Lehren und Praktiken der meisten Kirchen heute? Die meisten Christen meinen wohl, daß sie aus der Bibel oder von Jesus Christus selbst stammen. Stimmt das?
Jesus gebot seinen Aposteln, andere genau darin zu unterrichten, worin er sie gelehrt hatte – „lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe“ (Matthäus 28,20). Er verurteilte den Austausch von Gottes Geboten mit Traditionen und menschlichen Überlegungen. Diesbezüglich hielt er den Pharisäern vor: „Ihr gebt das Gebot Gottes preis und haltet die Überlieferung der Menschen fest ... Trefflich hebt ihr das Gebot Gottes auf, damit ihr eure Überlieferung haltet“ (Markus 7,8-9; Elberfelder Bibel).
Ein Gottesdienst, der sich auf menschliche Traditionen gründet, die sich aber über biblische Vorgaben hinwegsetzen, ist nach Jesu eigenen Worten vergeblich: „Vergeblich dienen sie mir, weil sie lehren solche Lehren, die nichts als Menschengebote sind“ (Matthäus 15,9). Ein weiteres Kriterium für unseren Gottesdienst ist seine Wahrhaftigkeit. Diejenigen, die Gott anbeten möchten, „müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten“ (Johannes 4,24; alle Hervorhebungen durch uns).
Legen wir nun diesen Maßstab bei dem wohl beliebtesten aller kirchlichen Feste, Weihnachten, an. Kann es einer kritischen Prüfung standhalten?
Das Jahr der Geburt Christi
Die Jahreszählung unserer Zeitrechnung war ursprünglich dazu gedacht, die jeweilige Anzahl der angeblich seit Christi Geburt abgelaufenen Jahre festzuhalten. Wie zuverlässig ist diese Jahreszählung wirklich? Sind in diesem Jahr tatsächlich insgesamt 2004 Jahre seit der Geburt Christi vergangen?
Die Geschichte des gregorianischen Kalenders ist spannend und aufschlußreich zugleich. Die Richtigkeit der Jahreszählung hat auch mit der Frage zu tun, wann sich die Geburt Christi wirklich jährt. Schon gibt es ein Problem bezüglich des Maßstabs Wahrheit: Weder die Bibel noch die frühen Kirchenväter erwähnen den Tag der Geburt Christi, obwohl sie die Umstände, die seine Geburt umgeben, beschreiben.
Was ist wohl der Grund für diese Auslassung? Im Fall der Kirchenväter ist der Grund darin zu suchen, daß in den ersten drei Jahrhunderten nach dem Verweilen Christi auf Erden die Gläubigen gewissenhaft seines Todes gedachten, seiner Geburt aber so gut wie keine Aufmerksamkeit schenkten. In seinem Buch Von Babylon nach Rom erklärt Alexander Hislop: „Es wird tatsächlich von den gelehrtesten und aufrichtigsten Schreibern aller Gruppierungen zugegeben, daß der Tag der Geburt unseres Herrn nicht bestimmt werden kann und daß innerhalb der christlichen Gemeinde von einem Fest wie Weihnachten bis zum dritten Jahrhundert nichts bekannt war und es erst im späten vierten Jahrhundert größere Beachtung genoß“ (Verlag Christliche Literatur-Verbreitung, Bielefeld, 1997, Seite 86; Hervorhebung wie im Original).
Wie wurde dann das Geburtsjahr Christi ermittelt? Im Jahre 525 übertrug Papst Johannes I. dem Gelehrten Dionysius Exiguus die Aufgabe, einen Festkalender für die Kirche auszuarbeiten. Unter anderem schätzte Dionysius das Jahr der Geburt Christi, nur verrechnete er sich um einige Jahre. Christus muß früher in die Welt gekommen sein, als Dionysius meinte. Der Encyclopedia Britannica zufolge gab Dionysius das Jahr 753 nach der Gründung Roms als Christi Geburtsjahr an. Er muß sich aber geirrt haben, denn der König Herodes, während dessen Herrschaft Christus geboren wurde, starb schon im Jahre 750 gemäß der römischen Zeitrechnung (15. Ausgabe, Band 4, Seite 580, Stichwort „Chronology“).
Nach der Erzählung des jüdischen Geschichtsschreibers Josephus wäre Herodes im Jahre 4 v. Chr. gestorben. Wenn wir also davon ausgehen, daß Christus dementsprechend im Jahre 4 „vor Christus“ geboren wurde, dann war 1996 das zweitausendste Kalenderjahr nach seiner Geburt. Manche, die so viel Aufhebens um das Jahr 2000 machten, hatten von dieser Erkenntnis freilich keine Ahnung.
Nicht nur die Jahreszahl ist falsch
Wenn Christus schon nicht in dem Jahr geboren wurde, das seinetwegen zum Eckstein unserer Zeitrechnung geworden ist, sollte man meinen, daß wenigstens der Tag seiner Geburt richtig erkannt wurde. Auch das ist ein Irrtum. Sowohl in außerbiblischen Geschichtsquellen als auch in der Bibel selbst finden wir zahlreiche Hinweise, die gegen eine Geburt am 25. Dezember sprechen.
Wenn die Menschen der Antike gewußt hätten, wann Christus geboren wurde, würden wir wohl reichlich Hinweise auf entsprechende Feiern in den Schriften der damaligen Schreiber finden. Doch in den beiden ersten Jahrhunderten der christlichen Geschichte wird kein bestimmter Kalendertag als Geburtstag Christi angegeben. Erst im Jahre 336 wird eine Geburtstagsfeier zu Ehren Christi erwähnt.
Spekulationen über das richtige Geburtsdatum, bedingt durch den Wunsch, die Menschwerdung Christi zu feiern, setzten erst im dritten Jahrhundert ein. Unter den Kirchenführern wurde das Thema zum Gegenstand eines heftigen Streites. Manche sprachen sich gegen eine Geburtstagsfeier aus. So schrieb der Theologe Origenes (185-254 n. Chr.): „Wir lesen nirgends in der Heiligen Schrift davon, daß jemand aus Anlaß seines Geburtstages ein Fest oder ein Festessen veranstaltet hat. Nur Sünder feiern den Tag, an dem sie in die Welt gekommen sind“ (Catholic Encyclopedia, Ausgabe 1908, Band 3, Seite 724, Stichwort „Natal Day“).
Im Laufe der Kontroverse wurden acht Geburtsdaten in sechs verschiedenen Monaten von den streitenden Denkschulen vorgeschlagen. Die westlichen Kirchenführer entschieden sich schließlich für den 25. Dezember, der erst gegen Ende der Debatte ins Gespräch gekommen war.
Der bekannte Neutestamentler Oscar Cullmann bestätigt in seinem Buch Die Entstehung des Weihnachtsfestes ebenfalls, daß das Weihnachtsfest den Christen der drei ersten Jahrhunderte unbekannt gewesen ist: „Bis zum Anfang des vierten Jahrhunderts ging dieser Tag ... für die Christen sang- und klanglos vorüber, ohne daß sie sich zum Gottesdienst versammelten und ohne daß die Geburt Christi auch nur erwähnt wurde. Dagegen werden wir sehen, daß der 25. Dezember zu dieser Zeit im heidnischen Römerreich als besonderes Fest der Anbetung der Sonne gewidmet wurde“ (Quell Verlag, Stuttgart, 1990, Seite 16).
Um das Jahr 200, als Klemens von Alexandria von den Spekulationen über den Tag der Geburt Christi schrieb, erwähnte er mit keinem Wort eine entsprechende Feier. Vielmehr berichtet er fast beiläufig von Vorstellungen, die zu seiner Zeit im Umlauf waren: „Manche haben nicht nur das Jahr, sondern auch den Tag der Geburt unseres Herrn, nämlich den 25. Pachon, ermittelt. Andere meinen aber, daß er am 24. oder 25. Pharmuthi zur Welt kam“ („The Stromata or Miscellanies“, The Ante-Nicene Fathers, Band 2, Eerdmans, Grand Rapids, 1986, Seite 333).
Im Jahre 243 gibt der offizielle Kirchenfestkalender, De Pascha Computus, das Datum 28. März als den Tag der Geburt Christi an. Vorgeschlagen wurden auch der 2. April und der 18. November. Im Osten wurde der 6. Januar gewählt. Dieser Tag ist insofern interessant, als an ihm die Griechen die Geburt ihres Gottes Dionysus und die Ägypter die Geburt ihres Gottes Osiris feierten. Obwohl es im Heidentum häufig Brauch war, den Geburtstag eines Gottes zu begehen, finden wir nichts Entsprechendes in der Bibel im Zusammenhang mit der Anbetung des wahren Gottes. Das ist aber auch nicht verwunderlich, denn der wahre Gott hat schon immer existiert, er hatte also keinen Geburtstag.
Der 25. Dezember ist der Sieger
In Rom wurde im Jahre 354 der 25. Dezember durch den Papst Liberius als Geburtstag Christi eingeführt. Aber erst später, im Jahre 435, wurde er mit der Feier einer „Christmesse“ durch Papst Sixtus III. allgemein etabliert. Am 25. Dezember verehrten die römischen Heiden ihren Hauptgott, die Sonne, und Mithras, einen beliebten persischen Gott, dessen Geburtstag angeblich ebenfalls auf diesen Tag fiel. Der römisch-katholische Schriftsteller Mario Righetti gibt freimütig zu, daß „die römische Kirche den 25. Dezember als Fest der Geburt Christi einführte, um die heidnischen Massen von ihrem Fest zur Geburt der ,Unbesiegbaren Sonne‘, nämlich Mithras, des Eroberers der Finsternis, abzulenken und ihnen die Annahme des christlichen Glaubens zu erleichtern“ (Manual of Liturgical History, 1955, Band 2, Seite 67).
Hätte die Urgemeinde den Geburtstag Christi gefeiert, hätte es nicht so viel Verwirrung und Streit um das Datum gegeben. Die Parteien hätten sich ja dann einfach auf die Bibel berufen oder auf das Vorbild der ersten Christen verweisen können. Das haben sie aber nicht getan, weil es ja auch nicht möglich war. Zusammenfassend und leicht vereinfachend könnte man nun sagen: Das gewählte Datum hatte nichts mit der Bibel zu tun, sondern wurde willkürlich von den kirchlichen Machtinstanzen festgelegt.
Das wird auch von der Encyclopedia Americana eindeutig bestätigt: „Im fünften Jahrhundert gebot die westliche Kirche, den Geburtstag Christi immer an dem Tag zu feiern, an dem die Römer seit Generationen die Geburt des [Sonnengottes] Sol feierten, da niemand genau wissen könne, an welchem Tag Christus geboren worden sei“ (Ausgabe 1944, Stichwort „Christmas“).
Gibt uns die Bibel denn überhaupt keine Hinweise darauf, wann Christus geboren wurde? Doch: Wir können feststellen, in welche Jahreszeit seine Geburt gefallen sein dürfte. Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Christus ist nicht im Winter geboren.
Wann waren Hirten auf dem Feld?
Aus jahrelangen Untersuchungen der Dezemberwitterung in Israel sind israelische Meteorologen zu dem Schluß gekommen, daß sich das dortige Klima im Laufe der letzten zweitausend Jahre nicht nennenswert geändert hat.
Die Durchschnittstemperatur in der Gegend von Bethlehem im Dezember liegt am Tage bei 7° C, kann aber öfter, vor allem nachts, unter den Gefrierpunkt fallen. Die Leiterin des israelischen Wetterdienstes, Sara Ruhin, erklärte 1990 in einer Pressemitteilung, daß es dort in nur drei Monaten Frost gibt: Dezember (-1.6° C), Januar (-1.1° C) und Februar (0° C). Im Dezember und Januar fällt es in Jerusalem und dem nicht weit entfernten Bethlehem in der Regel an zwei oder drei Tagen Schnee.
Zur Zeit Christi werden die Menschen wegen der Unbrauchbarkeit der Straßen um diese Jahreszeit meistens zu Hause geblieben sein. Alexander Hislop schreibt dazu: „In der Schrift steht kein Wort über den genauen Tag seiner [Jesus] Geburt noch über die Jahreszeit, in der er geboren wurde. Was dort aber aufgezeichnet ist, zeigt, daß seine Geburt, zu welcher Zeit auch immer sie stattgefunden hat, nicht am 25. Dezember gewesen sein konnte.
Zu der Zeit, da der Engel den Hirten von Bethlehem die Geburt des Heilandes verkündete, ließen sie ihre Herden nachts auf freiem Feld weiden ... [Beim] Klima Palästinas ... [ist] die Kälte der Nacht von Dezember bis Februar enorm ..., und die Hirten Judäas hatten nicht die Gewohnheit, ihre Herden nach etwa Ende Oktober auf freiem Feld zu hüten“ (Hislop, Seite 85; Hervorhebung wie im Original).
Er erklärt weiter, wie der im Herbst einsetzende Regen, der in Judäa im September oder Oktober beginnt, bedeutet hätte, daß die Ereignisse, von denen die Schrift im Zusammenhang mit der Geburt Christi berichtet, nicht später als Mitte Oktober hätten stattfinden können. Die Geburt Jesu fand aller Wahrscheinlichkeit nach im Frühherbst statt (Hislop, Seite 92).
Die Geburt von Johannes dem Täufer
Gegen Dezember als Geburtsmonat Christi sprechen noch weitere Hinweise in der Bibel. So wurde Johannes der Täufer ein halbes Jahr vor seinem Vetter Jesus geboren, wie man aus der Ankündigung des Engels an Maria erfährt: „Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, von der man sagt, daß sie unfruchtbar sei“ (Lukas 1,36).
Wenn wir feststellen können, wann Johannes geboren wurde, können wir daraus schließen, wann Jesus zur Welt kam, da es etwa sechs Monate später war. Welche Anhaltspunkte liefert uns nun die Bibel zu dieser Frage?
Elisabeth wurde schwanger, kurz nachdem ihr Mann, der Priester Zacharias, als Mitglied der „Ordnung Abijas“ im Tempel Dienst getan hatte (Lukas 1,5. 8). Ein halbes Jahr später wurde Maria schwanger.
Zur Zeit des Königs David wurden die Priester in 24 „Ordnungen“ unterteilt (vgl. dazu 1. Chronik 24,7-19). Die erste Ordnung hatte im ersten Monat Dienst (1. Chronik 27,2). Das entspricht ungefähr der Zeit von Mitte März bis Mitte April. Nach Auskunft des Talmuds und von Qumran-Quellen lösten sich die Ordnungen jede Woche ab. Nach einem halben Jahr, das heißt im September oder Oktober, war die erste Ordnung wieder an der Reihe, und der Kreislauf begann von vorne.
Während der Festzeiten dienten alle Ordnungen gleichzeitig im Tempel. Wir wissen daher, daß der Dienst des Zacharias, der in Lukas 1 beschrieben wird, nicht während eines Festes stattgefunden hat, da die Ordnung Abija den Tempeldienst versah und Zacharias das Räucheropfer darbringen mußte.
Die Ordnung Abija diente an achter Stelle, das heißt knapp drei Monate nach dem Beginn des Turnus im März-April oder September-Oktober. Es ist daher denkbar, daß Elisabeth im Juni oder Dezember schwanger geworden ist. Johannes der Täufer wird dementsprechend im März oder September geboren worden sein. Da Jesus ein halbes Jahr nach Johannes zur Welt kam, wird er im September oder März geboren worden sein. Die Dienstfolge der Priester schließt eine Dezembergeburt für Christus also aus.
Hat Gott sich geändert?
Unsere Untersuchung zeigt, daß weihnachtliche Traditionen über Jesu Geburt nicht der historischen Wahrheit entsprechen. Manche Gelehrten räumen ein, daß Weihnachten ursprünglich ein heidnisches Fest war. Sie argumentieren jedoch, daß es Christen erlaubt sei, einen heidnischen Brauch zu „christianisieren“. Stimmt das? Erlaubt uns Gott, ihn auf eine Weise anzubeten, wie die Heiden ihre falschen Götter und Götzen angebetet haben, indem wir heidnische Rituale „christlich“ umgestalten? Ist das Neue Testament in dieser Hinsicht weniger „streng“ als das Alte?
Im Alten Testament sprach Gott zu Israel in bezug auf das Verhalten gegenüber fremden Völkern folgendes: „So hüte dich, daß du dich nicht verführen läßt, es ihnen nachzutun ... und daß du nicht fragst nach ihren Göttern und sprichst: Wie haben diese Völker ihren Göttern gedient? Ebenso will auch ich tun! So sollst du dem Herrn, deinem Gott, nicht dienen ... Alles, was ich euch gebiete, das sollt ihr halten und danach tun. Ihr sollt nichts dazutun und nichts davontun“ (5. Mose 12,30-31; 13,1).
Gott warnte Israel also davor, Götzen- und Gottesdienst zu vermengen. Was sagt das Neue Testament zu diesem Thema? „Dies widerfuhr ihnen [den Israeliten] als ein Vorbild“, schrieb der Apostel Paulus, „es ist aber geschrieben uns zur Warnung“ (1. Korinther 10,11). Noch konkreter wird Paulus in 2. Korinther 6, Verse 14-17: „Zieht nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen. Denn was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? Wie stimmt Christus überein mit Belial?
Oder was für ein Teil hat der Gläubige mit dem Ungläubigen? Was hat der Tempel Gottes gemein mit den Götzen? Wir aber sind der Tempel des lebendigen Gottes; wie denn Gott spricht: Ich will unter ihnen wohnen und wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. Darum geht aus von ihnen und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt nichts Unreines an, so will ich euch annehmen“ (2. Korinther 6,14-17).
In religiösen Fragen, so lehrt Paulus konsequent, darf sich nichts Christliches mit Götzendienst mischen. Das Neue Testament lehnt also heidnische Bräuche genauso entschieden ab wie das Alte Testament. Dasselbe hat aber das spätere Christentum im Lauf der Jahrhunderte gemacht, wie der Neutestamentler Cullmann feststellt: „Man begreift, daß [sich] gerade die römische Kirche daran hielt, ihr eigenes Lichtfest, das Fest der Geburt Christi, des Jesuskindes, das im Lobgesang Simeons begrüßt wird als ,das Licht, das die Völker erleuchten wird‘, dem heidnischen Naturkult entgegenzustellen. Immer wieder wurde daran erinnert, daß die Stelle in Maleachi 3, Vers 20: ,Aufgehen wird euch die Sonne der Gerechtigkeit‘ eine Weissagung auf Christus sei. So sagt der Mailänder Bischof Ambrosius in einer Predigt, in der er ausdrücklich das heidnische und das christliche Fest konfrontiert: ,Christus ist unsere neue Sonne!‘
Augustinus spielt auch auf das heidnische Fest vom 25. Dezember an, wenn er die Christen auffordert, an diesem Tage nicht die Sonne anzubeten wie die Heiden, sondern den, der die Sonne erschaffen hat, und noch der Papst Leo der Große tadelt den schlechten Glauben derer, die Weihnachten wegen der Geburt der Sonne statt wegen der Geburt Christi feiern. Diese Äußerungen zeigen jedenfalls, daß die Festsetzung des Geburtsfestes Christi auf den 25. Dezember von seiten der Kirche nicht in Unkenntnis der heidnischen Bedeutung dieses Tages erfolgt ist“ (Cullmann, Seite 35; Hervorhebung von uns).
Das Verhalten der ersten Christen
Es gibt nirgendwo in der Bibel Anzeichen dafür, daß neue Feste eingeführt worden wären. Die Vorstellung, Christi Geburt zu feiern, wäre den Jüngern und den Autoren des Neuen Testamentes fremd gewesen. Christus selbst hielt seine Geburt nicht für so wichtig. Statt dessen wies er seine Nachfolger an, das Passah zu halten und damit seines Opfertods für die Sünden der Welt zu gedenken. Seinen Jüngern befahl er: „Das tut zu meinem Gedächtnis“ (Lukas 22,19 und 1. Korinther 11,24).
Das Neue Testament berichtet also, daß die Christen auch weiterhin die heiligen Tage des Alten Testamentes hielten, wie sie in 3. Mose 23 aufgeführt sind, jedoch mit größerem geistlichem Verständnis als zuvor. Es war also für die frühen Christen selbstverständlich, weiter die biblischen Festtage zu halten. Erst später traten neue, von Menschen geschaffene Feste in Erscheinung. Dies hatte zur Folge, daß die in der Bibel gebotenen Festtage aufgegeben und durch heidnische Feste ersetzt wurden.
Jesus gebot aber folgendes: „Gehet hin und lehret alle Völker und ... lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe“ (Matthäus 28,19-20). Weihnachten zu feiern hat Jesus aber nie befohlen; ganz im Gegenteil, er deutete niemals auch nur im entferntesten an, daß seine Nachfolger die Autorität hätten, neue Tage der Anbetung einzurichten.
Statt dessen hielten er und seine Jünger gewissenhaft Gottes Sabbat und die heiligen Tage, wie auch The New International Dictionary of New Testament Theology feststellt: „In der frühen christlichen Kirche wurde die Richtigkeit des Feierns der Feste zusammen mit dem jüdischen Volk nie in Frage gestellt, so daß es nicht besonders erwähnt werden mußte“ (Band 1, Seite 628).
Als Gott seinem Volk sieben jährliche Festtage gab, verband er damit eine besondere Absicht. Durch ihre Symbolik von Gottes großem Heilsplan erinnern diese Tage Gottes Kinder jedes Jahr an Gottes Vorhaben mit den Menschen. Die jährlichen Festtage stellen nämlich die verschiedenen Phasen in Gottes Plan der geistlichen Umgestaltung dar; sie markieren die Stufen göttlichen Handelns und zeigen deren Bedeutung auf. Mit Christus haben diese biblischen Jahresfeste eine neue Bedeutung bekommen. Sie sind Gedenkfeiern der großen Heilstaten Gottes und eine Vorausschau auf die Erfüllung seines Heilsplanes – die Festtage selbst sind aber dieselben geblieben.
Unsere Verantwortung heute
Wie bereits erwähnt, kann man anhand der Bibel keine Begründung für die Einführung des Weihnachtsfestes finden. Unser Vorbild heute ist daher nicht anders als das der neutestamentlichen Gemeinde, die auch nach dem Tode Jesu weiterhin die biblischen Festtage hielt, die Jesus und seine Apostel gehalten haben, statt von Menschen eingesetzte Ersatzfeiertage zu begehen.
Christliche Eltern haben die Verantwortung, ihren Kindern die Wahrheiten der Bibel statt menschliche Traditionen beizubringen. Man mag einwenden, daß Weihnachten ein schönes Erlebnis für die Familie ist. Freilich ist ja grundsätzlich nichts einzuwenden gegen schöne Musik, frohes Feiern im Familienkreis, Festessen, auch nichts gegen angemessene Festdekorationen und sogar Geschenke für Kinder. Aber warum solche Freuden nicht lieber an den Tagen genießen, die Gott seinem Volk gegeben hat, statt an Tagen und mit Bräuchen, deren Ursprung im früheren heidnischen Glauben zu suchen ist?
Das ist wohl der größte Widerspruch beim Weihnachtsfest! Die Christenheit feiert dieses Fest – einen Tag, den Gott nie eingesetzt hat. Und die wirklich von Gott eingesetzten Tage ignoriert sie! Kommen Eltern ihrer christlichen Verantwortung der Unterweisung der eigenen Kinder wirklich nach, wenn sie sie zur Feier nichtchristlicher Traditionen erziehen, die sie als christlich ausgeben?
Jesus ist zum König geboren; darüber können wir uns nur freuen! Die oft ignorierte Botschaft Jesu hat jedoch viel mehr als nur mit seiner Geburt zu tun. Seine Botschaft beinhaltet die Vorausmeldung seiner Rückkehr zur Erde, um eine neue Weltordnung für alle Ewigkeit aufzurichten. Die Bibel meint, was sie dazu sagt. Den Feind Tod und die Heimsuchungen dieses Lebens wird der Mensch nicht mehr zu fürchten brauchen, wenn Jesus seine irdische Herrschaft antritt.
Unsere kostenlose Broschüre mit dem Titel Das Reich Gottes – eine gute Nachricht gibt Ihnen Aufschluß über die wichtige, unter Christen kaum bekannte Botschaft dieser kommenden Zeit. Es ist eine Botschaft, die das Weihnachtsfest nicht verkündet. Ist es nach der Lektüre dieses Artikels nicht für Sie an der Zeit, sich zu fragen, ob eine Anbetung Gottes durch Weihnachten in Wirklichkeit vergeblich ist?