Wie oft haben wir die Aussage schon gehört? Stimmt diese Einstellung oder wirkt sich unser Leben doch auf andere aus?
Ich werde unsere Familientreffen nie vergessen. Du kennst sie wahrscheinlich selbst sehr gut, diese Familienfeiern, wo sich alle Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen bei der Oma zu Hause treffen. In unserer Familie gab es fünf Enkelsöhne. Mein Bruder, unsere drei Cousins und ich unterschieden uns im Alter nur um wenige Jahre. Sobald wir uns sahen, hatten wir es immer eilig, herauszufinden, wer von uns in der Zwischenzeit der Größte, der Stärkste und der Schnellste geworden war.
Wir freuten uns immer sehr auf diese Zusammenkünfte, weil wir bei den Spielen und Wettkämpfen sehr viel Spaß hatten. Obwohl ich sechs Monate älter und drei Zentimeter größer war als mein Cousin Michael, verlor ich bei allen Wettkämpfen gegen ihn.
Ich kann mich daran erinnern, daß Michael seit seiner Geburt immer etwas Besonderes gewesen war. Er war in allem der Erste. Er konnte als Erster Fahrrad fahren, schoß die meisten Tore beim Fußball und hatte immer einen Witz zu erzählen. Er war bei allen Nachbarn beliebt und hatte nie Probleme in der Schule. Als Teenager entdeckte er sein Talent für die Leichtathletik. Er rannte und sprang einen Rekord nach dem anderen und gewann viele Medaillen. Trotz seines Erfolgs blieb er der nette Junge von nebenan. Und obwohl es in den späten 1960ern nicht immer leicht war, sich dem allgemeinen Zeitgeist der Rebellion zu entziehen, versuchte Michael, sich an die christlichen Werte, die ihm seine Eltern beigebracht hatten, zu halten.
Doch die 1970er Jahre veränderten Michael grundlegend. Er verließ die Kleinstadt, in der er aufgewachsen war, und zog in eine Wohngemeinschaft in einer Großstadt, weit entfernt von zu Hause, um an der Universität zu studieren. Von einer kleinen Gemeinde in eine große Stadt zu ziehen war schwierig genug, aber von einem kleinen Gymnasium an eine große Universität zu wechseln, an der christliche Werte von vielen Studenten ignoriert und lächerlich gemacht wurden, war eine noch schwierigere Erfahrung für Michael.
Das erste Jahr war nicht leicht für ihn. Er mußte sich in der fremden Umgebung ohne die Hilfe der Familie und Freunde zurechtfinden. An der Universität kannte ihn niemand, und seine Erfolge zu Hause zählten hier nicht viel. Michael war jedoch fest entschlossen, sich nicht einschüchtern zu lassen und die Herausforderungen anzunehmen.
Spaß, Partys und viele Freunde
Es dauerte nicht lange, und Michael hatte sich an sein neues Leben gewöhnt. Er absolvierte sein Studium ohne Schwierigkeiten und fand einen großen Freundeskreis. Das Leben in der Großstadt machte ihm Spaß. Die Partys waren so ganz anders als zu Hause in der Kleinstadt, nichts im Vergleich zu denen, welche er bisher gesehen hatte. Es waren wilde Partys, wo es immer viel Alkohol, Sex und manchmal auch Drogen gab.
Mit der Zeit verblaßte die Erinnerung an sein früheres Leben. Michael veränderte sich sehr. Die Erziehung und Wertvorstellungen seiner Jugend paßten nicht mehr zu den Freiheiten, die er nun erlebte. Mein Cousin versuchte, seinen neuen Lebensstil vor seiner Familie zu verstecken, was jedoch zunehmend schwieriger wurde.
Als ihn seine Eltern zur Rede stellten, hatte er eine einfache Antwort: „Es ist mein Leben! Ich tue niemandem weh!“ Michaels Eltern sahen, welche Gefahren das abenteuerliche Leben ihres Sohnes beinhaltete. Wie alle fürsorglichen Eltern fürchteten sie, daß sich ihr Sohn, wenn er lange genug mit dem Feuer spielte, mit Sicherheit verbrennen würde.
Sie versuchten immer wieder mit ihm über Richtig und Falsch zu diskutieren. Sie erinnerten ihn an die christlichen Werte, die sie ihm zu Hause vorgelebt hatten. Doch all ihre Bemühungen waren vergebens.
Es gab Dutzende von neuen Freundinnen und kurzzeitigen Beziehungen. Alkohol und Sex schienen so selbstverständlich zum Leben zu gehören wie Essen und Schlafen. Michael genoß seine neugewonnene Freiheit in vollen Zügen und versuchte, so viel Spaß wie möglich zu erleben. Als Rechtfertigung sagte er häufig: „Es ist mein Leben! Ich tue niemandem weh!“
Ich weiß nicht genau, was ihn dazu veranlaßte, seinen Lebensstil neu zu überdenken. Doch gegen Ende seines Studiums wurde er all der Partys, dem Sex, Alkohol und der Drogen überdrüssig.
Michael wollte mehr vom Leben. Er wollte weg von der Spaßgesellschaft und ein bedeutungsvolles, erfülltes Leben führen. Er erkannte, daß er viele Jahre in einer Art Sackgasse gelebt hatte, die ihm nur Schwierigkeiten einbrachte. Ich denke, dies hat ihn veranlaßt, die Entscheidungen der letzten Jahre zu überdenken.
Michael änderte sein Leben daraufhin und kehrte zu den christlichen Werten zurück, die er in seiner Jugend kennengelernt hatte. Seine Eltern freuten sich sehr, als er sie wissen ließ, wie leid es ihm tat, daß er ihnen so viele Sorgen bereitet hatte.
Bald fand Michael die Liebe seines Lebens und heiratete eine junge Frau, die seine Wertvorstellungen teilte. Er erhielt eine wie auf ihn zugeschnittene Arbeitsstelle und stieg schnell zum Vize-Präsidenten eines großen Unternehmens auf.
Michael zog mit seiner Frau in ein schönes Haus. Sie lebten das, was viele für ein perfektes Leben halten. Drei Kinder folgten bald. Zuerst kamen zwei hübsche Töchter, und dann sein Sohn Michael jun. Das wilde Studentenleben gehörte nur noch der Vergangenheit an. Jetzt war er um einige Erfahrungen reicher und hatte eine Familie, die ihn liebte. Er war sehr erfolgreich und die Zukunft lag vor ihm. Er hatte alles, was er sich je erträumt hatte.
Sollte Michael mit seinem Lebensmotto „Es ist mein Leben! Ich tue niemandem weh!“ Recht behalten?
Wenn die Folgen einen einholen
Niemand bemerkte zuerst, wie sehr Michael an Gewicht verlor, denn es begann sehr langsam. Dann bekam er einen hartnäckigen Husten und fühlte sich immer müde. Er dachte sich jedoch nicht viel dabei und meinte, daß seine Grippe schon bald auskuriert sein würde. Als die Symptome aber nach einigen Monaten nicht besser wurden, ging Michael auf Drängen seiner Frau und Familie doch zu einer ärztlichen Untersuchung.
Dort stellte man fest, daß er sich einen Virus eingefangen hatte, und es war nicht die Grippe. Der Arzt informierte Michael, daß er schon vor vielen Jahren mit dem HIV-Virus infiziert worden war. Inzwischen hatte sich das AIDS voll entfaltet. Es gab keine Hoffnung auf Heilung mehr. Nur wenige Monate später starb Michael im Alter von 37 Jahren. Er hinterließ eine junge Ehefrau und drei kleine Kinder.
Als Michael sorglos sagte: „Es ist mein Leben! Ich tue niemandem weh!“, hatte er bestimmt gedacht: „Ich schade niemandem außer mir selbst.“ Er meinte wohl: „Wenn ich nur mir selbst schade, ist es in Ordnung, so zu leben, wie ich es für richtig halte. Ich kann selbst entscheiden, was gut bzw. schlecht für mich ist. Ich muß mich nicht daran halten, was meine Eltern mir beigebracht haben. Ich kann tun, was immer ich möchte, wann immer ich es will. Es geht wirklich nur mich selbst etwas an, wie ich mein Leben lebe.“ So dachte Michael einmal.
Fangen so nicht die meisten Märchen an: „Es war einmal ...“? Wenn man daran glaubt, daß der eigene Lebenswandel niemanden außer einem selbst etwas angeht, lebt man sein Leben wie in einem Märchen. Man lebt in einer Traumwelt und ignoriert die Tatsache, daß niemand ganz allein auf einer Insel lebt. So wie wir vom Leben anderer beeinflußt werden, wirken sich unser Verhalten und unsere Entscheidungen auch auf andere aus. Die Folgen von Michaels Lebensmotto holten ihn einige Jahre später mit voller Wucht ein. Er mußte den hohen Preis seines Lebens zahlen.
Natürlich war es sein Leben. Niemand sonst wurde verletzt – es sei denn, man berücksichtigt seine Familie, die ihn sterben sah und den Verlust erleiden mußte. Niemand sonst wurde verletzt – bis auf seine Kinder, die tränenreich von ihm Abschied nahmen und den frühen Tod ihres Vaters nicht verstehen konnten.
Jetzt müssen sie ohne Vater auskommen. Wer würde ihnen nun beibringen, wie man einen Handstand macht oder wie man Fahrrad fährt? Diese Kinder, die ihren Vater so früh verloren haben, leiden täglich wegen der Lüge, die Michael in seiner Jugend so leichtfertig geglaubt hatte: „Es ist mein Leben! Ich tue niemandem weh!“
Das Leid dauert an
Michael weilt nun schon fast 10 Jahre nicht mehr unter uns, aber das Leid über seinen Verlust hält an. Seine Kinder, seine Frau und seine Eltern vermissen ihn alle schrecklich.
Dies ist aber nicht das Ende der Geschichte. Die Lüge, die einmal Michaels Lebensmotto war, hat noch weitere Auswirkungen. Wer kennt schon die Namen all der jungen Mädchen, mit denen Michael geschlafen hat, die er unwissentlich mit dem HIV-Virus infiziert hat und die daran gestorben sind?
Wie sieht es mit den vielen anderen jungen Männern aus, mit denen diese Mädchen wiederum geschlafen haben? Wie viele von diesen ehemals so unbekümmerten jungen Menschen sind heute tot oder von schwerer Krankheit gezeichnet?
Wir werden wohl nie erfahren, wie sehr sich das Leid und der Schmerz als Resultat einer Lüge ausbreiten konnten. Wer kann schon ermessen, wie viele Hunderte um den Verlust ihres Vaters oder ihrer Mutter, Bruder oder Schwester, Söhne oder Töchter trauern.
Aber es gibt eine weitere Person, von der wir es wissen. Michaels Frau wurde nach seinem Tod ebenfalls HIV-positiv getestet. Der Tag wird kommen, an dem die Medikamente bei ihr ihre Wirkung verlieren. Die einst so leichtfertig geglaubte Lüge wird Michaels Kinder als Vollwaisen zurücklassen.
Das Lebensmotto „Es ist mein Leben! Ich tue niemandem weh!“ ist eine entsetzliche Lüge! Das mußte auch der weiseste Mann aller Zeiten erkennen. König Salomo hat in seinem Leben nichts ausgelassen. Er probierte alles aus, wozu er Lust hatte. Aufgrund dieser Erfahrung warnte er, am Ende seines Lebens, junge Menschen, sich die Entscheidungen schon in der Jugend gut zu überlegen: „Denk an deinen Schöpfer, solange du noch jung bist, ehe die schlechten Tage kommen und die Jahre, die dir nicht gefallen werden“ (Prediger 12,1; Gute Nachricht Bibel).
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