Von der Redaktion
Wer unsere Publikationen seit Jahren liest, dürfte mit unserer Sicht in Bezug auf die Zukunft Europas vertraut sein. In der heutigen Europäischen Union sehen wir den Vorläufer einer in der Bibel prophezeiten letzten Wiederbelebung des Heiligen Römischen Reiches, die unmittelbar vor der Wiederkehr Jesu Christi entstehen wird.
Das bedeutet nicht, dass die EU in ihrer derzeitigen Zusammensetzung dieses römische Reich ist oder sein wird. Unserer Überzeugung nach scheint das zurzeit kaum möglich zu sein. In der Offenbarung des Johannes ist nämlich die Rede von zehn Königen (vergleichbar mit Premierministern oder Kanzlern in unseren heutigen politischen Systemen), die ihre Autorität an eine zentrale Macht freiwillig abtreten werden (Offenbarung 17,12-13).
Es wundert uns nicht, dass manche Leser unseren Standpunkt skeptisch beurteilen. Schließlich setzt sich die Europäische Union aus 27 Mitgliedsländern zusammen, also weit mehr als die in der Offenbarung prophezeiten zehn. Doch seit Jahren reden führende EU-Politiker von der Notwendigkeit eines Kerneuropas, das die Länder umfassen soll, die auf dem Weg zur vollständigen wirtschaftlichen und politischen Union voranschreiten wollen. Nach menschlichem Ermessen wäre ein Kerneuropa eine Möglichkeit zur Erfüllung der biblischen Vorhersage in Offenbarung 17. Doch wie soll das angestoßen werden?
Wir fragen uns, ob die anhaltende Eurokrise den Ausschlag liefern wird. Bei Redaktionsschluss für diese Ausgabe stand fest, dass Griechenlands Parlament die notwendigen Sparmaßnahmen verabschiedet hatte, die die Bedingung für die Freigabe der nächsten Milliardentranche des letztjährigen Rettungsfonds waren. Ein zweites Rettungspaket für die Griechen in zweistelliger Milliardenhöhe wird aber auch notwendig sein. Wie die anderen finanzschwachen Euroländer ihre Schuldenkrise meistern werden, bleibt noch abzuwarten.
Wenn zornige Demonstranten in Athen die politische Führung Deutschlands mit „Nazis“ beschimpfen und besonnene Griechen sich fragen, was so schlimm daran wäre, wenn ihr Land zahlungsunfähig oder aus dem Euroraum ausscheren würde, kann man sich die Möglichkeit einer Verkleinerung der Eurozone vorstellen.
Nicht nur manche Griechen meinen, dass es besser wäre, wenn ein schuldengebeuteltes Euroland die Währungsunion verlässt. Es gibt auch europäische Steuerzahler in den Geberländern, die ähnlich denken. Der niederländische Politiker Geert Wilders ist dagegen, dass Griechenland überhaupt weiter unterstützt wird. Seiner Meinung nach ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Hilfsgelder für Griechenland jemals zurückgezahlt werden, gleich null.
Ein kleinerer, strafferer Euroraum könnte auch der Anstoß für politische und wirtschaftliche Reformen sein, die das Kerneuropa in greifbare Nähe rücken. Schließlich war es EZB-Präsident Jean-Claude Trichet, der vor dem Hintergrund der aktuellen Schuldenkrise im Euroraum die Schaffung eines europäischen Finanzministeriums anregte.
Sollte ein Euroland zahlungsunfähig werden oder die Währungsunion verlassen, könnte das eine Entwicklung auslösen, die zur Entstehung eines Kerneuropas – und der Erfüllung biblischer Prophezeiungen – führen wird.