„Folge mir nach!“ Was beinhaltet diese Einladung von Jesus Christus? Was erwartet Jesus? Sind Sie bereit, ihm auf dieser Reise zu folgen?
Von Robin Webber
Vor fast 2000 Jahren gingen zwei Fischer ihrer Arbeit nach und warfen ihre Netze im Galiläischen Meer in der Hoffnung aus, einen weiteren großen Fang zu machen. Wie an jedem anderen Tag übten sie auch an diesem Tag ihren Beruf aus, wie es auch ihre Vorväter getan hatten. Der Rhythmus ihres Lebens war, wie das stetige Plätschern der Wellen am Ufer, bedächtig, beständig und vermittelte ihnen ein Gefühl der Sicherheit.
Ihr Leben war nicht kompliziert, aber trotzdem anstrengend. Sie wussten, wann die beste Zeit war, ans Ufer zu gehen und ihre Boote ins Wasser zu lassen. Die Männer warfen ihre Netze gekonnt aus, etwas, das sie seit ihrer Kindheit gelernt hatten, und zogen sie dann mit Geduld und Präzision wieder ein.
Danach wurde der Fang des Tages sortiert. Dann mussten ihre kräftigen Hände das Ruder des Bootes in Richtung Küste drehen. Sobald sie das Ufer erreicht hatten, säuberten sie ihre Netze, um sie zum Trocknen aufzuhängen. Diese Netze waren wertvoll – sie waren ihre wichtigsten beruflichen Arbeitsmittel, von denen ihr Überleben abhing. Im Grunde bedeuteten die Netze alles!
Zu guter Letzt kam dann noch die Routinearbeit des Transports der Fische zum Markt. Ihr Tag war fast beendet – zumindest glaubten sie das, aber sie konnten nicht ahnen, dass ihr vertrauter Lebensrhythmus sich bald schlagartig ändern sollte.
Eine Einladung wird sofort angenommen
Ein Mann aus Galiläa, den sie kannten und mit dem sie sich zuvor unterhalten hatten, stand am Ufer. Er nutzte die Akustik des stillen Wassers, um diesen zwei stämmigen Fischern eine einfache, aber direkte Botschaft zukommen zu lassen. Die Worte waren eine sonderbare Mischung aus Einladung und Befehl – „Folgt mir nach“. Er sagte ihnen dann weiter, dass er sie zu „Menschenfischern“ machen würde (Matthäus 4,19).
Das Matthäusevangelium beschreibt ihre Reaktion: „Sogleich verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach“ (Vers 20). Die Macht dieses Augenblicks zeigt sich in der Wirklichkeit, dass sie ihre Netze fallen ließen und ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dem Mann am Ufer übergaben.
Die ersten niedergeschriebenen Worte Jesu Christi an Petrus waren „Folge mir nach“. Petrus sollte diese Worte noch mehr als einmal hören. Er konnte kaum ahnen, wohin ihn die Reise führen sollte und was Christus für die Söhne von Galiläa bereithielt.
Nach Jahren, in denen er Jesus von Nazareth über die Straßen von Galiläa, Juda und Samarien und sogar in die herausfordernde Umgebung von Jerusalem gefolgt war, sollte Petrus sich völlig selbst erkennen und noch weitergehend die „Netze“ seines Lebens hinter sich lassen.
Petrus erhält die Einladung erneut
Jesus sollte ein letztes aufgezeichnetes Gespräch mit seinem geliebten Fischer haben. Das war in den letzten wenigen Tagen nach Jesu Tod und Auferstehung, bevor er in den Himmel auffuhr. Es war zu jener Zeit, als das Echo dieser ersten Worte persönlicher Bindung Petrus noch einmal zu Ohren kam. Es sollte dort geschehen, wo alles seinen Anfang genommen hatte – an demselben Ufer des gleichen Meeres.
Das Leben ist oft ein Kreis, bei dem Gott uns in das anfängliche Klassenzimmer des Lebens zurückholt, damit wir unsere Lektion lernen! Als Einleitung zu dem erneuten Hören der Einladung weist der Apostel Johannes in seinem Evangelium auf die Bestürzung und Fassungslosigkeit von Petrus hin. Christi Worte über die Zukunft von Johannes und Petrus lösten die Reaktion von Petrus aus.
Jesu Worte deuteten an, dass Petrus einen schrecklichen Märtyrertod erleiden würde, während das Leben von Johannes anscheinend einen anderen Verlauf nehmen sollte (Johannes 21,18-24). An dieser Stelle sagte Jesus zu Petrus: „Wenn ich will, dass er [Johannes] bleibt, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach!“ (Vers 22).
In diesen ersten und letzten aufgezeichneten Worten von Christus an Petrus können wir das allgegenwärtige Echo von Jesu Einladung an seine Jünger für alle Zeiten entdecken – eine Einladung, die einfach lautet „Folge mir nach“. Damit beginnt immer das Gespräch bei denen, die Jesus auserwählt, und dieses Gespräch endet niemals (Johannes 15,16).
Sind Sie bereit, diesen Weg zu gehen?
„Folge mir nach“ ist stets das leitende Echo, das die Reise eines christlichen Pilgers umfasst, während er die Herausforderungen des Lebens in einer Welt meistert, die sich von Gott abgewandt hat. Akolou-theo, das griechische Stammwort, das mit „folgen“ übersetzt wird, bringt eine Reihe von Definitionen hervor, die Gemeinschaft, die auf Einheit oder Ähnlichkeit basiert, ausdrücken. Es hat daher eine Bedeutung von „man geht den gleichen Weg“ (Vine’s Complete Expository Dictionary of Old and New Testament Words, 1985, Neues Testament, Stichwort „follow“).
In den Evangelien wird dieses Wort 77-mal für die Nachfolge Christi benutzt. Es wird gesagt, dass es genügt, wenn Gott etwas nur einmal sagt. Was ist also dann die Wichtigkeit, wenn die Nachfolge Jesu 77-mal erwähnt wird?
Wenn wir die Bergpredigt Jesu in Matthäus, Kapitel 5-7 betrachten, dann erkennen wir, dass es uns ohne übernatürliche Hilfe unmöglich ist, gemäß seiner Lehren zu leben. Christus hat die Latte so hoch gelegt, dass es gar nicht mehr höher geht. Ein komplettes und ehrliches Lesen von Jesu Worten erinnert alle daran, dass er niemals gesagt hat, dass es leicht sein würde, sondern vielmehr, dass es das wert sein würde. Aber es ist mit Kosten verbunden! Gott erwartet immer noch von einem jeden von uns, dass wir „unsere Netze verlassen“.
Ausreden, um der Einladung auszuweichen
Nach seinem anfänglichen Gespräch mit Petrus erklärte Jesus weiter, was „Folge mir nach“ bedeutet. Diese Formel ändert sich nie, wie der Bericht in Lukas 9, Verse 57-62 bezeugt: „Und als sie auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: Ich will dir folgen, wohin du gehst. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.“
Hier fordert Jesus diejenigen, die ernsthaft daran interessiert sind, seine Jünger zu werden, dazu auf, zu bedenken, welche Anforderungen die Zukunft mit sich bringen könnte. Sie sollten sich auf ein Leben vorbereiten, das wesentlich anders sein sollte als das, was sie bisher gekannt haben.
„Und er sprach zu einem andern: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. Aber Jesus sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes!“
Hier ging es nicht um eine Trauerfeier, die gleich stattfinden sollte. Es ging wahrscheinlich um die ein Jahr währende jüdische Trauerperiode jener Zeit, nach der die Knochen der Verstorbenen in Ossuarien oder Knochenkästen umgebettet wurden. Auf jeden Fall äußerte sich Jesus nicht geringschätzig über die Toten oder eine echte Verantwortung gegenüber Familienverpflichtungen. Stattdessen stellte er die Forderung an denjenigen, der Interesse bekundete, sein Jünger zu werden, sein gegenwärtiges Leben Gottes Fürsorge anzuvertrauen.
„Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Haus sind. Jesus aber sprach zu ihm: Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“
Diese dritte Person meinte hier nicht einen Kurzbesuch zu Hause, um sich von einigen Gästen, die gerade vorbeigekommen waren, zu verabschieden. Stattdessen wollte er, während er ein Leben in der Nachfolge Christi in Erwägung zog, sich die Zeit nehmen, seine früheren Genossen zu besuchen und sich an eine ihm vertraute Welt von Gefährten, die er würde zurücklassen müssen, anzulehnen.
In Jesu Antworten an diese drei Menschen, die seine Nachfolger sein wollten, finden wir eine tiefgründige und fesselnde Botschaft. Sie gilt denjenigen, die von unserem himmlischen Vater die Gabe des ewigen Lebens empfangen und Jesu Nachfolger sein werden.
Während die sprachlosen Nachfolger die Tiefe seiner Herausforderung und Einladung zu verstehen begannen, können wir fast von Jesu Lippen ablesen, um zu erkennen, was er im Grunde sagt: „Unterm Strich ist meine Botschaft Folgendes: Wenn meine Berufung erfolgt, dann sollst du deine Netze sofort hinwerfen, so wie es meine Freunde Petrus und Andreas getan haben. Und wenn du das tust, dann solltest du verstehen, dass es mein Verlangen und die Voraussetzung für Gemeinschaft mit mir ist, dass du deine Vergangenheit, deine Gegenwart und deine Zukunft preisgibst in dem Glauben und dem Vertrauen, dass meine Vollkommenheit immer dein menschlich Bestes übertrumpfen wird.“
Der Apostel Johannes berichtet über Jesu Erwartung mit diesen Worten: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir“ (Johannes 10,27).
Die Netze niederwerfen oder den Anker werfen?
Gestatten Sie mir hier ein offenes Wort: Einige von Ihnen, die diese Spalte lesen, sind vielleicht in ihrer Denkart (zumindest gegenwärtig) mit den Personen verwandt, von denen Lukas, Kapitel 9 berichtet.
Lassen Sie uns klar verstehen, dass Jesu Ruf „Folge mir nach“ nicht nur auf das Gebiet des Nahen Ostens begrenzt ist. Dieser Ruf ergeht in einzigartiger Weise täglich überall auf der Welt – in Fabriken, Schulen, Büros und Wohnhäusern wie das Ihre hinein.
Sie haben Gottes Ruf vielleicht mittlerweile seit Jahren gehört, genauso wie Andreas und Petrus auf dem Galiläischen Meer die Stimme Christi hörten. Aber statt ans sprichwörtliche Ufer zu kommen und Ihre Netze sofort fallen zu lassen, haben Sie den Anker dort geworfen, wo Sie gerade waren. Somit konnten Sie einen sicheren Abstand zu demjenigen bewahren, der Ihnen etwas viel Größeres anbietet, als Sie selbst es sind.
Lassen Sie mich das hier erneut deutlich sagen: Es macht einen tief greifenden Unterschied aus, ob man weiß, wer Jesus Christus ist, ihn aber nur aus sicherer Distanz betrachtet, oder mit ihm Schritt für Schritt auf die Ewigkeit zugeht.
Diese neue Spalte in Gute Nachrichten mit dem Titel „Folge mir nach“ ist nicht nur darauf ausgerichtet, Sie dabei anzuleiten, die Seiten Ihrer Bibel zu öffnen, sondern auch Sie dazu zu ermutigen, die Türen Ihres Herzens zu öffnen und sich darauf vorzubereiten, „Ihre persönlichen Netze fallen zu lassen“, was immer diese für Sie auch sein mögen, und Jesus Christus ohne Vorbehalt zu folgen – mit ihm zu wandeln, wo immer er Sie hinzuleiten gedenkt.
Ja, nehmen Sie diesen Ruf von ganzem Herzen ernst und überlassen Sie Christus die Konsequenzen, die sich aus Ihrem Gehorsam ergeben. Und ja, wenn wir stolpern und vom Weg abkommen, dann sollten wir uns daran erinnern, dass das widerhallende Echo von Gottes Liebe immer bei uns ist – „Folge mir nach!“. Wir werden den Weg unseres Meisters auf den Spuren seines vollkommenen Lebens, seines herausfordernden Todes und seiner glorreichen Auferstehung nachverfolgen, um unsere Hingabe an seine Nachfolge in jedem Aspekt unseres Lebens zu schüren.
Vielleicht spiegelt sich das „Folge mir nach“ am besten in der Geschichte eines Mannes wider, dessen Flugzeug in einem tiefen Dschungel abgestürzt war. Er irrte dort im Busch herum, bis er auf einer Lichtung auf eine Hütte stieß. Ein eingeborener Mann kam aus der Hütte. Der verirrte Pilot fragte den Mann, ob er ihn aus dem Dschungel führen könnte, und der Eingeborene bejahte das voller Überzeugung.
Sie begaben sich also auf die Reise. Stunden vergingen, während der Eingeborene sich vorankämpfte und mit seiner Machete auf das dichte Gebüsch vor ihnen einhackte. Schließlich rief der Pilot frustriert und gepeinigt: „Sie sagten, Sie würden den Weg kennen, der hier heraus und zur Rettung führt. Wo ist er?“
Da wandte sich der Führer langsam zu ihm um. Und mit einem Lächeln auf den Lippen und einem durchdringenden Blick in die Augen des Piloten verkündete er: „Ich bin der Weg.“
Dieser Geschichte eingedenk, mögen diese Stellen und spätere Folgen uns dabei helfen, bei unserer Reise immer auf Jesu Ruf „Folge mir nach“ zu schauen und zu hören. Wir erinnern uns: Er hat nie gesagt, dass es leicht sein würde. Er sagte aber, dass es das wert sein würde. Wir müssen ihm immer darin vertrauen, dass er uns leiten wird. Derselbe Christus sagt Ihnen in diesem gegenwärtigen Augenblick in Johannes 14, Vers 6: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“