Viele Menschen sehen die Zehn Gebote lediglich als eine Auflistung von Vorschriften oder Vorschlägen und verkennen damit ihren wirklichen Zweck. Jedes der Zehn Gebote legt die Einstellungen und Handlungen offen, die uns zeigen, wie wir Gott und unsere Mitmenschen lieben sollen.

Von Robert Berendt und John LaBissoniere

In der Thora, den ersten fünf Büchern des Alten Testaments, finden wir viele Gesetze Gottes, die dem Volk Israel vor etwa 3500 Jahren gegeben wurden. Gott ordnete an, dass seine Gesetze gelehrt und sogar an die Türrahmen und Tore der Israeliten gehängt werden sollten, damit sie regelmäßig gesehen und in das Denken der Menschen eingeprägt würden (5. Mose 6,6-9).

Diese Gesetze wurden den Israeliten nicht alle auf die gleiche Weise gegeben, denn es gab einen großen Unterschied bei ihrer Weitergabe. Die bürgerlichen Gesetze, die Gesetze über die levitischen Ritualopfer, Waschungen bzw. die Reinigung usw. wurden Mose von Gott gegeben und Mose gab sie dann an das Volk Israel weiter – das Gesetz des Mose.

Die Zehn Gebote dagegen, die als Gesetze bereits im ersten Buch der Bibel vorkommen, hat das Volk direkt von Gott als Gesetzeskodex erhalten. Dieses Ereignis war so dramatisch und eindringlich, dass niemand es wagte, sich abzuwenden.

2. Mose 19, Vers 19 und 2. Mose 20, Vers 1 sagen uns, dass Gott selbst die Zehn Gebote zu ganz Israel verkündet hat. Außer den Zehn Geboten gibt es keinen Hinweis darauf, dass Gott später direkt zu seinem Volk Israel gesprochen hat. Gottes Stimme war sehr mächtig und außerordentlich autoritativ. Die Kulisse aus Feuer, Rauch und ohrenbetäubenden Posaunenstößen ließ alle vor Furcht erzittern.

In 2. Mose 20, Vers 19 lesen wir, dass die Israeliten die Ungeheuerlichkeit des Geschehens nicht ertragen konnten. Sie baten darum, dass von nun an nur noch Mose zu ihnen sprechen sollte, wie Gott es ihm befohlen hatte. Gott benutzte Dramatik, Erhabenheit, Furcht und Macht, um Israel die Wichtigkeit der Zehn Gebote als Grundgesetz vor Augen zu führen.

Mit Gottes Finger geschrieben

Gott gab den Israeliten die Zehn Gebote nicht nur mündlich, sondern auch schriftlich. In 2. Mose 31, Vers 18 lesen wir, dass Gott sie mit seinem eigenen Finger auf steinerne Tafeln schrieb, die er Mose gab: „Und als der Herr mit Mose zu Ende geredet hatte auf dem Berge Sinai, gab er ihm die beiden Tafeln des Gesetzes; die waren aus Stein und beschrieben von dem Finger Gottes.“ Es ist erstaunlich, dass wir Menschen die Bedeutung der biblischen Aussage, dass die Zehn Gebote mit dem Finger Gottes geschrieben wurden, nicht erkennen.

Als Mose die Tafeln aus Zorn über den Götzendienst der Israeliten zerbrach (vgl. dazu 2. Mose 32), schrieb Gott sein Gesetz nochmals auf neue Tafeln: „Und der Herr sprach zu Mose: Haue dir zwei steinerne Tafeln zu, wie die ersten waren, dass ich die Worte darauf schreibe, die auf den ersten Tafeln standen, welche du zerbrochen hast“ (2. Mose 34,1).

Die Aufzeichnung dessen, was Gottes Finger auf diese steinernen Tafeln geschrieben hatte, wurde viele Jahrhunderte in der Bundeslade aufbewahrt. Die Lade und die Tafeln verschwanden, als das Volk Juda wegen seines Ungehorsams von den Babyloniern erobert und der Tempel in Jerusalem zerstört wurde.

Verstehen wir die Dimension der Zehn Gebote? Warum nimmt Gott sich die Zeit, sie auszusprechen und dann zweimal aufzuschreiben? Warum wurden die Tafeln mit den Zehn Geboten in die Bundeslade gelegt? Das, was Gott Mose beim Bau der Stiftshütte auftrug, war eine Nachbildung dessen, was bei Gott im Himmel existiert: „Als Mose das heilige Zelt errichten sollte, befahl ihm Gott: Achte genau darauf, dass alles nach dem Vorbild angefertigt wird, das ich dir hier auf dem Berg gezeigt habe!“ (Hebräer 8,5; „Hoffnung für alle“-Bibel).

Mose musste auf jedes Detail achten. Wir müssen erkennen, dass auch das, was in der Bundeslade war, eine Kopie war. Die Zehn Gebote, die ewigen Gesetze Gottes, werden also in der Bundeslade des geistlichen Tempels im Himmel aufbewahrt!

Die Zehn Gebote heute

Nun sind ca. 3500 Jahre vergangen, seitdem Gott sein Grundgesetz selbst verkündet und auf steinerne Tafeln geschrieben hat. Es ist erstaunlich, dass Menschen sich einreden können, Gott würde ihnen erlauben, seine Gebote zu ändern oder sie in einer Weise zu ergänzen, die er nie beabsichtigt hat. Es gibt solche, die den Zehn Geboten so viele Kleinigkeiten und Gebote hinzufügen, dass sie den Menschen zur Last und zum Joch werden.

Dann gibt es diejenigen, die versuchen, die Gebote zu verändern, indem sie zum Beispiel den Ruhetag vom Samstag auf den Sonntag verlegen. Ein anderes Beispiel ist die Änderung des zweiten Gebots, das besagt, dass wir keine physischen Bilder verwenden sollen, um Gott darzustellen.

Manche sagen, dass alles, was wir tun, akzeptabel sei, solange es der Anbetung und Ehre Gottes dient. So kamen wir an Eier und Hasen, Tannenbäume und Statuen, die tief in der „christlichen Anbetung“ verwurzelt sind. Das widerspricht aber dem zweiten Gebot. Im modernen Christentum gibt es leider auch den großen Irrtum, dass die Gebote „ans Kreuz genagelt“ wurden und wir sie gar nicht mehr zu beachten brauchen, weil sie nicht mehr gelten würden.

Bei alledem überrascht es nicht, dass die Zehn Gebote Gottes heute immer mehr an Relevanz verlieren. Nach einer 2021 im Auftrag des ZDF durchgeführten repräsentativen Umfrage der „Forsa Politik- und Sozialforschung GmbH“ war eine Mehrheit der befragten Deutschen (63 Prozent) der Meinung, dass die Zehn Gebote heute eine geringe bzw. überhaupt keine Bedeutung haben. Drei Viertel meinten sogar, die ersten vier Gebote, die der Anbetung Gottes gewidmet sind, hätten für sie keine große Bedeutung.

Konsequenzen der Abkehr vom Gesetz Gottes

Wenn man die Bibel als Handbuch für richtiges Verhalten versteht, dann dienen die Zehn Gebote als Kapitelüberschriften in deren Inhaltsverzeichnis. Der Wortlaut der Gebote allein umfasst nicht die ganze Geschichte, aber er fasst sie klar zusammen. Zu viele Menschen sehen sie lediglich als eine Auflistung von Vorschriften und verkennen damit ihren wirklichen Zweck.

Jedes der Zehn Gebote legt die Einstellungen und Handlungen offen, die uns zeigen, wie wir Gott und unsere Mitmenschen lieben sollen. Welche Folgen hat es, wenn Menschen sich von Gott, seinem Gesetz und der Bibel abwenden?

Der Prophet Hosea schreibt: „Mein Volk ist dahin, weil es ohne Erkenntnis ist“ (Hosea 4,6). Damit ist das Verständnis der Bibel gemeint, das die Befolgung der ewigen, geistlichen Gesetze Gottes einschließt, wie sie in den Zehn Geboten und anderen untadeligen Satzungen zum Ausdruck kommen. Ohne das offenbarte Wissen des Schöpfers irren die Menschen in nutzloser Unwissenheit umher und verursachen sich selbst und anderen große Qualen und Leiden: „Ihre Füße laufen zum Bösen, und sie sind schnell dabei, unschuldig Blut zu vergießen. Ihre Gedanken sind Unheilsgedanken, auf ihren Wegen wohnt Verderben und Schaden“ (Jesaja 59,7).

Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich unmoralische und korrupte Begleiterscheinungen in der gesamten Gesellschaft entwickelt haben. Dies zeigt sich im wachsenden Verlangen der Menschen nach außerehelichem Geschlechtsverkehr, außerehelichem Zusammenleben, Pornografie, Gewalt, Drogen- und Alkoholabhängigkeit sowie anderen Übeln.

In der Tat ist die Verbannung Gottes und seiner Gebote aus dem öffentlichen und privaten Leben ein Schlag gegen die Grundlagen einer blühenden und wohlhabenden Gesellschaft.

Der Amerikaner Noah Webster, berühmt für sein Wörterbuch und oft als Vater der amerikanischen Wissenschaft und Bildung bezeichnet, sagte: „Die sittlichen Grundsätze und Gebote der Heiligen Schrift sollten die Grundlage aller unserer bürgerlichen Verfassungen und Gesetze bilden. All das Elend und die Übel, die die Menschen durch Laster, Verbrechen, Ehrgeiz, Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Sklaverei und Krieg erleiden, sind das Ergebnis der Missachtung oder Nichtbeachtung der Gebote der Bibel.“

Neben den selbst verschuldeten Folgen zeigt die Bibel auch, dass Gott die Völker für ihren eklatanten Ungehorsam gegenüber seinen Gesetzen richten wird. Werden die Menschen umkehren und den tiefen Respekt vor der Bibel und den Zehn Geboten wiederentdecken? Werden sich die Nationen Gott und seinen Wegen unterordnen? Obwohl das in unserer Zeit unwahrscheinlich erscheinen mag, kommt eines Tages eine dramatische Wende durch das Eingreifen Gottes!

Eine kommende Welt des Friedens

Mit der allgemeinen Abkehr vom Inhalt der Bibel glaubt heute kaum jemand – auch bekennende Christen! – an die Wiederkunft Jesu Christi, eine Verheißung, die mehr als 40 Mal im Neuen Testament vorkommt. Doch Matthäus 24, Vers 22 zeigt uns, dass die Menschheit dem Untergang geweiht ist, wenn Jesus Christus nicht in das Weltgeschehen eingreift.

In Matthäus 24, Vers 22, wo Jesus die Zustände in der Welt vor seiner Wiederkunft beschreibt, sagt er: „Wenn diese Zeit der Not nicht abgekürzt würde, würde die gesamte Menschheit umkommen. Doch wegen der Auserwählten Gottes wird sie abgekürzt werden“ („Neues Leben“-Bibel; alle Hervorhebungen durch uns). Dabei ist die Erkenntnis wichtig, dass die Menschheit erst seit etwas mehr als 50 Jahren die Fähigkeit besitzt, sich selbst zu vernichten. Das ist der Fall, seit sowohl die USA als auch die Sowjetunion Wasserstoffbomben entwickelt und gelagert haben und die Welt lernen musste, mit der „gegenseitig zugesicherten Zerstörung“ zu leben.

Inzwischen gibt es neben Kernwaffen auch andere Massenvernichtungswaffen – z. B. biologische und chemische Kampfstoffe. Die gute Nachricht ist aber die Gewissheit, dass Jesus Christus eingreifen wird, um die Menschheit vor dem Untergang zu bewahren. Darüber hinaus wird Jesus in dieser kommenden, erstaunlichen Zeit Gottes gerechte Regierung aufrichten – das Reich Gottes auf Erden. Jesu Nachfolger dieses Zeitalters werden mit ihm über die Völker herrschen und ein tausendjähriges Zeitalter der Gerechtigkeit und des Friedens einführen (Offenbarung 5,9-10; 11,15; 20,4-6).

Dann wird Gottes Gesetz von Jerusalem, dem Sitz der Herrschaft Christi, ausgehen, und die Menschen werden keinen Krieg und kein Leid mehr kennen, denn alle werden Gott und seine Wege erkennen (Jesaja 2,2-4; 11,1-9). In dieser herrlichen Zeit wird „die Erde voll werden von Erkenntnis der Ehre des Herrn, wie Wasser das Meer bedeckt“ (Habakuk 2,14).

Und anders als heute werden alle Menschen die Zehn Gebote uneingeschränkt achten und befolgen. Beginnend mit dem Volk Israel wird Gott den Menschen helfen, sein Gesetz zu verinnerlichen: „Ich will mein Gesetz geben in ihren Sinn, und in ihr Herz will ich es schreiben und will ihr Gott sein und sie sollen mein Volk sein“ (Hebräer 8,10; vgl. Jeremia 31,31-34).

All dies wird möglich, wenn Menschen auf der ganzen Welt die wunderbare Gabe des heiligen Geistes empfangen (Joel 3,1-2). Gottes Gesetze und die ganze Heilige Schrift werden die Grundlage der Erziehung in der ganzen Welt sein – und durch den heiligen Geist verinnerlicht werden. Und noch einmal spricht Gott zu Israel als Beispiel für das, was er mit allen Menschen vorhat:

„Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun“ (Hesekiel 36,26-27).

Stellen Sie sich eine Welt vor, in der alle Menschen nach den Zehn Geboten und den anderen Gesetzen der Heiligen Schrift leben. Einer der Gründerväter Amerikas hat sich genau das vorgestellt. John Adams, der erste Vizepräsident und zweite Präsident der Vereinigten Staaten, schrieb:

„Angenommen, eine Nation in einem fernen Land würde die Bibel zu ihrem einzigen Gesetzbuch machen, und jeder Bürger würde sein Verhalten nach den darin enthaltenen Regeln ausrichten. Jeder Bürger wäre aus Gewissensgründen verpflichtet zu Mäßigung, Genügsamkeit und Fleiß [oder Produktivität], zu Gerechtigkeit, Freundlichkeit und Nächstenliebe gegenüber seinen Mitmenschen und zu Frömmigkeit, Liebe und Ehrfurcht gegenüber dem allmächtigen Gott.

In dieser Gesellschaft würde niemand seine Gesundheit durch Völlerei, Trunkenheit oder Wollust schädigen ... Niemand würde stehlen oder lügen oder seinen Nächsten auf irgendeine Weise betrügen, sondern in Frieden und gutem Willen mit allen Menschen leben. Niemand würde seinen Schöpfer lästern oder seine Anbetung entweihen, sondern eine vernünftige und ... eine aufrichtige und ungekünstelte Frömmigkeit und Hingabe würde in allen Herzen herrschen. Welch eine Utopie, welch ein Paradies wäre diese Region“ (Tagebuch John Adams, Eintrag vom 22. Februar 1756).

Dieser Traum wird sich im Reich Gottes erfüllen, wenn alle Menschen zur Umkehr und zum Gehorsam geführt werden. Dann wird die Welt von Harmonie erfüllt sein (Psalm 96,3; Jesaja 11,9). Jesus Christus wird den Menschen nicht nur ein Leben in Frieden, Sicherheit und materiellem Überfluss ermöglichen, sondern ihnen auch die notwendige geistliche, moralische und ethische Führung und Unterweisung geben.

Bei dieser entscheidenden Aufgabe wird Christus von den auferstandenen, treuen und weisen Söhnen und Töchtern Gottes unterstützt, die als Lehrer, Verwalter, Richter und Führer dienen werden (2. Korinther 6,18; Jesaja 30,20). Sie werden jeden Menschen sorgfältig in der Lebensweise Gottes unterweisen, in der die Zehn Gebote die Grundlage bilden (5. Mose 10,4; Jesaja 30,21).

Wenn sowohl Menschen wie auch ganze Völker Gottes Lehren befolgen, haben sie eine solide Grundlage für eine harmonische Zusammenarbeit, um ihrem Schöpfer und einander zu dienen. Gott segnet alle, die seinem Gesetz gehorchen (Sprüche 29,18). Aber Sie müssen nicht bis zur Wiederkunft Jesu Christi warten, um die Früchte der Freude und des Friedens in Ihrem Leben zu genießen. Sie können sich schon heute in aufrichtiger Umkehr und im Gehorsam gegenüber den Zehn Geboten Gott zuwenden und einen Vorgeschmack seines kommenden herrlichen Reiches erleben.

In seinen Geboten weist Gott sogar den Weg in diese Zukunft. Das vierte Gebot, den Sabbat zu halten und zu heiligen, erinnert nicht nur an Gott als Schöpfer (2. Mose 20,8-11), sondern auch an ihn als Befreier aus der Knechtschaft (5. Mose 5,12-15). Und der Sabbat am Ende der Arbeitswoche symbolisiert die kommende eintausendjährige Herrschaft Christi als Ruhe von der ermüdenden Arbeit dieses Zeitalters (siehe Hebräer 3-4 und unsere kostenlose Broschüre Der biblische Ruhetag – Samstag oder Sonntag?).

Das kommende Zeitalter vom Reich Gottes wird auch durch das jährliche Laubhüttenfest versinnbildlicht, ein weiteres biblisches Fest, das wir jedes Jahr im Herbst feiern.

Wir sehnen uns nach der wunderbaren Zukunft, die vor uns liegt, und folgen deshalb dem Gebet Christi: „Dein Reich komme“ (Matthäus 6,10). Und so wollen wir mit seiner Hilfe danach streben, schon heute nach den Gesetzen dieses Reiches zu leben und den großen Segen zu erfahren, den es uns und allen anderen Menschen bringen wird.