Der biblische Bericht über Jesu Geburt unterscheidet sich überraschend von den Traditionen des Christentums unserer Zeit. Wie gut können Sie Fakten von Fiktion unterscheiden?
Von John Ross Schroeder und Doug Johnson
Die meisten von uns sind mit der traditionellen Weihnachtsgeschichte aufgewachsen – der Erzählung, wie Jesus am Weihnachtstag in einem Stall von Bethlehem geboren wurde und wie die Hirten und die drei Weisen auf die Krippe blickten.
Aber ist das wirklich so geschehen? Viele glauben daran. Wenn man aber genauer hinsieht, was wirklich in der Bibel geschrieben steht, gibt es einige Überraschungen. Was sagt die Bibel wirklich über die Umstände der Geburt Christi?
Das Matthäus- und Lukasevangelium beschreiben die wahre Geschichte der Geburt Jesu. Sie beschreiben aber nicht die Weihnachtsgeschichte, die zu dieser Jahreszeit so beliebt ist.
Lukas’ wichtiger Hintergrund
Der Evangelist Lukas war Arzt und Historiker. Er bemühte sich, alle sachdienlichen Fakten wiederzugeben.
So schrieb er in seinem Vorwort: „Schon viele haben versucht, die Ereignisse zusammenhängend darzustellen, die Gott unter uns geschehen ließ und mit denen er seine Zusagen eingelöst hat. Diese Ereignisse sind uns überliefert in den Berichten der Augenzeugen, die von Anfang an alles miterlebt hatten und die den Auftrag erhielten, die Botschaft Gottes weiterzugeben. So habe auch ich mich dazu entschlossen, all diesen Überlieferungen bis hin zu den ersten Anfängen sorgfältig nachzugehen und sie für dich, verehrter Theophilus, in der rechten Ordnung und Abfolge niederzuschreiben. Du sollst dadurch die Zuverlässigkeit der Lehre erkennen, in der du unterwiesen wurdest“ (Lukas 1,1-4; Gute Nachricht Bibel; alle Hervorhebungen von uns).
Mit anderen Worten: Lukas befragte Zeitzeugen, die sich in Bezug auf Jesu Leben gut auskannten. Auf dieser Basis schrieb er sein Evangelium. Nach dieser wichtigen Einleitung beginnt er die wahre Geschichte von Jesu Geburt mit einem Bericht über Zacharias, den Vater von Johannes dem Täufer: „Zu der Zeit des Herodes, des Königs von Judäa, lebte ein Priester von der Ordnung Abija, mit Namen Zacharias, und seine Frau war aus dem Geschlecht Aaron und hieß Elisabeth“ (Vers 5). Später erfahren wir, dass Elisabeth eine Verwandte von Maria war (Vers 36).
„Sie waren aber alle beide fromm vor Gott und lebten in allen Geboten und Satzungen des Herrn untadelig. Und sie hatten kein Kind; denn Elisabeth war unfruchtbar und beide waren hochbetagt“ (Verse 6-7).
Zacharias war von der „Ordnung Abija“. Was aber bedeutet das? Tausend Jahre zuvor hatte König David die levitische Priesterschaft in 24 Ordnungen eingeteilt. Wie in 1. Chronik, Kapitel 24 und besonders in den Versen 3, 10 und 19 erklärt wird, gab es sehr viele Priester für die verschiedenen Tempelaufgaben.
Um allen die Möglichkeit zum Dienst zu geben, teilte David die Priester in 24 Ordnungen ein. Jeder Priester sollte sein Amt zweimal im Jahr eine bestimmte Woche lang ausüben (5. Mose 16,16). Während der drei Jahreszeiten der biblischen Feste sollten alle Priester gemeinsam dienen. Die Frage ist: Kennen wir die Zeiten, zu denen die Ordnung Abija im Tempel diente? Ja, die Zeiten können durch die Informationen aus 1. Chronik, Kapitel 24 und den Traditionen des Judentums bezüglich der Ausführung der Tempelaufgaben während des Jahres bestimmt werden.
Die Hinweise deuten darauf hin, dass Zacharias’ Woche, die von Lukas erwähnt wurde, um Pfingsten herum stattfand, welches im Allgemeinen auf Ende Mai bis Mitte Juni fällt. Obwohl die Feiertage und Feste Gottes auf festgesetzte Zeiten in Gottes heiligem Kalender fallen, variieren ihre Termine im römischen Kalender, den wir heute benutzen, um ein paar Wochen.
So scheint es, dass wir die Zeit bestimmen können, in der Zacharias seinen Tempeldienst verrichtet hat. Die Quelle The Companion Bible datiert diese Woche auf den 13.-19. Juni des errechneten Jahres (1974, Anhang-Nr. 179, Seite 200).
Eine unerwartete Engelserscheinung
Lukas berichtet weiter: „Und es begab sich, als Zacharias den Priesterdienst vor Gott versah, da seine Ordnung an der Reihe war, dass ihn nach dem Brauch der Priesterschaft das Los traf, das Räucheropfer darzubringen; und er ging in den Tempel des Herrn“ (Lukas 1,8-9).
Als Nächstes geschah etwas, das wohl jeden erschreckt hätte: „Da erschien ihm der Engel des Herrn . . . Und als Zacharias ihn sah, erschrak er, und es kam Furcht über ihn. Aber der Engel sprach zu ihm: Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Gebet ist erhört, und deine Frau Elisabeth wird dir einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Johannes geben“ (Verse 11-13).
Dann erklärte der Engel die Aufgabe von Zacharias’ zukünftigem Sohn, Johannes dem Täufer: „Denn er . . . wird schon von Mutterleib an erfüllt werden mit dem heiligen Geist . . . Und er wird vor ihm [Jesus Christus, der kommende Messias] hergehen im Geist und in der Kraft Elias . . . zuzurichten dem Herrn ein Volk, das wohl vorbereitet ist“ (Verse 15-17).
Obwohl Zacharias ein gerechter Mann war, konnte er der Botschaft Gabriels in diesem Moment nicht glauben. Wegen seines Unglaubens sollte er nicht mehr sprechen können, bis sein Sohn Johannes geboren war (Verse 18-20).
Der Zeitpunkt von Elisabeths und Marias Empfängnis
„Und es begab sich, als die Zeit seines Dienstes um war, da ging er heim in sein Haus. Nach diesen Tagen wurde seine Frau Elisabeth schwanger und hielt sich fünf Monate verborgen“ (Lukas 1,23-24). Wenn man davon ausgeht, dass Elisabeth wenige Wochen nach Zacharias’ Rückkehr nach Hause schwanger wurde, so wäre es nach den fünf Monaten Mitte bis Ende November, da Zacharias’ Tempeldienst Mitte Juni stattfand.
Die Szene wendet sich dann der Geburt des Messias zu: „Im sechsten Monat aber wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt Galiläas namens Nazareth gesandt, zu einer Jungfrau, die verlobt war mit einem Mann namens Joseph . . . Und der Engel kam zu ihr herein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadigte! Der Herr ist mit dir, du Gesegnete unter den Frauen!“ (Verse 27-28; Schlachter-Bibel).
Dieser Bericht zeigt deutlich, dass Maria wirklich eine bemerkenswerte junge Frau des Glaubens war. Der Engel Gabriel sprach zu ihr: „Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden . . . und er wird König sein über das Haus Jakob [Israel] in Ewigkeit“ (Verse 31-33).
Da Maria unverheiratet und eine Jungfrau war, stellte sie die naheliegende Frage. Die Antwort darauf lautete: „Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten“ (Vers 35).
Der Erzengel Gabriel hob die wunderwirkende Kraft Gottes hervor: „Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, ist auch schwanger mit einem Sohn, in ihrem Alter, und ist jetzt im sechsten Monat, von der man sagt, dass sie unfruchtbar sei. Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich“ (Verse 36-37).
Maria und Elisabeth
Es ist also etwas Zeit vergangen. Elisabeth ist jetzt im sechsten Monat, vielleicht ist es Ende Dezember oder etwas später. „Maria aber machte sich auf in diesen Tagen [im gleichen Zeitraum] und ging eilends in das Gebirge zu einer Stadt in Juda und kam in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth. Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe“ (Verse 39-41).
Elisabeth war zu dieser Zeit im sechsten Monat mit Johannes dem Täufer schwanger. Aus den vorausgegangenen Schriftstellen kann man leicht ersehen, dass Maria auch mit Jesus schwanger war. Elisabeth spricht sogar mit Maria, als ob sie weiß, dass Maria eine zukünftige Mutter ist: „Und wie geschieht mir das, dass die Mutter meines Herrn zu mir kommt? Denn siehe, als ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte das Kind vor Freude in meinem Leibe“ (Verse 43-44).
Vers 56 sagt: „Und Maria blieb bei ihr etwa drei Monate; danach kehrte sie wieder heim.“ Es war jetzt Ende März. Maria blieb bis kurz vor der Geburt von Johannes dem Täufer bei Elisabeth. „Und für Elisabeth kam die Zeit, dass sie gebären sollte; und sie gebar einen Sohn“ (Vers 57).
Maria war ungefähr im dritten Monat schwanger, als Johannes geboren wurde. Johannes wurde Ende März oder Anfang April geboren. Wann wurde also Jesus Christus geboren? Sechs Monate später wäre Ende September oder Anfang Oktober – im Herbst des Jahres, nicht im Winter, wie es heutzutage fälschlicherweise so viele glauben.
Der Beweis der römischen Volkszählung
Gibt es biblische Beweise dafür, dass Jesus im Herbst statt im Winter geboren wurde? Ja, es gibt sie wirklich!
Lukas berichtet weiter: „Zu jener Zeit ordnete Kaiser Augustus an, dass alle Menschen in seinem Reich gezählt und für die Steuer erfasst werden sollten. Diese Zählung war die erste und wurde durchgeführt, als Quirinius Statthalter der Provinz Syrien war. Und alle gingen hin, um sich einschreiben zu lassen, jeder in die Heimatstadt seiner Vorfahren“ (Lukas 2,1-3; Gute Nachricht Bibel).
Was für Menschen waren die Römer, wenn es um Ordnung und Effizienz ging? Sie bauten Brücken, Straßen und Gebäude, die in einigen Fällen auch heute noch, 2000 Jahre später, existieren. Ihre Straßen waren Wunderwerke der Baukunst. Sie bauten Wasserwerke und Kanalisation. Auch heute noch hat unsere Stadtplanung den Römern viel zu verdanken. Selbst die Regierungen und das Militär haben vieles von den Römern kopiert. Sie waren Meister der Organisation und Struktur.
Hätten die Römer deshalb eine Volkszählung mitten im Winter angeordnet? Natürlich nicht. Das wäre ganz und gar kontraproduktiv gewesen! Im Winter können die Temperaturen in der Nähe von Jerusalem unter den Gefrierpunkt fallen. Die Straßen wären matschig und nass gewesen, das Wetter kalt und regnerisch. Gelegentlich hätte es auch geschneit. Es wäre eine schreckliche Reisezeit gewesen, besonders für eine Frau kurz vor der Geburt.
Der schottische Geistliche Cunnigham Geikie schrieb, dass diese Volkszählung „kaum zu dieser Jahreszeit [Winter] hätte stattfinden können. Denn diese Zeit wäre wohl nicht von den Beamten für eine öffentliche Registrierung ausgewählt worden, welche zur Folge gehabt hätte, dass die Bevölkerung von überall her zu ihren Geburtsorten anreisen müsste. Stürme und Regen machten das Reisen im Winter sowohl unsicher als auch unerfreulich, es sei denn, es war ein besonders milder Winter. Schnee ist in Jerusalem in den Wintermonaten überhaupt nichts Ungewöhnliches. Ich habe ihn schon so hoch gesehen, dass die Leute ihren Weg außerhalb der Stadttore verloren haben“ (Cunningham Geikie, „Christmas at Bethlehem“, Holy Days and Holidays, Edward Deems, Herausgeber, 1968, Seite 405).
Kein vernünftiger römischer Beamter hätte eine Volkszählung für den Winter anberaumt. Für eine Agrargesellschaft, wie die von Judäa im ersten Jahrhundert, wäre eine Volkszählung im Herbst, als die Ernte sicher eingeholt worden war, sehr viel sinnvoller gewesen.
Warum gab es keine Unterkunft in Bethlehem?
Im Lukasevangelium finden wir einen weiteren biblischen Beweis für die wirkliche Zeit der Geburt Jesu Christi: „Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth . . ., weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte“ (Lukas 2,4-6).
Wir wissen nicht, wie viel Zeit sie im Voraus anreisten oder wie lange sie zur Volkszählung blieben. Der Punkt ist aber, dass die wichtigste Geburt der Menschheitsgeschichte unter diesen Umständen stattfand.
„Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge“ (Vers 7). Aber warum gab es für Josef und Maria keine Unterkunft in Bethlehem? Wir erfahren sehr viel, wenn wir die Kultur dieser Zeit verstehen.
Wenn wir den Zeitrahmen richtig eingeschätzt haben, basierend auf der Tatsache, dass Johannes kurz nach der ersten Ordnung von Abija um Pfingsten herum gezeugt wurde, und seine Geburt neun Monate später stattfand, gefolgt von Jesu Geburt sechs Monate später Ende September oder Anfang Oktober, welches andere Ereignis hätte noch in dieser bestimmten Zeit zu knappen Übernachtungsmöglichkeiten in Bethlehem geführt?
Ende September und Anfang Oktober finden die Herbstfeste nach dem hebräischen Kalender statt, eine der drei Zeiten im Jahr, zu denen die Familien nach Jerusalem reisten, um Gottes Feste zu halten (siehe 5. Mose 16,16). Da die Juden Israels dieses Gebot immer noch halten, ist es sogar heute noch schwierig, in dieser Jahreszeit ein Hotelzimmer zu finden!
Die Bevölkerung Jerusalems stieg in dieser Zeit um ein Vielfaches an. Dies wirkte sich auch auf benachbarte Städte aus, wie z. B. Bethlehem, das ein paar Kilometer südlich von Jerusalem liegt. Aufgrund dieses großen Zustroms an Menschen war jedes Haus besetzt. Josef und Maria fanden einen Platz, der normalerweise benutzt wurde, um Tiere unterzubringen. Obwohl es kein Luxus war, waren sie wahrscheinlich sehr dankbar für diese Unterkunft.
Die Hirten und ihre Herden
Im Lukasbericht finden wir einen weiteren Beweis dafür, dass Jesus nicht im Winter geboren wurde. Vers 8 sagt uns: „Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.“
Auch das zeigt, dass diese Ereignisse nicht im Winter stattgefunden haben. Es war allgemein üblich, dass die Hirten ihre Herden auf dem offenen Feld von April bis Oktober weideten. In den kalten und nassen Wintermonaten jedoch brachten sie ihre Herden zurück nach Hause in den Stall. Der Interpreter’s One-Volume Commentary (1971) erklärt, dass diese Schriftstelle „gegen die Geburt [Christi] am 25. Dezember argumentiert, da das Wetter nicht zugelassen hätte“, dass die Hirten ihre Herden nachts auf dem Feld bewachten.
Der Adam Clarke’s Commentary weist darauf hin, dass „die Hirten ihre Schafe noch nicht nach Hause gebracht hatten. Aufgrund dessen hatte der Oktober wahrscheinlich noch nicht angefangen, und deshalb ist unser Herr folgerichtig nicht am 25. Dezember geboren worden, als keine Herden mehr bei Nacht auf den Feldern waren. Er konnte auch nicht später als im September geboren worden sein, da die Herden dann noch bei Nacht auf den Feldern waren. Aufgrund dieser Basis sollte die Geburt im Dezember aufgegeben werden. Das Weiden der Herden bei Nacht auf den Feldern ist eine chronologische Tatsache, die ein beachtliches Licht auf diesen Streitpunkt wirft.“
Die Beweise im Lukasevangelium deuten auf eine Geburt gegen Ende September hin.
Die Hirten kommen, um Jesus zu sehen
Die Geschichte geht in Lukas 2, Verse 10 bis 17 weiter: „Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen . . . Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.“
Hier gilt es zu beachten, dass nur die Hirten pünktlich ankamen, um Jesus in der Krippe zu sehen. Wie wir sehen werden, erschienen die Weisen erst später. „Und als acht Tage um waren und man das Kind beschneiden musste, gab man ihm den Namen Jesus, wie er genannt war von dem Engel, ehe er im Mutterleib empfangen war. Und als die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz des Mose um waren, brachten sie ihn nach Jerusalem, um ihn dem Herrn darzustellen, wie geschrieben steht im Gesetz des Herrn: Alles Männliche, das zuerst den Mutterschoß durchbricht, soll dem Herrn geheiligt heißen, und um das Opfer darzubringen . . . ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben“ (Lukas 2,21-24; vgl. 2. Mose 13,2).
Dies wird auch „Auslösung der Erstgeburt“ genannt. In 3. Mose, Kapitel 12, Verse 2-3 und 6 erfahren wir, dass diese Zeremonie 40 Tage nach der Geburt eines Sohnes stattfand. Wenn Christus Ende September geboren wurde, dann ist es jetzt Mitte November.
Die Weisen und Herodes
Nun setzen wir die Geschichte in Matthäus Kapitel 2, Verse 1-3 fort: „Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten. Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.“
Warum beunruhigte Herodes diese Nachricht? Andere historische Berichte attestieren Herodes eine große Angst vor einem Umsturz. Die Nachricht über die Geburt eines neuen Königs der Juden bedrohte seine Position.
Offensichtlich kannte Herodes die Traditionen und Prophezeiungen bezüglich des jüdischen Messias sehr genau. „Und er ließ zusammenkommen alle Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa“ (Verse 4-5).
König Herodes versteckte seine Mordabsichten sehr gut. „Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre, und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr’s findet, so sagt mir’s wieder, dass auch ich komme und es anbete“ (Verse 7-8).
Herodes nannte Jesus nicht Baby, sondern „Kindlein“. Er wusste, wie lang die Reise für die Weisen gewesen sein musste – vielleicht kamen sie ganz aus Parthien oder der Region um Babylon, wo die Israeliten und Juden vor einigen Jahrhunderten in Gefangenschaft gebracht worden waren. Der König war sich bewusst, dass seit der Erscheinung des Sterns einige Zeit vergangen war und er nicht mehr nach einem neugeborenen Baby suchte, sondern nach einem älteren männlichen Kleinkind.
Um jegliche Bedrohung für seine Position zu vernichten, ließ er „in Bethlehem und Umgebung alle kleinen Jungen bis zu zwei Jahren töten. Das entsprach der Zeitspanne, die er aus den Angaben der Sterndeuter entnommen hatte“ (Vers 16; Gute Nachricht Bibel). Herodes ordnete die Ermordung dieser zweijährigen und jüngeren Jungen an, um seinen Thron zu schützen.
Es war nicht die traditionelle Krippenszene
Die Weisen wurden durch ein Wunder zum Christkind geführt (Verse 9-10). „Und als sie in das Haus gekommen waren, sahen sie das Kind mit Maria“ (Vers 11; Elberfelder Bibel). An diesem Punkt fällt die typische Krippenszene völlig auseinander. Die Krippe wird hier nicht erwähnt. Stattdessen wird berichtet, dass Jesus sich in einem Haus befindet. Jesus war auch kein Baby mehr, sondern ein kleines Kind. Offensichtlich besuchten die Weisen Jesus lange nach dem Besuch der Hirten – vielleicht ein Jahr oder noch später.
Die allgemein bekannte Krippenszene beinhaltet die drei Weisen. In der Bibel wird jedoch nirgends über die tatsächliche Anzahl berichtet. Sie berichtet allerdings darüber, dass Jesus drei verschiedene Geschenke überreicht wurden – Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Warum gerade diese Geschenke? Ihre Symbolik ist eindrucksvoll, wenn wir sie verstehen.
Gold war ein Geschenk für Könige – in diesem Fall für den auserwählten König der Juden und den zukünftigen „König aller Könige und Herr aller Herren“, der über die ganze Erde regieren wird (Offenbarung 19,16).
Weihrauch stand direkt mit der Priesterschaft und den Tempelopfern in Verbindung. Es zeigte voraus, dass Jesus Christus als unser Hohepriester dienen und sich selbst als perfektes Opfer geben würde, um die Strafe für alle Sünden der Menschheit zu bezahlen (Hebräer 4,14-15; 9,11-14; 1. Petrus 1,18-19).
Myrrhe hatte eine viel ernüchternde Symbolik. Wenn eine Person starb, wurde dieses duftende Harz zur Einbalsamierung benutzt, um den Todesgeruch zu übertünchen. Jesu Körper sollte in Leinen mit Myrrhe und Aloe eingewickelt werden (Johannes 19,39-40).
Warum sollten wir die biblischen Festtage halten?
Die Evangelisten Matthäus und Lukas offenbaren die wahre Geschichte über die Geburt Jesu Christi und den allgemeinen Zeitablauf der damit verbundenen Ereignisse. Johannes der Täufer wurde im Frühling geboren. Sein Cousin Jesus wurde sechs Monate später geboren – wahrscheinlich Ende September, vielleicht Anfang Oktober. Die Hirten besuchten das Neugeborene sofort, die Weisen – ihre Zahl ist unbekannt – kamen erst viel später.
Es ist tragisch, dass die wahre Geschichte durch menschliche Traditionen so sehr entstellt wurde. Es ist auch tragisch, dass Menschen biblische Anweisungen ignorieren und stattdessen ihre eigenen erfinden. Jesus selbst verurteilte besonders die religiösen Führer seiner Zeit: „So setzt ihr das Wort Gottes außer Kraft und ersetzt es durch eure Überlieferungen. Dafür gibt es noch viele andere Beispiele“ (Markus 7,13).
Im 5. Buch Mose, Kapitel 12 finden wir ein starkes und wichtiges biblisches Prinzip. Es sagt uns, warum wir die jährlichen Festtage und Feste, die der Schöpfergott in seinem Wort offenbart hat, halten sollen und nicht die traditionellen Feiertage, die dem Heidentum entliehen sind:
„So sollst du dem Herrn, deinem Gott, nicht dienen; denn sie haben ihren Göttern alles getan, was dem Herrn ein Gräuel ist und was er hasst . . . Alles, was ich euch gebiete, das sollt ihr halten und danach tun. Ihr sollt nichts dazutun und nichts davontun“ (5. Mose 12,31 – 13,1).
Haben Sie sich nicht auch schon einmal darüber gewundert, dass zwei Evangelisten die Umstände der Geburt Christi beschreiben (die anderen zwei berichten noch nicht einmal über dieses Ereignis), aber keiner von ihnen erwähnt das Geburtsdatum? Ist Ihnen schon aufgefallen, dass die Bibel „Weihnachten“ an keiner Stelle erwähnt? Und warum schreibt kein biblischer Autor darüber, dass man der Geburt Jesu gedenken soll?
Wir finden allerdings klare Anweisungen, Jesu Christi Opfer und Tod an unserer Statt zu gedenken (1. Korinther 11,23-26). Wir finden auch Gebote darüber, die anderen biblischen Feste zu halten, dieselben Feste, die Jesus und die neutestamentliche Kirche gefeiert haben. Ist es nicht an der Zeit, dass Sie in Ihre Bibel schauen, um herauszufinden, was Gottes Wort, das Handbuch für die Menschheit, über diese Feste zu sagen hat?
Wenn Sie mehr über die wahren christlichen Feste der Bibel erfahren wollen, dann können Sie unsere kostenlose Broschüre Gottes Festtage: Der Plan Gottes für die Menschen bestellen oder im Internet als PDF-Datei herunterladen.
Die Festlegung des Datums für Weihnachten
Gerard und Patricia Del Re erläutern die Festlegung vom 25. Dezember als offizielle römische Feier: „Die Saturnalia und der Neumond waren die [heidnischen] Feiern, die frühen Christen am bekanntesten waren: 17.-24. Dezember und 1.-3. Januar. Die Tradition des 25. Dezember als Geburtsfeier Christi kam aus Persien nach Rom. Mithra, der persische Gott des Lichts und der heiligen Bündnisse, wurde am 25. Dezember aus einem Felsen geboren.
Rom war für seine Faszination mit fremden Göttern und Kulten bekannt. Im 3. Jahrhundert [274 n. Chr.] führte der ungläubige Kaiser Aurelian das Fest von Dies Invicti Solis, dem Tag der unbesiegbaren Sonne, am 25. Dezember ein. Mithra stellte die Verkörperung der Sonne dar. Der Tag seiner Wiedergeburt war ein Hauptfeiertag im Mithraismus, der unter der Schirmherrschaft von Aurelian zur neuesten offiziellen Religion Roms geworden war. Vor seiner Bekehrung zum Christentum soll der römische Kaiser Konstantin ein Anhänger des Mithraismus gewesen sein. Er war wahrscheinlich daran beteiligt, dieses wichtige Fest seiner alten Religion in seinem neuen Glauben zu etablieren“ (The Christmas Almanac, 1979, Seite 17).
Obwohl man nicht mit Sicherheit sagen kann, wann der 25. Dezember erstmalig als Weihnachten gefeiert wurde, stimmen Historiker allgemein darin überein, dass es im 4. Jahrhundert geschehen ist.
Dies ist ein erstaunlich spätes Datum! Weihnachten wurde in Rom, der Hauptstadt des Römischen Reiches, erst ca. 300 Jahre nach Christi Tod gefeiert. Folglich kann sein Ursprung weder auf die Lehre Jesu noch auf die Glaubensausübung seiner Apostel und der ersten Christen zurückgeführt werden. Die Einführung von Weihnachten als „christliches“ Fest stellt eine bedeutsame Abkehr von dem ursprünglichen Glauben dar, „der ein für alle Mal den Heiligen überliefert ist“ (Judas 1,3).