Auf ihrem Millenniumsgipfel im Jahr 2000 verkündeten die Vereinten Nationen ihre Absicht, bis zum Jahr 2015 Hunger und akute Armut zu beseitigen bzw. Krankheiten, Kindersterblichkeit und Unterernährung stark zu reduzieren. Alle 191 UN-Mitgliedsstaaten waren sich in dieser Zielsetzung einig. Wie lassen sich diese Ziele mit der biblischen Beschreibung des Reiches Gottes vergleichen?
Von Howard Davis
Man stelle sich vor – 1000 Jahre des Friedens für alle Nationen, eine Zeit des bewußten Umweltschutzes bei materiellem Überfluß ohne jegliche Gefahr eines Krieges, eine Zeit der vollkommenen Gerechtigkeit, der hochwertigen Ausbildung und der ausreichenden Nahrungsmittel für jeden Menschen auf der Erde.
Welche Religion verkündet diese Vision? „Zu gut, um wahr zu sein“ wäre das Prädikat vieler Menschen bei dieser idyllischen Zukunftsperspektive, doch nach einer besseren Welt sehnen wir uns alle. Vor fünf Jahren verkündeten die Vereinten Nationen auf ihrem „Millenniumsgipfel“ ehrgeizige Ziele für eine bessere Welt bis zum Jahr 2015. Es mag eine Überraschung sein, daß diese Ziele gewisse Gemeinsamkeiten mit der Zukunftsvision aufweisen, die Jesus Christus verkündete. Jesu Vorausschau auf die Zukunft war Teil seiner Botschaft vom Reich Gottes – einer Botschaft, die heute weitgehend unbekannt ist und sogar bei den meisten bekennenden Christen in Vergessenheit geraten ist.
Die UN-Ziele und Jesu Botschaft vom Reich Gottes sind Visionen einer besseren Zukunft für die gesamte Menschheit. Beide sollen die großen Träume der Menschen erfüllen. Beide basieren auf dem Begriff „Millennium“. Und beide stoßen bei einem Großteil der Welt auf Unglauben, einer Welt gefangen in Skepsis und Zynismus.
Ihr Unterschied liegt darin, daß Jesu Millenniumsvision unvergleichlich weitreichender ist. Sie geht realistischer mit den Ursachen unserer heutigen Probleme um und bietet Lösungen an. Die Lösungen scheinen unerfüllbar zu sein, weil ihre Umsetzung nicht von Menschen abhängt. In Wahrheit ist diese Voraussetzung aber um so mehr ein Grund, an die Vision Jesu Christi zu glauben.
Die UN-Millenniumsziele sind lobenswert, aber zu bescheiden
Ich lebe mit meiner Frau und unseren vier Kindern in einem typischen Haus in einem Vorort einer amerikanischen Großstadt – eine durchschnittliche Wohngegend der amerikanischen Mittelklasse. Ich würde nicht wollen, daß meine Kinder wie die „unteren zwei Milliarden“ Menschen auf Erden leben, selbst wenn die UN-Ziele für das Jahr 2015 erreicht werden können. Auch die anderen Eltern, die diesen Artikel lesen, würden das für ihre Kinder nicht wollen.
Bei einem Besuch am Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York konnte ich mich über die UN-Millenniumsziele informieren. Die Notwendigkeit des Programms liegt auf der Hand: Mehr als 1,5 Milliarden Menschen leben mit weniger als einem Euro am Tag, den meisten von ihnen stehen täglich nur 60 Cent zur Verfügung, und viele Millionen leben mit noch weniger.
Im September 2000 beschlossen die UN-Mitgliedsländer, die Anzahl der Menschen mit einem Einkommen von weniger als einem Euro am Tag bis 2015 zu halbieren, die armen Bevölkerungen der Welt mit sauberem Trinkwasser zu versorgen und die Anzahl der Menschen, die unter schwerer Unterernährung leiden, zu halbieren. Sie hoffen zudem, daß sie bis zum Jahr 2010 100 Millionen Menschen aus hoffnungslosen Wohnverhältnissen in Mega-Slums befreien können.
An diesen lobenswerten Zielen ist nichts auszusetzen – außer, daß sie zu bescheiden sind. Obwohl sie ehrgeizig erscheinen, vermitteln sie Millionen Menschen, deren tägliches Leben ein einziger Überlebenskampf ist, keine Hoffnung.
Positiv gesehen haben die Millenniumsziele der UN dazu geführt, daß eine Reihe von konkreten Möglichkeiten für menschlichen Fortschritt auf globaler Ebene angestoßen wurden. Jetzt finden ernsthafte Diskussionen über ein mögliches Ende der Armut auf Erden statt. Viele führende Politiker der Welt haben sich zu dem Ziel bekannt, allen Menschen bei der Erfüllung ihres Potentials zu helfen und sie von hoffnungsloser Armut, Hunger, Krankheit und Mißbrauch zu befreien.
Andererseits sind wir mit der ernüchternden Realität konfrontiert, daß es dem Menschen in seiner ganzen Geschichte nie gelungen ist, dauerhaften Frieden zu schaffen. Unsere Welt gründet sich auf die Ablehnung des Schöpfers und seines Wertesystems. Daran können die Vereinten Nationen nichts ändern. Das ist auch der Grund, warum nur ein übernatürliches Eingreifen eine neue Weltordnung schaffen kann. Die Nationen unserer heutigen Welt werden ihre Waffen nicht freiwillig niederlegen. Das Militärwesen verschlingt jährlich weltweit Kosten in Höhe von einer dreiviertel Billion Euro – Gelder, mit denen man sonst schnell zur effektiven Linderung der hoffnungslosesten Armut beitragen könnte.
Für die Hunderte von Millionen Menschen, denen auch die UN-Millenniumsziele nicht helfen werden, kann es nur durch die vergessene Botschaft Jesu Christi Hoffnung auf eine bessere Zukunft geben, die eines Tages Realität wird.
Unsere ungläubige Welt
Die Vorstellung eines tausendjährigen universellen Fortschritts für die Menschheit findet sich in einer Prophezeiung gegen Ende des biblischen Buches der Offenbarung (siehe 20,4. 6). Stellen Sie sich einmal eine Welt vor, in der jedes Land in Afrika genauso wohlhabend ist, wie es die USA heute sind, und jedes Land in Asien und Südamerika wohlhabender ist, als es irgendeine Nation im 20. Jahrhundert war. Solch eine Welt scheint einfach unvorstellbar zu sein.
Aber die Tatsache, daß die Welt an ein himmlisches Paradies, das zu einer irdischen Realität wird, nicht glauben kann, bedeutet nicht, daß nicht genau das eintreten wird. Es bedeutet einfach nur, daß die heutigen Menschen nicht in der Lage sind, sich angesichts des heutigen Terrorismus, der Armut, der Ignoranz und blinden Arroganz des Reichtums und der zynischen Politik vorzustellen, wie eine göttliche Verheißung erfüllt werden wird, die all die bösartigen Auswüchse des Fortschritts hinwegfegen wird.
Die Propheten der Bibel, von Moses und Jesaja bis hin zu Jesus, zusammen mit den Aposteln, bestätigten, daß man Gottes Reich wegen der Selbstbezogenheit und der Hartherzigkeit der Menschen einfach nicht fassen kann.
Und auch die dominierenden Religionen unserer Tage sehen und lehren keine zukünftige Welt der Gerechtigkeit und des Fortschritts, wie sie in der Bibel beschrieben wird. Die meisten von ihnen glauben, daß der Himmel das letztendliche Paradies für den Menschen ist und nicht das, was Jesus über das Kommen des Reiches Gottes und über dessen Herrschaft auf Erden gesagt hat.
Millennialische Vorhersagen am Hauptsitz der Vereinten Nationen
Ironischerweise bezeugt das Gebäude der Vereinten Nationen selbst die Existenz dieser idealistischen Prophezeiungen. In dem ausladenden, runden Treppenaufgang, der zu der Straße führt, die „United Nations Way“ genannt wird, gegenüber vom Hauptgebäude des UN-Sitzes, umgibt Jesajas berühmte Prophezeiung über das Millennium die Besucher.
Sie bringt die erhoffte Realität hinter der Vision der Charta der Vereinten Nationen, die heute von den Nationen der Welt unterstützt wird, zum Ausdruck. Diese Inschrift bei der UN bezieht sich direkt auf die zukünftige Regierung Jesu Christi: „Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen“ (Jesaja 2,4).
Die gleiche Inschrift erscheint auf der berühmten Statue im Park neben dem Hudson-Fluß auf der Ostseite des Hauptsitzgebäudes, die einen Mann darstellt, der ein Schwert in eine Pflugschar verwandelt, ein Symbol für die Entwaffnung aller Nationen der Erde. In der kommenden Welt werden die Billionen von Dollar, die heute für die Rüstung verschwendet werden, der menschlichen Entwicklung und nicht der Zerstörung zugute kommen. Diese hoffnungsvollen Worte wiederholen sich im Neuen Testament in der Botschaft Jesu Christi.
Die wunderbare Welt von morgen
Jesus verkündete das Reich Gottes – eine buchstäbliche Weltregierung. Es wird eine neue Dimension von Realität sein, die allen Menschen in der Zukunft offen steht, die sich mit Glauben und Bekehrung an Gott wenden. Diese Botschaft vom Reich Gottes war das Evangelium, das Jesus predigte.
Wenn Gott einen Menschen dazu beruft, das Reich Gottes in diesem Leben zu verstehen, dann bietet er ihm schon heute übernatürliche Hilfe an, sogar dem hoffnungslos armen Menschen, der sich in den ärmsten Gegenden der Welt verlassen vorfindet. Ihm wird Glaube, Hoffnung und der Wunsch, seinem göttlichen Potential gerecht zu werden, gegeben. Ein Glaube an das Reich Gottes und Gehorsam gegenüber Gott schaffen eine Beziehung zu ihm.
Jesus sagte, ein visionärer Mensch würde dies als die kostbare Perle ansehen, denn darin ist die Verheißung ewigen Lebens enthalten. Es ist die letztendliche Bestimmung und die unvermeidliche Realität für die Zukunft des menschlichen Lebens.
Christen, Muslime und Juden – kollektiv mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachend – müssen verstehen lernen, daß die Verheißung einer phantastischen Zukunft auf Erden unser gemeinsames Erbe ist. Alle Nationen müssen verstehen lernen, was Abraham, der Vater der Gläubigen, der vor fast 4000 Jahren lebte, glaubte: diese Vision einer Welt des Friedens, die auf einer kommenden Zivilisation beruht, deren „Baumeister und Schöpfer Gott ist“. Dies vermittelt all dem Leiden dieser Welt eine neue Perspektive.
Eine neue Welthauptstadt
In der kommenden Welt wird das Zentrum der globalen Macht niemals wieder New York, Washington, London oder Rom sein. Gott, durch Jesus Christus, wird auf übernatürliche Weise seine globale Regierungshauptstadt in Jerusalem errichten (Jesaja 2,2-4).
Die neue Hauptstadt der Erde wird der Mittelpunkt von globalen Entwicklungen sein, die alle Nationen als eine weltweite Familie vereinen werden, unter einer Regierung der Liebe, der Fürsorge und der Chancengleichheit. Die Erde wird durch die genialen Fähigkeiten einer Menschenrasse, die vom Bösen befreit worden ist und von Jesus Christus angeleitet wird, in ein Paradies verwandelt werden.
Diese neue globale Regierung wird einen Prozeß der Versöhnung unter allen Menschen einleiten. Soziale Ungerechtigkeiten der Vergangenheit werden vergeben und vergessen werden, die Welt wird ihre Vergangenheit bereuen. Jahrtausende des Hasses und der Vorurteile werden verklingen; jede persönliche Ungerechtigkeit und die entsprechende Strafe werden für diejenigen, die sich der neuen Regierung freiwillig unterordnen, getilgt werden.
Ungerechtigkeit und Unterdrückung werden nicht länger toleriert werden. Jeder kulturelle und religiöse Brauch, der einer wahren Vereinigung aller Nationen als einer globalen Familie in Frieden im Weg steht, wird abgeschafft werden. Der Glaube an den Gott Abrahams wird weltweit zur Realität werden.
Es wird keinen Zweifel daran geben, wer Gott ist. Die Evolutionstheorie, die eine „schöpferlose Schöpfung“ propagiert, wird wie viele andere unwissenschaftliche Ideen zum Aberglauben einer früheren Epoche gehören.
Die Menschen werden nicht mehr länger Jesu „goldener Regel“ Widerstand leisten, wie sie heute in Goldbuchstaben auf einem von den USA gestifteten Kunstwerk erscheint, das sich am Eingang zu der Generalversammlung der Vereinten Nationen befindet: „Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!“ Die Grundlage für die Vereinigung aller Nationen in der Welt von morgen wird ein verwandeltes Herz sein.
Ein weltweiter Garten Eden
In einer phantastischen Prophezeiung nach der anderen über dieses Millennium wurde die spektakuläre Transformation der Erde mit Begriffen beschrieben, die die Theologen in Erstaunen versetzt haben. Viele haben sogar spekuliert, daß diese Vorhersagen lediglich Metaphern seien, die niemals in Erfüllung gehen könnten. Heute, mit all den wissenschaftlichen Fortschritten der letzten Jahrzehnte, scheinen viele – wenn nicht alle – der physischen Aspekte dieser Prophezeiungen vorstellbar und möglich zu sein, allerdings nur unter der Kontrolle einer perfekten Weltordnung.
Die zukünftige Welt wird mit dem Garten Eden verglichen (Jesaja 51,3; Hesekiel 36,35). Ökosysteme werden verändert werden. „Die Wüste ... wird blühen wie die Lilien“ (Jesaja 35,1). Armut und Hunger werden ausgelöscht werden. Eine Fülle an gesunder Nahrung wird produziert werden (Amos 9,13).
Jesus Christus wird die ärgsten Feinde dieser Welt durch eine gemeinsame Bekehrung zusammenführen. Menschen aller Religionen – frühere Christen, Juden, Muslime, Hindus, Buddhisten usw. – werden sich überall auf der Welt als geistliche Brüder erkennen. Alle Nationen werden so miteinander verbunden werden. Die schlimmsten früheren Feinde im Nahen Osten werden friedliche Beziehungen zueinander entwickeln, innerhalb einer gemeinsamen Religion und Kultur, die Jesus von Jerusalem aus koordinieren wird (Jesaja 2,2-3).
Welch eine Zukunft für die Welt! All diese Prophezeiungen sind real. Sie existieren seit mehr als 2000 Jahren, lange vor den Vereinten Nationen und ihren Millenniumszielen.
Welches ist die mächtigere Vision, die größere Hoffnung? Es wird Zeit, daß wir als Menschen unsere Verantwortung verstehen, füreinander Sorge zu tragen und damit beginnen, für diese Ziele hier und heute zu leben und zu arbeiten. Unsere gemeinsame Zukunft ist wunderbarer, als wir es uns in unseren kühnsten Träumen vorstellen können. Das wußte Jesus, als er uns in der Bergpredigt das Gebet nahelegte: „Dein Reich komme!“ (Matthäus 6,10).