
Von der Redaktion
Der Titel dieser Spalte ist auch der Titel des ersten Kapitels unserer neuen Broschüre Die letzte Supermacht. Bei der Beschreibung der momentanen Situation zitieren wir den amerikanischen Informationsdienst „Stratfor“ mit seiner Einschätzung zum Potenzial Europas: „Als geografische Einheit betrachtet, hat Europa die größte Wirtschaft der Welt. Wenn es sich dafür entscheidet, könnte es zu einem militärischen Rivalen der USA werden. Europa ist eine der Säulen des globalen Systems, und was mit Europa geschieht, wird bestimmen, wie die Welt funktioniert“ (Stratfor-Bulletin, Januar 2013).
Unsere Reaktion auf Stratfors Beschreibung lautet: „Vieles müsste sich in Europa ändern, aber Europa hat zweifellos das Potenzial, ein ernsthafter Konkurrent Amerikas zu werden.“ Ja, aber was für ein Konkurrent? Vor 22 Jahren haben wir in dieser Zeitschrift unsere Prognose dazu mit unserem Beitrag Der kommende Krach zwischen Europa und Amerika geäußert (Gute Nachrichten, März-April 2003).
Damals erschien unsere Vorhersage manchen Lesern unglaubwürdig. Sie meinten, es gäbe so viele gemeinsame Wertvorstellungen, dass eine ernsthafte Gefährdung der nordatlantischen Zusammenarbeit oder gar der NATO nicht vorstellbar sei. Doch wie schnell sich die Dinge ändern können!
Die ersten Wochen der neuen amerikanischen Regierung unter der Führung des zum zweiten Mal gewählten Präsidenten Donald Trump schockierten die Europäer. Der Umgang mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj, die Weigerung, die Ukraine in bisheriger Weise zu unterstützen, und der Alleingang der USA, die beginnenden Friedensgespräche ohne ukrainische und europäische Beteiligung zu führen, machen den Europäern unmissverständlich klar, dass das transatlantische Verhältnis nicht mehr ein „business as usual“ sein wird.
Wie wir hatte auch Charles Kupchan, Professor an der Georgetown University in den USA, vor 20 Jahren Risse im transatlantischen Verhältnis für das 21. Jahrhundert vorausgesagt: „Der Ruf nach Streitkräften, die unabhängig vom US-Militär eingesetzt werden können, wird lauter. Die Einsicht wächst, dass Europa in seiner Außenpolitik mit einer Stimme sprechen muss ... Die transatlantische Rivalität, jetzt schon im Gange, wird sich zwangsläufig intensivieren. Der kommende Zusammenprall zwischen den USA und der EU wird bestimmt kaum Ähnlichkeit mit dem aufwendigen Patt des kalten Krieges haben. Auch wenn eine militärische Auseinandersetzung wenig wahrscheinlich erscheint, wird das Konfliktpotenzial zwischen Europa und Amerika weit über den Bereich Handel hinausgehen.“
Der Ukraine-Krieg und das Agieren der neuen amerikanischen Administration sind ein Weckruf für Europa. Professor Kupchans Beschreibung wird Wirklichkeit. Wenn führende europäische Politiker – darunter auch deutsche – sagen, dass auf Amerika kein Verlass mehr ist, dann ist unsere Welt nicht mehr dieselbe wie in den letzten 80 Jahren.
Große Veränderungen stehen uns bevor, Veränderungen für die Vereinigten Staaten von Amerika und für Europa. Die biblischen Aussagen dazu finden Sie in unseren kostenlosen Broschüren Amerika und Großbritannien: Was sagt die Bibel über ihre Zukunft? und Die letzte Supermacht, die wir Ihnen sehr ans Herz legen!