Ist der Mensch von Natur aus gut? Wenn ja, warum gibt es dann so viel Böses auf der Welt? Hat Gott uns so geschaffen, wie wir sind? Oder ist etwas schiefgelaufen? Was muss sich grundsätzlich ändern?
Von Don Hooser und Tom Robinson
Albert Einstein sagte einst über die Bedrohung durch moderne Kriegsführung: „Es ist leichter, Plutonium zu denaturieren als den bösen Geist des Menschen“ („The Real Problem Is in the Hearts of Men“, New York Times Magazine, 23. Juni 1946). Mit anderen Worten: Es wäre leichter, den Kern von Atomwaffen zu verändern und unschädlich zu machen, als den Menschen zu verändern und die destruktive menschliche Natur unschädlich zu machen.
Aber ist die innere Natur des Menschen wirklich böse? Diese Frage ist seit Langem umstritten. Über viele Jahrhunderte hinweg lehrte das römisch-katholische Dogma in der westlichen Welt, dass der Mensch von Natur aus böse sei. Er werde sogar mit dem Makel der „Erbsünde“ geboren, die er von Adam und Eva geerbt habe. Viele protestantische Kirchen hielten an dieser Auffassung fest.
Die Aufklärung brachte neue Ideen. Einige vertraten die Ansicht, der Mensch sei von Natur aus gut, wie Jean-Jacques Roussseau, der vom „edlen Wilden“ sprach, der durch die Zivilisation zu unnatürlichen Bedürfnissen verführt worden sei. Aber die sogenannten „primitiven“ Kulturen waren von Kriegen und Grausamkeiten geplagt. John Locke vertrat einen Empirismus oder eine Natur, die sich durch Erfahrung entwickelt. Er argumentierte, dass der Mensch nicht als Sünder geboren wird, sondern eine reine Weste hat, die erst später ungerechterweise verdorben wird.
Spätere Psychologen betrachteten den menschlichen Charakter als Produkt biologischer Instinkte, psychologischer Probleme und sozialer Dynamiken. Sie lehnten die Frage der Moral als schädlichen Stress und Schuld ab, da sie glaubten, Moral sei ein Produkt der menschlichen Natur. Das Verständnis der Moral und des biblischen Themas der Sünde ist jedoch entscheidend für das Verständnis der menschlichen Natur.
Um den Menschen zu verstehen, müssen wir uns dem Schöpfer der Menschheit zuwenden. Durch sein Wort, die Bibel, lässt er uns unsere grundlegende menschliche Natur verstehen und gibt uns so die Weisheit, die wir brauchen, um mit unserem persönlichen Umfeld und unseren eigenen Problemen umzugehen.
Ist die menschliche Natur nach der Bibel gut oder böse?
In Jeremia, Kapitel 17, Vers 9 lesen wir: „Nichts ist so abgründig wie das menschliche Herz. Voll Unheil ist es; wer kann es durchschauen?“ (Gute Nachrichten Bibel; alle Hervorhebungen durch uns). Das Wort „Herz“ bezieht sich auf die Gedanken und die geistliche Natur des Menschen.
Der Mensch versucht, diese Natur zu verbergen, auch vor sich selbst, aber sie gibt dennoch Anlass zu falschem Denken und Handeln. Jesus Christus sagte: „Denn aus ihm selbst, aus seinem Herzen, kommen die bösen Gedanken und mit ihnen Unzucht, Diebstahl und Mord; Ehebruch, Habsucht und Niedertracht; Betrug, Ausschweifung und Neid; Verleumdung, Überheblichkeit und Unvernunft“ (Markus 7,21-22; ebenda).
Der Apostel Paulus erklärte, dass alle Menschen aus Fleisch und Blut diese Natur teilen: „Denn fleischlich gesinnt sein ist Feindschaft gegen Gott, weil das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag’s auch nicht“ (Römer 8,7). Das Gesetz Gottes ist Ausdruck seines vollkommenen, gerechten und guten Charakters der Liebe oder der umfassenden Sorge für andere – der Weg des Gebens, der Hilfe und der Fürsorge. Das Gegenteil ist der böse, egoistische und selbstsüchtige Weg der Eitelkeit und des Eigennutzes. Der Mensch ist von Natur aus auf Letzteres eingestellt, d. h., er ist gottfeindlich gesinnt.
Aber ist es nicht so, dass Menschen geben und teilen? Bis zu einem gewissen Grad ja. Aber stimmen sie in allem, was sie denken und tun, mit Gott überein? Jesus sagt über die durchschnittlichen, alltäglichen Menschen: „Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, dennoch euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!“ (Matthäus 7,11). „Böse zu sein“ ist ein Problem, das jeden in unterschiedlichem Maße betrifft. Aber die Menschen, zu denen Jesus sprach, wussten auch, wie sie ihren Kindern Gutes geben konnten.
Die Bibel macht deutlich, dass alle Menschen einen geistlichen Abstieg von der reinen Frömmigkeit durchmachen. Und keiner von ihnen hat ohne Sünde gelebt, d. h. ohne gegen Gottes Gesetz oder seine Lebensweise verstoßen zu haben, außer Jesus Christus (Römer 3,23; 1. Johannes 3,4; Hebräer 4,15).
Warum sind viele Menschen freundlich und anständig? Jeder Mensch hat ein einzigartiges Temperament, eine einzigartige Persönlichkeit und eine Reihe von Erfahrungen und Zielen, die sein Leben geprägt haben. Menschen werden durch viele Einflüsse geprägt, sowohl durch gute als auch durch schlechte. Eltern, Familie, Lehrer, Freunde, Religion usw. beeinflussen die Entwicklung unseres Denkens und Verhaltens.
Die Bibel legt großen Wert darauf, dass Eltern ihre Kinder ständig Gottes Gesetze und Werte lehren (siehe 5. Mose 6,6-9). Menschen lernen auch durch Ursache und Wirkung. Die Konsequenzen unseres Handelns führen zu notwendigen Reformen.
Wir müssen uns auch bewusst sein, dass Gott die Menschen als soziale Wesen geschaffen hat, die um des menschlichen Überlebens willen in der Lage sein müssen, bis zu einem gewissen Grad miteinander auszukommen. Paulus erwähnt auch, dass selbst die nicht jüdischen Völker, die nicht unter Gottes Gesetz standen, ein Gewissen für Recht und Unrecht hatten (Römer 2,14-15). Dieses Gewissen lenkte sie aber nicht immer in die richtige Richtung und konnte unterdrückt werden (vgl. Sprüche 14,12; 1. Timotheus 4,2).
Der Ursprung der menschlichen Natur
Gott hat den Menschen nicht mit einer bösen Natur geschaffen. In Prediger, Kapitel 7, wo Salomo die Sündhaftigkeit der Menschen beklagt, sagt er: „Gott hat die Menschen aufrichtig und gerecht geschaffen. Die Menschen sind es, die sich mit schlechten Dingen beschäftigen“ (Vers 29; „Neues Leben“-Bibel).
Damit ist nicht gemeint, dass Adam und Eva zu dem Zeitpunkt, als sie im Garten Eden geformt wurden, einen Gott wohlgefälligen und rechtschaffenen Charakter hatten. Vielmehr befanden sie sich in einem Zustand der Unschuld, denn sie hatten noch keine moralische Entscheidung für oder wider den Weg Gottes getroffen. Gott bewertete ihre Schöpfung als „sehr gut“ (1. Mose 1,31).
Aber ihr gerechter Charakter sollte sich aus richtigen Entscheidungen ergeben, die sie noch treffen mussten. Gott hatte sie so geschaffen, dass sie zunächst für ihn empfänglich waren und miteinander auskamen. Sie fingen also auf die richtige Art und Weise an. Sie hatten bestimmte leibliche Bedürfnisse und Wünsche, die befriedigt wurden, sodass sie noch nicht in Versuchung geführt wurden, selbstsüchtig zu werden.
Doch dann kam die direkte Versuchung im Garten Eden durch Satan den Teufel in Gestalt der Schlange. Eva erlag der Täuschung und der Versuchung, dem Gebot Gottes nicht zu gehorchen. Adam wurde nicht verführt, aber auch er aß von der verbotenen Frucht (1. Timotheus 2,14).
Indem der Mensch vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen aß, entschied er sich, selbst über Gut und Böse zu bestimmen, und unterwarf sich dem Einfluss und der Herrschaft Satans. Damit begann die Verderbnis der menschlichen Natur. Doch damit nicht genug.
Wie bereits erwähnt, haben viele die Idee gelehrt, dass alle Menschen nun mit der „Erbsünde“ behaftet seien, weil sie Nachkommen von Adam und Eva sind, die in Sünde geboren und verdammt wurden. Als Beweis wird Römer, Kapitel 5, Vers 12 zitiert: „Durch einen einzigen Menschen, nämlich durch Adam, ist die Sünde in die Welt gekommen und als Folge davon der Tod. Nun sind alle Menschen dem Tod ausgeliefert, denn alle haben auch selbst gesündigt“ („Hoffnung für alle“-Bibel).
Aber warum ist der Tod zu allen Menschen gekommen? Nicht weil Adam sündigte, sondern weil „alle selbst gesündigt haben“ (derselbe Vers), und zwar auf andere Art und Weise als Adam (Vers 14). Es war nicht, weil sie mit der Sünde Adams befleckt waren, sondern weil sie selbst alle gesündigt haben.
Gott sagt, dass der Mensch nur wegen eigener Sünden gerichtet wird, nicht wegen der Sünden seiner Vorfahren (Hesekiel 18,20). Es stimmt, dass die Folgen der Sünde von Generation zu Generation weitergegeben werden (2. Mose 20,5; 4. Mose 14,18). Das liegt aber daran, dass Lebensmuster, Lehren und veränderte Umstände weitergegeben werden und langfristige Auswirkungen haben.
Die Sünde Adams und Evas hatte schwerwiegende Folgen für ihre Nachkommen. Sie waren weitgehend von Gott abgeschnitten und lebten in einer verfluchten Welt unter dem bösen Einfluss Satans und seiner Dämonen.
In der Welt Satans aufwachsen
Bis Jesus Christus auf die Erde zurückkehrt, lässt Gott zu, dass Satan der „Gott dieses Zeitalters“ und der „Herrscher dieser Welt“ ist (2. Korinther 4,4; Johannes 12,31). Satan ist ein boshafter Lügner, der „die ganze Welt verführt“, damit sie „das Böse gut und das Gute böse nennt“ (Johannes 8,44; Offenbarung 12,9; Jesaja 5,20).
Manchmal führt er die Menschen direkt in die Irre. Aber er vermittelt seine Täuschungen auch, indem er sie verbreiten lässt, wobei viele als seine unwissenden Agenten agieren. Satan und seine Dämonen sind hinter den Kulissen der Regierungen und anderer Institutionen auf der ganzen Welt tätig. Sie kontrollieren die Medien, das Erziehungswesen und die Religionen. Sie wirken in den Massen, aber auch im einzelnen Menschen.
In Epheser, Kapitel 2, Vers 2 heißt es, dass der Lauf dieser Welt von Satan bestimmt wird, „dem Fürsten, der in der Luft herrscht, dem Geist, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt“ (Schlachter-Bibel). Offensichtlich hat Satan so etwas wie einen geistlichen „Sender“ für falsche Stimmungen und Haltungen, der in die Welt ausstrahlt und auf den menschlichen Verstand eingestellt ist. Hinter allen sittlichen Missständen in der Welt steckt also weit mehr als nur konkurrierende Eigeninteressen. Vielmehr werden die Menschen zu einem sündigen Leben verführt. Und das fängt schon im Kindesalter an.
Babys beginnen mit einer reinen Weste, wie Locke behauptete. Jesus benutzte die Unschuld und Gelehrigkeit kleiner Kinder, um die richtige Haltung für den Empfang des Reiches Gottes zu veranschaulichen (Matthäus 19,14). Aber irgendwann in der frühen moralischen Entwicklung beginnt die Korruption. Wir wissen nicht, wann dies geschieht, aber in 1. Mose 8, Vers 21 heißt es über die Menschen, dass „alles, was aus ihrem Herzen kommt, ihr ganzes Denken und Planen, ist nun einmal böse von Jugend auf“ (Gute Nachricht Bibel).
Natürlich ist es wichtig, dass Babys ihren Eltern ihren Hunger, ihre Schmerzen, ihr Bedürfnis nach frischen Windeln usw. zeigen. (Auch wenn wir älter werden, ist ein bestimmtes Maß an Fürsorge und Selbstfürsorge notwendig und angemessen.) Aber irgendwann zeigen Kleinkinder ein gewisses Maß an Egoismus und Gier.
Wenn Kinder erwachsen werden, brauchen sie viele gute Einflüsse, um den vielen schlechten Einflüssen Satans und der Gesellschaft und der Tendenz, eigene Wünsche zu erfüllen, ohne die anderen und vor allem Gott gebührend zu beachten, zu widerstehen. Sie müssen die Bibel und ihre Werte kennenlernen. Und wir alle sollten diese Werte unser ganzes Leben lang bewahren.
Diejenigen, die glauben, dass die menschliche Natur grundsätzlich gut ist, finden viele Entschuldigungen für das destruktive Verhalten von Menschen. Oft werden Umstände wie Armut oder Rasse verantwortlich gemacht, anstatt jeden einzelnen Täter persönlich zur Verantwortung zu ziehen. Dadurch wird bei den Tätern eine Opfermentalität gefördert.
Elitisten, die ihre Macht über andere ausüben wollen, begründen dies mit der Notwendigkeit ihrer weisen Führung für die unterlegenen und unwissenden Massen.
Da wir um die Täuschbarkeit der menschlichen Natur wissen, sollten wir vermeiden, zu sehr auf andere Menschen und uns selbst zu vertrauen (Psalm 146,3; Jeremia 17,5; Sprüche 3,5). Die Welt Satans hat sich gegen uns verschworen und der Hauptakteur in dieser Verschwörung ist unsere eigene menschliche Natur. Wir sind selbst unser ärgster Feind!
Mit der eingefleischten „menschlichen“ Natur umgehen
Wie gesehen, steht die Menschheit seit der Sünde Adams und Evas unter Satans Herrschaft. Seine geistige Ausstrahlung und sein gesellschaftlicher Einfluss durchdringen das Denken der Menschen von klein auf, sodass die angeborene Natur des Menschen allmählich von dem beherrscht wird, was wir menschliche Natur nennen. Sie ist aber in Wirklichkeit eine verdorbene menschliche Natur, die die Natur Satans angenommen hat.
Wir könnten uns jedoch fragen, warum Gott es zulässt, dass Satan weiterhin Einfluss auf die Erde ausübt und in der menschlichen Natur wirkt, um die Menschen nach unten zu ziehen. Uns wird gesagt, dass Gott Versuchungen und Schwierigkeiten zulässt, um uns zu prüfen und zu stärken (Jakobus 1,2-3). Man kann dies mit einem körperlichen Training vergleichen. Wir brauchen einen Widerstand, z. B. Gewichte. Wir können sie ziehen und drücken, um unsere Muskeln zu stärken. So ist es auch mit der geistlichen Charakterbildung.
Wie wird die menschliche Natur geheilt? Wir müssen uns geistlich „umwandeln“ (Römer 12,1-2). Der Apostel Petrus sagte: „Kehrt um und jeder von euch lasse sich auf den Namen Jesu Christi taufen zur Vergebung eurer Sünden; dann werdet ihr die Gabe des heiligen Geistes empfangen“ (Apostelgeschichte 2,38; Einheitsübersetzung).
Gottes heiliger Geist heilt unsere geistliche Blindheit und befähigt uns, die geistliche Wahrheit zu erkennen (Matthäus 13,16; 1. Korinther 2,9-12). Und Galater 5 spricht nach der Beschreibung der „Werke des Fleisches“ (Verse 19-21) von der wunderbaren „Frucht“ des heiligen Geistes – seinen segensreichen Tugenden (Verse 22-23).
Dennoch wird unsere tief verwurzelte menschliche Natur durch den Empfang des heiligen Geistes nicht völlig ausgelöscht. Im Römerbrief, Kapitel 7 beschreibt Paulus seinen ständigen „Krieg“ mit seiner „fleischlichen“ oder menschlichen Natur, obwohl er ein Apostel war. Er schreibt:
„Ich verstehe ja selbst nicht, was ich tue. Das Gute, das ich mir vornehme, tue ich nicht; aber was ich verabscheue, das tue ich“ (Vers 15; „Hoffnung für alle“-Bibel). Glücklicherweise erklärt Paulus im nächsten Kapitel, Römer 8, viel darüber, wie der heilige Geist einen Menschen verändert und unterstützt!
Die menschliche Natur gleicht einem Magneten. Je näher man einer Versuchung kommt, desto stärker wird die Anziehungskraft. Verlassen wir uns also nicht nur darauf, den Versuchungen zu „widerstehen“. Mehrere Bibelstellen fordern uns auf, sie zu meiden und vor ihnen zu „fliehen“ (z. B. Sprüche 4,14-15; 1. Timotheus 6,9-11; 2. Timotheus 2,22)!
Wir sollten uns Gott nähern (Jakobus 4,8), und zwar jeden Tag durch Gebet und Bibellesen und durch unser Bemühen, nach jedem Wort Gottes zu leben (Matthäus 4,4). Auf diese Weise können wir die Kraft und die Freude der Natur Gottes, die in uns wirkt, in vollen Zügen genießen (2. Petrus 1,2-4)!
Und wenn wir endlich im Reich Gottes verwandelt sind, werden wir nicht mehr mit der menschlichen Natur behaftet sein. Stattdessen werden wir völlig von der reinen und wundervollen Natur Gottes durchdrungen sein!