Von der Redaktion
Als die UNO in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs ins Leben gerufen wurde, setzten sich deren Gründer das Ziel, „Bedingungen zu schaffen, unter denen Gerechtigkeit und die Achtung vor den Verpflichtungen aus Verträgen und anderen Quellen des Völkerrechts gewahrt werden können“ und „den sozialen Fortschritt sowie einen besseren Lebensstandard in größerer Freiheit zu fördern“. Mit diesen Zielen stellen die Vereinten Nationen wohl die edelsten Bemühungen des Menschen in seiner leidvollen Geschichte zur Verbesserung unserer Welt dar.
Die aktuelle Krise bei der Sicherung der weltweiten Lebensmittelversorgung rückt die Weltorganisation und ihre Bemühungen in den Mittelpunkt. Schließlich ist die UNO die Weltorganisation schlechthin, und die Bekämpfung des Hungers bedarf heute gezielter gemeinsamer Anstrengungen aller Länder dieser Welt. Mit ihrem Welternährungsprogramm ist die UNO bereits seit Jahren auf diesem Gebiet tätig. Was sind die Aussichten im gegenwärtigen Kampf gegen den Hunger?
Bei ihrer Gründung wurde die UNO als „letzte Hoffnung auf den Frieden“ bezeichnet. Es ist nicht unsere Absicht, die lobenswerte Zielsetzung der Weltorganisation zu schmälern. Wir stellen jedoch fest, dass die UNO nur dann ihre Ziele erreichen kann, wenn die Menschen heute im Gegensatz zu den Menschen vergangener Zeiten von Natur aus besser in der Lage sein würden, die eigenen Interessen hintanzustellen, um dem Gemeinwohl aller Menschen zu dienen.
Die ersten 50 Jahre der UNO zeigten allerdings, dass dies keineswegs der Fall ist. Nur ein paar Jahre nach der Verabschiedung der UN-Charta war der Kalte Krieg in vollem Gange. Wenn es dem Eigeninteresse zu dienen schien, setzten sich die Supermächte USA und Sowjetunion, wie in Vietnam oder in Afghanistan, über die Gewaltverzichtserklärung der UN-Charta hinweg. Da sie ständige Mitglieder des UN-Sicherheitsrates waren, konnten sie mit ihrem Vetorecht jede Resolution verhindern, die ihre Vorgehensweise verurteilte oder deren Einstellung verlangte.
Die Vereinten Nationen leiden an einer unheilbaren Schwäche. Im ersten Artikel der UN-Charta wird das Selbstbestimmungsrecht der Völker bestätigt. Die kollektive Mitwirkung bei der Umsetzung von UN-Zielen – beispielsweise auch die weltweite Friedenssicherung – hängt von der Bereitschaft jedes einzelnen Mitgliedsstaates ab, die Interessen der Staatengemeinschaft vor vermeintliche eigene Interessen zu stellen.
Verhalten sich die Mitgliedsländer der UNO besser als vergangene Generationen, wenn es um den Kampf gegen den Hunger geht? Der Westen liefert subventionierte Lebensmittel an Entwicklungsländer und macht damit dortigen Landwirten den Garaus. Der Anbau von Mais als Quelle des Biosprits wird vorangetrieben und trägt zur Teuerungswelle dieses Grundnahrungsmittels bei. Wir sind weit davon entfernt, uns besser als vergangene Generationen zu verhalten, um nur zwei von mehreren Beispielen zu nennen.
Ganz gleich in wie vielen Reden am New Yorker East River der Ernst der Lage geschildert wird, ist die Weltorganisation machtlos, ein Problem zu lösen, was der Apostel Paulus vor fast 2000 Jahren treffend umschrieb: „Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht.“
Damit sind wir beim Thema des Leitartikels dieser Ausgabe. Ob es um die Beseitigung des Hungers, die Friedenssicherung oder andere Themen geht, brauchen wir eine starke Hand von irgendwoher. Nur mit ihrer Hilfe wird uns eine Lösung der Dauerprobleme gelingen, die die Menschheit plagen.