Nach einem Vierteljahrhundert sorgfältiger Recherche schockierte der britische Gelehrte Sir William Ramsay die Gelehrtenwelt, als er seine Bekehrung zum Christentum bekannt gab. Dieser Entschluss erfolgte aufgrund der Genauigkeit der Berichte des Lukas, des Autors der Apostelgeschichte.
Von Mario Seiglie
In vergangenen Ausgaben der Zeitschrift Gute Nachrichten wurde bereits berichtet, wie Archäologen viele Entdeckungen gemacht haben, die unser Verständnis der vier Evangelien erhellen und bestätigen. Als Nächstes untersuchen wir den anschließenden Abschnitt des Neuen Testamentes, nämlich das Buch der Apostelgeschichte des Autors Lukas.
Die Apostelgeschichte ist eine Fortsetzung des Lukasevangeliums. In seiner ersten Schrift behandelte Lukas das Leben Jesu; in der zweiten beschrieb er die frühe Geschichte der Kirche, die Jesus gründete.
Das Nachschlagewerk Expositor’s Bible Commentary schreibt hierzu: „Apostelgeschichte ist der Name, der dem zweiten Teil eines zweiteiligen Werkes gegeben wurde, von dem man ausgeht, dass es von Lukas geschrieben wurde, einem Begleiter des Apostels Paulus. Ursprünglich waren die zwei Bände als zwei Teile einer vollständigen Schrift erschienen“ (Richard Longenecker, 1981, Band 9, Seite 207).
Lukas erklärt Theophilus, dem er dieses Werk widmete, den Zweck seiner ersten Schrift: „Den ersten Bericht habe ich gegeben, lieber Theophilus, von all dem, was Jesus von Anfang an tat und lehrte bis zu dem Tag, an dem er aufgenommen wurde“ (Apostelgeschichte 1,1-2).
Der Begriff erster Bericht in Vers 1 ist das griechische Wort proton logos. Es bezieht sich auf die erste Papyrusrolle eines größeren Werkes, das im Griechischen tomos genannt wird. In der zweiten Schriftrolle – der Apostelgeschichte – berichtet Lukas über Ereignisse, die stattfanden, nachdem Jesus sich von den Jüngern verabschiedet hatte und in den Himmel aufgefahren war (Lukas 24,51). Sie beinhaltet ungefähr die ersten 30 Jahre der Kirchengeschichte.
Ein Gelehrter attackiert die Apostelgeschichte
Vor ungefähr einem Jahrhundert konzentrierte sich der britische Gelehrte William Ramsay auf das Buch der Apostelgeschichte, um aufzuzeigen, dass es voller geografischer und archäologischer Irrtümer ist. Schließlich hatten einige Gelehrte seiner Zeit, ausgerüstet mit den Werkzeugen der Literaturkritik und Archäologie, viele Fehler in anderen klassischen Werken aufgedeckt. Bevor er in den Nahen Osten und nach Kleinasien aufbrach, um zu beweisen, dass es sich bei Lukas’ geschichtlichen Berichten zum größten Teil um Mythen handelte, bereitete sich der Gelehrte sorgfältig vor, indem er Archäologie und Geografie studierte.
Sein Vorhaben nahm ein anderes Ende, als er es erwartet hatte. Nachdem er ein Vierteljahrhundert lang sehr sorgfältig die Reisen der Apostel nach den Berichten der Apostelgeschichte in den Regionen der heutigen Staaten Israel und Türkei untersucht hatte, brachte dieser berühmte Ungläubige die intellektuelle Welt ins Wanken, als er seine Bekehrung zum Christentum bekannt gab. Ramsay gab zu, dass sein radikaler Sinneswandel zum großen Teil auf seine Überraschung über die Genauigkeit der Erzählungen von Lukas in der Apostelgeschichte zurückzuführen war.
Nachdem er einige Jahrzehnte lang die geschichtlichen und geografischen Details erforscht hatte, die in dem Buch erwähnt werden, kam Ramsay zu folgendem Schluss: „Lukas ist ein Historiker ersten Ranges; seine Aussagen sind nicht nur wahr, sondern er besaß auch einen echten Geschichtssinn . . . Kurzum, dieser Autor sollte seinen Platz unter den größten Historikern einnehmen“ (The Bearing of Recent Discovery on the Trustworthiness of the New Testament, 1953, Seite 80).
Ramsay schrieb noch weitere Bücher über die Apostelgeschichte und die Paulusbriefe. Für seinen Beitrag zur Archäologie und Geografie wurde er später geadelt.
Das Grab von König David
Als die christliche Kirche zu Pfingsten ins Leben gerufen wurde und die ersten 120 Mitglieder den heiligen Geist empfingen, besuchten Tausende jüdischer Pilger Jerusalem, um diesen heiligen Festtag zu begehen (Apostelgeschichte 2,1-5).
An diesem Tag trug der Apostel Petrus, erfüllt vom Geist Gottes, der Menschenmenge eine bewegende Predigt vor. Tausende hörten sie und bereuten ihre Sünden. Während er von der kürzlich stattgefundenen Auferstehung Jesu sprach, zitierte er einen der prophetischen Psalmen Davids:
„Denn du wirst mich nicht dem Tod überlassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Verwesung sehe“ (Apostelgeschichte 2,27; Psalm 16,10). Petrus fuhr fort: „Ihr Männer, liebe Brüder, lasst mich freimütig zu euch reden von dem Erzvater David. Er ist gestorben und begraben, und sein Grab ist bei uns bis auf diesen Tag“ (Apostelgeschichte 2,29; Hervorhebung durch uns). Petrus, der in Jerusalem sprach, konnte auf die nahegelegenen Gräber der Könige Israels zeigen – insbesondere auf die Grabstätte Davids.
Obwohl es nicht zur israelitischen oder jüdischen Tradition gehörte, die Toten in Städten zu beerdigen, wurde bei den Königen eine Ausnahme gemacht. Die Bibel berichtet, dass „sich David zu seinen Vätern [legte] und in der Stadt Davids [begraben wurde]“ (1. Könige 2,10). Viele spätere Könige Israels wurden auch in Jerusalem beerdigt, obwohl sie nicht alle in den vorgesehenen Gräbern für Könige beigesetzt wurden. Beispielsweise wurde der böse König Joram „in der Stadt Davids, aber nicht in den Gräbern der Könige“ beigesetzt (2. Chronik 21,20).
Einige Jahrhunderte später wurde das Areal, das an die Königsgräber angrenzte, während der Wiederherstellung Jerusalems unter der Herrschaft Nehemias restauriert. „Nach ihm besserte Nehemja, der Sohn Asbuks, aus . . . bis zu der Stelle gegenüber den Gräbern Davids“ (Nehemia 3,16).
Josephus, der jüdische Historiker des ersten Jahrhunderts n. Chr., berichtete, dass Herodes der Große das Grab Davids bei Nacht plünderte, nur um zu entdecken, dass schon ein anderer König das Grab bereits Jahre zuvor ausgeraubt hatte. Herodes war ca. zwei Jahrzehnte vor der Predigt von Petrus in das Grab eingedrungen (Jüdische Altertümer, XVI. Buch, Kapitel VII, Abschnitt 1). Davids Grab war gut bekannt, selbst dann noch, als Josephus seinen Bericht Jahrzehnte nach der Predigt von Petrus verfasste.
A. T. Robertson schreibt hierzu Folgendes: „Sein [Davids] Grab befand sich auf dem Berg Zion, wo die meisten Könige begraben waren. Es wird erzählt, dass die Grabstätte unter der Herrschaft des Kaisers Hadrian [117-138 n. Chr.] zur Ruine geworden war“ (Word Pictures in the New Testament).
Obwohl sich nicht alle Archäologen darüber einig sind, ob das große Grabstättenareal, das vor fast einem Jahrzehnt im Süden Jerusalems entdeckt wurde, die Stelle der Königsgräber Israels ist, stimmt dieser Ort mit den Berichten überein, die in der Bibel erwähnt werden, und hat auch die Zustimmung einiger berühmter Gelehrter gefunden.
Hershel Shanks, Herausgeber der Fachzeitschrift Biblical Archaeology Review, schreibt dazu: „Die vermeintliche Grabstätte Davids . . . befindet sich genau dort, wo man die Grabstätte erwarten würde, die in der Bibel erwähnt wird – im südlichen Teil der Stadt Davids, einer Gegend, die normalerweise für Bestattungen verboten war.
1913 bis 1914 grub der Franzose Raymond Weill diese Gegend aus und fand einige Gräber, die er von T1 bis T8 durchnummerierte . . . Das schönste dieser Gräber war T1. Es war eine Art langer Tunnel oder künstlich ausgegrabene Höhle, die ungefähr 16 m lang, über 2,4 m breit und über 4 m hoch war . . .
Die Tatsache, dass einige der extravagantesten Gräber genau dort gefunden worden sind, wo die Bibel die Grabstätten der Könige Judas, einschließlich des Königs Davids, angegeben hat, lässt ziemlich sicher die Vermutung zu, dass das schönste dieser Gräber (T1) König David gehört haben könnte“ (Biblical Archaelogical Review, 1995, Seite 64).
Die genaue Identifikation ist schwierig, weil diese Gegend in späteren Jahrhunderten stark geplündert worden ist. Nur Teile der Gräber sind übrig geblieben. Ganz gleich ob weitere Untersuchungen später einmal das Grab Davids genau identifizieren können oder nicht, können wir sicher sein, dass Petrus während seiner Predigt am Pfingsttag, als die neutestamentliche Kirche begann, auf eine Gegend in Jerusalem zeigte, die als die Grabstätte Davids bekannt war und von der man wusste, dass seine Überreste immer noch dort lagen.
David war offensichtlich nicht von den Toten auferstanden. Aber jetzt konnten Petrus und viele andere Zeugen bestätigen, dass es das Grab Jesu gewesen war, nicht Davids, das sich geöffnet hatte und aus dem Jesus zurück ins Leben gekommen war. So bestätigten sie, dass er der Messias war. Tausende jüdischer Zuhörer konnten diesen Beweis nicht widerlegen, der unter anderem dazu führte, dass viele Jesus sofort als Messias annahmen (Apostelgeschichte 2,41).
Gamaliel der Weise
In den Tagen und Wochen nach der Predigt von Petrus erfuhren die Apostel eine starke Opposition und wurden ins Gefängnis geworfen. Bei der anschließenden Gerichtsverhandlung sprachen sich viele jüdische Beamte dafür aus, die Apostel zu töten, aber unter ihnen gab es einen bekannten religiösen Lehrer, der sie verteidigte:
„Da stand aber im Hohen Rat ein Pharisäer auf mit Namen Gamaliel, ein Schriftgelehrter, vom ganzen Volk in Ehren gehalten . . . Und er sprach zu ihnen: Ihr Männer von Israel, seht genau zu, was ihr mit diesen Menschen tun wollt . . . Lasst ab von diesen Menschen und lasst sie gehen! Ist dies Vorhaben oder dies Werk von Menschen, so wird’s untergehen; ist es aber von Gott, so könnt ihr sie nicht vernichten – damit ihr nicht dasteht als solche, die gegen Gott streiten wollen. Da stimmten sie ihm zu und riefen die Apostel herein, ließen sie geißeln und geboten ihnen, sie sollten nicht mehr im Namen Jesu reden, und ließen sie gehen“ (Apostelgeschichte 5,34-40).
Dieser Gamaliel, der der Tötung der Apostel widersprach, war ein Lehrer von Paulus (Apostelgeschichte 22,3) und Enkelkind des Hillel, des Gründers einer großen Pharisäerschule, eines Hauptzweigs des Judentums.
Gamaliels Familienname wurde durch archäologische Funde bestätigt. An einem der Grabsteine in den Katakomben von Beth-Schearim in der Nähe des Galiläischen Meeres, in einem Abschnitt, der das Grab des Patriarchen genannt wird, fand man eine Inschrift in Hebräisch und Griechisch: „Dieses [Grab] gehört dem Rabbi Gamaliel.“ Der Gamaliel mit biblischem Ruhm war der erste einer berühmten Rabbinerfamilie, die seinen Namen trug. Dieses Grab gehörte einem seiner Nachkommen.
Auch der Historiker Josephus und einige Sprüche aus dem Talmud erwähnen Gamaliel und beschreiben ihn als einen wohltätigen und intelligenten Mann. William Barclay fügt hinzu: „Er war ein gütiger Mann mit einer viel größeren Toleranz, als sie seine Nachfolger besaßen. Er war z. B. einer der wenigen Pharisäer, die die griechische Kultur nicht als Sünde ansahen. Er war einer der wenigen, denen der Titel ,Rabbi‘ verliehen wurde. Man nannte ihn ,Die Schönheit des Gesetzes‘. Als er starb, wurde gesagt: ,Seit Rabbi Gamaliel gestorben ist, hat es keine Achtung mehr vor dem Gesetz gegeben; und Reinheit und Abstinenz sind zur selben Zeit ausgestorben‘ “ (The Daily Study Bible Commentary, Bible Explorer Software). Wir sehen hier also eine weitere in der Bibel erwähnte Figur, die von außenstehenden Quellen bestätigt wird.
Die Geschichte bestätigt eine weitere biblische Figur
Als sich das Evangelium in die Außenbezirke von Israel ausdehnte, kam Philippus nach Samaria, um das Wort Gottes zu predigen. Hier traf er einen Zauberer mit Namen Simon, der getauft war. Er wurde aber später von Petrus und Johannes abgelehnt und scharf zurechtgewiesen, weil er versucht hatte, sich mit Bestechungsgeldern einen einflussreichen Führungsposten in der Kirche zu erkaufen (Apostelgeschichte 8,8-24).
Die Bibel erwähnt keine weiteren Einzelheiten über diesen zweifelhaften Charakter, der in der Geschichte als Simon Magnus bekannt wurde. Ein Jahrhundert nach seinem Tod erschienen aber Schriften, die seine späteren Tätigkeiten beschreiben, nachdem er von den Aposteln verstoßen worden war.
Justin der Märtyrer schrieb an die Römer: „Es gab einen Samariter, Simon, ein Eingeborener des Dorfes Gitto, der während der Regentschaft des Claudius Cäsar [41-54 n. Chr.] und in eurer königlichen Stadt Rom mächtige Zaubereien durch die Zauberkraft vollbrachte, die der Teufel in ihm bewirkte. Er wurde als ein Gott angesehen und von euch mit einer Statue als Gott geehrt. Diese Statue steht am Fluss Tiber, zwischen zwei Brücken, und trägt diese Inschrift in der Sprache Roms: ,Simoni Deo Santo‘ [Für Simon den heiligen Gott]. Und fast alle Samariter und selbst ein paar andere Nationen verehren ihn“ (The Ante-Nicene Fathers, „The First Apology of Justin“, Seite 171).
1574 fand man bei Ausgrabungen ein Stück Marmor auf einer Insel im Tiber mit der Inschrift „Semoni Sanco Deu Fidio“. Einige interpretieren dies als Hinweis auf eine Sabiner-Gottheit, Semo Sancus. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass es ein Teil der Statue war, die Justin der Märtyrer als die des Simon Magnus beschrieb.
Die Herausgeber des Buches The Ante-Nicene Fathers kommentieren hierzu: „Im Allgemeinen wird angenommen, dass sich Justin darin geirrt hat, dass die Statue zu Ehren des Simon Magnus errichtet sei. Diese Annahme gründet sich auf die Tatsache, dass man im Jahr 1574 ein Marmorstück mit der Inschrift ,Semoni Sanco Deo‘ auf einer Insel im Tiber gefunden hat, das wahrscheinlich zu dem Sockel einer Statue gehörte, die der Sabiner-Gottheit Semo Sancus errichtet worden war. Justin hat diese Inschrift angeblich mit der oben genannten verwechselt.
Dies ist uns immer als sehr schwacher Beweis erschienen, für den man die sehr genaue Aussage Justins in Frage stellt; eine Aussage, die er wohl kaum in einer Apologie an Rom zu machen gewagt hätte, wo jede Person die Genauigkeit seiner Aussage bewerten konnte. Wenn, wie angenommen, er einen Fehler gemacht hat, wäre dieser sofort aufgedeckt worden, und andere Autoren hätten die Geschichte nicht so oft wiederholt, wie sie es getan haben“ (ebenda, Fußnote, Seite 171).
Ob der Sockel der Statue nun dem Simon Magnus gewidmet war oder nicht, diese in der Bibel erwähnte Person wird auch in der Literatur des 2. und 3. Jahrhunderts bestätigt.
Saulus in Damaskus
Nachdem das Evangelium Samarien erreicht hatte, dehnte es sich nördlich nach Damaskus aus, wo eine dramatische Bekehrung stattfand – nämlich die des Saulus, der spätere Apostel Paulus. Nachdem Saulus in Damaskus angekommen war, sprach Jesus in einer Vision zu Hananias, einem der dort lebenden Christen: „Der Herr sprach zu ihm: Steh auf und geh in die Straße, die die Gerade heißt, und frage in dem Haus des Judas nach einem Mann mit Namen Saulus von Tarsus“ (Apostelgeschichte 9,11).
Die Straße mit dem Namen „Gerade“ war eine der Hauptstraßen Damaskus. Das Nachschlagewerk The Expositor’s Bible Commentary erklärt: „Die Straße mit dem Namen ,Gerade‘ war eine Ost-West-Straße, die immer noch einer der Hauptdurchgänge von Damaskus ist, die Derb el-Mustaqim. Auf jeder Seite standen Kolonnaden und an jedem Straßenende ein imposantes Tor . . . [Sie] war im Altertum wahrscheinlich genauso bekannt wie heute die ,Regent Street‘ in London oder ,Michigan Avenue‘ in Chicago. Die Wegweisung enthielt nicht nur den Namen der Straße, sondern auch das Haus, wo Saulus gefunden werden konnte“ (Longenecker, Seite 373).
Als die Juden Saulus in Damaskus verfolgten, seilten ihn seine Freunde in einem Korb von der Stadtmauer ab (Apostelgeschichte 9,25). Archäologen haben Teile dieser alten Mauer entdeckt, die die Römer errichtet hatten. John McRay schreibt: „Ein Teil der römischen Mauer wurde ungefähr 305 m südlich des Osttors (Bab Sharqi) unter der Pauluskapelle und einem Fenster gefunden. Unter dem heutigen ottomanischen Torbogen war diese kleine Kapelle von griechischen Katholiken über einem Tor aus der römischen Zeit gebaut worden. In der Tradition wird dieser Ort mit der Flucht von Saulus in einem Korb, der durch ein Fenster in der Mauer herabgelassen wurde, verbunden (2. Korinther 11,33)“ (Archaelogy and the New Testament, 1991, Seite 234).
Wunderschönes Cäsarea
In der Zwischenzeit war Petrus in Jerusalem wieder ins Gefängnis geworfen und dieses Mal durch Herodes Agrippa, den Enkel von Herodes dem Großen, zum Tode verurteilt worden. Vor ein paar Jahrzehnten ist auch dieser Herrscher als eine historische Figur durch den Archäologen Benjamin Mazar bestätigt worden, als er Gewichte mit Herodes Agrippas Namen und Titel fand, die auf das fünfte Jahr seiner Herrschaft datieren.
Als Herodes Agrippa von der wundersamen Flucht Petrus’ hörte, war er außer sich vor Wut. „Als aber Herodes ihn holen lassen wollte und ihn nicht fand, verhörte er die Wachen und ließ sie abführen. Dann zog er von Judäa hinab nach Cäsarea und blieb dort eine Zeit lang“ (Apostelgeschichte 12,19).
Cäsarea war eine imposante, künstlich angelegte Hafenstadt, die von Herodes dem Großen erbaut worden war. Der Name wurde zu Ehren des Augustus Cäsar gegeben. Die Römer machten Cäsarea zu ihrem Hauptquartier in Judäa. Herodes ließ sich dort auch einen herrlichen Palast errichten, wo er römische Beamte hofierte.
„In der Stadt standen viele typische Gebäude einer hellenistischen Stadt, wie z. B. ein Theater, Amphitheater, Hippodrom, Aquädukt, Kolonnaden und ein imposanter Tempel, der Cäsar gewidmet war“ (The Interpreter’s Dictionary of the Bible, 1962, Band 1, Seite 480). Die meisten Überreste dieser Gebäude wurden durch Archäologen gefunden, einschließlich einer Steinplakette, die Pontius Pilatus erwähnt.
„Ich gehörte von Anfang an zum Überwachungsteam bei den Ausgrabungen in Cäsarea von 1972 bis 1982“, schreibt John McKay. „Unsere Arbeit hat zum großen Teil die Eindrücke bestätigt, die Josephus in seinen Werken Jüdische Altertümer und Geschichte des Jüdischen Krieges von dem großen Umfang wiedergegeben hat, mit dem Herodes baute, um seine eigene Eitelkeit und die des Kaisers Augustus zu befriedigen“ (Archaeology and the New Testament, 1991, Seite 139-140).
Tod des Herodes Agrippas
Die Bibel berichtet auch von dem unerwarteten Tod des Herodes Agrippas in Cäsarea. „Und an einem festgesetzten Tag legte Herodes das königliche Gewand an, setzte sich auf den Thron und hielt eine Rede . . . Das Volk aber rief ihm zu: Das ist Gottes Stimme und nicht die eines Menschen! Alsbald schlug ihn der Engel des Herrn, weil er Gott nicht die Ehre gab. Und von Würmern zerfressen, gab er den Geist auf“ (Apostelgeschichte 12,20-23).
Josephus hat weitere Einzelheiten in seinem Bericht über den Tod von Herodes Agrippa festgehalten: „Am zweiten Tag begab sich Agrippa schon frühmorgens in einem Gewande, das mit wunderbarer Kunstfertigkeit ganz aus Silber gewirkt war, zum Theater. Hier nun leuchtete das Silber, das von den ersten Strahlen der Sonne getroffen wurde, in schimmerndem Glanze auf und blendete das Auge derart, dass man erschauernd sich abwenden musste.
Alsbald riefen seine Schmeichler ihm von allen Seiten zu, nannten ihn Gott und sprachen: ,Sei uns gnädig! Haben wir dich bisher nur als Mensch geachtet, so wollen wir in Zukunft ein überirdisches Wesen in dir verehren.‘ Der König machte ihnen daraus keinen Vorwurf und wies ihre gotteslästerlichen Schmeicheleien nicht zurück . . .
Bald stellten sich auch heftige Schmerzen in seinem Leibe ein . . . Noch fünf Tage lang ertrug er die Qual in seinen Eingeweiden, bis ihn dann endlich der Tod erlöste“ (Jüdische Altertümer, XIX, viii, 2).
Die Bibel und Josephus ergänzen sich. Josephus gab nicht den Ursprung der Bauchschmerzen an, aber die Bibel erwähnt, dass er von „Würmern“ herrührte. Dabei benutzte Lukas der Arzt das griechische Wort skolekobrotos. Das Wort bezieht sich auf Bandwürmer oder andere Darmwürmer, die großen Schmerz verursachen und sogar den Tod auslösen können, wie es hier der Fall war.
Unsere archäologische Entdeckungsreise durch den Bericht des Lukas in seiner Apostelgeschichte werden wir in der nächsten Folge dieser Reihe fortsetzen, um weitere Beweise für die Glaubwürdigkeit der Bibel zu finden.