Chefredakteur Paul Kieffer schreibt an die
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März-April 2008
Wenn es Ihnen so ergeht wie mir, dann freuen Sie sich auf den Frühling und das Wiedererwachen der Natur. Mit der Zunahme der Tageslänge spürt man draußen überall das Leben – ein wunderbares alljährliches Erlebnis. In diese Jahreszeit fällt ein traditioneller christlicher Feiertag, der mit einem anderen Wiedererwachen zum Leben zu tun haben soll, woran aber immer weniger Menschen in Deutschland glauben: Ostern. Auf diesen Feiertag selbst – und den Montag gleich danach, der dazu gehört – möchte man nicht verzichten. An die leibliche Auferstehung Jesu Christi, woran dieser Feiertag erinnern soll, glauben aber weniger als 40 Prozent der Deutschen – und dies mit abnehmender Tendenz.
Diese Statistik ist nur eines der Paradoxe um Ostern. Bemerkenswerter für mich ist die Tatsache, dass unter denen, die die Auferstehung Jesu ablehnen, auch solche Menschen sein müssen, die zu einer der großen christlichen Konfessionen in Deutschland gehören. Nach einer Statistik der Bertelsmann Stiftung sind zwei Drittel aller Deutschen katholisch oder evangelisch. Wer katholisch oder evangelisch ist, müsste auch Christ sein, oder?
Ein Vergleich dieser beiden Statistiken ergibt, dass unter den mehr als 60 Prozent der Deutschen, die die Auferstehung Jesu ablehnen, auch mancher Konfessionschrist zu finden ist. Ein weiteres Paradox um Ostern ist, dass man nach der Bibel eigentlich kein Christ sein kann, wenn man die Auferstehung Jesu ablehnt. Dann ist der „Glaube nichtig“ (1. Korinther 15,17). Dennoch gelten allgemein die Angehörigen der großen Konfessionen als Christen.
Der für mich größte Widerspruch in Bezug auf Ostern betrifft mich persönlich. Sehen Sie, ich gehöre zu einer kleinen Gruppe von Christen, die an den Tod und die Auferstehung Jesu glauben, wie diese Ereignisse in der Bibel geschildert werden. Weil gerade die Bibel der Maßstab für unseren Glauben ist, lehnen wir Ostern als christlichen Feiertag ab. Stattdessen halten wir, dem Beispiel Jesu, seiner Apostel und der ersten Christen folgend, das Passa. Manchmal kommt es vor, dass wir, weil wir Ostern nicht feiern, die Frage beantworten müssen, ob wir Atheisten oder sonst was sind. Nein, wir sind Christen, und die Wahrheit über die Auferstehung Jesu ist ein kostbarer Teil unseres Glaubens.
Warum lehnen wir Ostern ab? Es ist kein Geheimnis, dass Ostern als Feiertag des heutigen Christentums erst lange nach dem Ableben von Jesus und seinen Aposteln eingeführt wurde. Dieser Feiertag ist also, was seinen Ursprung angeht, nicht in der christlichen Tradition der frühen Kirche verankert. Der Name Ostern leitet sich bekanntlich von einer antiken Göttin ab, die in Europa als Ostara, die Göttin des Frühlings, bekannt war. Bei Ausgrabungen im Nahen Osten fand man Darstellungen dieser Göttin. In Babylon nannte man sie Ischtar. Von diesem Namen stammt übrigens bei den englischsprachigen Völkern die Bezeichnung für Ostern, Easter, ab.
So gibt es alljährlich das Paradox, dass diejenigen, die traditionsgemäß zu Ostern in die Kirche gehen, persönlich aber nicht an die Auferstehung Jesu glauben, als Christen angesehen werden. Doch das Christsein derjenigen, die von Jesu Auferstehung überzeugt sind und Ostern wegen seines Ursprungs ablehnen, wird manchmal in Frage gestellt. Erfahren Sie mehr in unserem kostenlosen Sonderdruck Der wahre Ursprung des Osterfestes .