Von der Redaktion
Die Bundestagswahl hat stattgefunden. Das Volk hat mit seiner Stimme entschieden. Obwohl die Zeitschrift Gute Nachrichten keine politische Partei vertritt und auch keine politischen Ziele verfolgt, gehören wir zu denen, die vom Ausgang der Wahl betroffen sind oder es durch die Politik der neuen Bundesregierung sein werden. Deshalb interessiert uns das politische Geschehen, auch wenn wir selbst nicht politisch engagiert sind.
Eine vor der Wahl gemachte Vorhersage hat sich bei der neuen Opposition nur teilweise erfüllt. Im Falle einer Niederlage des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl hatten etliche Beobachter eine „Verjüngung“, einen Generationswechsel, in der CDU/CSU vorausgesagt. Wie man jetzt meint, ist dies nur zum Teil geschehen.
Der interessanteste „Generationswechsel“ für uns als politisch neutrale Beobachter vollzog sich eindeutig bei der Regierungsübernahme durch die neue Koalition. Als erster Kanzler in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland verzichtete Gerhard Schröder bei seinem Amtseid im deutschen Bundestag auf die Schlußformel „so wahr mir Gott helfe“. Wir fragen uns, ob Gott nicht im Amtsverständnis des neuen Kanzlers vorkommt. Oder vielleicht trennt er Privates strikt von seiner öffentlichen Verantwortung. Schließlich hatte Herr Schröder als Schüler in der siebten Klasse einer damaligen Klassenkameradin nahegelegt, in stürmischen Lebenszeiten den Blick „nach oben“ zu richten, „zu dem Vater, der Dich sieht“.
Ein anderes Mitglied der neuen Bundesregierung hat seinem Verzicht auf die Eidesformel „so wahr mir Gott helfe“ ein sehr klares Wort hinzugefügt: der neue Umweltminister Jürgen Trittin. Herr Minister Trittin bekennt offen, Gott in der Vergangenheit nie gebraucht zu haben, und deshalb werde er ihn wohl auch in Zukunft nicht brauchen. Wir freuen uns wenigstens darüber, daß der neue Umweltminister nicht Gott selbst, sondern nur seine Hilfe in Frage stellt. Nun haben wir durch diese Art Generationswechsel ein wirkliches Paradox. Die biblische Schöpfungsgeschichte beinhaltet die Ermahnung des Schöpfers an den Menschen, die vom Schöpfer erschaffene „Umwelt“ zu pflegen und zu bebauen. Derjenige in Deutschland, der die übergeordnete Verantwortung dafür trägt, braucht anscheinend die Hilfe desjenigen nicht, der ihm diese Umwelt überhaupt „zur Verfügung“ gestellt hat.
Der „Generationswechsel“ weist noch einen dritten Aspekt auf. Dieser ist Gegenstand unseres Leitartikels. Soll dem Privatleben eines führenden Politikers bei der Beurteilung seiner „Funktionstauglichkeit“ Rechnung getragen werden? Seit Monaten wird im Falle des US-Präsidenten darüber diskutiert. Wir stellen dazu fest, daß die Meinung in dieser Frage eine Generationssache ist. Es wäre nämlich vor 50 Jahren für einen geschiedenen und wiederverheirateten Ehemann fast undenkbar gewesen, für ein führendes politisches Amt zu kandidieren. Heute kann man – mehrfach – geschieden und doch „wählbar“ sein. Das zwischenmenschliche Verhalten im Privatleben ist für die Politik scheinbar unwichtig.
Da sind wir wie Umweltminister Trittin ganz offen: „Diese Art Generationswechsel stimmt uns nachdenklich.“